Entsprechend der Industrie, ist auch der Handel bedeutend; der Export, besonders der Maschinen nach überseeischen Ländern und
die Ausfuhr von Rohzucker, Mineralöl und Paraffin
[* 4] nach den verschiedensten LändernEuropas, ist sehr lebhaft. Einen bedeutenden
Handelsartikel bilden auch Mühlenfabrikate und Getreide
[* 5] (Saalgerste). Für den Buchhandel waren 1884: 34 Firmen thätig, darunter 16 ausschließlich
Verlagsgeschäfte;
die v. Cansteinsche Bibelanstalt ist Zentralrevisionsstelle der Lutherbibel und hat einen jährlichen Umsatz
von 50-60,000 Exemplaren.
Die Reichsbankstelle hatte 1884 einen Umsatz von 716 Mill. Mk., der Bankverein einen solchen von 430 Mill.
Mk. Eine neue Verkehrsader ist seit 1884 durch Ausdehnung
[* 6] der Kettenschiffahrt auf der Saale bis Halle eröffnet. Der früher
zurückgegangene Schiffsverkehr hat sich dadurch wesentlich gehoben. Eine Pferdeeisenbahn vermittelt den Personenverkehr
zwischen dem Bahnhof, der innern Stadt und dem nördlich sich anschließenden Giebichenstein. Die Zahl der Bildungs- und
andrer öffentlicher Anstalten ist eine große.
Die Umgegend von Halle bietet nur im N. Interesse, wo zuerst an dem östlichen, später auch an dem westlichen Ufer der Saale hohe,
steil abfallende Porphyrhügel sich erheben und zum Teil recht groteske Landschaften bilden. In einem
Seitenthal, dicht bei Giebichenstein (s. d.); liegt hier das SolbadWittekind, gegenüber, am linken Saalufer, das Dorf Kröllwitz
mit der vielbesuchten Bergschenke, weiter abwärts das große Dorf Trotha. Auch bieten die unmittelbar an Halle sich anschließenden
Saalinseln: Peißnitz (Nachtigalleninsel) und die Rabeninsel, reizende Spaziergänge. Einen weitern Ausflug erfordert der
Besuch des nördlich von Halle gelegenen Petersbergs (s. d.).
Geschichte. Die hallischen Salzquellen waren schon in ältester Zeit bekannt und scheinen zuerst von den Wenden benutzt worden
zu sein, welche im 7. Jahrh. die Gegend von Halle in Besitz nahmen. 806, wo der Ort zuerst unter dem Namen Halla vorkommt, wurde
durch Karl, den ältesten Sohn Karls d. Gr., zuerst der Platz der spätern Moritzburg verschanzt.
952 kam
der Ort an das Haus derBillunger, HerzogHermann legte daselbst eine Burg an, die seinem Geschlecht bis zu dessen Aussterben (1106)
verblieb, während der Ort Halle vom KaiserOtto I. 966 an das Kloster, dann an das Erzbistum Magdeburg
[* 11] geschenkt
ward.
Durch Otto II. erhielt Halle 981 Stadtrechte; bedeutenden Umfang erlangte es bereits zu Anfang des 12. Jahrh. Im 14. und 15. Jahrh.
führte die Stadt als Hansestadt wiederholt glückliche Kriege mit den Erzbischöfen von Magdeburg und hielt 1435 sogar eine
Belagerung mit Erfolg aus. 1478 eroberte aber endlich der Erzbischof von Magdeburg die bisher fast unabhängige
Stadt und erbaute, um sie besser im Zaum halten zu können, seit 1484 die Moritzburg, welche aber im Dreißigjährigen Krieg
wieder zerstört wurde.
(spr. allee),Charles (eigentlich Karl Halle), Pianist, geb. zu Hagen in Westfalen,
kam 1840 nach Paris,
[* 26] blieb hier acht Jahre als gesuchter Lehrer und sehr geschätzter Klavierspieler,
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mehr
siedelte dann nach England über und wirkte in London
[* 28] mit gleichem Erfolg bis 1856, wo er einem Ruf als Konzertdirigent nach
Manchester
[* 29] folgte. Hier wie auch während der Frühjahrssaison in Londonist er bis zur Gegenwart als Dirigent, Virtuose und Lehrer
thätig gewesen und hat sich namentlich als Vertreter der klassischen Musik eine hochangesehene Stellung
erworben.
Nach Beendigung des Kriegs führte er den Oberbefehl in verschiedenen Militärdivisionen und starb in
Louisville. Als Theoretiker und Schriftsteller hatte Halleck einen guten Namen. Unter seinen militärischen Werken ist das bedeutendste:
»Elements of military art and science« (New York 1846, in 2. Aufl. 1861 vermehrt durch »Critical
notes on the Mexican and Crimean Wars«). Außerdem schrieb er: »Elements of international law and laws
of war« (Philad. 1866) und übersetzte JominisBiographieNapoleons I. (1864, 4 Bde.).
2) FitzGreene, berühmter nordamerikan. Dichter, geb. zu
Guilford in Connecticut, widmete sich dem Kaufmannsstand, trat 1813 zu New York in ein Bankhaus und wurde
später Disponent im HausAstors, der ihn auch in seinem Testament zu einem der Kuratoren der Astor-Bibliothek ernannte. 1849 zog
er sich nach Guilford zurück, wo er starb. Seine ersten Dichtungen, wie das reflektierende Poem »Twilight« und
die humoristisch-satirischen, sehr beifällig aufgenommenen »Croaker papers«
(gemeinsam mit J. R. Drake),
erschienen 1818 in der NewYorker »Evening Post«. Im Jahr darauf erschien »Fanny«,
ein satirisches Gedicht von 1500 Versen, worin er in ergötzlicher Weise die Thorheiten des Tags und die Schwächen öffentlicher
Charaktere verspottete. 1822 unternahm er eine Reise nach Europa, deren Ergebnis ein Bändchen meist trefflicher Gedichte
war (darunter »Burns« und »AlnwickCastle«). Weiter dichtete er: »MarcoBozzaris« (ein Meisterstück auf dem Gebiet der Kriegslyrik),
»Red Jacket« und »Woman«, alle drei in ernstem Stil, und die witzige »Peter Castaly's epistle to Recorder Riker«. Sein letztes
Werk war: »Young America« (1865). Eine Sammlung seiner Gedichte erschien New York 1868. Im Zentralpark
zu New York wurde
1877 das bronzene Standbild des Dichters errichtet.
Vgl. Wilson, Life and letters of Halleck (New York 1869);
Stadt im österreich. Herzogtum Salzburg,
[* 32] Bezirkshauptmannschaft Salzburg, 449 m ü. M., links an der Salzach
und an der Giselabahn, am Fuß des HohenGöll, Sitz eines Bezirksgerichts, hat eine Holzschnitzschule, Fabriken für Zement,
Ziegel und Thonwaren,
[* 33] Holzwaren, Schiffbauanstalten, eine ärarische Tabaksfabrik, ein Salzsudwerk, welches 1884: 216,956 metr.
Ztr. Salz
[* 34] lieferte, und (1880) 3727 Einw. Die Sole wird im Dorf Dürnberg aus dem südlich von Hallein sich
erhebenden Salzberg gewonnen und zur Stadt geleitet. Mit der Saline ist ein Solbad verbunden. Am fielen hier Gefechte
zwischen den Franzosen unter Lefebvre und den Tirolern unter Haspinger vor. Nahebei die Dörfer Oberalm mit Marmorwaren- und Glasfabrik
und Kaltenhausen mit großer Bierbrauerei.
[* 35]
Bezeichnung für die Psalmen 113-119, welche am Pessach-, Wochen-, Laubhütten-
und Tempelweihefest, an Neumondstagen in der Synagoge, an den beiden ersten Pessachabenden bei der Familienfeier des Seder
(s. Passah) gebetet werden.
An den sechs letzten Pessachtagen und am Neumond werden
Ps. 115,. V. 1-10 und 116, 1-11 nicht gesprochen.
in den hebräischen Psalmen häufige Formel, welche in den Übersetzungen
der Bibel
[* 36] in die Landessprachen beibehalten und von da schon in der alten christlichen Kirche in die Liturgie eingedrungen ist,
aber im Abendland seit PapstGregor I. während der Fastenzeit weggelassen wird.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg,
[* 42] Kreis
[* 43] Brilon, 361 m ü. M., an der Nuhne, mit Schieferbergwerk
u. (1885) 1221 kath. Einwohnern.
Französische, Italienische und Englische
[* 53] übersetzt. In spätern Jahren schrieb er politische Romane mit der besondern Absicht,
nachzuweisen, daß es bei der Staatsverfassung eines Landes auf die Handhabung, nicht auf die Form derselben ankomme. Diese
Romane sind: »Usong« (Bern
1771; zuletzt, das. 1778),
worin die absolute, die beschränkte und die aristokratisch-republikanische Staatsform behandelt wird.
Die »Tagebücher seiner Reisen nach Deutschland, Holland und England 1723 bis 1727« gab Hirzel heraus (Leipz. 1883).
ging 1677 nach St. Helena und bestimmte dort die Sterne des südlichen Himmels (»Catalogus
stellarum australium«, Lond. 1679). In Aufträgen der königlichen Societät, deren Sekretär er später wurde, begab er sich
nach Danzig,
[* 76] zunächst um den zwischen Hooke und Hevelius entstandenen wissenschaftlichen Streit zu schlichten, 1680-81 nach
Frankreich und Italien, um einen gegenseitigen Verkehr zwischen den Sternwarten
[* 77] von Greenwich und Paris anzubahnen.
Zwischen Calais
[* 78] und Paris beobachtete er den nach ihm benannten berühmten Kometen.
[* 79] 1677 und später wiederholt machte er auf
die Wichtigkeit der Venusdurchgänge für die Bestimmung der Sonnenparallaxe aufmerksam. 1698-1700 machte er zwei Reisen nach
Amerika,
[* 80] um die Richtung der Magnetnadel an verschiedenen Punkten der Erdoberfläche zu bestimmen, und gab 1701 die
erste größere Karte der magnetischen Deklination heraus. 1703 zum Professor der Geometrie an der Universität zu Oxford ernannt,
bearbeitete er die Theorie des Mondes, um sie bis zur Anwendung auf Längenbestimmungen zur See zu vervollkommnen. 1705 berechnete
er nach neuen Methoden die Bahnelemente der Kometen von 1531, 1607 und 1682 und sprach die Vermutung aus,
daß diese Erscheinungen sämtlich Wiederkünfte eines und desselben Kometen seien, der gegen Anfang 1759 zurückkehren werde.
Diese Voraussage bestätigte sich, und der Komet wird seitdem als Halleyscher bezeichnet. Nach FlamsteedsTod 1719 zum königlichen
Astronomen in Greenwich ernannt, gab er seine Stelle als Sekretär der königlichen Societät auf und starb Die
vorzüglichste Frucht seiner gelehrten Arbeiten sind seine »Tabulae astronomicae« (Lond. 1749 und, von Lalande hrsg., Par. 1759),
die Verbesserung der Taucherglocke und die Erfindung des Spiegeloktanten, eines zu astronomischen Beobachtungen auf dem Meer
sehr brauchbaren Instruments. Seine Ausgabe des Ptolemäischen Sternverzeichnisses in den »Geographiae veteris scriptores
graeci minores« ist die korrekteste, eleganteste und bequemste von allen.
Hallier leugnete, daß alle bei Gärungen, Fäulnis- und Verwesungsprozessen
sowie bei Krankheiten am Tier- und Pflanzenkörper auftretenden Pilzbildungen spezifisch selbständige Organismen seien, und
behauptete, daß die niedern Organismen verschiedene Formen annehmen je nach dem Substrat, auf welches
die Keime gelangen. Er ging hierin weiter als alle andern Botaniker und fand heftigen Widerspruch. Jedenfalls gebührt Hallier das
Verdienst, auf das konstante Vorhandensein bestimmter Schmarotzerpilze, zumal Bakterien, bei verschiedenen pathologischen Prozessen
des Tierkörpers zuerst aufmerksam gemacht und die Untersuchungen und die Diskussion über diese dunkeln Gebiete angeregt
zu haben.
Außerdem schrieb Hallier: »Ausflüge in die Natur« (Berl. 1876);
die nicht durch Deiche geschützten oder durch Zerstörung derselben bei Sturmfluten schutzlos gewordenen
drei kleinern Eilande im schleswig-holsteinischen Wattenmeer im Gegensatz zu den größern, durch Dünen und Deiche gesicherten
Inseln. Eine solche Hallig bildet eine kaum 1 m über den gewöhnlichen Stand der Flut sich erhebende Grasfläche, die oft zweimal
an einem Tag überschwemmt wird. Die größten dieser Eilande sind kaum 25 qkm groß, die kleinern, oft nur von einer Familie
bewohnten kaum 500-600 m lang und breit; die kleinsten, unbewohnten besucht man nur, um das daselbst wachsende kurze und
feine Gras abzumähen.
Die Wohnungen stehen auf künstlichen Erdaufwürfen oder Warfen, sind durch Pfahlwerke befestigt und mit
Stroh gedeckt, werden aber häufig genug von den Fluten verschlungen. Von Bäumen und Sträuchern findet sich keine Spur; ebenso
fehlt alles Gartenland. Wenige Rinder
[* 89] und Schafe
[* 90] sind der einzige Besitz der Bewohner, die nicht einmal Fischfang treiben können,
weil die Fische
[* 91] die bei der Ebbe stundenweit trocken liegenden schlammigen Meeresstellen rings um die Halligen meiden;
dagegen sind die Männer kühne und unerschrockene Seefahrer.
Während einige dieser Eilande infolge von Alluvion wachsen, werden andre durch die Meereswogen nach und nach abgespült.
Die bedeutendsten Inseln sind: Hooge mit 195, Langeneß mit 147 und Nordmarsch mit 87 Einw.;
James Orchard, engl. Litterarhistoriker, geb. zu
Chelsea, studierte in Cambridge und widmete sich dann dem Studium der ältern vaterländischen Litteratur, namentlich Shakespeares
und seiner Zeit. Seine Hauptschriften sind: »Shakespeariana« (Lond. 1841);
»Outlines
of the life of Shakespeare« (6. Aufl. 1886);
»Stratford records and Shakespeare autotypes« (1885) u. a. Auch gab er einen
von ihm entdeckten metrischen Roman aus dem 15. Jahrh.: »Torrent of Portugal«
[* 93] (1842, 2. Aufl. 1856),
sowie
interessante, bisher unbekannte »Letters of the kings of England« (1846, 2 Bde.) heraus.
Anton, Architekt, Maler, Zeichner und Schriftsteller, geb. 1812 zu Hannover,
[* 94] besuchte die Akademie in München,
begab sich 1833 nach Italien und verweilte besonders in Rom. Im J. 1834 verband er sich mit WilhelmSchulz
aus Dresden zur Herausgabe eines Werkes über die normännischen Bauwerke in Kalabrien und Sizilien.
[* 95] Das Werk erschien aber
erst 1846 im Druck. Im J. 1839 kehrte Hallmann nach München zurück, begab sich aber schon im folgenden Jahr nach Petersburg,
[* 96] dann
nach England und Frankreich. Im Frühling 1841 nach Rom zurückgekehrt, malte er Architekturbilder in Öl,
unter andern den Klostergarten bei Fossa Nuova. 1842 gab er eine Schrift: »Kunstbestrebungen der Gegenwart«, heraus. Im J. 1843 reiste
er wieder nach Rom und vollendete hier mehrere große Ölbilder, worunter ein Tag auf Cypern
[* 97] sich durch Reichtum der
Komposition und Üppigkeit der Phantasie auszeichnet. Im J. 1844 malte er für den König von Preußen eine große verfallene
Villa bei Abendbeleuchtung. Er starb in Livorno.
[* 98]
die Arbeiter in den Salinen zu Halle a. S., welche sich durch ihre eigentümliche Tracht und althergebrachten
Sitten auszeichnen; ihre Abstammung wird verschieden hergeleitet. Während man früher geneigt war,
sie für Abkömmlinge der altenwendischen Bevölkerung
[* 99] zu halten, glaubt man jetzt die Nachkommen des unfreien Teils der ältesten
fränkischen Kolonie in ihnen sehen zu müssen. Früher hielten sie sich in strenger, kastenartiger Abgeschlossenheit, so
daß sie selbst nicht durch Heirat sich mit der Stadtgemeinde vermischten, und ihre Anzahl war so bedeutend,
daß sie noch 1545 über 600 streitbare Männer gestellt haben sollen. Seit einerseits 1789 zwei große gemeinschaftliche
Siedehäuser an die Stelle der zahlreichen kleinen Koten (Siedehäuser) getreten sind, anderseits aber die Bedeutung der Salinen
für Halle wesentlich abgenommen hat, ist die Anzahl der Salinenarbeiter sehr zusammengeschmolzen.
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