(Haarlingen, fries.
Harns), Seestadt in der niederländ.
ProvinzFriesland, an dem
Zuidersee und
der
EisenbahnHarlingen-Groningen (nach
Oldenburg),
[* 7] hat 5
Kirchen, eine lateinische
Schule, eine
Bau-, Zeichen- und Schiffahrtsschule
und einen großen, tiefen
Hafen, bestehend aus einem durch mächtige
Schleusen gegen die Hochflut geschützten
Innen- und einem
Außenhafen zur Bergung großer
Dampfschiffe. Auf dem Meeresdeich südlich von der Stadt steht ein
Monument von
Caspar de Robles, der im 16. Jahrh. die Meeresdeiche verbesserte. Die industrielle Thätigkeit
der Bewohner, deren Zahl (1883) 10,453 beträgt, erstreckt sich vornehmlich auf Fabrikation leinener
Säcke,
Maschinen- und
Schiffbau. Harlingen ist Sitz eines deutschen
Konsuls sowie der
Friesischen Dampfschiffahrtsgesellschaft und steht
mit
Amsterdam,
[* 8]
Enkhuizen und dem Nieuwe Diep sowie mit
Hull
[* 9] und mit
London
[* 10] in
Verbindung, wohin hauptsächlich
Butter und Vieh ausgeführt werden.
(Harlingia),
Landschaft im nordöstlichen
Strich des preuß. Regierungsbezirks
Aurich,
[* 11] nach dem dieselbe
durchfließenden Flüßchen
Harle genannt, bildet den größten Teil des
KreisesWittmund und besteht meist aus fruchtbarem
Marschland. - Das Harlingerland gehörte nicht zum eigentlichen
Ostfriesland, sondern war ein
Lehen des Herzogtums
Geldern;
(spr. armang),FrançoisJules, Reisender, geboren im
Oktober. 1845 zu
Saumur, studierte in
Paris
[* 14] und
Straßburg
[* 15] Medizin und nahm als Marinearzt bis 1870 an verschiedenen Expeditionen der
Flotte teil, war während des
französisch-deutschen
Kriegs in der
Ostsee und machte 1871 den
Feldzug gegen die
Kabylen mit. Darauf wurde er als
Arzt und Naturforscher
der wissenschaftlichen Expedition von
Delaporte beigesellt, welche in
Kambodscha und dann in
Tongking
[* 16] Forschungen und
Sammlungen anstellen sollte.
Alle Mitglieder der Expedition erkrankten, allein ausgenommen, der sodann
Garnier nach
Tongking begleitete, den
Feldzug mitmachte
und eine Zeitlang den
Posten eines
Gouverneurs bekleidete, bis er 1874 nach
Frankreich zurückkehrte. Zum zweitenmal bereiste
er 1875-77
Kambodscha, erforschte die Zuflüsse des
Mekhong, überstieg die große indisch-chinesischeGebirgskette
und gelangte nach
Huë. 1881 krank nach
Paris zurückgekehrt, wurde er 1882 zum
Konservator am
Musée des colonies ernannt, starb
aber bereis ^[richtig: bereits] in
Florenz.
[* 17]
Berichte seiner
Reisen veröffentlichte er im Bülletin der
GeographischenGesellschaft zu
Paris, im
»Tour du monde«, in den »Annales de l'extrême
orient« etc.
warmer und trockner
Wind, welcher auf der Westküste
Afrikas, vorzüglich in
Senegambien, drei- oder viermal
in jeder
Jahreszeit vom Innern
Afrikas nach dem Atlantischen
Ozean (der
Küste von
Guinea) hin weht. Am stärksten macht er sich
in den
MonatenDezember,
Januar und
Februar geltend und wechselt zwischen SO. und
NO. Gewöhnlich hält er
nur einen, selten 5-6
Tage an und ist stets nur von mäßiger
Stärke.
[* 18] Jedesmal, wenn er weht, erhebt sich ein eigentümlicher
Nebel, der vermutlich nichts andres als der feine Sandstaub ist,
den derWind mit sich führt, und der so dicht ist, daß nur
in der Mittagszeit einige
Strahlen der rot gefärbten
Sonne
[* 19] ihn durchdringen. Die
Bestandteile dieses
Nebels lagern sich überall
ab und färben alles weiß. Unter der außerordentlichen Trockenheit dieses Wüstenwindes leiden, wenn er länger als zwölf
Tage anhält, die
Vegetation und die
Menschen. Die
Neger schützen sich durch Beschmieren ihresKörpers mit
Fett oder
Talg, und daher rührt der
Name des
Windes, Harmattan (von aberrahman, »wehen«, und tan,
»Fett,
Talg«).
ein gegen 7 km langes
Thal
[* 23] des
Schwarzwaldes, Seitenthal des Kinzigthals, im bad.
Kreis
[* 24] und
AmtsbezirkOffenburg,
[* 25] mit den
GemeindenOber- und Unterharmersbach und der Stadt
Zell (s. d.) nahe am
Ausgang, hat zahlreiche
Mühlen,
[* 26] Thonwarenfabriken,
Granitschleifereien und Obstbau und etwa 3900 kath. Einwohner. Es war bis 1803 reichsfrei.
und
Aristogeiton, die
Mörder des Peisistratiden
Hipparchos. Durch jugendliche
Schönheit ausgezeichnet, war
Harmodios
Aristogeitons Liebling und ließ sich um so leichter für dessen
Plan zum
Sturz der Peisistratiden
Hippias
und
Hipparch gewinnen, als ihn der letztere zu unkeuscher
Liebe hatte verleiten wollen und seine
Schwester beschimpft hatte.
Die Verschwornen beschlossen, 514
v. Chr. am
Feste der
Panathenäen ihr Werk zu vollführen, eilten aber, sich verraten glaubend,
noch vor Beginn des Festzugs in die Stadt und stießen den bei dem Leokorion beschädigten
Hipparch nieder.
Harmodios wurde dafür von der
Leibwache auf der
Stelle zusammengehauen und auch der entflohene
Aristogeiton bald festgenommen und
hingerichtet. Obwohl
Hippias am
Leben blieb, seine Herrschaft durch
Schrecken zu befestigen suchte und erst 510 mit fremder
Hilfe gestürzt wurde, feierte man doch und
Aristogeiton als die ersten
Märtyrer¶
ein von Kaufmann in Dresden
[* 34] (1812) erfundenes Tasteninstrument von der Gestalt eines aufrecht stehenden
Pianofortes, dessen Saiten durch Reibung
[* 35] eines mit Leder überzogenen und mit Kolophonium durchgearbeiteten Cylinders zum Ertönen
gebracht wurden und Longitudinalschwingungen machten. M. v. Weber komponierte für das ein großes Konzert
mit vollem Orchester.
richtiges Verhältnis der Teile eines Ganzen, besonders eines Kunstwerkes;
auch Übereinstimmung der Gesinnungen und Gefühle,
sowohl im Gemüt des einzelnen Menschen und dann eine Hauptbedingung des innern Friedens, als auch zwischen mehreren Menschen,
welche in einem nähern Verkehr miteinander stehen;
daher öfters Bezeichnung geselliger Vereine. - Harmonie nennt
man ferner den Zusammenhang, die innige Verbindung von Leib und Seele, vermöge deren ihre beiderseitigen Thätigkeiten zusammenstimmen;
prästabiliert heißt diese Harmonie bei Leibniz, insofern dieselbe von Gott in vorhinein bestimmt sei. - In der Musik bezeichnet
das Wort die Vereinigung mehrerer für sich bestehender und in ihrer äußern Erscheinung auch ganz verschiedener
Töne zu einem Haupt- oder Gesamtklang, d. h. zu einem Akkord;
Der Ausdruck Harmonie wird
auch als gleichbedeutend mit Akkord gebraucht, und man spricht z. B. von einer Dominanten-, Septimenharmonie etc., von einer
engen, weiten (zerstreuten) Harmonie, was gleichbedeutend ist mit der engen oder weiten Lage eines Akkords (s. Akkord).
Dieselbe gründete sich auf die Abstände der sieben Kreise
[* 38] der Weltkörper
vom Zentralfeuer, die nach seiner Rechnung dem Zahlenverhältnis der sieben Töne seines Heptachords entsprachen, und wurde
später noch phantastisch ausgeschmückt.
die Lehre von der Harmonie oder, wie man seit M. Hauptmann gern sagt, Harmonik, hat zum Gegenstand die
Erklärung der Akkordbildungen der modernen Musik (die Alten kannten Harmonie in unserm Sinne nicht), ihre
Zurückführung auf wenige typische Grundformen sowie die Anleitung für die Verbindung der Akkorde, d. h. die Regeln der Stimmführung
etc. Die Harmonielehre ist daher die Vorbereitung und der erste Kursus des Kompositionsunterrichts (Stufenfolge: Harmonielehre, Kontrapunkt, Kanon
und Fuge, freie Komposition).
Die allgemein übliche Methode der Harmonielehre benutzt als Unterrichtsvehikel die Generalbaßschrift, weshalb auch
die Bezeichnung Generalbaß (s. d.) gleichbedeutend mit Harmonielehre gebraucht wird.
In neuester Zeit, seit die grundlegenden Thatsachen des musikalischen Hörens mehr und mehr erkannt werden, behandelt man die
Harmonielehre in einer abweichenden, mehr rein theoretischen Weise und fragt nach der Klangbedeutung der Akkorde;
wir haben daher eine Reihe von Werken, welche Anleitungen für den Tonsatz gar nicht geben, sondern sich ausschließlich mit
der Erklärung der verschiedenen möglichen und üblichen Arten von Zusammenklängen und Akkordfolgen beschäftigen, deren
Hauptkapitel daher sind: Konsonanz und Dissonanz, Tonart (Tonalität), Modulation.
Solche Harmoniesysteme sind die einschlägigen Arbeiten von Rameau (»Traité d'harmonie«, 1722, u. a.),
Harmonielehre Riemann (»Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre«, Leipz. 1880) u. a.,
insgesamt Vertretern des harmonischen Dualismus, welcher von M. Hauptmann zuerst weiter ausgeführt, in
seinen Grundzügen aber bereits von Zarlino (»Istituzioni harmoniche«, 1558) festgestellt wurde (der Mollakkord als polarer
Gegensatz des Durakkords gedacht, vgl. Akkord und Obertöne).
[* 40]
Während diese theoretischen Harmonielehren die Regeln des musikalischen Satzes und die Grundgesetze der musikalischen Formgebung
zu begründen suchen, begnügen sich die praktischen Harmonielehren mit der Aufstellung der durch die
Praxis allmählich festgesetzten Regeln und mit Anleitungen zu ihrer Befolgung, so daß die kurzen eingestreuten theoretischen
Erklärungen von Tonart, Modulation etc. von untergeordneterer Bedeutung sind und nur darum unerläßlich scheinen,
weil die Generalbaßbezifferung an die Tonleiter anlehnt. Einige neuere Generalbaßschulen versuchen allerdings dem Zug
der
Zeit gerecht zu werden und den Erklärungen mehr Raum zu vergönnen, so die Werke von E. F. Richter (»Lehrbuch der Harmonie«, 17. Aufl.,
Leipz. 1886),
L.Köhler (»Leichtfaßliche Harmonie- und Generalbaßlehre«, 3. Aufl., Berl. 1880),
(»Lehrbuch der Harmonik«, Leipz. 1880); doch sind dieselben durch die Beibehaltung der Generalbaßmethode
und Generalbaßterminologie an einem glücklichen weitern Verfolg der anfänglich aufgestellten grundlegenden Sätze verhindert.
Was der Harmonielehre not thut, ist aber eine neue Methode, welche gestattet, die Fortschritte in der Erkenntnis der Prinzipien der Harmonie
beim Unterricht nutzbringend zu verwerten. Die Harmonielehre soll dem Schüler das musikalische Denken erleichtern,
d. h. sie soll ihm nicht nur sagen, daß diese oder jene Akkordfolge möglich, üblich und
korrekt ist (das zu »beweisen«, gibt jede Harmonielehre vor), sondern
soll ihm das Verständnis des innern Wesens derselben erschließen, so daß er in den Stand gesetzt wird,
dieselbe selbst an rechter Stelle und mit guter Wirkung zu schreiben; dazu gehört aber ein ganz andrer Aufbau des Lehrmaterials,
eine andre Bezifferung, eine andre Terminologie.
Daß wir auf dem Weg zu einer derartigen neuen Methode der Harmonielehre sind, dafür fehlen die Anzeichen nicht. Bereits GottfriedWeber
(»Theorie der Tonsetzkunst«, 1817-21) machte einen Anlauf
[* 42] dazu; den Kern seines Systems bildet die Bezifferung der Dreiklänge
und Septimenakkorde nach ihrer klanglichen Natur (G, g, g0, G7, g7, G?, 0g7 = g h d, g b d, g b des, g h
d f, g b d f, g h d fis, g b des f). Daß er die Generalbaßbezifferung nicht für ein brauchbares Vehikel
der Harmonielehre hielt, spricht er (S. 563, Anm.) unzweideutig genug aus; er sieht in
ihr nur eine abbreviierte Notenschrift, was sie historisch auch ist.
Vervollständigt wurde Webers Bezifferungsart durch E. F. Richter, welcher auch den übermäßigen Dreiklang
als selbständigen Akkord aufnahm (G' = g h dis, G'7= g h dis f, g? = g b d fis, G'? = g h dis fis, 0g70 =
g b des fes). Richter macht auch bereits den Versuch, diese Bezifferungsart für die praktischen Arbeiten zu verwerten, und
hebt damit die Einseitigkeit auf, daß der Harmonieschüler nur mit gegebener Baßstimme arbeiten lernt;
in der letzten Auflage seiner »Harmonielehre« enthalten die Schlußkapitel
eine erhebliche Anzahl von Aufgaben, in denen eine gegebene Sopran- oder Mittelstimme in der hier angedeuteten Weise beziffert
ist. Damit ist der Anfang zur Beseitigung der Generalbaßmethode gemacht; es wird nur darauf ankommen,
diese Bezifferung noch weiter ins Detail auszuarbeiten und sich ihrer nicht erst gegen Ende des Kursus, sondern von Anfang an
und durchweg zu bedienen. Diesen Weg hat Harmonielehre Riemann in der oben genannten »Skizze einer neuen Methode der Harmonielehre« eingeschlagen.
s. v. w. Glasharmonika (s. d.). Auch heißt so ein Kinderinstrument, bestehend aus
einem kleinen Kasten, dessen obere Decke
[* 43] einen ungefähr drei Finger breiten Einschnitt hat, unter welchem
verschieden große, in einer Skala abgestimmte Glasplättchen oder Metallstäbe auf zwei straff angezogenen Bändern liegen,
die mit kleinen Hämmerchen geschlagen und so zum Klingen gebracht werden. Verwandt damit ist die Strohfiedel (s. d.).
Chemische
[* 44] Harmonika heißt ein von Higgins 1777 angegebener Tonerzeugungsapparat, welcher
aus einer kleinen Gasflamme (von
Wasserstoff, Leuchtgas,
[* 45] Kohlenwasserstoff, Kohlenoxyd oder Schwefelwasserstoff) und einem senkrecht
über dieselbe gestülpten Rohr besteht. Der Ton wird nur dann erzeugt, wenn sich die Flamme
[* 46] innerhalb des Rohrs in einer gewissen
Höhe befindet, und ist immer einer von denen, welche dieselbe Luftsäule gibt, wenn sie auf andre
Weise in Schwingungen versetzt wird; er wird durch Verlängern der Röhre, durch Decken und Halbdecken auf dieselbe Weise wie
beim Anblasen abgeändert, und wenn man eine Flöte, an welcher man das Mundloch verstopft und den Pfropfen
[* 47] herausgezogen hat,
statt des Glasrohrs nimmt, so kann man mit der FlammeMelodien blasen.
Die Luftschwingungen, welche in der chemischen Harmonika den Ton erzeugen, werden erregt, indem der Wasserstoff den Sauerstoff
der zuströmenden Luft nicht gleichmäßig, sondern stoßweise, wie Ofenfeuer bei lebhaftem Zug,
aber in viel rascherm Tempo, verzehrt.
Es werden sich deshalb kleinere QuantitätenWasserstoff nach jedesmaliger Verbrennung ansammeln und erst
plötzlich unter Verpuffung mit dem nachgeströmten Sauerstoff verbinden. Diese Erschütterungen folgen sehr schnell aufeinander
und erzeugen mit dem ungleichmäßigen Luftstrom die Schwingungen, welche ihrerseits dann wohl das Tempo bestimmen mögen,
in welchem die Verpuffungen stattfinden.
Wenn diese Erklärung richtig ist, so sollte die Flamme Schwankungen erkennen lassen, während sie scheinbar
ganz ruhig brennt. Läßt man aber nach dem Vorschlag von Wheatstone (1834) vor derFlamme einen Würfel rotieren, dessen vier
vertikale Seiten mit Spiegelglas belegt sind, so erblickt man in der That ein leuchtendes Bild, welches etwas einer groben
Säge
[* 48] mit sehr langen Zähnen gleicht. Zwischen den leuchtenden Zungen befinden sich dunkle Intervalle, welche
auf die successiven Explosionen hindeuten.
Ein in der Nähe einer chemischen Harmonika erregter musikalischer Ton, der mit dem der Harmonika nahezu im Einklang steht oder
um eine Oktave höher ist, übt nach Schaffgotsch (1857) auf die schwingende Luftsäule im Rohr einen so mächtigen Einfluß
aus, daß die Flamme in lebhafte Bewegung gerät und bei genügender Stärke des Tons erlischt. Eine noch
schweigende Röhre kann durch einen äußern Ton zum Singen gebracht werden, wenn letzterer nur geringen Unterschied in der
Tonhöhe von dem zu erzeugenden Ton besitzt.
d. h. wenn ^[img] ist. Statt dieser Gleichung kann man auch schreiben AC : CB = AD : BD oder, wenn O der Halbierungspunkt von
AB ist, OA² = OB² = OC . OD. Beispielsweise wird ein Kreisdurchmesser AB
[* 49]
(Fig. 1) durch einen
Punkt D aus seiner Verlängerung und die zu diesem gehörige Berührungssehne TU in C harmonisch geteilt.
Die vier Punkte A und B, C und D nennt man harmonische Punkte; verbindet man sie mit einem beliebigen Punkt M, so bekommt man
vier harmonische StrahlenMA, MB, MC und MD. Diese schneiden jede beliebige Gerade in vier harmonischen Punkten. Wenn
man in dem Viereck
[* 54] M E H F
[* 49]
(Fig. 2) die GegenseitenM E und F H, desgleichen M F und E H bis zu ihren Schnittpunkten A und B verlängert,
so erhält man ein vollständiges Vierseit; AB, EF und MH sind die Diagonalen desselben. Es wird nun jede Diagonale
eines vollständigen Vierseits von den beiden andern harmonisch geteilt, also AB in C und D, E F in G und D, MH in G und C.
Die
[* 49]
Figur gibt ein bequemes Mittel, zu drei Punkten A, B, C oder A, B, D den vierten harmonischen Punkt bloß mit dem Lineal
zu finden. Die harmonische Teilung spielt in der neuern Geometrie eine wichtige Rolle; eine MengeEigenschaften derselben findet man inSteiners
»GeometrischenKonstruktionen« (Berl. 1833).
ziemlich allgemein gebräuchlicher Name für die erst im 19. Jahrh. aufgekommenen orgelartigen Tasteninstrumente
mit frei schwingenden Zungen ohne Aufsätze, die sich von dem ältern Regal (s. d.) hauptsächlich dadurch unterscheiden,
daß sie eines ausdrucksvollen Spiels (crescendo) fähig sind. Der erste Erfinder, Grenié (1810), nannte daher das InstrumentOrgue expressif, während andre, die ähnliche Instrumente selbständig konstruierten oder die schon erfundenen verbesserten,
dafür die NamenÄoline (s. d.), Klaväoline, Äolodikon, Physharmonika (Häckel 1818), Aerophon, Melophon, Melodium, Terpodion
etc. aufstellten.
Den Namen Harmonium gab A. Debain in Paris seinen 1840 patentierten Instrumenten, die zuerst mehrere Register aufweisen.
Von unwesentlicher Bedeutung sind die Einführung der Perkussion (Hammeranschlag) der Zungen behufs präziserer Ansprache, das
»Prolongement« (Befestigen einzelner Tasten in herabgedrückter Lage), der doppelte Druckpunkt (double touche), d. h. verschiedene
Tonstärke, je nachdem die Tasten tiefer heruntergedrückt werden, u. a. Dagegen haben die Amerikaner
eine vollständige Umwälzung im Bau des Harmoniums hervorgebracht durch Einführung des Einsaugens der Luft durch die Zungen
statt des Ausstoßens. Diese Erfindung stammt von einem Arbeiter in der Harmoniumfabrik von Alexandre in Paris, der nach Amerika
[* 55] auswanderte; doch kamen dieselben in ihrer jetzigen vollkommenen Gestalt erst seit 1860 durch die FirmaMason u. Hamlin zu Boston
[* 56] in Aufnahme. Etwas ganz Ähnliches ist
die Alexandre-Orgel (1874 durch Alexandre in Paris gebaut). -
Der Umstand, daß bei Zungenpfeifenklängen die Obertöne, Kombinationstöne, Schwebungen
[* 57] etc. sehr laut und leicht wahrnehmbar
sind, hat einerseits das Harmonium zu einem Lieblingsinstrument für akustische Untersuchungen
gemacht, ist aber anderseits der Verbreitung desselben als Hausinstrument entschieden hinderlich; Dissonanzen wie der verminderte
Septimenakkord klingen wirklich schlecht auf dem Harmonium. Es ist darum nicht zufällig, daß Versuche, die mathematisch reine Stimmung
einzuführen, gerade am Harmonium zuerst praktisch angestellt und probat gefunden wurden. Von Harmoniumschulen seien
die von Sachs (1878) und Mettenleiter (Kempten
[* 58] 1881-82, 2 Tle.) genannt.
Vgl. Lederle, Das Harmonium, seine Geschichte, Konstruktion
etc. (Stuttg. 1884);
Riehne, Das Harmonium, sein Bau und seine Behandlung (2. Aufl., Berl. 1886);
Helmholtz, Lehre von den Tonempfindungen
(4. Aufl., Braunschw. 1877);
(griech.), Name der Männer, welche den einzelnen Periökendistrikten in Sparta vorstanden, sowie der Statthalter,
welche die Spartaner nach dem Peloponnesischen Krieg über die abhängigen Städte setzten, um als Befehlshaber ihrer Besatzungen
die Sparta ergebenen oligarchischen Parteien zu schützen.
Der Übermut dieser Harmosten trug besonders dazu bei, die Hegemonie der
Spartaner verhaßt zu machen.
1) Klaus, namhafter protest. Theolog, geb. zu Fahrstedt
in Süderdithmarschen, unterstützte seinen Vater, einen Müller, bis 1797 in dessen Geschäft, besuchte alsdann zwei Jahre
das Gymnasium zu Meldorf und widmete sich hierauf in Kiel
[* 60] dem Studium der Theologie. Nachdem er 1802 bis 1806 Hauslehrer
gewesen, wurde er Diakonus zu Lunden und 1816 Archidiakonus an der Nikolaikirche in Kiel. Inzwischen war er von der Gefühlsreligion
Schleiermachers zur streng kirchlichen Gläubigkeit vorgeschritten.
Seine bei Gelegenheit der Reformationsjubelfeier unter dem Titel: »Das sind die 95 Theses oder Streitsätze
Luthers ... und mit andern 95 Thesen als mit einer Übersetzung aus 1517 in 1817 begleitet« (Kiel 1817) veröffentlichte Schrift
gab recht eigentlich das Signal zu einem immer energischern Vorgehen der Restaurationstheologie. Die Schrift brachte ihrem
Verfasser viele Angriffe ein. Er wurde 1835 Hauptpastor und Propst zu Kiel, 1841 Oberkonsistorialrat;
1849 trat
er wegen eines Augenübels zurück und starb Unter seinen zahlreichen, meist praktisch-erbaulichen Schriften sind
als die bedeutendsten hervorzuheben: »Winterpostille«
¶
mehr
(Kiel 1808) und »Sommerpostille« (das.
1815; von beiden 6. Aufl., Leipz. 1846);
2) Ludwig, luther. Theolog, geb. zu Walsrode im Regierungsbezirk Lüneburg,
[* 64] wurde 1844 Gehilfe seines Vaters und 1849 dessen
Nachfolger im Amt eines Predigers von Hermannsburg in Hannover. Daselbst errichtete er 1849 eine im streng
konfessionellen Geist geleitete Missionsanstalt, deren Sendlinge es, im Vertrauen auf die Taufgnade, auf möglichst rasche
Bekehrung ganzer Völker sowie auf Errichtung von ganzen Missionskolonien abgesehen hatten. Ein eignes Missionsschiff (Candace)
vermittelte seit 1853 den Verkehr zwischen der Anstalt und den Stationen in Südafrika.
[* 65] Unter seinen Predigtsammlungen
sind die berühmtesten die »Evangelienpredigten« (8. Aufl.,
Hermannsb. 1877) und die »Epistelpredigten«
(2. Aufl., das. 1875). SeinLeben beschrieb sein BruderTheodor Harms (4. Aufl., Hermannsb. 1874). Dieser wurde,
als Ludwig Harms starb, sein Nachfolger; weil er aber die Zivilehe nicht als Ehe anerkennen wollte,
ward er 1877 entsetzt und gründete nun die separierte lutherische KircheHannovers, worauf das Konsistorium 1878 die bisher
übliche Kollekte für die HermannsburgerMission untersagte. Er starb
(Urin, Urina, Lotium), die von den Nieren abgesonderte Flüssigkeit, besitzt eine höchst verwickelte Zusammensetzung
und
zeigt bei den verschiedenen Organismen ein sehr verschiedenes Verhalten. Diese Differenzen sind hauptsächlich
von den Ernährungsverhältnissen abhängig, und im allgemeinen zeigt der Harn von Organismen mit ähnlicher Nahrung eine ähnliche
chemische Zusammensetzung. Der Harn der Fleischfresser gleicht dem menschlichen; er ist klar, hellgelb, von saurer Reaktion, besitzt
einen unangenehmen Geruch und ist sehr reich an Harnstoff.
Bei den Pflanzenfressern ist er trübe, von alkalischer Reaktion, sehr reich an kohlensauren Alkalien und
alkalischen Erden, und der Harnstoff tritt gegen die Hippursäure zurück. Neben Kristallen von kohlensaurem Kalk enthält der
Pflanzenfresserharn auch solche von oxalsaurem Kalk. In keinem Sekret kommt der jeweilige Ernährungszustand so scharf zum
Ausdruck wie im H. Zwingt man Pflanzenfresser zur Aufnahme von Fleisch, oder läßt man sie kurze Zeit hungern
(beim Hungern lebt der Pflanzenfresser vom Fleisch und Fett seines Leibes), so nimmt der Harn schnell den Charakter des Fleischfresserharns
an; das Umgekehrte ist der Fall, sobald man Fleischfresser ausschließlich mit vegetabilischer Kost füttert.
Der normale menschliche Harn ist bernsteingelb, vollkommen klar und durchsichtig und besitzt frisch
gelassen einen schwach aromatischen Geruch. Er reagiert in der Regel sauer, rötet also blaues Lackmuspapier. Die saure Reaktion
wird hauptsächlich durch die Gegenwart von sauren phosphorsauren Salzen bedingt; unter Umständen kann aber der auch freie
Säuren, z. B. Hippursäure, enthalten. Seinspezifisches Gewicht ist starken Schwankungen, etwa von 1,005-1,030,
unterworfen, beträgt aber im Mittel etwa 1,016-1,020. Bei Abschluß der Luft läßt sich der Harn lange Zeit unzersetzt aufbewahren,
während er bei unbeschränktem Luftzutritt erhebliche Veränderungen erleidet.
Man faßt diese zusammen mit dem Namen der sauren und der alkalischen Gärung. Bei ruhigem Stehen des Harns
an der Luft pflegt sich zunächst ein kleines Schleimwölkchen abzusetzen, in welchem man mikroskopisch Pflasterepithelzellen
der Harnwege, Schleimkörperchen und feinkörnige Massen beobachten kann. Während einiger Tage nimmt jetzt die saure Reaktion
an Stärke zu, und die Wände des Gefäßes sowohl als der Boden desselben zeigen einen kristallinischen, meist gefärbten
Niederschlag.
Auf die saure Gärung folgt bei jedem Harn regelmäßig die alkalische Gärung. Letztere tritt zuweilen schon unmittelbar nach
der Entleerung ein. Mit Beginn der alkalischen Gärung verbreitet der Harn einen widerlich ammoniakalischen Geruch und trübt
sich stark; das rötliche Sediment von Harnsäure und harnsaurem Natron verschwindet allmählich, an seiner
Stelle bildet sich ein reichlicher Niederschlag von weißer Farbe, welcher aus Kristallen von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia
(Tripelphosphat) besteht, und die Oberfläche der Flüssigkeit bedeckt sich mit einer weißlichen, irisierenden Haut.
[* 67] Bei dieser
Gärung wird der Harnstoff in Ammoniumcarbonat umgewandelt. Diese Zersetzung wird durch organische Keime eingeleitet, welche
sich mikroskopisch als kleine, runde Kügelchen von 0,0015 mmDurchmesser repräsentieren und in der Regel
in Häufchen zusammengeordnet liegen. Bei Abschluß dieser Keime läßt sich normaler Harn beliebig lange unzersetzt aufbewahren.
Bei Entziehung der Nahrung sinkt die Harnstoffausscheidung auf ein Minimum, um bei Verabreichung einer eiweißhaltigen Nahrung
annähernd proportional der Menge des zugeführten Eiweißes zu wachsen. Näheres über die Bedeutung der
Harnstoffausscheidung für die Ernährungslehre s. Ernährung. Der Erwachsene scheidet bei gemischter Kost durchschnittlich
30-40 g Harnstoff täglich aus. BeimHungern kann die Menge auf ca. 6 g herabsinken, während sie bei reiner Fleischkost auf 80-90
g steigen kann.
Der Harnstoff ist wohl kaum als bloßes Oxydationsprodukt der Eiweißkörper aufzufassen, sondern als das Produkt einer tiefgehenden
Spaltung der Eiweißkörper. Der Weg, auf welchem der Stickstoff der Eiweißkörper in die Form von Harn gebracht wird, ist nach
Drechsel folgender: zunächst werden die Albuminkörper gespalten, wobei Amidosäuren entstehen;
diese letztern
werden völlig verbrannt unter Bildung von Kohlensäure und Ammoniak, welche sich in dem Verhältnis von CO2:2NH3 ^[CO2:2NH3]
sofort zu karbaminsaurem Ammoniak vereinigen;
Die Überführung von verfüttertem Ammoniak, Glykokoll etc. in
Harn versteht sich hiernach von selbst. Hinsichtlich der Bildungsstätten des Harnstoffs ist ermittelt, daß sämtliche Gewebe
unter Maßgabe des in ihnen stattfindenden Eiweißumsatzes an der Harnstoffbildung beteiligt sind. Die fortwährende Ausscheidung
des Harnstoffs durch die Nieren ist durchaus notwendig, denn er ist ein gefährliches Gift, und seine Anhäufung im Blut
führt in kurzer Zeit zum Tod.
Die Harnsäure kommt in weit geringerer Menge im H. des Menschen vor als der Harnstoff. Außerdem ist sie
ein konstanter Bestandteil des Harns der Fleischfresser; bei den Herbivoren trifft man sie nur so lange an, als diese Tiere von der
Muttermilch leben. Die MengeHarnsäure, welche ein gesunder Mensch in 24 Stunden ausscheidet, schwankt zwischen
0,2 und 1 g. Je erheblicher die Fleischkost, desto größer die Menge der ausgeschiedenen Harnsäure. Die Harnsäureausscheidung
steht
in keinem festen Verhältnis zur Harnstoffausscheidung, wie man früher lehrte; dieses Verhältnis differiert vielmehr
von 1:50 bis 1:80. - Oxalursäure, Kreatin und Xanthin sind Glieder aus der Harnsäurereihe und sind konstante
Bestandteile des menschlichen Harns. - Zu den organischen Bestandteilen des Harns gehören auch seine Farbstoffe, die als Abkömmlinge
des Blutfarbstoffs zu betrachten sind.
Der wichtigste dieser Farbstoffe ist das Urobilin, welches aus dem Bilirubin der Galle künstlich dargestellt werden kann. Von
den anorganischen Bestandteilen des Harns ist das Wasser der an Menge bedeutendste. Das Quantum des durch
die Nieren ausgeschiedenen Wassers übertrifft die Summe des durch Lungen und äußere Haut austretenden Wasserdampfes sehr erheblich.
Lebhaftes Atmen und vermehrte Schweißabsonderung verringern die Wasserausscheidung durch die Nieren. Je mehr Wasser in den
Nieren abgesondert wird, desto geringer ist das spezifische Gewicht des Harns, und desto schwächer gefärbt
erscheint er. Unter den Salzen des Harns ist das Kochsalz von besonderm Interesse.
Das Blut enthält das Kochsalz in einer Konzentration, in der es befähigt ist, die Form der Gewebe zu erhalten. Dieser Konzentrationsgrad
beträgt 0,6 Proz.; Lösungen stärkerer Konzentration bewirken Schrumpfung, solche geringerer aber Quellung
der Gewebe, Veränderungen, die schwere Funktionsstörungen nach sich ziehen. Die Niere überwacht nun den Konzentrationsgrad
des Kochsalzes im Blute derartig, daß sie bei einer vermehrten Resorption von Kochsalz jeden Überschuß schnell zur Ausscheidung
bringt, während bei Verabreichung einer salzarmen Nahrung das Kochsalz mit außerordentlicher Zähigkeit im Blut
zurückgehalten wird; dem entsprechend muß die Größe der täglichen Kochsalzausscheidung hauptsächlich von der Beschaffenheit
der Nahrung abhängig sein.
Der Schwefelsäuregehalt des Harns liefert uns daher bis zu einem gewissen Grad einen Maßstab für den
Eiweißzerfall im Organismus. Hierbei ist aber im Auge zu behalten, daß ein nicht unbeträchtlicher Teil des Schwefels der
Eiweißkörper mit der Galle in den Darmkanal ergossen wird und mit den Exkrementen zur Ausscheidung gelangt. Ähnlicher Abstammung
wie die Schwefelsäureverbindungen sind auch die phosphorsauren Salze. Die Menge der in 24 Stunden ausgeschiedenen
Phosphorsäure beträgt beim Erwachsenen 2-3 g. Unter den phosphorsauren Salzen nimmt das saure phosphorsaure Natron eine bevorzugte
Stelle ein; es ist die Hauptursache der sauren Reaktion des Harns. Ammonsalze, Eisen- und Kieselsäureverbindungen treten gegenüber
den besprochenen Körpern sehr in den Hintergrund. Außer den bisher genannten Stoffen kommen im H. noch
einige andre Substanzen vor, welche jedoch wegen ihrer geringen Menge und nicht besonders hervorragenden Bedeutung hier nicht
weiter aufgeführt werden sollen.