sich sehr gut, und selbst erfroren sind sie noch tauglich. Der
Ertrag kommt im allgemeinen dem der
Kartoffeln ziemlich nahe,
und wenn der Futterwert auch um 20 Proz. geringer ist, so wird dieser
Ausfall wieder durch den Stengelertrag gedeckt, welcher
zwischen 60 und 120 Ztr. pro
Hektar schwankt. DieTopinambur würde ohne
Zweifel häufiger kultiviert werden,
wenn sie besser in die
Fruchtfolge paßte und nicht, wenn man sie gebaut hat, erst wieder durch zwei Nachfrüchte aus dem
Boden entfernt werden müßte.
Die
Knollen
[* 2] enthalten 14,7 Proz.
Zucker,
[* 3] 3,1 Proz. Proteinstoffe, 1,9
Proz.
Inulin, 1,1 Proz. Pektinstoffe, 0,2
Proz.
Fett, 1,5 Proz.
Cellulose, 1,3 Proz. Mineralstoffe und 76 Proz.
Wasser. Auch zur Spiritusbereitung ist die
Topinambur benutzt worden. Man kann annehmen, daß die
Knollen einen um die Hälfte
größern
Gehalt an Trockensubstanz und
Zucker geben als die
Runkelrüben, und daß sie 50 Proz.
Futter hinterlassen. Helianthus annuusL.
(Sonnenblume,
Sonnenrose), bis 2 m hoch, mit meist einfachem
Stengel,
[* 4] gestielten, herzförmigen, gesägten,
rauhen Blättern, großen, nickenden Blütenköpfen, gelben
Rand- und braunen Scheibenblüten und schwarzen, grauen oder weißen
Früchten, eine einjährige
Pflanze aus
Peru,
[* 5] wird namentlich in Rußland und
Ungarn
[* 6] als
Ölpflanze, in
Holland, im südlichen
Frankreich, im
Pandschab, in Südrußland, beiWashington,
[* 7] auf
Martinique, hier und da auch bei uns auf sumpfigem
Terrain zur Verbesserung des
Klimas, namentlich zur Bekämpfung des
Wechselfiebers, gebaut.
Sie verlangt einen etwas bindigen und kräftigen
Boden und entwickelt sich besonders aus frisch importierten
Samen
[* 8] sehr kräftig.
Die jungen
Knospen
[* 9] der
Pflanze dienen als
Gemüse, die
Stengel als Brennmaterial und zur Gewinnung von
Pottasche
(sie saugt das Land stark aus); die
Blätter geben ein gutes Viehfutter, die
Blüten liefern den
Bienen reichlich
Honig; die
Früchte (über 2000 in einem Blütenkopf) bilden ein gutes Mastfutter für Geflügel, werden aber besonders zur Gewinnung
von
Öl benutzt.
Sie müssen enthülst werden, und die
Kerne geben dann 40 Proz.
Öl, wovon in Rußland 1866 an 100,000
Ztr. gewonnen wurden. Nach
Langethal erhält man von 1
Hektarca. 3 Ztr.
Öl, außerdem 80-200 Ztr.
Stengel und
Blätter. Auch
die
Ölkuchen bilden treffliches Viehfutter. Die
Samen können wie
Mandeln benutzt werden. Die
Sonnenblume wurde
gegen Ende des 16. Jahrh. in
Europa
[* 10] bekannt und erregte schnell großes Aufsehen, besonders auch durch ihren ausgezeichneten
Heliotropismus (s.
Pflanzenbewegungen). Mit Bezug auf diesen erschien sie vielfach als
Wappen- oder Siegelblume, als Zeichen
lehnspflichtiger
Ritterschaft, treuer Anhänglichkeit etc.
Helichrysum arenariumDec.
(Sandimmortelle, gelbes
Immerschön,
Fuhrmannsröschen), durchaus weißwollig, krautartig,
15-30
cm hoch, perennierend, mit sitzenden, lineal-lanzettlichen, ganzrandigen Blättern und gelben Blütenköpfchen
in dichten Doldenrispen, wächst ausdauernd auf sandigen, sonnigen
Hügeln und
Rainen durch ganz
Europa. Die
Blüten (gelbe
Katzenpfötchen,
Goldblumen, Sandruhrkraut oder Strohblümchen)
riechen süßlich, schwach gewürzhaft und schmecken gelind zusammenziehend,
etwas bitterlich; sie wurden früher medizinisch benutzt. Mehrere andre
Arten, wie Helichrysum petiolatumDec.,
ein
Halbstrauch aus Südafrika, namentlich aber Helichrysum bracteatumWilld. aus
Neuholland, werden als
Zierpflanzen kultiviert.
Letztere
ein- oder zweijährige Art wird 1 m
hoch und hat endständige, goldgelbe Blütenköpfchen, die getrocknet und vielfach gefärbt
als
Immortellen von Malmaison in den
Handelkommen.
L. (Helikonie,Tafelbanane),
Gattung aus der
Familie der
Musaceen, krautartige
Pflanzen im
heißen
Amerika,
[* 15] den
Bananen ähnlich gebaut, werden wegen ihres schönen Wuchses bei uns in Warmhäusern kultiviert. Heliconia metallica
Linden trägt 60-90
cm lange, auf der Oberseite lebhaft grüne, seidenglänzende, auf der Unterseite metallartig, rötlich
gefärbte
Blätter mit perlmutterglänzendem, weißem Mittelnerv.
die als grundlegend gilt, und welcher der
»Traité de l'instruction criminelle« (das. 1845-60, 9 Bde.; 2. Aufl.
1863-68, 8 Bde.) folgte, der in
Belgien
[* 18] von Nypels und
Hanssens bearbeitet ward.
Sein Sohn
FaustinAdolphe, geb. 1829 zu
Paris,
Richter am Seinetribunal, machte sich durch das Werk »Les constitutions de
la
France« (Par. 1880) bekannt.
bei den alten Griechen ein viereckiges Saiteninstrument mit neun
Saiten, welches jedoch,
wie das
Monochord, nur der
Tonbestimmung diente und nicht der praktischen Musikübung;
(jetzt
Zagora, auch Paläo-Vuni),
Gebirge im westlichen
Böotien, zwischen dem
See Kopais und
dem
Meerbusen von
Korinth
[* 22] (1749 m), dessen östlicher Teil namentlich an
Quellen, waldigen Schluchten und lieblichen
Thälern
reich war, von den alten Dichtern als Sitz der
Musen
[* 23] gefeiert. An seinem Nordabfall lag der einst den
Musen geweihte
Hain, eine
kleine, im
Altertum mit
Statuen und Gebäuden geschmückte
Hochebene. Unweit davon die
Quelle
[* 24]
Aganippe (s. d.);
zwei
Stunden mühsamen Steigens führen von dort zum östlichen Gipfel, wo einst ein
Altar
[* 25] des
Zeus
[* 26] stand (jetzt eine
Kapelle
des heil.
Elias), und wo die
Hippokrene (s. d.) sprudelte.
1) Schatzmeister des syrischen KönigsSeleukos IV., Philopator, ward 176 v. Chr., von diesem nach Jerusalem
[* 28] gesandt, um die Tempelschätze zu rauben, aber, als er trotz der Gegenvorstellungen des Hohenpriesters Onia den Tempel betrat,
der Sage nach von einer wunderbaren Erscheinung zu Boden geschlagen und so von der Ausführung seines Vorhabens
abgehalten. Später vergiftete er seinen Herrn und usurpierte den syrischen Thron,
[* 29] wurde aber durch AntiochosEpiphanes gestürzt.
2) aus Emesa, ein Sophist aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrh., früher fälschlich mit dem Bischof von Trikka in Thessalien
(um 390) identifiziert, ist Verfasser eines griechischen Romans: »Aethiopica«, in zehn Büchern, von den
wunderbaren Schicksalen der äthiopischen Königstochter Chariklea und des Thessaliers Theagenes. Derselbe ist für die meisten
der folgenden Romanschriftsteller Vorbild gewesen. In Erfindung, Anlage, Schilderung und ethischem Gehalt gehört er zu den
besten Leistungen auf diesem Gebiet der griechischen Litteratur; ebenso zeichnet er sich durch Reinheit und
Eleganz der Sprache
[* 30] aus. Ausgaben lieferten Korais (Par. 1804, 2 Bde.), Mitscherlich (Leipz. 1805, 2 Bde.),
I. Bekker (das. 1855), Hirschig (in »Scriptores erotici«, Par. 1856); Übersetzungen Göttling (Frankf. 1822), Jacobs (Stuttg.
1837), Fischer (das. 1869).
Mäsa benutzte diesen Umstand, gab den Enkel für einen Sohn Caracallas aus und bewirkte hierdurch sowie
durch reiche Geldspenden, daß ihn die Soldaten, obgleich er erst 17, nach andern sogar nur 14 Jahre alt war, unter dem NamenMarcus AureliusAntoninus zum Kaiser ausriefen (218). Macrinus, der sich nach Ermordung des Caracalla (221) der Herrschaft bemächtigt
hatte, wurde besiegt und auf der Flucht getötet; Heliogabalus selbst aber eilte, ohne die Bestätigung des Senats
abzuwarten, nach Rom,
[* 32] um zu den Genüssen der Hauptstadt zu gelangen.
Dort blieb die Verherrlichung des Sonnengottes, dem er diente, und dessen Namen er selbst annahm, seine Hauptbeschäftigung.
Auf dem Palatinischen Berg ließ er einen prachtvollen Tempel errichten, worin der Kult des Gottes mit der
ausschweifendsten Pracht begangen wurde. Die angesehensten Würdenträger des Reichs mußten dabei als niedrige Tempeldiener
figurieren; ja, die übrigen GötterRoms wurden zu Dienern dieses obersten Gottes herabgewürdigt und die Heiligtümer des römischen
Kultus, die Ancilia und das Palladium, in dessen Tempel geschafft.
Zur Gattin des Sonnengottes wurde Luna (die Astarte der Phöniker) erkoren und deren Bild mit feierlichem
Pomp von Karthago
[* 33] nach Rom verpflanzt. Im übrigen war des Heliogabalus Regierung nichts als eine Kette der sinnlosesten Schwelgereien und
der niedrigsten und gemeinsten Ausschweifungen. Endlich schämten sich selbst die Soldaten ihrer schmählichen Wahl und wandten
ihre
Gunst dem Vetter des Heliogabalus, Alexander, dem Sohn der Mammäa, der andern Tochter der Mäsa, zu. Auf Anstiften
der letztern adoptierte Heliogabalus denselben, trachtete ihm jedoch bald darauf, aber vergeblich, nach dem Leben. Ein Aufruhr, durch
Heliogabalus' fortgesetzte Nachstellungen gegen Alexander veranlaßt, kostete ihm Thron und Leben. Die Prätorianer ermordeten
ihren frühern Günstling, schleiften seinen verstümmelten Leichnam durch die Straßen und warfen denselben in den Tiber (222).
(griech.), Instrument zur Herstellung kleiner Bilder der Sonne,
[* 34] ein Äquatorial
[* 35] mit photographischer Kammer.
Das Objektiv ist aplanatisch geschliffen, so daß das Sonnenbild in einer Ebene entsteht und entweder im Fokus direkt oder
durch einen Okularapparat vergrößert aufgenommen wird. Heliograph heißt auch ein von Mance modifiziertes Gaußsches
Heliotrop,
[* 36] welches zu telegraphischen Zwecken benutzt wird, indem man mit Hilfe eines kleinen, drehbaren Spiegels Sonnenblitze
von längerer oder kürzerer Dauer auf weite Entfernungen entsendet und durch Kombination der längern und kürzern Blitze,
ähnlich wie beim Morse-Apparat, ein Alphabet bildet. Man hat versucht, durch Aufstellung des Heliographen
in einem Luftballon, der mit dem Erdboden telephonisch verbunden ist, den beschränkenden Einfluß der Erdkrümmung in ebenen
Gegenden einigermaßen zu überwinden und bei trübem Wetter
[* 37] statt des Sonnenlichts Drummondsches Licht anzuwenden.
die Kunst, mittels Photographie erzeugte Bilder direkt auf mechanischem Weg durch Druckerschwärze und Presse
[* 38] zu vervielfältigen, zerfällt der Hauptsache nach in drei verschiedene Methoden, je nachdem die Druckplatte durch Ätzen,
durch Reaktion oder durch Abformen hergestellt wird. Im erstern Fall ersetzt die empfindliche Schicht den Ätzgrund, die Belichtung
den Graveur, und die Säure operiert wie bei einem Stich; im zweiten ist der Druck kein rein mechanischer
Vorgang, sondern die Folge einer physisch-chemischen Reaktion zwischen zwei Stoffen, wie bei der Lithographie; die dritte Verfahrungsart
ist eine spezifisch heliographische und besteht im Abformen des Reliefs, welches die Chromgelatine durch Auflösen oder Aufquellen
ihrer unbelichteten Teile entstehen läßt.
ausgewaschenen Chromgelatinebild, welches auf einer polierten Zinkplatte mittels atmosphärischer Pressung vollkommen festgestellt
wird, in einer Buchdruckpresse mit gewöhnlicher Buchdruckfarbe gedruckt und zwar je nach der Feinheit des Bildes mit einer
oder zwei Walzen. Man erhält auf diesem Weg recht effektvolle Bilder, doch kommen sie weder den Albertotypien noch den Woodburydrucken
gleich. Die dritte Art des Verfahrens, Heliogravüre oder Photogravüre (Kupferlichtdruck) genannt, von Rousselon erfunden,
ist von Scamoni in Petersburg,
[* 41] neuerdings aber besonders in Pariser, Wiener und Berliner
[* 42] Ateliers so vervollkommt worden, daß
die Heliogravüre gegenwärtig hinsichtlich der Treue in der Wiedergabe des Objekts das vollkommenste mechanische Reproduktionsmittel
ist.
das genaueste astronomische Instrument zur Messung kleiner Winkel
[* 49] (s. Tafel »Astronomische Instrumente«
in Bd. 1,
[* 40]
Fig. 4). SeinPrinzip besteht darin, daß das Objektivglas des Beobachtungsfernrohrs durch einen diametralen Schnitt
in zwei Hälften zerlegt ist, die an zwei Metallschlitten befestigt sind, welche eine zur Richtung der
Schnittlinie parallele Verschiebung gestatten. Solange beide Objektivhälften so nebeneinander stehen, daß die Ränder eine
ununterbrochene Kreislinie bilden, wird man, wenn das Fernrohr
[* 50] beispielsweise auf die Sonne gerichtet ist, nur ein einziges
Bild der Sonnenscheibe
[* 51] erblicken; wenn aber durch einen vom Okular a des Fernrohrs erreichbaren Bewegungsmechanismus
eine der Objektivhälften oder, wie es gewöhnlich geschieht, beide Hälften nach entgegengesetzter Richtung auseinander bewegt
werden, gibt jede der beiden Hälften ein kreisförmiges Bild der Sonne für sich, und durch eine Verschiebung von geeigneter
Größe kann man die beiden Sonnenbilder in eine solche Lage bringen, daß sie sich in einem Punkt berühren;
bewirkt man hieraus durch eine Verschiebung nach der entgegengesetzten Richtung, daß sich die beiden Scheiben wieder berühren,
so entspricht die Verschiebung der Schlitten dem doppelten scheinbaren Sonnendurchmesser.
Bei den von Fraunhofer konstruierten Heliometern wurde die Größe der Verschiebung durch die Zahl der Umdrehungen einer die
Bewegung hervorbringenden feinen Mikrometerschraube
[* 52] gemessen; bei
den von Repsold konstruierten Apparaten
sind dagegen an den dem Innern des Fernrohrs zugewandten Flächen der Schieber nebeneinander liegende Teilungen auf Silberstreifen
angebracht, die von dem Beobachter durch ein neben dem Okular liegendes Mikroskop
[* 53] b abgelesen werden. Drückt man die Verschiebung
der Schlitten durch die Anzahl der Zwischenräume von Teilstrichen aus, um welche die beiden Skalen nebeneinander
verschoben sind, und kennt man den einem Zwischenraum entsprechenden Winkelwert, so kann man den scheinbaren Durchmesser der
Sonnenscheibe in Bogenminuten und -Sekunden finden.
Das Heliometer wurde zunächst auf die Bestimmung des Sonnendurchmessers angewandt, und diesem Umstand verdankt es
seinen Namen Heliometer oder Sonnenmesser. Doch ist seine Anwendung keineswegs auf Sonnenbeobachtungen beschränkt,
sondern man kann auch scheinbare Abstände zweier benachbarter Sterne α und β bestimmen, indem das Bild von α der einen Hälfte
auf das Bild von β der andern Hälfte gestellt und, nachdem die Skalen abgelesen sind, eine zweite Stellung
der Objektivhälften hervorgebracht wird, in welcher ebenfalls ein Zusammenfallen zweier Sternbilder stattfindet.
Die dazu notwendige Verschiebung der Schlitten entspricht dem doppelten Abstand der beiden Sterne. Zur Ausführung dieser Beobachtung
ist es noch erforderlich, den Spalt zwischen den beiden Objektivhälften in die Richtung der Verbindungslinie der beiden Sterne
zu bringen. Zu diesem Zweck läßt sich vom Okularende aus dem ganzen Fernrohr eine Drehung um seine optische
Achse erteilen, und um deren Größe und damit auch die Lage der Verbindungslinie der beiden Sterne gegen irgend einen am Himmel
[* 54] gedachten größten Kreis,
[* 55] der z. B. durch die Weltpole und durch die Mitte zwischen beiden
Sternen hindurchgeht, bestimmen zu können, ist am Objektivende des Fernrohrs ein geteilter Kreis c angebracht, der durch ein
neben dem Fernrohr liegendes Mikroskop d vom Okularende aus abgelesen werden kann.
Die Beleuchtung
[* 56] der Objektivskalen des Positionskreises und der Einstellungskreise des parallaktisch aufgestellten Instruments
geschieht durch zwei in der
[* 40]
Figur sichtbare kleine Petroleumlampen e f.
Ist einer der beiden Sterne von überwiegender Helligkeit, so daß bei Annäherung der beiden Bilder das schwächere vom hellern
überstrahlt wird, so schwächt man letzteres durch Bedecken der entsprechenden Objektivhälfte mit Drahtgittern von verschiedener
Dichte ab, die sich an einem Schirm g am Objektivende des Fernrohrs befinden. Die Vorteile, welche dieses
Instrument gegenüber dem Fadenmikrometer
[* 57] (s. Äquatorial, S. 712) bietet, bestehen unter andern darin, daß man zur Einstellung
der Sterne aufeinander keiner künstlichen Beleuchtung im Gesichtsfeld des Fernrohrs bedarf und daher auch bedeutend schwächere
Sterne beobachten kann; ferner ist man bei den Messungen unabhängig von etwanigen unregelmäßigen
Bewegungen des Uhrwerks, während es bei den Messungen von Sternabständen mit Hilfe eines Fadenmikrometers notwendige Bedingung
ist, daß die scheinbare Halbierung des Sternbildes durch den Faden
[* 58] auf einige Zeit erhalten bleibt.
Das Gefäß aus Silberblech ist mit Wasser gefüllt und wird während der Beobachtung mit dem Rohr durch
einen Knopf um sich selbst gedreht, damit das Wasser in Bewegung gerate und sich gleichmäßig erwärme. Außerdem ist die
gegen die Sonne gekehrte Fläche des Gefäßes mit Ruß sorgfältig geschwärzt. Bei den Beobachtungen mit diesem Instrument ist
zu berücksichtigen, daß dasselbe, während es Wärme
[* 67] aufnimmt, zugleich auch Wärme verliert und zwar sowohl durch Strahlung
gegen den Himmelsraum als an die Umgebung.
Man bestimmt deshalb fünf Minuten lang diesen Verlust (r), indem man das mit Wasser von der Temperatur der Umgebung gefüllte
Gefäß im Schatten
[* 68] gegen den freien Himmel wendet, läßt dann weitere fünf Minuten die Sonnenstrahlen
senkrecht einfallen, wodurch das Wasser erwärmt wird (g), und läßt dann wieder fünf Minuten lang die Wärme von der berußten
Fläche frei gegen den Himmel ausstrahlen (Verlust r'). Die Temperaturerhöhung, welche durch die Sonne hervorgebracht sein
würde, wenn kein Wärmeverlust stattgefunden hätte, ist t = g + (r + r')/2. Aus den mit dem Heliometer gemachten
Beobachtungen leitet Pouillet ab, daß an heitern Tagen um Mittag ungefähr ein Drittel von den Wärmestrahlen der Sonne durch
die Atmosphäre absorbiert wird; doch ist dieses Resultat entschieden zu klein, wie aus den VersuchenTyndalls
über die Diathermanität der Gase
[* 69] geschlossen werden kann.
Die Gemahlinnen und Geliebten des Helios waren die OkeanideKlymene, Gemahlin des Äthiopenkönigs Merops, welche ihm
den Phaethon und die Heliaden (s. d.) gebar, Iphinoe, mit welcher er denAugias, und die Okeanide Perseïs, mit welcher er denÄetes, die Pasiphae und die Kirke zeugte. In Kolchis, wo die letztere Zauberfamilie zu Haus war, befand sich der Sonnenteich,
wo Helios seine Rosse badete, und in dessen Nähe er die Nacht über ruhte. Die Kraft
[* 76] der dort wachsenden Zauberkräuter
ist eine Folge der Sonnennähe. Helios sieht und vernimmt alles und galt deshalb für einen Späher der Götter und Menschen. Er
war es, welcher dem Hephästos
[* 77] die Liebe des Ares
[* 78] und der Aphrodite
[* 79] entdeckte, weshalb Ares seine ganze Nachkommenschaft
verfolgte.
Alle auf Helios bezüglichen Fabeln wurden dann (namentlich durch Ovid in seinen »Metamorphosen«) auf den italischen, besonders
bei den Sabinern verehrten Solübertragen. Hier galt er auch als Beschützer der Wagenlenker und wurde
im Zirkus verehrt, so daß sein Tempel in Rom mitten in demselben stand. Abgesehen von dem Sol Phöbus der römischen Zeit, war
Helios nur in Rhodos ein bedeutender Gegenstand der Plastik, wo ihn Lysippos auf einem Viergespann, in kolossaler
Größe (70 Ellen hoch) aber sein SchülerChares von Lindos bildete (der berühmte »Kolo߶
ein zu Sonnenbeobachtungen dienendes, von Scheiner erfundenes Fernrohr, aus einem konvexen Objektiv- und konkaven Okularglas
zusammengesetzt, zwischen denen noch ebene farbige Gläser sich befinden. Auch beschreibt Scheiner eine
von ihm Machina helioscopica genannte Vorrichtung zum Auffangen des Sonnenbildes hinter dem Fernrohr auf einer weißen Tafel.
Foucault hat vorgeschlagen, das Fernrohrobjektiv auf der Außenseite schwach zu versilbern und dadurch das Sonnenlicht
abzuschwächen, wodurch freilich das Fernrohr unbrauchbar wird für andre Beobachtungen.
Gegenwärtig bedient man sich zur Beobachtung der Sonne meist helioskopischer Okulare, unter denen das von Merz in München das
vorzüglichste ist. Dasselbe besteht aus zwei flachen, cylindrischen Röhren,
[* 87] von denen die erste exzentrisch an dem Okularauszug
des Fernrohrs angeschraubt wird, die zweite aber wieder exzentrisch an die erste angesetzt ist und sich
um ihre Achse drehen läßt. An den Deckel der zweiten Röhre ist die Okularlinse angeschraubt. In jeder Röhre sind nun zwei
parallele Spiegel
[* 88] unter 45° gegen die Achse aufgestellt, und das aus dem Fernrohr kommende Sonnenlicht wird daher viermal reflektiert
und dadurch polarisiert, ehe es in das Okular gelangt. Indem man nun die vordere Röhre mehr oder weniger
dreht, kann man die Spiegel der beiden Röhren mehr oder weniger der gekreuzten Stellung nähern und so die Intensität des Lichts
beliebig abschwächen. Vgl. Polarisation des Lichts.
[* 89]
Instrument, welches dazu dient, die Sonnenstrahlen in jede gegebene Richtung dergestalt zu lenken, daß
sich dieselbe mit der Bewegung der Sonne nicht ändert. Es besteht im wesentlichen aus einem Spiegel, welcher so mit einem Uhrwerk
verbunden ist, daß er dem Lauf der Sonne folgen kann. Der Heliostát ist von 's Gravesande erfunden
und von Biot, Fahrenheit, Gambey,
Meyerstein, Silbermann vielfach abgeändert worden. Einen sehr einfachen Heliostát, freilich von etwas beschränkter Anwendung,
hat August konstruiert, und Gonel hat nach demselben Prinzip eine Einrichtung angegeben, bei welcher das Uhrwerk ganz wegfällt
und der Apparat von einer gewöhnlichen Taschencylinderuhr bewegt wird.
von Gauß erfundenes Instrument, welches bei großen geodätischen Operationen die sonst auf weit entfernten Standpunkten sehr
schwer zu erblickenden Signale durch ein Reflexionsbild der Sonne in einem Planspiegel ersetzt. Das Fernrohra (s. Figur) ist
auf den Punkt b gerichtet, so daß ein von b ausgehender Lichtstrahl das am Okularende befindliche Auge
[* 90] trifft. Wird auf der Linie dieses Lichtstrahls nahe vor dem Fernrohr ein ebener Spiegel c c angebracht und so aufgestellt, daß
er die auf ihn fallenden Sonnenstrahlen s genau auf der Linieb a in das Fernrohr wirft, so erblickt man im Fernrohr statt des
Punktesb einBild der Sonne.
Ein zweiter, aus zwei Teilen bestehender Spiegeld d steht senkrecht zur Ebene des ersten Spiegels und reflektiert daher in gleicher
Weise Sonnenstrahlen in der Richtung d b. An dem sehr weit entfernten Punkt b verschwindet nun aber die Breite
[* 91] des Spiegels, und
man erblickt dort die Strahlen, welche von beiden Hälften desselben ausgehend zusammenfallend. Der Beobachter in a erfährt
die richtige Ankunft des reflektierten Lichts in b, sobald er das von r reflektierte Sonnenlicht im Fernrohr sieht; denn alsdann
kann er sicher sein, daß die in der entgegengesetzten Richtung reflektierten Strahlen ebenfalls an den
richtigen Punkt gelangen.
Das mit Hilfe dieses ausgezeichneten Instruments auf dem Inselsberg erzeugte Licht
[* 92] konnte man mittels eines Fernrohrs vom Brocken
aus als hellen Stern deutlich erkennen. Durch momentanes, periodisch wiederholtes Bedecken und Aufdecken des Heliotrops kann
man sogar unter Zugrundelegung des Morseschen Systems denselben unter Umständen als Telegraphen
[* 93] benutzen.
Trotz seiner einfachen Konstruktion ist das Heliotrop ziemlich kostbar, weshalb Gauß gezeigt hat, wie man auch einen Spiegelsextanten,
sobald dieser nur auf einem recht soliden Fußgestell ruht, gebrauchen
(griech.), die Fähigkeit vieler Pflanzenteile, sich nach der Sonne, d. h. nach der Seite stärkster
Beleuchtung, hinzukehren oder von ihr sich abzuwenden. S. Pflanzenbewegungen.
L. (Sonnenwende), Gattung aus der Familie der Boragineen, Halbsträucher und Sträucher mit ganzen, eiförmigen
oder lanzettlichen, rauhen Blättern, trugdoldig angeordneten Wickeltrauben und bei der Reife in vier Früchtchen zerfallender
Spaltfrucht. Die Arten gehören meist den tropischen und subtropischen Ländern an, nur eine erreicht das mittlere Europa. Heliotropium peruvianumL. (Vanillenheliotrop), in Peru und Chile,
[* 95] ist ein wegen des köstlichen Vanillegeruchs seiner zierlichen Blumen sehr beliebter,
bis 2 m hoher Zierstrauch, welcher in mehrere Varietäten mit weißen, hell- oder dunkelblauen Blüten kultiviert wird.
Heliotropium corymbosum
Ruiz et Pav.,
mit größern Blättern, dunklern, narzissenartig duftenden Blüten, wird ebenfalls in Gärten kultiviert.
In der Parfümerie ahmt man den Heliotropgeruch durch Mischung von Vanille mit Orangeblüten, Rosen und Bittermandelöl nach.
(Alamana, der Spercheios der Alten), Fluß in Griechenland
[* 99] (Phthiotis), entspringt auf dem Veluchigebirge (Tymphrestos),
durchfließt ein breites und fruchtbares Thal
[* 100] und mündet bei dem Thermopylendefilee in den Golf von Zituni.
Im Altertum lag seine Mündung weit mehr landeinwärts.
griech. Logograph, geb. 496 v. Chr. (oder nach einer andern Angabe 480) zu Mytilene auf Lesbos, gest. 411 (oder
395) in Perperena. Er verfaßte eine große MengeSchriften historischen und geographischen Inhalts, deren
Bruchstücke Sturz (Leipz. 1787, 2. Ausg. 1826) und C. und Th. Müller in den »Historicorum graecorum fragmenta«, Bd. 1 (Par.
1841), zusammengestellt und erläutert haben.
im weitesten Sinn endlich alle von Hellenen bewohnten Gebiete,
also mit Einschluß von Großgriechenland, Kyrenaika, der kleinasiatischen Westküste etc. Auch das jetzige Griechenland heißt
offiziell Hellas.
OttoHeinrich von, deutscher Reichstagsabgeordneter und Führer der deutschkonservativen Fraktion, geb. zu
Bedra bei Merseburg,
[* 101] studierte die Rechte und trat in den preußischen Staatsverwaltungsdienst. Nachdem
er bis 1867 als Regierungsassessor in Merseburg gearbeitet und bis 1874 den KreisWetzlar
[* 102] als Landrat verwaltet hatte, zog er
sich auf das Rittergut Bedra zurück und widmete sich der Verwaltung desselben. 1871 wurde er zuerst in den Reichstag gewählt,
dann wieder 1877 und 1879 und schloß sich der äußersten Rechten, den Deutschkonservativen, an, in welcher
er bald zu hervorragender Bedeutung gelangte.
(ital. Chiaroscuro, franz. Clair-obscur), in der Malerei die Verbindung von Licht und Schatten, so daß sie sich
gegenseitig durchdringen und die Gegenstände verhüllen, ohne ihre Konturen unkenntlich zu machen. Watelet
betrachtet in seinem »Dictionnaire des beaux-arts« das Helldunkel lediglich als die Wirkung des Lichtsan sich, insofern dasselbe nämlich,
nach Verhältnis seines verschiedenen Einfallens, die Gegenstände, über welche es sich verbreitet, mehr oder weniger erhellt,
oder sie durch Entziehung der Strahlen mehr oder weniger dunkel läßt. Das Helldunkel begreift also in sich die
Abstufungen der Lichter und Schatten und das verschiedene Zurückstrahlen derselben, den Gegenschein. In der italienischen Malerei
hat Correggio das Helldunkel zuerst ausgebildet und zu einer koloristischen Spezialität gemacht, in der niederländischen MalereiRembrandt
und seine Schule. Vgl. auch Kamaïeu.
nach dem griech. Mythus Tochter des Athamas und der Nephele, sollte auf Anstiften ihrer Stiefmutter
Ino nebst ihrem BruderPhrixos (s. d.) geopfert werden, ward aber von Nephele auf einem goldenen Widder entführt;
(Hellebarte, ursprünglich Helmbarte, wahrscheinlich s. v. w.
Barte mit einem Helm oder Stiel, Stielaxt; nach andern Beil zum Durchhauen des Helms), eine ältere Stoß- und Hiebwaffe, besteht
aus einer gegen 30 cm langen Stoßklinge, an deren unterm Ende auf der einen Seite ein scharfes Beil (Barte) u. diesem gegenüber
eine gerade oder abwärts gekrümmte eiserne Spitze sich befindet, welch letztere Form besonders das Herabreißen
der feindlichen Reiter von den Pferden u. das Eingreifen in die Fugen der Rüstung
[* 103] begünstigte. Diese Eisenspitze ist an einem
2-2,5 m langen, zum Schutz gegen das Durchhauen mit vielen Nägeln beschlagenen Schaft befestigt (s. Figur). Die mit der