3)
Sophie, Gräfin von, geb. Tochter des vorigen, seit 1822 vermählt mit dem
GrafenEdmund von Hatzfeld-Wildenburg und
seit 1851 von demselben geschieden. Während des Scheidungsprozesses, im
August 1846, entwendeten, wie man sagte, auf Anstiften
F.
Lassalles,
AssessorOppenheim und
Dr.
Mendelssohn imMainzerHof
[* 9] zu
Köln
[* 10] der Baronin
Meyendorf eine
Kassette,
in welcher sie für die Gräfin Hatzfeld wertvolle
Urkunden vermuteten, welcher
Diebstahl einen seiner Zeit aufsehenerregenden
Prozeß
zur
Folge hatte. Seitdem war die Gräfin
Lassalles mütterliche Freundin und beteiligte sich namentlich an seiner sozialistischen
Agitation, auf die sie auch nach
LassallesTod 1864 ihren Einfluß geltend zu machen suchte. Sie starb in
Wiesbaden.
[* 11]
(franz. Coiffe), eine leichte rundliche Kopfbedeckung, nach Maßgabe der
Mode und des
Standes von sehr verschiedener,
gegen Ende des
Mittelalters sehr barocker Form (vgl.
Hennin
[* 18] und für die spätere Zeit
Fontange
[* 19] sowie die Tafeln
»Kostüme«
[* 20] II,
[* 1]
Fig. 2, 3, 7, 9 u. 11; III,
[* 1]
Fig.
6, 8, 9 u. 11);
war besonders die
Tracht verheirateter
Frauen (während
Jungfrauen die
Haare
[* 21] frei herabfallend trugen), daher
unter die Haube kommen, s. v. w. heiraten;
(v. tschech. haufnice), ursprünglich eine
hölzerne
Schleuder
[* 30] zum
Werfen von
Steinen »haufenweise«, dann ein in einer Räderlafette liegendes glattes
Wurfgeschütz, dessen
Rohr, 6-8
Kaliber lang, in seiner
Länge zwischen den
Kanonen und
Mörsern stand, ein zur Zeit aus den meisten
Artillerien gänzlich verdrängtes
Geschütz. Die Haubitzen schossen
Granaten,
[* 31]
Kartätschen,
Schrapnells,
Brand- und Leuchtgeschosse.
Sie kommt (als Hauffnitz) zuerst um 1425 unter
Ziska bei den
Hussiten vor, schoß damals Steinkugeln und
erhielt erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.
Granaten. Ihr
Kaliber war das der 3 und 4-Pfünder (meist Berghaubitzen),
7-, 10-, 25-, 30 und 50-Pfünder, von welchen die 7 und 10pfündigen zur
Feldartillerie gehörten. Sie
dienten vorzugsweise zum Beschießen gedeckter
Ziele, z. B. des Innern von
Schanzen,
Rikoschettieren, Einschießen von
Erd- und
¶
mehr
Mauerwerk und im Feld gegen tiefe Truppenaufstellungen mit dem Rollwurf, Schrapnell- und Kartätschenwurf, ersterer wegen mangelhaften
Zünders, waren von geringer Wirkung. Man pflegt heute auch die kurzen gezogenen Kanonen »Haubitzen« zu nennen.
»Antiquitatis romanae monumenta legalia« (hrsg.
von Spangenberg, Berl. 1830).
Mustergültig ist sein »Lehrbuch des sächsischen Privatrechts« (Leipz. 1820; 3. Aufl. von Hänsel,
1847-48, 2 Tle.). Seine »Opuscula academica« (Leipz. 1825 bis
1829, 2 Bde.) gaben Wenck und Stieber heraus.
Ein Nacheiferer Öhlenschlägers, entwickelte Hauch schon in seinen ersten dramatischen Versuchen: »Contrasterne«
(1816)
und »Rosaura« (1817),
ein ungewöhnliches Talent, und seine nachfolgenden Tragödien zeichneten sich durch tüchtiges
Charakterstudium und lebendiges Kolorit aus. Wir nennen davon: »Bajazeth«, »Tiberius« (deutsch, Leipz. 1836),
»Gregorius VII.«
und »Don Juan«, vereinigt in der Sammlung »Dramatiske Värker«
(Kopenh. 1828-29, 3 Bde.; deutsch,
Leipz. 1836);
»TychoBrahe's Ungdom« (1851) etc., die fast sämtlich mit vielem Beifall (auch
in Deutschland und Schweden) zur Aufführung kamen.
Durch das episch-dramatische Gedicht »Hamadryaden« (Kopenh.
1830) erwarb er sich die Anerkennung der Romantiker, namentlich Tiecks. Als vortrefflicher Erzähler bewährte er sich in den
Romanen: »Vilhelm Zabern«
[* 47] (1834; deutsch, Leipz. 1848);
»Charles de la Bussière« (1860) und »Fortälling om Haldor«
(1864).
Wie die genannten Werke, lassen ihn auch seine »Lyriske Digte« (Kopenh.
1842, 2. Ausg. 1854) als eine der edelsten und gediegensten Dichternaturen, welche Dänemark
[* 49] je hervorgebracht hat, erkennen.
Ihnen folgten später: »Lyriske Digte og Romancer« (1862),
worunter besonders der Romanzencyklus »Valdemar
Atterdag« sich durch einen seltenen rhythmischen Wohlklang und lebensvolle Frische auszeichnet, und »Nye Digtninger« (1869).
Was Hauch charakterisiert, ist eine ungewöhnliche Tiefe des Gefühls und der Begeisterung, die ihn so stark zu dem Ahnungsvollen
und Mystischen hinzieht, daß über allen seinen Dichtungen ein tiefes, romantisches Dämmerlicht liegt.
Aber weit entfernt, daß dies seiner Poesie schade, erhält sie gerade dadurch eine Stärke
[* 50] in der Charakterzeichnung und einen
Reichtum an Bildern, welche ihr ihren eigentlichen Wert verleihen. In deutscher Sprache
[* 51] erschien von ihm: »Die nordische Mythenlehre«
(Leipz. 1847) als Frucht seiner Kieler Vorlesungen. Ihr schlossen sich an die »Afhandlinger
og ästhetiske Betragtninger« (Kopenh. 1855) und »Aesthetiske
Afhandlinger og Recensioner« (das. 1861-69, 2 Bde.).
Zuletzt gab Hauch noch eine Art Selbstbiographie in: »Minder fra min Barndom og min Ungdom« (Kopenh. 1867) und »Minder om min
förste Udenlandsreise« (das. 1871). Seine »Samlede
Romaner og Fortällinger« erschienen in 7 Bänden (Kopenh. 1873-75).
»Rahab, ein Frauenbild aus der Bibel«
[* 61] (das. 1855).
Sie zeichnen sich sämtlich durch eine eigentümliche Pracht der Sprache, »Cordula« auch durch frische Wärme
[* 62] und Wahrheit des Gefühls aus. Außer einer Übersetzung von Silvio Pellicos »Francesca da Rimini« gab Hauenschild ferner
in freier Nachdichtung heraus die provençalische »Sirvente von Peyre Cardinal« (Hamb. 1850). Großen Beifall fanden auch seine
Romane: »Nach der Natur« (Hamb. 1850, 3 Bde.; 2. Aufl.
1851),
»Aus der Junkerwelt« (das. 1850, 2 Bde.),
Bilder aus der Gärungsperiode unmittelbar vor und nach 1848, geistreich, idealistisch, aber der
künstlerischen Vollendung entbehrend.
zwei Pässe des schweizer Jura, der Obere Hauenstein, zwischen Waldenburg
[* 63] und Balsthal (718 m), und der untere Hauenstein, zwischen
Läufelfingen und Olten (695 m), beide gebahnt, um den VerkehrBasels mit der innern Schweiz zu vermitteln. Weitaus der wichtigere
von beiden ist der Untere Hauenstein. Schon zur Zeit der Grafen von Froburg wurde der Felsgrat durchhauen, und Straße,
Berg und Dorf (ehedem Horben) erhielten den Namen Hauenstein (Gehowenstein). Doch war die Fahrt lange sehr beschwerlich.
Seit der Straßenkorrektion von 1827 bis 1830 konnte der Hauenstein mit Lastwagen von 100 Doppelzentnern leicht überfahren
wenden. In denJahren 1855-57 ließ die Schweizerische Zentralbahngesellschaft den Berg durchbohren in einem
Tunnel
[* 64] von 2,49 km Länge, ein Bau, welcher durch Einstürzen eines Schachtes 72 Arbeitern das Leben kostete. Die
Maximalsteigung der Hauensteinbahn beträgt 26 Proz. Zwei Dezennien lang allein im Besitz einer Eisenbahn, beherrschte der
Hauenstein den VerkehrBasels mit der innern, westlichen und östlichen Schweiz; sein Monopol hat er zunächst durch
den ZweigTurgi-Waldshut und die LinieWaldshut-Schaffhausen, dann durch die neuen Thallinien Rheinfelden-Koblenz-Winterthur sowie
Basel-Delémont (-Biel) und schließlich durch die Bözbergbahn eingebüßt.
Franz, Ritter von, Geolog und Paläontolog, geb. zu Wien, studierte daselbst und
auf der Bergakademie
zu Schemnitz, wurde dann dem Bergamt in Eisenberg zugeteilt und 1843 zu den Vorlesungen Haidingers einberufen. 1846 wurde
er AssistentHaidingers und 1849 Bergrat und erster Geolog an der geologischen Reichsanstalt. 1866 erhielt er das Direktorat
dieser Anstalt, und 1886 ward er zum Intendanten des naturhistorischen Hofmuseums ernannt. Hauers wissenschaftliche Arbeiten
beziehen sich auf die geologischen und paläontologischen Verhältnisse Österreichs. Er schrieb: »Die
Cephalopoden des Salzkammerguts aus der Sammlung des FürstenMetternich« (Wien 1846);
der Bergmann, welcher in der Grube arbeitet. Man unterscheidet Jung- und Lehrhäuer, welche noch nicht ausgelernt
haben, Vollhäuer, Erbhäuer, welche den vollen Lohn beziehen, Lohn-, Herrenhäuer, Herrenarbeiter, die
für bestimmten Schichtlohn arbeiten, Gedinghäuer, Akkordarbeiter, Doppelhäuer, die doppelt so lange arbeiten wie gewöhnliche
auch s. v. w. Vollhäuer, Lehnhäuer, denen von einer Gewerkschaft eine Grube oder ein Teil ihres Feldes auf bestimmte Zeit
und gegen Anteil am Gewinn zum Bau überlassen ist, Ganghäuer, die auf Gängen arbeiten, auch Aufseher über
andre Häuer.
Wilhelm, Erzähler, geb. zu Stuttgart,
[* 69] besuchte die Klosterschule in Blaubeuren und
widmete sich sodann zu Tübingen
[* 70] dem Studium der Theologie. Als Erzieher im Haus des Kriegsratspräsidenten v. Hügel zu Stuttgart
begann er seine schriftstellerische Laufbahn mit dem »Märchenalmanach auf das
Jahr 1826«, dem ein 2. und 3. Jahrgang folgten, und fand mit seinen durch phantasiereiche Behandlung wie durch abgerundete
Darstellung ausgezeichneten Erzählungen den allgemeinsten Beifall (dieselben erschienen u. d. T.: »Märchen« 1883 in 17. Auflage).
Weiterhin folgten die »Mitteilungen aus den Memoiren des Satans« (Stuttg. 1827, 2 Bde.),
ein an Phantasie und Darstellungskunst reiches, aber unvollendet gebliebenes Werk, und »Der
Mann im Monde« (das. 1827),
ein Roman, welcher die Claurensche Manier persiflieren sollte, von der Menge
aber als ein echtes Werk Claurens aufgenommen wurde. Besser erreichte ihren Zweck die sarkastische »Kontroverspredigt über
Hauff Clauren und den Mann im Monde, gehalten an das deutsche Publikum« (Stuttg. 1826). Der Roman »Lichtenstein« (Stuttg. 1826, 3 Bde.)
ging aus W. Scottschen Einflüssen hervor und zeichnet sich namentlich durch treffliche Charakterbilder
und Lokalschilderungen aus. Die
¶
mehr
»Phantasten im Bremer Ratskeller« (Stuttg. 1827) sind unstreitig die originellste und gemütlichste
Schöpfung Hauffs. Beifällige Aufnahme fanden auch die Novellen: »Die Bettlerin vom Pont des Arts« und »Das Bild des Kaisers«,
die mit andern kleinen Erzählungen unter dem Titel: »Novellen« (Stuttg. 1828, 3 Bde.)
gesammelt erschienen. Von einer Reise durch Frankreich, die Niederlande
[* 72] und Norddeutschland zurückgekehrt,
übernahm Hauff im Januar 1827 die Redaktion des »Morgenblattes«, starb aber schon 18. Nov. d. J.
Durch frische Erfindung, Humor und seltenes Talent des Erzählens haben sich die Werke Hauffs in ungeschwächter Wirkungskraft
behauptet. Seine »Sämtlichen Werke« wurden mit seiner Biographie von seinem Landsmann G. Schwab herausgegeben
(Stuttg. 1830; 18. Aufl. 1882, 5 Bde.),
neuere AusgabenbesorgtenAd. Stern (Berl. 1878, 4 Bde.),
»Skizzen aus dem Leben der Natur« (das. 1840, 2 Bde.)
u. a., übersetzte Humboldts »Reisen in die Äquinoktialgegenden« ins Deutsche (das. 1858) und starb in
Stuttgart.
Seine umfassende Kenntnis der heiligen Schriften der Parsen und Hindu brachte ihn in vertrauten Verkehr mit
den gelehrtesten Priestern beider Religionen, und er erlangte dadurch die genaueste Kenntnis ihres Kultus, die ihn in stand
setzte, viele neue Beiträge zum Verständnis des Zendavesta und der Wedas zu geben. 1863 unternahm er im Auftrag der englischen
Regierung eine wissenschaftliche Reise durch die ProvinzGudschrat, auf der er zahlreiche kostbare Zend-,
Pehlewi- und Sanskritmanuskripte zu sammeln Gelegenheit fand.
Familien- und Gesundheitsrücksichten riefen ihn indessen 1866 nach Deutschland zurück, wo er 1868 als ordentlicher Professor
des Sanskrits und der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Universität zu München
angestellt wurde. Er entwickelte dort
eine bedeutende Lehrthätigkeit, starb aber schon im Bad
[* 80] Ragaz. Wichtige Beiträge zum Verständnis
des Zendavesta, besonders seiner ältesten Teile, sind: »Die fünf Gathas, oder Sammlungen von Liedern und SprüchenZarathustras
etc.« (Leipz. 1858-62, 2 Bde.)
und die auf einen weitern Leserkreis berechneten »Essays on the sacred language, writings and religion of
the Parsees« (Bomb. 1862; 2. verbesserte Auflage von West, Lond. 1878). Haugs Hauptwerk im Gebiet der altindischen Litteratur
ist die Ausgabe und Übersetzung eines der ältesten wedischen Ritualbücher, des »Aitareya
Brâhmana of the Rigveda« (Bomb. 1863, 2 Bde.). Von frühern Schriften sind zu nennen: »Über die Schrift und Sprache der
zweiten Keilschriftgattung« (Götting. 1855) und »Über die Pehlewisprache und den Bundehesch« (das. 1854). Auf das Pehlewi,
dessen eigentlicher Entzifferer er ist, beziehen sich die anerkanntesten Arbeiten Haugs, die im Auftrag der Regierung von Bombay
[* 81] im Verein mit einem der gelehrtesten Parsenpriester veröffentlichten Schriften: »An old Zand-Pahlavî glossary« (Lond. u.
Bomb. 1867) und »An old Pahlavî Pâzand glossary«, mit einem längern
»Essay on the Pahlavî language« (das. 1870);
dann das mit Unterstützung des Engländers West herausgegebene »Book of Ardâ Vîrâf
together with other Pahlavî texts«, mit Übersetzung, Anmerkungen, Glossar und kurzer Grammatik (Lond. 1872-74, 2 Bde.).
Von andern Schriften seiner spätern Zeit sind zu erwähnen: »Über den gegenwärtigen Stand der Zendphilologie«
(Stuttg. 1868) und die 1868-75 in den Abhandlungen und Sitzungsberichten der MünchenerAkademie der Wissenschaften veröffentlichen
Arbeiten: »Brahma und die Brahmanen« (1871),
»Über das Wesen und den Wert des wedischen Accents« (1873),
»Wedische Rätselsagen
und Rätselsprüche« (1875) u. a. Seine bedeutende
Handschriftensammlung wurde nach seinem Tod von der MünchenerHof- und Staatsbibliothek angekauft.
Handelsstadt im norweg. AmtStavanger,
[* 83] der Insel Karmöen gegenüber, hat (1876) 4421 Einw. Unfern der Stadt
wurde 1872 das Denkmal zur Erinnerung an das tausendjährige Bestehen des norwegischen Reichs auf der Stelle, wo Harald Harfagar
(»Schönhaar«),
der erste König des vereinigten Reichs, nach der Sage begraben ist, errichtet. Haugesund ist
Sitz eines deutschen Konsuls.
aus einem alten, schon 1235 urkundlich genannten, jetzt in Mähren
[* 86] (katholische Linie) und Schlesien
[* 87] (protestantische Linie)
begüterten Geschlecht, studierte in Halle
[* 88] und Göttingen die Rechte, brachte sodann mehrere Jahre in Italien zu, lebte zehn Jahre
auf seinen Gütern in Schlesien und ward von den schlesischen Ständen 1791 zum Generallandschaftsdirektor erwählt.
Nach längerm Sträuben von FriedrichWilhelm II., mit dem ihn die gleiche, zum Mystischen geneigte Sinnesart verband, in den
preußischen Staatsdienst gezogen, ward er 1792 zum Gesandten in Wien ernannt.
Minnie, Opernsängerin, geb. zu New York, Tochter eines deutschen Gelehrten, machte
sich schon im achten Jahr als Sängerin bemerkbar, genoß dann den Unterricht des Gesanglehrers Errani und trat mit 15 Jahren
zuerst auf einer Privatbühne als Linda mit solchem Erfolg auf, daß der anwesende Direktor der Academy of music
sie sofort für sein Unternehmen engagierte. 1868 debütierte sie als Sonnambula auf dem NewYorker Operntheater unter großem
Beifall, gab dann Gastspiele in den übrigen Hauptstädten der Vereinigten Staaten
[* 98] und wurde bald der erklärte Liebling des
Publikums.
Auch in London fand sie (1869) die glänzendste Aufnahme, ebenso in Wien, wo sie ein dreijähriges Engagement
an der Hofoper annahm. Nach Ablauf
[* 99] desselben ging sie zu der neuerrichteten KomischenOper daselbst über und
gastierte nach
Auflösung derselben in Pest, Dresden und Breslau sowie 1874 in Berlin. Die günstige Aufnahme, die sie dort gefunden, veranlaßte
ihr Engagement für die Wintersaison 1875, welches 1876 erneuert wurde. Nachdem sie im Herbst 1877 in Brüssel,
[* 100] sodann in London gesungen, wandte sie sich 1878 wieder nach Amerika,
[* 101] wo neue Triumphe ihrer warteten.
Seit 1881 lebt sie als Gattin des Reiseschriftstellers v. Hesse-Wartegg meist in London. Ihre von einer durchgebildeten Gesangskunst
und einem durchgeistigten Spiel getragenen Leistungen gipfeln in der heitern Spieloper, obgleich auch ihre
Aida, Margarete, Ophelia und Julia überall als Darstellungen ersten Ranges geschätzt werden. Aus ihrem reichhaltigen Repertoire
des komischen Genres sind Susanne, die beiden Zerlinen, Angela, die Regimentstochter, Rosine, Katharine (in Götz' »Zähmung
der Widerspenstigen«) und BizetsCarmen hervorzuheben.
Fluß im preuß. Regierungsbezirk Kassel,
[* 107] entspringt an der Westseite des Rhöngebirges, fließt von S. nach N.,
verstärkt sich rechts durch Bieber, Nüst und Eitra und mündet nach 50 km langem Lauf bei Hersfeld
[* 108] in
die Fulda.
[* 109]
Vaters wegen in Zittau, unterbrach jedoch den Aufenthalt daselbst 1834 durch Reisen nach Wien und Berlin und wurde 1837 in LeipzigPrivatdozent, 1841 außerordentlicher, 1843 ordentlicher Professor des neugegründeten Lehrstuhls für deutsche Sprache und
Litteratur. Nach den Maiereignissen von 1849 kam er wegen seiner Beteiligung am DeutschenVerein mit TheodorMommsen und O. Jahn in Untersuchung, wurde zwar freigesprochen, aber 1851 seines Amtes entsetzt und lebte nun als Privatgelehrter
in Leipzig, bis er 1853 auf Lachmanns Lehrstuhl nach Berlin berufen wurde.
Seit 1861 auch ständiger Sekretär der Akademie der Wissenschaften, starb er dort Ausgerüstet mit feiner Beobachtungsgabe
und seltenem Scharfsinn, übte als Dozent durch das Hindrängen auf eine feste Methode einen außerordentlichen Einfluß. Seine
Vorlesungen erstreckten sich auf die verschiedensten Gebiete der klassischen Philologie wie der Germanistik; erst 1859 verzichtete
er zu gunsten Müllenhoffs auf die letztere. In seinen Schriften erweist er sich als einer der bedeutendsten
Textkritiker überhaupt. Von diesen beziehen sich auf das klassische Altertum: »Quaestiones Catullianae« (Leipz. 1837),
»Observationes
criticae« (das. 1841),
»De carminibus bucolicis Calpurnii et Nemesiani« (Berl. 1854) sowie die durch kritische
Sauberkeit und meisterhafte Beschränkung ausgezeichneten Ausgaben der »Halieutica« Ovids nebst der »Cynegetica«
des Gratius und Nemesianus (Leipz. 1838),
des Catull, Tibull, Properz (das. 1853; 5. Aufl. von Vahlen, 1885),
der »Metamorphosen« Ovids (Bd. 1, Berl.
1853; 7. Aufl. von Haupt J. Müller, 1885; Bd. 2 von Korn, 1876) in der von ihm 1848 mit Sauppe begründeten
Weidmannschen »Sammlung griechischer und römischer Schriftsteller mit deutschen
Anmerkungen«, der »Germania«
[* 113] des Tacitus (das. 1855) und des Vergil (Leipz. 1858, 2. Aufl.
1874). Doch hat er in seinen kleinern Schriften (»Opuscula«, gesammelt von U. v.
Wilamowitz-Möllendorf, Leipz. 1875-77, 3 Bde.)
meist überzeugende, immer beachtenswerte Konjekturen fast für die gesamte griechische und lateinische
Litteratur beigesteuert. Auch gab er aus G. Hermanns, seines Schwiegervaters, NachlaßBion und Moschos (Leipz. 1849) sowie den
Äschylos (das. 1852, 2 Bde.; 2. Aufl.
1859) heraus.
[* 112] ein mit Jagdzeug (s. d.) umstelltes Jagen, in welches große Massen, gewöhnlich mehrere HundertStück, von
Rotwild, Damwild oder Sauen eingetrieben sind. Das Wild wird in eine mit Sperrzeug dublierte Kammer und aus dieser mit Roll- oder
Schnapptüchern zur Erlegung auf den gleichfalls mit Tüchern oder Netzen umstellten Lauf gebracht, in
dessen Mitte der Schirm für Schützen errichtet ist
[* 112]
(Fig. 1). Auch ordnet man die Stellung so an, daß eine oder mehrere Kammern
sich auf einer Seite des ganz umstellten Jagens befinden, in welchem die Schützen in Schirmen ringsherum postiert sind, um
das aus den Kammern nach beiden Seiten herausgelassene Wild, wenn es an den Tüchern entlang wechselt,
zu erlegen
[* 112]
(Fig. 2). Bei der letztern Einrichtung sind natürlich die zunächst der Kammer errichteten Stände die besten,
weil alles Wild an diesen zuerst vorbei muß.
Damit es sich nicht in den Raum zwischen den Ständen stecken kann, läßt man hier einen Treibwehr sich
hin und her bewegen. In dieser Weise werden jetzt die eingestellten Hauptjagen (Kaiserjagden) in der Schorfheide veranstaltet. Zu
solchen Jagen, welche natürlich nur in sehr wildreichen Revieren abgehalten werden können, gehören viele Mannschaften und
viel Jagdzeug, weshalb sie kostspielig sind. In früherer Zeit wurden dieselben zu besondern Hoffestlichkeiten
in der Weise veranstaltet, daß die Jäger Galauniform anlegten und ein Musikkorpsdabei aufspielte, um namentlich die starken
Hirsche,
[* 120] welche auf dem Lauf erschienen, mit einer Fanfare anzublasen. Man nannte solche Hauptjagen Festin- oder Prunkjagen.
Nach Beendigung der Jagd werden Brüche (s. Bruch, S. 484) verteilt und Strecke (s. d.) gemacht. Früher
wurden derartige Jagden fast an allen Fürstenhöfen abgehalten, jetzt sind sie nur noch an wenigen Orten üblich.