Mißmutig über die Wendung, welche die deutschen Angelegenheiten nahmen, und entzweit mit den übrigen republikanischen
Führern, namentlich mit
Struve und
Heinzen, wanderte Hecker im
September 1848 nach
Amerika
[* 2] aus und bewirtschaftete hier eine
Farm
bei
Belleville im
StaatIllinois. Von der revolutionären badischen
Regierung im Mai 1849 zurückberufen, erschien auch
im Juli mit einem kleinen
Gefolge amerikanischer
Offiziere in
Straßburg,
[* 3] kehrte jedoch, da die
Revolution sich ihrem Ende nahte,
nach kurzem Aufenthalt nach
Amerika zurück.
Hier lebte er zurückgezogen auf seiner
Farm. Bei dem
Ausbruch des amerikanischen
Bürgerkriegs führte er dem unionistischen
GeneralFremont ein
Regiment zu, beteiligte sich selbst am
Kampf und ward verwundet. Da sich sein
Regiment
schon im
Oktober 1861 infolge von
Meuterei auflöste, kehrte er auf seine
Farm zurück, befehligte aber später als Oberst wieder
eine
Brigade in der Cumberlandarmee unter
GeneralHoward mit Auszeichnung. Infolge von mancherlei Kränkungen legte er auch
dies
Kommando 1864 nieder.
Der neuen
EntwickelungDeutschlands
[* 4] widmete er seine lebhaftesten
Sympathien, hielt bei der Friedensfeier zu St.
Louis eine glänzende patriotische Festrede, und wenn er sich auch bei einem Besuch
Deutschlands im
Sommer 1873 mit den hier
waltenden Verhältnissen nicht ganz befreunden konnte, gehörte er doch inAmerika zu den tüchtigsten
Vertretern des Deutschtums und zu den eifrigsten Verfechtern geistiger
Freiheit gegen ultramontane Herrschsucht. Er starb in
St.
Louis. Es erschienen von ihm
»Reden und Vorlesungen« (Neust. a. H. 1872).
^[richtig: Heckmondwike], Stadt im südwestlichen
Yorkshire
(England), bei
Dewsbury,
hat Fabrikation von
Koltern und schweren Wollwaren und (1881) 9282 Einw.
im 17. Jahrh. an nicht berechtigten
Münzstätten (Münzhecken, Heckmünzen) geprägte schlechte
Münzen;
[* 5]
auch Geldstücke, die nach der Meinung Abergläubischer sich zu vermehren vermögen oder stets zu ihrem ersten
Besitzer zurückkehren,
daher Heckpfennige, Heckgroschen, Heckthaler etc.
Von seiner Vaterstadt in das
Vorparlament deputiert, zeichnete er sich hier wie im
Parlament durch seine
umsichtige Mäßigung, die
Klarheit und logische
Schärfe seiner
Reden aus. Mit größter Entschiedenheit bekämpfte er die
Permanenzerklärung des
Vorparlaments und befürwortete die
Bildung eines starken
Ausschusses, der den Übergang zur
Nationalversammlung
bilden sollte. Als Mitglied dieses
Fünfzigerausschusses übte er einen mannigfach entscheidenden Einfluß
aus; als Mitglied des
Parlaments gehörte er zu den Vorkämpfern des linken
Zentrums. Er war Mitglied der
Deputation, die dem
ErzherzogJohann die Nachricht von seiner
Wahl zum
Reichsverweser nach
Wien
[* 11] überbrachte, und erhielt
im ersten Reichsministerium
das
Portefeuille der
Justiz. Er begleitete den
Reichsverweser auf dessen
Reise nach
Wien und
übernahm nach vollständiger Besetzung des Reichsministeriums die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten.
Bei den
Verhandlungen über den
Waffenstillstand von
Malmö
[* 12] hatte er die heftigsten
Angriffe zu erdulden, und als die beabsichtigte
Beanstandung desselben aufgegeben worden war, wäre Heckscher in
Höchst beinahe der Erregung des
Pöbels zumOpfer
gefallen. Er trat hierauf als Reichsminister ab, ging im
Oktober als Gesandter nach
Turin
[* 13] und
Neapel
[* 14] und kehrte nach
Frankfurt
[* 15] in dem
Augenblick zurück, als die entscheidenden Verfassungsfragen dem
Abschluß nahe waren. Er erklärte sich entschieden
gegen das Gagernsche
Programm und das preußische Erbkaisertum und gehörte zu denjenigen, welche die
großdeutsche
Partei bildeten.
Seine mit Sommaruga und
Hermann unternommene
Reise nach
Wien verfehlte zwar ihren
Zweck der Anbahnung einer Verständigung mit
dem österreichischen
Ministerium über die Verfassungsfrage; aber gleichwohl behielt Heckscher sein
Ziel: Herstellung eines
Direktoriums,
im
Auge
[* 16] und ließ sich hierin auch durch die demselben ungünstige österreichische
Verfassung vom nicht
beirren. Nachdem aber 27. März die erbliche
Würde eines
Kaisers der
Deutschen beschlossen war, kehrte Heckscher Ende April nach
Hamburg
zurück, wo er seine advokatorische
Praxis wieder aufnahm. 1853 ward er zum hanseatischen
Ministerresidenten in
Wien ernannt
und leistete namentlich 1857 in der damaligen
Handelskrisis seiner Vaterstadt durch die Vermittelung eines
von
Österreich
[* 17] gewährten Silberdarlehens große
Dienste.
[* 18] Er starb in
Wien.
Willem Klaaß, niederländ.
Maler, geb. 1594 zu
Haarlem,
[* 22] kultivierte mit ungewöhnlicher malerischer
Kraft
[* 23] das
Stillleben, insbesondere das Frühstücksbild, indem er seine Gemälde gern aus gefüllten
Gläsern, silbernen
Pokalen,
Weintrauben, angeschnittenen
Zitronen u. dgl. komponierte.
Obwohl er erst nach 1678 gestorben ist, sind seine
Bilder sehr selten.
Frans, schwed. Dichter, geb. zu
Stockholm,
[* 27] kam erst zu einem
Kaufmann, später zu einem Friseur in
die
Lehre,
[* 28] bei
dem er fünf Jahre blieb, und war seit 1849 als
Schauspieler thätig, bis er sich ausschließlich der dramatischen
Dichtung zuwandte. 1852 ward sein erstes
Lustspiel: »En herre, som går vilse« (»Ein
Herr, der irre geht«),
in
Stockholm ausgeführt, und rasch ließ er »Hin ondes gafva« (»Das
Teufelsgeschenk«),
»Min vån löjtnanten«
(»MeinFreund, der
Leutnant«) und »När man inte har pengar« (»Wenn
man kein
Geld hat«) nachfolgen. Mit letztgenanntem
Stück war das
Eis
[* 29] gebrochen, und mit unerschöpflicher
Laune schüttelte er nun im Verlauf weniger Jahre eine
MengeLustspiele aus seiner
Phantasie, teils
Originale, teils
¶
mehr
Bearbeitungen, welche zum größern Teil mit ungeteiltem Beifall gegeben wurden. 1860 ging er zum historischen Schauspiel
mit »Kung Märta« über, dem mit gleichem Erfolg »Dagen gryr« (»Der Tag graut«) folgte. 1865 machte er seinen größten Wurf
mit »Bröllopet på Ulfåsa« (»Die Hochzeit auf dem Wolfsberg«),
einem Stück, das auch in Deutschland
[* 31] vielfach
aufgeführt worden ist. Von seinen übrigen dramatischen Arbeiten sind noch hervorzuheben: »Wasaarfvet« und »Stolts Elisif«,
zwei historische Schauspiele, und die Lustspiele: »Blommor i drifbänk« (»Die
Blumen im Treibhaus«),
a. Außerdem hat Hedberg Gedichte (»Dikter«,
1866),
interessante Theatermemoiren unter dem Titel: »Fyra år via landsortsteatern« (1857) und Erzählungen:
»Svart och hvit« (»Schwarz und Weiß«, 1876-79), erscheinen lassen.
Seine Stücke, denen der große Schwung der Phantasie fehlt,
haben alle einen streng sittlichen Charakter, verraten genaue Kenntnis der Bühne und zeugen von einem scharfen Blick für dramatische
Komposition. 1870 wurde Hedberg zum Mitglied der Akademie (der »Achtzehn«),
Flecken im preuß. Regierungsbezirk und Landkreis Wiesbaden,
[* 32] an der Nidda, hat eine evangelische und eine
kath. Pfarrkirche, eine Synagoge, einen Kupferhammer, ein Walz-, Nieten- und Drahtwerk, Druckerschwärze-,
Blei- und Zinnröhrenfabrikation, Ziegeleien, Weißnäherei und (1885) 2847 Einw.
In der Nähe die aufgedeckten Reste der RömerstadtNovus vicus, wo viele bedeutende Altertümer gefunden wurden.
Ein unweit
davon 1826 ausgegrabener Mithrasaltar befindet sich im Museum zu Wiesbaden.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz,
[* 33] 1 km von Neuwied, ist Sitz des Landratsamtes
für den Kreis
[* 34] Neuwied, hat eine evang. Pfarrkirche, ein Lehrerseminar und (1885) 3742 meist evang. Einwohner. Zu Heddesdorf gehört
das Eisenwerk Rasselstein mit Walzwerk,
[* 35] Wellblechfabrik, Verzinkerei und Brückenbau.
Amt im norweg. StiftHamar, ganz im Innern des Landes, längs der schwedischen Grenze, 26,042 qkm
(473 QM.) groß, umfaßt das Gebiet des Glommen und zerfällt in fünf Vogteien: Hedemarken, Vinger und Odalen, Solöer, Nord- und Söndre-Österdalen.
In der eigentlichen Landschaft am Ostufer des Mjösensees, sind die fruchtbarsten Getreidefelder Norwegens, doch ist nur der
dritte Teil der Landschaft zum Anbau geeignet; die übrigen höher gelegenen Vogteien besitzen in ihren
großen Wäldern bedeutende Reichtümer, die in der neuern Zeit, seit der Anlage der EidsvolderEisenbahn und der lebhaften Schiffahrt
auf dem Mjösen, nur allzusehr ausgebeutet wurden. Ein großer Teil dieser Gegenden ist wegen der hohen Lage ganz unbewohnbar.
In der stark bevölkerten Vogtei wo die Höfe dicht bei einander liegen, ist Ackerbau die Hauptbeschäftigung,
in den übrigen Teilen Viehzucht
[* 36] (Alpenwirtschaft, Sätere), demnächst Bergbau
[* 37] (auf Kupfer,
[* 38] Schiefer, Kalkstein), Frachtfuhren,
Fischerei
[* 39] und Jagd. Die Zahl der Bewohner beträgt (1876) 120,618. Hauptort ist Hamar.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim,
[* 40]
KreisMünden, 132 m ü. M., an der Werra und der LinieHalle-Münden
der Preußischen Staatsbahn, hat Zigarrenfabrikation und (1885) 878 evang.
Einwohner.
L. (Epheu), Gattung aus der Familie der Araliaceen, mittels Luftwurzeln hoch kletternde oder
am Boden kriechende Sträucher mit ganzen, gelappten oder gefingerten, lederartigen, bleibenden Blättern, Blüten in traubig
gestellten Köpfchen oder Dolden und fünffächerigen Beeren. HederaHelixL. (Eppich), in Europa,
[* 42] besonders in Südeuropa, Süddeutschland,
den Niederlanden, England und dem Orient, dem gemäßigten Ostasien, in Nordafrika, auf den Azoren und Kanaren,
klettert an Mauern, Baumstämmen bis 15 m und höher, kriecht aber auch auf dem Boden in den Wäldern, hat immergrüne, kahle,
oberseits glänzend dunkelgrüne, meist weißaderige, eckig-fünflappige Blätter, blüht erst im hohen Alter und trägt an den
aufrechten blühenden Zweigen ganzrandige, breit-elliptische Blätter.
Macht man aus Zweigen mit solchen Blättern Stecklinge, so verlieren die daraus gezogenen Pflanzen oft die Neigung des Kletterns
und steigen in der Regel baumartig empor (Hedera arborea hort.).
Die Blüten sind grünlichgelb, die erst im Frühjahr reifenden Beeren schwarz. Man kultiviert von dieser Art mehrere, auch
buntblätterige Varietäten, unter denen der groß- und hellgrünblätterige, schnellwüchsige schottische
Epheu (Hedera hibernica hort.)
den größten Wert besitzt. Derselbe ist aber empfindlicher als der kleinblätterige und muß im Winter gedeckt werden.
Hedera colchica
C. Koch, aus
Transkaukasien, mit langgestielten, dicken, lederartigen, verschieden gestalteten, nur bisweilen gelappten, immer sehr
breiten Blättern, muß im Winter ebenfalls gedeckt werden. Früher waren das Holz
[* 43] und das daraus hervorquellende
Harz sowie die Blätter und Früchte des gemeinen Epheus offizinell. Im Altertum drehte man aus dem HolzBecher
[* 44] zum Filtrieren
[* 45] des
Weins. Der Epheu war dem Osiris
[* 46] und Bakchos geheiligt, und der Thyrsosstab war stets mit Epheu umrankt; in
Italien flocht man Epheu in den Lorbeerkranz der Dichter; auch gilt Epheu als Symbol der Freundschaft.
Königsfamilie, namentlich eine Denkmünze auf den TodKarls XII., fertigte. Im J. 1726 ging er nach Italien, verweilte bis 1728 in
Rom,
[* 53] wo er gründliche Studien nach der Antike machte, begab sich dann wieder nach Schweden
[* 54] und von da nach Petersburg,
[* 55] um das
Bildnis der KaiserinAnna zu stechen. Später kehrte er in die Schweiz zurück. Er starb Hedlinger gilt
für einen der ersten Meister seines Faches. Dem verdorbenen Geschmack seiner Zeit huldigt er nur zuweilen durch unschöne Allegorien
und Symbole auf der Rückseite seiner Medaillen. Seine Werke sind durch Abbildungen bekannt, in Kupferstich von Mechel: »Œuvres
de chevalier Hedlinger« (Basel
1775),
in der Geschichte der Moralphilosophie die Ansicht derer, welche das höchste Gut des Menschen und das Ziel seines Strebens in
das Vergnügen setzen. Insofern wir unter Glückseligkeit überhaupt das Wohlbefinden oder den Zustand
verstehen, welcher den Wünschen und Bedürfnissen des Subjekts entsprechend ist, so ist Hedonismus s. v. w. Glückseligkeitslehre,
aber die niedrigste Gestalt derselben. Ansicht und Name kommen von den Griechen und zwar von dem SokratikerAristippos und seiner
Schule, welche auch die kyrenaische und, wegen jener Lehre, die Schule der Hedoniker (Hedonisten) genannt
wird (s. Kyrenaiker).
(Hidschre, ehedem auch Hegira, »das Weggehen«, abgekürzt für hedschirat el nabi, »Fortgehen
des Propheten«),
der gewöhnliche Ausdruck für die FluchtMohammeds aus Mekka. Von ihr, 15. Juli 622, als dem
Tag des Neumondes, beginnen die Mohammedaner ihre Zeitrechnung. Da sie nach Mondjahren (von 354 Tagen) rechnen, so sind 33 mohammedanische
Jahre ziemlich 32 christlichen gleich. Will man daher die Jahre der Hedschra auf christliche Zeitrechnung zurückführen, so darf
man nur, um diese annähernd zu finden, den 33. Teil der Jahressumme abziehen und dann 622 dazu addieren
(s. Chronologie und Jahr).
Vgl. Wüstenfeld, Vergleichungstabelle der mohammedanischen und christlichen Zeitrechnung (Leipz.
1854).
3) (Jadwiga) Königin von Polen, jüngere Tochter des KönigsLudwig d. Gr. von Ungarn
[* 65] und Polen, geb. 1370, ward in Ungarn erzogen
und in der Wiege mit dem HerzogWilhelm vonÖsterreich verlobt und bald vermählt. Nach dem Tod ihres Vaters
ward sie von den Polen zur Königin erwählt und in Krakau
[* 66] gekrönt. Als sich darauf der Herzog Jagello von Litauen
um ihre Hand bewarb und die Einverleibung seines Landes in Polen sowie seinen und seiner Unterthanen Übertritt zum Christentum
versprach, entsagte Hedwig auf Verlangen der Polen, welche keinen deutschen Herrscher haben wollten, ihrem ersten Gatten, nachdem
dieser vergeblich nach Krakau gekommen war und sie zu entführen versucht hatte. Am mit Jagello vermählt, ertrug
sie ihr Geschick mit stiller Ergebung und erwarb sich durch ihre Sanftmut und Klugheit die Achtung ihres
rauhen Gemahls. Sie starb im Kindbett. Sie war eifrig bemüht, unter dem polnischen VolkBildung zu verbreiten. Ihrem
letzten Willen gemäß erneuerte ihr Gemahl nach ihrem Tode die KrakauerUniversität.
GeorgesCharles, Baron von, franz. Diplomat, geb. zu Kolmar,
[* 70] hieß eigentlich d'Anthès und war der
Sohn eines reichen Gutsbesitzers in der Gegend von Kolmar. 1830 begleitete er seinen Oheim, den Fürsten
von Hatzfeld, nach Petersburg, wo er nach zwei JahrenRittmeister in der Garde wurde. Von dem dortigen holländischen GesandtenBaron von Heeckeren adoptiert, nahm er dessen Namen an und heiratete die Schwester des russischen Dichters Puschkin, welchen er in seiner
Familienehre empfindlich verletzte und im Duell tötete.
(Hegermühle), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Potsdam,
[* 71] KreisOberbarnim, am Finowkanal,
hat großartige Dampfziegeleien, ein Messingwerk und (1885) 1903 evang.
Einwohner.
Martin van, niederländ. Maler, geb. 1498 zu Heemskerck bei Haarlem, Schüler Jan Schoorels in Haarlem, ging 1532 auf
drei Jahre nach Rom und ließ sich dann in Haarlem nieder, wo er starb. Seine frühern Bilder sind noch der Einfachheit
der frühniederländischen Maler
nahestehend; in den spätern aber verlockte ihn der Einfluß Michelangelos
zu übertriebenem Manierismus, der sich zuweilen bis zur Karikatur steigerte. Seiner Zeit erfreute er sich übrigens eines
großen Namens und fand viel Nachfolge, wie auch nach ihm sehr viel gestochen wurde. Auch war er selbst als Radierer, Zeichner
für den Holzschnitt und Glasmaler thätig. Seine Bildnisse (eins im BerlinerMuseum) bilden den besten
Teil seiner künstlerischen Thätigkeit. Von seinen historischen und mythologischen Kompositionen sind zu nennen: St. Lukas
die Madonna malend (1532), ein Ecce homo (Triptychon 1559-60), Dornenkrönung, sämtlich im Museum zu Haarlem, Momus tadelt die
Werke der Götter (1561, BerlinerMuseum).
1) Jakob van, berühmter holländ. Seeheld, geb. zu
Amsterdam,
[* 78] hatte sich schon bei mehreren Gelegenheiten zur See ausgezeichnet, als er 1595 nebst Willem Barents von den Generalstaaten
den Auftrag erhielt, mit sieben Schiffen eine nordöstliche Durchfahrt nach China
[* 79] zu suchen. Das Eis nötigte sie aber
noch in demselben Jahr zur Rückkehr. Ein zweiter Versuch 1596 fiel noch unglücklicher aus, indem sie einen Winter auf Nowaja Semlja
ausdauern mußten, welchem der größte Teil der Schiffsmannschaft, darunter Barents, zum Opfer fiel. Seit 1601 mit einem Kommando
in den indischen Gewässern betraut, zeichnete sich Heemskerk hier mehrfach gegen die Portugiesen
aus. Dafür 1603 zum Admiral ernannt, befehligte er während des spanischen Kriegs eine Flotte von 26 kleinen Schiffen und erfocht
unter den Kanonen von Gibraltar
[* 80] einen entscheidenden Sieg über die spanische Flotte, welche 21 große Kriegsschiffe
zählte, blieb aber selbst dabei. Zu Amsterdam ward ihm ein Denkmal errichtet.
3) Egbert van, der jüngere, Sohn des vorigen, geb. 1645 zu Haarlem, war Schüler von Pieter Grebber, malte
jedoch in der Manier seines Vaters und A. Brouwers. Er siedelte frühzeitig nach London
[* 81] über, wo seine Kunst reiche Anerkennung
fand, und wo er 1704 starb. In der Wahl seiner Stoffeschloß er sich ganz an Teniers an, indem er teils Wirtshausszenen und
ländliche Vergnügungen, teils Versuchungen des heil. Antonius, Hexenzusammenkünfte und ähnliche Spukszenen
malte.
4) Jan, niederländ. Staatsmann, geb. zu
Amsterdam, studierte die Rechte, wurde Advokat in seiner Vaterstadt, dann Mitglied der Zweiten Kammer der Generalstaaten und 1866-68
Minister des Innern, mußte aber wegen der von dem damaligen Kabinett in der LuxemburgerFrage befolgten Politik abtreten.
Er wurde hierauf Mitglied des obersten Gerichtshofs und trat 1874 zum zweitenmal als Minister auf, bis er 1877 die nachgesuchte
Entlassung erhielt. Heemskerk war der Anführer der gemäßigt konservativen Partei; er entwickelte während seines ersten Ministeriums
bedeutende administrative Fähigkeiten, und seinen Gegnern trat er stets mit schlagfertiger Dialektik entgegen. Während
seines zweiten Ministeriums brachte er das Gesetz über den höhern Unterricht zu stande. Im J. 1883 übertrug ihm der König
zum drittenmal den Vorsitz im Ministerium, in welchem er das Innere übernahm. Auch nach dem Wahlsieg der Liberalen 1886 blieb
an der Spitze derRegierung und begann eine
¶
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durchgreifende Verfassungsreform. In litterarischer Hinsicht machte er sich durch einige Biographien hervorragender niederländischer
Gelehrten und Staatsmänner (»Levensschets van MartinusStuart«, 1855; »Levensberigt van Mr. G. de Clercq«, 1858; »Levensberigt
van Mr. W. J. C. van Hasselt«, 1863; »Levensberigt van Mr. J. M. de Kempenaer«, 1870; sämtlich von der Maatschappy der
nederlandsche Letterkunde zu Leiden herausgegeben) sowie durch verschiedene juristische Abhandlungen einen Namen, von denen
besonders die auf die Verfassungsurkunde sich beziehenden ebensowohl das tiefe Studium wie die außerordentliche Schärfe des
Urteils bezeugen.
Die Gesamtmasse der Kombattanten zerfällt in verschiedene Waffengattungen: Infanterie, Kavallerie, Artillerie
als eigentlich fechtende Waffen, Genietruppen und Train als Hilfswaffen. ObersterChef eines Heers ist das Staatsoberhaupt; die
Führung desselben im Feld wird oft Generalen selbständig übertragen. Bei den meisten Völkern des Altertums war jeder Waffenfähige
auch Krieger; bei den Ägyptern, Indern und Altamerikanern treffen wir eigne Kriegerkasten, welchen auch
der König angehörte. Die morgenländischen großen Despoten und die kleinen Tyrannen im Abendland hatten in der ältesten
Zeit meist eine Leibwache, weniger zum Kampf gegen äußere Feinde als dazu bestimmt, das Volk in Unterwürfigkeit zu erhalten.
Söldnertruppen sind bezeichnend für die Handelsvölker aller Zeiten.
Die VölkerVorderasiens, die Assyrer, Babylonier, Meder und Chaldäer, hatten früh geordnete Heere von Fußvolk, Reiterei und
Wagenkämpfern, und wie aus den aus jener Zeit erhaltenen Bildwerken hervorgeht, gab es auch bestimmte Kampfesformen für
die nach Kleidung, Ausrüstung und Bewaffnung unterschiedenen Leicht- und Schwerbewaffneten. Seinen Höhepunkt erreichte das Heerwesen
der Orientalen bei den Persern. Die ältesten Kriegszüge derselben waren, wie die der übrigen erobernden Nomadenvölker
Asiens, bewaffnete Wanderungen eines Teils der Nation, insofern die meist berittenen KriegerWeiber, Kinder und alle bewegliche
Habe mit sich führten.
Allein mit Ausbildung der Zivilverfassung änderten sich auch ihre Heereseinrichtungen und bildeten sich
in einer Weise durch, welche das persische als ein Kadreheer mit Beurlaubungssystem erscheinen läßt. Es gab nämlich in den
blühenden Zeiten der Monarchie zur Überwachung der unterworfenen Volksstämme und Sicherung der Grenzen
[* 84] ein stehendes Heer, die
»königlichen Truppen«, die, bezirksweise ausgehoben, teils in den festen Städten, teils auf dem Land
in den Provinzen unter eignen, von den Satrapen unabhängigen Befehlshabern verteilt
waren.
Jeder freie Perser hatte eine Zeitlang in diesem stehenden Heer zu dienen, wurde dann beurlaubt, bei ausbrechendem Krieg aber
nach Bedarf wieder eingezogen. Jährliche Musterungen, oft durch die Könige selbst abgehalten, verschafften die Überzeugung
von der steten Schlagfertigkeit der Truppen. Eine Art Garde war die Leibwache des Königs, die 10,000 Unsterblichen
(so genannt, weil stets vollzählig erhalten). Das stehende Heer bestand aus schwerem und leichtem Fußvolk und zahlreicher
Reiterei, wovon ein Teil gepanzert war, in festen, nach dem Dezimalsystem gebildeten Abteilungen.
Neben diesem national-persischen Kadreheer wurden zu Kriegszügen auch die ganzen unterworfenen Völker
in buntem Gemisch von Kleidung und Bewaffnung aufgeboten. Eilbotenposten, je auf eine Tagereise durch das ganze Reich bestellt,
vermittelten die rasche Benachrichtigung der Truppen und der Volksstämme. In der Folge zog sich die persische Volkskraft vom
Heer mehr und mehr zurück, und man bildete die stehende Armee vorzugsweise aus Söldnern: teils Asiaten,
teils Griechen. Bei dem Aufgebot aller Völker des Perserreichs waren nach Herodot in des Xerxes Heer 56 Nationen vertreten, und
die ganze Anzahl der wehrhaften Männer belief sich auf etwas über 2½ Mill. Das Heerwesen des spätern, aus den Trümmern
des Perserreichs hervorgegangenen Partherreichs war eine nach Zeit und Örtlichkeit modifizierte Fortsetzung
des persischen, das im Mittelalter zum drittenmal bei den Mongolen erstand.
Von den kleinern Volksstämmen an der Küste des Mittelmeers
[* 85] sind namentlich die Israeliten und die Phöniker in heeresgeschichtlicher
Hinsicht interessant. Das israelitische Kriegsheer bestand ursprünglich bloß aus Fußvolk; erst Salomo
errichtete eine Reiterei neben den von David eingeführten Streitwagen.
[* 86] In spätern Zeiten findet man ägyptische Hilfsreiterei
in den israelitischen Heeren. In den frühsten Zeiten der Theokratie war jeder, sobald er das 20. Jahr zurückgelegt hatte, zum
Kriegsdienst verpflichtet, mit Ausnahme der Leviten.
Das Aufgebot erhielt durch David eine festere Form, zerfiel in zwölf Abteilungen, von denen jede, 24,000
Mann stark, einen Monat zum Dienst verpflichtet war. Die Mannschaft wurde in den Waffen geübt und nach den verschiedenen Waffen
in Haufen von 1000, 100 und 50 geteilt, deren jeder seinen Anführer hatte. Im Krieg führte gewöhnlich der König selbst
das an. Den Anfang eines stehenden Heers machte Saul durch Aufstellung einer 3000 Mann starken Leibgarde,
die er durch Werbung ergänzte.
Salomo hatte schon ein Heer von 20,000 Mann. Nach dem Exil bildete sich unter den Makkabäern von neuem eine jüdische Militärverfassung
aus. Simon, der erste Fürst aus dem Haus derHasmonäer, besoldete ein stehendes aus eignem Vermögen; sein
Sohn Johannes Hyrcanus war der erste, welcher auch ein stehendes Korps von Ausländern, vorzüglich Arabern, werben ließ,
sowie anderseits die Juden auch in fremde Kriegsdienste traten und einzelne selbst zu Heerführern sich aufschwangen. Die Phöniker
schufen neben der Gründung von Kolonien auch die ersten Anfänge einer Seemacht. Die Erben ihrer Bestrebungen,
die Karthager, dehnten mit zunehmendem Handel auch ihre Kriegszüge immer weiter aus, bis sie endlich den Römern unterlagen.
Ihre Heere bestanden fast ausschließlich aus gemieteten Fremden. Die eigentlichen Karthager bildeten nur die sogen. heilige Schar,
eine Art Leibwache des Feldherrn, das eigentliche aber
¶
mehr
war eine Musterkarte von Völkern der verschiedensten Länder. Gallier standen hier neben Iberern, Ligurern und afrikanischen
Stämmen; Libyphöniker (phönikische Afrikaner) bildeten das Zentrum, numidische Reiter von den Stämmen der Wüste umschwärmten
auf ungesattelten Pferden die Flügel; balearische Schleuderer machten den Vortrab, und Elefanten mit äthiopischen Führern zogen
als eine Kette beweglicher Türme vor dem Heer her.
In den meisten kleinen FreistaatenGriechenlands bestanden die Heere aus Bürgermilizen, in denen jeder zu dienen das Recht und
die Pflicht hatte. Da anfangs nur die ansässigen Bürger zu den Fahnen gerufen wurden, so war die Streitmacht der Griechen
nicht beträchtlich; größere Heere konnten nur durch Verbindung mehrerer Staaten aufgestellt werden (in
Zeiten der Not bewaffnete man auch die Sklaven). In Sparta erscheint das dorische Herrenvolk gewissermaßen als ein stehendes
Heer, neben welchem die unterworfenen Periöken und Heloten zur Füllung der Kadres im Kriegsfall gebraucht werden. In Athen
[* 88] brachte
es die Lage der Stadt mit sich, daß die Landmacht der Seemacht nachstehen mußte; doch erhielt diese durch
Perikles eine sehr vollkommene Durchbildung, welche gestattete, die freien ansässigen Bürger sogar im Frieden zu Übungen
und Expeditionen von achtmonatlicher Dauer heranzuziehen.
Unter Perikles ward auch ein geringer Sold, 2-4 Oboli (25-50 Pf.), für die, welche im Feld lagen, eingeführt.
Die Heere der Griechen bestanden ganz vorzugsweise aus Fußvolk, nur Böotien und namentlich Thessalien geboten über zahlreichere
Reiterei. Homer kennt eine solche noch gar nicht; die Zeit ihres Entstehens ist nicht näher angegeben. Das Fußvolk schied
sich ursprünglich in Schwerbewaffnete, Hopliten, nur für den Angriff in der Nähe ausgerüstet, mit langem
Spieße, Schwert und großem Schild,
[* 89] und in Leichtbewaffnete, die in zerstreuter Ordnung mit Wurfspeer, Bogen
[* 90] oder Schleuder
[* 91] fochten;
letztere gehörten den ärmern Volksklassen oder den zur Heeresfolge verpflichteten kleinern Stämmen an, oder sie waren Sklaven,
wie die Heloten, die auf dem Marsch als Schildknappen die schweren Waffen der Spartiaten trugen.
Mit dem Verfall der griechischen Bürgerkraft in der Zeit des Peloponnesischen Kriegs kamen mehr und mehr Mietstruppen auf,
die sich großenteils aus den Gebirgskantonen (Arkadien) und aus den während der Bürgerkriege Verbannten ergänzten, und
die Griechen traten selbst in fremden Sold, wie jene 10,000 Mann unter FührungXenophons (s. d.) in den
Dienst des jüngern Kyros. Das Zurücktreten der Bürgeraufgebote gegenüber den Söldnern führte auch zu Änderungen der Bewaffnung
und Taktik, denen die Erfahrungen auf dem asiatischen Kriegsschauplatz entgegenkamen.
Den deutlichsten Ausdruck fanden diese Änderungen in den Peltasten, d. h. in jener von Iphikrates eingeführten Mittelinfanterie,
welche, leichter ausgerüstet als die Hopliten, sowohl für den Kampf in geschlossener Fronte als für das
zerstreute Gefecht geeignet war. Das makedonische Heer war ursprünglich ein Kadreheer wie das persische, und in den Provinzialregimentern,
die in den makedonischen Gauen ausgehoben waren, sowie in dem ritterlichen Adel des Landes, der die Reiterei bildete,
und in den nach Art der Peltasten bewaffneten Kronbauern, den Hypaspisten, lag die eigentliche Kriegskraft Alexanders d. Gr.
In Rom war jeder Bürger vom 17. bis zum 46. Jahr zu Kriegsdiensten verbunden, solange er nicht 16 Jahresfeldzüge zu Fuß oder 10 zu
Pferd
[* 92] mitgemacht hatte. Nur die letzte Klasse (capite censi) war
vom Kriegsdienst ausgeschlossen. Indessen
bildete sich während der Punischen Kriege thatsächlich ein Soldatenstand heraus, und die normale Aushebung nahm den Charakter
willkürlicher Konskriptionen an. Marius nahm endlich auch die capite censi in seine Legionen auf, und nach ihm war dies um so
notwendiger, als nun die Kriege nicht mehr für das InteresseRoms, sondern für jenes einzelner Häupter
geführt wurden, wonach diejenigen, die um des Soldes oder der Beute willen dienten, die willkommensten sein mußten.
Die Aushebung erfolgte zur Zeit der Republik alljährlich bald nach der Konsulwahl (1. Juli) durch die Kriegstribunen zugleich mit
der Formation des Heers (s. Legion). Die römische Infanterie war wohl die beste, die jemals existiert hat;
die Kavallerie dagegen vermochte nur schwer gegen die numidische, gegen die parthische gar nicht aufzukommen. Bei der Belagerung
von Veji (406 und 400 v. Chr.) wurde den Truppen zum erstenmal und seitdem regelmäßig Staatssold bezahlt, während sie bis
dahin aus Privat- oder Kommunalmitteln erhalten worden waren.
In denBürgerkriegen lockerte sich die Disziplin, und der Übergang zur monarchischen Verfassung mußte auch das Heerwesen umgestalten.
Zur Erhaltung des Gehorsams im Innern sowohl als zur Verteidigung der ausgedehnten Grenze brauchte man ein stehendes Heer, dessen
Stärke
[* 93] unter Augustus 450,000 Mann betrug. Glück und hervorragende Feldherrntalente hielten bis zu Trajans
Zeit den Ruhm des römischen Heers aufrecht, später sank die Tüchtigkeit desselben allmählich immer tiefer. Bereits unter
Mark Aurel (161 n. Chr.) gab es kein eigentliches Römerheer mehr (s. Rom, das alte).
Im Heerwesen der alten Germanen bildete sich schon früh der Unterschied des allgemeinen Aufgebots aller
Freien und Wehrhaften (Heermannie) und des Gefolges oder Heergeleits aus. Besonders die erblosen Söhne sammelten sich gern
im Gefolge (comitatus) kriegstüchtiger und abenteuerlustiger Edelinge und dienten als geübte, stets bereite Waffenmacht nicht
bloß in den Privatkriegen ihrer Geleitsherren, sondern oft auch gegen Sold oder vertragsmäßigen Lohn
der Nation selbst.
Solche Benutzung der Geleite, bequem für den Gutsbesitzer, den eigentlichen Wehrpflichtigen, hatte den Nachteil, daß der
kriegerische Geist, die Wehrbarkeit des eigentlichen Nationalkörpers vermindert wurde, und daß die Geleite oder ihre Herren,
als Gebieter, ja Inhaber der bewaffneten Macht, die Freiheit der Nation gefährden konnten. Die Heermannie,
ursprünglich infolge eines Volksbeschlusses oder gemeinsamer Verabredung, später auf Mahnung (mannitio) des Königs versammelt,
verwandelte sich allmählich, als die Gewalt des Königs (oder auch der Großen) an die Stelle der Nationalversammlung trat, in
ein königliches Aufgebot, den Heerbann, eine Bezeichnung, die unter Karl d. Gr. zuerst erscheint.
Das Heerwesen ging den gleichen Schritt wie die bürgerliche Verfassung, und ebenso wie Allodialfreiheit
und Lehnswesen abwechselnd vorherrschten und endlich die Feudalität den völligen Sieg errang, so stritten auch Heerbann und
Lehnsmiliz eine Zeitlang um den Vorrang, bis zuletzt jener von dieser zwar nicht der Theorie, wohl aber der Praxis nach verdrängt
wurde. Die Militärverfassung Karls d. Gr. enthielt folgende Bestimmungen: Sobald der Kaiser ein Aufgebot
ergehen ließ, mußte jeder Freie allein oder mit seinem Kriegsgefolge, wenn er ein solches hatte, sich einfinden und zwar
mit Rüstung
[* 94] und Lebensmitteln auf drei Monate, bei Strafe von 60 Soliden oder bei Verlust des Gutes,
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