daher die Zeit, wann der
Hahn
[* 18] kräht, bei Griechen,
Römern,
Hebräern und andern
alten Völkern Zeitbestimmung während der
Nacht (gegen 2
Uhr);
[* 19]
auch die Dauer von einem Hahnengekrähe zum andern;
endlich
Wegemaß, so weit man einen
Hahn krähen hört.
(Zuckfuß), fehlerhafte
Gangart des
Pferdes, charakterisiert durch abnorm starkes Emporheben eines oder beider
Hinterschenkel. Bei geringgradiger
Ausbildung des Hahnentritts zeigt sich der Fehler nur im Beginn der
Bewegung und besonders beim Umdrehen der
Pferde.
[* 21]
ManchePferde heben die betreffenden
Gliedmaßen auch nur abwechselnd im
Schritt.
Ist der Fehler hochgradig, so äußert er sich bei jeder
Bewegung der Hintergliedmaßen. Früher wurde die Veranlassung desselben
in einer abnormen
Innervation der
Beugemuskeln gesucht.
Dieckerhoff hat aber gezeigt, daß der Fehler lediglich in einer Reizung und
Verkürzung der Fascien (Aponeurosen) beruht.
Nach dem Sitz des abnormen Zustandes in den Schenkelfascien gestaltet sich die zuckende
Bewegung etwas verschieden.
Pferde
mit schwachem Hinterteil inklinieren besonders zum Hahnentritt. Oft vollzieht sich die
Ausbildung auch bei
Krankheiten,
bei welchen die Körperlast anhaltend auf die Hintergliedmaßen gelegt wird. Außerdem entsteht der Hahnentritt mit
der
Entwickelung entzündlicher
Krankheiten
(Spat) am Sprunggelenk. Die mit dem Hahnentritt behafteten
Pferde sind gewöhnlich noch recht
brauchbar, obwohl sie im
Schritt mit den Hinterschenkeln kurz treten und bei starker Anstrengung mehr
als gesunde
Pferde ermüden.
Heilung ist nur bei geringgradigem Hahnentritt mittels Durchschneidung der
Sehne des seitlichen Zehenstreckers
oder der Fascie unterhalb des Sprunggelenks zu erreichen.
»VenezianischeNächte« (das. 1836) und
»Lieder und Gedichte«
(Berl. 1837)
Zeugnis gaben.
Später wendete sie sich dem sozialen
Roman zu und ließ rasch nacheinander
folgen: »Aus der
Gesellschaft« (Berl. 1838; 2. Aufl. als
»Ida Schönholm«, 1851),
welche
Romane teilweise unter dem
Titel: »Aus der
Gesellschaft«
(das. 1844, 12 Bde.) gesammelt erschienen.
Sämtliche
Romane bekundeten
Esprit und eine zwar nicht tiefe, aber desto mannigfaltigere und äußerlich glänzende
Bildung.
Wiewohl sie ihrem
Inhalt nach meist den aristokratischen
Kreisen angehören, erschienen sie doch im allgemeinen von den
Anschauungen des jungen
Deutschland
[* 30] und der hiermit verwandten modern französischen
Bildung beeinflußt, so daß Hahn-Hahn selbst
als eine freilich matte
¶
mehr
Kopie der GeorgeSand gelten durfte. Die Stoffe sind mager und nach bekannter Schablone erfunden, nur die Behandlung verleiht
ihnen einiges Interesse. Ihre hoch aristokratische Manier persiflierte der anonym erschienene (von FannyLewald verfaßte) Roman
»Diogena. Von Gräfin Iduna Hahn-Hahn-Hahn« (Leipz. 1847)
aufs köstlichste. Von ihren zahlreichen Reisewerken sind »Jenseit
der Berge« (Leipz. 1840, 2 Bde.; 2. Aufl.
1845),
»Ein Reiseversuch im Norden«
[* 32] (das. 1843) und »OrientalischeBriefe« (das. 1844, 3 Bde.)
zu nennen. Ein geistreiches und blendendes, aber höchst flüchtiges Urteil und die aristokratische Suffisance,
die sich in ihren Romanen bekunden, charakterisieren auch diese Schriften. Der Tod ihres Freundes, eines Herrn v. Bistram aus
Kurland,
[* 33] hinterließ in ihrem ohnedies nie befriedigten Herzen eine Leere, deren Ausfüllung sie in der alleinseligmachenden
Kirche zu finden hoffte. BischofKetteler in Mainz
[* 34] ward ihr Gewissensrat, und so erfolgte 1850 ihr Übertritt
zur katholischen Kirche. Als echte Konvertitin wirkte sie nun in fanatischem Eifer für dieselbe, zunächst durch die Schrift
»Von Babylon nach Jerusalem«
[* 35] (Mainz 1851),
welche ihren Schritt rechtfertigen sollte, die aber durch die geistreiche, ebenso
milde wie scharfe Entgegnung Abekens: »Babylon und Jerusalem; ein Sendschreiben etc.« (Berl. 1851)
in das verdiente Licht
[* 36] gestellt wurde. Demselben Zweck dienten: die Gedichtsammlung »Unsrer LiebenFrau« (Mainz 1851, 3. Aufl.
1856);
»Der breite Weg und die enge Straße« (das. 1877, 2 Bde.)
und »Wahl und Führung« (das. 1878, 2 Bde.),
machten in derselben äußerlich blendenden Weise für ihre ultramontanen AnschauungenPropaganda wie die frühern Romane für
die jungdeutschen. Eine Gesamtausgabe ihrer frühern Romane erschien zu Berlin 1851 in 21 Bänden.
eine besonders im vorigen Jahrhundert in Aufnahme gekommene und jetzt unter anderm in
Siebenbürgen am Osterfest stattfindende Volksbelustigung, welche darin besteht, daß ein Hahn in ein Loch in der Erde gesetzt
und mit einem Topf bedeckt wird, worauf die Teilnehmer, einer nach dem andern, mit verbundenen Augen und mit einem Stock oder
Dreschflegel bewaffnet, nachdem sie mehrere Male im Kreis
[* 37] herumgeführt worden sind, in der vermeintlichen
Richtung nach dem Topf zu schreiten und nach demselben schlagen.
Wer ihn trifft, gewinnt den
Hahn. Den Bestrebungen der Tierschutzvereine ist es gelungen, durchzusetzen, daß man in neuerer
Zeit meist nur nach dem leeren Topf schlägt und den Hahn als Preis im Korbe bewahrt. Man hat den Hahnschlag auf
altheidnische Vorstellungen zurückgeführt. Der mit andern Dämonen im Kornfeld hausende Gewitterhahn wurde mit dem letzten
Sensenhieb getötet, oder man schlug ihn, wo man annahm, daß er in der letzten Garbe sitze, in dieser mit Knütteln tot.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Böhmisch-Leipa, an der Böhmischen Nordbahn, hat (1880) 2737 Einw.,
Porzellanfabrikation und Glashandel, ein Bezirksgericht und eine gewerbliche Fachschule. Haida mit Umgebung (Steinschönau, Arnsdorf,
Parchen, Blottendorf, Langenau, Meistersdorf u. a.) ist der Hauptsitz der berühmten böhmischen
Glasraffinerie, welche Tausende fleißiger Arbeiter beschäftigt und nach allen WeltteilenExport treibt. 3 km südöstlich von
Haida liegt das Dorf Bürgstein mit gräflich Kinskyschem Schloß, (1880) 1234 Einw., berühmter Spiegel- und Rahmenfabrik und
Kattundruckerei, Geburtsort der Bildhauer Joseph und EmanuelMax und des Archäologen Mikovec. Dabei der isolierte
Sandfels Einsiedlerstein mit Schloßruine u. Höhlen.
(Hyderabad), 1) Reich des Nizams, der größte Vasallenstaat des britisch-ind. Kaiserreichs, im zentralen
Teil der vorderindischen Halbinsel, zwischen 15° 10' und 21° 41' nördl. Br. und 74° 40' und 81° 31' östl. L. v. Gr.,
umgeben von dem ihm früher zugehörigen, jetzt unter englische Verwaltung gestellten Berar (s. d.), den
Zentralprovinzen und den PräsidentschaftenBombay
[* 38] und Madras,
[* 39] hat einen Umfang von 211,872 qkm (3848 QM.). Haidarabad nimmt den größten
Teil des Tafellandes des Dekhan ein und erhebt sich im Plateau von Bider zu 762 m Höhe.
Die Gebirgsgegenden an der Nordgrenze sind unfruchtbar: südlich davon zur Godaweri, die das Land von
W. nach O. durchzieht und dann die Ostgrenze bildet, erstreckt sich der »Garten
[* 40] des Dekhan«, welcher reiche Baumwoll- und Weizenernten
liefert. Den Süden durchzieht in gleicher Richtung die Krischna oder Kistna, welche später die Südgrenze abgibt; hier wiegt
die Reiskultur vor, zu deren Förderung staunenswerte Bewässerungsanlagen ausgeführt wurden. Die Gebirgsgegenden
sind mit Wäldern und Dickichten bedeckt, auch hat die Regierung des Nizams bereits bedeutende Waldbestände zu Forstreserven
erklärt und Baumanpflanzungen in größerm Maßstab
[* 41] machen lassen.
Eisen- und Kohlenlager sind vorhanden, werden indes nicht ausgebeutet. Wilde Tiere (Tiger, Panther, Hirsche
[* 42] u. a.) sind zahlreich,
dagegen ist die Viehzucht
[* 43] unbedeutend. Das Klima
[* 44] ist heiß (in der Hauptstadt Haidarabad 25,2° C. im Jahresmittel)
und trocken, aber nicht ungesund. Die Bevölkerung,
[* 45] welche 1881 auf 9,845,594 Seelen ermittelt wurde, besteht zumeist aus Hindu
(8,893,181); ihnen zunächst stehen 925,929 Mohammedaner, welche aber, da der Fürst sich zum Islam bekennt, die herrschende
Klasse bilden, nur 13,614 sind Christen. Von Arabern, aus denen der Nizam sich eine Leibwache bildete, sind 5654 im
Lande. Die Hindu, welche in eine Menge von Kasten zerfallen, sind meist Ackerbauer, die Mohammedaner meist Beamte und Soldaten.
Hauptsprachen sind Marathi (s. d.) und Telugu (s. d.). Die Industrie ist bedeutend in Stickereien und in
verzierten Metallgeschirren, im übrigen nicht nennenswert. Der
¶
mehr
immer lebhafte Handel hat sich, seitdem die Bombay-Madras-Eisenbahn, welche den Südwesten von Haidarabad durchzieht, mit der Hauptstadt
verbunden wurde, bedeutend gehoben; vorher soll der Umsatz 200 Mill. Mk. im Jahr erreicht haben. Hauptausfuhrartikel sind:
Rohstoffe (Baumwolle,
[* 47] Ölsamen), Stickereien und Gewebe,
[* 48] dann Metallwaren;
die Einfuhr besteht aus Salz,
[* 49] Zucker,
[* 50] europäischem
Stückgut und Eisenwaren. Die Verwaltung wurde 1867 unter englischem Einfluß neu organisiert und die altmohammedanischen
Einrichtungen beseitigt; wirklich gebessert hat sich jedoch nur das Steuerwesen. Bis 1821 waren die Abgaben unerschwinglich;
das Land lag infolgedessen vielfach öde, die Steuern gingen nicht mehr ein. Auf Anregung des englischen Aufsichtsbeamten
werden letztere jetzt auch in Geld, statt in Naturalien, gezahlt, für jedes Grundstück ist die Steuer nach
Größe und Güte desselben bestimmt. Der Besitz ist dem Bauer gesichert, solange er die Abgaben zahlt. Hierdurch hoben sich die
Einnahmen in wenigen Jahren und beziffern sich jetzt mit Berar auf 80 Mill. Mk. Für Schulen ist bisher nur
in der Hauptstadt gesorgt. Die Armee zählt 12,775 Mann Infanterie, 1400 Mann Kavallerie, 551 Mann Artillerie und 725 Geschütze,
[* 51] wozu noch eine große Zahl Irregulärer kommen. In der Hauptstadt Haidarabad besteht eine Münze, in welcher Rupien geschlagen werden.
- Die Hauptstadt Haidarabad liegt in 557 m Höhe inmitten einer weiten, von zahlreichen Teichen besäeten Ebene,
die zum Teil von einer chaotischen Masse granitischer Felsblöcke wallartig eingefaßt wird.
Die eigentliche, von einer Mauer mit fünf Thoren umgebene Stadt enthält die weitläufigen, niedrigen Gebäude, welche den
Palast des Nizams bilden und 7000 Personen, darunter die aus Amazonen bestehende Leibgarde, beherbergen. Rings
um die Stadt erstrecken sich mehrere Kilometer weit die Vorstädte. Hier erhebt sich auch, von Bastionen umgeben, der prächtige
Palast des britischen Residenten inmitten eines herrlichen Parks; ein zweites, ebenso wohlverteidigtes Schloß desselben liegt 16 km
nördlich von Haidarabad, zwischen beiden ziehen sich die weiten Kantonnements von Sikanderabad hin, der stärksten
militärischen Station der Engländer in Indien, welche einen Raum von 50 qkm einnimmt und eine Handelsstadt nebst mehreren Dörfern
einschließt. Im Zentrum gewährt ein auf zwölf Monate vollständig verproviantiertes verschanztes Lager
[* 52] den Europäern vorkommenden
Falls eine sichere Zufluchtsstätte. Die Bevölkerung zählte 1881: 231,287, mit den Vorstädten 354,962
Seelen. Nordwestlich von Haidarabad die verlassene und verfallene Feste und Gräberstadt Golkonda, ehemals die prachtvolle Hauptstadt
der Nizams und immer noch reich an den schönsten mohammedanischen Bauwerken.
Geschichte. Hinduherrscher hatten den Staat nie in seinem ganzen Umfang einheitlich regiert und zu großem Einfluß gebracht. 1294 fand
im Norden der Islam Eingang durch die SiegeAla-ud-dins, des Feldherrn von Firoz-Ghilzi, dem Mogulkaiser zu
Dehli; die Ausdehnung
[* 53] nach Süden erfolgte durch die Schlacht von Talikota wo die vereinigten Heere der Fürsten
im nördlichen Teil von Haidarabad dem König von Widschajanagar eine entscheidende Niederlage beibrachten. Zu Bedeutung erhob sich
jetzt die Kutb-Schah-Dynastie zu Golkonda (s. unten). 1584 wurde die Stadt Haidarabad erbaut. 1672 unterwarf Aurengzib
das Land und teilte es in drei Provinzen; 1717 machte sich der unter seinem Nachfolger unter dem TitelNizam ul Mulk (»Ordner
des Staats«) zum Vizekönig ernannte Asaf Dschah unabhängig, behauptete sich gegen die Marathen und
wurde
Gründer der noch jetzt regierenden Dynastie.
Eine große Bedeutung erhielten die Nizams im Streit zwischen den Engländern und Franzosen um die Oberherrschaft in Ostindien.
[* 54] Zum erstenmal genannt und zum unabhängigen Königreich erklärt ward Haidarabad 1763 im Frieden von Paris. Schon wenige Jahre später
mußte sich Haidarabad jedoch der englischen Oberhoheit fügen; am trat es das Mündungsgebiet der
Godaweri an die Engländer ab, und wenn auch gleichzeitig Geldkompensation gegeben und ein ewiger Freundschaftsvertrag
geschlossen wurde, so kamen die Nizams doch immer mehr in Abhängigkeit von der OstindischenKompanie.
Unter den zahlreichen Verträgen sind die wichtigsten jene vom und durch welche
der Nizam seine Nordprovinz Berar (s. d.) der englischen Verwaltung unterstellte als Unterpfand für Bezahlung der Kosten des
Hilfskontingents von 8 BataillonenInfanterie und 2 Regimentern Kavallerie (welche im Land zu unterhalten die Kompanie durch
den Vertrag vom sich verpflichtet hatte) und der bis 1853 zu 9 Mill. Mk.
aufgelaufenen Zahlungsrückstände.
Der Überschuß über die Kosten der Verwaltung der öffentlichen Arbeiten und des Hilfskorps (1883: 62,859 Pfd. Sterl.) wird
dem Nizam ausbezahlt. Mit Rücksicht auf die Verminderung des Überschusses, die in größern Ausgaben für gemeinnützige
Zwecke ihren Grund hat, bietet Haidarabad seit 1872 Bezahlung der alten Schuld an und verlangt Rückgabe der Verwaltung
von Berar; Ende 1874 wurde diese Forderung bestimmt abgelehnt, hat den Landesfürsten und seine Regierung aber nachhaltig gegen
England eingenommen.
Der Fürst, geb. 1866, hatte unter seiner Minderjährigkeit als leitenden MinisterSir Salar Dschang, einen
bedeutenden Staatsmann, dem trotz aller Selbstsucht Haidarabad viel dankt. Am gelangte der Fürst zur vollen Reichsgewalt,
aber der erste Minister, jetzt Laik Ali, blieb die einflußreichste Persönlichkeit. In der anglo-indischen Rangliste nimmt
der Fürst den obersten Platz ein. Das Verhältnis zur englischen Regierung von Indien wird als Subsidienallianz
bezeichnet; der Nizam zahlt bar einen Tribut von 421,200 Mk. und hat auf Erfordern einige RegimenterTruppen zu stellen.
2) Distrikt der Division Sind in der britisch-ind. PräsidentschaftBombay, ein durchaus ebenes Gebiet, im S. eine salzdurchtränkte
Heide, am linken Ufer des untern Indus, von welchem ein von der englischen Regierung seit 1861 ausgeführtes
großartiges Bewässerungssystem den Distrikt durchzieht, umfaßt 23,387 qkm (425 QM.) mit (1881)
754,624 Einw., davon 77 Proz. Mohammedaner, die ungebildet und fanatisch,
dabei aber gutmütig sind und sich mit dem Anbau von Reis, Baumwolle, Weizen und Tabak
[* 55] beschäftigen sowie mit der Anfertigung
von Teppichen, Baumwoll- und Seidenzeugen, Töpfer- und Lederwaren, die sämtlich als vortrefflich gelten.
Das Land wurde von den Engländern 1843 erworben. Die Hauptstadt Haidarabad auf der linken Seite des Indus, 6 km von demselben auf
einem Felsplateau, besteht aus der Altstadt mit jetzt wertloser Citadelle, engen Straßen, vielen Moscheen und Bazaren,
in welchen berühmte Lackwaren, Gold- und Silberstickereien, Emailarbeiten, damaszierte Waffen,
[* 56] Sättel u. a. ausliegen. Die
Neustadt
[* 57] mit regelmäßigen Straßen ist seit der Eroberung durch die Engländer angelegt. Haidarabad ist Sitz der englischen Behörden
und zählt (1881) 45,195 Einw. Die nahe englische Garnisonsstadt
hat 2958 Einw. Am rechten Indusufer Kotri, der Hafen von an der Industhalbahn, mit 7349 Einw.
¶
Ali (Hyder Ali), Radscha von Maissur, Vater und Vorgänger TippuSahibs, geb. 1728 als Sohn eines mohammedanischen
Gouverneurs der Bergfeste Bangalor, erhielt 1749 ein kleines Kommando im Heer von Maissur, das damals von zwei Brüdern im Namen
der Könige von Widschajanagar regiert ward, und stieg von da an immer höher. 1759 operierte er gegen
die Marathen als Oberbefehlshaber, 1761 machte er sich zum Herrscher von Maissur. Als solcher ordnete Haider Ali die Finanzen, eroberte
die Besitzungen der Nachbarn und wurde hierdurch Herr der Seeküste von Nordkanara.
Ein Handelsvertrag vom räumte der Englisch-OstindischenKompanie das Niederlassungsrecht in
Honowar ein, beide Kontrahenten verpflichteten sich, ihren Feinden keinen Vorschub zu leisten. 1766 eroberte Haider Ali Malabar, ließ
durch seine Flotte die Maledivischen Inseln in Besitz nehmen und bestätigte den Engländern die ihnen von den frühern Landesfürsten
zugestandenen Handelsvorteile. SeinGlück erregte jetzt den Argwohn der Engländer, und es war größtenteils
ihr Werk, daß 1767 der Nizam von Haidarabad und der Nawab des Karnatik Haider Ali den Krieg erklärten, wozu auch die Engländer ein
Heer stellten.
Der Nizam trat jedoch zu über. Haider Ali schnitt die englische Armee durch einen kühnen Zug
nach Madras von ihrer Operationsbasis ab,
und dies führte zum Friedensvertrag vom in welchem die Engländer ihre Eroberungen herausgaben. Weniger glücklich
gegen die Marathen, traten später und fast alle Marathenfürsten nebst dem Nizam von Haidarabad gegen die Engländer zu einem
Bündnis zusammen. Französische Abenteurer brachten Haider Alis Kerntruppen etwas von europäischer Gefechtsweise
und Disziplin bei, und so schritt er 1780 zum Krieg. Er selbst fiel mit starker Macht in die Distrikte der Ostküste (Karnatik)
ein, ein andres Korps entsandte er gegen die englischen Besitzungen an der Westküste (Malabar); die Marathen fielen im Norden
ein. In kurzer Zeit war der beste Teil vom Karnatik erobert.
Die treffliche »Geognostische Übersichtskarte der österreichischen Monarchie« (1847) sowie die »Geognostische Karte des mittlern
Teils von Südamerika«
[* 66] wurden ebenfalls unter seiner Leitung ausgeführt. 1849 ward er bei Gründung der
geologischen Reichsanstalt zum ersten Direktor derselben ernannt. Später veranlaßte auch die Gründung einer Geologischen Gesellschaft
mit dem Zweck der Anwendung der Geologie
[* 67] für das Leben. 1855 ward er Präsident der neugegründeten GeographischenGesellschaft.
Während dieser so ausgebreiteten Thätigkeit publizierte er eine Menge mineralogischer, kristallographischer
und optischer Untersuchungen. Er wurde 1865 in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben, trat 1866 in Ruhestand
und starb in Wien.
Lupe,
[* 68] s. v. w. dichroskopische Lupe. ^[= (Dichroskop), von Haidinger konstruierte Vorrichtung zur Beobachtung des Dichroismus (Zweifarbigkeit ...]
(Hajduken), in Ungarn
[* 70] ursprünglich Magyaren, Serben und Walachen, welche sich vor den Türken in die Wälder flüchteten
und hier einen steten Räuberkrieg gegen dieselben führten. Der siebenbürgische FürstStephanBocskay wies ihnen 1605 für
ihren Beistand einen Distrikt als bleibenden Wohnsitz mit eignen Verfassungen an und erteilte ihnen Adelsrechte.
Diese Schenkung wurde 1613 durch den Reichstag bestätigt. - Der ehemalige Haidukendistrikt hatte einen eignen Kapitän und
die gleiche Munizipalorganisation wie die Komitate, umfaßte 966 qkm (17,5 QM.) mit (1869) 62,914 Einw.
und enthielt die jetzigen StädteHajdu-Böszörmény (Hauptort), -Dorog, -Hadház, -Nánás und -Szoboszló. 1876 wurde derselbe
dem neugebildeten Haidukenkomitat einverleibt. Nach den Haiduken führte ehemals die ungarische Infanterie diesen Namen; im 18. Jahrh.
ging derselbe auf die Gerichtsdiener der ungarischen Behörden und die Trabanten der ungarischen Großen über. Auch an deutschen
Höfen kleidete man die Lakaien nach Art der Haiduken.
(Hajdukenkomitat), ungar. Komitat am linken Theißufer, grenzt westlich an die KomitateBorsod, Heves und Jász-N.-Kun-Szolnok, östlich an Bihar und Szabolcs, besteht zum größten Teil aus dem ehemaligen Haidukendistrikt,
umfaßt 3353 qkm (60,9 QM.), ist ganz eben, fruchtbar und in
dem von der Theiß begrenzten nordwestlichen Teil stellenweise sumpfig. Im Westen von Debreczin
[* 71] liegt die ehemals
sehr fruchtbare Pußta Hortobágy. Die Bevölkerung ist eine rein ungarische, besteht aus (1881) 173,329 meist reform.
Einwohnern und betreibt Ackerbau, Rindvieh-, Pferde- und Schweinezucht. Hauptprodukte sind außer Getreide
[* 72] auch Mais, Hirse,
[* 73] Tabak
und Wassermelonen. Hauptort des Komitats,
¶
mehr
das von der Ungarischen Staatsbahn durchschnitten wird, ist Debreczin; zum Haidukenkomitat gehören überdies die ehemaligen 5 Haidukenstädte
(s. Haiduken) sowie 15 kleinere Orte, darunter die volkreichen Märkte: Balmaz-Ujváros (9861 Einw.), Nádudvár (7380 Einw.)
und Püspök-Ladány, ein Knotenpunkt der Ungarischen Staatsbahn, mit 8390 Einw.
aufblühende türk. Hafenstadt in Syrien (Palästina),
[* 75] an der Südseite des Golfs von Akka und am Fuß des Karmel
malerisch gelegen, Sitz eines Kaimakams und eines deutschen Konsuls, das Sycaminum der Alten, ist von einer zerfallenen Mauer
aus sarazenischer Zeit umgeben und zählt ca. 5000 Einw., zumeist Araber und Türken, außerdem Christen
und Juden. Im NW. von Haifa haben sich 1869 etwa 300 württembergische »Templer« angesiedelt, welche bereits über 1000 Morgen Ackerland
besitzen, wovon 70 zu Weinbergen angelegt sind. In neuester Zeit sind auch einige Deutsch-Amerikaner, viele Juden, namentlich
aber vermögende Bosnier hierher gewandert; die letztern haben eine hübsche Kolonie inmitten der Ruinen
von Cäsarea erbaut. Die Ausfuhr besteht in Weizen, Olivenöl, Mais, Sesam u. a. (1882-83 für 1,9 Mill. Mk.),
die Einfuhr (224,360 Mk.) in Reis, Zucker, Kaffee, Manufakten u. a.
(Selachoidei), Unterordnung der Knorpelfische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische
[* 76] mit langgestrecktem, spindelförmigem
Körper, weit nach hinten gerückter, querer Mundöffnung, seitlichen Kiemenlöchern, mehr oder minder
senkrecht stehenden Brustflossen und starkem, fleischigem, an der Spitze aufwärts gebogenem Schwanz. Die Bezahnung wird meist
durch zahlreiche Reihen spitzer, dolchförmiger Zähne
[* 77] gebildet. Sie gebären meist lebendige Junge; einige, namentlich die
Hundshaie, legen Eier,
[* 78] platte, vierzipfelige Hornkapseln, die an den Zipfeln mit rankenartigen Hornfäden versehen
sind (Seemäuse).
Zur Familie der Hundshaie (Scyllidae), mit kurzer, stumpfer Schnauze, in der Mitte scharf gespitzten, seitlich gesägten
Zähnen, zwei weit nach hinten stehenden Rückenflossen, entwickelter Afterflosse, langgestreckter, abgestutzter Schwanzflosse,
Spritzlöchern und fünf Kiemenöffnungen, gehören der Hundshai (ScylliumcaniculaCuv.), bis 70 cm lang, oben auf rötlichem
Grund braun gefleckt, unten weiß, und der Katzenhai (S. catulusL., s. Tafel »Fische II«),
[* 79]
1 m lang, mit
bedeutend größern und spärlichern Flecken. Beide leben in wärmern Meeren, aber auch noch in der Nordsee, gewöhnlich nahe
dem Grund, nähren sich von Fischen, Krebsen, Weichtieren und richten besonders beim Heringsfang großen Schaden an.
Die blaß horngelben, 6,5 cm langen Eier (10-20) werden zwischen Seepflanzen abgelegt. Das Fleisch ist hart, lederartig und
wird nur im Notfall gegessen; die Leber gibt trefflichen Thran, ihr Genuß hat aber bisweilen üble Folgen; die Haut
[* 80] dient zum
Glätten von Holzarbeiten.
Die Menschenhaie (Carcharidae) besitzen eine Afterflosse, zwei Rückenflossen, von denen die vordere
zwischen Brust- und Bauchflossen steht, und eine Nickhaut. Der Kopf ist flach, der vordere Teil der Schnauze sehr vorgezogen.
Die Zähne sind dreieckig, glatt, mit schneidenden oder gesägten Rändern und stehen in mehreren Reihen in dem weiten Rachen.
Diese großen Tiere sind kühn, raubgierig, der Schrecken der Schiffer und Küstenbewohner. Der Blauhai
(CarchariasglaucusCuv.), 3-4 m lang, mit sehr spitzer Schnauze, langen, sichelförmigen Brustflossen, schlanker Schwanzflosse,
ohne Spritzlöcher, oben schieferblau, unten weiß, bewohnt das
Mittelmeer, die südlichen Meere und den Atlantischen Ozean nördlich
bis England und Skandinavien.
Der Jonashai (C. verusL.), bis 9 m lang, mit rauher, höckeriger Haut, oben gräulichbraun, unten grauweiß,
findet sich ebenfalls im Mittelmeer. Diese und andre Arten leben besonders an den Küsten, schwimmen sehr schnell, wenn auch
nicht so gewandt wie andre Fische, sind ungemein gefräßig, nähren sich von allen Seetieren und verfolgen die Schiffe,
[* 81] oft
begleitet vom Lotsenfisch oder Pilot, um alles zu verschlingen, was über Bord fällt. Über ihre Fortpflanzung
weiß man wenig; die 30-50 Jungen werden als reife, ernährungsfähige Wesen geboren, sollen aber eine Zeitlang von der Mutter
geführt und geschützt werden.
Man angelt sie mit starken, mit Speck geköderten Angeln an einer Kette, benutzt die Leber zur Thranbereitung
und die Haut als Schleifmittel und Chagrin; das Fleisch ist hart, geschmacklos. Hierher gehört auch der Hammerfisch (s. d.).
Der Sternhai (Mustelusvulgaris M. Hle.),
1-1,5 m lang, mit kielförmigen Flossen, kleinen, stumpfen Zähnen und Spritzlöchern, auf dem gräulichen Rücken oft sternartig
weiß gefleckt, findet sich in allen europäischen Meeren, lebt gesellig, ist träge, harmlos, hält sich
meist am Grund auf und nährt sich von Krustentieren.
Das Weibchen wirft etwa zwölf Junge. Er kommt auf die italienischen Fischmärkte und wird von ärmern Leuten gegessen. Die
Riesenhaie (Lamnidae) stimmen hinsichtlich der Flossenstellung mit der vorigen Familie überein, besitzen keine oder
sehr kleine Spritzlöcher und keine Nickhaut. Der Riesenhai (SelachemaximaCuv.), bis 12 m lang und 8000 kg schwer, mit kurzer,
stumpfer Schnauze, kleinen Spritzlöchern, sehr großen Kiemenspalten, kleinen Zähnen und mit vielen Spitzen bedeckten Hautschuppen,
bräunlich schwarzblau, unten weißlich, lebt im Eismeer, geht südlich bis England und Frankreich, nährt
sich in den Tiefen des Meers von kleinen Seetieren, frißt auch Aas, ist harmlos, träge, dumm, aber schwer zu bewältigen
und wird wegen der großen, thranreichen Leber gejagt.
Die Dornhaie (Spinacidae) haben zwei Rückenflossen und vor jeder derselben einen Stachel, Spritzlöcher, aber keine Afterflosse
und Nickhaut. Der Dornhai (Acanthiasvulgaris Risso), 1 m lang, 10 kg schwer, mit keilförmigem, vorn schmalem,
an der Spitze abgerundetem Kopf, drei Reihen langer, spitzer, am Rand wenig gesägter Zähne, ist oben schiefergrau, unten gelblichweiß,
findet sich überall und sehr häufig in den europäischen Meeren, erscheint oft in großen Scharen, schneidet die Angeln der
Fischer ab und wird häufig gefangen, wobei er sich seiner Dornen als Waffe bedient.
SeinFleisch wird in Schottland getrocknet und gegessen, Leber und Haut finden die gewöhnliche Verwendung. Sehr schmackhaft sind
die in Entwickelung begriffenen Eier und das Fleisch der Jungen, von denen das Weibchen bis 20 zur Welt bringt.
Der die Familie der Squatinidae repräsentierende Meerengel (Engelfisch, Squatina angelusL.) stimmt hinsichtlich der Flossen,
Spritzlöcher und Nickhaut mit den Dornhaien überein, hat aber einen platten, rochenähnlichen Körper, runden Kopf, nach vorn
gerichtete, sehr große Brust- und Bauchflossen, ein mit kegelförmigen, in mehrere Reihen geordneten Zähnen bewehrtes Maul
quer unter der Schnauze und eine rauhe Haut mit kegelförmig zugespitzten Schuppen. Er wird 2-3 m lang,
ist oben schokoladenbraun, schwarz gefleckt, unten gelblichweiß, mit einer Reihe kurzer Dornen auf der Mittellinie des Leibes.
Er bewohnt die tropischen und subtropischen Meere, das
¶
mehr
Mittelmeer, den Atlantischen Ozean und die Nordsee, ist sehr häufig, hält sich meist am Grund auf und jagt besonders Rochen
und Schollen. Das Weibchen gebiert 7-14 Junge; er wird nur der Haut wegen gejagt; früher benutzte man mehrere Teile des Tiers
arzneilich.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden,
[* 83] Dillkreis, an der Dill und an der LinieDeutz-Gießen
der Preußischen Staatsbahn, hat eine sehr alte gotische Kirche, eine Oberförsterei, eine Eisenhütte, Fabrikation landwirtschaftlicher
Maschinen und Thonwaren,
[* 84] bedeutende Gerberei, Leimsiederei und (1885) 1161 meist evang. Einwohner.
Haiger wird schon im 9. Jahrh. erwähnt.
Stadt und Oberamtssitz im preuß. Regierungsbezirk Sigmaringen, an der Eyach, hat ein
Amtsgericht, ein schönes, über der Stadt liegendes Schloß, eine evangelische und 2 kath. Kirchen, einen alten Römerturm
und (1885) 1220 Einw. Nahebei Karlsthal mit Baumwollspinnerei.
(spr. hählibörri), ehemaliges Schloß des Marquis von Salisbury, bei Amwell, in der englischen GrafschaftHerts, an dessen Stelle 1806 eine Bildungsanstalt für ostindische Beamte gebaut wurde;
die vier Söhne des Grafen Haimon (Aymon) von Dordogne: Adelhart (Alard), Ritsart (Richard), Witsart (Guichard)
und Reinold (Renaut) von Montalban (Montauban), die Haupthelden (namentlich der letztgenannte mit seinem RoßBayard) einer zum
karolingischen Sagenkreis gehörigen Sage, welche deren Kämpfe mit ihrem Lehnsherrn Karl d. Gr. zum Gegenstand
hat und wahrscheinlich französischen Ursprungs ist. Die erste dichterische Bearbeitung der Sage ist ein französisches Gedicht
aus dem 12. Jahrh.: »Renaut de Montauban«, das früher fälschlich Huon de Villeneuve beigelegt u. von Michelant (Stuttg.,
Litter. Verein 1862) herausgegeben ward. Später wurde das Gedicht in Prosa aufgelöst, und so entstand
der Roman »Les quatre fils Aymon« (Lyon
[* 85] 1495; neue Ausgabe von Tarbé, Par. 1861),
von welchem eine deutsche Bearbeitung unter
dem Titel: »Eyn schön lustig Geschicht, wie KeyserCarle der groß vier gebrüder, Hertzog Aymont von Dordons Süne, 16 jarlangk
bekrieget« (Simmern 1535, 164Bl.) erschien. Dagegen ist das bekanntere deutsche Volksbuch »Die schöne
und lustige Histori von den vier Haymonskindern etc.« aus dem Niederländischen hervorgegangen und stimmt mit der in den Niederlanden
noch gangbaren »Historie von den vier Hems-Kindern« (Antw.
1619) überein. Ebenso ist das neuerdings von Pfaff herausgegebene Gedicht »Rainold von Montalban« (Stuttg.,
Litter. Verein 1886) im 15. Jahrh. aus dem Niederländischenübertragen worden. Deutsche
[* 86] Nachdichtungen des Volksbuches liefertenL.Tieck in »Peter Leberechts Volksmärchen« (Berl. 1797, Bd.
1) undL.Bechstein: »Die Haimonskinder«, Gedicht (Leipz.
1830). Auch in den »DeutschenVolksbüchern« von Simrock (Heft 9, Frankf. 1845) und von Marbach (Heft 9,
Leipz. 1838) ist die Geschichte enthalten.
gehegtes Gehölz von mäßigem Umfang; heiliger Hain (lat. lucus, auch nemus), ein dem religiösen Kult geweihtes
Gehölz, dergleichen uns fast in allen alten Religionskulten des Occidents wie des Orients begegnen und sich dem
uralten Baumkultus (s. d.) anschließen. SchonAbraham baute dem Jehovah einen Altar
[* 87] in dem Eichenhain Mamre bei Hebron; die Propheten
aber rügen wiederholt
den Götzendienst des Volkes in Hainen, da das mosaische Gesetz den Jehovahdienst ausschließlich in die
Stiftshütte und später in den Tempel
[* 88] wies.
Bei Griechen und Römern wählte man ein Stück natürlichen Waldes aus und weihte dasselbe dem Gott zum
Eigentum, dem man bald auch Altäre und Statuen darin errichtete. Später schuf man um die Tempel der GötterHaine durch Anpflanzungen
von nicht fruchttragenden Bäumen und umgab dieselben mit einem Zaun. Entweihung und Beschädigung solcher heiligen Haine wurde
vom Gesetz mit schweren Strafen geahndet. Der nicht umfriedigte Raum war dagegen der Benutzung nicht entzogen,
konnte daher auch mit fruchttragenden Bäumen bepflanzt sein; nur kam der Ertrag derselben dem Heiligtum zu gute und wurde
für Bedürfnisse des Kultus, Feste etc. verwendet (so der der Feigenbäume der Athene).
[* 89]
Das Bestehen der Sitte für die heidnische Zeit erwähnt schon Tacitus, und weiter wird sie oft bestätigt;
so ordnete Arminius seine Scharen in einem und in einem solchen versammelte auch Civilis seine Bataver zu Schmaus und Beratung.
Auch sonst wurden Feste und Opfer gern im Schatten
[* 93] heiliger Wälder gehalten. Unter den Bäumen galt vornehmlich die Eiche für
heilig, nächstdem die Ulme, Linde, Tanne
[* 94] u. a. Wer in einen heiligen Hain floh oder den Schatten eines heiligen
Baums erreichte, war der Strafe entronnen.
Bei der Ausbreitung des Christentums wurden oft an der Stätte derartiger heiliger Bäume christliche Kultusstätten errichtet,
wie es namentlich noch in Süddeutschland in den an den Marienkult sich knüpfenden Legenden hervortritt. Spuren des alten
Baumkultus treten auch noch in der feierlichen Aufrichtung und festlichen Ausschmückung von Bäumen zur
Zeit der alten Sonnenwendfeste hervor (Mai-, Johannis- und Weihnachtsbäume).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Kassel,
[* 95] KreisFrankenberg, an der Wohra, mit (1885) 798 meist evang. Einwohnern
und einem Hospital, das aus den Gütern eines 1527 aufgehobenen Cistercienserklosters gestiftet wurde;
die prachtvolle Klosterkirche
ward 1250 erbaut. Im O. von Haina breitet sich das Hainaische Gebirge, ein äußerster Vorposten des rheinisch-westfälischen
Schiefergebirges, aus, das im Kellerwald 673 m Höhe erreicht.
(chines. Tschung-tscheu-fu), zur chines. ProvinzKuangtung gehörige Insel, südöstlich vor dem Golf von Tongking
[* 96] und durch die 28 km breite Straße von Hainan von der Festlandshalbinsel Leitscheu getrennt; erstreckt sich in der
Richtung von SW. nach NO. 230 km weit, mit einem Areal von 36,195 qkm (657 QM.) und 2½ Mill. Einw., darunter
1½ Mill.
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