Nordhausen gehörigen Herrschaften Lora und Klettenberg, die vier Kreise Aschersleben, Oschersleben, und Osterwieck des preußischen
Regierungsbezirks Magdeburg.
Das Bistum Halberstadt soll schon von Karl d. Gr. zunächst in Seligenstadt (Osterwieck) gestiftet sein. Hildegrim I., früher Bischof
von Châlons, der 809 jenes Bistum erhielt, verlegte 820 den Sitz nach Halberstadt. Von 840 bis 853 war
der gelehrte Schüler Alkuins, Haimo, Bischof. Von Hildegrim II. (853-888) ward der Dom St. Stephan eingeweiht. Unter Siegmund
I. (894-923) erlangte der bischöfliche Sprengel, der unter dem Erzbistum Mainz stand, schon eine bedeutende Ausdehnung.
Unter seinem Nachfolger Bernhard (924-968) wurden 936 die Eisenwerke von Groningen und die Harzbergwerke
entdeckt und in Betrieb gesetzt. Der Sprengel des Bistums begriff damals in sich die Gaue Nordthüringau, Hartingau, Darlingau,
Hassigau und Schwabgau; doch mußte Bischof Hildeward 968 hiervon mehreres zur Stiftung des Bistums Merseburg und des Erzbistums
Magdeburg abtreten. Er baute den unter seinem Vorgänger 965 eingestürzten Stephansdom wieder auf,
in welchem er 983 eine vom Bischof von Metz geschenkte kostbare Reliquie (Blut vom heil. Stephanus) feierlichst deponierte, und
erwarb 996 vom Kaiser das Markt, Zoll und Bannrecht.
Sein Nachfolger Arnulf (996-1023) erhielt vom Kaiser Heinrich II. die Gerichtsbarkeit über Halberstadt und Seligenstadt und das
Recht des Heerbannes in seinem Sprengel. Unter ihm wurde Halberstadt 998 zur Stadt erhoben und die Liebfrauenkirche
erbaut. Burkhard I. (Bukko, 1036-1059) erbaute eine bischöfliche Residenz (den Petershof), 24 Stiftshöfe oder Kurien für
die Kapitularen und auf dem Huy, einer Anhöhe, eine Kapelle, woraus später die Huyseburg entstand.
Sein Nachfolger Burkhard II. (1059-1088) baute den 1060 samt der Hälfte der Stadt Halberstadt abgebrannten
Dom wieder auf und erwarb 1063 für sein Stift die Immunität. Ein unermüdlicher Gegner Heinrichs IV., wurde er 1075 von diesem
kurze Zeit gefangen gehalten, 1088 aber von den Sachsen in Goslar erschlagen. Bischof Ulrich (seit 1149) rief durch seine feindliche
Gesinnung gegen den Kaiser Friedrich I. mannigfache Unruhen in Halberstadt hervor, weshalb er 1160 abgesetzt ward. Nach dem Frieden von
Venedig (1177) durch Alexander II. in seine Würde restituiert, geriet er mit Heinrich dem Löwen, welchem Bischof Gero inzwischen
einen Teil des bischöflichen Kirchenbesitztums geschenkt hatte, in heftigen Streit und reizte denselben
so, daß Heinrich 1179 Halberstadt eroberte und plünderte und Ulrich gefangen wegführte.
Letzterer starb 1181. Um 1200 brannte der Dom wiederum ab, und wenn auch Bischof Friedrich II. (1209-36) den Bau des neuen begann,
so verzögerte sich die Vollendung jenes gewaltigen Bauwerkes doch bis 1491. Unter dem Bischof Johann von
Hoyne brach 1420 eine Empörung des Volkes aus, die erst 1425 mit Hilfe Braunschweigs und Magdeburgs unterdrückt wurde. Obgleich
die Reformation in Halberstadt schon 1542 Eingang fand, so herrschten hier doch noch bis 1566 katholische Bischöfe. Um diese Zeit wählte
das Kapitel den zweijährigen Herzog Heinrich Julius von Braunschweig zum Bischof, um während der Administration
die bedeutenden Schulden des Stifts tilgen zu können. Im J. 1578 zur Regierung gelangt und 1589 auch als Herzog von Braunschweig
eingesetzt, schaffte Heinrich Julius 1591 in Halberstadt die katholischen Gebräuche ab. Er starb 1613. Nach
der Regierung seiner Söhne
Heinrich Karl, Rudolf und Christian, des bekannten Parteigängers im Dreißigjährigen Krieg, folgte als letzter
Bischof von Halberstadt Leopold Wilhelm von Österreich, unter welchem 1641 die Grafschaft Regenstein zum Hochstift kam, was indes einen
langen Prozeß mit Braunschweig zur Folge hatte.
Durch den Westfälischen Frieden kam das Hochstift 1648 als Fürstentum (s. oben) an Brandenburg, welches jedoch
erst nach dem Tod Leopold Wilhelms 1662 von demselben Besitz nahm.
ehedem Hauptstadt des Fürstentums (s. oben), jetzt Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, 123 m ü. M.,
liegt in fruchtbarer Gegend an der Holzemme und ist Knotenpunkt der Linien Halle-Zellerfeld und Magdeburg-Halberstadt der Preußischen
Staatsbahn und der Eisenbahn Halberstadt-Blankenburg. Die Bauart der Stadt ist wie die andrer Harzstädte altertümlich, der sogen.
Holz- oder Überbau, der darin besteht, daß auf hervorragenden Balken jedesmal das höhere Stockwerk über das untere heraustritt,
im allgemeinen vorherrschend.
Viele Hauser sind durch altes Holzschnitzwerk künstlerisch interessant (namentlich der Schuhhof, der
Ratskeller, die Ratswage etc.). Das sehenswerteste Gebäude ist der Dom, an der Ostseite des länglich viereckigen Domplatzes.
Er hat die Form eines lateinischen Kreuzes, ist 135 m lang, 23 m breit, 30 m hoch u. enthält außen 24 zum Teil sehr reich
gestaltete Strebepfeiler. Das Innere mit den schlank aufragenden Säulen und den schmalen, hohen Seitenschiffen
macht in seinem durch treffliche Glasmalereien gedämpft einfallenden Licht einen majestätischen Eindruck.
Das Chor, durch einen prachtvollen, in den üppigen Formen spätester Gotik ausgeführten Lettner vom Schiff getrennt, bildet
einen Dom im Dom. Der trefflich geordnete Domschatz, größtenteils im ehemaligen Kapitelsaal untergebracht, enthält eine
seltene Fülle von Reliquien und Kunstgegenständen. Von 1850 bis 1871 ist das Gebäude vollständig restauriert worden. Nichtsdestoweniger
mußte der nördliche der beiden schlanken Türme, um dem Einsturz vorzubeugen, 1883-84 abgetragen werden.
Nahe dem Haupteingang liegt der sogen. Teufels-, Leggen- oder Lügenstein, eins der Wahrzeichen Halberstadts, wahrscheinlich
ein heidnischer Opferaltar. Das Westende des Domplatzes nimmt die in ihrem Hauptbau 1146 geweihte viertürmige
Liebfrauenkirche ein, eine Pfeilerbasilika mit merkwürdigen alten Relieffiguren und Wandmalereien, 1848 restauriert. Die
Mitte des Domplatzes ziert ein 1874 errichtetes Kriegerdenkmal. Unter den übrigen Kirchen (im ganzen 8, 6 evangelische und 2 katholische),
verdient noch Erwähnung die Martinikirche im Spitzbogenstil, mit guten Glasmalereien und zwei ungleichen
Türmen; unter den sonstigen Gebäuden sind bemerkenswert: das altertümliche Rathaus (1360-81 erbaut), vor dem eine riesige
Rolandssäule steht, der Ratskeller (von 1461), der Petershof (ehemals Residenz der Bischöfe), das Gymnasialgebäude (von 1875)
etc. Die Zahl der
Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Kürassiere Nr. 7 und 1 Füsilier-Bat.
Nr. 27) 34,037, darunter 3190 Katholiken und 698 Juden. Die Industrie der Stadt erstreckt sich auf Handschuh-, Hanfschlauch-,
Leder-, Knochenkohle-, Gummiwaren-, Papier-, Zigarren-, Zucker-, Bleiweiß-, Zichorien- und Maschinenfabrikation, Spiritusbrennerei
etc.; auch befindet sich in eine große Eisenbahn-Reparaturwerkstatt mit 500 Arbeitern. An ein ehemals
hochberühmtes Erzeugnis der Stadt erinnert eins der Wahrzeichen, das Broyhanmännchen an einem Haus der Worth, der Sage nach
Konrad Broyhan, der 1526 zuerst in Halberstadt (nach andern in Hannover) das nach ihm benannte Getränk braute. Halberstadt hat ein Gymnasium (seit
1675, mit Bibliothek von 30,000 Bänden), ein Realgymnasium, eine Oberrealschule, ein Lehrerseminar, eine
Provinzial-Taubstummenanstalt und ist Sitz eines Landgerichts (für die acht Amtsgerichte zu Aschersleben, Egeln, Gröningen, Halberstadt, Oschersleben,
Osterwieck, Quedlinburg und Wernigerode), eines Hauptsteueramtes, einer Handelskammer und einer Reichsbankagentur. Südlich von
Halberstadt liegen die Spiegelsberge, eine vom Domherrn v. Spiegel aus öden Sandhügeln gebildete anmutige Parkanlage,
und die Klusberge, mit uralten menschlichen Wohnungen in den Sandsteinfelsen. - Halberstadts Ursprung fällt mit der Gründung
des Hochstifts Halberstadt zusammen.
Unter dem Bischof Arnulf soll es 998 Stadtrechte erhalten haben. 1113 ward die Stadt vom Kaiser Heinrich V. niedergebrannt, ebenso
von Heinrich dem Löwen 1179. Im Dreißigjährigen Krieg war sie abwechselnd im Besitz der Kaiserlichen und
der Schweden; von letztern kam sie 1648 an Brandenburg. In den Anfang des 18. Jahrh. fällt die Anlage der Gröpervorstadt jenseit
der Holzemme. Durch Gleim, der als Domsekretär in Halberstadt lebte, erhielt auch eine Bedeutung für die Litteratur.
Namhafte Dichter, wie Lichtwer, Klamer-Schmidt u. a., haben in Halberstadt gewohnt; andre sprachen häufig dort
vor, und man spricht von einer Halberstädter Dichterschule. Im Juli 1809 wurde hier vom Herzog von Braunschweig-Öls ein Regiment
Westfalen gefangen genommen.
Vgl. Lucanus, Wegweiser durch Halberstadt (2. Aufl., Halberst.
1866);
»Urkundenbuch der Stadt Halberstadt« (hrsg.
von Schmidt, Halle 1878, 2 Bde.);
Zschiesche, Halberstadt sonst und jetzt (Halberst. 1882);
heißen die Industrieprodukte in einem Stadium vor der Vollendung, z. B. rohes, ungebleichtes Gewebe, das
noch gebleicht oder gefärbt oder bedruckt werden soll;
der Loden in der Tuchfabrikation;
das Vorgarn
in der Spinnerei;
roh vorgeschmiedete oder gegossene Gegenstände u. dgl.
Die Belastung der Halbfabrikate mit Zöllen schädigt die Industrie in derselben Weise wie die Verteurung der Rohstoffe.
Ordnung der Insekten, umfaßt Kerbtiere mit gegliedertem Schnabel, stechenden (oder doch nur ausnahmsweise
beißenden) Mundwerkzeugen u. unvollkommener Metamorphose. Der Saugapparat (der sogen. Schnabel) der fast durchweg von flüssiger
Nahrung lebenden Tiere besteht aus der langen, drei- oder viergliederigen Unterlippe, die ein nahezu geschlossenes Rohr darstellt,
der kleinern sie von oben her an der Basis bedeckenden Oberlippe und den vier Kiefern, welche zu Stechborsten
umgewandelt in
dem Rohr vor- und rückwärts geschoben werden können. Am Thorax ist der erste Abschnitt (Prothorax) meist frei
beweglich und oft von beträchtlichem Umfang; der Hinterleib ist sechs bis neunringelig.
Die Flügel fehlen bisweilen ganz (Aptera), selten sind zwei, meist vier vorhanden, und dann sind die
vordern entweder halb hornig und an der Spitze häutig (Hemiptera im engern Sinn) oder den hintern gleich gebildet und ganz
häutig (Homoptera). Die Beine sind meist Gangbeine, dienen aber auch wohl zum Anklammern oder zum Schwimmen und Springen, selbst
zum Raub. Die Augen bleiben klein und sind meist mit Facetten versehen, selten Punktaugen mit einfacher
Hornhaut; häufig finden sich zwei Ocellen zwischen den Facettenaugen.
Die Bauchkette des Nervensystems ist meist zu einer großen, in der Brust gelegenen Nervenmasse zusammengezogen. Der Darm ist
häufig sehr kompliziert gebaut. Die Zahl der Nierenschläuche (Malpighischen Gefäße) ist gewöhnlich
vier. Die Halbflügler haben der Mehrzahl nach geringe Flugkraft und bedienen sich der Flügel seltener als die übrigen Insekten. Viele
verbreiten einen widerlichen Geruch, welcher von dem Sekret der in der Brust oder im Hinterleib gelegenen Stinkdrüsen herrührt.
Andre sondern durch zahlreiche Hautdrüsen einen weißen Wachsflaum auf der Oberfläche ihres Körpers ab.
Viele werden bei massenhaftem Auftreten jungen Pflanzen verderblich und erzeugen zum Teil gallenartige Auswüchse, andre leben
als Parasiten an Tieren. Die Larven gleichen schon beim Ausschlüpfen aus dem Ei dem vollkommenen Insekt, zeigen bereits nach
der ersten Häutung die Anfänge der künftigen Flügel und leben in derselben Weise wie die Erwachsenen.
Meist ist die Metamorphose in einigen Monaten, bisweilen (Blattläuse) in viel kürzerer Zeit vollendet; nur die Cikaden bedürfen
hierzu eines Zeitraums von mehreren Jahren. Die Larven der männlichen Schildläuse verwandeln sich nach vollendetem Wachstum
innerhalb eines Kokons in eine ruhende Puppe. - Man kennt etwa 12,000 Arten dieser über alle Erdteile verbreiteten
Ordnung und bringt sie in vier großen Gruppen unter: I. Homopteren (Homoptera) oder Cikaden (s. d. und Laternenträger).
Beide Flügelpaare gleich, in der Ruhe schräg gerichtet. II. Heteropteren (Heteroptera) oder Wanzen (s. d.). Flügelpaare ungleich,
in der Ruhe horizontal. III. Pflanzenläuse (Phytophthires). Schmarotzer auf Pflanzen. Hierher die Schildläuse
(s. d., Coccidae; Kochenille, s. d.), Blattläuse (s. d., Aphidae), Blattflöhe (s. d., Psyllidae). IV. Tierläuse (Zoophthires),
Schmarotzer auf Tieren. Hierher die Läuse (s. d., Pediculidae) und die Pelzfresser (s. d., Mallophaga).
Vgl. Fieber, Die europäischen
Hemiptera (Wien 1860);
Fabricius, Systema Rhynchotorum (Braunschw. 1805);
Amyot und Serville, Histoire naturelle des insectes:
Hémiptères (Par. 1843);
Hahn, Die wanzenartigen Insekten, abgebildet und beschrieben (fortgesetzt von
Herrich-Schäffer, Nürnb. 1831-53, 9 Bde.).
(halbbürtige Geschwister, Halbgeburt), solche Geschwister, welche nicht beide Eltern, sondern entweder
nur den Vater (consanguinei) oder die Mutter (uterini) miteinander gemein haben, im Gegensatz zu den rechten,
vollbürtigen Geschwistern auch, allerdings unrichtigerweise,
mehr
Stiefgeschwister genannt; denn solche sind die aus verschiedenen Ehen zusammengebrachten Geschwister, deren Vater und Mutter einander
erst nach der Geburt dieser Kinder geheiratet haben. Nach dem römischen. Recht stehen die Halbgeschwister in der Erbfolge den vollbürtigen
nach und werden durch diese davon ausgeschlossen, aber nur in nähern Verwandtschaftsgraden. Partikularrechte, wie
namentlich das preußische Landrecht, haben dagegen den vollbürtigen und halbbürtigen Geschwistern ein gleiches Erbrecht eingeräumt.
Das französische und österreichische Recht teilen die Verlassenschaft sehr zweckmäßig in zwei Hälften, in eine auf die
Seite des Vaters und in eine auf die Seite der Mutter fallende, wonach die Vollgeburt in Erbrecht auf beiden
Seiten, die Halbgeburt aber nur ein solches auf der einen Seite hat.
[* ] eine Größe in zwei gleiche Teile teilen. Als mathematische Operation gedacht, läßt sich das Halbieren bis ins
Unendliche fortsetzen. Es entsteht dann eine abnehmende Progression: ½, ¼, 1/8, 1/16, 1/32 etc. Geometrisch halbiert man
eine gerade Linie AB, wenn man von ihren Endpunkten A und B aus mit gleicher Öffnung des Zirkels ober-
und unterhalb derselben Bogen beschreibt und deren Schnittpunkte C und D durch eine gerade Linie verbindet; der Schnittpunkt
O der letztern mit AB ist der Halbierungspunkt von AB (s. Figur).
Zirkel mit Doppelschenkeln, welcher durch die Weite der Spitzen seiner kurzen Schenkel genau die
halbe Weite der Spitzen seiner langen Schenkel angibt.
Wenn man daher die Spitzen der letztern in den Endpunkten einer geraden
Linie, welche halbiert werden soll, genau einstellt, so ist die Weite der kurzen Schenkel gleich der gesuchten Hälfte dieser
geraden Linie.
Johann, Bildhauer, geb. zu Donnersdorf (Unterfranken), besuchte die Akademie der
bildenden Künste in München und wurde 1845 Professor der Bildhauerei an der polytechnischen Schule daselbst. König Ludwig I.
wandte ihm zahlreiche Aufträge zu. So modellierte er 1835 die Löwen an der Pinakothek, 1840 die Statuen der Roma und Minerva
am Hofgarten, 1841-43 in Klenzes Auftrag das Modell eines Atlanten und 12 Modellskizzen für die kolossalen
Figuren Raffaels, Tizians, Rubens' etc. am kaiserlichen Museum in Petersburg.
Ferner lieferte er das Viergespann mit den kolossalen Löwen für das Siegesthor in München (1847), ein Kruzifix in Bronze für
den südlichen Friedhof daselbst (1850), ein andres für die dortige Frauenkirche, zwei kolossale Löwen
und ein Relief im Wittelsbacher Palast (1848), die Modelle zu den 18 Figuren der Hauptprovinzen Deutschlands an der Befreiungshalle
zu Kelheim, die Statue des Königs Maximilian II. von Bayern im Hubertuskostüm zu Lindau (1854), den riesigen Löwen auf dem Hafendamm
daselbst, das Platendenkmal für Ansbach (1858), die Statue Fraunhofers für München (1866), eine Emanzipationsgruppe
für New York (1868), die Statue des Palatins Joseph in Pest (1869), viele Grabmonumente etc. Seine letzte Hauptarbeit war die
im Auftrag Ludwigs II. von Bayern ausgeführte
kolossale Passionsgruppe für Oberammergau (1875). Er zeigte nicht nur einen
tüchtigen dekorativen Sinn, sondern auch häufig feine Empfindung und sorgfältige Durchführung. Unter
den hervorragenden Münchener Bildhauern war er der erste, der sich zu einer mehr realistischen Auffassung der Natur hinneigte.
Er starb in München.
Bezeichnung der Hälften der Erd- oder Himmelskugel,
die durch Einlegung von Ebenen durch den Mittelpunkt entstehen. So teilt die Ebene des Äquators die Erd- und Himmelskugel in
eine nördliche und eine südliche ein jeder Meridian aber in eine östliche und eine westliche Halbkugel. Über Halbkugel im mathematischem
Sinn s. Kugel.
frühere Bezeichnung der nicht hämmerbaren Metalle, wie Antimon, Arsenik etc. Da die Grenzen dieser Sprödigkeit
sehr unbestimmt sind, so ist diese Bezeichnung außer Gebrauch gekommen.
Wahrzeichen des türkischen Reichs auf Minarets, Flaggen, Feldzeichen u. a., das nicht, wie man früher annahm,
bei der Eroberung Konstantinopels von den Griechen, denen der Halbmond ursprünglich Attribut der Artemis und Wahrzeichen von Ephesos
gewesen war, auf die Türken überging; letztere hatten vielmehr den Halbmond bereits seit Jahrhunderten geführt.
Das Zeichen des Halbmondes scheint altaischer Abstammung zu sein, wie denn schon Dschengis-Chans mit neun weißen Roßschweifen
verzierte Tatarenfahne bei Erstürmung der Chinesischen Mauer 1209 einen Halbmond trug.
Sultan Mohammed Tekesch von Chwaresm (1192-1200) schmückte die Spitze seines Zeltes mit einem und Orchan
(1326-60) heftete an die rote Fahne, welche er den Janitscharen verlieh, einen silbernen Halbmond. Die Erzählung, wonach die Türken
den als Erinnerung an den in der Nacht der Einnahme von Konstantinopel zur Hälfte verdunkelten Mond zu ihrem Wahrzeichen gemacht
haben sollen, entbehrt daher der Begründung. Die heutigen Türken erklären den Ursprung ihres Flaggenzeichens
aus einem Wunder des Propheten, der, um einige Skeptiker zum Schweigen zu bringen, den Vollmond in zwei Stücke geschnitten
und eins derselben in seinen Rockärmel versteckt habe. Der Halbmond mit einem Stern, den die türkischen Banner jetzt tragen, war
das alte Wappen Illyricums, wie Münzen aus den Zeiten Hadrians, des Septimius Severus u. a. beweisen; er findet sich auch auf
vielen alten Grabsteinen im Drinathal. Diese Zusammenstellung ist daher keine ursprünglich islamitische.
ein zur Zeit der Türkenkriege in die deutschen Regimentsmusiken gekommenes, ursprünglich türkisches Rassel-
oder Klingelinstrument, auch Schellenbaum oder Mohammedsfahne genannt.
(Orden des halben Mondes), von Sultan Selim III. zur Feier des Siegs Nelsons bei Abukir 1799 (nach andern erst
1801) gestifteter türkischer Orden zur Belohnung der Verdienste von Ausländern um die Türkei, aus drei
Klassen bestehend. Das Ordenszeichen, ein goldener runder, rot emaillierter Schild, vorn mit einem Brillantstern von Strahlen
umgeben und mit dem sichelförmigen Mond in Brillanten am Rand, auf dem Revers mit dem Namen Selims III. in einem Kranz von Verzierungen,
wird von der ersten Klasse an breitem roten Band von der rechten Schulter nach der linken Hüfte, von der
zweiten Klasse an einem schmälern Band um den Hals, von der dritten im Knopfloch getragen. Die erste Klasse trägt auf der linken
Brust noch einen silbernen Stern in Form einer strahlenden Sonne mit Stern und Halbmond in der Mitte.
(Teilbau, Halbbau, Halbscheidwirtschaft, Halbteilwirtschaft, Métayage) ist eine Form der Verpachtung landwirtschaftlicher
Güter, bei welcher der Verpachter dem Pachter Boden, Gebäude, Inventar, unter Umständen auch noch weiteres Betriebskapital
überläßt, der Pachter das übrige Betriebskapital und die ganze Arbeit stellt und der Pachtzins in einem
Teil des Bruttoertrags, in der Regel in der Hälfte (daher auch die Bezeichnung der Pachter als Halbleute), besteht.
Die Halbpacht war schon im Altertum bekannt, sie ist noch heute weit verbreitet, namentlich im Süden Europas (Frankreich, Spanien, Italien),
in einem großen Teil von Asien, neuerdings auch in Südamerika (besonders in Brasilien). Wo die Halbpacht besteht,
kommt sie wesentlich nur bei kleinen Gütern vor, die Pachter gehören der niedern landwirtschaftlichen Bevölkerung an, haben
wenig Vermögen und Bildung, die Verpachter sind große Grundbesitzer. Die Halbpacht kann im einzelnen manche Unterschiede (größere,
geringere Kapitalleistung des Eigentümers, größere, geringere Einwirkung desselben auf die Bewirtschaftung,
größerer, geringerer Pachtzins, längere, kürzere Dauer des Kontrakts) zeigen und zeigt auch thatsächlich solche in den
verschiedenen Ländern und Gegenden, wo sie vorkommt.
Die Halbpacht kann unter Umständen die Vorteile haben, daß Güter, für welche es an Zeitpachtern fehlt, und welche die Eigentümer
nicht selbst bewirtschaften können oder wollen, höhere Erträge als bei der Administration liefern und
dazu Personen, welche sonst Lohnarbeiter sein müßten, selbständige Unternehmer sind. Und möglich ist auch, wie die Halbpachtsverhältnisse
z. B. in Toscana zeigen, bei der ein hoch entwickelter Landbau und eine intensivere Kultur.
Aber in der Regel ergeben sich bei der Halbpacht sehr ungünstige Zustände: geringe Reinerträge, extensive Wirtschaft,
keine Fortschritte in der Produktion, eine klägliche Lage der Pachter. Und das liegt in der Natur der Halbpacht. Der Hauptübelstand
derselben ist die den Leistungen der Kontrahenten nicht entsprechende Teilung des Rohertrags. Diese bewirkt, da jeder höhere
Ertrag, der durch verstärkte Leistungen des einen Kontrahenten erzielt wird, mit dem andern zur
Hälfte zu teilen ist, daß beide Kontrahenten die Steigerung der Kapital- und Arbeitsleistungen unterlassen.
Auf niedern Wirtschaftsstufen machen sich diese Nachteile der Halbpacht weniger geltend, auf höhern erscheint die
Halbpacht wegen derselben im allgemeinen als
eine irrationelle Unternehmungsform und sie verliert auch thatsächlich mehr
und mehr an Terrain. Auch eine Reform derselben, wie sie von manchen (z. B. Sismondi, Fauconnier, W. Hamm) befürwortet wird,
dürfte weniger rationell sein als die Umwandlung von Halbpachtern in Eigentümer, resp. Erbpachter und die allgemeine Einführung
von Zeitpachten.
Vgl. Settegast, Die Landwirtschaft und ihr Betrieb (3. Aufl., Bresl. 1885);
Hamm, Das Wesen
und die Ziele der Landwirtschaft, S. 339 ff. (2. Aufl., Jena 1872).
im Mittelalter Ritter, welche diese Würde durch eine Reise ins Gelobte Land erworben oder vom römischen König
an dessen Wahltag den Ritterschlag empfangen hatten.
heißt in der Musik eine schlußartige Wirkung auf einen andern als den tonischen Akkord,
insbesondere auf den Dominantakkord. Die Schlußwirkung (Ganzschluß) hängt nämlich nur zur Hälfte von der Logik der Harmoniefolge
ab (vgl. Kadenz) und bedarf wesentlich der Mitwirkung rhythmischer Symmetrie. Die rhythmische Stelle einer Schlußwirkung ist
ein Schwerpunkt höherer Ordnung (schwerer Takt), der einem frühern korrespondierend gegenübertritt. Fällt
nun auf einen solchen die Dominante, so ist die Wirkung rhythmisch eine vollkommene, harmonisch aber einer Frage vergleichbar,
der Halbschluß. Tritt die Tonika selbst, eine Kadenz beendend, ein, aber mit einem fremden, ihre Konsonanz störenden Ton (meist der Sexte,
durch stufenweises Steigen des Dominantgrundtons), so entsteht die Wirkung des Trugschlusses.
werden solche Staaten genannt, deren Selbständigkeit zu gunsten eines andern Staats oder zu gunsten einer
staatlichen Vereinigung beschränkt ist. Letzteres ist insbesondere in Ansehung der zu dem gegenwärtigen deutschen Gesamtstaat
(Bundesstaat) gehörigen deutschen Einzelstaaten der Fall. Auch die Kantone der Schweizer Eidgenossenschaft
und die zur Union gehörigen nordamerikanischen Staaten sind halbsouveräne Staaten. Im erstern Sinn erscheinen als halbsouverän die Vasallenstaaten
der Türkei, Ägypten und Samos, ferner bis zum Berliner Frieden Serbien und Rumänien und seitdem Bulgarien. Der Inbegriff der
Rechte des Staats, welchem die Oberhoheit über den Vasallenstaat zusteht, wird Suzeränität genannt.
(Suffrutex), Holzgewächs, bei dem nur der zunächst über dem Boden befindliche Teil des Stengels verholzt
und den Winter über sich erhält, während die jüngern Zweige im Herbst absterben (Heidelbeere, Ginster, Gartensalbei).
Die
Halbsträucher bilden daher den Übergang von den echten Sträuchern zu den perennierenden Kräutern.
das kleinste Intervall, das in unserm Musiksystem als Tonfolge oder Zusammenklang zur Anwendung kommt; denn
die enharmonisch benachbarten Töne werden identifiziert, die enharmonische Verwechselung hat praktisch die Bedeutung der
Ligatur, des ausgehaltenen Tons. Man unterscheidet den diatonischen und chromatischen Halbton. Der diatonische Halbton findet sich
nur zwischen Tönen, die auf benachbarten Stufen der Grundskala ihren Sitz haben, z. B.:
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Im Verhältnis des chromatischen Halbtons stehen Töne, die von demselben Ton der Grundskala abgeleitet sind, z. B.:
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Eine dritte Art des Halbtons, z. B.:
^[img]
müssen wir den enharmonischen Halbton (doppelt verminderte Terz) nennen; das Vorkommen desselben setzt eine (übersprungene) enharmonische
Verwechselung voraus. Über die akustischen Tonhöhenbestimmungen der verschiedenen Arten der Halbtöne s. Tonbestimmung.
(Damentuch, Sommertuch), dünne, leichte Tuchstoffe aus feinem Material, nicht fest gewalkt, aber sorgfältig
appretiert.
Sie werden überall verfertigt, wo Tuchmacherei ihren Sitz hat, und zum Teil nach wärmern
Ländern exportiert, sind aber jetzt von den geköperten und gemusterten Paletotstoffen ziemlich verdrängt.
geneigte, abhängige Seite eines Bergs, Berghang; bei Berg- und Hüttenwerken aufgeschütteter
(gestürzter) Haufe von Erzen (Erzhalde), taubem Gestein (taube Halde), Schlacken etc.; Haldensturz bezeichnet das Gerüst, über
welchem das betreffende Gefäß auf die Halden entleert wird, sonst auch den Raum zur Aufnahme der Halden. Alte Halden, d. h. Halden
verlassener Berg- und Hüttenwerke, können Gegenstand neuer Verleihungen und neuen Betriebes werden, indem
die fortgeschrittenere Technik die vorteilhafte Verarbeitung von Erzen und Schlacken ermöglicht, welche früher als wertlos
über die Halde gestürzt werden müßten. Sich in die Halde legen, eine alte Zeche wieder aufnehmen und nur aus den Halden derselben
die Erze gewinnen, nicht die Zeche selbst bauen.
(spr. häld'män), Samuel Stehman, amerikan. Natur- und Sprachforscher, geb. zu Locust Grove in Pennsylvanien,
studierte auf dem Dickinson College zu Carlisle und zog 1835 nach Chickins, woselbst er mit seinen Brüdern eine Eisengießerei
gründete. Er beschäftigte sich in seinen Mußestunden eifrig mit den Naturwissenschaften, besonders mit Konchyliologie,
und gab das jetzt selten gewordene Werk »Monograph of the Limniades, or freshwater
univalve shells of the United States« (Philad. 1842) heraus, das besonders in Frankreich günstig aufgenommen wurde.
Von seinen sprachwissenschaftlichen Schriften erwähnen wir: »Elements of Latin pronunciation« (1851, 2. Aufl. 1873);
»Analytic
orthography« (1860),
wofür er den von Trevelyan, dem Präsidenten der Phonetischen Gesellschaft Großbritanniens,
ausgeschriebenen
Preis von 100 Pfd. Sterl. erhielt;
ferner: »The rhymes of the poets« (1868),
eine Sammlung schlechter Reimbeispiele;
»Pennsylvania Dutch«, eine Darstellung der pennsylvanisch-deutschen Umgangssprache (1872);
»Outlines of etymology« (1877)
und »Word-building« (aus dem Nachlaß, 1881).
Seit 1869 Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Universität
von Pennsylvanien, starb er in Chickins.
Dorf im schweizer. Kanton Graubünden,
mit 452 Einw., am Fuß des Calanda;
bildete bis 1798 mit den nächsten Umgebungen, nämlich
mit den verfallenen Burgen (am Felsen oberhalb des Dorfs), Krottenstein und Lichtenstein und der Nachbarschaft
Patänia, eine unabhängige Freiherrschaft, welche zuletzt dem Hause Salis zugehörte und seit 1568 unter dem Schutz Graubündens
stand. 1761 errichtete der Besitzer U. v. Salis im Schloß ein Philanthropien (später nach Marschlins verlegt).
Christian, Kupferstecher, geb. zu Durlach, besuchte das Atelier des Kupferstechers
Mechel in Basel,
erhielt 1796 einen Ruf von dem Chalkographischen Verein nach Dessau und 1804 als Hofkupferstecher nach Karlsruhe. Er
starb in Rippoldsau. Als Landschaftsstecher vereinigte Haldenwang Kraft mit Anmut und das freie malerische Spiel mit der zartesten
Vollendung. Hauptblätter von ihm sind: die vier Landschaften des Claude Lorrain, genannt die Tageszeiten,
in der Eremitage zu Petersburg;
die Landschaften nach Claude und Ruisdael, für das Musée Napoléon;
(spr. hehl), Matthew, brit. Rechtsgelehrter und Staatsmann,
geb. zu Alderley in der englischen Grafschaft Gloucester, ward Sachwalter unter Karl I., 1652 Sergeant at law, 1653 Judge
of common pleas, 1671 von Karl II. zum Lord-Oberrichter an der Kingsbench ernannt, starb und schrieb unter anderm:
»History of the common law of England« (Lond. 1713, 6. Ausg. 1820);
»Moral and religious works« (hrsg. von Thirlwall, das.
1805, 2 Bde.).
Vgl. Williams, Memoirs of the life, character and writings of Sir M. Hale (Lond. 1835).
Víteslaw, böhm. Dichter, geb. zu Dolinek
in Böhmen, studierte zu Prag, übernahm schon 1858 die Leitung der Zeitschrift »Maj«, 1861 die der »Slovanská
Beseda«; 1866 gründete er das Familienblatt. »Kvety«. Háleks Talent ist ein ausschließlich lyrisches, auch in seinen dramatischen
Dichtungen behält dasselbe auf Kosten des beabsichtigten Effekts die Oberhand. Seine besten Dichtungen enthält
die Sammlung »V prírode« (»In
der Natur«, Prag 1872); ferner sind zu nennen: »Vecerní písne« (»Abendlieder«,
das. 1858) und die lyrisch-epischen Gedichte: »Alfred« (das. 1858),
»Mej rima a Husejn« und »Krásná
Lejla« (»Die schöne Leila«, das. 1859),
Hory« (»Die Epigonen des Weißen Bergs«, das. 1869),
»Devce z Tatrové« (»Das Mädchen
von der Tatra«, das. 1871) und »Pohádky z nasi
vesnice« (»Märchen aus unserm Dorf«, das. 1874),
voll poetischer Unmittelbarkeit. Seine Dramen: »Carevic Alexej« und »Závis
z Falkensteina« wurden mit Erfolg aufgeführt, während die Aufführung seines »Král Rudolf« (1862) nicht
gestattet wurde. Seine Romane und Erzählungen sind unbedeutend. Hálek starb in Prag, wo ihm am Karlsplatz ein Denkmal
gesetzt wurde. Eine vollständige Ausgabe seiner Dichtungen (»Sebranl Spisy«) veranstaltete F. Schulz (Prag 1878-86, 8 Bde.).
Gerhard Anton von, deutscher Historiker und Dichter, geb. zu Oldenburg, widmete sich
in Frankfurt a. O., Straßburg und Kopenhagen dem Rechtsstudium, ward erster Assessor des Landgerichts zu Oldenburg und nach wenigen
Jahren Kanzlei- und Regierungsrat daselbst. Er stiftete hier 1783 eine Litterarische Gesellschaft, redigierte mit Gramberg die
»Oldenburgischen Blätter« und nachher allein die Zeitschrift »Irene«. 1790 bereiste er Deutschland, die
Schweiz und Frankreich, woraus seine »Blicke auf einen Teil Deutschlands etc.« (Hamb. 1791, 2 Bde.)
erschienen.
Während der französischen Herrschaft war er Rat am Appellhof in Hamburg, nach der Rückkehr des Großherzogs 1813 wurde er
Erster Rat und Dirigent der eutinischen Regierung und starb in Eutin. Er schrieb: »Geschichte des
Herzogtums Oldenburg« (Oldenb. 1794-96, 3 Bde.;
unvollendet);
»Leben Peters d. Gr.« (Münst.
1803-1805, 3 Bde.);
»Lebensbeschreibung des russischen Generalfeldmarschalls Grafen von Münnich« (Oldenb. 1803, neue Ausg. 1838)
u. a. Mit Runde gab er eine »Sammlung der wichtigsten
Aktenstücke zur neuesten Zeitgeschichte« (Oldenb. 1806-1807) heraus.
Seine »Gesammelten Schriften« erschienen in 8 Bänden (Münst.
u. Hannov. 1804-10). Seine »Selbstbiographie«
wurde von Strackerjan (Oldenb. 1840) herausgegeben.
Don Juan van, Graf von Peracampos, span. General, geb. auf der spanischen Insel Leon aus einer ursprünglich
belgischen Familie, trat in seinem 15. Jahr als Seekadett in das Marinekorps und machte die Schlacht von
Trafalgar mit. Darauf zum Seeoffizier ernannt und in den Dienst der Admiralität nach Madrid berufen, beteiligte er sich am Aufstand
entfloh dann zur Armee der spanischen Patrioten, unterwarf sich aber bald dem König Joseph und ward dessen Ordonnanzoffizier.
Später trat er wieder zur spanischen Insurrektionsarmee über. An einer Verschwörung gegen Ferdinand VII.
beteiligt, ward er 1815 verhaftet, bald aber wieder befreit und zum Oberstleutnant befördert. Von neuem in die Verschwörung
der Torrijos verwickelt, wurde er in die Kerker der Inquisition geworfen. Er wußte indes zu entkommen, nahm russische Dienste
und focht 1820 im Kaukasus. Als die Revolution von 1820 in Spanien ausbrach, kehrte er in sein Vaterland
zurück und focht hier als Minas Adjutant für die Konstitution.
Nach Unterdrückung der Revolution begab er sich erst nach Havana, dann nach den Vereinigten Staaten und endlich nach Brüssel.
Beim Ausbruch der belgischen Revolution übernahm er den Oberbefehl über die belgischen Insurgenten
und vertrieb die Holländer aus Brüssel, legte jedoch wegen Streitigkeiten mit de Potter sein Kommando nieder und ging als Militärgouverneur
nach Südbrabant, erhielt aber bald als Generalleutnant seinen Abschied, worauf er als Privatmann in Brüssel lebte, bis
ihn 1836 die
Königin Christine nach Spanien zurückberief.
Hier erhielt er den Befehl über eine Division, mit welcher er die Karlisten in Navarra schlug, wurde dann wegen einer Verschwörung
zu gunsten der Konstitution von neuem verhaftet, doch bald wieder freigelassen und 1840 Generalkapitän von Katalonien. Ein
treuer Anhänger Esparteros, bekämpfte er 1842 den in Barcelona ausgebrochenen Aufstand, beschoß, aus
der Stadt vertrieben, dieselbe vom Monjuich aus und zwang sie 3. Dez. zur Übergabe. Als aber nach Esparteros Sturz 1843 in Barcelona
der Aufstand von neuem ausbrach, schiffte er sich mit Espartero 30. Juli Cadiz nach England ein. Seitdem lebte er teils
hier, teils in Brüssel, bis ihm 1854 erlaubt wurde, nach Spanien zurückzukehren. Er starb. in Cadiz. Außer seinen
Memoiren schrieb er »Les quatres journées de Bruxelles« (Brüss. 1831).
(spr. hehls), Stephen, Pflanzenphysiolog, geb. zu
Beckesbourn bei Kent, studierte Theologie in Cambridge, wo sich seine Vorliebe für Mathematik und Naturwissenschaften
entwickelte, verwaltete dann mehrere Pfarren in verschiedenen Grafschaften und starb zu Teddington in Middlesex. Hales war
ein Forscher von dem originellen Erfindungsgeist und der gesunden, urwüchsigen Logik der großen Geister aus Newtons Zeitalter.
Abgesehen von mehreren physikalischen und chemischen Arbeiten, lieferte er das erste umfangreichere, ganz
der Ernährung und Saftbewegung der Pflanzen gewidmete Werk, in welchem er eine Fülle neuer Experimente und Beobachtungen, Messungen
und Berechnungen zu einem lebensvollen Bild vereinigte und die Lebenserscheinungen auf die damals bekannten mechanisch-physikalischen
Gesetze zurückzuführen suchte.
Lebhaftesten Anklang fanden seine Untersuchungen über die Transpiration und Wasserbewegung im Holz; auch
bewies er zuerst, daß zur Bildung der festen Substanz des Pflanzenkörpers gasförmige Stoffe in großer Masse beitragen. Er
erhob sich auf einen Standpunkt, der ihn die Vegetationserscheinungen in ihren wichtigsten Beziehungen zur übrigen Natur,
in ihrem innern Verlauf und Zusammenhang verstehen ließ. Die Resultate seiner Experimente hat er beschrieben
in: »Vegetable statics, or an account of some statical experiments on the sap in vegetables« (Lond. 1727, 3. Aufl.
1738) und »Hemastatics« (das. 1733),
beide deutsch u. d. T.: »Statik der Gewächse« und »Statik des Geblüts« (Halle 1748).
L., Gattung aus der Familie der Styraceen, Gehölze aus Nordamerika, mit länglich eiförmigen
Blättern, glockenartigen Blüten, die in geringer Anzahl aus seitenständigen Knospen vorjähriger Triebe entspringen, und
zwei- oder vierflügeliger Steinfrucht. Halesia tetrapteraL., von Virginia bis Carolina, ein 5-8 m hoher Strauch mit breit elliptischen
Blättern, weißen Blüten und vierflügeliger Steinfrucht, sowie Halesia diptera L., aus Florida und Georgia,
ein 3-6 m hoher Strauch mit breit elliptischen Blättern, weißen Blüten und zweiflügeliger Frucht, werden als Ziersträucher
kultiviert.
(spr. alewi), 1) Jacques François Elie Fromental, Komponist, geb. zu Paris aus
israelitischer Familie (Lévy), erhielt seine Ausbildung von 1809 an im dortigen Konservatorium
mehr
durch Berton und Cherubini und errang 1819 mit der Kantate »Herminie« den sogen. römischen
Preis. 1822 von Rom zurückgekehrt, wo er sich vorwiegend dem Studium der ältern italienischen Kirchenmusik gewidmet hatte,
versuchte er vergebens, seine Opern: »La Bohémienne« und »Pygmalion« auf einer der Pariser Opernbühnen zur Aufführung zu
bringen. Erst 1827 kam seine dritte Oper: »L'artisan«, auf die Bühne des Theaters Feydeau, machte aber wenig
Glück. Auch mit »Le roi et le bâtelier« (1828) hatte Halévy keinen
Erfolg.
Dagegen wurde die 1839 in der Italienischen Oper aufgeführte Oper »Clari« beifällig aufgenommen, wozu freilich auch der Umstand
beitrug, daß die Malibran die Hauptrolle darin sang. Seine nächstfolgende komische Oper: »Le dilettante
d'Avignon«, fand unbedingten Beifall und infolgedessen auch auf auswärtigen Bühnen Eingang. Halévy ward nun bald Komponist des
Tags und erhielt zahlreiche Aufträge, denen unter andern die Ballette: »Manon Lescaut« (1830) und »La tentation« (1832) ihre
Entstehung verdanken.
Zwischen diese beiden Ballette fallen der Zeit nach die drei kleinen komischen Opern: »Yelva«, »La langue
musicale« und »Les souvenirs de Lafleur«. Nachdem er noch 1834 Herolds unfertig hinterlassene Oper »Ludovic« vollendet, trat
er mit seinem bedeutendsten Werk: »La juive«, hervor, welche Oper 1835 in der Großen Oper zum erstenmal aufgeführt wurde und
ihm einen europäischen Ruf verschaffte. In der That zeigt »Die Jüdin« Halévys dramatische
Begabung, seine reiche melodische Erfindungskraft, endlich sein Geschick in der Behandlung der Singstimmen wie des Orchesters
in so günstigem Lichte, daß dies Werk zu den klassischen Zierden der französischen großen Oper zu rechnen ist, wiewohl
das massenhafte Aufgebot äußerer Effektmittel nach dem Vorgang Meyerbeers seinen künstlerischen Wert
beeinträchtigt.
Als sein zweitbestes Werk ist die komische Oper »L'éclair« (Ende 1835) zu bezeichnen, in welcher er der von Auber eingeschlagenen
Richtung folgt. An diese schließen sich die mit mehr oder minder Beifall aufgeführten Opern: »Guido et Ginévra«, »Les treize«,
»Le drapier«, »Le guitarréro«,
»La reine de Chypre«, »Les mousquetaires
de la reine«, »Le val d'Andorre«, »La
tempête« und »Dame de pique« (letztere beiden mit Text von Scribe),
»La magicienne« u. a. Als Lehrer hat Halévy von 1816 an bis
kurz vor seinem in Nizza erfolgten Tod mit seltenem Erfolg gewirkt; zu seinen Schülern zählen
unter andern Gounod, Victor Massé, Bazin. Die gleiche künstlerische Tüchtigkeit bewies er als Orchesterdirigent der Italienischen
Oper (1827-29) und als Gesangsdirektor der Großen Oper (1829-45). Endlich gab ihm seine 1854 erfolgte Ernennung zum ständigen
Sekretär der Pariser Akademie der schönen Künste Gelegenheit, sich vielfach als gewandter Schriftsteller
und Redner zu zeigen. Seine Gedächtnisreden erschienen gesammelt als »Souvenirs et portraits« (1861) und »Derniers souvenirs
et portraits« (1863). Außer seinen Bühnenwerken hinterließ an Kompositionen nur einige Kirchensachen, eine vierhändige
Sonate und kleinere Stücke für Klavier. Seine Biographie schrieben sein Bruder León Halévy (2. Aufl., Par. 1863)
und Pougin (das. 1865).
2) Léon, franz. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. zu Paris, studierte Rechtswissenschaft, trat dann in Beziehungen
zu Saint-Simon, zu dessen Werk »Opinions littéraires, philosophiques et industrielles«
(1825) er die Einleitung schrieb, war 1831-34 Professor an der polytechnischen
Schule, bekleidete 1837-53 eine
Stelle im Ministerium des Unterrichts und widmete sich dann ausschließlich der Schriftstellerei. Er starb in St.-Germain
en Laye. Halévy hat sich auf verschiedenen Gebieten schriftstellerisch bethätigt.
Von seinen Schriften geschichtlichen und litterargeschichtlichen Inhalts erwähnen wir: »Résumé de l'histoire des juifs«
(1827-28, 2 Bde.) und »Histoire résumée de la littérature française« (1838, 2 Bde.).
Außerdem hat er Gedichte (»La peste de Barcelone«, 1822; »Les
Cyprès«, 1825, u. a.),
Fabeln (zwei Sammlungen, 1843 u. 1853, preisgekrönt),
Novellen und dramatische Dichtungen (»Le Czar
Demetrius«, 1829; auch Lustspiele und Vaudevilles) hinterlassen und sich besonders durch Übertragungen (»Poésies européennes«,
1837; »La Grèce tragique«, 1845-61, 3 Bde.,
preisgekrönt) und Bühnenbearbeitungen moderner Dramen des Auslandes (z. B. von Werners »Luther«, Shakespeares »Macbeth«, Goethes
»Clavigo« u. a.) verdient gemacht. Endlich gab er auch eine Biographie seines Bruders (s. Halévy 1) heraus.
3) Joseph, franz. Orientalist und Afrikareisender, geb. zu Adrianopel, besuchte 1868 das nördliche Abessinien,
durchforschte dann im Auftrag der Pariser Akademie 1869-70 Jemen nach sabäischen Inschriften, deren er 683 heimbrachte, zum
Teil in einer vorher unbekannten Schwestersprache des Sabäischen (dem Minaischen) abgefaßt. Von Hodeida aus ging er nach
Sana, Marib (Saba) und von da nördlich über vorher unbekanntes Gebiet bis Bled Nedschran, etwa unter
18° nördl. Br., so daß seine Reise auch in geographischer und ethnographischer Hinsicht sehr bedeutend ist. Er schrieb:
»Mission archéologique dans le Yemen« (Par. 1872);
»Essai sur la langue Agaou, le dialect des Falachas« (das.
1873);
»Voyage au Nedjrân« (1873);
»Études berbères« (1873);
»Mélanges d'épigraphie et d'archéologie sémitiques« (1874);
»Études sabéennes« (1875);
»Études sur la syllabaire cunéiforme« (1876);
»Recherches critiques sur l'origine de la civilisation babylonienne« (1877);
»Essai sur les inscriptions du Safa« (1882);
»Mélanges de critique et d'histoire relatifs aux peuples sémitiques« (1883).
4) Ludovic, franz. Bühnendichter und Schriftsteller, Sohn von Halévy 2),
geb. zu Paris, machte sich zuerst bekannt als Verfasser der Texte zu den Offenbachschen Burlesken
(zum Teil in Gemeinschaft mit Meilhac: »Orphée aux enfers«, 1861; »La
belle Hélène«, 1865; »La vie parisienne«, 1866; »La
grande-duchesse de Gérolstein«, 1867; »Les brigands«, 1870, u. a.)
und schrieb außerdem eine große Anzahl von Vaudevilles, Lustspielen und Dramen der leichtern Gattung (z. B.
»La périchole«, 1868; »Froufrou«,
1869; »Tricoche et Cacolet«, 1872; »Le
mari de la débutante«, 1878; »La petite mère«, 1880). Das humoristische
Talent, welches er hier entwickelte, fand einen noch glücklichern Ausdruck in den anziehenden Skizzen aus dem Pariser Theaterleben:
»Madame et Monsieur Cardinal« (1873) und »Les
petits Cardinal« (1880),
die ihn als ebenso feinen Beobachter und Schilderer der Sitten seiner Landsleute wie echten Humoristen
bekunden. Noch sind zu erwähnen: »L'invasion« (1872),
eine Sammlung von ursprünglich im »Temps« veröffentlichten Feuilletons
(persönliche Erinnerungen an den Krieg von 1870/71 enthaltend),
sowie aus neuester Zeit die Erzählungen: »L'abbé Constantin«
(1882),
»Criquette« (1883),
»Deux mariages« (1883) u. a. 1886 wurde Halévy Mitglied
der Akademie.
Stadt im alten Böotien, zwischen dem See Kopais und den Ausläufern des Helikon, ward von den Persern unter
Xerxes zerstört, erstand aber wieder aus den Trümmern und war im Peloponnesischen Krieg eine der bedeutendsten Städte dieser
Gegend.
Vor ihren Mauern verlor Lysandros 395 v. Chr. Schlacht und Leben.
Zum zweitenmal (171 v. Chr.) von
den Römern zerstört, erholte sie sich nicht wieder.
(spr. hällibört'n), Thomas Chandler, angloamerikan. Schriftsteller, geb. 1803 zu Windsor in Neuschottland,
praktizierte zu Halifax als Advokat, wurde 1842 Richter am ersten Tribunal von Neuschottland, ließ sich später
in England nieder, ward 1859 für Launceston in das Parlament geschickt und schloß sich hier der konservativen Partei an; doch
erhob er öfters im Interesse seines Geburtslandes scharfen Tadel gegen die koloniale Politik Englands. Haliburton starb in
Isleworth bei London. Er schrieb: »The clockmaker, or the sayings and doings of Samuel Slick of Slickville«
(1837-40, 3 Bde.; neue Ausg. 1870),
eine lebenswahre Schilderung des schlauen u. spekulationssüchtigen Yankees;
»Bubbles of Canada« (Lond. 1839);
»Historical and
statistical account of Nova Scotia« (Halifax 1829, 2 Bde.);
»The attaché, or Sam Slick in England« (Lond.
1843, 2 Bde.; neue Ausg. 1862);
eine historische Übersicht der britischen Kolonien in Nordamerika unter dem Titel: »Rule and
misrule of the English in America« (das. 1851, 2 Bde.);
»Sam Slick's traits of American humour« (das. 1852, 3 Bde.;
neue Ausg. 1866),
worin er wieder das Feld betrat, auf dem er die ersten Erfolge errang;
»Sam Slick's wise
saws« (das. 1859) und »Nature and human nature« (das. 1855, 2 Bde.;
neue Ausg. 1859).
(spr. -itsch), Stadt in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Stanislau, am Einfluß des Lukew in den Dnjestr und an der
Eisenbahn Lemberg-Czernowitz-Jassy, in fruchtbarer Gegend, mit (1880) 3464 Einw.,
einem Bezirksgericht und Minoritenkloster. Dabei auf steiler Anhöhe die Ruine des festen Schlosses Halicz, welches 1430 vom polnischen
König Wladislaw Jagello an den Woiwoden der Moldau, Ellas, verpfändet wurde, welcher hier seine Schätze barg. Dieses Schloß,
vom Starosten Andreas Potocki 1658 von Grund aus restauriert und befestigt, befand sich bereits 1765 in Verfall.
Halicz war von 1140 bis 1255 der Sitz der russischen Teilfürsten aus der Dynastie der
Rostislawitschen, dann der
Romanowitschen aus Wladimir, die nach dem Aussterben der Rostislawitschen 1199 Wladimir mit Halicz vereinigten; daher der bis heute
geltende Landesname »Galizien und Lodomerien« (s. Galizien). Die Stadt wurde samt dem ganzen Land Rotreußen 1340 von
Kasimir d. Gr. eingenommen, 1387 vom polnischen König. Wladislaw Jagello der ungarischen Besatzung, die sich daselbst seit
Ludwig d. Gr. aufhielt, entrissen und dem Polenreich einverleibt. Heute sind Zalukiew,
Pitrycz und Kryw, welche einst Teile der ansehnlichen Stadt Halicz bildeten, selbständige, von Halicz weit
abgelegene Dörfer.
[* ] 1) Stadt im südwestlichen Yorkshire (England), auf steiler Höhe am Hebble (Nebenfluß
des Calder) gelegen, ist die älteste Fabrikstadt der Grafschaft, mit Hauptkirche aus dem 15. Jahrh., großer Tuchhalle, neuem
Rathaus in italienischem Stil, Museum, Theater, zwei Parken und (1881) 73,630 Einw. Tuch, Kammwollwaren und Teppiche sind die Stapelmanufakturen
des Platzes. - 2) Hauptstadt der britisch-amerikan. Provinz Neuschottland, an der Chebuctobai, die durch
einen engen Kanal mit dem 50 qkm großen Bedfordbassin in Verbindung steht, nie zufriert und einen der vorzüglichsten Häfen
der Welt bildet.
Die Stadt ist schön gebaut, hat breite Straßen, ausgedehnte Kais mit Warenspeichern, viele schöne Gebäude und (1881)
36,100 Einw. Sie ist Sitz eines anglikanischen Bischofs, eines katholischen Erzbischofs sowie eines deutschen Konsuls, wird
als Ausgangspunkt der kanadischen Pacificbahn durch eine Citadelle und vorgeschobene Werke verteidigt und besitzt bedeutende
Werften. Unter den zahlreichen öffentlichen Gebäuden zeichnen sich aus: die Province Buildings, Sitz der Gesetzgebenden Versammlung
und der Behörden, das Government House, ein Gerichtshof und die Kasernen, die größten in ganz Amerika.
Unter den wissenschaftlichen Anstalten verdienen Erwähnung: die Dalhousie-Universität, ein presbyterianisches College, das
Provinzialmuseum, der Geologische Verein und fünf öffentliche Bibliotheken. Handel und Reederei sind von Bedeutung (Einfuhr
1884-85: 6,154,107, Ausfuhr 4,927,631 Doll.). 1884-85 liefen 3557 Schiffe von 808,642 Ton. Gehalt ein, und
zum Hafen gehörten 935 Schiffe von 84,278 T. Gehalt. Die Stadt wurde erst 1749 gegründet. Ihr gegenüber liegt Dartmouth (3786
Einw.).
[* ] 1) Sir George Savile, Marquis von, brit. Staatsmann, geb. 1630, wurde 1668 von Karl II. zum Peer und Viscount Halifax ernannt,
schloß sich eine Zeitlang der Führung Shaftesburys an und war mit diesem eins der thätigsten Mitglieder
der Opposition, obwohl er keiner der beiden großen sich eben damals bildenden Parteien, Whigs und Tories, angehörte, sondern
als das Haupt der sogen. Trimmers (»Schwankenden«)
galt, die zwischen beiden eine mittlere Stellung einnahmen. 1679 wurde er mit andern Männern der Opposition
in den Geheimen Rat berufen und zum Grafen von Halifax ernannt. 1680 war es seine glänzende Beredsamkeit, die 15. Nov. im Oberhaus die
Verwerfung der Bill bewirkte, durch welche der Herzog von York von der Regierung ausgeschlossen
mehr
werden sollte. Seine darauf vom Unterhaus verlangte Entlassung lehnte der König entschieden ab; vielmehr wurde Halifax zum Geheimsiegelbewahrer
und 1682 zum Marquis ernannt. Nachdem aber der Herzog (nun Jakob II.) 1685 zur Krone gelangt war, war Halifax, jetzt Präsident des
Geheimen Rats, durchaus nicht mit allen Maßregeln Jakobs einverstanden und wurde deshalb entlassen.
Er ging nun zur Opposition über, ward 1688, als Wilhelm von Oranien gelandet war, als königlicher Kommissar in dessen Lager
gesandt, suchte eine Vermittelung zwischen Jakob und Wilhelm anzubahnen, schloß sich aber, als dies durch den Fluchtversuch
des Königs vereitelt war, an Wilhelm III. an, präsidierte während der Konvention im Oberhaus und wirkte
für die Übertragung der Krone an Wilhelm III. Er wurde 1689 Siegelbewahrer und blieb Sprecher des Oberhauses, resignierte aber
Anfang 1690 und starb 1695. Halifax war unter allen Staatsmännern seiner Zeit vielleicht der intelligenteste und
begabteste, wenn auch nicht der zuverlässigste und gewissenhafteste.
2) Charles Montague, Graf von, vierter Sohn des Grafen George von Northumberland, engl. Dichter und Staatsmann, geb.
wurde, für den geistlichen Stand bestimmt, zu Westminster erzogen, studierte in Cambridge besonders unter Newtons Leitung und
knüpfte eine enge Freundschaft mit dem Dichter Matthew Prior, mit dem er gemeinschaftlich 1687 eine Parodie
auf Drydens »Hind and panther« schrieb, die sehr beifällig aufgenommen wurde. Der Graf von Dorset führte ihn in die politischen
und schöngeistigen Kreise Londons ein und verschaffte ihm 1688 einen Sitz im Unterhaus, wo sich Halifax den Whigs anschloß und durch
sein ungemeines Rednertalent bald eine leitende Rolle spielte. Im März 1692 ward er zum Kommissar des
Schatzamtes ernannt, und 1694 wurde hauptsächlich durch seinen Einfluß die Gründung der englischen Bank durchgesetzt.
Zum Schatzkanzler (Finanzminister) ernannt, stellte er den gesunkenen Staatskredit wieder her und beseitigte das früher ständige
Defizit im Budget des Staats. 1697 wurde er erster Lord des Schatzes, bald darauf einer der drei Lord-Justices,
die in Wilhelms Abwesenheit die Regentschaft führten. Als indes 1698 die Opposition bei den Wahlen die Majorität im Unterhaus
gewann, verlor er im Parlament allen Einfluß und mußte 1699 das Schatzkanzleramt niederlegen. Er ließ sich 1700 zum Baron
Halifax ernennen und trat ins Oberhaus. 1701 wurde er mit andern Führern der Whigs vom Unterhaus in Anklagezustand
versetzt, von den Lords aber freigesprochen. Unter Königin Anna verlor er seine Ämter, trat aber infolge der Wahlen von 1705 wieder
in die Regierung, schloß sich an Marlborough an, war für die Union Schottlands mit England 1706 und für
die Sicherung der hannöverschen Erbfolge thätig, wurde nach Georgs I. Thronbesteigung 1714 zum Grafen von und ersten Kommissar
des Schatzes ernannt; starb Seine poetischen Werke (gesammelt Lond. 1715) erheben sich
nicht über die Mittelmäßigkeit. Dagegen war ein Staatsmann ersten Ranges, vor allem in finanziellen
Fragen, und hat sich auch durch Begünstigung und Beschulung von Dichtern und Gelehrten, namentlich Newtons, große Verdienste
erworben.
3) Sir Charles Wood, Viscount von, brit. Staatsmann, geb. ältester Sohn
des Baronets Sir Francis Lindley Wood, studierte zu Oxford, trat in seinem 26. Jahr ins Unterhaus, ward als
Privatsekretär seines Schwiegervaters, des Grafen Grey, welcher
1830 Premierminister geworden war, in die Regierungsgeschäfte
eingeführt und 1832, nach Annahme der Reformbill, Sekretär des Schatzamtes. Nachdem er noch einige Zeit das Amt eines Sekretärs
der Admiralität bekleidet hatte, erlangte er 1846 in Lord Russells Ministerium als Kanzler der Schatzkammer
einen Sitz im Kabinett, rief indes durch seine Finanzverwaltung vielfache Angriffe hervor und trug dadurch nicht wenig zur
Diskreditierung der Whigregierung bei. Er war dann nacheinander Präsident des ostindischen Kontrollamtes im Ministerium Aberdeen
(1852), erster Lord der Admiralität im Koalitionsministerium Palmerstons (1854), Staatssekretär für Indien im zweiten
Ministerium Palmerstons (1859) und Geheimsiegelbewahrer im Ministerium Gladstone vom Juli 1870 bis zu dessen Auflösung 1874. Schon 1866 war
er zur Peerswürde erhoben worden; den Titel eines Viscounts Halifax erhielt er nach der Wählerschaft, die er eine lange Reihe von
Jahren im Unterhaus vertreten hatte. Er starb Eine Skizze seines Charakters s. in »Political portraits«,
S. 254 ff. (Lond. 1873).
im Altertum angesehene Stadt in Karien, an der Nordküste des Keramischen Meerbusens, von Doriern aus Trözen
gegründet, mit zwei Häfen, mehreren starken Citadellen, deren stärkste Salmakis war, herrlichen Tempeln
und dem berühmten Mausoleum, einem der sieben Wunder der Welt. Halikarnassos gehörte früher zur dorischen Hexapolis, ward aber infolge
eines bei dem Bundesfest entstandenen Zwistes ausgestoßen. Zur Zeit der persischen Herrschaft schwang sich Lygdamis daselbst
zum Tyrannen auf, dessen Nachkommen nach und nach die Herrschaft über ganz Karien sich aneigneten.
Unter ihnen ist Mausolos, Gatte und Bruder der Artemisia, der bekannteste, nach dessen Tod (353) letztere das erwähnte Mausoleum
(s. d.) erbaute. 334 v. Chr. vermochte Alexander d. Gr. zwar die Unterstadt einzunehmen, nicht aber die Burg Salmakis, wo sich
die Perser unter Memnon hielten. Seitdem erholte sich Halikarnassos nicht wieder. Halikarnassos war
Vaterstadt der Geschichtschreiber Herodot und Dionysios sowie der Dichter Hekatäos und Kallimachos. An derselben Stelle wurde
von dem Großmeister der Johanniterritter, Philibert de Raillac, zu Anfang des 15. Jahrh. eine
dem heil. Petrus geweihte Citadelle, Petronion, gegründet, woraus der jetzige Name Budrun entstand. Die
Erforschung der Ruinen verdankt man besondersL. Roß und Newton.
Vgl. Newton, History of discoveries at Halicarnassus (Lond.
1862).
Ludwig, Dichter, geb. zu Wien, machte seit 1819 daselbst seine Studien und trat nach Vollendung derselben 1823 in
den Staatsdienst. Als Beamter des Hofkriegsrats 1831 nach Italien versetzt, starb er bereits in
Verona. Freund und Gesinnungsgenosse der Dichter Auersperg, Bauernfeld, Feuchtersleben u. a., erscheint Halirsch in seinen zum großen
Teil in Taschenbüchern etc. zerstreuten poetischen Arbeiten als eins der bedeutendsten Talente Österreichs, das aber infolge
eines zu frühen Todes nicht zu voller Entwickelung gelangte. Wir nennen: »Petrarca«, Drama (Leipz. 1824);
»Die Demetrier«, Trauerspiel (das. 1824);
»Novellen und Geschichten« (Brunn 1827);
»Der Morgen auf Capri«, dramatisches Gedicht
(Leipz. 1829);
»Balladen und lyrische Gedichte« (das. 1829);
mehr
»Die beiden Bilder«, Roman (das. 1829) etc. Seinen »Litterarischen Nachlaß« (Wien 1840, 2 Bde.) sowie zwei »Novellen« aus demselben
(das. 1842) gab Seidl heraus.
(spr. hällket, in Schottland häcket gesprochen), Hugh, Freiherr von, hannöv. General, geb. zu
Musselburgh bei Edinburg aus einer schottischen Familie, trat schon 1798 in die schottische Brigade und 1803 als Kapitän in die
deutsche Legion. 1805 wurde er Major in dem 2. leichten Bataillon und nahm 1805-1808 an den Expeditionen nach der Elbmündung,
nach Rügen, Kopenhagen und Schweden teil. 1808 ging er mit der Brigade Altens nach Spanien und befand sich
bei dem kühnen Rückzug Moores bei der Flankendivision, welche denselben deckte. 1809 nahm Halkett bei der Schelde-Expedition unter
Lord Chatham an dem Bombardement von Ter-Veer und der Belagerung von Vlissingen teil. Im Frühjahr 1811 aber ging er abermals
nach Spanien, wo er der zweimaligen Belagerung von Badajoz und den Schlachten von Albuera und Salamanca beiwohnte.
Am zum Oberstleutnant befördert, begab er sich im Frühjahr 1813 mit Verstärkungen zu dem Korps des Generals Wallmoden
nach Mecklenburg und erhielt hier den Befehl über eine hannöversche Brigade, mit welcher er in dem Gefecht
an der Göhrde 16. Sept. das feindliche Zentrum durchbrach. Im März 1814 ward er zum Obersten in der hannöverschen Armee ernannt
und kommandierte in der Schlacht bei Waterloo die 3. hannöversche Brigade auf dem rechten Flügel der Schlachtordnung.
Nachdem er den ganzen Tag die feindlichen Angriffe auf Hougomont heldenmütig zurückgewiesen, drang er,
als am Abend die Armee die Offensive ergriff, vor und sprengte ein Karree der Kaisergarde. Halkett machte hierbei den General Cambronne
(s. d.) eigenhändig zum Gefangenen. Nach dem zweiten Pariser Frieden blieb Halkett mit seiner Brigade bei dem Okkupationskorps in
Frankreich zurück. 1834 zum Generalmajor ernannt, kommandierte er nacheinander die 2. und 1. Infanteriedivision.
Als 1848 die Herzogtümer Schleswig und Holstein sich gegen Dänemark erhoben, führte er ihnen die Truppen des 10. deutschen
Armeekorps vereint mit den Preußen zu Hilfe, schlug die Dänen 24. April bei Översee und ward zum General der Infanterie, nach dem
Feldzug aber zum Inspektor der gesamten Infanterie ernannt und 1862 in den erblichen Freiherrenstand erhoben.
Er starb in Hannover.
Vgl. von dem Knesebeck, Leben des Freiherrn Hugh v. Halkett (Stuttg. 1865).
(Alcyone), im griech. Mythus Tochter des Äolos und der Ägiale, Gemahlin des Königs Keyx von Trachis.
Dieser litt auf einer Reise Schiffbruch und ertrank. Als die Wellen seinen Leichnam an das heimatliche Ufer treiben und die dort
harrende Gattin ihn erkennt, stürzt sie sich aus Schmerz ihm nach in die Fluten, wo beide von Thetis in Eisvögel (Halkyonen)
verwandelt werden, fortleben und sich fortlieben. Da während ihrer Brutzeit (im Dezember) Vater Äolos
alle Winde ruhen ließ, entstand der sprichwörtliche Ausdruck halkyonische Tage (lat. alcedonia), womit man glückliche Tage
heiterer Ruhe bezeichnet.
[* ] 1) Stadt in Nordtirol, Bezirkshauptmannschaft Innsbruck, 559 m ü. M., am linken Ufer des schiffbaren Inn
und an der
Eisenbahn von Kufstein nach Ala, Sitz eines Bezirksgerichts, einer Salinenverwaltung, eines Revierbergamtes,
hat eine schöne gotische Pfarrkirche mit Gemälde von Erasm. Quellinus und dem Denkmal Speckbachers, einen alten Münzturm,
ein Obergymnasium, eine Fachschule für Holzindustrie, die Landes-Taubstummen- und Irrenanstalt und (1880) 5456 Einw. In industrieller
Beziehung sind Fabriken für Papier, Wollwaren, Kaffeesurrogate, Schokolade, Bier und Zwirnerei zu nennen;
am wichtigsten aber ist die Salzsiederei, zu welcher die Sole von dem 11 km nordwärts 1600 m emporragenden Salzberg geleitet
wird.
Die Ausbeute betrug 1884: 143,786 metr. Ztr. Salz. Das Salzwasser wird auch zu Solbädern benutzt, und in neuester Zeit ist
Hall außerdem klimatischer Kurort geworden. Es erhielt schon 1303 Stadtrechte. In den Jahren 1663 und 1670 ward
Hall von heftigen Erdbeben betroffen. Hier auch Gefechte 11. und 12. April,29. Mai zwischen Tirolern und Bayern, in welchen
sich neben Speckbacher namentlich der Schützenmajor Straub aus Hall auszeichnete. Früher war daselbst eine berühmte Münzstätte
(F), wo noch 1809 die sogen. Sandwirtszwanziger geprägt wurden. 1 km westlich
von Hall Dorf Heiligkreuz, gleichfalls mit Solbädern und schönem gotischen Kirchlein, östlich der Gnadenwald, ein als Kuraufenthalt
beliebter Naturpark.
Vgl. Schweyger, Chronik der Stadt Hall 1303-1572 (hrsg. von Schönherr, Innsbr.
1867).
2) (Bad-Hall) Marktflecken in der Oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft Steier, 376 m ü. M., auf einer
Anhöhe über dem Sulzbach und der Kremsthalbahn, hat ein Militär-Kurhaus, ein neues Theater, eine dem Land Oberösterreich
gehörige Badeanstalt und (1880) 879 Einw. Die Heilquellen sind vier brom- und jodhaltige Solquellen von 11° C. Temperatur,
von denen eine bereits seit 1100 Jahren im Gebrauch ist, die andern 1869 entdeckt wurden; sie werden mit
Erfolg besonders bei skrofulösen Drüsenanschwellungen, Knochen- und Gelenkkrankheiten, Syphilis, chronischen Hautkrankheiten,
Frauenkrankheiten, chronischen Katarrhen etc. gebraucht. Die Kurfrequenz beläuft sich jährlich auf ca. 2300 Personen.
Vgl.
Rabl, Bad Hall (2. Aufl., Wien 1879);
Schuber, Der Kurort Hall (2. Aufl., das. 1881);
Katser, Der Kurort Bad Hall (das.
1882).
3) (Schwäbisch-Hall) Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, 242 m ü. M.,
im tiefen Thal und zu beiden Seiten des Kocher und an der Linie Heilbronn-Krailsheim der Württembergischen Staatsbahn, hat 6 evang.
Kirchen (darunter die schöne, 1427-1525 erbaute gotische Michaeliskirche mit vortrefflichen Holzschnitzwerken), eine
neue kathol. Kirche, ein stattliches Rathaus, ein reiches Hospital, ein Landesgefängnis, ein Solbad mit
ausgedehnten Anlagen, Baumwollspinnerei, Fabriken für Bügeleisen, Maschinen, Achsen, Teigwaren, Stärke, Harzprodukte, Mineralwasser,
Bürsten u. Pinsel, ferner Eisengießerei, Sägewerke, Kunstmühlen, Ziegeleien, Bierbrauereien, Gerbereien, bedeutende Viehmärkte,
eine Landesproduktenbörse und (1885) 9126 meist evang. Einwohner.
Die Saline steht unter staatlicher Verwaltung und versiedet die Sole, welche aus dem 8 km entfernten Steinsalzbergwerk
Wilhelmsglück hierher geleitet wird. Hall hat ein Gymnasium, eine Realschule und ist Sitz einer Generalsuperintenden-
tur und eines Landgerichts (für die 7 Amtsgerichte zu Gaildorf, Hall, Krailsheim, Künzelsau, Langenburg, Mergentheim und Öhringen).
Südlich von der Stadt, am Kocher, liegt die Ruine der großen Festung Limpurg und das turmreiche Schloß Komburg (s. d.). Hall verdankt
seine Entstehung und sein Aufblühen der jetzt noch vorhandenen, mitten in der Stadt gelegenen Salzquelle,
zu deren Schutz sieben Burgen entstanden. Die erste derselben war die Burg Hall; hier wohnten die vom Reich belehnten Salzgrafen,
als deren erste die Grafen von Westheim genannt werden.
Später kam an die Tempelherren. Im J. 1276 wurde Hall von Rudolf von Habsburg zur freien Reichsstadt erhoben,
hatte ein Gebiet von 330 qkm, eine eigne Münze etc., in welcher die ersten Heller geschlagen wurden. Im J. 1329 kam es hier
wegen der Verfassung zu einem Aufstand der Bürger gegen den Rat; später schloß sich an die verschiedenen Städte-, Ritter- und
Grafenbünde an. Am ward hier die protestantische Union erneuert; 1728 brannte Hall fast ganz
ab, und 1802 kam es an Württemberg.
[* ] (spr. hahl), 1) Sir James, Baronet von Dunglaß, engl. Geolog, geb. zu Dunglaß,
gest. in Edinburg, machte sich besonders bekannt durch die experimentellen Beweise, die er für
die Ansichten Huttons, des ersten wichtigen Gegners von Werner, beibrachte, womit er zugleich die immerhin etwas einseitigen
Theoreme Huttons auf reellern Boden zurückführte.
2) Robert, Theolog und Kanzelredner der englischen Dissenters, geb. zu Arnsby bei Leicester, studierte in Aberdeen,
wurde sodann Prediger zu Bristol und 1790 zu Cambridge, wo er gegen die durch den Ausbruch der französischen
Revolution beförderte Verdächtigung aller Freiheit als Gottlosigkeit 1791 seine Kontroversschrift »Christianity consistent
with a love of freedom« schrieb, der er 1793 eine »Apology for the freedom
of the press« folgen ließ. Ausgezeichnet durch Gedankentiefe und glänzende Darstellung sind seine »Reflexions
on war« (1802) und die »Sentiments proper to the present crisis« (1803). Im November 1804 von einer Gemütskrankheit befallen,
konnte er erst nach Jahren wieder ein Predigtamt zu Leicester bei einer Baptistengemeinde übernehmen. Im J. 1826 erhielt er
einen Ruf nach Bristol, wo er starb. Seine gedruckten Schriften sind von Gregory mit einer Biographie
des Verfassers gesammelt worden (neue Aufl., Lond. 1846, 6 Bde.).
Vgl. Hood, Robert Hall (Lond. 1881).
3) Basil, engl. Seemann und Reisender, geb. 1788 zu Edinburg, Sohn von Sir James Hall (gest. 1832), einem durch wissenschaftliche
Arbeiten bekannten schottischen Baronet, trat 1802 als Midshipman in die britische Marine, kommandierte 1816 das
einer Gesandtschaft nach China beigegebene Schiff Lyra, mit dem er auch die Liukiuinseln besuchte, über die sein »Account of
a voyage of discovery to the western coast of Corea and the Great Loochoo Island« (Lond. 1818) die ersten ausführlichen
Nachrichten brachte.
Dann kreuzte er an den Küsten Südamerikas, was er in »Extracts from a journal written on the coasts of
Chili, Peru and Mexico in 1820-22« (Lond. 1824, 2 Bde.)
beschrieb. Als Resultat einer Reise durch die Vereinigten Staaten erschienen seine »Travels in North America« (1839, 3 Bde.).
Außerdem schrieb er: »The castle of Hainfeld« (1836; deutsch, Berl.
1836);
»Fragments of voyages and travels« (1831-40, 9 Bde.)
und »Patchwork« (1841, 3 Bde.).
Hall
starb im Irrsinn im Hospital zu Portsmouth.
4) Marshall, engl. Physiolog, geb. zu Basford in Nottinghamshire, studierte seit 1809 zu Edinburg,
praktizierte als Arzt in Bridgewater, seit 1817 zu Nottingham und seit 1826 in London. Er starb in Brighton. Hall hob
zuerst die Wichtigkeit der elektrischen Untersuchung für Diagnose und Prognose der Lähmungen hervor;
ebenso waren seine Untersuchungen
über die Reflexbewegungen, für deren einziges Zentralorgan er das Rückenmark hielt, von fundamentaler
Bedeutung gewesen. Er schrieb: »On diagnosis« (Lond. 1817, 2 Bde.; 2. Ausg.
1822; deutsch von Bloch, Helmst. 1823);
»On some of the more important female diseases« (1827, 3. Ausg.
1837);
»Essay on the circulation of the blood« (1832);
»On the true spinal marrow and the electromotor
system of nerves« (1837);
»On the reflex-functions of the medulla oblongata and medulla spinalis«
(1833; deutsch von Dieffenbach, Hamb. 1840);
»Lectures on the nervous systems and its diseases« (1836; deutsch, Berl.
1836);
»Memoirs on the nervous system« (1837; deutsch von Kürschner, Marb. 1840);
»Principles of the theory and practice
of medicine« (1837) u. a.
Vgl. die von seiner Witwe herausgegebenen »Memoirs of M. Hall« (1861).
5) Samuel Carter, engl. Schriftsteller, geb. 1801 zu Topsham in Devonshire, wurde Rechtsanwalt und widmete sich dann der Litteratur.
Nachdem er sich 1824 mit Anna Maria Fielding (s. Hall 6) verheiratet, die, selbst Schriftstellerin, bis zu
ihrem Lebensende seine treue Mitarbeiterin blieb, gründete er 1825 das Taschenbuch »The
Amulet«, das er viele Jahre herausgab, übernahm 1830 die Redaktion des »New Monthly Magazine« und gründete 1839 das noch
blühende »Art Journal«, das beträchtlichen Einfluß auf Hebung und Verallgemeinerung des Geschmacks für bildende Künste ausgeübt
hat.
Daneben gab er, teils allein, teils mit seiner Gattin, eine Reihe von illustrierten Werken heraus, z. B.
»Ireland, its scenery, character etc.« (1841-43, 3 Bde.),
»Gems of European art« (1846-47, 2 Tle.),
»The baronial halls« (1848),
»The Vernon gallery« (1854) u. a. Zuletzt veröffentlichte
er: »A book of memories of great men and great women of the age«
(1870);
»The trial of Sir Jasper«, moralisches Gedicht (1873);
»Rhymes in council« (1881) und »The
retrospect of a long life« (1883, 2 Bde.).
Hall lebt in London.
6) Anna Maria, geborne Fielding, engl. Schriftstellerin, Gattin des vorigen, geb. 1800 zu Wexford in Irland, mütterlicherseits
von französisch-schweizerischer Abkunft, verließ Irland schon früh, verheiratete sich 1824 und ließ 1828 ihr
erstes Originalwerk: »Sketches of Irish character«, erscheinen, das günstig aufgenommen ward. Es folgten mehrere Kinderbücher,
dann wendete sie sich dem Roman zu mit: »The buccaneer« (1832),
einer Schilderung Cromwells und der Zustände Englands zur Zeit
der Republik;
»Tales of woman's trials« (1834);
»The outlaw« (1835),
worin der Kampf des papistischen Jakob
II. mit Wilhelm von Oranien den Hintergrund bildet, und »Uncle Horace«, einer Darstellung der Kaufmannswelt.
Ferner erschienen:
»Marian, or a young maid's fortune«, ihre populärste Novelle (1840);
»The white boy« (1845) und »Midsummer
eve, a fairy tale of love« (1848),
denen sich später noch »A woman's story« (1857),
»Can wrong be right?«
(1862),
»The fight of faith« (1869) und »Annie Leslie, and other stories« (1877) anschlossen.
mehr
Für die Bühne schrieb sie: »The groves of Blarney« und »The French refugee«. Beträchtlichen und verdienten
Erfolg hatten ihre Skizzenbücher: »Lights and shadows of Irish character«, ihr bestes Werk (1838, 3 Bde.),
»Stories of the Irish peasantry« und »Popular tales and sketches« (1856),
endlich »Pilgrimages to English shrines« (1850),
eine Frucht ihrer künstlerischen und litterarhistorischen Studien. Sie hatte 1852 die Redaktion von »Sharpe's
London Magazine« und 1860 die des »St. James' Magazine« übernommen und starb in Devon Lodge bei Molesey in der Grafschaft
Surrey.
7) James, engl. Geolog und Paläontolog, geb. zu Hingham
in Massachusetts, studierte 1831-36 im polytechnischen Institut zu Troy, wurde 1837 Geolog der New York Survey,
beteiligte sich an den geologischen Aufnahmen von New York und Iowa und schrieb: »Palaeontology of New York« (1847-74, 5 Bde.);
»Report on the geology of Iowa« (1858-60, 2 Bde.).
Für die Pacific Railroad Survey lieferte er viele paläontologische
Arbeiten.
8) Karl Christian, dän. Staatsmann, geb. zu Kopenhagen, widmete sich von 1829 bis 1833 daselbst dem Studium der Rechtswissenschaft,
bereiste in den folgenden Jahren Deutschland, die Schweiz, Italien, wo er einen Winter zubrachte, Frankreich und England, ward bald
nach seiner Rückkehr (1839) zum Auditeur in der Armee ernannt und 1847 Dozent der Rechte an der Universität
zu Kopenhagen. 1848 ward er in die letzte Ständeversammlung gewählt und trat aus ihr sodann in die Reichsversammlung über,
in welche ihn derselbe Wahlkreis seitdem noch siebenmal berief.
Durch bedeutende Rednergabe und Energie schwang er sich zu einem der Führer der nationalliberalen (eiderdänischen)
Partei auf. 1852 zum Generalauditeur der Armee ernannt, verlor er diese Stelle wieder infolge seiner Opposition gegen das Ministerium
Örsted. Die von ihm veranlaßte Antwortadresse auf die Eröffnungsrede beim Reichstag im Oktober 1854 führte die Auflösung
desselben herbei. Im Dezember d. J. ward er zum Minister für das Kirchen- und Schulwesen des Königreichs,
im Oktober 1855 zum Staatsrat ernannt; im Januar 1856 wählte ihn das Folkething in den Reichsrat, und im Februar erhielt er interimistisch
die Kultusangelegenheiten für Schleswig übertragen.
Nach dem Rücktritt Scheeles ward er Konseilspräsident mit Beibehaltung seines Ministeriums, vertauschte dasselbe aber im
Juli 1858 interimistisch, im Mai des folgenden Jahrs definitiv mit dem Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten. Die Forderung
der Entlassung des Kammerherrn Berling machte zwar im November 1859 dem Kabinett ein Ende; doch kam dasselbe schon im Februar
1860, nur etwas anders zusammengesetzt, wieder an das Ruder. Hall vertrat die Politik der eiderdänischen
Partei, welche die Trennung der Elbherzogtümer und die völlige Einverleibung Schleswigs in den dänischen Staat durch die
Verfassung von 1863 bezweckte, in zahlreichen Noten an die Großmächte gegenüber den Protesten des Deutschen Bundes mit großem
Eifer und nicht ohne Geschick. Indes führte diese in der Zuversicht auf fremde Hilfe hartnäckig festgehaltene
Politik zum Konflikt mit den deutschen Großmächten, und Hall reichte seine Entlassung ein. Im Mai 1870 trat Hall wieder
als Minister des Kultus in das Kabinett Holstein-Holsteinborg, das im Juli 1874 seine Entlassung nahm, und zog sich 1881 ganz
vom politischen Leben zurück.
9) Charles Francis, amerikan. Nordpolfahrer, geb.
1821 zu Rochester in New Hampshire, war anfangs Grobschmied, widmete sich dann
in Cincinnati der journalistischen Thätigkeit und begleitete 1860 den Kapitän Buddington auf einer Polarreise. Als das Schiff
in der unwirtlichen Frobisherbai im Eis festsaß, ließ er sich unter den Eskimo nieder und verweilte, ihre
Sprache lernend und die Gegend mit ihnen durchstreifend, etwa 20 Monate daselbst. Nach seiner Rückkehr (September 1862) schrieb
er »Arctic researches and life among the Esquimaux« (New York 1864, 2 Bde.). Bei einer zweiten, 1864 unternommenen
Fahrt blieb er fünf Jahre in den eisigen Regionen im Norden der Hudsonbai, auf der Melvillehalbinsel und
der Insel Iglulik und zog Erkundigungen über jene Gegenden und das Schicksal der Franklinschen Expedition ein. In dieser langen
Zeit paßte sich Hall der Lebensweise der Eskimo fast vollständig an. Mit ihrer Hilfe gelang es ihm, bis König Wilhelms-Land
vorzudringen, wo er noch einige Reste von Franklins Expedition vorfand. Im Juni 1871 von der Regierung
der Vereinigten Staaten mit dem Dampfer Polaris auf Entdeckungsreisen nach dem Smithsund gesandt, erreichte er Ende August 82°
16' nördl. Br. und suchte darauf eine geschützte Stelle der grönländischen Küste unter 81° 38' nördl. Br. zur Überwinterung
aus, ward aber nach der Rückkehr von einer erfolgreichen Schlittenexpedition im Oktober von einer Krankheit
befallen, an der er im Robeson Channel starb. Seine Leute kehrten nach vollbrachter Überwinterung um, verloren
aber ihr Schiff im Eis und erreichten erst nach vielen Gefahren, zum Teil auf einer Eisscholle gegen Süden treibend,
den Dampfer Tigreß.
Vgl. »Petermanns Mitteilungen« 1871 und Davis, Narrative of the North Polar expedition in the U. S. ship Polaris,
Capt. Hall (2. Aufl., New York 1878).
(spr. hällam), Henry, namhafter engl. Geschichtschreiber, geb. 1777 zu Windsor, erhielt
seine erste Vorbildung zu Eton, studierte in Oxford und London, ließ sich in letzterer Stadt bleibend nieder, schloß sich
den Whigs an und fand Zutritt zu den glänzendsten whiggistischen Kreisen damaliger Zeit. Unter der Whigregierung war er kurze
Zeit Oberrechnungskommissar und ward dann Kurator am Britischen Museum. Er war seit 1805 Mitarbeiter an der
»Edinburgh Review«.
Seine letzten Jahre verlebte er zurückgezogen in Pickhurst, wo er starb. Als Geschichtschreiber zeichnete sich
Hallam durch gründliche Forschung und scharfe Auffassung sowie durch parteilose Darstellung und klassischen Stil aus. Außer mehreren
kleinen Schriften geben hiervon Zeugnis: »View of the state of Europe during the middle ages« (Lond. 1818, 2 Bde.;
neue Ausg. 1884; deutsch von F. v. Halem, Leipz. 1820, 2 Bde.),
ergänzt durch »Supplemental notes« (1848),
ein Werk, ausgezeichnet
ebenso durch Gründlichkeit der Forschung und Schärfe des Urteils wie durch Gedankenreichtum und klassischen Stil; ferner die
treffliche »Constitutional history of England from the accession of Henry VII. to the death of George II.«
(Lond. 1827, 2 Bde.; neueste Ausg.
1878; deutsch von Rüder, Leipz. 1828-29) und die »Introduction to
the literature of Europe in the XV., XVI. and XVII. centuries« (1837-39, 4 Bde.;
neueste Ausg. 1882). Im J. 1825 begründete Hallam mit Brougham, Mackintosh, John Russell, Althorp u. a. die Gesellschaft für
Verbreitung nützlicher Kenntnisse unter dem Volk. - ^[GEDANKENSTRICH!]
mehr
Dem Andenken seines Sohns Arthur (gest. 1833) widmete A. Tennyson das Gedicht »In memoriam«.
Landschaft im südlichen Schweden, die in administrativer Hinsicht das Hallandslän (4913,2 qkm oder 89,2
QM. mit [Ende 1884] 135,939 Einw.) bildet,
grenzt im N. und NO. an Westgotland, im O. an Småland, im S. an Skåne und im W. an das Kattegat und umfaßt einen 160 km langen,
14-50 km breiten Küstenstrich längs des Kattegat, der von Skåne durch den bis 226 m hohen Hallandschen Landrücken
(Hallandsås) getrennt wird. Der größere südliche Teil ist eine nur mit einzelnen Hügeln abwechselnde, größtenteils
sandige, aber fruchtbare Ebene, an deren Küste das Meer große, 22-26 m hohe Flugsandhügel aufwirft. Im N. ist das Land unebener
und höher, die Berge sind steiler, die Thäler enger; im Innern, nach O. zu, erhebt es sich zu kahlen,
nur mit Heidekraut bewachsenen, unfruchtbaren Heiden.
Die zahlreichen Flüsse (Viskan, Ätran, Nissan, Lagan u. a.) strömen in tiefen Rinnen, ohne Flußthäler zu bilden und
ohne die innere Kommunikation durch Schiffbarkeit zu beleben. Sie sind sämtlich reich an trefflichen Lachsen, die meist nach
Stockholm verführt werden. Nur 23,79 Proz.
des Areals sind Ackerland, 8,20 Proz. natürliche Weiden. Die Hauptbeschäftigung der Bevölkerung besteht in Ackerbau und Viehzucht,
in Weberei von Leinen- und Wollzeug, Schiffahrt, Handel und Fischerei. Acht Gerichtsbezirke. Hauptstadt ist Halmstad.
Emil, Maler, geb. 1837 zu Frankfurt a. O., erhielt seine künstlerische Ausbildung zunächst auf der
Akademie in Berlin, dann insbesondere durch Steffeck, unter dessen Leitung er sich zum Tier- und Landschaftsmaler ausbildete. 1862 besuchte
er Paris, wo er die Werke der Tiermaler Troyon, Rosa Bonheur u. a. studierte, und 1863 mehrere Städte Italiens. Nach Berlin zurückgekehrt,
nahm er dort seinen Wohnsitz und entfaltete eine rege Thätigkeit in Tierbildern von energischer, flotter
Zeichnung, breiter, geistreicher Malweise in kecker, oft humoristischer Charakteristik. Seine Hauptbilder sind: Hypochonder
im Stall (1866), ein Bauernhof in der Normandie (1865), Pferde der Percheronrasse, ein Meierhof in Burgund, aufsteigendes Gewitter
und Dorfszene (1866), Heimkehr beim Gewitter, Gewittersturm und Parforcejagd (1870), im Hühnerhof und Schneesturm
in der Pußta (1872), das reichbelebte, wirkungsvolle Erntefestreiten in Westfalen (1875), Pferde auf dem Treidelpfad (1877)
u. a.
zwei Ortschaften des schweizer. Kantons Schaffhausen,
im Klettgau gelegen: Ober-Hallau mit (1880) 657, Unter-Hallau mit 2273 Einw.,
letzteres als Weinort weit bekannt, seitdem die Eisenbahn den Transport nach der innern Schweiz erleichtert
hat.
Theodor Hubert, Freiherr von, Reisender und Reiseschriftsteller, bekannt unter dem Namen Eremit von Gauting,
geb. 1775 zu Broich bei Jülich, kommandierte 1813-15 den bergischen Landsturm gegen Napoleon und siedelte 1816 aus Preußen nach
Bayern über. Nach seiner Besitzung zu Gauting, nicht weit vom Starnberger See, gab er sich den obigen Namen.
Seine abenteuerlichen, meist zu Fuß gemachten Reisen beschrieb er in sehr derber Ausdrucksweise und mit Darlegung seiner eigenartigen
Ansichten in den Schriften: »Reise durch Skandinavien« (Köln 1818);
»Reise durch den Isarkreis« (Augsb. 1825);
»Die
Armenkolonie«
(Münch. 1829);
»Reise durch Italien« (Augsb. 1830);
»Frankreich und Algier« (Münch. 1837);
»Reise nach dem
Orient« (Stuttg. 1839, 2 Bde.);
»Reise durch England« (das. 1841) etc. Auch bereiste er Persien, wo er die Armee des Schahs im europäischen Exerzitium übte,
sowie Amerika.
Seit 1857 lebte Hallberg-Broich meist auf seinem Gut Hörmannsdorf in Bayern, wo er starb.
Vgl. Gistel, Leben
des preußischen Generals Freiherrn v. Hallberg-Broich (Berl. 1863).
Eduard, Buchhändler, geb. zu Stuttgart, Sohn des Buchhändlers Louis Hallberger (gest. 1872), dessen
Verlag in den 30er Jahren im Mittelpunkt der belletristischen Bewegung stand, bildete sich zuerst im väterlichen Geschäft, dann
in Potsdam und Berlin und gründete 1848 in Stuttgart eine eigne Verlagshandlung, zunächst meist für Jugend-
u. Volkslitteratur. Mit der 1853 von ihm begründeten »Illustrierten
Welt« eröffnete sich ihm ein Wirkungskreis, in dem er fortan mit glänzendem Erfolg thätig war.
Wie diese Zeitschrift von Jahr zu Jahr einen bedeutenden Leserkreis gewann (bis zu 150,000 Exemplaren),
so die 1858 mit
Hackländer als Herausgeber und E. Zoller als Redakteur begründete illustrierte Zeitschrift »Über Land und Meer«, welche den
Rang unter den ersten in der langen Reihe von Jahren unbestritten behauptet hat. Ihnen schlossen sich noch andre Unterhaltungsblätter
an, und aus der Mitarbeit an denselben entwickelte sich ein reicher belletristischer Verlag, dem die Herausgabe
illustrierter Prachtwerke (wir nennen: Dorés Bibel, die »Märchen« und der »Münchhausen« desselben Meisters, Hauffs »Märchen«,
illustriert von Hosemann und Weber, J. Gilberts »Shakespeare«, Ebers' »Ägypten« etc.), sowie wohlfeile Prachtausgaben der musikalischen
Klassiker Beethoven, Haydn, Mozart, Clementi zur Seite standen. Hallberger starb auf seinem Landsitz zu
Tutzing am Starnberger See. Das Verlagsgeschäft mit den dazu gehörigen Nebenzweigen, Papierfabriken etc. ging 1881 in
den Besitz einer Aktiengesellschaft unter der Firma: »Deutsche Verlagsanstalt« über.
[* ] (griech. Stoa, lat. Porticus), bei Griechen und Römern ein entweder freistehendes oder an ein andres öffentliches
Gebäude, an einen Tempel, ein Gymnasium oder Theater, sich anlehnendes Bauwerk, welches aus mehr oder weniger
langen, bedeckten Gängen, deren Decke auf Säulen ruhte, bestand. Dergleichen Säulenhallen, die gewöhnlich auch um die quadratischen
Marktplätze herumgeführt wurden, dienten bei großer Hitze oder auch bei Regenwetter zu Spaziergängen, öfters aber auch
als Hörsäle, Versammlungsplätze etc. Sie waren zum Teil offen, zum Teil
verschlossen, in welch letzterm Fall die Zwischenräume zwischen den Säulen mit Mauerwerk ausgefüllt und öfters mit Gemälden
und Reliefs verziert waren. Im Innern waren Sitze (Ephedrä) angebracht.
Auch die offenen Hallen waren an der einen Seite durch eine Wand geschlossen, indem sie sich entweder an
die Wand eines andern Gebäudes anlehnten, oder in der Mitte eine Mauer hatten, die auf beiden Seiten Malereien trug und den
Gang in zwei nach außen offene Hallen teilte. Die berühmteste der mit Gemälden geschmückten Hallen in Griechenland war die
Stoa Poikile in Athen (vgl. Poikile). Andre viel genannte Hallen des Altertums waren: die persische Halle in Sparta,
die Stoa des Attalos und die des Eumenes in Athen. War die Säulenhalle rings um ein Gebäude herumgeführt, so hieß letzteres
Peripteros; umgab dieselbe aber einen freien Platz, so
mehr
hieß dieser Peristylos. Je nach der Länge dieser Hallen gab es Porticus stadiatae, semistadiatae etc., je nach der Zahl der
Säulenreihen aber Porticus duplices, triplices etc. Bisweilen waren auch Springbrunnen und Wasserkünste in diesen Hallen angebracht.
In Rom wurden dieselben entweder nach den anliegenden Gebäuden, z. B. Porticus Concordiae, Apollinis, Quirini,
Herculis, theatri, circi etc., oder nach ihren Erbauern, z. B.
Porticus Pompeja, Livia, Octavia etc., oder nach den darin befindlichen Gemälden, z. B.
Porticus Argonautarum, oder endlich auch von dem Geschäft, das darin vornehmlich betrieben wurde, z. B. Porticus argentaria,
Sammelplatz für Geldwechsler, benannt.
Die Bestimmung dieser Gebäude war mannigfach. Mitunter wurden selbst Gerichtssitzungen und Senatsversammlungen
darin abgehalten; Juwelen- und Gemäldehändler legten darin ihre Waren aus, Schriftsteller lasen darin ihre Werke vor, Philosophen
(Stoiker) lehrten und disputierten darin.
Vgl. Konr. Lange, Haus u. Halle (Leipz. 1885).
Jetzt bezeichnet Halle gewöhnlich ein bedecktes, an den beiden Langseiten offenes Gebäude, besonders auf Marktplätzen
zum Feilhalten von Waren, z. B. die Markthallen, Getreide-, Fleischhallen;
auch einen bedeckten und gewöhnlich
auf Säulen ruhenden Vorbau an Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden (Museen), durch welchen man zur Thür gelangt;
ferner
einen Platz in Gebäuden, welcher als Vorraum zu andern Räumlichkeiten dient;
endlich einen mehr oder minder langgestreckten,
offenen Gang, welcher zum Spazierengehen bei regnerischem oder heißem Wetter dient, z. B. die Trinkhallen
in Bädern, von denen diejenige in Baden-Baden, erbaut von Hübsch, die künstlerisch bedeutendste in Deutschland ist.
[* ] 1) an der Saale (hierzu der Stadtplan), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
am Bahnhof 110, Marktplatz 75 m ü. M., liegt dicht an der Saale, die hier zahlreiche Arme bildet, ist Knotenpunkt der Linien
Leipzig-Wittenberge, Weißenfels-Halle, Halle-Münden, Halle-Zellerfeld, Halle-Kottbus-Guben und Berlin-Halle der Preußischen Staatsbahn und
besteht aus der eigentlichen oder alten Stadt am rechten Saalufer mit fünf Vorstädten, von denen zwei, Strohhof und
Klausthor, auf Saalinseln liegen, und den zwei ehemaligen Nebenstädten Glaucha im S. und Neumarkt im N., welche früher zum
Amt Giebichenstein gehörten und erst 1817 mit Halle verbunden wurden.
Neue Stadtteile, besonders im S., SO., O. und N., die sich von Jahr zu Jahr stetig vergrößern,
sind seit etwa zwei Jahrzehnten entstanden und von dem alten Kern der Stadt durch Anlagen und Promenaden
geschieden. Das Zentrum der eigentlichen Stadt bildet der imposante Marktplatz, an dessen Südostseite das altertümliche
Rathaus, an der Westseite die große Marienkirche mit zwei durch eine Brücke verbundenen Kuppeltürmen und reichen Netzgewölben
(1529-54 mit teilweiser Benutzung einer ältern Kirche erbaut) steht, während in der Mitte sich der 84 m
hohe Rote Turm (unten von dem Gebäude der Hauptwache und von Kaufläden umschlossen, davor eine Rolandstatue), ein durch die
städtische Wasserkunst gespeister Springbrunnen und das 1859 errichtete Erzbild Handels (von Heidel modelliert) befinden.
Nach W. steigt man vom Markt nach der Halle oder in das Thal hinab, wo sich die pfännerschaftlichen Salinen
befanden (s.
unten). Weiter südlich steht die gotische St. Moritzkirche (aus dem 12. Jahrh.),
die schönste Kirche der Stadt, mit trefflichen Holzschnitzwerken u. Skulpturen. Der Dom, nordwestlich vom Markt, erst im 16. Jahrh.
vom Kardinal Albrecht aufgeführt, befindet sich seit 1689 im Besitz der reformierten Gemeinde. Im ganzen
zählt Halle sieben Kirchen (darunter eine katholische) und eine Synagoge.
Sonstige sehenswerte Gebäude sind: die nördlich vom Dom gelegene Moritzburg, von 1484 an zur Bändigung der Stadt als Citadelle
und Residenz der Erzbischöfe von Magdeburg erbaut, im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört, gegenwärtig
teilweise noch zu militärischen Zwecken dienend, im ganzen aber (besonders von W. gesehen) eine großartige Ruine, an der
Nordwestecke der Stadt; ferner die Residenz mit verschiedenen Sammlungen, das Universitätsgebäude (von 1834) im NO. der Stadt,
das großartige Zuchthaus, das Gebäude des Stadtgymnasiums (seit 1869), die Loge auf dem Jägerberg nächst
der Moritzburg, die Diakonissenanstalt vor dem Kirchhof.
Sehr sehenswert sind auch die im letzten Jahrzehnt entstandenen Neubauten der Universität, besonders die medizinischen Institute,
welche einen vollständigen, mit Parkanlagen geschmückten Stadtteil bilden (Anatomie, pathologisches und physiologisches
Institut, chirurgische, medizinische, gynäkologische, Augen- und Ohrenklinik, nebst zahlreichen Krankenbaracken,
Ökonomiegebäuden und einer Kapelle), die Universitätsbibliothek, die Lehr- und Verwaltungsgebäude des landwirtschaftlichen
Instituts, die Versuchsstation des Landwirtschaftlichen Zentralvereins der Provinz Sachsen mit mustergültigen Laboratorien, das
neue, 1885 und 1886 erbaute, mustergültig und feuersicher eingerichtete Theater (vergl. Staude, Das Stadttheater zu Halle, 1886),
das Kriegerdenkmal etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885)
mit der Garnison (2 Füsilierbataillone Nr. 36) 81,949 (1816: 19,907), darunter 2900 Katholiken
und 700 Juden.
Die Industrie der Stadt ist bedeutend; am ältesten sind die Salzgewinnung, Bierbrauerei und Weizenstärkefabrikation. Die
Salzwerke (Solwerke) Halles, eins im »Thal« oder in der »Halle«, das andre außerhalb der Stadt
auf einer Saalinsel, von denen jenes im uralten Besitz der Pfännerschaft von den Halloren (s. d.) bearbeitet
wurde, sind jetzt vereinigt und verarbeiteten 1884: 472,396 hl Siedesole mit 116,643 metr. Ztr. Rohsalz, woraus 106,769 metr.
Ztr. Speisesalz produziert wurden.
Die Sole im Thal ist so stark; daß sie das Gradieren entbehrlich macht; ein Maß derselben gibt über ¼
kg reines Salz. Das damit verbundene Solbad wurde von Reil gegründet. Am reichsten an festen Bestandteilen sind der deutsche
und der Gutjahrbrunnen, welche, in der sogen. Halle belegen, durch einen langen Rohrstrang ihre
Sole nach dem 1868 durch Vertrag in das Eigentum der Pfännerschaft übergegangenen, bisher königlichen
Siedewerk an der Schifferbrücke abgeben, während der Betrieb in der Halle selbst gänzlich eingestellt ist und die dortigen
Siedehäuser abgebrochen sind. Außer der Sole hat Halle noch eine erdig-salinische Eisenquelle. Außerdem besitzt eine Zuckerraffinerie
(Produktion 1884: 150,827 metr. Ztr. Rohzucker), Sprit- und Malzfabriken, Fabrikation von Maschinen aller Art
(26 Fabriken, darunter 3 große Etablissements mit [1886] zusammen 1400 Arbeitern), Fabri-
ken für Zichorie, Mineralöl, Wagenschmiere, Maschinenöl, Kutschen, Honigkuchen, Zuckerwaren und Spielkarten; ferner Buchdruckerei,
Obst- und Gemüsebau.
Entsprechend der Industrie, ist auch der Handel bedeutend; der Export, besonders der Maschinen nach überseeischen Ländern und
die Ausfuhr von Rohzucker, Mineralöl und Paraffin nach den verschiedensten Ländern Europas, ist sehr lebhaft. Einen bedeutenden
Handelsartikel bilden auch Mühlenfabrikate und Getreide (Saalgerste). Für den Buchhandel waren 1884: 34 Firmen thätig, darunter 16 ausschließlich
Verlagsgeschäfte;
die v. Cansteinsche Bibelanstalt ist Zentralrevisionsstelle der Lutherbibel und hat einen jährlichen Umsatz
von 50-60,000 Exemplaren.
Die Reichsbankstelle hatte 1884 einen Umsatz von 716 Mill. Mk., der Bankverein einen solchen von 430 Mill.
Mk. Eine neue Verkehrsader ist seit 1884 durch Ausdehnung der Kettenschiffahrt auf der Saale bis Halle eröffnet. Der früher
zurückgegangene Schiffsverkehr hat sich dadurch wesentlich gehoben. Eine Pferdeeisenbahn vermittelt den Personenverkehr
zwischen dem Bahnhof, der innern Stadt und dem nördlich sich anschließenden Giebichenstein. Die Zahl der Bildungs- und
andrer öffentlicher Anstalten ist eine große.
Die Universität zählt an 100 Dozenten und (im Sommersemester 1886) 1518 Studierende. Die Bibliothek enthält über 100,000
Bände und gegen 300 Handschriften; ebenfalls reich ausgestattet sind das archäologische Institut und andre Institute. Die Franckeschen Stiftungen
(s. Francke 1) zählen nicht weniger als acht verschiedene Schulen, darunter eine Lateinschule (Gymnasium),
ein Realgymnasium, eine höhere Töchterschule mit Lehrerinnenseminar etc. Außerdem befinden
sich in ein städtisches Gymnasium, eine Realschule, eine Taubstummenanstalt, eine Diakonissenanstalt, ein Provinzialmuseum,
eine Sammlung für Kunst und Kunstgewerbe, ein Zuchthaus, eine Irrenanstalt (in dem 2 km von der Stadt gelegenen Nietleben) etc.
In Halle erscheinen zwei Zeitungen: die »Hallesche Zeitung« und die »Saale-Zeitung«.
Die städtischen Behörden zählen 14 Magistrats- und 45 Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung. Sonst ist Halle Sitz eines
Landgerichts (für die 18 Amtsgerichte zu Alsleben, Bitterfeld, Delitzsch, Eisleben, Ermsleben, Gerbstedt, Gräfenhainichen, Halle, Hettstedt,
Könnern, Lauchstädt, Löbejün, Mansfeld, Merseburg, Schkeuditz, Wettin, Wippra und Zörbig), eines Oberberg-
und eines Hauptsteueramtes, einer Oberpostdirektion und des Landratsamtes für den Saalkreis.
Die Umgegend von Halle bietet nur im N. Interesse, wo zuerst an dem östlichen, später auch an dem westlichen Ufer der Saale hohe,
steil abfallende Porphyrhügel sich erheben und zum Teil recht groteske Landschaften bilden. In einem
Seitenthal, dicht bei Giebichenstein (s. d.); liegt hier das Solbad Wittekind, gegenüber, am linken Saalufer, das Dorf Kröllwitz
mit der vielbesuchten Bergschenke, weiter abwärts das große Dorf Trotha. Auch bieten die unmittelbar an Halle sich anschließenden
Saalinseln: Peißnitz (Nachtigalleninsel) und die Rabeninsel, reizende Spaziergänge. Einen weitern Ausflug erfordert der
Besuch des nördlich von Halle gelegenen Petersbergs (s. d.).
Geschichte. Die hallischen Salzquellen waren schon in ältester Zeit bekannt und scheinen zuerst von den Wenden benutzt worden
zu sein, welche im 7. Jahrh. die Gegend von Halle in Besitz nahmen. 806, wo der Ort zuerst unter dem Namen Halla vorkommt, wurde
durch Karl, den ältesten Sohn Karls d. Gr., zuerst der Platz der spätern Moritzburg verschanzt.
952 kam
der Ort an das Haus der Billunger, Herzog Hermann legte daselbst eine Burg an, die seinem Geschlecht bis zu dessen Aussterben (1106)
verblieb, während der Ort Halle vom Kaiser Otto I. 966 an das Kloster, dann an das Erzbistum Magdeburg geschenkt
ward.
Durch Otto II. erhielt Halle 981 Stadtrechte; bedeutenden Umfang erlangte es bereits zu Anfang des 12. Jahrh. Im 14. und 15. Jahrh.
führte die Stadt als Hansestadt wiederholt glückliche Kriege mit den Erzbischöfen von Magdeburg und hielt 1435 sogar eine
Belagerung mit Erfolg aus. 1478 eroberte aber endlich der Erzbischof von Magdeburg die bisher fast unabhängige
Stadt und erbaute, um sie besser im Zaum halten zu können, seit 1484 die Moritzburg, welche aber im Dreißigjährigen Krieg
wieder zerstört wurde.
Unter den Augen Albrechts V., Erzbischofs von Mainz und Magdeburg, welcher hier residierte und ein
Schutzbündnis mit Joachim von Brandenburg, Georg von Sachsen und Erich und Heinrich von Braunschweig abschloß, ward die Reformation
in Halle eingeführt und 1541 als erster lutherischer Superintendent Justus Jonas berufen. Nach der Schlacht bei Mühlberg unterwarf
sich hier im Residenzschloß des Erzbischofs der Landgraf Philipp von Hessen dem Kaiser.
Nach dem Sieg der Reformation kam die Stadt unter die Herrschaft der hohenzollerischen weltlichen Administratoren von Magdeburg,
welche in Halle ihre Residenz aufschlugen. Während des Dreißigjährigen Kriegs fiel Halle 1635 durch den Prager Frieden an das Haus
Sachsen. Durch den Westfälischen Frieden wurde es dagegen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg
zugeteilt; indes kam es erst 1680 thatsächlich in brandenburgischen Besitz. Am eröffnete Kurfürst Friedrich III.
die Universität.
Hier erfochten die Franzosen unter Bernadotte über die Preußen unter Prinz Eugen von Württemberg einen Sieg, worauf
die Stadt im Frieden von Tilsit dem neuen Königreich Westfalen einverleibt ward. Im April 1813 von den Preußen
unter Kleist besetzt, mußte sie trotz des erfolgreichen Gefechts bei Merseburg (29. April) den vordringenden Franzosen überlassen
werden. Vor der Leipziger Schlacht erhielt eine starke preußische Besatzung und ist seitdem im Besitz Preußens geblieben.
Vgl. Dreyhaupt, Ausführliche Beschreibung des Saalkreises (Halle 1755, 2 Bde.), im Auszug von Stiebritz (das. 1771-73, 2 Bde.),
fortgesetzt von Eckstein (das. 1842-44);
Freiherr v. Hagen, Die Stadt Halle (das. 1866-67, 2 Bde.
mit Nachträgen);
Hertzberg, Geschichte der Vereinigung der Universitäten Wittenberg und Halle (das. 1867);
M. v. Voß, Zur
Geschichte der Autonomie der Stadt Halle (das. 1874);
Schwetschke, Zur Gewerbegeschichte der Stadt Halle von 1680 bis 1880 (das. 1883 ff.);
Schönermark, Die Stadt Halle (in »Beschreibende Darstellung der ältern Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen«, neue Folge, 1. Bd.,
das. 1886);
Kunze, an der Saale in sanitärer Beziehung (das. 1885).
2) Halle in Westfalen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, am Teutoburger Wald und an der (1886 im Bau befindlichen)
Eisenbahn Osnabrück-Bielefeld, hat ein Amtsgericht, Fabrikation von Tabak, Zigarren, Würsten und Seilerwaren, Brennereien und (1885) 1712 meist
evang. Einwohner; der Ort erhielt erst 1719 Stadtrechte.
(spr. allee), Charles (eigentlich Karl Halle), Pianist, geb. zu Hagen in Westfalen,
kam 1840 nach Paris, blieb hier acht Jahre als gesuchter Lehrer und sehr geschätzter Klavierspieler,