13)
George,
Lord, dritter Sohn des
Herzogs von
Abercorn, brit. Staatsmann, geb. erzogen zu
Harrow, trat 1864 als
Fähnrich
in die Riflebrigade und wurde bald
Leutnant
in derGarde. Bei den allgemeinen
Wahlen von 1868 bewarb er
sich als konservativer
Kandidat um einen Parlamentssitz in
Middlesex
(London) und zog sich, als es ihm wider Erwarten gelungen
war, diesen Sitz der liberalen
Partei zu entreißen, aus der
Armee zurück; um sich ganz der politischen Laufbahn zu widmen.
Auch 1874 und 1880 wurde er in
London wiedergewählt. 1874 wurde er zum
Unterstaatssekretär im indischen
Amt ernannt, im
Februar 1878 aber an
Lord Sandons
Stelle zum Vizepräsidenten des
GeheimenRats (Unterrichtsminister) befördert.
Als nach den
Neuwahlen 1880
LordBeaconsfield seine Entlassung einreichte, legte auch Hamilton sein
Amt nieder und trat in die
Opposition zurück. Im
KabinettSalisbury von 1885 und 1886 ward er erster
Lord der
Admiralität.
(spr. hammilt'n), 1)
Anthony,
Graf von, von einem jüngern
Zweig der
Familie Hamilton abstammend, geb. 1646 in
Irland,
folgte nach der
HinrichtungKarls I. mit seinen Eltern den königlichen
Prinzen nach
Frankreich, kehrte aber
nach der
Restauration nach
England zurück.
Jakob II. gab ihm ein Infanterieregiment in
Irland und den Oberbefehl in
Limerick.
Später ließ sich Hamilton in
Frankreich nieder und starb in
St.-Germain en Laye. Unter seinen
Schriften sind besonders
die
»Mémoires du comte de
Grammont« (seines
Schwagers, 1713, oft herausgegeben, von
Sainte-Beuve 1866; mit
Anmerkungen von W.
Scott, neue Ausg., Land. 1884, 2 Bde.;
deutsch, Leipz. 1853) als eine reiche Fundgrube für die Sittengeschichte hervorzuheben. Voll
Geist und
Witz sind auch seine
»Contes de féerie« (Par. 1805, 3 Bde.;
hrsg. von Lescure, 1873-74, 4 Bde.),
worin er sich als anmutiger Märchenerzähler zeigt. Die beste
Ausgabe seiner sämtlichen Werke ist die
von
Renouard (1812, 4 Bde.).
5)
WilliamGerard, geb. 1728, der schottischen
Familie (s.
oben) angehörig, ward 1754 in das
Parlament gewählt und gehörte
demselben bis zu seinem
Tod an, hielt aber nur 1755 eine ausgezeichnete, aufsehenerregende
Rede; er ward
von
Fox in das
Ministerium berufen, war viele Jahre
Kanzler des irischen Schatzamtes und starb 1798. Nach seinem
Tod erst erschien 1808 seine
»Parliamentary logic« (deutsch, 2. Aufl.,
Tübing. 1872;
franz. von J. Reinach, Par. 1886), welcheRegeln
und Ratschläge der parlamentarischen
Rhetorik und
Taktik enthält und die
Künste und Kniffe derselben schonungslos enthüllt.
¶
mehr
6) SirWilliam, Altertumsforscher, Sohn des Admirals Archibald Hamilton, geb. 1730, ging 1764 als englischer Gesandter nach Neapel
[* 13] und trug hier viel zur Ausgrabung von Herculaneum und Pompeji
[* 14] bei. Die Resultate seiner Forschungen enthalten seine »Observations
on mount Vesuvius etc.« (Lond. 1772),
»Campi Phlegraei« (das. 1776-79) und »Account
of the discoveries at Pompeji« (das. 1777). Im J. 1765 kaufte Hamilton die große Sammlung griechischer
Vasen
[* 15] aus dem Haus Porcinari, die er zeichnen und durch den Kupferstich vervielfältigen ließ: »Antiquités étrusques, grecques
et romaines« (Neapel 1766-67; 2. Ausg., Florenz
[* 16] 1801-1808, 4 Bde.),
welcher Sammlung sich die »Vases engraved in outline by
Kirk« (Lond. 1814) und die Tischbeinschen Vasengemälde (das.
1791-95, 4 Bde.) anschlossen. 1791 vermählte er sich zum zweitenmal
mit der berüchtigten LadyEmma Hamilton (s. Hamilton 8), mit deren Beihilfe er 1793 den Allianztraktat zwischen Neapel und England schloß.
Beim Einrücken der Franzosen 1798 begleitete er den König nach Palermo,
[* 17] kehrte 1800 nach England zurück
und starb in London. Einen Teil seiner Kunstschätze hatte er durch Schiffbruch an den britischen Küsten verloren.
Über seine Sammlungen vgl. Kirk, Gravures au trait d'après les tableaux etc. de vases étrusques, grecs et romains,
recueillis par feu SirWilliam Hamilton (Lond. 1806).
Bei Begründung der neuen Regierung 1789 ward er zum Sekretär
[* 22] des Schatzes ernannt, bewirkte zunächst zur Hebung
[* 23] des Kredits
die Fundierung der innern Schuld, gründete die Bank, ordnete das Steuerwesen und ward überhaupt der Begründer des Finanzwesens
der Union. Von den Demokraten heftig angefeindet, dankte er 1795 ab. Als 1798 der Krieg mit Frankreich drohte,
ward er auf Washingtons Veranlassung zum zweiten Befehlshaber des Heers ernannt und mußte nach dessen Tod (1799) auf kurze
Zeit bis zum Friedensschluß den Oberbefehl übernehmen.
Nach Entlassung der Armee kehrte er nach New York zurück und starb daselbst an einer im Duell
mit dem Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten,
[* 24] Obersten Burr, erhaltenen Wunde. Seine politischen Ideen wirken auch auf die
Gegenwart noch nach. Hamiltons »Complete works«, herausgegeben von Lodge,
mit seinem Briefwechsel und dem »Federalist« erschienen New York 1885-86 (7 Bde.).
Vgl. seines SohnsJohnChurch
Hamilton »History of the republic of the United States of
America, as traced in the writings of Alexander and of his contemporaries«
(4. Aufl., Boston
[* 25] 1879, 7 Bde.);
8) EmmaHarte, nachher Lady Hamilton, zweite Gattin von Hamilton 6), berühmt und berüchtigt durch ihre Schönheit, ihr
plastisch-mimisches Talent und ihre politische Thätigkeit, geb. 1760 zu Preston in Lancashire, hieß eigentlich EmmaLyons und
war die Tochter armer Eltern. Nach dem Tod ihres Vaters in Wales erzogen, ward sie seit ihrem 13. Jahr nacheinander Kindermädchen
in Hawarden, Hausmagd in London, Kammerzofe, Magd in einer Taverne, wo besonders Schauspieler ihr Wesen trieben,
Geliebte des KapitänsJohn Willet Payne, sodann des Ritters Featherstongbough, bis sie Graham zu seiner GöttinHygieia
[* 26] bei seinem
sogen. himmlischen Bett
[* 27] (einer medizinischen Charlatanerie) machte.
IhreSchönheit wurde von Dichtern gepriesen, und der MalerRomney malte mehrere Bilder von ihr. Bald darauf
ward sie Geliebte des LordsCharlesGreville, dem sie drei Kinder gebar. Damals führte sie denNamenHarte und bildete ihre Talente
regelmäßig aus. Sie sang und deklamierte ausgezeichnet, wetteiferte in mimischen Spielen und Stellungen mit Künstlern und
erfand einen vielbewunderten Shawltanz. Von Greville an seinen Oheim SirWilliam Hamilton gesandt, um diesen
um Unterstützung anzugehen, fesselte sie den Oheim dergestalt, daß dieser sie mit nach Neapel nahm, wo er Gesandter war,
und sich in London mit ihr vermählte.
Sie wurde dem neapolitanischen Hofe vorgestellt und bald die Vertraute der KöniginKaroline, welche sie
für die englische Politik gewann und zum Kriege gegen Frankreich anstachelte. Ein vertrauter Brief des Königs von Spanien
[* 28] an den
König von Neapel, den die Königin derLady Hamilton mitteilte, verriet dem englischen Hof die
[* 29] feindlichen Absichten Spaniens und beschleunigte
die energischen Maßregeln, welche England ergriff. Als Nelson, dem die Hamilton schon bei seiner ersten Anwesenheit
in Neapel (1793) heftige Liebe eingeflößt hatte, 1798 während der ägyptischen Expedition in Neapel erschien, wurden seine
Flottenunternehmungen auf Betreiben der Hamilton von der Königin unterstützt.
Nach Nelsons Rückkehr von Abukir trat die Hamilton in engere Beziehung zu diesem, begleitete 1798 die königliche
Familie auf ihrer Flucht nach Palermo und war 1799 bei der Wiedereroberung Neapels eifrig thätig. Als SirWilliam Hamilton 1800 nach
England zurückgerufen wurde, legte auch Nelson sein Kommando nieder und folgte der Geliebten nach England. Hier genas sie 1801 heimlich
einer Tochter, welche NelsonsNamen Horatia empfing, und bezog nach dem Tod ihres Gemahls (1803) ein Landhaus,
Merton Place, welches Nelson für sie gekauft hatte.
Nach ihres Geliebten Tod (1805) geriet sie in große Bedrängnis, weil die englische RegierungNelsons dringende Bitte, für
die Hamilton zu sorgen, nicht beachtete und diese allzu sorglos mit ihrem Vermögen umging. 1808 mußte sie
aus England flüchten und starb in Armut und Elend zu Calais.
[* 30] Als Künstlerin ist sie als eine Wiedererweckerin der
antiken plastischen Mimik
[* 31] und Orchestik zu betrachten. Zu ihren plastischen Vorstellungen wählte sie besonders die Darstellung
antiker Statuen; einzig war namentlich ihre Niobe in fünf Darstellungen, worin die Hendel-Schütz sie glücklich
nachahmte (vgl. Attitüde). Bald nach ihrem Tod erschienen die BriefeNelsons an sie (Lond. 1815, 2 Bde.)
und ihre
¶
9) James, der Erfinder der nach ihm benannten Methode, fremde Sprachen zu erlernen, geb. 1769 zu London, ließ sich 1798 in Hamburg
[* 35] nieder, wo er unter Anleitung des französischen Emigranten d'Angeli nach einer eigentümlichen Methode die deutsche Sprache
erlernte. Im J. 1815 nach Nordamerika
[* 36] ausgewandert, begann er in New YorkUnterricht in der französischen
Sprache
[* 37] nach jener Methode zu erteilen, die er mehr und mehr ausbildete, und die sich von der grammatischen Lehrart besonders
dadurch unterscheidet, daß der Lernende mittels einer wortgetreuen Linearübersetzung sofort und ohne weitere Vorbereitung
in das Verständnis der fremden Sprache eingeführt wird.
Schwarz, KurzeKritik der Hamiltonschen Sprachlehrmethode (Stuttg. 1837);
Tafel, Die analytische
Sprachlehrmethode (Tübing. 1845).
10) SirWilliam, engl. Philosoph, geb. 1788 zu Glasgow,
[* 43] widmete sich in Oxford
[* 44] philosophischen und rechtswissenschaftlichen Studien,
ward 1821 Professor der Geschichte an der UniversitätEdinburg,
[* 45] 1836 der Logik und Metaphysik und starb daselbst.
Hamilton gehört zu den hervorragendsten Vertretern der sogen. schottischen Schule (s. Englische Litteratur,
[* 46] S. 654). Außer einer
Ausgabe der Werke seines LehrersReid, welcher er ein paar selbständige Abhandlungen beigefügt hat, und zahlreichen Essays
für die »Edinburgh Review« erschienen bei seinen Lebzeiten: »Discussions on philosophy
and literature, education and university reform« (Lond. u.
Edinb. 1852, 3. Aufl. 1866). Nach seinem Tod gaben seine Schüler Mansel undVeitch seine »Lectures on metaphysics and logics«
(das. 1859, 4 Bde.; 2. Aufl.
1866) heraus, worin sich die Bekanntschaft des Verfassers mit Kant und seine Beeinflussung durch diesen zeigt. Hauptsächlich
gegen ihn richtete sich die Polemik der sogen. induktiven LogikJohnStuartMills (s. d.).
11) SirWilliam Rowan, Mathematiker und königlicher Astronom von Irland, geb. 1805 zu Dublin, gest. in
Dunsink, lebte bis zu seinem Tod als Professor der Astronomie
[* 47] zu Dublin. Er entdeckte auf theoretischem Weg die sogen. konische
Refraktion des Lichts in zweiachsigen Kristallen und ist der Erfinder einer ganz neuen mathematischen Theorie,
des Quaternionenkalküls, über welchen er zwei fundamentale Werke: »Lectures
on quaternions« (Dubl. 1853) und »Elements of quaternions« (Lond. 1866, aus seinem Nachlaß; deutsch von Glan, Leipz. 1882-84, 2 Bde.),
veröffentlichte.
Vgl. Graves, Life of Sir W. R. Hamilton, including selections of his
poems, correspondence and miscellaneous writings
(Dublin 1882-85, 2 Bde.).
die Nachkommen von Ham oder Cham (s. d.). Mit diesem biblischen Namen werden jetzt gewöhnlich nach dem Vorgang
von Lepsius und Fr. Müller eine Reihe afrikanischer Völker, die Ägypter an der Spitze, begriffen, welche die ziemlich nahe untereinander
verwandten hamitischen Sprachen reden. Sie zerfallen in drei Gruppen: die ägyptische, die aus zahlreichen Inschriften und Papyrusrollen
bekannte Sprache der alten Ägypter und die in der ältesten christlichen Zeit daraus hervorgegangene,
jetzt gleichfalls ausgestorbene Sprache der Kopten
[* 48] umfassend;
drittens die kuschitische oder äthiopische Sprachengruppe (nicht zu verwechseln
mit der äthiopischen Sprache, s. d.), die von Ägypten südwärts bis zu dem Gebiet der Bantusprachen reicht und das Bedscha
(als Verkehrssprache auch in Oberägypten herrschend), Belen, Saho, Agau, Falascha, Galla, Dankali und Somali in sich befaßt (vgl.
Karte »Menschenrassen«).
[* 52]
Auch die Urbewohner von Mesopotamien, Palästina
[* 53] (Kanaaniter) und Arabien sind möglicherweise
und die frühern Bewohner der Kanarischen Inseln (Guanchen oder Wandschen) mit Bestimmtheit den Hamiten beizuzählen. Alle hamitischen
Sprachen stimmen in betreff der persönlichen Pronomina sowie der aus ihnen entstandenen Personalendungen des Verbums, ferner
in betreff der Geschlechtsbeziehung, dann in der Bildung des Plurals und anderer grammatischer Formen auffällig überein.
Einige dieser Punkte, besonders die wichtigsten Pronominalstämme und die Bezeichnung des Femininums und
des Plurals, haben die hamitischen Sprachen auch mit den semitischen in Vorderasien (s. Semiten) gemein. Vermutlich stammen die
aus Vorderasien, wo sie sich von den Semiten schon zu einer Zeit trennten, als ihre gemeinsame Sprache noch sehr
wenig entwickelt war.
sagenhafter Prinz vonDänemark,
[* 54] dessen Geschichte von Shakespeare zu seiner tiefsinnigen
Tragödie gleiches Namens benutzt wurde. Zuerst finden wir die Erzählung im dänischen Geschichtschreiber Saxo Grammaticus.
Von hier ging sie in die »Histoires tragiques« des Belleforest über (1564 begonnen). Von letzterm Werk erschien zwar erst 1596 eine
vollständige englische Übersetzung; doch liefen schon früher Übertragungen einzelner Stücke in¶
mehr
England um, darunter »The hystorie of Hamblett«. Wie Hebler in seinen Aufsätzen über Shakespeare(Bern
[* 56] 1865) nachgewiesen hat, benutzte
letzterer diese englische Übertragung des Belleforest. Die ältere Sage lautet etwas anders. Hamlet soll 500 Jahre v. Chr. gelebt
haben, nach einigen auf Seeland, nach andern in Jütland. Die Namen lauten verschieden: der des Prinzen bald
Aminth, bald Amleth;
der des Usurpators bald Claudius Fago, bald Fengo;
der von Hamlets Vater Hervondillus oder Horvendill.
Auch bringt Fengo seinen Bruder Hamlet öffentlich um; es weiß also Geruthe, die Gemahlin des Ermordeten, wie sich der Tod ihres
ersten Gemahls ereignet hat. Hamlet rächt den Tod seines Vaters, indem er die Anhänger seines Oheims während
einer Festlichkeit in dem Festsaal verbrennt, seinen Oheim aber ersticht. Auch sonst hat Shakespeare freier mit seinem Stoff
gewaltet als gewöhnlich. Denn nach der Sage vermählt sich Hamlet mit der schottischen Prinzessin Hermuntrut, unterliegt aber
als jütländischer Unterkönig dem Dänenkönig Viglet auf einer Heide in Jütland, welche später die
Hamletsheide genannt wurde, worauf Hermuntrut sich mit Viglet vermählt.
Vgl. Zinzow, Die Hamletsage an und mit verwandten
Sagen erläutert (Halle
[* 57] 1877);
3) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Koblenz,
[* 66] Kreis
[* 67] Altenkirchen, an der Sieg, 2 km von der Eisenbahnstation
Au (LinieDeutz-Gießen), Sitz eines Bergreviers, mit Pulverfabrikation, Eisensteingruben, dem Eisenhüttenwerk Heinrichshütte
und (1880) 1202 Einw.
Hafenstadt in Tunis, am Nordende des Meerbusens von Hammamet reizend gelegen, inmitten von Orangengärten und Hainen
von Ölbäumen, Mandelbäumen und Karuben, umgeben von einer wohlerhaltenen Ringmauer mit viereckigen, vorspringenden Türmen,
einer Kasbah (Citadelle) in der Mitte der Stadt und 3000 Einw., die in der Umgebung
viel Hanf bauen und Handel mit Öl, Wolle und Getreide
[* 86] treiben.
(spr. -schöld),Lars oder Lorenzo, schwed. Schriftsteller, geb. auf
dem Landgut Tuna im Kalmarlän aus einer adligen Familie, studierte zu Upsala
[* 91] und wurde 1806 an der königlichen Bibliothek in
Stockholm
[* 92] angestellt, 1811 erster Amanuensis, 1826 Bibliothekar; starb in Stockholm. Hammarsköld begann
schon im Alter von 19 Jahren seine schriftstellerische Thätigkeit, trat in der zu Stockholm herausgegebenen Zeitschrift »Polyphem«
als der Herold des Phosphorismus auf und behauptete sich später durch eine Menge von kritischen und polemischen Abhandlungen
in den Zeitschriften der Phosphoristen (s. d.) als der unverdrossenste und erbittertste Kämpfer gegen den französischen
Geschmack. Er veröffentlichte mancherlei Schriften im Bereich der Poesie (»Prins Gustav«, Tragödie, Strengnäs 1812; »Hellvin
och Ellina«, Novelle, Stockh. 1817),
Während der Hauptteil der Mainarmee die Linie der Saale bei Kissingen
[* 96] eroberte, sollte die DivisionBeyer
den Übergang bei Hammelburg forcieren, und da hier die Bayern nur geringe Streitkräfte, meist Reiterei, aufgestellt hatten, gelang
es Beyer nach kurzem Gefecht, sich der Stadt und des Flußüberganges zu bemächtigen; die Stadt selbst wurde
dabei in Brand geschossen.
Vgl. Rappert, Chronik der Kriegsereignisse in der Stadt Hammelburg 1866 (Hammelb. 1867);
Döll, Geschichtliche
und statistische Nachrichten über die Stadt und SchloßSaaleck.
Durch die mannigfaltige Größe und Form der Bahn (viereckig, rund-länglich, kugelig, konkav, rinnenförmig
etc.) sowie durch sehr verschiedenes Gewicht entsteht eine außerordentliche Auswahl von Hämmern (von den kleinen Niethämmerchen
der Uhrmacher von einigen Grammen bis zu den Vorschlaghämmern des Schmiedes von einem Gewicht bis 10 kg). Die wichtigsten Hämmer
sind die Schmiedehämmer, welche entweder mit Einer Hand
[* 105] geführt (Handhammer, Bankhammer, 1-3 kg schwer),
oder mit beiden Händen geschwungen werden (Vorschlag-, Zuschlaghammer, 3-10 kg schwer).
Zum Schmieden der großen Eisenstücke, wie sie jetzt so häufig vorkommen, genügt selbst die gleichzeitige Einwirkung einer
größern Anzahl Vorschläger nicht, sondern es sind dazu Hämmer mit großer Masse erforderlich, die nach der Stoßwirkung
durch ihr Gewicht noch einen Augenblick das Metall drücken oder zusammenpressen. Um diese großen Massen
in Thätigkeit zu setzen, bedarf es gewisser mechanischer Vorrichtungen, weshalb diese Hämmer kurzweg mechanische Hämmer
genannt werden. In früherer Zeit bestanden sie lediglich in Nachahmungen eines gewöhnlichen Schmiedehammers, d. h. aus einem
Hammerkopf mit einem Helm, welch letzterer so mit zwei horizontalen Zapfen
[* 106] versehen war, daß er sich zwischen
zwei Ständern (Gerüst) in senkrechter Ebene wie ein Hebel
[* 107] auf- und niederbewegen ließ (Hebelhämmer). Diese Bewegung erfolgte
durch Daumen an einer drehenden Welle (Daumenwelle), welche den Hammer hoben, denselben beim höchsten Stand aber verließen, so
daß er frei auf den Amboß niederfallen konnte. Zugleich befand sich über dem Gerüst ein elastischer
Balken (Reitel), welcher den Aufwärtsgang des Hammers begrenzte und denselben durch seine Federkraft zurückschleuderte. -
Je nach der Lage des Angriffspunktes unterscheidet man Stirnhämmer, Brusthämmer (Aufwerfhämmer) und Schwanzhämmer. Bei
den erstern greifen die Daumen am Hammerkopf selbst an, bei den zweiten
¶
zwischen Kopf und Drehzapfen und zwar seitwärts, bei den dritten an einem über die Drehzapfen hinausgehenden Stück (bez.
Schwanz) des Helms. Man hat die erstern am schwersten bis 5000 kg Fallgewicht mit geringer Geschwindigkeit (bis 100 Schläge
in der Minute), die letztern von 25 kg Fallgewicht abwärts mit größter Geschwindigkeit (bis 400 Schläge
pro Minute) gebaut. Da sie früher ausschließlich mit Wasserkraft betrieben wurden, so heißen sie auch Wasserhämmer.
Die Hebelhämmer stehen jetzt nur noch als Schwanzhämmer in Anwendung und zwar in einer Anordnung, wie sie
[* 110]
Fig. 1 vor Augen
führt. Hier erkennt man in K den Hammerkopf an dem Helm H, der bei P in einem Gußeisengestell mit zwei
Zapfen gelagert ist. Die Daumen d sitzen auf einer durch Riemen umgetriebenen Daumenwelle mit SchwungradS und heben den Hammer, dessen
Schwanz bei e in einem Puffer die Hubbegrenzung erhält. Der Amboß A steht in dem Amboßstock B, während der
Hammer auf dem Fundament F aufruht, das der Elastizität wegen aus einem Balkengerüst besteht.
In neuerer Zeit zieht man mit Recht diejenigen Hämmer vor, bei welchen der Hammerkopf oder Klotz sich vertikal in Rahmen bewegt
(Vertikal- oder Rahmenhämmer), weil man denselben leicht jede beliebige Fallhöhe, also auch Wirkungsgröße geben kann,
da die Hammerbahn mit der Amboßbahn stets parallel bleibt (Parallelhammer), und weil diese Hämmer ihrer aufrechten Stellung
wegen wenig Platz brauchen. - Das Hebezeug des Hammerkopfes ist entweder eine Dampfmaschine,
[* 111] die unmittelbar mit dem Hammer verbunden
ist, oder eine Transmission,
[* 112] weshalb man zweckmäßig Dampfhämmer und Transmissionshämmer unterscheidet.
Als Typus eines größern Dampfhammers kann der aus beifolgender Tafel links im Durchschnitt, rechts in der
Ansicht gezeichnete
gelten. Auf der Hüttensohle erhebt sich ein kräftiges, aus zwei Ständern bestehendes Hammergerüst, das oben den Dampfcylinder
trägt, der durch Flantschen mit den Ständern verbunden ist und dadurch diese zugleich zusammenhält.
Zwischen denselben wird der Hammerklotz oder das Fallgewicht in vertikalen Gleitbahnen sicher geführt und vermittelst der
Kolbenstange mit dem Dampfkolben verbunden.
Der links zugeführte Dampf
[* 114] tritt bei der entsprechenden Stellung des Eintrittsventils unter den Kolben und hebt denselben,
wobei die im Cylinder vorhandene Luft durch eine oben sichtbare Reihe von Löchern entweicht. Schiebt sich
dabei der Kolben bis über die Löcher in die Höhe, so wird über denselben die Luft wieder komprimiert und so als Luftpuffer
(Reitel) benutzt, der das Durchschlagen durch den Cylinderdeckel verhindert. Infolge einer Umstellung der Ventile wird die
Dampfzufuhr abgeschnitten, das Dampfausströmen eingeleitet und durch Niederfallen vermöge seines eignen
Gewichts der Hammer zur Wirkung gebracht.
Zur Aufnahme desStoßes dient der Amboß, welcher zwischen den Ständern auf einem großen Eisenklotz befestigt ist, welcher
Chabotte genannt und der Elastizität halber auf eine Holzunterlage gesetzt ist, die auf Mauerwerk oder hartem
Boden (Fels) aufruht. Damit die Erschütterungen nicht auf den Hammer übertragen werden, sind die Ständer auf besondern Fundamentplatten
und diese auf einem Grundmauerwerk befestigt, das mit dem Chabottenunterbau nicht in Berührung steht. - Die Umsteuerung,
[* 115] wodurch nicht nur der Hammer überhaupt in Thätigkeit gesetzt, sondern auch mit erstaunlicher Sicherheit reguliert
wird, von dem kleinsten kaum bemerkbaren bis zu einem Schlag von mehr als 20,000 Kilogrammmeter, findet durch die Hand eines
Arbeiters statt, der sich auf dem Wärterstand aufhält und mit einem Steuerhebel alles regiert. Nur wenn der Hammer zur
höchsten Stellung emporsteigt, verschließt er selbst die Zuströmung indem er gegen einen Hebel stößt,
der die notwendige Umsteuerung bewirkt.
Nach diesem Nasmythschen System werden jetzt die größten Hämmer gebaut, wovon die zwei allergrößten hier Erwähnung verdienen.
Der eine befindet sich bei Krupp in Essen. Derselbe hat ein Fallgewicht von 50,000 kg und eine Fallhöhe von 3 m und entwickelt
demnach bei einem Schlag eine Wirkung von 150,000 Kilogrammmeter. - Der andre steht in Creusot, besitzt
ein Fallgewicht von 80,000 kg und eine Fallhöhe von 5 m und entwickelt demnach bei einem Schlag eine Wirkung von 400,000 Kilogrammmeter.
Seine Chabotte hat ein Gewicht von fast 800,000 kg, und sein Gesamtgewicht beträgt 1,280,000 kg.
VierKräne, die zusammen 460,000 kg zu heben und beliebig zu wenden, zu drehen etc. vermögen,
stehen zur Bedienung um den 18½ m hohen und 12 m weiten Kran.
[* 116] Die Ventilsteuerung wird durch die Hand vorgenommen. Diese größte
Hammeranlage der Welt mit sechs Bessemerbirnen