liegt die
Düne, eine auf Felsgrund gelagerte, sanft hügelige, im Sonnenglanz blendend weiß erscheinende
Sandinsel von 550 m
Länge, deren fester und feiner Sandgrund den herrlichsten Badestrand darbietet, zu dem man auf kleinen Fahrzeugen übersetzt,
und wo man an der
Nord- oder Ostseite je nach der Windrichtung stärkern oder schwächern Wellenschlag
benutzen kann. Das 1826 gegründete
Seebad nimmt entschieden den ersten
Rang unter allen deutschen Nordseebädern ein; es ist
das einzige, dessen insulare
Lage eine stets reine Seeluft bedingt.
Seitdem die Badeanstalt
[* 2] vor längerer Zeit in die
Hände der Munizipalität gelangt ist, haben zeitgemäße Verbesserungen
stattgefunden, unter denen das mit einem
Dampfbad verbundene große, glasgedeckte Schwimmbassin und die
erwähnte Aufzugverbindung mit dem Oberland besonders zu nennen sind. Im J. 1887 soll die Badeanstalt auf 80 Jahre verpachtet
werden; es soll dann an
Stelle des jetzigen Konversationshauses ein
Hotel gebaut und ein Konversationshaus an
Stelle des jetzigen
Strandpavillons errichtet werden.
Die Badezeit beginnt Anfang Juni und dauert bis Ende
Oktober. Im J. 1886 zählte man 8500 Badegäste und 4000 Touristen.
Die
Brandung des
Meers hat an der ehemals viel größern
Insel arg gearbeitet. Die
Düne wurde von der
Insel losgetrennt.
An der Westseite Helgolands zeigt sich zur Ebbezeit ein 100 m breiter Felsgrund, und die Uferwände bieten
hier das großartigste
Bild von hohen Felsthoren, riesigen Felskegeln und großen, tiefen
Grotten dar. Auf den Felsvorsprüngen
brüten viele
HundertPaare von Seevögeln in gedrängten, langen
Reihen. Aus der lebhaften Farbenzusammenstellung, welche das
Landschaftsbild der
Insel darbietet, entstand die grün-rot-weißeFlagge der Helgoländer. Die
Reede
(Nord-
und Südhafen genannt) liegt zwischen und der
Düne und wird von vier
Batterien verteidigt.
Die Zahl der Einwohner betrug 1860: 2172, 1881 nur 2001. Sie bewohnen eine kleine Stadt, teilweise im Oberland, teilweise
im Unterland gelegen, mit
Kirche und
Schule, und nähren sich von
Fischerei
[* 3] nebst
Austern- und Hummernfang,
Schiffahrt, Lotsendienst sowie von dem starken Fremdenverkehr während der Badesaison. Sie besitzen 45 kleine Segelboote
(zusammen von 454
Ton.
Gehalt).
Kartoffeln und
Fische
[* 4] sind Hauptnahrung. Die Helgoländer sind vorwiegend friesischen
Stammes
und sprechen einen friesischen
Dialekt (vgl. Ölrichs, Wörterschatz, Leipz. 1882), während
die
deutsche SpracheKirchen- und Schulsprache ist.
Ihre Biederkeit wird allgemein gerühmt,
Verbrechen sind unter ihnen fast unerhört; dennoch ist ihnen durch den
Verkehr mit
vielen
Fremden eine gewisse berechnende Schlauheit eigen geworden. Seit 1868 residiert ein englischer
Gouverneur auf der
Insel.
Die
Revenue belief sich 1884 auf 8336 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld auf 3547 Pfd. Sterl.
Mit
Hamburg,
[* 5]
Kuxhaven und
Geestemünde besteht regelmäßige
Dampfschiffahrt, mit der deutschen
Küste submarine Telegraphenverbindung.
Auf verschiedenen
Feldern der
Naturwissenschaften
bietet Helgoland die interessantesten
Erscheinungen dar, z. B. seine
geologische Formation
(vgl.
Wiebel, Die
Insel Helgoland, Hamb. 1848). Dann ist die Zahl der Helgoland während der Zugperioden
besuchenden
Vögel
[* 6] aller
Länder der ganzen nördlichen
Hemisphäre geradezu beispiellos (einen
Beweis dafür
liefert die Gätkesche Sammlung auf der
Insel). Unter den
Lepidopteren ist eine höchst interessante Art, Spilosana Zatime,
fast ausschließlich helgoländisch zu nennen, und unter der
Flora sind einheimisch die hochnordische
Cochlearia danica sowie
die südliche Lobularia maritima; die Zahl und Mannigfaltigkeit der submarinen
Flora ist begreiflicherweise
sehr groß. - Helgoland ist das alle
Fositesland (s.
Forseti) und war, wie die
Sage meldet, eine umfangreiche, stark bevölkerte
Insel.
(griech.), ursprünglich die als Volksgericht konstituierte
Volksversammlung zu
Athen,
[* 8] dann (seit
Solon) ein
aus der
Bürgerschaft gewählter
Ausschuß, der die
Gerichtsbarkeit in höchster
Instanz sowie die oberste
Kontrolle über die
Beamten ausübte.
Kleisthenes ordnete ihre
Zusammensetzung so, daß für jedes Jahr aus den zehn
Phylen 5000 über 30 Jahre
alte
Bürger
(Heliasten) als
Geschworne und dazu noch 1000 Ersatzgeschworne ausgelost wurden. Die 5000 zerfielen in zehn Abteilungen,
deren Mitglieder aus allen
Stämmen gemischt waren, und jede Abteilung bildete einen
Gerichtshof; doch hing es von der Bedeutung
der einzelnen
Rechtssachen ab, ob die ganzen Abteilungen saßen oder nur Teile derselben oder auch mehrere
Abteilungen vereinigt wurden.
Das
Verfahren war öffentlich. Die
Richter verpflichteten sich durch einen besondern
Eid, unparteiische und unbestechliche
Hüter
der
Gesetze sein zu wollen. Die
Kompetenz und Geschäftslast der Heliäa erweiterten sich immer mehr, namentlich seit dem
Sturz des
Areopags (460
v. Chr.), und seitdem man den
Bürgern gestattete, sich in allen
Sachen sofort an die Heliäa zu
wenden, und auch die
Bundesgenossen zwang, in
Athen ihr
Recht zu nehmen.
Perikles führte den Richtersold (Heliastikon), 1
Obolos
für den
Tag, ein, den
Kleon auf eine halbe
Drachme erhöhte.
(Heliade-Radulescu), Johann, rumän. Schriftsteller und Staatsmann, geboren gegen 1801 zu Tirgovist aus einer
armen Familie, genoß seine Erziehung in Bukarest
[* 10] und wurde mit 20 JahrenProfessor am Kollegium St. Sava in Bukarest, dann Mitglied
der Schulbehörde, Generalinspektor der Schulen und Archivdirektor. 1848 gehörte er zu denjenigen, welche den FürstenGeorgBibesco zur Unterzeichnung einer Verfassung bestimmten. Nach der Flucht des Fürsten(24. Juni) ward Heliade Mitglied der provisorischen
Regierung, mußte aber beim Heranrücken der Russen und Türken, wie andre Geächtete, fliehen. Er begab sich zunächst nach
Kronstadt
[* 11] in Siebenbürgen, von da 1849 nach Paris
[* 12] und im folgenden Jahr nach der Türkei,
[* 13] wo ihm die InselChios zum Aufenthalt angewiesen wurde. Im GefolgeOmerPaschas zog er 1854 in Bukarest ein, wo er seitdem verblieb. Er starb im
Mai 1872. Die litterarische Thätigkeit Heliades ist sehr bedeutend gewesen, früher überschätzt, heute mit Unrecht gering
geachtet. Ihr Wert besteht in dem Anstoß, den er der jungen aufstrebenden rumänischen Litteratur auf
verschiedenen Gebieten gegeben hat. Als Dichter fehlt es ihm an Phantasie, und seine Sprache
[* 14] ist oft gesucht und durch weit
getriebene lateinische Neologismen entstellt. Heliade gründete 1828 die erste rumänische litterarische Zeitschrift: »Curierul
românesc«, nach deren Unterdrückung (1848) er 1862 den »Curierul
de ambe sexe« (5 Bde.) ins Leben rief, schrieb 1844 ein heroisches Drama über Mirceu und 1846 ein nationales Gedicht über
Michael den Braven; ferner: »Souvenirs et impressions d'un proscrit« (Par. 1850);
»Mémoires sur l'histoire de la régénération
roumaine« (das. 1851) und »Cursu de poesie
generala« (1868 ff., 3 Bde.).
Eine Auswahl aus seinen Schriften (»Culegere din scrierile de prose su de poesie«) ist 1836 erschienen.
Vgl. Popu, Conspect asupra literaturei române, Bd. 1 (Bukar.
1875).
Titel der altsächsischen Evangelienharmonie, die, vielleicht auf Veranlassung Ludwigs des Frommen,
von einem sächsischen Geistlichen im Anfang des 9. Jahrh. in allitterierenden Versen nach Tatians »Evangelienharmonie« mit
selbständigen Abänderungen und Zugaben geschrieben worden ist. Das Werk, das umfangreichste und bedeutendste
Denkmal der altsächsischen Mundart, ist von nicht geringem dichterischen Wert und gibt in seinen unverkennbar volksmäßigen
Ausdrücken und Wendungen ein Bild der fast ganz untergegangenen epischen deutschen Volkspoesie jener frühen Zeit; allerdings
ist der Verfall der alten Dichtungsform auch schon recht sichtbar.
Von den beiden vorhandenen Handschriften des Heliand befindet sich die eine jetzt in München
[* 18] (früher zu Bamberg),
[* 19] die andre im BritischenMuseum, ein Bruchstück in Prag.
[* 20] Herausgegeben ward das Gedicht von Schmeller (Stuttg. 1830; Wörterbuch
und Grammatik dazu, 1859), dann von Köne (mit wörtlicher neuhochdeutscher Übersetzung,
Münst.
1855), neuerdings in kritischer Bearbeitung von M. Heyne (mit ausführlichem Glossar, 3. Aufl. Paderb.
1883), von Heliand Rückert (Leipz. 1876), von Sievers (Halle
[* 21] 1878), von Behaghel (das. 1882). Neuhochdeutsche Übersetzungen lieferten
Kannegießer (Berl. 1847), Grein (Rinteln 1854; neue Bearbeitung, Kass. 1869), Rapp (Stuttg. 1856) und Simrock (3. Aufl., Berl.
1882).
Vgl. Behringer, Zur Würdigung des Heliand (Würzb. 1863);
Helianthemum. VulgareGärtn. (Feldysop), einStrauch mit meist liegenden oder aufsteigenden Ästen, sitzenden
oder kurzgestielten, mehr oder weniger behaarten, am Rand meist zurückgebogenen Blättern von sehr verschiedener Breite
[* 24] und
gelben, hinfälligen, am Ende der Stengel
[* 25] und Zweige in lockern Trauben gestellten Blüten, die den ganzen
Sommer hindurch erscheinen, findet sich durch fast ganz Europa,
[* 26] in Nordafrika und im Orient und wird in vielen Varietäten, wie
auch mehrere andre Arten, als Zierpflanzekultiviert.
L. (Sonnenblume, Sonnenrose), Gattung aus der Familie der Kompositen,
[* 27] ein- oder mehrjährige,
meist hohe, rauh- oder steifhaarige Kräuter mit gegen- oder wechselständigen, gestielten, ganzrandigen oder gesägten Blättern,
einzeln endständigen oder doldenrispig gruppierten, meist großen oder sehr großen Blütenköpfen, länglichen bis fast
verkehrt-eiförmigen Achenen und einem aus zwei spreuartigen Blättchen oder Grannen bestehenden Pappus.
Etwa 50 meist nordamerikanische Arten. HelianthustuberosusL. (Topinambur, Erdmandel, Grund- oder Erdbirne, Erdapfel,
Jerusalem- oder Erdartischocke) hat einen 2,5-3,75 m hohen, meist gar nicht verästelten,
blattreichen Stengel, gegenständige, herz-eiförmige untere, abwechselnde, eiförmige obere Blätter und aufrechte, dottergelbe
Blütenköpfe bis 8 cm im Durchmesser, die aber bei uns nur in warmen Herbsten zur Entwickelung kommen. Die Topinambur
stammt aus Brasilien,
[* 28] kam 1617 nach England, nach dem Dreißigjährigen Krieg nach Deutschland
[* 29] und wurde hier namentlich wegen
ihrer ovalen, äußerlich rötlichen, innen weißen, an einer Seite etwas spitz zulaufenden Knollen
[* 30] als Viehfutter kultiviert,
während des 18. Jahrh. aber von der Kartoffel verdrängt, so daß sie jetzt nur noch in Oberbaden und
im Elsaß, hier und da auch in Mitteldeutschland kultiviert wird.
Sie gedeiht allgemein im Kartoffelland, aber auch noch in leichterm Boden und in dumpfen Lagen, wo der Boden das tiefe Eindringen
der Wurzeln gestattet. Die höchsten Erträge, welche über die Kartoffelerträge hinausgehen, bringt sie in mildem Lehmboden.
Stengel und Blätter geben ein schätzenswertes Futter zu einer Zeit, in der andres Grünfutter zu fehlen
beginnt. Sie hat eine sehr lange Vegetationsperiode und nimmt den Boden namentlich hinsichtlich seiner Alkalien stark in Anspruch.
Die Kultur gleicht im allgemeinen der Kartoffelkultur, ist aber einfacher, billiger, und die Knollen können über Winter
im Boden bleiben und nach Bedarf herausgenommen werden. Auch in Mieten halten sie
¶
mehr
sich sehr gut, und selbst erfroren sind sie noch tauglich. Der Ertrag kommt im allgemeinen dem der Kartoffeln ziemlich nahe,
und wenn der Futterwert auch um 20 Proz. geringer ist, so wird dieser Ausfall wieder durch den Stengelertrag gedeckt, welcher
zwischen 60 und 120 Ztr. pro Hektar schwankt. Die Topinambur würde ohne Zweifel häufiger kultiviert werden,
wenn sie besser in die Fruchtfolge paßte und nicht, wenn man sie gebaut hat, erst wieder durch zwei Nachfrüchte aus dem
Boden entfernt werden müßte.
Die Knollen enthalten 14,7 Proz. Zucker,
[* 32] 3,1 Proz. Proteinstoffe, 1,9
Proz. Inulin, 1,1 Proz. Pektinstoffe, 0,2
Proz. Fett, 1,5 Proz. Cellulose, 1,3 Proz. Mineralstoffe und 76 Proz.
Wasser. Auch zur Spiritusbereitung ist die Topinambur benutzt worden. Man kann annehmen, daß die Knollen einen um die Hälfte
größern Gehalt an Trockensubstanz und Zucker geben als die Runkelrüben, und daß sie 50 Proz. Futter hinterlassen. Helianthus annuusL. (Sonnenblume, Sonnenrose), bis 2 m hoch, mit meist einfachem Stengel, gestielten, herzförmigen, gesägten,
rauhen Blättern, großen, nickenden Blütenköpfen, gelben Rand- und braunen Scheibenblüten und schwarzen, grauen oder weißen
Früchten, eine einjährige Pflanze aus Peru,
[* 33] wird namentlich in Rußland und Ungarn
[* 34] als Ölpflanze, in Holland, im südlichen
Frankreich, im Pandschab, in Südrußland, bei Washington,
[* 35] auf Martinique, hier und da auch bei uns auf sumpfigem
Terrain zur Verbesserung des Klimas, namentlich zur Bekämpfung des Wechselfiebers, gebaut.
Sie verlangt einen etwas bindigen und kräftigen Boden und entwickelt sich besonders aus frisch importierten Samen
[* 36] sehr kräftig.
Die jungen Knospen
[* 37] der Pflanze dienen als Gemüse, die Stengel als Brennmaterial und zur Gewinnung von Pottasche
(sie saugt das Land stark aus); die Blätter geben ein gutes Viehfutter, die Blüten liefern den Bienen reichlich Honig; die
Früchte (über 2000 in einem Blütenkopf) bilden ein gutes Mastfutter für Geflügel, werden aber besonders zur Gewinnung
von Öl benutzt.
Sie müssen enthülst werden, und die Kerne geben dann 40 Proz. Öl, wovon in Rußland 1866 an 100,000
Ztr. gewonnen wurden. Nach Langethal erhält man von 1 Hektarca. 3 Ztr. Öl, außerdem 80-200 Ztr. Stengel und Blätter. Auch
die Ölkuchen bilden treffliches Viehfutter. Die Samen können wie Mandeln benutzt werden. Die Sonnenblume wurde
gegen Ende des 16. Jahrh. in Europa bekannt und erregte schnell großes Aufsehen, besonders auch durch ihren ausgezeichneten
Heliotropismus (s. Pflanzenbewegungen). Mit Bezug auf diesen erschien sie vielfach als Wappen- oder Siegelblume, als Zeichen
lehnspflichtiger Ritterschaft, treuer Anhänglichkeit etc.
Helichrysum arenariumDec. (Sandimmortelle, gelbes Immerschön, Fuhrmannsröschen), durchaus weißwollig, krautartig,
15-30 cm hoch, perennierend, mit sitzenden, lineal-lanzettlichen, ganzrandigen Blättern und gelben Blütenköpfchen
in dichten Doldenrispen, wächst ausdauernd auf sandigen, sonnigen Hügeln und Rainen durch ganz Europa. Die Blüten (gelbe Katzenpfötchen,
Goldblumen, Sandruhrkraut oder Strohblümchen)
riechen süßlich, schwach gewürzhaft und schmecken gelind zusammenziehend,
etwas bitterlich; sie wurden früher medizinisch benutzt. Mehrere andre Arten, wie Helichrysum petiolatumDec.,
ein Halbstrauch aus Südafrika, namentlich aber Helichrysum bracteatumWilld. aus Neuholland, werden als Zierpflanzen kultiviert. Letztere
ein- oder zweijährige Art wird 1 m hoch und hat endständige, goldgelbe Blütenköpfchen, die getrocknet und vielfach gefärbt
als Immortellen von Malmaison in den Handelkommen.
L. (Helikonie, Tafelbanane), Gattung aus der Familie der Musaceen, krautartige Pflanzen im
heißen Amerika,
[* 40] den Bananen ähnlich gebaut, werden wegen ihres schönen Wuchses bei uns in Warmhäusern kultiviert. Heliconia metallica
Linden trägt 60-90 cm lange, auf der Oberseite lebhaft grüne, seidenglänzende, auf der Unterseite metallartig, rötlich
gefärbte Blätter mit perlmutterglänzendem, weißem Mittelnerv.
die als grundlegend gilt, und welcher der »Traité de l'instruction criminelle« (das. 1845-60, 9 Bde.; 2. Aufl.
1863-68, 8 Bde.) folgte, der in Belgien
[* 42] von Nypels und Hanssens bearbeitet ward.
Sein Sohn FaustinAdolphe, geb. 1829 zu Paris, Richter am Seinetribunal, machte sich durch das Werk »Les constitutions de
la France« (Par. 1880) bekannt.
bei den alten Griechen ein viereckiges Saiteninstrument mit neun Saiten, welches jedoch,
wie das Monochord, nur der Tonbestimmung diente und nicht der praktischen Musikübung;
(jetzt Zagora, auch Paläo-Vuni), Gebirge im westlichen Böotien, zwischen dem See Kopais und
dem Meerbusen von Korinth
[* 46] (1749 m), dessen östlicher Teil namentlich an Quellen, waldigen Schluchten und lieblichen Thälern
reich war, von den alten Dichtern als Sitz der Musen
[* 47] gefeiert. An seinem Nordabfall lag der einst den Musen geweihte Hain, eine
kleine, im Altertum mit Statuen und Gebäuden geschmückte Hochebene. Unweit davon die Quelle
[* 48] Aganippe (s. d.);
zwei Stunden mühsamen Steigens führen von dort zum östlichen Gipfel, wo einst ein Altar
[* 49] des Zeus
[* 50] stand (jetzt eine Kapelle
des heil. Elias), und wo die Hippokrene (s. d.) sprudelte.
1) Schatzmeister des syrischen KönigsSeleukos IV., Philopator, ward 176 v. Chr., von diesem nach Jerusalem
[* 52] gesandt, um die Tempelschätze zu rauben, aber, als er trotz der Gegenvorstellungen des Hohenpriesters Onia den Tempel betrat,
der Sage nach von einer wunderbaren Erscheinung zu Boden geschlagen und so von der Ausführung seines Vorhabens
abgehalten. Später vergiftete er seinen Herrn und usurpierte den syrischen Thron,
[* 53] wurde aber durch AntiochosEpiphanes gestürzt.
2) aus Emesa, ein Sophist aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrh., früher fälschlich mit dem Bischof von Trikka in Thessalien
(um 390) identifiziert, ist Verfasser eines griechischen Romans: »Aethiopica«, in zehn Büchern, von den
wunderbaren Schicksalen der äthiopischen Königstochter Chariklea und des Thessaliers Theagenes. Derselbe ist für die meisten
der folgenden Romanschriftsteller Vorbild gewesen. In Erfindung, Anlage, Schilderung und ethischem Gehalt gehört er zu den
besten Leistungen auf diesem Gebiet der griechischen Litteratur; ebenso zeichnet er sich durch Reinheit und
Eleganz der Sprache aus. Ausgaben lieferten Korais (Par. 1804, 2 Bde.), Mitscherlich (Leipz. 1805, 2 Bde.),
I. Bekker (das. 1855), Hirschig (in »Scriptores erotici«, Par. 1856); Übersetzungen Göttling (Frankf. 1822), Jacobs (Stuttg.
1837), Fischer (das. 1869).
Mäsa benutzte diesen Umstand, gab den Enkel für einen Sohn Caracallas aus und bewirkte hierdurch sowie
durch reiche Geldspenden, daß ihn die Soldaten, obgleich er erst 17, nach andern sogar nur 14 Jahre alt war, unter dem NamenMarcus AureliusAntoninus zum Kaiser ausriefen (218). Macrinus, der sich nach Ermordung des Caracalla (221) der Herrschaft bemächtigt
hatte, wurde besiegt und auf der Flucht getötet; Heliogabalus selbst aber eilte, ohne die Bestätigung des Senats
abzuwarten, nach Rom,
[* 55] um zu den Genüssen der Hauptstadt zu gelangen.
Dort blieb die Verherrlichung des Sonnengottes, dem er diente, und dessen Namen er selbst annahm, seine Hauptbeschäftigung.
Auf dem Palatinischen Berg ließ er einen prachtvollen Tempel errichten, worin der Kult des Gottes mit der
ausschweifendsten Pracht begangen wurde. Die angesehensten Würdenträger des Reichs mußten dabei als niedrige Tempeldiener
figurieren; ja, die übrigen GötterRoms wurden zu Dienern dieses obersten Gottes herabgewürdigt und die Heiligtümer des römischen
Kultus, die Ancilia und das Palladium, in dessen Tempel geschafft.
Zur Gattin des Sonnengottes wurde Luna (die Astarte der Phöniker) erkoren und deren Bild mit feierlichem
Pomp von Karthago
[* 56] nach Rom verpflanzt. Im übrigen war des Heliogabalus Regierung nichts als eine Kette der sinnlosesten Schwelgereien und
der niedrigsten und gemeinsten Ausschweifungen. Endlich schämten sich selbst die Soldaten ihrer schmählichen Wahl und wandten
ihre
Gunst dem Vetter des Heliogabalus, Alexander, dem Sohn der Mammäa, der andern Tochter der Mäsa, zu. Auf Anstiften
der letztern adoptierte Heliogabalus denselben, trachtete ihm jedoch bald darauf, aber vergeblich, nach dem Leben. Ein Aufruhr, durch
Heliogabalus' fortgesetzte Nachstellungen gegen Alexander veranlaßt, kostete ihm Thron und Leben. Die Prätorianer ermordeten
ihren frühern Günstling, schleiften seinen verstümmelten Leichnam durch die Straßen und warfen denselben in den Tiber (222).
(griech.), Instrument zur Herstellung kleiner Bilder der Sonne, ein Äquatorial
[* 57] mit photographischer Kammer.
Das Objektiv ist aplanatisch geschliffen, so daß das Sonnenbild in einer Ebene entsteht und entweder im Fokus direkt oder
durch einen Okularapparat vergrößert aufgenommen wird. Heliograph heißt auch ein von Mance modifiziertes Gaußsches
Heliotrop, welches zu telegraphischen Zwecken benutzt wird, indem man mit Hilfe eines kleinen, drehbaren Spiegels Sonnenblitze
von längerer oder kürzerer Dauer auf weite Entfernungen entsendet und durch Kombination der längern und kürzern Blitze,
ähnlich wie beim Morse-Apparat, ein Alphabet bildet. Man hat versucht, durch Aufstellung des Heliographen
in einem Luftballon, der mit dem Erdboden telephonisch verbunden ist, den beschränkenden Einfluß der Erdkrümmung in ebenen
Gegenden einigermaßen zu überwinden und bei trübem Wetter
[* 58] statt des Sonnenlichts Drummondsches Licht anzuwenden.
die Kunst, mittels Photographie erzeugte Bilder direkt auf mechanischem Weg durch Druckerschwärze und Presse
[* 59] zu vervielfältigen, zerfällt der Hauptsache nach in drei verschiedene Methoden, je nachdem die Druckplatte durch Ätzen,
durch Reaktion oder durch Abformen hergestellt wird. Im erstern Fall ersetzt die empfindliche Schicht den Ätzgrund, die Belichtung
den Graveur, und die Säure operiert wie bei einem Stich; im zweiten ist der Druck kein rein mechanischer
Vorgang, sondern die Folge einer physisch-chemischen Reaktion zwischen zwei Stoffen, wie bei der Lithographie; die dritte Verfahrungsart
ist eine spezifisch heliographische und besteht im Abformen des Reliefs, welches die Chromgelatine durch Auflösen oder Aufquellen
ihrer unbelichteten Teile entstehen läßt.
ausgewaschenen Chromgelatinebild, welches auf einer polierten Zinkplatte mittels atmosphärischer Pressung vollkommen festgestellt
wird, in einer Buchdruckpresse mit gewöhnlicher Buchdruckfarbe gedruckt und zwar je nach der Feinheit des Bildes mit einer
oder zwei Walzen. Man erhält auf diesem Weg recht effektvolle Bilder, doch kommen sie weder den Albertotypien noch den Woodburydrucken
gleich. Die dritte Art des Verfahrens, Heliogravüre oder Photogravüre (Kupferlichtdruck) genannt, von Rousselon erfunden,
ist von Scamoni in Petersburg,
[* 62] neuerdings aber besonders in Pariser, Wiener und Berliner
[* 63] Ateliers so vervollkommt worden, daß
die Heliogravüre gegenwärtig hinsichtlich der Treue in der Wiedergabe des Objekts das vollkommenste mechanische Reproduktionsmittel
ist.
das genaueste astronomische Instrument zur Messung kleiner Winkel
[* 68] (s. Tafel »Astronomische Instrumente«
in Bd. 1,
[* 61]
Fig. 4). SeinPrinzip besteht darin, daß das Objektivglas des Beobachtungsfernrohrs durch einen diametralen Schnitt
in zwei Hälften zerlegt ist, die an zwei Metallschlitten befestigt sind, welche eine zur Richtung der
Schnittlinie parallele Verschiebung gestatten. Solange beide Objektivhälften so nebeneinander stehen, daß die Ränder eine
ununterbrochene Kreislinie bilden, wird man, wenn das Fernrohr
[* 69] beispielsweise auf die Sonne gerichtet ist, nur ein einziges
Bild der Sonnenscheibe
[* 70] erblicken; wenn aber durch einen vom Okular a des Fernrohrs erreichbaren Bewegungsmechanismus
eine der Objektivhälften oder, wie es gewöhnlich geschieht, beide Hälften nach entgegengesetzter Richtung auseinander bewegt
werden, gibt jede der beiden Hälften ein kreisförmiges Bild der Sonne für sich, und durch eine Verschiebung von geeigneter
Größe kann man die beiden Sonnenbilder in eine solche Lage bringen, daß sie sich in einem Punkt berühren;
bewirkt man hieraus durch eine Verschiebung nach der entgegengesetzten Richtung, daß sich die beiden Scheiben wieder berühren,
so entspricht die Verschiebung der Schlitten dem doppelten scheinbaren Sonnendurchmesser.
Bei den von Fraunhofer konstruierten Heliometern wurde die Größe der Verschiebung durch die Zahl der Umdrehungen einer die
Bewegung hervorbringenden feinen Mikrometerschraube
[* 71] gemessen; bei
den von Repsold konstruierten Apparaten
sind dagegen an den dem Innern des Fernrohrs zugewandten Flächen der Schieber nebeneinander liegende Teilungen auf Silberstreifen
angebracht, die von dem Beobachter durch ein neben dem Okular liegendes Mikroskop
[* 72] b abgelesen werden. Drückt man die Verschiebung
der Schlitten durch die Anzahl der Zwischenräume von Teilstrichen aus, um welche die beiden Skalen nebeneinander
verschoben sind, und kennt man den einem Zwischenraum entsprechenden Winkelwert, so kann man den scheinbaren Durchmesser der
Sonnenscheibe in Bogenminuten und -Sekunden finden.
Das Heliometer wurde zunächst auf die Bestimmung des Sonnendurchmessers angewandt, und diesem Umstand verdankt es
seinen Namen Heliometer oder Sonnenmesser. Doch ist seine Anwendung keineswegs auf Sonnenbeobachtungen beschränkt,
sondern man kann auch scheinbare Abstände zweier benachbarter Sterne α und β bestimmen, indem das Bild von α der einen Hälfte
auf das Bild von β der andern Hälfte gestellt und, nachdem die Skalen abgelesen sind, eine zweite Stellung
der Objektivhälften hervorgebracht wird, in welcher ebenfalls ein Zusammenfallen zweier Sternbilder stattfindet.
Die dazu notwendige Verschiebung der Schlitten entspricht dem doppelten Abstand der beiden Sterne. Zur Ausführung dieser Beobachtung
ist es noch erforderlich, den Spalt zwischen den beiden Objektivhälften in die Richtung der Verbindungslinie der beiden Sterne
zu bringen. Zu diesem Zweck läßt sich vom Okularende aus dem ganzen Fernrohr eine Drehung um seine optische
Achse erteilen, und um deren Größe und damit auch die Lage der Verbindungslinie der beiden Sterne gegen irgend einen am Himmel
[* 73] gedachten größten Kreis,
[* 74] der z. B. durch die Weltpole und durch die Mitte zwischen beiden
Sternen hindurchgeht, bestimmen zu können, ist am Objektivende des Fernrohrs ein geteilter Kreis c angebracht, der durch ein
neben dem Fernrohr liegendes Mikroskop d vom Okularende aus abgelesen werden kann.
Die Beleuchtung
[* 75] der Objektivskalen des Positionskreises und der Einstellungskreise des parallaktisch aufgestellten Instruments
geschieht durch zwei in der
[* 61]
Figur sichtbare kleine Petroleumlampen e f.
Ist einer der beiden Sterne von überwiegender Helligkeit, so daß bei Annäherung der beiden Bilder das schwächere vom hellern
überstrahlt wird, so schwächt man letzteres durch Bedecken der entsprechenden Objektivhälfte mit Drahtgittern von verschiedener
Dichte ab, die sich an einem Schirm g am Objektivende des Fernrohrs befinden. Die Vorteile, welche dieses
Instrument gegenüber dem Fadenmikrometer
[* 76] (s. Äquatorial, S. 712) bietet, bestehen unter andern darin, daß man zur Einstellung
der Sterne aufeinander keiner künstlichen Beleuchtung im Gesichtsfeld des Fernrohrs bedarf und daher auch bedeutend schwächere
Sterne beobachten kann; ferner ist man bei den Messungen unabhängig von etwanigen unregelmäßigen
Bewegungen des Uhrwerks, während es bei den Messungen von Sternabständen mit Hilfe eines Fadenmikrometers notwendige Bedingung
ist, daß die scheinbare Halbierung des Sternbildes durch den Faden
[* 77] auf einige Zeit erhalten bleibt.
Das Gefäß aus Silberblech ist mit Wasser gefüllt und wird während der Beobachtung mit dem Rohr durch
einen Knopf um sich selbst gedreht, damit das Wasser in Bewegung gerate und sich gleichmäßig erwärme. Außerdem ist die
gegen die Sonne gekehrte Fläche des Gefäßes mit Ruß sorgfältig geschwärzt. Bei den Beobachtungen mit diesem Instrument ist
zu berücksichtigen, daß dasselbe, während es Wärme
[* 85] aufnimmt, zugleich auch Wärme verliert und zwar sowohl durch Strahlung
gegen den Himmelsraum als an die Umgebung.
Man bestimmt deshalb fünf Minuten lang diesen Verlust (r), indem man das mit Wasser von der Temperatur der Umgebung gefüllte
Gefäß im Schatten
[* 86] gegen den freien Himmel wendet, läßt dann weitere fünf Minuten die Sonnenstrahlen
senkrecht einfallen, wodurch das Wasser erwärmt wird (g), und läßt dann wieder fünf Minuten lang die Wärme von der berußten
Fläche frei gegen den Himmel ausstrahlen (Verlust r'). Die Temperaturerhöhung, welche durch die Sonne hervorgebracht sein
würde, wenn kein Wärmeverlust stattgefunden hätte, ist t = g + (r + r')/2. Aus den mit dem Heliometer gemachten
Beobachtungen leitet Pouillet ab, daß an heitern Tagen um Mittag ungefähr ein Drittel von den Wärmestrahlen der Sonne durch
die Atmosphäre absorbiert wird; doch ist dieses Resultat entschieden zu klein, wie aus den VersuchenTyndalls
über die Diathermanität der Gase
[* 87] geschlossen werden kann.
Die Gemahlinnen und Geliebten des Helios waren die OkeanideKlymene, Gemahlin des Äthiopenkönigs Merops, welche ihm
den Phaethon und die Heliaden (s. d.) gebar, Iphinoe, mit welcher er denAugias, und die Okeanide Perseïs, mit welcher er denÄetes, die Pasiphae und die Kirke zeugte. In Kolchis, wo die letztere Zauberfamilie zu Haus war, befand sich der Sonnenteich,
wo Helios seine Rosse badete, und in dessen Nähe er die Nacht über ruhte. Die Kraft
[* 94] der dort wachsenden Zauberkräuter
ist eine Folge der Sonnennähe. Helios sieht und vernimmt alles und galt deshalb für einen Späher der Götter und Menschen. Er
war es, welcher dem Hephästos
[* 95] die Liebe des Ares
[* 96] und der Aphrodite
[* 97] entdeckte, weshalb Ares seine ganze Nachkommenschaft
verfolgte.
Alle auf Helios bezüglichen Fabeln wurden dann (namentlich durch Ovid in seinen »Metamorphosen«) auf den italischen, besonders
bei den Sabinern verehrten Solübertragen. Hier galt er auch als Beschützer der Wagenlenker und wurde
im Zirkus verehrt, so daß sein Tempel in Rom mitten in demselben stand. Abgesehen von dem Sol Phöbus der römischen Zeit, war
Helios nur in Rhodos ein bedeutender Gegenstand der Plastik, wo ihn Lysippos auf einem Viergespann, in kolossaler
Größe (70 Ellen hoch) aber sein SchülerChares von Lindos bildete (der berühmte »Kolo߶