Maßstab [* 2] = 1:85.000
Landesgr. der Freien u. Hansestadt Hamburg.
Freihafengebiet der Stadt Hamburg.
Hamburg (Stellung als

* 3
Seite 8.39.mehr
einander darf kein Bürgermeister im Amt bleiben. Die Bürgerschaft besteht seit 1879 aus 160 Mitgliedern, davon werden 80 durch allgemeine, direkte Wahlen erwählt, wahlberechtigt sind jedoch nur diejenigen, welche den Bürgereid geleistet haben; unter den übrigen 80 Mitgliedern werden 40 von den Grundeigentümern und 40 von denen erwählt, die Richter oder Mitglieder von Verwaltungsbehörden sind oder gewesen sind. Die Mitglieder der Bürgerschaft werden auf 6 Jahre erwählt, und zwar scheidet alle 3 Jahre die Hälfte derselben in jeder Klasse aus.
Die Sitzungen der Bürgerschaft sind in der Regel öffentlich. Neben der Bürgerschaft besteht zur Überwachung der Verwaltung und Erledigung geringerer Angelegenheiten der Bürgerausschuß, welchem der Präsident der Bürgerschaft und 19 von letzterer aus ihrer Mitte gewählte Mitglieder angehören, worunter nur 5 Rechtsgelehrte sein dürfen. Gesetze werden durch übereinstimmenden Beschluß des Senats und der Bürgerschaft angenommen, das Vorschlagsrecht besitzen beide Körper.
Flaggen, Übersicht I

* 8
Flaggen, Übersicht I.Für jeden Zweig der Staatsverwaltung ernennt der Senat eins seiner Mitglieder zum Vorstand. Die Verwaltungsbehörden sind in der Regel aus einigen Senatsmitgliedern und von der Bürgerschaft gewählten Bürgern zusammengesetzt. Die Angelegenheiten der Stadtgemeinde leiten der Senat und die Bürgerschaft. Die Landgemeinden haben eine besondere Landgemeindeordnung. Das Staatsbudget ist für 1886 mit Einnahmen von 38,310,228 Mk. veranschlagt, der reichlich bemessene Anschlag der Ausgaben ist 38,402,661 Mk. Hamburgs Matrikularbeitrag an das Reich ist einschließlich des Zollaversums auf 5 Mill. Mk. normiert. Die Staatsschuld belief sich Ende 1884 auf 152,566,480 Mk. Das Wappen [* 4] des Staats ist eine silberne dreitürmige Burg mit einem (geschlossenen) Thor in rotem Felde, der Schild [* 5] von zwei Löwen [* 6] gehalten. Oben befindet sich ein Helm mit einem Wulst und sechs Fahnen inmitten dreier Pfauenfedern. Das Visier ist gegittert. Hamburgs Flagge s. Tafel »Flaggen [* 7] II«, [* 8] mit Text.
Die Stadt Hamburg. (Hierzu der Stadtplan.)
Die freie Hansestadt Hamburg, einer der bedeutendsten Handelsplätze Europas, liegt in Gestalt eines Halbkreises am rechten Ufer der Norderelbe, 120 km von der Nordsee. An der Ostseite tritt ein Elbarm in die Stadt und durchfließt, in mehrere Kanäle geteilt, einen Teil derselben, um weiter unten (am Binnenhafen) sich wieder mit dem Hauptstrom zu vereinigen. Von N. fließt der Elbe aus dem Holsteinischen die Alster zu, die vor dem Eintritt in die Stadt, an der Nordseite derselben, infolge von Aufstauung einen von Gärten u. Landhäusern umgebenen See bildet, die Große Alster oder Außenalster genannt, welche bis an den ehemaligen Wall der Stadt tritt.
Unmittelbar nach dem Eintritt in die Stadt (unter der Lombardsbrücke hindurch) erweitert sie sich nochmals zu einem schönen viereckigen Bassin von 2300 Schritt Umfang, der Binnenalster. Nach dem Austritt aus diesem Becken nimmt der Fluß seinen Lauf durch die Stadt. Die mit der Elbe in Verbindung stehenden Fleete liegen zur Zeit der niedrigsten Ebbe halb trocken, beim Steigen der Flut aber füllen sie sich rasch mit dem aufsteigenden Wasser der Elbe. Seit dem großen Brand von 1842 führen unterirdische, kürzlich großartig erweiterte Abzugskanäle (Siele) aus der Stadt und den meisten Vororten den Unrat in die Elbe.
Neustadt

* 9
Neustadt.[Stadtteile, Hafen.]
Die Stadt zerfällt in die Altstadt, welche sich am linken Ufer der Alster ausbreitet, und die Neustadt, [* 9] rechts vom Fluß oder im W. auf etwas höherm Terrain gelegen. Größtenteils im westlichen Teil der Altstadt liegt das Revier des großen Brandes, auf dem sich der Neubau erhoben hat. Im O. liegt die ehemalige Vorstadt St. Georg, im W. die Vorstadt St. Pauli; erstere ist seit 1868 völlig, letztere seit bis auf geringe Verwaltungszweige der Stadt einverleibt; St. Pauli grenzt unmittelbar an Altona. [* 10]
Der Anblick der Stadt ist am schönsten von der Elbseite her. Am Ostende [* 11] der Stadt bildet ein mit der Bille vereinigter Elbarm zwischen dem Berlin-Hamburger und dem Venlooer Bahnhof den Oberhafen, welcher für die stromabwärts nach Hamburg kommenden Schiffe [* 12] bestimmt ist, am Nordostende die eigentliche Norderelbe den gegen den Eisgang sichern Niederhafen; doch erscheint der Elbstrom fast als ein einziger großer Hafen. Die neuen Hafenbassins am Grasbrook mit ausgedehnten Kaianlagen und geräumigen, am tiefen Wasser gelegenen Speichern sind vorzugsweise für Dampfschiffe bestimmt.
Fachwerk [unkorrigiert
![Bild 56.514: Fachwerk [unkorrigiert] Bild 56.514: Fachwerk [unkorrigiert]](/meyers/thumb/56/56_0514.jpeg)
* 13
Fachwerk.Die Hafen- und Kaianlagen gehen infolge des im J. 1888 stattfindenden Anschlusses Hamburgs an das Zollgebiet einer großen Umgestaltung entgegen; sie werden größtenteils zu einem ausgedehnten Freihafendistrikt ausgebaut werden. Was die Bauart der Häuser Hamburgs betrifft, so ist dieselbe in den vom großen Brand verschont gebliebenen Teilen der Stadt meistens unansehnlich. Die Mehrzahl der ältern Häuser ist von mit Ziegelsteinen ausgesetztem Fachwerk [* 13] aufgeführt.
Nur einzelne Straßen sind besser gebaut. Viele Wohnungen befinden sich in den Kellerräumen, obschon dieselben in den niedrigen Gegenden wiederholt im Jahr der Gefahr ausgesetzt sind, bei besonders hohen Fluten mit Wasser angefüllt zu werden. Doch ist in den letzten Jahren durch Erhöhung mancher Straßen der Umfang der Überschwemmung verringert worden. Nicht viel besser ist die Neustadt gebaut, in welcher jedoch das alte Gängeviertel, so benannt wegen seiner zahlreichen, jetzt allmählich verschwindenden engen Gänge, durch Anlegung von neuen Straßen (Wexstraße etc.) mehr und mehr beseitigt wird.
In dem nach 1842 entstandenen Neubau hat die Mehrzahl der Häuser 3-4 Stockwerke und meistens platte Dächer. Im Lauf der letzten Jahre sind auch in den ältern Stadtteilen an Stelle früherer kleinerer Häuser große Wohngebäude entstanden, und infolge des bevorstehenden Zollanschlusses mußte fast der ganze südliche am Wasser gelegene Teil der Altstadt zum Abbruch bestimmt werden, um neuen Kais, Wasserstraßen und Lagerhäusern Platz zu machen. Den Glanzpunkt Hamburgs bildet das Alsterbassin, welches auf drei Seiten von den langen Häuserreihen des Neuen und Alten Jungfernstiegs und des Alsterdammes eingerahmt ist, während es auf der vierten Seite durch den die Anlagen östlich und westlich von der Stadt verbindenden Wall von der Außenalster geschieden ist. Baumreihen umgeben das Wasserbassin, und große Kaufläden, Hotels und Restaurationen finden sich in seiner Nähe. Besonders verdienen die langgestreckten Wallanlagen mit ihrer garten- und parkartigen Ausstattung Erwähnung. Als der interessanteste Punkt innerhalb der Stadt ist aber die Elbhöhe oder der Stintfang (am Hafenthor) zu nennen wegen des charakteristischen Blicks auf den Hafen. Der eigentliche Sitz des Großhandels ist im
[* 3] ^[Abb.: Stadtwappen von Hamburg.] ¶
Hamburg-Altona

* 14
Seite 8.39a.Maßstab 1:17500
Grenze des Freihafengebietes der Stadt Hamburg.
Hamburg (Bauwerke, Bev

* 15
Seite 8.40.mehr
allgemeinen die Altstadt und das Zentrum desselben der Neubau Hamburgs. Ein besonderes Interesse gewährt die Vorstadt St. Pauli mit ihren Volkstheatern, Zirkussen, Karussellen etc.
[Bauwerke.]. Hamburg besitzt 13 Kirchen und mehrere Kapellen. Die älteste Kirche, der schon zu Karls d. Gr. Zeit gegründete, öfters zerstörte, im 12. Jahrh. neu aufgeführte Dom, wurde 1805 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Katharinenkirche (mit 122 m hohem Turm) [* 16] und die Jakobikirche (mit 114 m hohem Turm), beide vom Brand verschont, sind jetzt die einzigen aus dem Mittelalter stammenden Kirchen Hamburgs. Sie sind im gotischen Stil zu Ende des 14. und im 15. Jahrh. erbaut worden; nur die Türme sind neuern Ursprungs, da die alten durch Blitz und Sturm zerstört worden sind.
St. Jakobi war die erste Kirche in Deutschland, [* 17] welche durch einen Blitzableiter geschützt wurde (1782 von Reimarus). An derselben war bis 1661 der Humorist und Satiriker Schuppius Pastor, an St. Katharinen der gelehrte Dichter Ph. Nicolai und der durch den Streit mit Lessing bekannte Hauptpastor Goeze angestellt. Die größte Kirche Hamburgs ist die Michaeliskirche, welche 1751-62 durch Ernst Georg Sonnin erbaut ward, nachdem die frühere, erst 1661 eingeweihte Kirche gleiches Namens 1750 durch einen Blitzstrahl eingeäschert worden.
Bregthalbahn - Bremen
![Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert] Bild 67.215: Bregthalbahn - Bremen [unkorrigiert]](/meyers/thumb/67/67_0215.jpeg)
* 18
Breite.Ihre Länge beträgt 70, ihre Breite [* 18] 52 m. Sie liegt auf dem höchsten Punkte der Stadt, ruht auf vier kolossalen Tragepfeilern und ist eine Kreuzkirche. Der 1778-86 aufgeführte Turm, 143 m hoch, im obern Teil Holzkonstruktion, ist oft zu physikalischen Beobachtungen benutzt worden. Den prächtigsten Kirchenbau hat Neuhamburg aufzuweisen: die neue St. Nikolaikirche, die an Stelle der alten, 1842 mit abgebrannten errichtet ist. Sie ist im rein gotischen Stil erbaut und zwar von Backsteinen mit reichen Verzierungen von Sandstein, welcher zum obern Teil des Turms ausschließlich verwendet ward, so daß diese Kirche dadurch alle Bauten der frühern Jahrhunderte im nördlichen Deutschland übertrifft.
Das Innere zieren Marmorstufen, ein Fußboden von schwarz und weißem Marmor, Marmorsäulen über dem Chor, Altar [* 19] und Kanzel von farbigem Marmor, über dem Altar ein Christus am Kreuz [* 20] in kolossaler Größe sowie unter dem Kreuz ein Relief, Christus am Ölberg, beides in weißem Marmor ausgeführt. Der Plan zur Kirche, welche im September 1863 dem Gebrauch übergeben ward, ist von dem Engländer George Gilbert Scott. Die Länge derselben beträgt 84, die Breite 31, die Höhe 36 m. Der 1874 vollendete Turm hat eine Höhe von 147 m. Auch die St. Petrikirche, die 1842 ebenfalls ein Raub der Flammen ward, ist im gotischen Stil des 14. Jahrh. neu erbaut und bereits 1849 eingeweiht worden.
Der im J. 1878 vollendete Turm ist ganz in der Form des frühern, jedoch mit etwas höherer Spitze errichtet worden; seine Höhe vom Straßenpflaster aus beträgt 113,16 m. Neben diesen fünf Hauptkirchen sind noch zu erwähnen: die Georgskirche (Dreifaltigkeitskirche) in der ehemaligen Vorstadt St. Georg, die St. Paulskirche in der Vorstadt St. Pauli, die kleine Michaeliskirche (seit 1824 im Besitz der Katholiken), die englisch-bischöfliche Kirche am Zeughausmarkt und die englische Reformkirche sowie die deutsch-reformierte Kirche (seit 1854).
Unter den übrigen öffentlichen Gebäuden steht die Börse im neuen Hamburg (auf dem Adolfsplatz) obenan. Sie wurde an der Stelle des ehemaligen Maria-Magdalenenklosters 1836-41 aufgeführt und blieb mitten im Brand von 1842 stehen. Sie ist 71 m lang und 51 m breit. Der für das Börsenpublikum bestimmte innere Raum wird durch große Fenster von oben erleuchtet und ist auf allen vier Seiten von Bogengängen umgeben; in einem Seitengebäude befinden sich die 50,000 Bände starke Kommerzbibliothek, reich an neuern Werken der Geographie, Statistik und der Geschichte, die Lesezimmer der Börsenhalle etc. Unweit der Börse ist die Bank, seit 1876 Eigentum der Reichsbank.
Sprengen

* 21
Sprengen.Das ehemalige Rathaus, dem alten Börsenplatz gegenüber, mußte beim Brand von 1842 durch Sprengen [* 21] geopfert werden; mit dem Bau des neuen (zwischen der Börse und dem Alsterbassin) ist begonnen worden. Vorläufig dient als solches das ehemalige Waisenhaus in der Admiralitätsstraße (1785 erbaut). Ansehnliche Gebäude sind ferner das neue Schulhaus (1837-40 an der Stelle des alten Doms erbaut), welches das Gymnasium und Johanneum nebst der etwa 400,000 Bände und 5000 Manuskripte zählenden Stadtbibliothek (in fünf großen Sälen) und das naturhistorische Museum enthält, und die neue Kunsthalle (nach den Plänen Schirrmachers) auf der Alsterhöhe, der gegenüber auf der sogen. Ferdinandshöhe das Schillerdenkmal (von Lippelt modelliert) steht.
Schweden und Norwegen

* 22
Schweden.Ein sehenswertes Kriegerdenkmal (modelliert von Schilling) steht an der Esplanade, ein Lessingdenkmal (modelliert von Schaper) auf dem Gänsemarkt, und auf der Trostbrücke in der Altstadt befinden sich die von Peiffer hergestellten Statuen des Apostels des Nordens, Ansgar (gest. 863), und des Grafen Adolf II. von Holstein und Schauenburg (gest. 1225); die des Reformators Bugenhagen befindet sich vor dem Gymnasium. Das große und geschmackvolle Stadthaus ist von Baron Görtz, dem später enthaupteten Finanzminister Karls XII. von Schweden, [* 22] erbaut und 1722 von der Stadt angekauft worden.
Ein neues großartiges Postgebäude wird beim Dammthor errichtet, während das jetzige Postgebäude der Sitz andrer Behörden werden wird. Vor dem Holstenthor befindet sich das ausgedehnte neue Justizgebäude (nur für die Strafgerichte bestimmt). Mit Wasser wird die Stadt durch die großartige Stadtwasserkunst versorgt, welche dasselbe 2 km weit von Rothenburgsort an der Oberelbe herleitet. Sie entstand 1844 und wurde seitdem stetig erweitert; ihre Röhren [* 23] haben eine Gesamtlänge von etwa 322 km.
[Bevölkerung.]
Die Zahl der ortsanwesenden Bewohner der Stadt betrug 1885 für die Stadt Hamburg mit St. Georg 237,191, für St. Pauli 64,397, für die Vororte 165,411, in Summa für ganz Hamburg mit Einschluß der Schiffsbevölkerung (3959 Mann) und des Militärs (2 Bataillone Infanterie) 471,275. Die Lutheraner haben in Stadt und Vororten 19 Kirchen und Kapellen, die Reformierten 3 Kirchen, die Anglikaner 1 Kirche; außerdem bestehen Kapellen und Bethäuser für verschiedene Religionsgemeinschaften.
Hamburg (Handel)

* 25
Seite 8.41.Die früher nur geduldeten Katholiken (erst 1784 konzessioniert) und die Reformierten (1785 konzessioniert) haben seit 1814 und 1819 mit den Lutheranern gleiche bürgerliche Rechte. Die katholische Gemeinde hat außer einer Kirche (s. oben) noch eine Kapelle in einem kath. Waisenhaus in St. Georg; der Bischof von Osnabrück [* 24] fungiert als apostolischer Vikar in Hamburg. Für die deutsch-israelitische Gemeinde bestehen drei Gotteshäuser, darunter die neue Synagoge an den Kohlhöfen, für die portugiesisch-israelitische Gemeinde ein Bethaus. Die bürgerliche Gleichstellung der Israeliten mit der christlichen Bewohnerschaft erfolgte vollständig im J. 1848. Was den Charakter des Hamburger Lebens betrifft, so hat dasselbe in der neuern Zeit viel von seinen alten Eigentümlichkeiten ¶
mehr
eingebüßt, wozu teils ein großer Zufluß von Leuten, die im Ausland, meist in Amerika, [* 26] reich geworden sind und sich in Hamburg niedergelassen haben, teils der sehr starke Zuzug von Arbeitern, zumeist aus Norddeutschland, das Seinige beigetragen hat. Deshalb unterscheidet sich der Hamburger jetzt kaum bemerkbar von den Bewohnern der übrigen großen Städte Norddeutschlands.
[Handel und Industrie.]
Dasjenige, was Hamburg seinen eigentlichen Charakter gibt, ist der Handel; alle andern Interessen stehen hinter den kaufmännischen zurück. In der That ist Hamburg nicht nur der erste Seehafen des europäischen Festlandes, sondern rangiert auch den englischen Häfen gegenüber unmittelbar nach London [* 27] und Liverpool [* 28] als dritte Handelsstadt und übertrifft in seinem Gesamthandelsverkehr weit alle übrigen Seeplätze, ja sogar die Aus- und Einfuhr von ganz Holland, ebenso die von ganz Belgien [* 29] und ganz Spanien. [* 30] Zu Ende des Jahrs 1885 besaß die hamburgische Reederei 481 registrierte Seeschiffe (darunter 189 Seedampfschiffe), welche zusammen 322,135 Registertons Laderaum haben.
Die regelmäßige Besatzung der Schiffe besteht aus 8893 Köpfen. Die größten Dampfschiffe gehören der Hamburg-Amerikanischen Paketfahrt-Aktiengesellschaft. Im J. 1836 besaß Hamburg nur 146 Schiffe (Segler) von 25,722 Registertons. Die Zahl der Flußschiffe betrug zu Ende des Jahrs 1885: 3820 von 139,233 Ton., darunter 180 Dampfer. Was den Seeschiffahrtsverkehr betrifft, so kamen 1885 in an: 6790 Seeschiffe von 3,704,112 Registertons. Unter diesen kamen 5856 mit Ladung (3,443,645 Registertons) und 934 (von 260,467 Registertons) leer und in Ballast; unter den Schiffen waren 4478 Dampfschiffe. In See gegangen sind von Hamburg im J. 1885 mit Ladung 5142, leer und in Ballast 1656, zusammen 6798 (von 3,712,394 Registertons). Von den 6790 angekommenen Schiffen fuhren:
unter deutscher Flagge | 3189 Schiffe |
unter großbritannischer Flagge | 2508 Schiffe |
unter niederländischer Flagge | 299 Schiffe |
unter norwegischer Flagge | 283 Schiffe |
unter schwedischer Flagge | 128 Schiffe |
unter französischer Flagge | 107 Schiffe |
Es kamen an:
aus deutschen Häfen | 1338 Schiffe, darunter | 288 Dampfschiffe |
aus dem übrigen Europa | 4388 Schiffe, darunter | 3787 Dampfschiffe |
darunter aus Großbritannien | 776 (1) Schiffe, darunter | 749 Dampfschiffe |
2076 (2) Schiffe, darunter | 1924 Dampfschiffe | |
aus außereurop. Ländern | 1064 Schiffe, darunter | 403 Dampfschiffe |
darunter aus den Verein. Staaten von Nordam. | 362 Schiffe, darunter | 136 Dampfschiffe |
aus dem übr. Amerika | 524 Schiffe, darunter | 186 Dampfschiffe |
aus Asien | 84 Schiffe, darunter | 47 Dampfschiffe |
aus Afrika | 71 Schiffe, darunter | 50 Dampfschiffe |
aus Australien | 23 Schiffe, darunter | 4 Dampfschiffe |
(1) Kohlenschiffe. - (2) Schiffe mit andrer Ladung.
Die Bemannung der 6790 angekommenen Schiffe betrug 106,478 Köpfe. Die Zahl der ein- und ausgelaufenen Schiffe betrug:
Jahr | Eingelaufene Schiffe | 1000 Registertons | Ausgelaufene Schiffe | 1000 Registertons |
---|---|---|---|---|
1865 | 5186 | 1223 | 5186 | 1216 |
1875 | 5260 | 2118 | 5209 | 2085 |
1885 | 6790 | 3704 | 6798 | 3712 |
Großbritannien

* 31
Großbritannien.Besonders mächtig hat sich der Dampfschiffsverkehr entwickelt. Bis 1860 war noch der Anteil der Segelschiffe ein überwiegender, 1861-65 partizipierten Dampf- und Segelschiffahrt etwa gleichmäßig an dem Verkehr, während seit 1866 der Anteil der Dampfschiffe so sehr gestiegen ist, daß er gegenwärtig von dem ganzen Verkehr mehr als zwei Drittel beansprucht. Der Dampfschiffsverkehr besteht hauptsächlich mit Großbritannien, [* 31] sodann mit den Vereinigten Staaten [* 32] von Nordamerika [* 33] und mit Schweden und Norwegen.
Regelmäßige Dampfschiffahrten finden statt nach Amerikas Westküste, Amsterdam, [* 34] Antwerpen, [* 35] Bergen, [* 36] Bordeaux, [* 37] Brasilien, [* 38] Buenos Ayres, [* 39] Cadiz, [* 40] Christiania, [* 41] Drontheim, Dünkirchen, [* 42] Genua, [* 43] Gibraltar, [* 44] Gotenburg, Grimsby, Hartlepool, Havre, [* 45] Hull, [* 46] Leith, [* 47] Lissabon, [* 48] Livorno, [* 49] Liverpool, London, Malaga, [* 50] Messina, [* 51] Montevideo, [* 52] Neapel, [* 53] Newcastle, [* 54] New York, New Orleans, Rotterdam, [* 55] durch den Suezkanal nach Ostindien [* 56] und China, [* 57] nach Westindien; [* 58] ferner elbaufwärts Passagierfahrten nach allen Plätzen bis Dömitz und Schleppschiffahrt bis nach Magdeburg, [* 59] Sachsen [* 60] und Böhmen, [* 61] flußabwärts nach allen Stationen der Niederelbe bis Kuxhaven und nach Helgoland, [* 62] nach dem gegenüberliegenden Harburg [* 63] und den benachbarten Elbinseln. Flußwärts, auf der Oberelbe, liefen in Hamburg-Altona 1885 ein 9073 beladene Schiffe, 2026 leere, 126 Flöße, Gesamtladung 12,3 Mill. Doppelzentner; es gingen ab 8958 beladene (mit 11,8 Mill. Doppelzentner), 2259 leere Flößschiffe.
Die gesamte Einfuhr (einschließlich von und über Altona) betrug exkl. Münzen [* 64] und Edelmetalle:
Im Durchschnitt | Doppelzentner netto in Tausenden | Davon direkt seewärts Doppelztr. in Tausenden | Gesamtwert in Mill. Mark |
---|---|---|---|
1851-55 | 14![]() |
8092 | 587 |
1856-60 | 17![]() |
10![]() |
753 |
1861-65 | 20![]() |
11![]() |
895 |
1866-70 | 26![]() |
13![]() |
1098 |
1871-75 | 35![]() |
21![]() |
1670 |
1876-80 | 47![]() |
23![]() |
1785 |
1881-85 | 63![]() |
31![]() |
2121 |
1885 | 67![]() |
33![]() |
2046 |
Im letztgenannten Jahr kamen auf die direkte Einfuhr seewärts. 991,5 Mill., darunter von und über Altona 58,5 Mill., aus den außereuropäischen Häfen 356,4 Mill. Mk., auf die Einfuhr land- und flußwärts 1054,3 Mill. Mk. Der Wert der nicht mit inbegriffenen Kontanten war 101 Mill. Mk. Von den einzelnen Ländern waren an der Einfuhr seewärts 1885 beteiligt:
Großbritannien und Irland | mit 394.1 Mill. Mk |
Vereinigte Staaten (atlantische Seite) | mit 123.4 Mill. Mk |
Brasilien | mit 55.8 Mill. Mk |
Frankreich | mit 48.1 Mill. Mk |
Amerikas Westküste (ohne Zentralam.) | mit 44.8 Mill. Mk |
Niederlande | mit 28.9 Mill. Mk |
Mexiko und Zentralamerika | mit 24.0 Mill. Mk |
Bremen und die Weser | mit 22.6 Mill. Mk |
Rußland | mit 19.7 Mill. Mk |
Schweden und Norwegen | mit 14.7 Mill. Mk |
Britisch-Ostindien | mit 12.6 Mill. Mk |
Westindien | mit 12.2 Mill. Mk |
Belgien | mit 11.2 Mill. Mk |
China und Japan | mit 6.9 Mill. Mk |
Es kamen mit der Berlin-Hamburger Eisenbahn Waren an für 290 Mill., mit der Venloo-Hamburger Eisenbahn für 251 Mill., mit der Altona-Kieler Eisenbahn für 96 Mill., von der Oberelbe für 240 Mill., von und über Harburg für 20 Mill., von der Niederelbe für 12 Mill. Mk. Nach allgemeiner Schätzung der Warengattungen belief sich der Wert der Einfuhr im J. 1885:
für Verzehrungsgegenstände | auf 706.5 Mill. Mk. |
für Rohstoffe und Halbfabrikate | auf 775.4 Mill. Mk. |
für Kunst- und Industrieerzeugnisse etc. | auf 318.8 Mill. Mk. |
für Manufakturwaren | auf 245.1 Mill. Mk. |
¶
Hamburg (Industrie, Vo

* 65
Seite 8.42.mehr
Die dem Wert nach hauptsächlichsten Einfuhrartikel waren: | Mill. Mk. | Mill. Mk. | |
---|---|---|---|
Rohzucker | 102.4 | Nähmaschinen | 10.9 |
Woll- u. Halbwollwaren | 98.0 | Roher Salpeter | 28.2 |
Kaffee | 97.6 | Leder | 26.9 |
Schafwolle | 69.6 | Mehl aller Art | 23.3 |
Baumwollwaren | 60.0 | Felle und Pelzwerk | 23.3 |
Woll- und Halbwollgarn | 49.0 | Leinen, Halbleinen, Segeltuch | 23.2 |
Butter und Schmalz | 48.3 | Weine | 22.2 |
Baumwolle | 45.8 | Petroleum | 21.3 |
Twist und Baumwollgarn | 44.3 | Steinkohlen | 19.7 |
Rohtabak | 36.9 | Strumpfwaren | 16.9 |
Spirituosen aller Art | 34.4 | Zigarren und Zigarretten | 16.5 |
Raffinaden und Kandis | 32.8 | Seiden- und Halbseidenwaren | 13.7 |
Trockne u. gesalzene Rindshäute | 32.2 | ||
Maschinen | 30.2 | ||
Der geschätzte Wert der Ausfuhr betrug 1885: | seewärts | mit Eisenbahn und nach der Oberelbe | |
in Millionen Mark | |||
Verzehrungsgegenstände | 351.0 | 205.7 | |
Kunst- und Industrieerzeugnisse | 208.4 | 74.5 | |
Rohstoffe und Halbfabrikate | 165.9 | 452.8 | |
Manufaktur- und Modewaren | 132.8 | 56.2 | |
Bau- und Brennmaterial | 3.9 | 4.9 |
Die Auswanderung über Hamburg liefert folgende Zahlen: es wurden 1885 auf 906 Dampfern und 26 Segelschiffen zusammen 69,403 Personen befördert, darunter 31,351 einzelne Leute und 11072 Familien mit zusammen 38,052 Köpfen (1875 wurden 31,810 Auswanderer befördert).
Zur Förderung des Handels wurden neben der alten weltbekannten Hamburger Bank in der Neuzeit noch andre Banken errichtet, von denen die drei bedeutendern auch Giroverkehr haben, nämlich die Norddeutsche Bank (seit 1856), die Vereinsbank (seit 1856) und die 1870 gegründete Kommerz- u. Diskontobank. Die alte, 1619 gegründete Hamburger Bank (vgl. Banken, S. 323), deren Geschäftsumsatz 1875: 3492,1 Mill. Mk. betrug, hat als solche mit dem aufgehört; an ihrer Statt besteht in Hamburg jetzt eine Reichsbankhauptstelle, deren Geschäftsumsatz sich 1884 auf 7220,6 Mill. Mk. belief.
Ausdehnung (der festen

* 66
Ausdehnung.Neben dem Warenhandel, verbunden mit dem Schiffahrtsverkehr, besteht in als ein eigentümliches und naturgemäßes Nebengeschäft das Seeversicherungswesen. In Hamburg wurde 1765 die erste deutsche Assekuranzkompanie gegründet; 1885 zählte man deren 8, bei denen 905,3 Mill. Mk. versichert waren (außerdem 727,4 Mill. Mk. bei Privaten und Agenturen). Die Speditionsgeschäfte Hamburgs haben in neuerer Zeit eine immer größere Ausdehnung [* 66] gewonnen, freilich auf Kosten des Platzverkehrs.
Während noch vor einigen Jahrzehnten der Kaufmann des Binnenlandes mit überseeischen Plätzen selten oder gar nicht in direkter Verbindung stand, sondern seinen Bedarf durch Vermittelung der Hansestädte erhielt, haben gegenwärtig die direkten Warenbezüge der Binnenländer in dem Maß überhandgenommen, daß viele der von England, Holland und dem Mittelländischen Meer, ja selbst aus außereuropäischen Häfen kommenden Gegenstände für Hamburg fast nur Transitgut geworden sind.
Der sehr bedeutende Wechselverkehr Hamburgs ergibt sich annähernd aus dem Verkauf der Wechselstempelmarken bei den Postanstalten im hamburgischen Staatsgebiet; er brachte 1885 ein 638,300 Mk., was einem Wechselumsatz von 1276,6 Mill. Mk. entspricht. Bei der starken Bevölkerung [* 67] Hamburgs und dem im allgemeinen dort herrschenden Wohlstand ist der Detailhandel daselbst von großer Wichtigkeit. Am stärksten besetzt sind die Fächer [* 68] der Manufaktur-, Modewaren-, Tuch-, Kolonial- und Materialwarenhandlungen.
Gegenüber der außerordentlichen Ausdehnung des Handelsverkehrs tritt die Industrie Hamburgs allerdings in den Hintergrund, doch ist auch sie von nicht geringer Bedeutung und steht größtenteils mit dem Handel in unmittelbarer Verbindung. In lebhaftem Betrieb sind Branntweinbrennereien und Spiritusraffinerien, Zigarrenfabriken, Eisengießereien, Maschinenfabriken, Fabriken von Chemikalien, Bierbrauereien, Fabriken von Gummiwaren, Fischbein und Stöcken, von Wagen, Mobilien etc. und die verschiedensten Zweige der Gewerbthätigkeit. Auf den in den letzten 40 Jahren erhöhten Elbinseln Steinwärder und Kleiner Grasbrook sind Schiffswerften, Docks, Maschinenwerkstätten, Guanolager, Sprit- und andre Fabriken. Garten- und namentlich Obstbau sind bedeutende Erwerbszweige der Umgegend.
[Volkswohlstand und Armenwesen.]
Durchschnittlich ist eine wohlhabende Stadt. Die Zahl der Personen, welche Einkommensteuer zahlen (das Einkommen von 600 Mk. aufwärts ist steuerpflichtig), war im ganzen Staatsgebiet 1883: 107,740, welche ein Einkommen von 270,15 Mill. mit fast 6,3 Mill. Mk. versteuerten. Ein Einkommen von 10-25,000 Mk. versteuerten 2231 Personen, von 25-50,000: 766, von 50-100,000: 349, über 100,000: 164. Von milden Stiftungen und sonstigen Anstalten der Wohlthätigkeit sind hervorzuheben: das St. Johanniskloster (vor der Reformation Nonnenkloster, jetzt Rentenanstalt für Töchter Hamburger Bürger, in einem neuen Gebäude am Wall);
das St. Maria-Magdalenenkloster (1230 gestiftet), eine der vorigen ähnliche Anstalt für Bürgerstöchter und Witwen der Stadt;
das Hospital zum Heiligen Geist (für 156 Hospitanten beiderlei Geschlechts);
Krankenhaus zu Stettin

* 69
Krankenhaus.das allgemeine Krankenhaus [* 69] in der ehemaligen Vorstadt St. Georg und neuen Gebäuden in Eggendorf;
die Irrenheilanstalt Friedrichsberg;
das neuerbaute Krankenhaus der Freimaurerlogen;
das Gast- und Krankenhaus (seit 1609), ehemals für arme Reisende, gegenwärtig Versorgungsanstalt für 147 Personen beiderlei Geschlechts vom 60. Lebensjahr an u. a.;
das Waisenhaus auf der Uhlenhorst;
die Taubstummenanstalt;
die Blindenanstalt;
das israelitische Waisenhausinstitut (1766 gestiftet);
das von Salomon Heine 1841 gegründete allgemeine israelitische Krankenhaus;
Anstalten für invalide Seeleute und deren Witwen und Waisen;
das Magdalenenstift für gefallene Mädchen (1822 errichtet);
die Rettungsanstalt für sittlich verwahrloste Kinder (das »Rauhe Haus«) zu Horn, 3 km von der Stadt (1833 eröffnet);
die Rettungsanstalt für Ertrunkene und Erstickte (1768 von der Patriotischen Gesellschaft gestiftet);
das mehrmals erweiterte großartige Schröderstift mit fast 200 Freiwohnungen und viele andre ältere und neuere Stiftungen.
Auch bestehen mehrere Spar- und Vorschußkassen, Vereine für Armen- und Krankenpflege, Versorgungsanstalten etc. Unter den Straf- und Besserungsanstalten sind hervorzuheben: das Werk- und Armenhaus zur Besserung arbeitsscheuer Armen und zur Aufnahme siecher Personen sowie die verschiedenen Gefängnisse, hauptsächlich das große Zentralgefängnis in Fuhlsbüttel.
Hamburg (Umgebung; Ges

* 70
Seite 8.43.[Bildung und Unterricht.]
Die Anstalten für Wissenschaften und Künste sind zahlreich und mannigfaltig. Von höhern Bildungsanstalten sind folgende zu nennen: Die älteste Bildungsanstalt ¶
mehr
Hamburgs ist das Johanneum, ursprünglich die von Bugenhagen 1529 in dem von Adolf IV. gestifteten Johanniskloster eingeweihte lateinische Schule, jetzt aus einem Gymnasium und einer Realschule bestehend (das früher mit dem Johanneum verbundene akademische Gymnasium, eine Vorstufe für die Universität, ist aufgehoben);
das Wilhelmsgymnasium;
die Gewerbeschule und Schule für Bauhandwerker;
die höhere Bürgerschule;
zahlreiche Privat- und Volksschulen;
die St. Johannisklosterschule für Mädchen mit einem Lehrerinnenseminar.
Ferner sind vorhanden eine Navigationsschule, verbunden mit einem astronomischen Observatorium;
Lehranstalten für Chirurgie und Pharmazie;
ansehnliche Bibliotheken und wissenschaftliche Sammlungen;
ein botanischer und ein zoologischer Garten [* 71] (1863 von Alfr. Brehm eingerichtet);
eine bedeutende Gemäldegalerie (meist Bilder neuerer Zeit) und Sammlung von Skulpturen, ein Kupferstichkabinett etc. in der Kunsthalle;
das Kunst- und Gewerbemuseum;
das Museum für Völkerkunde;
die anthropologische und prähistorische Sammlung nebst Sammlung für hamburgische Altertümer;
das naturhistorische Museum, für welches ein eignes Gebäude jetzt im Bau begriffen ist.
Wohnhaus I (Gotik und

* 73
Wohnhaus.Viele in der deutschen Litteratur- und Kunstgeschichte berühmte Namen stehen mit Hamburg in enger Verbindung. Wir erinnern nur an Fleming, der seine letzten Lebenstage in Hamburg verlebte, an Ph. Zesen, der 1643 daselbst die Deutschgesinnte Genossenschaft gründete, an die Dichter Brockes, Hagedorn und Neumeister, besonders aber an Lessing, der dort seine »Dramaturgie« schrieb (wie denn das Hamburger Theater [* 72] der damaligen Zeit unter der Direktion von Ackermann und Schröder eine für die Entwickelung des deutschen Schauspielwesens bedeutende Stellung einnimmt); ferner an Klopstock, der 1774-1803 in Hamburg wohnte, und dessen Wohnhaus [* 73] in der Königsstraße durch eine Inschrift kenntlich ist, endlich an Reimarus, Voß, Gerstenberg, Claudius u. a. Die bedeutendsten Gesellschaften und Vereine für wissenschaftliche, künstlerische und andre Zwecke sind: die Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens (1805 gegründet, mit Bibliothek und Lesezirkel);
der Schulwissenschaftliche Bildungsverein (1825 gegründet);
die Gesellschaft zur Verbreitung mathematischer Kenntnisse (schon 1690 gegründet);
der Kunstverein;
der Verein für Kunst und Wissenschaft (seit 1868);
der Anthropologische Verein (seit 1871);
die Geographische Gesellschaft (seit 1873);
die Hamburg-Altonaische Bibelgesellschaft;
der Naturwissenschaftliche Verein (1837 gegründet);
der Ärztliche Verein (1816 gegründet) mit einer 12,000 Bände starken Bibliothek und einer anatomischen Sammlung;
die Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe, Patriotische Gesellschaft genannt (1765 gegründet), die eine Menge andrer nützlicher Institute (außer den oben genannten die Navigationsschule, die Kreditkasse, die Zeichenschule für Handwerker, welche später zu einer großen städtischen Gewerbeschule erweitert wurde, u. a.) ins Leben rief;
der Architekten- und Ingenieurverein;
der Garten- und Blumenbauverein für Hamburg, Altona und deren Umgegend (1836 gestiftet, 1875 reorganisiert), der jährlich eine Blumen- und Früchteausstellung veranstaltet;
der Verein für hamburgische Geschichte (seit 1839).
Wandpfeiler - Wangeman
![Bild 66.500: Wandpfeiler - Wangemann (Hermann Theodor) [unkorrigiert] Bild 66.500: Wandpfeiler - Wangemann (Hermann Theodor) [unkorrigiert]](/meyers/thumb/66/66_0500.jpeg)
* 74
Wandsbek.[Umgebungen.]
Die Umgebung Hamburgs verschönert sich mehr und mehr und bietet große Annehmlichkeiten, besonders reizende Gartenanlagen und Erholungsorte, dar. Seit 1860 hat auch die Ausdehnung des von den Städtern bewohnten Gebiets in der Nähe der Stadt ungemein zugenommen. Fast nach allen Richtungen hin sind dort Häusermassen neu ausgeführt worden, so daß nur der Name von Vorstädten fehlt. Vom W. Altonas und Ottensens her bis nach Eppendorf, Barmbek, Wandsbek [* 74] und Horn (3 km östlich von St. Georg) zieht sich eine beinahe ununterbrochene Häuserreihe hin, welche sich in der Mitte dieser Strecke von der Elbe aus fast 4 km landeinwärts erstreckt. Immer mehr wird es Sitte, daß die Geschäftsleute außerhalb der Stadt und zwar Winter und Sommer hindurch wohnen und nur zu den Geschäftsstunden (etwa 10-5 Uhr) [* 75] in der Stadt sind.
Einzelne Gegenden in der Altstadt werden immer mehr von Bewohnern verlassen und dienen hauptsächlich zu Speichern (Warenmagazinen) und Kontoren. Die ganze riesige Häusermasse wird nach allen Richtungen von Omnibussen durchfahren; auch für Pferdeeisenbahnen bestehen in der Stadt und Umgegend mehrere Linien. Die besuchtesten Orte in der Nachbarschaft auf hamburgischem und holsteinischem Gebiet sind Wandsbek, Eppendorf, Horn, Harvestehude, Uhlenhorst, Bergedorf, Reinbek, Friedrichsruh und Blankenese. Vgl. beifolgende Karte.
Geschichte der Stadt und des Staats Hamburg.
Wahrscheinlich ist aus einem der beiden von Karl d. Gr. um 808 an der Alster gegen die Slawen angelegten Blockhäuser oder Kastelle entstanden und zwar unter dem Namen Hammaburg. Zwar wurde die Hammaburg von den Wilzen bald wieder zerstört, jedoch 810 neu aufgebaut, und 811 erhielt sie eine Kirche, welche der Mittelpunkt der Verbreitung der Kultur nicht nur für Nordalbingien und die Cimbrische Halbinsel, sondern auch für die dänischen Inseln und selbst für Schweden und Norwegen ward. Im J. 831 ward Hamburg zum Bistum, 834 zum Erzbistum erhoben; dem Bischof und nachherigen Erzbischof Ansgar (s. d.) wurden in der betreffenden Fundationsurkunde auch die Länder Grönlandia, Islandia und Scandinavia als Sprengel angewiesen.
Fischerei (künstliche

* 76
Fischerei.Ansgar gründete zwar eine Klosterschule und wirkte unermüdlich für die Ausbreitung des Christentums, allein dieselbe schritt nur sehr langsam fort. Fischerei [* 76] blieb geraume Zeit fast der einzige Nahrungszweig der Bewohner. Nachdem die Stadt, die Domkirche und das Kloster 845 von den Normannen eingeäschert worden waren, wurde 848 das Erzbistum Hamburg mit dem Bistum Bremen [* 77] vereinigt und der Sitz des erstern nach Bremen verlegt. Wieder aufgebaut, wurde die Stadt noch mehrmals von Verwüstungszügen der Dänen und Slawen heimgesucht.
Hermann Billung, der seit 936 die Nord- und Ostgrenze Sachsens tapfer verteidigte und 959 dies Herzogtum erhielt, schützte Hamburg gegen dessen Feinde. Bei der großen Erhebung der Slawen nach Ottos II. Tod (983) fiel es aber wieder in deren Gewalt und wurde ihnen erst 987 wieder abgenommen. Erzbischof Unwan (1013-29) gründete an Stelle des Klosters ein Domkapitel, und Alebrand (Bezelin, 1035-43) erbaute 1037 den Dom. Erzbischof Adalbert (1043-72) errichtete in eine Burg. Gegen 1072 wurde die Stadt von den Slawen abermals verbrannt, erholte sich jedoch so schnell wieder, daß schon 1126 ein neuer Dom dastand.
Im J. 1110 gelangten die Grafen von Schauenburg zum Besitz Holsteins und Hamburgs. Graf Adolf III. gründete 1188 neben der bisherigen Altstadt (Petrikirchspiel) auf der Stelle der Neuen Burg die Neustadt (Nikolaikirchspiel), die von kaufmännischen Ansiedlern bevölkert wurde, und wirkte Hamburg gegen ¶