Der
Papst untersuchte entweder selbst, unter Zurateziehung einer Versammlung von
Bischöfen und später von
Kardinälen, den
ihm übersandten
Bericht über das
Leben und die als unentbehrlich zur
Kanonisation geltenden
Wunder des Heiligzusprechenden,
oder er übertrug dies auswärtigen
Klerikern. Seit der
Reformation nahm man vornehmlich auf solche
Personen
Rücksicht, die sich durch ihren
Eifer gegen die
Sache des
Protestantismus ausgezeichnet hatten. In diesem
Sinn lieferte der
Jesuitenorden eine Anzahl neuer
Heiligen.
Die
Reformatoren verwarfen den ganzen Heiligenkult als im
Widerspruch stehend mit derLehre
[* 4] des
Christentums,
daß nur Gott angebetet werden solle, und daß
Christus der einzige
Mittler zwischen Gott und den
Menschen sei. Den in dieser
Richtung erfolgenden
Angriffen wich das Tridentinum aus, und die katholischen
Kirchenlehrer suchten zwischen
Anbetung (adoratio),
die wir nur Gott und Christo schuldig seien, und
Ehrerbietung (veneratio), die wir auch der
Kreatur erweisen
dürften, einen Unterschied zu machen, welcher natürlich für den Volksgebrauch wertlos ist. Die
Legenden der
Heiligen wurden
frühzeitig gesammelt und nach dem
Kalender geordnet; daraus entstanden die Kalendarien, Menologien und Martyrologien, dergleichen
von
Beda Venerabilis,
Hrabanus Maurus,
Notker u. a. auf uns gekommen sind. Zahlreich sind auch die
Vitae
Sanctorum, von denen es im
Mittelalter mehrere Sammlungen gab, darunter besonders die des
Simeon Metaphrastes im
Morgenland
und die »Legenda aurea«, von
Jacobus de
Voragine (gest. 1298) veranstaltet, im
Abendland bemerkenswert
sind. Gedruckte
»Vitae
Sanctorum« gibt es von Aloys Lipomanus
(Rom 1551-1560, 8. Bde.),
Laurent. Surius (3. Ausg.,
Köln
[* 5] 1618, 12 Bde.) u. a.
Das ausführlichste Werk sind die
»Acta Sanctorum«, von
Joh. Bolland
(Antwerp. 1643) angefangen und von den sogen.
Bollandisten
(s. d.) fortgesetzt. Ein »Vollständigeres
Verzeichnis der
Heiligen, ihrer
Tage undFeste« enthält auch der Supplementband von Potthasts »Bibliotheca
historica medii aevi« (Berl. 1868).
In der darüber abgefaßten
Urkunde erklärten die drei Monarchen, daß sie sich sowohl in der
Regierung ihrer
Staaten als in
ihrer auswärtigen
Politik zu den christlichen Prinzipien der
Gerechtigkeit, der
Milde und des
Friedens bekennen, daß sie
daher nach der
Forderung der
Heiligen Schrift durch die
Bande einer wahren und unzertrennlichen
Brüderschaft vereinigt bleiben
und in jedem
Fall einander
Hilfe und
Beistand leisten, auch gleichsam als Familienväter ihre
Unterthanen u.
Heere in demselben
brüderlichen
Geist leiten wollten und als Vertreter der drei Hauptformen der Einen christlichenReligion
der Überzeugung lebten, daß die christliche
Erde in der That keinen andern
Herrn habe als denjenigen, dem allein die Macht
gebührt, nämlich Gott und den
Erlöser.
Von bestimmten Leistungen der
Stifter des
Bundes war nirgends die
Rede. Am
Schluß der
Urkunde ward noch der
Wunsch ausgesprochen,
daß alle christlichenSouveräneEuropas der
Allianz beitreten und die
Grundsätze derselben zu den ihrigen
machen möchte. Demgemäß wurde der
Sultan nicht zum
Beitritt aufgefordert, aber auch der
Papst nicht, dem man wohl eine
Allianz
mit schismatischen und ketzerischen
Fürsten nicht zumuten mochte. Die meisten
Fürsten traten bei, nur der
Prinz-Regent von
England nicht, weil die englische
Verfassung eine bloß persönliche Verpflichtung des Staatsoberhauptes
nicht zulasse.
Die erste Anregung der Heiligen Allianz ging von
KaiserAlexander I. aus, der mitunter zu
Schwärmerei und überspannter religiöser
Empfindung geneigt war. Eine reaktionäre, freiheits- und volksfeindliche
Tendenz lag ihr ursprünglich fern. Die spätere
Wirksamkeit des
Bundes auf das äußere und innere Staatsleben während der sogen. Restaurationsepoche
bestand allerdings darin, daß durch eine gemeinsame
Kongreß- und Interventionspolitik nicht nur die
Revolution, sondern auch
die
Ausbildung freiheitlicher
Institutionen verhindert wurde. Diese Unterdrückungspolitik ging aber weniger von Rußland als
von dem österreichischen
MinisterMetternich aus. Die griechische und belgischeFrage und andre Ereignisse
haben dann bald den
Bund derSouveräne vollkommen gelockert.
Kind umgeben. Die ausgezeichnetsten Darstellungen dieser Art sind von Leonardo da Vinci, Raffael, Giulio Romano, Andrea del Sarto
und Murillo. Ersterer läßt den Joseph meist weg, gibt aber dafür die heil. Anna und den kleinen Johannes mit seinem Lamm oder
auch Engelsfiguren bei, wie er auch die Gestalten von einer dunkel gehaltenen landschaftlichen Umgebung
sich abheben läßt, wie z. B. in der Vierge aux rochers. Raffael hat die mannigfaltigsten Darstellungen dieser Art geschaffen;
auf der Grenze des bloßen Madonnenbildes stehen seine Belle jardinière und seine Madonna del Cardellino, wo außer Maria nur
die beiden KinderChristus und Johannes dargestellt sind; dann folgt die in der heilige Familiein der MünchenerPinakothek,
welche, in symmetrischer Gruppe die beiden Kinder von ihren halb sitzenden, halb knieenden Müttern gehalten und den auf einen
Stab
[* 9] gestützten Joseph darstellend, als Haupttypus dieses Genres gelten kann. Das Höchste in diesem Darstellungskreis erreicht
Raffael in der großen MadonnaFranz' I. (im Louvre) in völlig freier, geistreicher Auffassung. Bezeichnend
ist es für die mittelalterliche Auffassung der Maria, daß Joseph immer als betagter, oft fast grämlicher Mann neben der
hohen jugendlichen Schönheit der Gottesmutter erscheint.
Der zweite wurde 448 von den Spartanern gegen Phokis unternommen; dieser HeiligeKrieg wird aber oft nicht
mitgezählt. Der dritte (zweite) dauerte von 355 bis 346 und wurde von den Thebanern veranlaßt, um unter dem Vorwand des
SchutzesDelphis und unter der Autorität der Amphiktyonen die Phoker, die einer Grenzverletzung beschuldigt wurden, zu unterjochen.
Diese raubten aus dem Tempelschatz 10,000 Talente, verteidigten sich mit hartnäckiger Tapferkeit und wurden erst überwunden,
als sich Philipp vonMakedonien mit den Thessaliern und Thebanern verbündete. Den vierten oder dritten (339-338) führte König
Philipp im Auftrag der Amphiktyonen gegen das der Verletzung von Tempelgebiet angeklagte Amphissa, das 338 zerstört wurde.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Königsberg,
[* 12] Kreis
[* 13] Rastenburg, mit 330 Einw., berühmt durch das nahe
dabei im Wald gelegene gleichnamige Kloster, den Hauptwallfahrtsort der Provinz, mit einer prächtig ausgestatteten Kirche.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg, an der Jarft und der LinieDirschau-Seepothen der Preußischen
Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine landwirtschaftliche Schule, Pflug- und Maschinenfabrikation und (1885) 3554 meist evang.
Einwohner.
Dorf im österreich. Herzogtum Kärnten, Bezirkshauptmannschaft Spital, eins der höchst gelegenen Alpendörfer
(1404 m), an der Möll, am Fuß des Großglockners, hat eine schöne gotische Kirche (aus dem 15. Jahrh.)
und 173 (als Gemeinde 1018) Einw. Unfern mehrere imposante Wasserfälle (Möllfall, Gößnitzfall, Leiterfall, Jungfernsprung
u. a.). Heiligenblut wird als Ausgangspunkt für den Besuch des Pasterzengletschers und für die Besteigung des Großglockners viel besucht.
Nördlich führen Übergänge ins Fuscher Thal (Fuscher Thörl und Hochthor 2572 m) und ins Rauristhal (Heiligenbluter
Tauern 2616 m). Der Name Heiligenblut rührt von einem Fläschchen mit dem BlutChristi her, welches der heil. Briccius in der Nähe in
einer Höhle (jetzt Bricciuskapelle) verwahrt haben soll.
Das Ordenszeichen besteht in einem rot emaillierten Krückenkreuz mit vier ähnlichen kleinen Kreuzen in
den Winkeln, welches früher an einer goldenen Krone, jetzt nur an dem schwarzen Band
[* 28] getragen wird. Die Großkreuze tragen Band
und Kreuz über die rechte Schulter zur linken Hüfte, dazu einen Silberstern mit dem von einem goldenen
Kranz umgebenen Kreuz in der Mitte; die Komture das Kreuz mit Krone am Hals, die Ritter im Knopfloch.
Dorf in Niederösterreich, Bezirkshauptmannschaft Baden,
[* 35] mit (1880) 465 Einw. Dabei in einsamem Waldthal
die berühmte Cistercienserabtei Heiligenkreuz, die älteste Österreichs. Dieselbe wurde 1135 von Leopold III. gestiftet und späterhin
durch die Vereinigung mit dem Cistercienserstift St. Gotthardt in Ungarn
[* 36] (1734) eine der reichsten Abteien.
Neuerdings wurde (1880) das StiftNeukloster in Wiener-Neustadt mit dem Stift Heiligenkreuz vereinigt. Sehenswürdigkeiten sind: die Kirche
(1136-87 erbaut), eine der bedeutendsten Bauten des streng romanischen Stils in Österreich,
[* 37] mit gotischem Choranbau,
herrlichen
Glasmalereien, einer berühmten großen Orgel etc.;
die Gräber von 13 babenbergischen Fürsten im alten
Kapitelhaus, die Schatzkammer, die Bibliothek (30,000 Bände), die Bildergalerie, ein Kunst- und Naturalienkabinett, der Kreuzgang
mit dem sogen. Bleibrunnen u. a. Auch befinden sich hier ein Konvikt, Untergymnasium und eine theologische Hauslehranstalt.
Seit dem 4. Jahrh. aber eignete sich die christliche Kunst denselben an, indem sie ihn erst den göttlichen Personen der Dreieinigkeit,
dann auch der Maria und den Engeln, Aposteln und Heiligen und endlich auch den christlichen Symbolen, später
auch allegorischen Figuren, ja selbst dem Satan zuteilte. Einen nur das Haupt umgebenden Heiligenschein pflegte man als Nimbus, den die ganze
Gestalt umfließenden aber als Aureole (s. d.) zu bezeichnen. Doch ward dieser Unterschied nicht genau festgehalten.
Der Nimbus als Attribut des göttlichen Auges oder der göttlichen Hand, wodurch Gottes Gegenwart oder Wirksamkeit
bezeichnet werden sollte, hat gewöhnlich die Form eines Dreiecks, während der Christus umfließende rund ist mit eingezeichnetem
Kreuz. Auf ältern Gemälden findet sich der Heiligenschein häufig als ein nach außen ohne scharfen Umriß sich verlierender Strahlenschein
dargestellt. Die spätere Kunst brachte den Heiligenschein gewöhnlich als durchsichtige horizontale oder schräge Scheibe oder auch nur
als helle Kreislinie über dem Haupte der Heiligen an. In der Malerei wurde der Heiligenschein anfangs plastisch mit Blattgold auf Kreidegrund,
bei byzantinischen und russischen Kirchenbildern sogar noch bis in die neueste Zeit durch Edelmetall (meist
Goldblech), welches auf der Holztafel oder der Leinwand befestigt wurde, dargestellt.
ein größeres Reliquiarium in Form eines Schreins, der den eigentlichen Reliquienbehälter einschließt
und in einer eignen Kapelle steht, aus welcher er nur bei feierlichen Prozessionen fortbewegt wird.
1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Erfurt,
[* 42] 266 m ü. M., an der Leine und
an der LinieHalle-Münden der Preußischen Staatsbahn, hat ein Schloß (jetzt Sitz mehrerer Behörden), eine
¶
mehr
evangelische und 2 kath. Kirchen, 3 kath. Kapellen, 2 Waisenhäuser, Fabrikation von Baumwollwaren, Zigarren, Papier, Gipsbrennerei,
Steinbrüche und (1885) 5861 Einw. (darunter ca. 800 Evangelische und 100 Juden). Die Stadt hat ein kath. Gymnasium, ein kath.
Schullehrerseminar und eine Präparandenanstalt und ist Sitz eines Amtsgerichts und eines bischöflichen Kommissariats. Heiligenstadt war
ehedem die Hauptstadt des FürstentumsEichsfeld, hatte eine kurmainzische Statthalterei und besaß ein reiches Jesuitenkollegium
(1581 gegründet, 1773 aufgehoben), woraus das jetzige Gymnasium entstand. -
Abend, in manchen Gegenden jeder Abend oder Tag vor einem hohen kirchlichen Feste, da derselbe
in der alten christlichen Kirche mit einer Vorfeier als Vorbereitung auf die eigentliche Festfeier begangen zu werden pflegte;
insbesondere aber der Abend vor dem Weihnachts-, Neujahrs- und Dreikönigstag, namentlich der erstere.
Ein Überrest der ursprünglichen
Feier dieser Abende oder Vigilien (s. d.) hat sich noch an einigen Orten in den sogen. Christmetten am Vorabend
oder am Morgen des Weihnachtstags erhalten.
In der rabbinischen Theologie des nachexilischen Zeitalters erscheint der »HeiligeGeist« geradezu als Offenbarungsprinzip,
ganz parallel dem von der alexandrinisch-jüdischen Philosophie ausgebildeten Begriff der »Weisheit« (sophia) oder des »Wortes«
(logos). Nachdem nun die christliche Gemeinde in Jesus von Nazareth den Messias gefunden, führte sie zunächst seine prophetisch-messianische
Begabung und Wunderkraft auf eine im Moment der Taufe stattgehabte Ausrüstung mit dem GeistGottes zurück.
Bald wurde die Einwirkung desselben auf den Messias vom Moment der Taufe auf den Moment der Geburt zurückdatiert, und es entstand
so die zuerst in unserm ersten und dritten Evangelium ausgeführte, dann im apostolischen Symbol dogmatisch fixierte Vorstellung
von der Erzeugung Jesu durch den HeiligenGeist. In andrer Weise wieder faßte Paulus den HeiligenGeist teils
als personbildendes Prinzip in Jesus Christus, dessen Sündlosigkeit auf diesem Weg erklärt wurde, teils als das den Gläubigen
in ihrer Verbindung mit ihm innewohnende übernatürliche Prinzip.
Die ursprünglich mit dem Begriff des HeiligenGeistes verwandte Vorstellung vom Wort (s. Logos) wurde endlich im vierten
Evangelium benutzt, um eine höhere Christologie (s. d.) durchzuführen, in welcher der HeiligeGeist die Rolle eines unsichtbaren
Fortsetzers des Lebenswerkes Jesu, eines Ersatzes für die seit der Erhöhung des menschgewordenen Wortes von der Erde eingetretene
Entbehrung spielt und »Paraklet«, d. h. Beistand, heißt. Dies alles trug dazu bei, die Auffassung des
HeiligenGeistes als einer göttlichen Person zu befestigen und ihm im Anschluß an die Lehre der Apostel das Werk der Erzeugung,
Erhaltung und Vollendung des spezifisch christlichen Lebens in den Gläubigen zuzuschreiben, wenn auch die ältesten kirchlichen
Schriftsteller noch hier und da ein Bewußtsein davon verraten, daß das im Sohn Gottes fleischwerdende
Wort und der den Menschen- zum Messias und Sohn Gottes weihende Geist ursprünglich einer und derselben Idee zum Ausdruck verhelfen
wollten, nämlich der des Offenbarungsgottes im Gegensatz zu dem schlechthin übernatürlichen und unbegreiflichen Gott. So
dauerte es fast vier Jahrhunderte, bis die beiden Vorstellungen des Geistes und des WortesGottes nach mannigfachen
Experimenten der Dogmatiker endlich untereinander ausgeglichen und durch Anwendung eines trinitarischen Schemas auf die ganze
Gotteslehre mit dem BegriffGottes des Vaters gleichgestellt waren.
Schar (griech. HierosLóchos), die von Pelopidas gebildete Schar von 300 auserlesenen thebanischen Jünglingen,
welche, je zwei und zwei durch einen Freundschaftsbund auf Leben und Tod miteinander vereinigt, die andern zur Nacheiferung
in Tapferkeit und Kriegszucht anspornen sollten. Durch sie siegte Epameinondas bei Leuktra 371 v. Chr.; bei Chäroneia 338 fand
sie ihren ruhmvollen Untergang und erhielt ein kürzlich wieder entdecktes gemeinsames Grab. Nach ihr benannte sich in unsrer
Zeit ein von Ypsilanti aufgebrachter Haufe junger Griechen, der 1821 zuerst gegen die Türken die Waffen
[* 50] ergriff, aber bei Dragaschan
fast ganz
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Feuer (Feuer des Altars oder ewiges Feuer), bei den Hebräern ein auf dem Brandopferaltar
beständig unterhaltenes Feuer, mit welchem man alle Opfer anzündete, im Gegensatz zum fremden, gemeinen Feuer, welches das
Heiligtum entweihte. Es soll von dem bei Weihung der Stiftshütte und des Tempels vom Herrn ausgegangenen Feuer (3. Mos. 9,24).
genommen worden sein und mußte täglich unterhalten werden. Im zweiten Tempel
[* 53] stellte es Nehemia angeblich
durch einen Überrest des im ersten Tempel gewesenen wieder her (2.
Makk. 1,18).. Ähnliche heilige Feuer
finden sich auch in heidnischen Kulten, z. B. bei dem Dienste
[* 54] der Vesta.
HerzJesu (Sacré-coeur ^[Sacré-cœur]), ein Kultusgegenstand in der katholischen Kirche, dogmatisch allerdings
nicht unbestritten, namentlich von der Synode von Pistoja 1786 verworfen. Aber bereits hatte sich das katholische Volk, besonders
an manchen OrtenFrankreichs, wo MarieAlacoque (s. d.) dafür geschwärmt hatte, dieser Andacht ergeben.
Jetzt nahmen sich die Jesuiten derselben an, und selbst die Päpste rechtfertigten sie aus dem Dogma von der Menschheit Christi.
Ein Herz Jesu-Fest (s. d.), ward 1765 gestattet und wird bis auf den heutigen
Tag vielfach gefeiert. Nachdem der Jesuitenorden 1773 aufgehoben worden war, suchte er seine Fortexistenz
unter anderm auch unter dem Namen einer Gesellschaft des heiligen Herzens Jesu (s. d.) zu fristen, welcher ein weiblicher Orden
zur Seite trat (s. Paccanaristen). Neuerdings endlich wurde das heilige Herz Jesu ein Aushängeschild für die politische
Agitation in Frankreich, welches Land in einer jener MarieAlacoque an dem Wallfahrtsort Paray le Monial errichteten
Kapelle dem heiligen Herzen Jesu geweiht worden ist; 1875 weihte dann Pius IX. die ganze Welt dem heiligsten Herzen
Jesu.
römisches ReichdeutscherNation, offizielle Bezeichnung des DeutschenReichs 962-1806. Nachdem schon Karl d. Gr.
durch seine Kaiserkrönung 25. Dez. 800 das 476 zerstörte weströmische Kaiserreich wieder erneuert hatte, mit
dem Unterschied
jedoch, daß nicht mehr die Römer,
[* 59] sondern die Franken das herrschende Volk waren, wiederholte dies Otto
I. von Deutschland
[* 60] nach dem Zusammenbruch des karolingischen Kaisertums, indem er sich 2. Febr. 962 von PapstJohann XI. in Rom zum
römischen Kaiser krönen ließ. Der Name des römischen Reichs blieb, weil die Idee eines christlichen (heiligen) Weltreichs
das Mittelalter beherrschte und man durch die Erneuerung des römischen Reichs dies Ziel zu verwirklichen
hoffte; daß aber nun die Deutschen die Herrscher, ihr König der zum römischen Kaisertum Berechtigte war, drückte der Zusatz
»deutscher Nation« aus.
der Zustand, in welchem man »heilig« (s. d.)
ist. Die Dogmatik bezeichnet damit diejenige EigenschaftGottes (sanctitas Dei, justitia Pei ^[richtig: Dei]
interna), kraft deren er als Urquelle und Urbild des Guten alles irgendwie Unreine verabscheuen muß. Aus dieser Vorstellung
leitet dann schon die biblische Ethik (3. Mos. 11, 44;. 19, 2. 20;
1. Petr. 1,16). den obersten Grundsatz und das ideale Ziel
der christlichen Lebensführung ab. »Se. Heiligkeit« ist ein Prädikat des Papstes, der Allerheiligster Vater in Christo, Sanctissime
Pater in der Anrede, Sanctitas Vestra im Kontext genannt wird.
(Heiltumsbuch), im 15. und 16. Jahrh. handschriftliche, später gedruckte
und mit Abbildungen (Holzschnitten) versehene Inventarien von wunderthätigen Reliquien, kostbaren Gefäßen,
Monstranzen, Kruzifixen etc., die in Kirchen aufbewahrt wurden.
ein an den äußern Mauern von mittelalterlichen Kirchen angebrachter Balkon, von
welchem herab dem Volk an gewissen Gedenk- und hohen Festtagen die Reliquien und heiligen Geräte zur Verehrung gezeigt wurden.
Hans, nach einer böhmischen Sage ein Erd- oder Berggeist, der sich mit einer Sterblichen vermählte, aber aus
Eifersucht sie und ihre Umgebung in Felsen (Hans Heilings-Felsen, zwischen Elnbogen und Karlsbad) verwandelte.
Die Mitglieder verschmähen alle geistigen Getränke, leben einfach, meiden weltliche Bücher und Vergnügungen, suchen die
Leidenschaften, namentlich den Zorn, durch stete Meditation zu unterdrücken und widmen sich namentlich der Pflege der Armen.
Ihr öffentliches Auftreten ist aber herausfordernd und nicht frei von Roheit, so daß ihre Erfolge gering
sind. Auch auf dem Kontinent, besonders in der Schweiz,
[* 76] versuchte die Heilsarmee ihre Thätigkeit zu entfalten, erregte jedoch vielfach
Ärgernis, so daß die Behörden mit Verboten einschritten.
Von 1581 bis 1736 bestand in eine Fürstenschule. Die schöne Klosterkirche, eine 1150 geweihte Säulenbasilika, gegenwärtig
restauriert, besitzt unter zahlreichen Denkmalen altdeutscher Kunst einen trefflichen Schnitzaltar mit Malereien
(um 1500, wahrscheinlich von Wohlgemuth) und einen prächtigen Christuskopf von VeitStoß.
Nach dem Kloster benannt ist derMönch von ein didaktischer Dichter des 14. Jahrh., Verfasser eines
Gedichts von den »SiebenGraden« (hrsg. von Merzdorf, Berl. 1870),
worunter siebenerlei Gebete zu verstehen sind, welche die
Seele gen Himmel
[* 80] leiten; schwerlich auch des Gedichts »Tochter Syon« und eines
gereimten »Lebens des heil. Alexius« (beide mit abgedruckt bei Merzdorf).
Vgl. Wagner, Über denMönch von Heilsbronn (Straßb. 1876).
(lat. Ordo oder Oeconomia salutis), das einheitliche Ganze gottverordneter Bedingungen des gemeinsamen
und individuellen Heilserwerbs und Heilslebens. Dahin gehören also schon die Lehren
[* 81] von dem göttlichen Heilsratschluß und
der Erwählung, insonderheit aber versteht die Kirchenlehre unter Heilsordnung den Verlauf des
subjektiven Heilsprozesses im Individuum. Die einfache Lehre der Heiligen Schrift, wonach der Mensch durch die Predigt des Evangeliums
zu Buße und Glauben und dadurch zur Beseligung gelangen soll, gab nämlich schon den Scholastikern, noch mehr aber den protestantischen
Theologen Anlaß zur Unterscheidung und Namhaftmachung der Stufen, welche der Mensch zurückzulegen hat,
um in den Zustand der Kindschaft Gottes einzutreten und darin fortzuschreiten.
Schon seit Calovius und Quenstedt unterschied die lutherische Dogmatik die verschiedenen Momente der subjektiven Heilsaneignung,
und veranlaßt durch das Auftreten der Pietisten, ist die Vorstellung von einem bestimmten Weg zur Seligkeit ausgebildet
worden. Die Grade oder Stufen desselben sind verschieden bestimmt; ihrer fünf aber sind herkömmlich geworden: die Berufung
(vocatio), Erleuchtung (illuminatio), Bekehrung (conversio, bestehend aus Buße [poenitentia] und Glaube [fides]), Heiligung (sanctificatio)
und mystische Vereinigung mit Gott (unio cum Deo mystica). Das ganze Lehrkapitel ist übrigens schwankend gehalten und leidet
besonders an Vermischung der ethischen und der religiösen Momente. Die liberale Theologie der Neuzeit
pflegt, besonders veranlaßt durch AlexanderSchweizer, unter Heilsordnung das religiöse Verhältnis der Liebesgemeinschaft mit Gott gegenüber
der Naturordnung und der sittlichen Weltordnung zu verstehen, welche sich dazu wie Vorstufen verhalten.
(lat. Speculum humanae salvationis), mittelalterliches, im 14. Jahrh. entstandenes
und im 15. Jahrh. durch Druck und Holzschnitt auch den Laien zugänglich gemachtes Andachtsbuch, in welchem das Erlösungswerk
Christi auf 58 Blättern mit je zwei
¶