Gegenliebe anflehte. Auf ihr an die
Götter gerichtetes Flehen um ewige Vereinigung mit ihm wurden ihre Leiber so verbunden,
daß ein Doppelgeschöpf, halb Mann, halb
Weib, Hermaphroditos genannt, entstand. Der Ursprung der Hermaphroditenidee ist wohl in den
asiatischen
Naturreligionen zu suchen, welche nicht nur monströse Zusammenstellungen von
Tier- und Menschengestalten
liebten, sondern auch den ihnen eignen
Dualismus, der besonders in der
Erscheinung des Männlichen und Weiblichen hervortritt,
durch Vereinigung zu überwinden strebten; von einer bloßen »Künstlergrille«
kann keine
Rede sein. Hermaphroditos war ein Lieblingsgegenstand der spätern verweichlichten griechischen
Kunst, die ihn bald auf dem
Lager
[* 2] in wollüstigem
Schlaf
(Statuen im
Louvre, in
Rom,
[* 3]
Florenz
[* 4] etc.), bald stehend in zärtlicher
Haltung
oder über seine eigne
Natur erstaunt, bald (in pompejanischen Wandbildern) von
Eroten oder ihn erstaunt betrachtenden
Satyrn
[* 5] und
Panen umgeben, bald auch von
Satyrn erhascht darstellte. Berühmt war im
Altertum besonders eine
Statue von Polyklet.
einer der sogen. apostolischen
Väter, nach früherer
Annahme identisch mit dem Röm.
16, 14. erwähnten Hermas In der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. verbreitete sich von
Rom aus eine ursprünglich griechisch geschriebene
Schrift unter dem
Titel: »Hermae pastor« (»Der
Hirt des Hermas«),
welche nach 140 ein
Bruder des römischen
BischofsPius I. verfaßt hatte.
Lange besaßen wir diesen eine letzte
Frist zur
Buße
verkündigenden, apokalyptischen
Roman nur in altlateinischen und äthiopischen Übersetzungen. Erst neuerdings ist das griechische
Original selbst aufgefunden worden und zwar in den beiden
Formen der
Leipziger (hrsg. von
Anger und
Dindorf, Leipz. 1856) und
der sinaitischen
Handschrift (hrsg. von
Tischendorf, 1863).
Hilgenfeld hat daraus einen lesbaren
Text (in
»Novum Testamentum extra
canonem receptum«, 2. Aufl., Leipz. 1880) und auch die altlateinische
Übersetzung hergestellt (»Hermae pastor. Veterem latinam interpretationem edidit«,
das. 1873). Die beste
Ausgabe besorgten
Gebhardt und
Harnack (Leipz. 1877).
Von seinen zahlreichen
Schriften sind zu nennen: »Systematischer
Grundriß der allgemeinen Experimentalchemie«
(Berl. 1791-1793, 4 Bde.; 3. Aufl.
1812-27, 5 Bde.);
»Grundriß der Färbekunst« (das. 1802; 3. Aufl. 1824, 2 Bde.);
»Allgemeine
Grundsätze der Bleichkunst« (das. 1804);
die weißen Winterpelze des
Hermelins, deren Wert sich nach der
Länge, Feinheit und
Weiße des
Haars und
nach der
Festigkeit
[* 12] der
Haut
[* 13] richtet. Nur
Sibirien und Rußland liefern Hermelinfelle. Die vorzüglichsten kommen aus
Barabinsk und
Ischim, minder gute aus
Jenisseisk und
Jakutsk. Früher war das Tragen der mit den schwarzen Schwanzspitzen des
Tiers geschmückten Hermelinmantel ein Vorrecht der
Fürsten. Jetzt sind sie in
England,
Frankreich,
Nordamerika
[* 14] und bei uns,
namentlich aber auch in
China
[* 15] und der Türkei
[* 16] eine allgemeine
Tracht geworden. Die Gesamtproduktion beträgt
an 400,000
Stück, wovon 350,000 aus dem russischen Nordasien stammen. Sehr häufig werden Hermelinfelle durch weiße
Kaninchenfelle ersetzt.
(griech.), im eigentlichen Wortsinn
Bilder des
Hermes
[* 17]
(Mercurius), der häufig unter dem
Bild eines viereckigen,
oben breitern, unten schmäler zulaufenden
Pfeilers
(Herme) verehrt wurde; dann allgemeiner gebraucht für
vierseitige
Pfeiler, die in
Büsten enden oder die mit dem Oberkörper einer menschlichen
[* 1]
Figur verbunden sind (s.
Abbildung). Von letzterer Form finden sich die schönsten, aus
Griechenland
[* 18] stammenden
Beispiele in
VillaLudovisi in
Rom.
Die erstere pflegt an den Seiten desPfeilers nahe am
Kopf je einen würfelartigen Vorsprung
(Hände, griech.
cheires, genannt) zum Aufhängen von
Kränzen, vorn einen aufgerichteten
Phallos (s. d.) zu haben. Die Entstehungszeit dieser
Kunstform ist noch dunkel. Die älteste Zeit kennt sie noch nicht. Erst in der letzten
Epoche der altertümlichen
Kunst finden
sich
Beispiele; diese verbinden aber den menschlichen Oberkörper, der bis zu den
Hüften reicht, mit dem
vierseitigen
Pfeiler und lassen sogar lebhafte
Bewegung der
[* 1]
Figur zu (so die
Herme eines Diskobols in
VillaLudovisi zu
Rom).
Später wird gewöhnlich
Kopf und
Pfeiler zusammen verbunden. Am häufigsten fanden sie sich in
Afrika,
[* 19] wo sie auf den
Heerstraßen zugleich als Wegweiser dienten; daneben wird auch
Arkadien als ihnen besonders geneigt geschildert. Wenn auf der
Herme das
Bild eines andern
Gottes oder
Heros als des
Merkur
[* 20] stand, so verband man den
NamenHerme mit dem
Namen des aufgestellten
Kopfes; daher die Benennungen Hermares
(Herme des
Ares),
[* 21] Hermathene (der
Athene),
[* 22] Hermerakles (des
Herakles),
[* 23] Hermeros (des
Eros),
[* 24] Hermapollon (des
Apollon),
[* 25] Hermamithras (des
Mithras), Hermalkibiades (des
Alkibiades, sehr zahlreich in
Athen).
[* 26] Der leichtern
Arbeit wegen behielt man auch in der höhern
Kunst die hermenartige
Darstellung bei. Gewöhnlich waren
die Hermen nackt, selten bekleidet oder mit charakteristischen
Attributen, desto häufiger mitInschriften
versehen, auch meist männlich. Von den Griechen kamen die Hermen zu den
Römern (vgl.
Terminus).
ältester Sohn des westgot.
KönigsLeovigild (569-586), vermählte sich mit Ingundis, Tochter des
Königs
Siegbert von
Austrasien und der
Brunhilde. Als
Leovigilds zweite Gemahlin, Goswintha, die fränkische
Prinzessin zum
Arianismus
zu bekehren suchte und die Widerstrebende deshalb
¶
mehr
mißhandelte, beschloß Hermenegild, seine Gemahlin zu rächen. Nachdem er das katholische Glaubensbekenntnis angenommen, empörte
er sich gegen den Vater, ward aber besiegt und ins Exil geschickt und, als er sich weigerte, zum arianischen Glauben zurückzukehren, 585 in
Tarragona enthauptet. Von seinen Glaubensgenossen wurde er als Märtyrer und Heiliger verehrt und später
kanonisiert.
Ritter, für 25 Dienstjahre, und wenn einer wenigstens 10 Jahre
Offizier ist.
Nach zehnjährigem Besitz des Ordens und stetem Dienst erhält der BesitzerPension und zwar die erste Klasse 10,000,
die zweite Klasse 4800, die dritte Klasse 2400 Realen. Die Zahl der Pensionäre ist seit 1852 herabgesetzt und zwar auf 60 Großkreuze, 160 Komture
(sogen. Sterne) und 270 Ritter. Das Ordenszeichen ist ein goldenes, achtspitziges, weiß emailliertes Kreuz
[* 29] mit silbernen Strahlen und goldenen Kügelchen an deren Spitzen; auf dem blauen Felde des runden Mittelschildes vorn das Reiterbild
des heiligen Königs Hermenegild (s. d.) mit der von einem grünen Lorbeerkranz umgebenen
Umschrift: »Premio a la constancia militar«, hinten F. VII. Die Großkreuze tragen das Kreuz von der rechten
Schulter zur linken Hüfte am Bande, dazu einen achtspitzigen silbernen Schuppenstern, auf dem das Kreuz liegt, mit dem obigen
Avers, umgeben von einem Lorbeerkranz;
Da man nun der Überzeugung lebte, jenen Typus in den Bekenntnisschriften zum Ausdruck gebracht zu haben, so lief dieser Auslegungskanon
in der Praxis auf die Monopolisierung einer gänzlich in den Dienst der Rechtgläubigkeit getretenen Auslegungskunst hinaus.
Das beste bei der Sache war noch, daß der Protestantismus der seit den Anfängen der kirchlichen Exegese
üblich gewesenen Allegorik, woraus die mittelalterliche Scholastik sogar einen vierfachen Schriftsinn gemacht hatte, entgegengetreten
und mit aller Bestimmtheit auf den Wortsinn (sensus literalis) als den einzigen Gegenstand der exegetischen Operation zurückgegangen
war.
Hierdurch waren auch in den Jahrhunderten der dogmatisch
befangenen Auslegung wenigstens die linguistischen,
lexikalischen, grammatischen Studien innerhalb der Theologie lebendig geblieben, und es konnte, als mit der Zeit auch der historische
Sinn wieder erwacht war, schon von J. A. Ernesti (»Institutio interpretis Novi Testamenti«, 1761) der alle großen Fortschritte
der neuern Exegese bedingende Grundsatz der »grammatisch- (besser: philologisch-) historischen
Auslegung« ausgesprochen und mit Klarheit durchgeführt werden. Es war zwar bezeichnend für die Zeit der theologischen Romantik
und der sie beherrschenden Gemütsbedürfnisse, wenn später vielfach eine sogen. theologische
Auslegung, als für die Bibel speziell in Betracht kommend, der philologisch-historischen Methode an die Seite gestellt oder
übergeordnet werden sollte.
Aber neuerdings ist man von solchen der Pektoraltheologie gemachten Zugeständnissen schon vielfach wieder
zurückgekommen, indem man als ihr berechtigtes Moment den psychologischen Faktor mit in die Aufgabe der historischen Auslegung
aufnahm und anerkannte, daß es, wenn die grammatisch-historische Auslegung ihr Werk gethan hat, darauf ankomme, ihr Resultat
in lebendige Beziehung zum religiösen Geistesleben der Gegenwart zu setzen, welches Geschäft alsdann
der sogen. praktischen Auslegung anheimfällt.
[* 17] griechischer Gott, Sohn des Zeus
[* 32] und der Maia, der Tochter des Atlas,
[* 33] geboren auf dem arkadischen
GebirgeKyllene (daher der Kyllenier genannt), zeigte gleich nach seiner Geburt die Grundzüge seines Wesens: Erfindungsgabe,
mit Anmut gepaarte Gewandtheit, List und Verschlagenheit. Wunderbar sich entwickelnd, springt er vier Stunden nach seiner Geburt
aus der Wiege, erfindet, indem er über die Schale einer SchildkröteSaiten spannt, die Lyra
[* 34] und singt auf
derselben die Liebe des Zeus und der Maia.
Von einem Gelüst nach Fleischkost ergriffen, eilt er in der Dämmerung nach Pierien und stiehlt 50 Rinder
[* 35] aus der Herde des Apollon,
die er rückwärts vor sich her treibt, indem er sich selbst Sandalen
[* 36] oder Zweige unter die Füße bindet,
und bei Pylos in einer Grotte verbirgt. Dann zu seiner Mutter am Kyllene zurückgekehrt, legt er sich in seine Wiege, als sei
nichts vorgefallen. Aber Apollon entdeckt durch seine Seherkunst den Dieb und bringt ihn vor Zeus. Durch dessen Ausspruch bekommt
Apollon seine Rinder wieder, überläßt sie aber dem Hermes willig gegen Abtretung der von jenem erfundenen Lyra, worauf Hermes zu
seinem eignen Gebrauch die bescheidenere Hirtenflöte (Syrinx) erfindet.
Pan,
[* 45] Priapos, Hermaphroditos, Daphnis von Sizilien
[* 46] u. v. a. werden als seine Söhne genannt. Ursprünglich war Hermes wohl »der Stürmende,
Eilende«, der Gott des Windes, daher er beflügelt gedacht wurde, dann der Fahrten und Reisen, endlich des Verkehrs und der Geschäfte
überhaupt. Als Gott der Reisen geleitet er denMenschen auch auf dem letzten Gang,
[* 47] dem in die Unterwelt;
daher heißt er Seelengeleiter (Psychopompos). Die älteste Form der Verehrung des Hermes ist die in Gestalt bloßer Steinhaufen.
In diesen Haufenward einPfeiler aufgerichtet, und indem an diesem Pfeiler der Phallos angebracht und später auch
der Kopf des Gottes angesetzt wurde, entstanden die Hermen (s. d.), welche ursprünglich zugleich als Wegweiser dienten und
mit sinnreichen Sprüchen versehen waren.
Mit den Eigenschaften der Schlauheit und der List hängt aufs engste sein erfinderisches Talent zusammen. Die philosophierenden
Mythologen nannten ihn den allgemeinen Hermeneus (»Dolmetsch«),
der die Sprache,
[* 48] die Buchstabenschrift
und damit die Möglichkeit des Gedankenausdrucks gegeben habe, was die Griechen sinnreich andeuteten, indem sie ihm von den
geschlachteten Tieren vorzugsweise die Zungen opferten. Auch die Palästra und die Gymnasien galten für seine Stiftungen, waren
ihm heilig und wurden nach ihm benannt. Eigentliche Feste dem Hermes zu Ehren waren die Hermäen, die, vorzugsweise
zu Athen, in den Gymnasien und Palästren gefeiert wurden. Der seinem Wesen nach so vielseitige Gott galt hier besonders als
Gott der gymnastischen Gewandtheit.
Nach einer andern Richtung hin
(als Abwehrer der Seuchen) wurde er in Tanagra (Böotien) verehrt; wieder eine andre Bedeutung
hatte sein Kultus auf Kreta (nämlich eine ähnliche wie die des Saturnus in den Saturnalien zu Rom). Der
Hauptsitz seiner Verehrung war aber Arkadien, und zwar stand er hier (besonders in Pheneos) als Gott der alten ländlichen
Bevölkerung
[* 49] in hohen Ehren. Als Gott des Handels wurde er mit dem römischen Mercurius (s. d.) identifiziert.
Zu den Attributen des Hermes gehört der Pilus, ein glockenartiger Hut,
[* 50] oder der Petasos,
[* 51] ein schattengebender, breitgekrempter
Reisehut. Schon bei Homer ist die Sohle des Hermes geflügelt; später erhielt er Flügel nicht bloß an den Sohlen, sondern auch
am Hut, am Stab
[* 52] und an den Schultern. Weiter gehört zu den Attributen der Hermes- od. Heroldsstab (s. Caduceus).
[* 53]
Die künstlerischen Darstellungen des Hermes waren so mannigfaltig wie seine Bedeutung; bald erscheint er als Hirt, bald als Dieb,
bald als Kaufmann (mit dem Beutel),
[* 54] bald wieder mit der Lyra oder als Götterbote oder als Herold. Der den Widder tragende Hermes der
alten Kunst ist auch in die christliche Symbolik als das herkömmliche Bild des guten Hirten übergegangen.
Die altertümliche Kunst stellte ihn bärtig, d. h. als kräftigen Mann, dar; frühzeitig aber machte sich
bei auch die jugendliche Bildung geltend. Er trägt kurzes, gelocktes Haar
[* 55] und hat forschenden, klugen Ausdruck des Gesichts.
Unter den erhaltenen Hermesstatuen sind vor allen das 1877 in Olympia ausgegrabene Meisterwerk des Praxiteles,
Hermes mit dem Dionysosknaben auf dem Arm
[* 17]
(Fig. 1), und eine lebensgroße Bronzestatue des ruhenden Götterboten (in Herculaneum
gefunden, jetzt im Museum zu Neapel)
[* 56] zu erwähnen. Als Vorsteher der Ringschule stellt ihn eine prächtige Marmorstatue im
Belvedere des Vatikans dar (früher fälschlich als Antinoos
[* 57] bezeichnet); streng durchgebildete Darstellungen des Hermes Logios,
d. h. des Vorstehers der rhetorischen Kunst, durch den Gestus der erhobenen rechten Hand
[* 58] charakterisiert, sind der »Hermes Ludovisi«
in Rom (Fig. 2) und der berühmte sogen. Germanicus im Louvre zu Paris.
[* 59] Als Gott des Handels undVerkehrs (mit
gefülltem Beutel in der Hand) erscheint Hermes in einer schö-
»Philosophische Einleitung in die christkatholische Theologie« (das. 1819; 2. Aufl. 1831-34, 2 Bde.),
»Christkatholische Dogmatik« (hrsg. von Achterfeldt, das. 1834-36, 3 Bde.)
versuchte an dem die kritische Philosophie nicht spurlos vorübergegangen war, eine Erkenntnistheorie aufzubauen, welche so
angelegt war, daß sie mit einer gewissen Notwendigkeit auf den katholischen Glauben führte (Hermesianismus), und zog allmählich
eine große Anzahl von Schülern (Hermesianer) heran, die bald die philosophischen und theologischen katholischen
Lehrstühle in Westfalen
[* 69] und Rheinpreußen einnahmen. Solange der ErzbischofSpiegel
[* 70] von Köln
[* 71] lebte, blieb der Hermesianismus
unangefochten; nach dessen Tod 1835 jedoch verdammte ein päpstliches Breve vom 26. Sept. denselben als ketzerisch; der neue Erzbischof,
Droste zu Vischering (s. d.), schritt sofort gegen die
Hermesianer ein. Umsonst suchten sich dieselben sogar in Rom zu rechtfertigen; die Verfolgungen dauerten fort, und die Professoren
J. W. Braun (s. d. 1) und Achterfeldt (s. d.) zu Bonn wurden auf Betrieb des erzbischöflichen KoadjutorsGeissel 1844 ihres Lehramtes
enthoben. Die Professoren des TriererSeminars sowie Baltzer in Breslau, der sich bereits unter den Einfluß
der Lehre
[* 72] von Günther (s. d. 2) begeben hatte, unterwarfen sich, womit aber die
Schikanen keineswegs aufhörten.
Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Trier,
[* 74] am Hochwald, 544 m ü. M., hat eine evangelische
und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei und (1885) 1593 Einw.
[* 17] Trismegistos, griech. Bezeichnung für den Mondgott der alten Ägypter, Tehut oder Thoth,
[* 75] eine der interessantesten
Gestalten der ägyptischen Götterwelt, dargestellt als Ibis oder mit dem Ibiskopf. Die Bedeutung desselben geht aus den
reichhaltigen Angaben hervor, welche die Monumente und aufgefundenen Papyrusrollen bieten. Als Mondgott
ist Thoth zugleich der Gott der Zeit und der Zeitabschnitte, da diese sich nach dem Mondlauf richten, sodann der »Messer«,
[* 76] der Gott des Maßes. Er repräsentiert überhaupt die gleichmäßige Ordnung der Welt, er ist der ihr innewohnende Geist der
Ordnung und der Gesetzmäßigkeit. So wird er der Vertreter des Geistes überhaupt und insbesondere der
Schutzgott aller irdischen Gesetze. Zugleich ist er der Gott der Intelligenz, der Anordner der gottesdienstlichen Gebräuche,
der Lehrer der Künste und Wissenschaften, der Erfinder von Sprache und Schrift, der Schutzherr der Bibliotheken. AlleSchrift der
Ägypter wird auf Tehut zurückgeführt, und ihre kanonischen Werke über die
¶
Schließlich hat Tehut auch eine funeräre Bedeutung: er ist es, welcher die Seelen der Verstorbenen »rechtfertigt«,
d. h. untersucht, ob sie gerecht und fromm gelebt haben, und ihnen, nach dem Ergebnis seiner
Erwägungen, die Vereinigung mit den Sonnengöttern gestattet. Als die Griechen den Thoth kennen lernten, identifizierten
sie ihn mit ihrem Hermes und gaben ihm den Beinamen Trismegistos (»der dreimal große«); schon in den
Hieroglyphen heißt Tehut mitunter »der dreimal große« oder häufiger
noch »der großegroße«, »zweimal
große«.
Bei den Spätern, den Euhemeristen, Neuplatonikern und Christen, galt Hermes Trismegistos für einen alten Weisen oder ägyptischen König,
welcher die Menschen belehrt und geheimnisvolle Bücher verfaßt habe. Es entstanden auch durch Vermischung griechischer
und ägyptischer Anschauungen eine Anzahl Schriften voll Mystik und Aberglauben, welche ihm zugeschrieben wurden und teilweise
noch erhalten sind. Auch bei den Syrern und Mohammedanern fanden diese griechisch-ägyptischen Anschauungen Eingang und haben
sich bei ihnen in mehrfachen Fassungen und vermengt mit andern Traditionen lange erhalten. Unter den erwähnten Schriften ist
besonders »Poëmander, s. de potestate ac sapientia divina«
(neu hrsg. von Parthey, Berl. 1854; übersetzt von Tiedemann, das. 1781) hervorzuheben; andre finden sich in J.L.Idelers »Physici
et medici graeci«, Bd. 1 (das.
1841); eine französische Übersetzung der meisten Stücke gab Ménard (»Hermès Trismégiste«, 2. Aufl., Par. 1868).
da diesem große geheimnisvolle Weisheit
zugeschrieben wurde, so daß derselbe durch magische Siegel, Schätze oder Gefäße zu verschließen verstanden
habe, heißt hermetisch versiegelt (hermetisch verschlossen) s. v. w. absolut
dicht verschlossen und wird besonders gebraucht von dem Verschluß eines Gefäßes durch Zuschmelzen, Zulöten etc., so daß
dessen Inhalt gegen alles Verdunsten, gegen das Eindringen mikroskopischer Keime etc. verwahrt wird.
2) Christl. Apologet aus dem Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrh., schrieb ein apologetisch-polemisches
Werk gegen die heidnische Philosophie, in welchem er dieselbe lediglich lächerlich machen will, darüber aber selbst komisch
wird. Neueste Ausgabe von Otto in »Corpus apologetarum«, Bd. 9 (Jena 1872).
(spr. ermih),Flecken im franz. DepartementPas de Calais, ArrondissementArras,
[* 81] an der Eisenbahn von Achiet nach
Marcoing, mit ausgedehnten unterirdischen Aushöhlungen und Bauten, welche als Zufluchtsort in Kriegsgefahr gedient haben
dürften, und (1881) 2504 Einw.
im Altertum dryopisch-dorische Stadt in Argolis, am BergPron und am Hermioneischen Meerbusen (der InselHydrea
gegenüber), besaß zahlreiche Tempel,
[* 83] darunter einen der Demeter Chthonia (berühmt als Zufluchtsort für
Verfolgte), und war eine blühende Handelsstadt.
Hermione, zu deren Gebiet die Küstenstädte Halike und Mases gehörten, wurde 464 von
Argos unterworfen, aber im Peloponnesischen Krieg wieder selbständig.
(spr. ermitahsch',Ermitage), franz. Wein, wächst in der Dauphiné (DepartementDrôme), am linken Rhôneufer,
auf einer Granithügelreihe in der Nähe von Valence. Roter Hermitage ist dunkel, feurig und schwer, boukettreich mit einem Anflug von
Himbeergeschmack. Er wird in seinen besten Lagen und Sorten zu den »grands vins« gerechnet. Weißer Hermitage wird
in Frankreich weniger geschätzt, kommt jedoch als Entreewein in Deutschland
[* 86] häufiger auf die Tafel als roter. Im Geschmack
ähnelt er dem weißen Burgunder. Die Weinberge sollen von Einsiedlern angelegt worden sein. Der deutsche Ritter von Sterimberg
erbaute hier 1225 eine Burg, welche im 14. Jahrh. Bernhardinermönche in ein Kloster verwandelten; diese
Mönche pflanzten die jetzt berühmten edlen Sorten an.
(Hermodatteln), die von den Blattansätzen befreiten Zwiebelknollen eines im Orient einheimischen, jedoch
nicht sicher gekannten Colchicum¶
mehr
(illyricum?), nach andern von der ägyptischen Iris tuberosa.
Sie sind plankonvex, breit-eiförmig, von der Größe einer Kastanie,
mit wenig hervorgezogener Spitze, außen blaßbräunlich, innen weiß, schmecken süßlich, schleimig, zuletzt etwas scharf
und wurden früher in der Medizin angewandt.
2) Namhafter griech. Rhetor, aus Tarsos in Kilikien, um 160 n. Chr., trat bereits im 15. Lebensjahr unter
Mark Aurel mit vielem Beifall auf und verfaßte ein treffliches Werk über die Redekunst in fünf Büchern, das ein außerordentliches
Ansehen genoß und lange das vornehmste Lehrbuch der Rhetorik blieb, daher es auch vielfach erklärt und exzerpiert wurde
(mit den alten Kommentaren und Scholien hrsg. im 1. Band
[* 88] der »Rhetores graeci« von Walz, Stuttg. 1832, und
ohne jene in der Sammlung von Spengel, Bd. 2, Leipz. 1854).
Das fünfte Buch, welches rhetorische Vorübungen (Progymnasmata) enthält, ist von Aphthonios (s. d.) umgearbeitet und von
Priscianus ins Lateinische übersetzt worden. Merkwürdig ist, daß Hermogenes schon im 24. Jahr seine Geisteskräfte
verlor und gleichwohl erst im Greisenalter starb.
der Prozeß, welcher aus Anlaß des Hermenfrevels (in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 415 v. Chr.
wurden in Athen die Marmorhermen von unbekannter Hand fast alle zerschlagen) das athenische Volk lange Zeit
in Aufregung versetzte und von den oligarchischen Klubs, die den Frevel wahrscheinlich auch veranlaßt hatten, benutzt wurde,
um in Abwesenheit der großen sizilischen Expedition durch falsche Angebereien Alkibiades und andre angesehene Bürger ins Verderben
zu stürzen und die demokratische Verfassung zu erschüttern.
Sohn des Hermon, ein edler sizil. Patriot aus Syrakus,
[* 89] bewog, um die Einmischung der
Athener abzuwehren, die dorischen und chalkidisch-ionischen Pflanzstädte auf dem Friedenskongreß zu Gela (424 v. Chr.), ihrem
Streit ein Ende zu machen. Als die Athener infolge neuer Zwistigkeiten in Sizilien 415 die große Heerfahrt gegen die Insel unternahmen,
riet er erst vergeblich zu rechtzeitigen Rüstungen, ward aber, als die Feinde sich Syrakus näherten,
zum Feldherrn erwählt, leitete die Verteidigung der Stadt und stürzte 413 die Athener durch seine Hinterlist völlig ins Verderben.
Mit einer Flotte von 22 Schiffen zog er 412 den Spartanern nach dem Ägeischen Meer zu Hilfe und kämpfte
daselbst mit Auszeichnung, wurde aber in seiner Abwesenheit von der inzwischen zur Herrschaft gelangten Demokratie unter Diokles
verbannt und bei einem Versuch, mit bewaffneter Hand seine Rückkehr nach Syrakus zu erzwingen, im Straßenkampf 408 erschlagen.
Um seine noch immer zahlreiche Parteian sich zu fesseln, heiratete der ältere Dionysios die
Tochter des
Hermokrates.
der seit dem Altertum gebräuchliche Name für den südlichsten Teil des Antilibanon in Syrien, östlich von den
Quellen des Jordan, den er hauptsächlich nährt, unter 33½° nördl. Br. Dieses heute Dschebel el Scheich genannte, etwa 25 km
lange Gebirge steigt im Kasr-Antar bis 2860 m an, besteht meist aus Kalk und dazwischen vulkanischen Gesteinen
und trug auf seinem aussichtsreichen Gipfel einst einen Tempel. Heute wie in alter Zeit liefert er den Umwohnern den Luxusartikel
des Schnees und Eises, die im Sommer aber nur in tiefen Schluchten sich halten. Nicht zu verwechseln damit ist der
sogen. Kleine Hermon (Dschebel el Dahy), ein 553 m hoher Berggipfel in Palästina,
[* 90] südwestlich vom Tabor und dem SeeGenezareth.
1) (Nieder-Hermsdorf) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis
[* 95] Waldenburg,
[* 96] hat bedeutenden Steinkohlenbergbau,
Bereitung von Koks, Teer, Ammoniak, Gas und (1885) 6553 meist evang. Einwohner. - 2) Hermsdorf unterm
Kynast, Dorf im Regierungsbezirk Liegnitz,
[* 97] KreisHirschberg,
[* 98] am Fuß des Riesengebirges (Burgruine Kynast), 345 m ü. M.,
hat ein Amtsgericht, eine Maschinenfabrik, Glasschleiferei, Glasgravierung, Glasmalerei,
[* 99] Zündholz-, Holzstoff- und Möbelfabrikation,
Holzdrechslerei, Ziegeleien und (1885) 1951 meist evang. Einwohner.
- 3) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, KreisGoldberg-Haynau, hat eine gehaltreiche erdige Eisenquelle mit Bad,
[* 100] ein
Moorbad, eine Kaltwasserheilanstalt, Korbwarenfabrikation und (1885) 700 evang.
Einwohner.
ein german. Volksstamm, zu den Sueven gehörig, der kurz vor ChristiGeburt von Domitius Ahenobarbus in Süddeutschland
zwischen Main und Donau angesiedelt wurde (s. Karte »Germanien« etc.). Sie waren treue
Verbündete der Römer
[* 101] und standen als die einzigen von allen Germanen mit denselben in friedlichem Handelsverkehr
(Tacitus, Germ., 41). 20 n. Chr. vertrieben sie unter Anführung eines gewissen Vibilius den GotonenCatualda, welcher sich der
Herrschaft über die Markomannen in Böhmen
[* 102] bemächtigt hatte, und 50 mit den Lygiern vereint den Suevenkönig Vannius, welcher
mit Erlaubnis der Römer zwischen den Flüssen Marus (March) und Cusus (Waag) ein Reich gestiftet hatte. 58 stritten
sie glücklich mit den Katten um den Besitz der Salzquellen in der Nähe des Grenzflusses, der Werra. 152 ^[Diese Zahl am Seitenende
ist richtig!]
¶