selbstbewußten, zum
»Geist« und zwar, da sie absolute
Vernunft ist, zum »absoluten
Geist« zu erheben, ist die Aufgabe des Weltprozesses;
die Entäußerung derselben von ihrem ursprünglichen Dasein als logische
Idee (»Gott vor Erschaffung der
Welt«) zu ihrem »Anderssein«
als
Natur und die schließliche Selbsterfassung ihrer selbst als des einzigen wahren
Wirklichen, was und
wie es
an sich selbst ist, sind die Stadien des Weltprozesses.
Die drei sich daraus ergebenden Teile des
Systems sind:
1) die
Logik, welche die
Vernunft oder
»Idee« in ihrem »An-sich-sein«, 2) die
Naturphilosophie, welche dieselbe in ihrem »Anderssein«,
und 3) die Geistesphilosophie, welche sie in ihrem »An-und-für-sich-sein«
umfaßt. Erstere macht das eigentlich
Neue der
Philosophie Hegels aus;
Fichte
[* 2] hatte die
Vernunft nur als
Wesen der Geschichte,
der bewußt thätigen,
Schelling als jenes der
Natur, der unbewußt thätigen
Vernunft, dargestellt; Hegel unternahm es, den
Inhalt
der unthätigen (ruhenden)
Vernunft vor ihrer Entäußerung zur
Natur und Selbsterfassung als
Geist darzustellen.
Da die
Vernunft ihm zugleich als einziges Seiendes gilt, so nimmt die Inhaltsangabe derselben zugleich die Form einer solchen
des letztern an und fällt seine
Logik mit dem, was sonst
Metaphysik oder
Ontologie genannt worden, zusammen.
Statt aber, wie
Aristoteles, die allgemeinsten
Arten des
Seins oder (was hier, da
Vernunft
[Denken] und
Sein
eins sind, dasselbe bedeutet) die höchsten Gattungsbegriffe
(Kategorien, s. d.) »empirisch«
aufzuraffen oder, wie
Kant, dieselben aus der Tafel der Urteilsformen zu deduzieren, sollen dieselben (und damit der
Inhalt
des
Denkens wie des mit ihm identischen
Seins) durch dieselbe
Methode notwendiger Fortbewegung gewonnen werden, welche den
Fortschritt der
Idee vom An-sich-sein zum
Anders- und An-und-für-sich-sein bedingt.
Diese, die dialektische
Methode besteht darin, daß jedes Gesetzte in sein Gegenteil »umschlägt«
und beide, Gesetztes und Entgegengesetztes, sich zu einem Dritten als »höherer
Einheit« vereinigen. Diese
Methode, nach welcher nicht nur die logische
Idee selbst in ihr Gegenteil, die
Natur, umschlägt und sich mit dieser zum
Geist als »höherer
Einheit« zusammenfaßt, sondern auch jeder Teil des
Inhalts der
Vernunft (jedes
»Moment der logischen
Idee«) sein Gegenteil aus sich erzeugt und sich mit diesem zu einem
»Höhern« vereinigt,
macht jenes von
Kant angestrebte »Inventar der reinen
Vernunft«, d. h. die Explizierung des in der logischen
Idee implizite enthaltenen Vernunftgehalts, möglich, welcher, da die
Natur nur das Anderssein der
Idee ist, zugleich der Vernunftgehalt
der
Natur und, da der
Geist die höhere
Einheit beider repräsentiert, zugleich in diesem enthalten ist.
Kants grandioses Vorhaben, den
Inhalt der
Vernunft auszuschöpfen, ist durch die Hegelsche
Logik buchstäblich
auszuführen versucht worden. Da durch den Wegfall des
Dingesan sich jede nicht idealistische Erkenntnisquelle beseitigt,
das
Denken (wovon
Kant freilich ebensowenig wie vom
Idealismus etwas wissen wollte) das einzige
Sein ist, so bleibt, wenn dasselbe
gelingt, eigentlich nichts zu thun übrig; das
an sich mögliche
Wissen (die
Totalität des Wißbaren) ist
erreicht (nicht, wie der für das menschliche
ErkennenGrenzen
[* 3] steckende
Kritizismus meinte, subjektiv, sondern objektiv). In
diesem
Sinn darf Hegels
Logik sich allerdings rühmen, die höchste denkbare Aufgabe sich gestellt zu haben. Um sie zu lösen,
stellte Hegel den denkbar unbestimmtesten
Begriff, das
»Sein«, welches sonst nichts und daher identisch mit
»Nichts« ist, an den Anfang, um es in
dieses sein Gegenteil »umschlagen«
und beide als identisch sich in der »höhern
Einheit« des
»Werdens« aufheben zu lassen. In diesem sind
Sein und
Nichts »aufgehoben«
in dem charakteristischen Doppelsinn, durch dasselbe beseitigt und in demselben aufbewahrt zu sein; das
unbestimmteste
Sein ist als Schlußresultat des abgelaufenen
Prozesses ein bestimmteres geworden als »Dasein« (Hier- oder Jetzt-
oder
Dies-sein), welches als dieses ebensosehr die positive Bejahung eines (allerdings noch ganz unbestimmten)
Inhalts wie
die Verneinung eines andern (seinerseits ebenso unbestimmten), also zugleich etwas
an sich
(Endliches) wie begrenzt durch
ein andres
(Ganzes) ist, welche
Antithesen zu einer neuen
Synthesis und zwar, da
Endliches immer wieder von Endlichem begrenzt
wird, zur endlosen Endlichkeit, d. h. zur (wahren) Unendlichkeit (im
Gegensatz zur sogen. »schlechten«, durch
das
Endliche begrenzten, also nicht unendlichen Unendlichkeit),
führen. Dieselbe, die
»Wahrheit des Daseins« und des in das
letztere »aufgelösten«
Seins, stellt als unaufhörliches Sichverendlichen das beständige Sichverwandeln, d. h.
als
Resultat des zweiten abermals das des ersten
Prozesses, das
Werden, dar, nur mit dem Unterschied, daß es ein bestimmtes,
ein Sich-in-sich-selbst-bestimmen (Qualieren) ist, dessen
Resultat (wie
oben aus dem ersten
Werden das Dasein, so aus dem zweiten
das
Für-sich-sein, die unendliche Beziehung auf sich selbst ist, durch welche das
Für-sich-seiende als
Eins (als alles andre von sich ausschließende Einfachheit), das ursprünglich ganz unbestimmte
Sein näher bestimmt als
Qualität
erscheint. Im weitern Verlauf des dialektischen
Prozesses reihen sich an die
QualitätQuantität und Maßprozeß, womit der
erste logischeCyklus, die
Sphäre des
Seins, vollendet und dessen
Resultat, das
Wesen, gesetzt ist.
Die
Lehre
[* 4] von diesem bildet den zweiten, jene vom
Begriff, unter welchem von Hegel etwas ganz andres als die gewöhnlich mit diesem
Wort bezeichnete abstrakte und inhaltslose Gedankenform verstanden wird, den dritten Teil der
Logik. Unter
Begriff versteht
Hegel die
Einheit der drei
Momente der Allgemeinheit (des
Genus), des Besondern (der Art) und des Einzelnen (des definierten Gegenstandes
selbst); derselbe im engern
Sinn (rein seiner Form nach betrachtet) gibt die formale (richtiger subjektive)
Logik, welche zeigt,
wie der
Begriff sich zum
Urteil dirimiert und im
Schluß wieder zur
Totalität seiner
Momente zusammengeht.
welcher das Wahre, und als praktischer, welcher das Gute zum Produkt hat), zuletzt als Einheit des Lebens und Erkennens absolute
Idee, das sich selbst wissende Leben in seiner vernünftigen Notwendigkeit und diese als die sich selbst wissende Wahrheit oder
Wirklichkeit. Was aufgehoben und verändert wird, »macht nur die Oberfläche,
nicht das wahrhafte Wesen der Welt aus; dieses ist der an und für sich seiende Begriff, und die Welt ist
so selbst die Idee«. Das Gute, der Endzweck der Welt, ist nur, indem es sich stets hervorbringt; das Gute und Vernünftige ist
stets wirklich, und alles, was wirklich ist, ist vernünftig, indem es (nämlich die Welt selbst) ewig
als Zweck sich setzt und als Thätigkeit oder Prozeß sich ewig selbst hervorbringt.
Für sich betrachtet, ist daher die absolute Idee nichts andres als dieses flüssige oder lebendige Sich-selbst-bewegen und
-Bestimmen selbst, die Methode, »wie sie durch den ganzen Verlauf des Systems sich bewegt und gegliedert,
mit Bestimmungen erfüllt hat, Prinzip und Resultat, das Denken in seiner Selbstbewegung, die Vernunft, das genetische, ewig
ruhelose Werden in und aus und zu sich selbst« (Chalybäus). Mit diesem wieder in seinen Anfang zurücklaufenden Endresultat,
der Methode, die ihre Voraussetzung war, ist der Inhalt der Logik, das von Kant angestrebte »Inventar der
reinen Vernunft«, erschöpft; die ihrem Inhalt nach durchsichtig gewordene logische Idee ist aber noch nicht sich selbst durchsichtig
geworden; dieselbe stellt selbst ein An-sich dar, das die Bestimmung hat, in sein Anderssein (die Natur) umzuschlagen und sich
aus diesem in die Einheit (ihrer selbst und der Natur), den Geist, zurückzunehmen.
Dieselbe gestaltet sich von selbst zur »Encyklopädie«, in welcher Form Hegel schon 1817 sein System dargestellt
hat, und die Aufeinanderfolge der drei Teile entspricht genau dem Plane, nach welchem schon 1807, als die »Phänomenologie«
erschien, die Logik den zweiten, Natur- und Geistesphilosophie den dritten und vierten Teil der Darstellung seiner Philosophie
ausmachen sollten. Der erste Teil aber, die Phänomenologie, stellt als Einleitung in das Ganze sich die
Aufgabe, das Werden der Wissenschaft von der untersten
Gestalt des Wissens an bis zu der obersten in seiner Notwendigkeit darzuthun
und zu zeigen, durch welche Gestalten die Menschheit hindurchging, ehe es in ihr, und durch welche Zustände das Individuum
hindurchgehen muß (Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Vernunft, Geist, Religion), ehe es in ihm zum absoluten,
d. h. begreifenden, Wissen, d. h. zu derjenigen Stufe kommen kann, welche alle frühern zu ihren Voraussetzungen hat, und auf
welcher, was auf den frühern gefühlt, geglaubt etc. wird, d. h.
als Substanz gewesen war, gewußt, d. h. in Thun des Subjekts verwandelt, wird. »Die Wissenschaft (nach Hegels
Ausdruck) ist daher die begriffene Geschichte, die Erinnerung und Schädelstätte des absoluten Geistes, dem nur aus dem Kelch
dieser Geisterwelt seine Unendlichkeit schäumt.«
Nach seinem Tod vollzog sich die Auflösung der Schule, wie Erdmann ebenso treffend wie unparteiisch nachgewiesen hat, in der
Weise, daß sämtliche drei Punkte, in welchen Hegel dem »revolutionären« Einfluß der
Kantschen Kritik gegenüber als »Restaurator« aufgetreten
war: Wiederherstellung der Metaphysik, des Dogmas, der Staatsautorität, nacheinander innerhalb der Schule selbst wieder in
Frage gestellt wurden. Gegen Hegels Behauptung, daß sein System »orthodox« sei, erhoben sich bald nach seinem Tod nicht nur
Stimmen außerhalb, sondern auch innerhalb der Schule. Hegel Leo inHalle
[* 6] klagte 1838 die »Hegelingen« des Strebens
nach Umwälzung der bestehenden Staats- und Kirchenformen, der Leugnung eines persönlichen Gottes und einer individuellen
Unsterblichkeit an. Innerhalb der Schule bestritten Feuerbach und Richter, verteidigte Göschel die persönliche Fortdauer, während
Weiße und Conradi eine vermittelnde Stellung einnahmen.
aber auch von der Philosophie als Wissenschaft überhaupt abgelenkt wurde. Hegel ist von einem seiner treuesten Schüler, Erdmann,
die Stellung des »Erntenden« seinen Vorgängern gegenüber, von einem andern,
Rosenkranz, bei Gelegenheit seines 100jährigen, jedoch nicht mit der gleichen Begeisterung wie Fichtes begangenen Jubiläums (1870) die eines deutschen »Nationalphilosophen«
angewiesen worden.
über Hegels Stellung zur Gegenwart: Haym, und seine Zeit (Berl. 1857), womit Rosenkranz, Apologie Hegels (das. 1858) und als
deutscher Nationalphilosoph (Leipz. 1870), zu vergleichen ist.
Bezeichnung des Vorrangs eines der alten hellenischen Staaten vor den übrigen und der damit verknüpften
obersten Leitung aller gemeinsamen Angelegenheiten der Hellenen. Ursprünglich war sie wohl nichts weiter
als eine Art von Primat unter mehreren hellenischen Staaten, welcher dann besonders geltend gemacht zu werden pflegte, wenn
irgend eine größere gemeinsame Angelegenheit eine Mehrzahl von hellenischen Stämmen und Staaten in Bewegung setzte und eine
oberste, besonders kriegerische, Führung und Gewaltausübung erheischte.
Sie beruhte daher weniger auf einem rechtlich scharf bestimmten und förmlich anerkannten Herrscherrecht
eines Staats über andre als auf dem Vertrauen der übrigen Staaten zu dem Führerstaat und dem auf Verdienste und Vorzüge
begründeten Ansehen desselben und wurde, je nach den Machtverhältnissen, mehr oder weniger willkürlich ausgedehnt. Im
Peloponnes besaß Sparta von alters her die Hegemonie. Durch die Perserkriege jedoch erlangte die eine ganz Hellas
umfassende Bedeutung und war die Ursache der Nebenbuhlerschaft Athens und Spartas.
Nachdem darauf 371 durch EpameinondasTheben auf kurze Zeit zum Besitz derselben gelangt war, verlor sie unter den fortwährenden
innern Zwistigkeiten ihre alte Bedeutung, blieb aber nichtsdestoweniger der Zankapfel, um welchen sich die Hellenen so lange
mit Erbitterung stritten, bis die Makedonier sich 338 derselben bemächtigten und damit der hellenischen
Freiheit faktisch ein Ende machten.
Vgl. Manso, Über den Begriff und Umfang der griechischen Hegemonie (Berl. 1804);
Franz, Architekt, geb. zu Worms,
[* 26] widmete sich 1810 der Architektur in den Ateliers
des Oberbaurats Moller zu Darmstadt
[* 27] und des Oberbaudirektors Weinbrenner zu Karlsruhe.
[* 28] Als Begleiter des letztern bereiste er
Norddeutschland und trat 1817 Studienreisen nach Süddeutschland, Italien, Griechenland
[* 29] und Frankreich an, von welchen er 1821 nach
Darmstadt zurückkehrte, wo er in den hessischen Staatsdienst trat. Unter den zahlreichen von ihm entworfenen
und ausgeführten Gebäuden stehen die Kavallerie- und Infanteriekaserne zu Darmstadt obenan, welche bei aller Einfachheit
eine ebenso gelungene Anordnung wie stilvolle Behandlung zeigen. Die Herausgabe der von ihm fast vollendeten Restauration des
Parthenon sollte Heger nicht vollenden. Er starb als hessischer Oberbaurat Mit Moller gab er heraus:
»Entwürfe ausgeführter und zur Ausführung bestimmter Gebäude« (Darmst. 1825-30).
entrichten hatten. Dergleichen Güter, namentlich im Braunschweigischen vorkommend, standen unter einem besondern Gericht (Hegergericht),
das nach dem Hegerecht entschied.
griech. Philosoph im 3. Jahrh. v. Chr., wahrscheinlich aus Kyrene und Lehrer der Philosophie in Alexandria, kam,
von der Ansicht ausgehend, daß der Mensch für die Glückseligkeit bestimmt sei, zu dem Schluß, daß diese
auf Erden nicht erreicht werden könne, weil der Körper vielen Leiden
[* 32] unterworfen sei, welche auch die Seele berühren, und
daß deshalb der Tod als der Befreier von diesen Übeln den Menschen nur erwünscht sein müsse. Er erhielt daher den Beinamen
Peisithanatos (der den Tod Ratende).
DietrichHermann, verdienter deutscher Geschichtsforscher, geb. zu Quakenbrück im Osnabrückschen,
studierte zu Göttingen
[* 37] Theologie, wandte sich aber bald vorwiegend der Geschichte und ihren Hilfswissenschaften
zu. Nachdem er einige Zeit Hofmeister eines jungen GrafenSchimmelmann in Hamburg
[* 38] gewesen, ward er Zeitungsredakteur daselbst
und erhielt 1780 die außerordentliche, 1782 die ordentliche Professur der Geschichte zu Kiel;
[* 39]
1805 zum Etatsrat ernannt,
starb er Von seinen zahlreichen, allerdings zum Teil veralteten Schriften nennen wir: »Geschichte
Karls d. Gr.« (Leipz. 1777; 3. Aufl., Hamb.
1818);
»Geschichte der fränkischen Monarchie« (das. 1779);
Von ihm sind die meisten Blätter zu dem in der Orell-Füßlischen
Kunsthandlung erschienenen Prospekt der vorzüglichsten Binnenseen nach Wetzels Zeichnungen.
Alexander (so genannt von seinem Geburtsort Heek, einem Schulzenhof bei Ahaus im Münsterschen), berühmter
Schulmann,
geboren wahrscheinlich 1433, in Zwolle unter Thomas a Kempis gebildet, ward 1469 Vorsteher der Schule zu Wesel,
[* 43] 1474 zu
Emmerich,
[* 44] noch in demselben Jahr zu Deventer und starb daselbst. Seine dort im Dienste des Humanismus
ausgeübte pädagogische Wirksamkeit bildet sein Hauptverdienst. Er verwarf die mittelalterlichen Lehrbücher, ging wieder
auf die Klassiker als die Quelle
[* 45] der Latinität zurück und suchte auch in das Griechische einzuführen. Eine Reihe der bedeutendsten
Humanisten, unter ihnen Erasmus, ist von ihm gebildet worden. Seine jetzt fast verschollenen Schriften,
Gedichte, Dialoge und Abhandlungen, zeigen eine für seine Zeit seltene Kenntnis des Lateins; sie wurden nach seinem Tod von
Jak. Fabri herausgegeben (»Opuscula«, Deventer 1503).
FriedrichAdam Justus, Graf von, bayr. Staatsmann, geb. als zweiter Sohn
des ReichsgrafenGeorg, Abkömmling des GeorgDux, eines außerehelichen Sohns des HerzogsWilhelm IV. von Bayern,
[* 46] der sich als Landsknechthauptmann
zur Zeit der Reformation auszeichnete, 1542 die oberbayrische Herrschaft Hegnenberg-Dux erhielt und 1596 starb. Hegnenberg-Dux studierte
in Würzburg
[* 47] Jura und Medizin, übernahm aber nach seines VatersTod die Herrschaft Hegnenberg. 1845 in
die Abgeordnetenkammer gewählt, vertrat er hier von Anfang an freisinnige Grundsätze und führte, nachdem er der deutschen
Nationalversammlung in Frankfurt
[* 48] nur kurze Zeit angehört hatte, von 1848 bis 1865 ununterbrochen das Präsidium, zu
dem er wegen seiner Ruhe und Objektivität, seiner Klarheit und schlagfertigen Rednergabe besonders befähigt erschien.
Sein Einfluß trug wesentlich dazu bei, daß in den heftigen parlamentarischen Kämpfen der 50er Jahre Mäßigung und Besonnenheit
bewahrt wurden. Eines Herzleidens wegen lehnte er 1865 eine Wiederwahl in die Kammer ab. Nur ungern entbehrte
die bayrische Regierung die Dienste eines so edlen, charaktervollen und begabten Staatsmanns; indes lehnte Hegnenberg-Dux jedes Staatsamt,
selbst den Eintritt in den Reichsrat, ab. Erst übernahm er auf besondere Bitte des Königs den Vorsitz im Ministerium
und das Ministerium des königlichen Hauses und des Äußern, als Bray abtrat und es eines Mannes bedurfte,
welcher beiden Parteien der Kammer Vertrauen einflößen und ihre Unterstützung gewinnen konnte. Hegnenberg-Dux war besonders dazu geeignet,
weil er jahrzehntelang in besonnener, aber fester Weise politisch-liberalen Ideen gehuldigt, sich stets als guten bayrischen
und deutschen Patrioten gezeigt und, obwohl früher großdeutsch, sich der neuen Gestaltung der DingeDeutschlands
aufrichtig angeschlossen hatte sowie Bayerns berechtigte Selbständigkeit mit dem Wohl des Reichs und politischem Fortschritt
in Einklang zu bringen sich mit Erfolg bemühte. Er erreichte es auch, daß die erhitzten Gemüter sich beruhigten und durch
Anschluß einiger gemäßigter Patrioten an seine Politik eine Mehrheit in der Kammer sich bildete. Sein
früher Tod machte diesem segensreichen Wirken nur allzubald ein Ende.
Ulrich, schweizer. Schriftsteller, geb. zu Winterthur, studierte in StraßburgMedizin, wurde aber nach
seiner Rückkehr in die Heimat mit der Landschreiberei der GrafschaftKyburg beauftragt. Im J. 1798 in das
Appellationsgericht nach Zürich
versetzt, lebte er hier in LavatersHaus. Nachdem er einige Jahre in Paris zugebracht, trat er 1805 in
den Rat¶
mehr
seiner Vaterstadt und bekleidete dann sieben Jahre lang das Amt eines Friedensrichters, bis er 1812 als Mitglied der Regierung
nach Zürich
berufen wurde. Doch kehrte er schon 1813 in seine Vaterstadt zurück, wo er starb. SeinenRuf begründete er
vorzüglich durch die mit ebensoviel Geist wie Laune geschriebene Erzählung »Die Molkenkur« (Zürich
1812; neue
Ausg. 1827, 3 Bde.),
deren Fortsetzung »Suschens Hochzeit« (das. 1819) bildet. In demRoman »Salys Revolutionstage« (Winterth.
1814) schildert er die Zustände der Schweiz am Schluß des vorigen Jahrhunderts in vorzüglicher Weise. Außerdem veröffentlichte
er: »Auch ich war inParis« (Winterth. 1803-1804, 3 Bde.);
(spr. hédjalja), Gebirgszug der Karpathen in Ungarn,
[* 51] welcher sich von Eperies gegen S. in einem leichten Bogen
[* 52] zwischen den Flüssen Tarcza und Hernád sowie Topla und Bodrog 50 km weit bis gegen Tokay erstreckt und aus trachytischem Gestein
besteht. Die nördliche Hälfte heißt das Sóvárer, die südliche speziell Hegyalja oder TokayerGebirge. Ersteres
erreicht im Simonka eine Höhe von 1083 m und enthält berühmte Opalgruben. Letzteres erhebt sich nicht über 480 m, hat anmutige
Formen, üppige Vegetation und ist auf beiden Abhängen vorzügliches Weinbergland. In der Bucht zwischen Nagy-Tokay (130 m) und
Sáros-Patak gedeihen die ausgezeichneten Reben, welche den weltberühmten TokayerWein (s. Tokay) liefern.
die des eignen Vorteils wegen zu schulden gebrachte wissentliche Begünstigung von Verbrechen,
welche gegen das Vermögen gerichtet sind, namentlich von Entwendungen. Das deutsche Reichsstrafgesetzbuch (§ 257) bezeichnet
nämlich die Handlungsweise desjenigen, der nach Begehung eines Verbrechens oder Vergehens dem Thäter oder Teilnehmer wissentlich
Beistand leistet, um denselben der Bestrafung zu entziehen, oder um ihm die Vorteile des Verbrechens oder
Vergehens zu sichern, als Begünstigung.
Geschieht dies nun von dem Begünstiger um seines eignen Vorteils willen, so wird derselbe als Hehler bestraft und zwar,
wenn der Begünstigte einen einfachen Diebstahl oder eine Unterschlagung begangen, mit Gefängnis bis zu fünf Jahren und, wenn
jener einen schweren Diebstahl oder einen Raub begangen hatte, mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren oder, wenn
mildernde Umstände vorhanden, mit Gefängnis nicht unter drei Monaten. Unter allen Umständen aber, auch wenn die Merkmale
der Begünstigung nicht vorliegen, wird es als Hehlerei mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft, wenn jemand seines Vorteils
wegen Sachen, von denen er weiß oder den Umständen nach annehmen muß, daß sie mittels einer strafbaren
Handlung erlangt sind, verheimlicht, ankauft, zum Pfand nimmt oder sonst an sich bringt oder zu deren Absatz bei andern mitwirkt
(sogen. Partiererei, Sachhehlerei).
Besonders strenge Strafen treten ein bei der gewerbs- oder gewohnheitsmäßig betriebenen
und bei der im wiederholten Rückfall begangenen Hehlerei.
Indem er scharfsinnig die sprachliche
Forschung mit der geschichtlichen verband, gelang es ihm, fern liegende Kulturepochen in ungeahnter Weise auf
der sichern Basis solider Untersuchung wenigstens durch streifende Beleuchtung
[* 60] hier und da zu erhellen.
Heibergs originale Lustspiele bekunden Menschenkenntnis, Scharfsinn und Witz; doch ist seine Satire oft mehr beißend als komisch,
und seine Charaktere sind mehr drastisch und grell als ergötzlich. Seine beiden ins Fach der niedern Komik gehörigen Operetten:
»Der Chinafahrer« und »Der feierliche
Einzug« wurden, die erste von Schall,
[* 66] die zweite von Schulz, komponiert. Seine Parodien von Baggesenschen
Opern (»Mikkel og Malene«, »Holger
Tydske«) fanden außerordentlichen Beifall.
Weniger Erfolg hatte sein Originallustspiel »Die sieben Muhmen«. Übrigens
gehören Heibergs bedeutendste Schauspiele wie sein auch ins Deutsche und Englische
[* 67] übersetzter »Heckingborn« zum höhern
Lustspiel. Seine sämtlichen Dramen erschienen gesammelt, zuerst von ihm selbst (1792-94, 3 Bde.),
in Auswahl von Borchsenius (1884). Sowohl in diesen dramatischen Arbeiten
als auch in dem satirischen Roman »Die Schicksale des Thalerscheins« (1787-89, 2 Bde.), ferner
in seinen Liedern und verschiedenen kleinen Schriften griff Heiberg alles Bestehende in schonungsloser Weise an. An den
politischen Tagesfragen beteiligt
¶
mehr
er sich in mehreren teils dänisch, teils französisch geschriebenen Werken. Beiträge zu seiner Lebensgeschichte lieferte
er in »Drei Jahre in Bergen« (Drammen 1829) und »Erinnerungen aus meiner Wirksamkeit in Frankreich« (Christ. 1830),
beide in dänischer
Sprache verfaßt. Seine Briefe wurden 1883 herausgegeben. Heiberg hatte sich 1790 mit Thomasine Buntzen, der
später berühmt gewordenen Verfasserin der »Alltagsgeschichten« (s.
Gyllembourg-Ehrensvärd), verheiratet, die sich jedoch schon nach wenigen Jahren von ihm trennte.
Vgl. Luise Heiberg, P. A. Heiberg og
Thomasine Gyllembourg (Kopenh. 1882, 3. Aufl. 1883).
vor die Öffentlichkeit.
Dem Studium des Calderon entsprangen das Schauspiel »Dristig vovet halv er vundet« (»Frisch gewagt ist halb gewonnen«, 1817) und
die Abhandlung »De poëseos dramaticae genere hispanico, praesertim de Petro Calderone de la Barca« (1817). In demselben Jahr
lieferte er auch das mythologische Schauspiel »Psyche's Indvielse«, eine Dramatisierung der Sage von Amor
und Psyche. In den »Julespög og Nytaarslöier« (»Weihnachtsscherze
und Neujahrsspäße«, 1817) züchtigte er in Tieckscher Weise manche Schwächen der Litteratur und des Theaters, namentlich
Ingemanns idealistisch-romantische Tragödie »Blanca«.
Dann wandte er sich der Pflege des Vaudevilles zu, einer Dichtart, die er in Paris kennen gelernt und die er auf der dänischen
Bühne einzuführen beschloß. Er begann 1825 mit »KongSalomon og Jörgen Hattemager« (»König Salomo und
der Hutmacher Jörgen«); rasch folgten die Stücke: »Recensenten og Dyret« (»Der
Rezensent und das Tier«, 1826),
»Emilies Hjertebanken« u. a., sämtlich im
Stoff wahrhaft dramatisch und humoristisch wie in der Behandlung gefällig und gediegen. Um die zahlreichen Angriffe gegen
dieses Genre von Singspiel zu widerlegen, schrieb er die vortreffliche Abhandlung »Om Vaudevillen som dramatisk Digtart«
(1826). Von seinen größern Dramen ist das romantisch-nationale Schauspiel »Elverhöi« (»Der
Elfenhügel«, 1828; deutsch von Smidt im »Bühnenrepertoire des Auslands«, Nr. 136, Berl. 1848) das bedeutendste;
hier sowohl als auch in dem Märchenspiel »Syvsoverdag« (»Langschläfertag«,
1840) ist der Volksliederton meisterhaft benutzt, um das romantische Kolorit zu verstärken. Zur »PrinzessinIsabelle«
(1829) entnahm er das Süjet Lope deVega. Von seinen dramatischen Produkten sind noch zu nennen: »Nina oder die Wahnsinnige
aus Liebe« (1824),
die Märchenkomödien: »Alferne« (»Die
Elfen«, nach TiecksMärchen, 1835) und »Fata Morgana« (1838; beide deutsch von Kannegießer, Leipz. 1844) und die aristophanische
Komödie »En Sjåll efter Døden« (»Eine Seele nach demTode«; deutsch, Berl. 1861), eine Satire auf das Spießbürgertum
mit derben Seitenhieben auf verschiedene Erscheinungen der damaligen Zeit. Heiberg hatte 1829 die Stelle eines Theaterdichters übernommen;
1830-36 fungierte er als Lehrer der Ästhetik und Litteratur an der Militärakademie in Kopenhagen. In seinem von 1827 bis 1830 erschienenen
ästhetischen Wochenblatt »Den flyvende Post« herrschten Novellistik und ästhetische Kritik und namentlich die Polemik vor;
von ähnlicher Tendenz waren die »Intelligensblade« (1842-43). Der philosophischen
Spekulation gehören noch an: »Über die Bedeutung der Philosophie für die Gegenwart« (1833),
worin er sich entschieden für
die Hegelsche Philosophie erklärte, und die Zeitschrift »Persius, Journal für spekulative Philosophie«.
Von 1844 bis 1846 gab er ein Jahrbuch: »Urania«, heraus, in welchem er die Resultate seiner astronomischen Studien niedergelegt
hat. Unter seinen übrigen Dichtungen verdient besonders der anmutige Romanzencyklus »De Nygifte« (»Die Neuvermählten«; deutsch
von Leo, Leipz. 1850) Hervorhebung. Mit »Valgerda«
(1847) schloß er seine dramatische Laufbahn ab. Seine »Gadeviser«
(1849) sind politische Tendenzgedichte.
Von 1849 bis 1856 war Heiberg Direktor des königlichen Theaters inKopenhagen und bis zu seinem Tode Theaterzensor. Er starb in
Bonderup bei Ringsted auf Seeland. Heiberg setzte in gewisser WeiseBaggesens Thätigkeit fort. Wie dieser, trug er
dazu bei, den ästhetischen Geschmack zu veredeln und zu reinigen; allein sein kritisch-polemisches Auftreten war taktvoller
und urbaner als das Baggesens. Die vollständigste Ausgabe seiner poetischen und prosaischen Werke ist die in 22 Bänden (Kopenh.
1861-62). »Ausgewählte dramatische Werke« von ihm in deutscher Übersetzung
veröffentlichte Kannegießer (Leipz. 1847, 2 Bde.).
Vgl. Hansen, Om Joh. Ludvig Heiberg (Kopenh. 1866). -
Seine GattinJohanneLuise Heiberg, geborne Pätges, geb. zu Kopenhagen, 1829-64 am königlichen Theater
[* 71] daselbst angestellt
und seit 1831 mit Heiberg verheiratet, war eine gefeierte Schauspielerin.