Bartolus schrieb einen
Traktat:
»De armis et insigniis«, der nachmals oft gedruckt worden, und dessen litterarischer Einfluß
fünf
Jahrhunderte hindurch zu verfolgen ist. Er beschäftigt sich mit verschiedenen
Fragen des Wappenrechts
und mit der mehr technischen
Frage, wie die
Wappen
[* 3] abzubilden und zu malen sind, mit den
Begriffen von rechts und links in den
Wappen sowie mit der
Symbolik der
Farben. Die
Schrift des
JohannesRothe, genannt »Ritterspiegel«, ist erst durch
KarlBartsch (in
den »Mitteldeutschen Gedichten«) veröffentlicht worden.
Sie ist nur teilweise eine heraldische Lehrschrift und behandelt zuerst den Ursprung der
Wappen, die
Symbolik der
Bilder und
die für das Entwerfen der
Wappen maßgebenden Anhaltspunkte. Der
ZüricherChorherrFelix Hemmerlein widmete in seinem um 1440 geschriebenen
Traktat
»De nobilitate et rusticitate« der Wappenlehre ein besonderes
Kapitel, welches im wesentlichen auf
der frühern
Arbeit des
Bartolus beruht.
Neu ist darin der
Versuch einer Geschichte der
Wappen, und besonders wertvoll ist die
Schrift dadurch, daß Hemmerlein derselben den »Clipearius« des
ChorherrnKonrad vonMure (gest. 1281), eine
Beschreibung zahlreicher
Wappen in lateinischen
Reimen, einverleibt und dadurch vor dem
Untergang bewahrt hat.
Während sich in
Deutschland
[* 4] die Heraldik in diesem
Rahmen fortbewegte, hatte die französische eine wesentlich andre
Richtung genommen.
Gerade der Teil, welcher in
Deutschland absolut vernachlässigt wurde, hatte in
Frankreich seine ausschließliche
Pflege gefunden:
die konsequente Durchbildung der Kunstsprache.
Schon der
Traktat von
Clément Prinsault von 1416 enthielt
die Hauptzüge der in
Frankreich noch heute gültigen, sehr klaren und bestimmten
Terminologie und damit das
Wesen der französischen
Heraldik überhaupt.
Ein gut gelungener
Versuch, beide
Richtungen zu vereinigen, wurde von dem
BurgunderBartholomäus Cassaneus gemacht, der in seinem
»Catalogus gloriae mundi« (1529) die bis dahin umfangreichste
Lehrschrift über die
Wappen verfaßte. Das Werk fand in
Deutschland große Verbreitung (allein in
Frankfurt
[* 5] a. M. erschienen 4
Auflagen
desselben) und mußte hier um so brauchbarer sein, als da die
Kunst des
Blasonierens völlig verloren gegangen war, ein Umstand,
der wesentlich mit dem
Verfall der Heroldsinstitute zusammenhängt.
In dem »Adelsspiegel« des
Predigers Cyriacus
Spangenberg (2. Teil,
Schmalkalden
[* 6] 1594) werden die verschiedenen
in der Heraldik Verwendung findenden
Figuren nach
Klassen aufgezählt, woran sich eine symbolisch-theologische
Auslegung der Wappenbilder
und
Farben anschließt. Nach ihm bedeutet
Schwarz:
Klugheit und Fürsichtigkeit,
Tötung des alten
Adams und
Absterben der
Welt.
Balken,
Sparren sollten daran erinnern, daß
Lande,
Dörfer und
Städte in baulichem
Wesen gehalten,
Acker und
Land nach Notdurft bestellt und die
Straßen rein und sicher gehalten werden etc. Eine Zeit des Überganges eröffnete der
Nürnberger Ratsherr
GeorgPhilipp Harsdörffer (1643), der mehreren Teilen
seiner Gesprächspiele Unterhaltungen über die
Heroldskunst einflocht, derenInhalt überwiegend aus den französischen Lehrschriften geschöpft ist.
Die
Einteilung des
Schildes ist hier zum erstenmal behandelt und eine
Summe von Kunstwörtern in die
deutsche Litteratur eingeführt.
Einige Jahre später schrieb Harsdörffer (im »Schauplatz lust- und lehrreicher
Geschichte«) einen andern
Traktat über die
Lehrsätze der Heroldskunst. Auch die wissenschaftlichen
Einleitungen zum
sogen. »Fürstschen Wappenbuch« (1655) sind
von ihm verfaßt. Einen ähnlichen
Versuch machte der
Kanonikus bei St.
Andreas in
Köln,
[* 7]
Ägidius Gelenius, im J. 1645
(»De sacra
et civili magnitudine
Coloniae«),
jedoch mehr in Anlehnung an die Lehrschrift (1638) des römischen
JesuitenSilvester a
PetraSancta. Er entwickelt die allgemeinenGesetze der Heroldskunst und gibt ein nach Bildern geordnetes rheinisches
Wappenbuch. Die
Bahn für die ganze spätere
Entwickelung der Heraldik brach der berühmte Theolog
PhilippJakobSpener.
Schon sein
Kommentar
über das sächsische
Wappen (1668) hatte allgemeines Aufsehen erregt,
weil er mit der bisherigen
Methode, die
Wappen symbolisch
auszulegen, gründlich brach und zum erstenmal die
Wappen historisierte.
Demnächst erschien im J. 1680 der spezielle Teil seines heraldischen Werkes
(»Historia insignium illustrium«),
im J. 1690 der
allgemeine Teil (»Insignium theoria«). Mit großem Verständnis wußte
er das französische
System des Blason der deutschen Eigenart anzupassen. Auf seinen
Schultern steht die ganze moderne Heraldik.
SeinSystem ist folgendes: Wesentliche
Bestandteile des
Wappens sind der
Schild
[* 8] und
Helm, mit dem, was darin und darauf steht. In Bezug
auf den
Schild beschreibt er die vorkommenden Schildesteilungen, mit Anführung der entsprechenden Kunstworte und zahlreicher
Belege.
Dann geht er zu den
Tinkturen (heraldischen
Farben, s. d.) und zu den
Figuren über, von welch letztern
er ein festes Einteilungsschema begründet. Demnächst handelt er von den
Helmen,
Kronen,
[* 9]
Hüten, Helmdecken und Helmzeichen
und zum
Schluß von den Nebenstücken des
Wappens, von den
Beizeichen
[* 10] und den redenden
Wappen. König
Friedrich I. von
Preußen
[* 11] schätzte die heraldischen
VerdiensteSpeners so hoch, daß er ihm eine
Pension von 300 Thlr. zuwendete,
die nach dessen
Tod auf seine
Söhne überging.
Von den Lehrschriften, die in dieser Zeit erschienen, ist die
Mehrzahl dazu bestimmt, als Unterlage für
den Schulunterricht zu dienen. Als
Autoren traten auf: F. W.
Schumacher (1694), J. A.
Rudolphi (J. A. Kroll von
Freyen, 1698),
C. Gottschling (1706), C. Bussing (3. Aufl. 1713), J. W.
Trier
[* 14] (1714),
E. G.
Rink(1726),Phil.
Schlosser (1729),
S. J. Jungendres
(1729), J. S. Beckenstein (1731), M. Schmeizel (2. Aufl. 1734), J. E. Zschackwitz (1735), J. A.
Stiehl (1757), J.
Chr.
Gatterer (1766, 1773 u. 1791), J. P. Reinhardt (1778), J.
Chr. Siebenkees (1789), G. M.
Gruber (1789),
Feßmaier (1802), U. F.
Köpp (1831), F. Pietschke (1841),
Christian¶
mehr
SamuelBernd (1841, 1849 und 1856), F. Freiherr v. Biedenfeld (1846), Wilh. v. Chézy (1848), G. Hesekiel. Rink und sein heraldischer
Schüler J. D. Köhler machten zuerst die Siegel des Mittelalters für die Heraldik nutzbar. Im allgemeinen herrschte jedoch die Neigung
vor, die Wappenkunst nicht vom historischen, sondern vom philosophischen Standpunkt zu behandeln. Von
tüchtigen Monographisten, die sich um den gelehrten Schulkram wenig kümmerten, sondern auf die Siegel des Mittelalters zurückgingen,
sind der fränkische PfarrerSam. Wilh.
Ötter (um 1750) und der brandenburgische ArchivarPhil. Wilh. Gercken (1781) zu erwähnen. Was die oben genannten Autoren aus
der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts betrifft, so sind Kopp und Bernd bemüht, den Ursprung des Wappenwesens
auf das klassische Altertum zurückzuführen; v. Chézy machte den verunglückten Versuch, die Heraldik durch feuilletonistische Behandlung
interessant zu machen. Biedenfeld und Hesekiel sind Nachtreter Bernds. Trotz dieses Nachlebens der mittlern Schule war über
dieselbe doch schon seit den territorialen Umwälzungen im Beginn des Jahrhunderts, welche mit den alten
Rechtsansprüchen tabula rasa gemacht hatten, der Stab
[* 16] gebrochen.
Nicht minder bedeutungsvoll auf einem andern Gebiet war das Eintreten Friedrich Hoffstadts (1840), der die als Zweig der Ornamentik
wiederherstellte und in der Bildung der Wappen eine Zierde des gotischen Stils erkannte. In der letzten Richtung mit Zuhilfenehmen
der Waffenkunde bauten J. Heraldik v. Hefner-Alteneck (»Trachten des christlichen Mittelalters«, Frankf. 1840-54),
O. v. Hefner (»Handbuch der Heraldik«, Nürnb.
1861, Bd. 1),
Hinsichtlich der
heraldischen Farben galten früher zwei Regeln: KeinWappen soll ohne triftigen Grund mehr
als zwei Farben haben, denn in der Farbensymbolik des Mittelalters war die Buntheit ein Sinnbild der Unbeständigkeit. Die zweite
Regel ist: jedes Wappen muß Gold oder Silber haben; anders ausgedrückt: Metall darf nicht auf oder neben Metall, Farbe nicht auf
oder neben Farbe zu stehen kommen. Auf die Beachtung dieser letztern Regel wurde sehr streng gehalten, und die Herolde erklärten
alle Wappen für falsch, die derselben widersprachen.
Edelleute mit solchen falschen Wappen wurden zu keinem Turnier zugelassen. Nur das Wappen des KönigreichsJerusalem,
[* 21] welches
die beiden Metalle zeigt, wurde für richtig gehalten, weil hier die Farbenzusammenstellung nach der Heroldssage
einen monumentalen Charakter haben soll. Die spätere französische Heraldik nannte solche Wappen etwas vorsichtiger armes à
enquérir, um damit anzudeuten, daß die Sache einer nähern Prüfung bedürftig sei, was die deutsche Zopfheraldik mit »Rätselwappen«
übersetzt hat.
Die Regel hat übrigens in der Optik ihre gute Begründung, da sich die Farben von Metallen in einiger Entfernung
viel besser abheben, während Gruppierungen, die nur aus Metallen oder nur aus Farben bestehen, ineinander verschwimmen. In
nichtfarbigen Darstellungen werden die heraldischen Farben durch die Schraffierung
[* 22] (s. d.) angedeutet. Im Texte der Wappenbeschreibungen
wird Gold durch G., Silber durch S., Rot durch R., Blau durch B., Schwarz durch das Zeichen #, Grün durch
Gr. angedeutet.
der berühmte Heratempel zwischen Argos und Mykenä,
[* 23] brannte 429 v. Chr. ab, wurde aber von dem Argiver Eupolemos
im dorischen Stil wieder aufgebaut und von Polyklet mit kostbaren Kunstwerken geziert, unter denen namentlich
die kolossale, aus Gold und Elfenbein gearbeitete Statue der Göttin berühmt war (s. Hera).
[* 24]
Im Herbst 1854 und neuerdings (1880)
sind dort Ausgrabungen veranstaltet worden, welche die geringen Reste des sehr umfangreichen Tempels zu Tage gebracht haben.
die westlichste Provinz von Afghanistan,
[* 25] am nordöstlichen Abfall des Tafellandes von Iran,
grenzt an das Land derHazara im O., Seïstan im S., Persien
[* 26] im W., während die Grenzen
[* 27] gegen Rußland im N. noch einer Regelung
harren, und umfaßt etwa 160,000 qkm (2100 QM.) mit 800,000 Einw.
Am Westende des Hindukuschgebirges gelegen, zwischen dessen Ausläufern Sefidkoh und Ghor (Paropamisus)
im N. und dem Sijakoh im S. der Hauptstrom des Landes, der Heri Rud, nördlich nach der Turkmenensteppe abfließt, während
vom Nordabhang des Sefidkoh der Murghab seine Wasser empfängt und am Ghoratzweig des Sijakoh der Harud entspringt und nach
S. abfließt, ist das Land nach N., W. und S. geöffnet.
Frühjahr und Herbst sind mild und erfrischend. Die Hitze des Sommers wird durch Westwinde, die in dieser Zeit vorherrschen,
gemäßigt; der Winter zeigt zwar als größte Temperaturerniedrigung -19° C., aber solche Kälte hält nur wenige Stunden
an, der Schnee
[* 28] bleibt höchstens 14 Tage lang liegen. Die Hauptflüsse des Landes sind zur Bewässerung fleißig
benutzt. Die Fruchtbarkeit der Provinz ist sprichwörtlich; Getreide
[* 29] aller Art wird selbst jetzt noch ausgeführt, obgleich
unter den Kriegsleiden, welchen das Land seit einem Jahrhundert ausgesetzt ist, neun Zehntel der Dörfer verschwunden sind.
Herat besitzt große Bergwerke auf Eisen
[* 30] und Blei,
[* 31] auch ist es berühmt wegen seiner Pferde,
[* 32] welche nebst Seide,
[* 33]
¶
mehr
Asa foetida, Safran, Pistazien, Harz und Manna zur Ausfuhr kommen. Die Bewohner sind im Grundstock Perser, wurden aber im Lauf
der Jahrhunderte mit türkischem Blut so stark vermischt, daß sie weniger schön sind als die Perser und Afghanen. Nomaden sind
nur im SO. zahlreich.
Vgl. Malleson, Herat, the granary and garden of Central Asia (Lond. 1880).
Die Stadt Herat, Hauptstadt der Provinz, heißt ihrer fruchtbaren Umgebung wegen bei den Persern »Perle der Welt« und liegt im
schönen Thal
[* 35] des Heri Rud, mit dem sie durch Wasserleitungen verbunden ist, und bildet ein längliches Viereck,
[* 36] das früher
von einer in 15 m hohen Lehmmauer mit sechs Thortürmen aus Ziegeln und mit einem Wassergraben umgeben
war, in neuester Zeit aber mit Hilfe englischer Offiziere zu einem stark befestigten Waffenplatz umgeschaffen wurde. Die Hauptstraße
geht vom Nordost- zum Südthor, hier konzentriert sich Handel und Verkehr, hier liegen die Bazare und Karawanseraien; im übrigen
bildet ein Labyrinth von engen und schmutzigen Gassen mit schmalen Häusern und von allerlei Unrat angefüllt.
Im NW. liegt die aus Ziegeln aufgeführte Citadelle Chakhar Bagh.
Die große Moschee ist in Verfall. Mit Wasser wird die Stadt durch eine Leitung aus dem Heri Rud versorgt. In der Umgegend erinnern
zahlreiche Ruinen an den ehemaligen Glanz der Stadt. Die Zahl der Einwohner (Perser, Afghanen, Tadschik,
Belutschen, Tataren, Hindu, Juden) wurde 1878 vom Obersten Swodekow auf 50,000 geschätzt, deren bedeutendste Industrieerzeugnisse
Schwerter,
[* 37] Teppiche, dann Röcke und Mützen aus Lammfell sind. Strategisch bildet Herat den Schlüssel zu Afghanistan und Indien von
W. her; über Herat nahmen alle persischen Eroberer den Weg nach Indien, der ganze Karawanenhandel folgt
noch jetzt einzig dieser Straße. Daher die wiederholten Anstrengungen der Perser, Herat in ihre Gewalt zu bringen, und die Bemühungen
der Russen wie Engländer, ja von seiten der letztern sogar 1856 ein Krieg gegen das von Rußland abhängige
Persien, um Afghanistan den Besitz von Herat zu erhalten.
Herat, in den altpersischen Schriften Haräva, bei den alten Geographen Aria genannt, wurde bei der EroberungPersiens durch die
Kalifen im 7. Jahrh. mit ganz Chorasan dem Kalifat unterworfen. 1036 von den Seldschukken erobert, nahmen in der Mitte des 12. Jahrh.
die Sultane von Ghor ihren Hauptsitz in und die Stadt erreichte unter ihnen eine hohe Blüte.
[* 38] Ende des 12. Jahrh. fiel Herat in
die Hände der Schahs von Chorazm und 1220 in die Dschengis-Chans, welcher die Stadt zerstören ließ.
Wieder aufgebaut, wurde sie 1291 nochmals von den Mongolen zerstört. 1381 mußte sie sich mit ChorasanTimur unterwerfen; dessen Nachfolger ließen aber die frühern Fürsten gegen Zahlung eines Tributs fortbestehen. 1507 wurde
die Stadt von den Uzbeken erobert, kam 1510 durch IsmaelSophi an Persien und blieb bei diesem, bis sie 1715 von den Afghanen
erobert, an Persien 1735 wieder verloren, aber 18 Jahre später zurückerhalten wurde. Zu einer selbständigen
staatlichen Existenz gelangte Herat 1823 mit Kamran, der den TitelSultan annahm, den Persern gegen die Russen zu Hilfe eilte, aber
am Kampf im Kaukasus und an der Niederlage der Perser wegen Friedensschlusses nicht mehr teilnahm.
Während des englisch-afghanischen Kriegs (1838-42) nahmen die Perser das alte Projekt wieder auf, an sich
zu bringen; der Versuch scheiterte aber an der Kriegstüchtigkeit der Herati und an dem diplomatischen
Schutz, den sie bei
den Engländern fanden. Eine zahlreiche englische Gesandtschaft unter MajorTodt, deren Mitglieder bis nach Chiwa vordrangen,
befestigte den englischen Einfluß. Zu neuer Einmischung Persiens kam es 1852, als JarMohammedChan starb,
der sich 1842 durch Ermordung des Fürsten vom Minister zum Herrscher emporgeschwungen hatte.
Der Rauch erregt die Geruchsorgane durch seinen brenzlig-bituminösen, etwas stechenden Geruch und macht
überhaupt einen unangenehmen Eindruck auf den menschlichen Körper. Derartige Erscheinungen sind vielfach beobachtet, von besonderer
Stärke und Ausdehnung
[* 45] im Jahr 1783, wo sich diese Trübung zuerst vereinzelt, aber vom 18. Juni an in dem größten Teil Europas,
ja bis nach Asien
[* 46] und Afrika
[* 47] hin zeigte. Am häufigsten treten diese Nebel im nordwestlichen Deutschland
und in Holland auf und zwar in den Monaten Mai, Juni und Juli; sie erstrecken sich aber auch auf die anstoßenden Länder, und
in allen Erdteilen ist das Phänomen temporär mehr oder minder entwickelt beobachtet worden. Ebenso wie der Herauch des
Jahrs 1783 aus den großartigen vulkanischen Ausbrüchen erklärt wird, die in diesem Jahr in Kalabrien und Island
[* 48] stattfanden,
erscheint der im nordwestlichen Deutschland alljährlich auftretende als Folge des Moorbrennens. Wird auf den Mooren stark gebrannt,
so
¶
mehr
ist gegen Mittag der Rauch an der Erde häufig so dicht, daß man in einer Entfernung von 100 Schritt keinen Gegenstand mehr erkennen
kann. Diese ungeheure Rauchmasse wird vom Wind fortgetrieben, aber sie erneuert sich immer wieder, bis gegen Abend die Feuer
allmählich erlöschen. Bei heiterm Wetter,
[* 50] bei welchem das Moorbrennen nur stattfinden kann, herrschen
meistens nördliche und nordöstliche Winde,
[* 51] und daher erhalten die Gegenden südwestlich, südlich und südöstlich von dem
Moorbezirk den meisten Rauch.
Daß der und der Moorrauch identisch sind, kann zunächst aus ihrer Gleichartigkeit in Bezug auf Geruch, Schwächung der Sonnenstrahlen
und Färbung der Sonnenscheibe
[* 52] geschlossen werden sowie aus dem häufigern Auftreten des Herauchs in Gegenden,
die den Hauptmooren näher liegen, als in solchen, die entfernter von ihnen sind. Außerdem folgt die Identität von Moorrauch
und Herauch daraus, daß man erstern mit der Windrichtung verfolgen und sich davon überzeugen kann, wie er immer
später und später in größern Entfernungen als Herauch auftritt. Herauch wird auch durch zufällig entstehende
Moor- und Waldbrände erzeugt.
Auf diese Weise erklärt sich das Auftreten von Herauch im größten Teil von Europa
[* 53] im Jahr 1834 sowie im November 1819 in Oberkanada.
Daß der Herauch in der That lästig und sein penetranter Geruch unangenehm ist, kann nicht geleugnet werden;
aber er selbst erzeugt, wie schon Prestel in Emden,
[* 54] welcher die umfassendsten Untersuchungen über den Herauch angestellt hat, sagt,
weder Dürre noch Kälte; er vertreibt weder den Regen, noch löst er Gewitter auf. Eine schädliche Wirkung des Herauchs ist
nach keiner Seite hin konstatiert. Zur Hebung
[* 55] der Moorkultur wurde 1870 ein Verein gegründet und 1872 eine
Zentralmoorkommission ins Leben gerufen, unter deren Einfluß das Moorbrennen und mit ihm der Herauch bald völlig verschwinden
dürfte. Vgl. Moor.
dem »The legend of St. Loy« (1821) folgte. Heraud wurde darauf als
Mitarbeiter an der einflußreichen »Quarterly Review« zugelassen und erhielt etwas später den Posten eines Mitredakteurs von
»Fraser'sMagazine«. Er veröffentlichte nun zwei größere Gedichte: »The descent into hell« (1830) und
»The judgment of the flood« (1834),
die beide späterhin umgearbeitet und vermehrt wurden;
ferner die Werke: »Wife or no wife«, »Agnolo Diora«,
»Life and times of Girolamo Savonarola«.
Auch übertrug er Legouvés »Medea«. Beachtung erwarb sich sein
Buch »Shakspere, his inner life as intimated in his works« (1865).
Zur Dichtkunst kehrte er zurück mit einem Band
[* 57] gesammelter Gedichte: »The In-gathering« (1870),
worauf ihm der französisch-deutsche
Krieg Veranlassung gab zu der epischen Arbeit »The war of ideas« (1871).
Seine letzten Werke sind: »Uxinal, an antique love story« (1877)
und »Macée de Leodepart«, historischer Roman (1878).
Gegen die Küste hin verflachen sich die Berge zu sandigen und sumpfigen Ebenen und zu der Kette von Lagunen (Etangs), welche die
ganze Mittelmeerküste von den Pyrenäen bis zur Steilküste der Provence begleiten. Der Etang de Thau ist
unter ihnen der größte (gegen 80 qkm). Bewässert wird das Departement vom Hérault mit der Ergue, dem Orb, dem Lez etc.
Außerdem sind namentlich der Canal du Midi und der des Etangs, welcher von Aigues-Mortes bis Cette durch die Strandseen führt,
zu erwähnen.
Das Klima
[* 59] ist mild, heiter und, von der Umgebung der Etangs abgesehen, gesund, wenn auch Trockenheit, Hitze
und Staub im Sommer sehr lästig sind. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 14,4° C. Die Einwohner,
(1881) 441,527, reden das languedocsche Patois. Das Land liefert Weizen, Gerste,
[* 60] Hafer,
[* 61] Buchweizen über den Bedarf und war bis
auf die Verheerungen der Phylloxera in Bezug auf Weinbau das wichtigste DepartementFrankreichs; die Weinberge bedeckten gegen
200,000 Hektar und ergaben bis 15 Mill. hl teilweise sehr geschätzte Weine (Muskat von Lunel und Frontignan etc.). Gegenwärtig
ist die mit Reben bepflanzte Fläche auf 64,000 Hektar und die Ernte
[* 62] auf 4-5 Mill. hl gesunken.
(spr. eroh, lat. Heraldus), Didier, Philolog und
Rechtsgelehrter, geboren um 1579, wurde schon 1598 Professor des Griechischen in Sedan,
[* 65] gab jedoch, als Protestant in religiöse
Händel verwickelt, diese Stelle auf, wurde in Paris 1611 Parlamentsadvokat und starb, mit dem früher befreundeten Salmasius
zuletzt arg verfeindet, im Juni 1649. Seine bedeutendsten Schriften sind: »Adversariorum libri II« (Par.
1599);
»Rerum judicatarum libri II« (das. 1640);
»Observationes ad jus atticum et romanum« (das.
1650);
im allgemeinen derjenige, welcher das Erscheinen einer Druckschrift vermittelt. Im engern Sinn
ist der Herausgeber von dem Verfasser wie von dem Verleger und auch von dem Redakteur zu unterscheiden, indem man namentlich bei nichtperiodischen
Druckschriften, und zwar bei lexikalischen Arbeiten, Anthologien und Sammelwerken, denjenigen als Herausgeber bezeichnet, welcher die
Einzelbeiträge zu einem Ganzen vereinigt und dies nach einem bestimmten Plan zum Druck und zur Veröffentlichung
bringt.
Das deutsche Reichspreßgesetz vom führt den als haftpflichtige Person nur bei nichtperiodischen Druckschriften
auf (§ 6, 21). Der Herausgeber vertritt den Verfasser, wenn dieser sich nicht nennen kann oder nicht nennen will,
so bei Werken, die anonym erscheinen, und bei nachgelassenen oder nach dem Tode des Verfassers neu aufgelegten
Werken; er ersetzt den Verfasser bei den bereits gedachten Sammelwerken. Der Name des Herausgebers muß auf der Druckschrift
genannt sein, wenn diese im Selbstverlag des Verfassers erscheint und letzterer sich nicht nennen will.
Außerdem gilt der Name des Verlegers als derjenige des Herausgebers. Der Herausgeber kann auch zugleich der
Redakteur der nichtperiodischen Druckschrift sein oder einen oder mehrere besondere Redakteure anstellen. Es können also die
Funktionen des Herausgebers, Verlegers und Redakteurs in Einer Person vereinigt sein oder von verschiedenen Personen wahrgenommen
werden. Nach § 6 des Preßgesetzes muß auf jeder Druckschrift, wenn sie für den Buchhandel oder sonst
zur Verbreitung bestimmt ist, außer Namen und Wohnort des Druckers auch Name und Wohnort des Verlegers oder (beim Selbstvertrieb
der Druckschrift) des Verfassers oder Herausgebers genannt sein.
Nach § 21 des Preßgesetzes bleibt die Verantwortlichkeit für Redakteur, Verleger, Drucker und Verbreiter ausgeschlossen,
wenn sie den Herausgeber der nichtperiodischen Druckschrift nachweisen. Übrigens spricht man zuweilen
auch bei periodischen Druckschriften (Zeitschriften) von einem Herausgeber in dem Sinn, daß man damit den Eigentümer bezeichnet, auf
dessen Rechnung und Gefahr die Zeitung erscheint. Derselbe kann zugleich Verleger sein oder den Verlag unter Vorbehalt der Nutzungen
einem Dritten (Kommissionsverleger) übertragen. Er kann auch zugleich Redakteur sein oder einen besondern
Redakteur bestellen. Herausgeber, Verleger und Redakteur können also auch hier in Einer Person vereinigt sein.
(Herbarium vivum, Hortus siccus), Sammlung getrockneter, zwischen Papierbogen aufbewahrter Pflanzen oder Zweige,
mit Ausschluß der Sammlungen solcher Pflanzenteile, welche, wie Früchte, Samen,
[* 68] Hölzer, Droguen, in andrer
Weise besonders aufbewahrt werden müssen. Die Anlegung eines Herbariums ist ein unentbehrliches Mittel für das Studium der
systematischen Botanik. Zwar büßen manche Pflanzen infolge des Trocknens zum Teil ihr natürliches Aussehen ein, so daß mitunter
gute Abbildungen den Gesamteindruck einer Pflanze besser wiedergeben können.
Indessen soll ein auch nicht ästhetischen Zwecken dienen, und die wissenschaftlichen Merkmale der Pflanzen erhalten sich meist
auch in getrocknetem Material so, daß sie noch jederzeit erkannt werden können, und selbst zur mikroskopischen Untersuchung
lassen sich die Teile getrockneter Pflanzen benutzen. Bei Anlegung eines Herbariums sind folgende Regeln
zu beachten:
1) Beim Sammeln berücksichtige man nur vollständige Exemplare, d. h. solche mit Blättern, Blüten und womöglich auch reifen
Früchten, welch letztere oft später gesammelt werden müssen. Von Kräutern sind auch die Wurzeln oder Wurzelstöcke, bez.
Zwiebeln oder Knollen
[* 69] erwünscht; Kryptogamen verwende man möglichst im fruktifizierenden Zustand, über
den man sich vielfach erst durch eine mikroskopische Untersuchung zu Haus unterrichten kann. Überhaupt aber wähle man Pflanzen
von normaler Entwickelung, und wenn die PflanzeVarietäten bildet oder je nach Standorten
¶
mehr
Abänderungen zeigt, so sind auch diese besonders zu sammeln. Ist eine Pflanze in ihrem Vorkommen weit verbreitet, so ist
es sehr wünschenswert, sie aus verschiedenen Ländern zu besitzen. Zur ersten Aufbewahrung der aus Exkursionen oder Reisen gesammelten
Pflanzen dienen blecherne Kapseln,
[* 71] oder man legt die Pflanzen auch gleich an Ort und Stelle zwischen Löschpapierbogen,
welche man zwischen zwei aus starkem Draht
[* 72] geflochtenen Netzen in ein Paket zusammengebunden tragen kann. Algen
[* 73] sammelt man in
Glasbüchsen, in welchen man diese Pflänzchen, bez. das Wasser, in dem sie leben, vorläufig aufbewahrt.
2) Die Zubereitung der Pflanzen für das Herbarium beginnt mit dem Einlegen und Trocknen. NassePflanzen werden
mit Löschpapier abgetrocknet, sehr saftige Pflanzen und Pflanzenteile in kochendem Wasser abgebrüht oder mit einem heißen
Plätteisen zwischen Papier geplättet. Zum Einlegen dient trocknes Löschpapier, zwischen dessen Bogen
[* 74] die Pflanzen einzeln
zu liegen kommen und zwar so, daß immer einige leere Bogen aufeinander folgen, deren Zahl um so größer
sein muß, je dicker oder saftreicher die Pflanze ist.
Die eingelegten Pflanzen müssen dann so stark gepreßt werden, daß die Bogen die Pflanzenteile verhindern, sich zu krümmen
oder zu schrumpfen, ohne den Zutritt der Luft vollständig zu hindern und die Pflanzen zu quetschen. Man erreicht dies
mittels einer Presse
[* 75] oder unter einem mit Steinen beschwerten Brett. Nach 2-3 Tagen müssen die Papierbogen durch andre ersetzt
werden, wenn die Pflanzen bis dahin noch nicht völlig trocken geworden sind, und dies ist je nach Erfordernis zu wiederholen.
Die vollkommen trocknen Pflanzen legt man lose in zusammengebrochene Bogen von weißem Papier oder befestigt
sie auf einzelnen halben Bogen mittels dünner, gummierter Papierstreifchen. Jedes Exemplar ist mit einer Etikette zu versehen,
auf welcher der vollständige botanische Name, der Fundort, die Zeit des Einsammelns und wohl auch der Sammler angegeben sein
müssen. Sehr kleine Pflanzen, wie Moose,
[* 76] oder Pflanzenteilchen und Stückchen andrer Körper, auf denen
Flechten,
[* 77] mikroskopische Pilze
[* 78] u. dgl. sich befinden, befestigt man
entweder mit einem Tropfen dicken Gummischleims auf dem Papier, oder steckt sie in Papierhülsen, auf denen man die Etikette
anbringt, und die man dann lose zwischen die Bogen legt oder auch auf denselben mit Stecknadeln befestigt.
Die kleinen im Wasser lebenden Algen müssen mit Wasser auf Papierblättchen gebracht werden, so daß sie
auf denselben auftrocknen, wenn das Wasser verdunstet, oder man bringt sie mit dem Wasser in einen flachen Teller und fängt
sie auf einem Papierblatt auf, welches man auf den Boden des Tellers schiebt, oder man fixiert sie auch
auf Glasplättchen, was sich für die mikroskopische Untersuchung empfiehlt. Aus den großen, fleischigen Hutpilzen muß der
größte Teil ihrer innern Fleischmasse entfernt werden; man klebt dann die auf solche Weise erhaltene Haut
[* 79] der einen Hälfte
des Hutes und der einen Längshälfte des Stiels auf Papier so übereinander, daß der Pilz
[* 80] gleichsam natürlich
vor dem Beschauer steht. Außerdem ist aber auch noch ein dünner Längsschnitt durch einen ganzen Hut
[* 81] mit aufzukleben, um
Gestalt und Farbe des auf der Unterseite des Hutes befindlichen Hymeniums zu zeigen.
3) Die Anordnung des Herbariums muß nach wissenschaftlichen Prinzipien erfolgen. AlleBogen mit Exemplaren,
die zu einer und derselben Spezies gehören, kommen in einen gemeinsamen ganzen Umschlagbogen, welcher auswendig an der einen
untern Ecke den Speziesnamen trägt.
AlleSpezies einer und derselben Gattung werden wieder in einen Umschlagbogen vereinigt,
auf welchem der Gattungsname angegeben ist. Enthält eine Gattung zahlreiche Arten, so kann man die letztern
behufs leichterer Auffindung alphabetisch legen.
Die Gattungen aber werden nach einem allgemein anerkannten Pflanzensystem geordnet, die so erhaltenen Pakete legt man in geeignete
Regale, deren Fächer
[* 82] man so niedrig macht, daß ein Paket von mäßiger Dicke noch bequem hinein- und herausgeschoben werden
kann. Die Vorderseite der Regale verschließe man mit einer Holzthür oder schütze sie durch Vorhänge.
Bei solcher Einrichtung müssen die Pakete in Pappmappen mit Bändern eingebunden sein. An der Außenseite der Mappe muß
ein Schild angebracht sein, auf welchem der Inhalt nach Gattung oder Familie angegeben ist. Zur Aufstellung der Regale wähle man
trockne Zimmerwände.
4) Schutz vor Zerstörung durch Insekten
[* 83] ist unerläßlich, wenn das Herbarium nicht in kurzer Zeit verdorben
sein soll. Kleine Herbarien geht man fleißig durch und vernichtet die etwa anzutreffenden Insekten. In größern Herbarien
werden die Pflanzen mit alkoholischer Quecksilberchloridlösung vergiftet, indem man sie nach dem Trocknen darin eintaucht
oder damit anstreicht, wieder zwischen Löschpapier trocknet und dann erst in das Herbarium einlegt.
Größere Herbarien kann man nicht durch eignes Sammeln zusammenbringen, sondern es ist dazu Verkehr in Tausch und Kauf nötig.
Zu diesem Zweck bestehen unter den Botanikern Tauschvereine, und zahlreiche geographisch und systematisch begrenzte Sammlungen,
zumal die Ausbeute botanischer Reisen in ferne Länder, sind käuflich zu erwerben. Berühmte große öffentliche
Herbarien sind das von Kew bei London, das des BritischenMuseums und der Linnéschen Gesellschaft zu London, die Herbarien DeCandolles
und Boissiers in Genf,
[* 84] diejenigen in Paris, Leiden,
[* 85] Berlin, Wien, Leipzig u. a.
Gegen FichtesWissenschaftslehre, deren erste Darstellung in dasselbe Semester fiel, in welchem Herbart (1794) nach Jena kam, legte
er diesem persönlich »Bemerkungen« und in der Folge »Beurteilungen« der ersten Schellingschen Schriften vor, in welchen seine
Abwendung von dem nachkantischen Idealismus deutlich erkennbar ist. Die Grundzüge eines eignen Systems,
zunächst die Anwendung der Mathematik auf Psychologie, entwarf er 1798 während seines Aufenthalts als Hauslehrer in Bern
[* 88] im v.
Steigerschen Haus, wo er pädagogische Erfahrungen sammelte und sich mit Pestalozzis Unterrichtsmethode vertraut machte. Im
J. 1802 habilitierte er sich zu Göttingen,
[* 89] wurde 1805 außerordentlicher Professor daselbst und folgte 1809 dem
Ruf als
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