bei Berührung des
Steins.
Hat man sich von dem Vorhandensein eines
Steins in der
Blase überzeugt, so ist die
Entfernung desselben
angezeigt. Diese kann aber nur in zweierlei
Weise geschehen: entweder durch Eröffnen der
Blase von außen her
(Steinschnitt,
Lithotomie) oder durch mechanische Zertrümmerung des
Steins innerhalb der
Blase und Ausspülen, resp.
Ausziehen
der
Fragmente durch die
Harnröhre (Steinzertrümmerung,
Lithotripsie). Denn weder durch innere
Mittel noch durch chemische Agenzien,
welche
man in die
Blase direkt einspritzt, ist bis jetzt die
Auflösung oder Verkleinerung des
Steins erreicht worden.
Vgl.
Ebstein,
Die Naturbehandlung der Harnsteine (Wiesb. 1884).
Bei Unterdrückung der Nierenfunktion steigert sich der Harnstoffgehalt in fast allen
Flüssigkeiten, und man findet ihn dann
auch im
Speichel, in der
Galle, im erbrochenen
Magensaft, in der
Milch, im
Eiter etc. Der Harnstoff ist isomer mit cyansauremAmmoniak
und entsteht, wenn man die
Lösung desselben zur
Trockne verdampft, ferner beim Erhitzen von kohlensaurem oder karbaminsaurem
Ammoniak auf 130-140°, bei der trocknen
Destillation
[* 4] der
Harnsäure, bei Einwirkung von
Alkalien auf
Kreatin und von übermangansaurem
Kali auf
Eiweißkörper etc. Zur
Darstellung von Harnstoff verdampft man
Harn zur Sirupskonsistenz, mischt ihn bei
sehr niedriger
Temperatur mit konzentrierter
Salpetersäure, reinigt den ausgeschiedenen salpetersauren Harnstoff, zersetzt ihn mit
kohlensaurem
Baryt und zieht aus der zur
Trockne gebrachten
Masse den Harnstoff mit
Weingeist aus.
Auch durch
Versetzen einer
Lösung von cyansaurem
Kali mit schwefelsaurem
Ammoniak,
Verdampfen und
Ausziehen des Rückstandes mit
Alkohol kann man Harnstoff erhalten. Er bildet farb- und geruchlose
Kristalle,
[* 5] schmeckt dem
Salpeter ähnlich kühlend,
löst sich leicht in
Wasser und
Weingeist, nicht in
Äther, ist völlig neutral, verbindet sich aber mit
Sauerstoffsäuren zu
salzartigen
Körpern, von denen besonders der salpetersaure CH4N2O.HNO3 ^[CH4N2O.HNO3] und der oxalsaure
Harnstoff CH4N2O.C2H2O4 + 2H2O ^[CH4N2O.C2H2O4 + 2H2O] in
Wasser schwer löslich sind. Harnstoff ist nicht flüchtig, er schmilzt bei 120° und zersetzt sich bei wenig
höherer
Temperatur.
Beim Erhitzen mit
Wasser über 100° und bei der Einwirkung von
Alkalien und Fäulnisfermenten zerfällt er in
Wasser,
Kohlensäure
und
Ammoniak. Harnstoff ist das letzte im
Körper gebildete Zersetzungsprodukt der Eiweißsubstanzen im tierischen
Organismus, und der größte Teil des in der
Nahrung aufgenommenen
Stickstoffs wird in Form von Harnstoff durch den
Harn wieder ausgeschieden.
Der Harnstoff wird aber nicht erst in den
Nieren gebildet, sondern durch dieselben nur aus dem
Blut abgesondert, und wenn dies nicht
geschieht, so entstehen schwere
Störungen der
Gesundheit. Harnstoff wurde 1773 von Rouelle entdeckt, von
Fourcroy
und Vauquelin rein dargestellt und von
Liebig und
Wöhler analysiert. 1828 stellte
Wöhler aus cyansaurem
Ammoniak dar und lieferte
damit das erste
Beispiel der
Darstellung organischer
Verbindungen außerhalb des lebenden
Organismus.
Die üblichsten harntreibendenMittel sind der
Aufguß des Fingerhutkrauts, die
Meerzwiebel und
das essigsaure
Kali, welche sämtlich direkt erregend auf das
Herz wirken.
s.
Harnblase. Eine besondere,
unter dem
Namen der kalten Pisse bekannte Form von Harnzwang kommt bei Männern zuweilen nach demGenuß reizender
Substanzen, namentlich schlechten
Biers, vor;
sie geht nach reichlichem Trinken kohlensauren
Wassers leicht vorüber.
Bezirksstadt in der span.
ProvinzLogroño, in reicher, sorgfältig angebauter Gegend, am Einfluß des
Tiron in
den
Ebro und an der
EisenbahnTudela-Bilbao, mitGerbereien, Hutfabrikation, Kupferbergwerken, Gipsbrüchen,
Weinbau und (1878) 6447 Einwohnern.
Es ist gebirgig und enthält im Innern die größte und anmutigste siebenbürgische
Ebene, welche von derAluta und dem Feketeügy
(Schwarzbach) durchströmt wird. Es hat in 113 Ortschaften
(1881) 125,277 Einw., meist
Szekler
(Reformierte und
Unitarier), und produziert vortreffliches
Getreide,
[* 8]
Mais, sehr guten
Tabak,
[* 9] Obst,
Hanf,
Flachs.
Günstling des medischen KönigsAstyages, erhielt (wie Herodot erzählt) von diesem den Befehl, Kyros zu töten,
umging ihn aber und ward vom König dadurch bestraft, daß man ihn mit dem gebratenen Fleisch seines Sohns
bewirtete, von dem Harpagos ohne es zu ahnen, genoß.
ein Makedonier, war von Alexander d. Gr. als treuer Anhänger seiner MutterOlympias mit Auszeichnung behandelt,
selbst, als er 333 v. Chr. mit einer aus dem königlichen Schatz gestohlenen Geldsumme aus Kleinasien nach Megara geflohen war,
begnadigt und 330 zum Verwalter der persischen Schätze in Ekbatana ernannt worden. Während des indischen
FeldzugsAlexanders hatte er durch unerhörte Ausschweifung und maßlose Verschwendung so viel Geld verpraßt und sich so verächtlich
gemacht, daß er bei Alexanders Rückkehr (325) mit 5000 Talenten und 6000 griechischen Söldnern auf 30 Dreideckern nach Athen
[* 11] entfloh, wo er sich durch Bestechung und großartige Freigebigkeit gegen das Volk das Ehrenbürgerrecht
erwarb; seine von den Makedonien verlangte Auslieferung verweigerten die Athener, deponierten indes die von Harpalos mitgebrachte
Geldsumme von 700 Talenten in der Schatzkammer des Staats. Harpalos begab sich darauf nach Kreta, wo er von dem Lakedämonier Thimbron
erschlagen wurde. Als bei der Auslieferung jener deponierten Summe an die Makedonier die Hälfte fehlte,
wurde von den Athenern eine Anzahl der angesehensten Männer, darunter Demosthenes (s. d.), der Veruntreuung beschuldigt (Harpalischer
Prozeß) und Demosthenes und einige andre wirklich verurteilt.
amerikan. Buchdrucker- und Verlegerfamilie. Die aus Newton (Long Island) gebürtigen BrüderJames (geb. und John Harper (geb. 1797) errichteten 1817 in New York eine kleine Buchdruckerei unter der Firma J. and
J. Harper, welch letztere nach dem einige Jahre später erfolgten Hinzutritt der beiden jüngern Brüder, Wesley und Fletcher Harper, in
and Brothers umgeändert wurde. Aus kleinem Anfang entwickelte sich durch solide und vorsichtige Geschäftsführung
die Druckerei und die bald mit dieser verbundene Verlagsbuchhandlung zu einem der größten Geschäftshäuser Nordamerikas.
Die Harpers gehören zu den ersten, welche die Illustration durch Holzschnitt in Nordamerika
[* 12] einführten und mit Erfolg besonders
für illustrierte Zeitschriften verwendeten. Seit dem Tode der beiden ältesten Brüder (James starb John wird das Geschäft durch die überlebenden Brüder und die Söhne des Hauses in gleichem Geist fortgeführt.
Ferry, Stadt im nordamerikan. StaatWestvirginia, am Zusammenfluß des Shenandoah und Potomac, in einer durch
ihre Schönheit berühmten Gegend, mit (1880) 764 Einw.
Früher eine wohlhabende Stadt, hat sie durch den Bürgerkrieg ihren Wohlstand eingebüßt.
Valerius, griech. Grammatiker aus Alexandria, lebte vielleicht im 2. Jahrh. n. Chr. und verfaßte ein alphabetisches
Lexikon zu den zehn attischen Rednern, welches trotz seiner zerrütteten Gestalt eine reiche Fundgrube von Notizen über attische
Staats- und Gerichtsverfassung und Litteratur darbietet.
[* 18] pfeilförmiges, vorn mit Widerhaken versehenes, etwa 60 cm langes Eisen,
[* 19] an dessen oberm
Ende sich als Handgriff ein 1,25-1,5 m langer Schaft mit einem Ring für eine lange Leine befindet, wird besonders beim Walfischfang
benutzt und von dem Harpunierer aus freier Hand
[* 20] geworfen, in neuerer Zeit aber auch aus eigentümlichen Geschützen geschossen.
[* 18] bei Homer die Göttinnen des raffenden Sturms, nach Hesiod Töchter des Thaumas, des Sohns des Pontos, und der
Elektra, der Tochter des Okeanos, Schwestern der Iris, eine der Homerischen Bedeutung ähnliche Vorstellungen enthaltende Genealogie.
Sie heißen bei Hesiod Aëllo und Okypete; andre Namen sind Aëllopus, Thyella, Okypode, Nikothoë u. a.
Sie sind geflügelt und schneller als der Wind. In der Gestalt den Menschen zur Plage gesandter Wesen erscheinen sie erst in
den Argonautensagen, namentlich in der Geschichte des blinden Sehers Phineus, dem sie die Nahrung wegfressen oder verunreinigen,
bis sie von den Söhnen des Boreas, Zetes und Kalais, erlegt werden.
In der »Ilias« erscheint nur eine Harpyie, Podarge, welche in Stutengestalt von ZephyrosMutter der Rosse des Achilleus wurde. Während
Homer sich über ihre Gestalt nicht weiter äußert, Hesiod dagegen ihre menschliche, sogar schöne Bildung (durch die ihnen
verschwisterte Iris und das Beiwort »schönlockig«) bezeugt, werden sie von
Äschylos an als häßliche, mißgestaltete Wesen gedacht; auf Vasenbildern erscheinen sie als ein Zwitterding von Jungfrau
und Raubvogel (wie noch heute in der Heraldik, s. Figur). Vergil weist ihnen als Aufenthaltsort die Strophadischen Inseln an.
Keine Harpyien sind indessen die wohlthätigen vogelartigen Dämonen des sogen.
altes österreich. Adelsgeschlecht, in Österreich
[* 23] und Böhmen
[* 24] begütert, ward 1559 mit dem
dem jedesmaligen Senior der Familie zustehenden Oberst-Erblandstallmeisteramt in Österreich ob der Enns beliehen, 1616 in den
Grafenstand, 1627 aber in den Reichsgrafenstand erhoben. Es teilt sich, abgesehen von den 1732 erloschenen »böhmischen«
Harrachs, in eine ältere Linie zu Rohrau und eine jüngere zu Bruck. Die namhaftesten Sprößlinge des Geschlechts sind:
2) FerdinandBonaventura, Graf von, geb. wurde 1659 Reichshofrat und Kammerherr, 1677 Geheimer Konferenzrat, 1699 Obersthofmeister
und Direktor des GeheimenRats und ward öfters zu Gesandtschaften gebraucht, unter denen die wichtigste (1697-98 an den MadriderHof) schließlich doch nicht das anfangs gehoffte Ziel, die Sicherung der spanischen Erbfolge, erreichte.
König Leopold I. rechnete ihn zu seinen vertrautesten Lieblingen. Er gehörte zu der sogen. alten
Partei der Konferenzminister. Harrach starb in Karlsbad. Seine »Mémoires et négociations secrètes« gab de la Torre heraus
(Haag
[* 27] 1720).
5) Karl Borromäus, Graf von, Urenkel von Harrach 3), geb. studierte in Wien
[* 30] die Rechte und zugleich Medizin, erregte die
AufmerksamkeitJosephs II. und ward Regierungsrat in Prag. Nach JosephsTod legte er diese Stelle nieder, nahm
das Johanniterkreuz, da der Widerstand der Eltern seinen Heiratsplan durchkreuzt hatte, und ging auf Reisen, wo
er mit den
hervorragendsten Geistern verkehrte, um sich in der Heilkunde auszubilden, promovierte 1803, nachdem er in Wien seine fachmännische
Ausbildung beendigt hatte, und übte 25 Jahre unentgeltlich seine Kunst daselbst aus. Überaus thätig
als Freund der Armen bewies er sich besonders in den Unglücksjahren 1805 und 1809, während sein Haus der Sammelplatz aller
berühmten Reisenden und Gelehrten war. Ein vielseitig gebildeter, auch mit orientalischen Studien befreundeter Humanist, starb
er in Wien.
(spr. hárringt'n), 1) John, engl. Dichter, geb. 1561 zu Helston bei Bath inSomerset, zu Eton und Cambridge
erzogen, nahm Kriegsdienste und ward vom Grafen von Essex auf dem Schlachtfeld zum Ritter geschlagen. Er
starb 1612. Seine noch jetzt schätzbare Übersetzung von Ariosts »Orlando furioso« in englischen Stanzen (1591) ist der erste
Versuch, die epischen Meisterwerke des Auslandes nach England zu verpflanzen. Außerdem haben wir von Harrington noch viele kleinere
Gedichte und Epigramme sowie mancherlei andre Versuche in Prosa und Versen, die sich sämtlich durch Heiterkeit
und Witz auszeichnen. Seine Sinngedichte erschienen London
[* 40] 1618 und 1625, am vollständigsten in der Sammlung »Nugae antiquae«
(1769-79, 3 Bde.; hrsg. von
Park, 1804, 2 Bde.).
2) James, engl. politischer Schriftsteller, geb. 1611 zu Upton in der
GrafschaftNorthampton, studierte zu Oxford, lebte eine Zeitlang in Holland und bereiste
¶
mehr
darauf nach der Gewohnheit seiner Zeit Dänemark,
[* 42] Deutschland,
[* 43] Frankreich und Italien. Nach seiner Rückkehr kam er an den Hof des
KönigsKarlI., dem er bis zu seinem Tode treu blieb, und lebte darauf zurückgezogen, mit der Abfassung seines berühmten politischen
Werkes »Oceana« (Lond. 1656 u.
öfter, auch ins Französische übersetzt) beschäftigt, das er dem ProtektorCromwell vorlegte. Er gründete,
um die Ideen seines Buches auszuführen, eine republikanische Gesellschaft, ward aber nach der Restauration verhaftet
und mehrere Jahre gefangen gehalten, bis er, in eine Art von Wahnsinn verfallen, freigelassen wurde. Bald darauf,
starb er. Seine Schriften wurden am besten von Hollis (1771, mit Biographie von Tolland) herausgegeben.
James, engl. Gelehrter, geb. zu Close bei Salisbury, Neffe des LordsShaftesbury, studierte in Oxford,
wurde 1762 Lord der Admiralität, 1763-65 Lord der Schatzkammer und 1774 Sekretär
[* 44] der Königin; starb Von 1761 an
bis zu seinem Tod war er Parlamentsmitglied. Von Bedeutung ist besonders das philosophisch-grammatische Werk »Hermes,
[* 45] or a philosophical
inquiry concerning language and universal grammar« (Lond. 1751, 5. Aufl.
1806; deutsch von Ewerbeck, Halle
[* 46] 1788). Nach seinem Tod erschienen: »Philological inquiries« (Lond.
1781, 2 Bde.; deutsch von Jenisch, Berl. 1789). Eine Gesamtausgabe seiner Werke mit Biographie besorgte sein Sohn, LordMalmesbury
(Lond. 1801, 2 Bde.).
(spr. hárris'n), 1) John, Uhrmacher, geb. 1693 zu Foulby in Yorkshire, lebte die ersten drei Dezennien
in seiner Heimat als Zimmermann und beschäftigte sich mit der Ausbesserung von Uhren.
[* 47] 1726 konstruierte er das Rostpendel, mit
welchem er gute Resultate an selbstgefertigten Uhren erhielt, und 1728 legte er Halley und Graham in LondonZeichnungen einer tragbaren
Seeuhr (time keeper) vor, welche er dann bis 1736 ausführte. Dieselbe bewährte sich vortrefflich,
wurde aber später noch wesentlich verbessert, und Harrison erhielt einen Teil des großen vom englischen Parlament für diese Erfindung
ausgesetzten Preises sowie die Copleysche Medaille. Er starb in London. Über seine Erfindung veröffentlichte er
mehrere Schriften.
Nach dem Tode des letztern zum Vizegouverneur des Nordwestgebiets (Indiana) ernannt, setzte er als Abgeordneter desselben beim
Kongreß unter anderm das Gesetz über Veräußerung der
Bundesländereien in kleinen Parzellen durch, dem der Westen seinen raschen
Aufschwung verdankte. Als Gouverneur von Indiana erwarb er durch Verträge mit den Indianern für den Staat
über 200,000 qkm Land und entwickelte in dem Krieg von 1811 als Befehlshaber des amerikanischen Heers gegen jene und die Engländer
große militärische Talente. Er gewann das entscheidende Treffen am Tippecanoe eroberte mehrere von den Briten
genommene feste Plätze, drang in Oberkanada ein, wo er 5. Okt. den britischen GeneralProctor an der Themse
schlug, und eilte sodann, ohne erst Befehle von Washington abzuwarten, mit seinem Heer nach Niederkanada, ward aber deshalb
bald abberufen und in das Innere versetzt, infolgedessen er im April 1814 von seinem Posten zurücktrat und sich ins
Privatleben zurückzog. 1828 ging er als Gesandter nach Kolumbien;
[* 50] Bolivar jedoch, den er brieflich gewarnt, nicht nach der
Oberherrschaft zu streben, bewirkte seine Zurückberufung.
Arm und mittellos, mußte er hierauf, um seine zahlreiche Familie zu ernähren, als Schreiber bei einem Gerichtshof in Ohio arbeiten,
bis es 1840 der Whigpartei gelang, ihn bei der Präsidentenwahl an van BurensStelle durchzusetzen, was
sie schon 1837 vergeblich versucht hatte. Er trat sein Amt an, und zwar sprach sich seine Botschaft für den Frieden
aus; doch starb er schon 4. April d. J. und hatte seinen Vizepräsidenten Tyler zum Nachfolger.
Wir erwähnen davon nur den »Poetischen Trichter« (Nürnb. 1650-55, 3 Bde.);
die »Frauenzimmergesprächspiele« (neue Aufl.,
das. 1641-49, 8 Bde.),
eine Art Encyklopädie aller möglichen nach des Verfassers Meinung wissenswürdigen
Dinge in Gesprächsform; »Nathan, Jotham und Simson, oder geistliche und weltliche Liederdichter« (das. 1650-51, 2 Bde.).
Eine Auswahl seiner formell interessanten Gedichte enthält Müllers »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts«, Bd. 9 (Leipz.
1826). SeinLeben beschrieb Widmann (Altdorf 1707).
1) SalomonAlexander, engl. Maler, geboren im April 1806 zu Plymouth,
[* 59] lernte anfänglich bei einem Graveur und bildete
sich auf der Royal Academy. Hart versuchte sich nach und nach in allen Kunstzweigen vom Historienbild bis
zum Stich für Taschenbücher und trat 1826 mit einem Miniaturporträt seines Vaters zuerst vor die Öffentlichkeit. Die Motive
seiner ersten Ölgemälde waren dem mosaischen Kultus entlehnt, darunter: die Unterweisung, die Aufrichtung der Gesetzestafeln
und die polnische Synagoge.
3) James, schott. Maler, Bruder des vorigen, geb. 1828 zu Kilmarnock (Schottland), arbeitete mit seinem Bruder in Albany mehrere
Jahre als Wagenlackierer, lernte seit 1851 in Düsseldorf unter Schirmer als Landschaftsmaler und ließ sich, nachdem er
wieder vier Jahre in Albany gelebt hatte, 1856 in New York nieder, wo er sehr gelungene, in der Beleuchtung zum Teil meisterhafte
Landschaften mit Viehstaffage malte. Als solche sind zu nennen: das heimkehrende Vieh, der Mondaufgang im Adirondacgebirge,
ein Wald im Herbst, ein Sonntags-Nachmittag in der GrafschaftBerkshire, die friedliche Heimat (1872), der
Obstgarten, der kühle Tag auf der Landstraße, indianischer Sommer und Sommer in Berkshire. 1859 wurde er zum Mitglied der Akademie
in New York ernannt.
Stadt im österreich. Herzogtum Steiermark,
[* 62] nordöstlich von Graz,
[* 63] unweit der ungarischen Grenze, Sitz einer
Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Kapuzinerkloster, Wallfahrtskirche, (1880) 1680 Einw.,
Tuchweberei, Pferdezucht,
[* 64] Hopfenbau und Getreidehandel.
FrancisBret, nordamerikan. Dichter und Novellist, geb. 1837 zu Albany im StaatNew York als der Sohn eines Lehrers,
begab sich 1854 nach Kalifornien, arbeitete hier in den Goldgruben als Landmesser, als Schullehrer, endlich als Setzer und,
nachdem er durch verschiedene Gedichte voll originellen Humors die allgemeine Aufmerksamkeit erregt, als
Journalist und Redakteur eines Blattes: »The Californian«, bis er 1864 die ihm angetragene Stelle eines Sekretärs des Zweigmünzamtes
der Vereinigten Staaten in San Francisco annahm. Im J. 1868 begann er die Herausgabe der Monatsschrift »The
Overland Monthly«, mit der er sofort einen außerordentlichen Erfolg erzielte. Hier erschienen
die ersten seiner eigentümlich spannenden Erzählungen in Prosa: »The luck of Roaring Camp« (1868),
»The outcasts of Pokerflat«
(1869),
»Miggles« und »Tennessee's partner«, endlich zwischen andern Arbeiten in Versen und Prosa das kleine Gedicht »Plain language
from truthful James« (1871),
vom Volksmund »Heathen Chinee« genannt, das seinen Namen¶
mehr
in der ganzen Union mit einemmal berühmt und populär machte. Im Frühjahr 1871 legte er sowohl die Redaktion des »Overland
Monthly« als die Professur der Litteratur, die er in letzter Zeit an der Hochschule zu San Francisco bekleidet hatte, nieder
und kehrte nach dem Osten zurück. Harte wird von seinen Landsleuten als das größte unter den jüngern
Talenten der Vereinigten Staaten geehrt. In der That ist er ein Schriftsteller von kräftiger Originalität, der in kurzen Strichen
die Landschaft, die Charaktere und die Bewegungen des Gemüts mit gleicher Energie und Wahrheit zu schildern und vermöge der Frische
und Heiterkeit seines warmen Gemüts und seiner liebevollen Betrachtung der Natur und des Menschen selbst
Rohes und Wildes der Empfindung des Lesers nahezurücken versteht. Seine Dichtungen, die auch in Deutschland alsbald Anerkennung
fanden und mehrfach übersetzt wurden: »Kalifornische Novellen« (deutsch von Hertzberg, Leipz. 1873) und »Argonautengeschichten«
(das. 1873, 2 Bde.), bewegen sich
fast alle auf einem eigentümlichen und eng begrenzten Gebiet: sie enthalten Bilder aus dem Ansiedlerleben
in Kalifornien und wirken vorzugsweise durch die Lokalfarbe und die originale Stimmung, die auf bewundernswürdige Weise festgehalten
wird. Von seinen Werken sind noch zu erwähnen: die Gedichte »Echoes of the FootHills« und das Drama »Two men
of SandyBar«. SeinVersuch mit einem groß angelegten Roman, betitelt: »Gabriel Conroy« (deutsch, Stuttg. 1876) ist weniger gelungen,
wogegen er es verstand, in den »Condensed novels« die Manier andrer hervorragender Romanschriftsteller mit glücklichem Humor
zu treffen. Im Mai 1878 wurde Harte zum Konsul in Krefeld
[* 67] ernannt; gegenwärtig weilt er in derselben Stellung
in Glasgow.
[* 68] Inzwischen hat der fruchtbare Dichter noch folgende Erzählungen, welche meist wieder im fernen Westen spielen,
veröffentlicht: »Snow bound at eagles«, »Maruja«
und »By shore and sedge« (1885). Eine Gesamtausgabe
seiner Werke erschien in 5 Bänden (Boston
[* 69] 1882).
Jedes Material des nächst höhern Grades ritzt einen Körper von dem direkt vorausgehenden Härtegrad. Mit einem zu untersuchenden
Mineral versucht man Probestücke einer Härteskala in absteigender Reihe zu ritzen;
wird dies beispielsweise
bei Flußspat erreicht, so ist der Körper härter als 4;
wird er nun seinerseits von Apatit nicht geritzt, so ist seine Härte der Mineralien =
5;
tritt dies ein, so liegt sein Härtegrad zwischen 4 und 5, ein Verhältnis, welches man durch Härte der Mineralien =
4,5 ausdrückt.
Breithaupt bediente sich einer zwölfteiligen Skala, indem er zwischen 2 und 3 den Glimmer, zwischen 5 und 6 den
Sodalith einschob. Für erste Orientierung genügt die Unterscheidung zwischen weichen, mit dem Fingernagel ritzbaren (Härte der Mineralien = 1 und
2), mittelharten, mit dem Messer
[* 78] ritzbaren, und harten, am StahlFunken gebenden (Härte der Mineralien = 7 und darüber).
Zu feinern Versuchen bedient man sich des Sklerometers, einer mit verschiedenen Gewichten belasteten Stahl- oder
Diamantspitze,
unter welcher man die zu untersuchenden Substanzen hinwegführt, aus der für eine Ritzung nötigen Belastung auf den Grad
der Härte der Mineralien schließend. Bei dieser feinern Bestimmungsmethode ergeben sich für
kristallographisch verschiedene Flächen eines und desselben Exemplars verschiedene Härtegrade. - Außer der durch die Härtegrade
bestimmten Größe der Kohärenz kann man auch noch die Qualität derselben unterscheiden. In diesem Sinn spricht man von spröden,
milden, geschmeidigen, biegsamen, elaschen ^[richtig: elastischen] und dehnbaren Mineralien.
Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau,
[* 84] Amtshauptmannschaft Ölsnitz, 374 m ü. M., an der Mulde,
Besitztum der Fürsten von Schönburg, hat ein Amtsgericht, eine Kirche, ein burgähnliches Schloß mit dem Schönburger Familienarchiv,
einer Kapelle und schönem Park, Weißwaren-, Korsett- und Knopffabrikation, Maschinenstickerei, eine Kunstwasch-
und Plättanstalt und (1885) 2629 evang. Einwohner. Hartenstein ist
der Geburtsort des Dichters PaulFleming. In der Nähe befindet sich die aus der Geschichte des sächsischen Prinzenraubes (s. d.)
bekannte Prinzenhöhle. - Hartenstein, der Hauptort der gleichnamigen Grafschaft, gehörte zunächst als
¶