JulieWilhelmine, russ. Malerin, geb. 15. (27.)
Okt. 1824 in
Livland,
[* 22] widmete sich anfangs in
Dresden,
[* 23] dann in
München,
[* 24] wo
sie denUnterricht des Genremalers
Rugendas genoß,
der
Kunst und malte vorzugsweise
Porträte.
[* 25] Durch ein auf drei Jahre bemessenes Reisestipendium des
KaisersNikolaus wurde es
ihr ermöglicht, nach
Rom
[* 26] zu gehen, wo sie sich bei dem durch seine Lichteffekte bekannten A.
Riedel weiter
ausbildete und unter anderm ein Genrebild: eine
Frau am brennenden
Kamin ihren
Schmuck betrachtend, malte. Im J. 1855 nach
Livland
zurückgekehrt, vermählte sie sich dort mit dem Astronomen
LudwigSchwarz, den sie auf einer dreijährigen Forschungsreise
nach
Sibirien begleitete. Sie lebt inDorpat,
[* 27] wo sie besonders als Porträtmalerin thätig ist, und ist
Mitglied der
PetersburgerAkademie.
gelegen, hat eine evangelische und 2 kath. Kirchen (die romanische St. Georgskirche aus dem 12. und die gotische St. Nikolauskirche
aus dem 13. Jahrh.), eine Hopfenhalle, Baumwoll- und Wollspinnerei, eine Fayenceöfenfabrik, Bierbrauerei,
[* 39] sehr bedeutenden
Hopfenbau und Handel mit Hopfen
[* 40] und (1885) mit Garnison (ein Dragoner-Reg. Nr. 15, ein Jäger-Bat. Nr. 11 und
eine Abt. Feldartillerie Nr. 31) 13,460 Einw., darunter 2656 Evangelische, 10,126 Katholiken und 665 Juden. Hagenau hat ein Gymnasium,
eine Musik- und eine Industrieschule, eine Bibliothek, eine elsässische Münzsammlung, eine Strafanstalt für Frauen, eine Knabenbesserungsanstalt
und ist Sitz einer Kreisdirektion, eines Amtsgerichts und eines Hauptsteueramts. - In Hagenau ist die erste
Ansiedelung in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. von Konrad III. angelegt worden.
Mit der Landvogtei kam 1648 auch die Stadt an Frankreich, worauf Ludwig XIV. 1673, ihre Reichsunmittelbarkeit nicht achtend,
die Festungswerke abtragen ließ. 1675 von den Kaiserlichen wieder genommen, wurde sie 1677 von den Franzosen
zurückerobert und in Brand gesteckt. 1705 wurde Hagenau abermals von den Kaiserlichen, 1706 wieder von den Franzosen genommen; 1871 fiel
die Stadt mit Elsaß-Lothringen an Deutschland
[* 42] zurück, nachdem sie bereits seit der Schlacht von Wörth
[* 43] im Besitz der Deutschen
und bis zur EinnahmeStraßburgs Sitz des Generalgouverneurs vom Elsaß gewesen war. Unfern das ehemalige
KlosterMarienthal, das im 13. Jahrh. gegründet und 1789 säkularisiert wurde und noch ein berühmter
Wallfahrtsort ist.
Vgl. Guerber, Histoire politique et religieuse de Hagenau (Basel
[* 44] 1876);
Klélé, Hagenau zur Zeit der Revolution 1787-99
(Hagen. 1885).
Nachdem er sich vergebens bemüht hatte, die oberrheinischen Städte der Botmäßigkeit des burgundischen
Herzogs zu unterwerfen, ward er 1474 durch eine Empörung der Städte gestürzt und 11. April gefangen genommen. Von einem in Breisach
versammelten Gericht zur Untersuchung gezogen, wurde er verurteilt und enthauptet. Gleich darauf begann
Karl der Kühne
seinen Krieg gegen die Schweiz und die elsässischen Städte. Die merkwürdigen Schicksale Hagenbachs gaben
Anlaß zu einem interessanten historischen Reimwerk, welches Mone (in der »Quellensammlung«, Bd.
3, Karlsr. 1863) herausgegeben hat.
2) KarlRudolf, Theolog, namhafter Vertreter der sogen. Vermittelungstheologie, geb. zu
Basel,
studierte in Bonn
[* 49] und Berlin, wo er sich der Schleiermacherschen Schule anschloß, habilitierte sich 1823 bei
der neuorganisierten Hochschule seiner Vaterstadt und ward hier 1828 ordentlicher Professor. Er starb Unter seinen
Schriften sind außer »Predigten« (Basel
1830-75, 9 Bde.) zu nennen: »Encyklopädie und Methodologie der theologischen Wissenschaften«
(Leipz. 1833, 11. Aufl. 1884);
»Lehrbuch der Dogmengeschichte« (das. 1840, 2 Bde.; 5. Aufl.
1867);
»Ökolampad und Mukonius« (Elberf. 1859, in
dem von ihm mitbegründeten Sammelwerk »Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformierten Kirche«);
»Leitfaden
zum christlichen Religionsunterricht an höhern Gymnasien« (6. Aufl., Leipz.
1881) u. a. Von seinen in den einzelnen Teilen mehrfach aufgelegten »Vorlesungen
über die Kirchengeschichte von der ältesten Zeit bis zum 19. Jahrhundert« (Leipz. 1834-61; Gesamtausgabe 1868-72, 7 Bde.)
erscheint seit 1885 eine neue Ausgabe durch Nippold u. a. Als Dichter machte Hagenbach sich bekannt in den
Sammlungen: »Luther und seine Zeit« (Frauenf. 1838) und »Gedichte«
(2. Aufl., Basel
1863, 2 Bde.).
abyssinicaWilld., s. v. w. Brayera^[= Kunth (Hagenia Lam.), Gattung aus der Familie der Rosaceen, vertreten durch eine Art: B. anthelminti ...] anthelmintica Kunth.
Kleinen-Hagenow der Mecklenburgischen Friedrich-Franz-Eisenbahn, hat ein Amtsgericht, ein großherzogliches Amt, eine neue Kirche
in gotischem Stil, Dampfsägen und Dampfmühlen u. (1885) 4091 meist evang.
Einwohner.
Hermann, pharmazeut. Schriftsteller, geb. zu Berlin, erlernte die Pharmazie in Salzwedel,
[* 58] war 1842-49
Besitzer der Stadtapotheke zu Fraustadt,
[* 59] siedelte dann nach Berlin über, um sich ausschließlich der pharmazeutischen
und chemischen Schriftstellerei zu widmen und die »Pharmazeutische Zentralhalle«
herauszugeben. 1871 zog er auf sein GutPulvermühle bei Fürstenberg a. O. und 1881 nach Frankfurt
[* 60] a. O. Hager hat für die Ausbildung
der Pharmazie durch zahlreiche treffliche Schriften Erhebliches geleistet und namentlich auch die Bekämpfung
des Geheimmittelunwesens sich zur Aufgabe gemacht.
Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Handbuch der pharmazeutischen Rezeptierkunst« (Lissa
[* 61] 1850; 4. Aufl. u. d. T.: »Technik
der pharmazeutischen Rezeptur«, Berl. 1884);
(a. d. altsächs. hag, umfriedigtes Grundstück, und staldan, besitzen), ursprünglich ein jüngerer Sohn,
der als Kleinhäusler bei dem erstgebornen Bruder, dem das väterliche Grundstück zufiel, wohnte und wegen mangelnden Besitzes
keine Familie erhalten konnte, später der Unverheiratete überhaupt, jetzt gewöhnlich einen alten, ehescheuen Junggesellen
bezeichnend (althochd. hagustalt). Schon bei Hrabanus Maurus findet sich das lateinische caelebs (»ehelos«)
durch hagustalt übersetzt; später kommen in verschiedenen Dialekten die Ausdrücke: Hagestelz, Hagenstolte, Hagestaelz, Hagestolt
etc., angelsächs. Hagesteald vor.
Aus Gründen der Politik und Moral hat man die Hagestolzen früher zuweilen nicht als vollberechtigte Staatsbürger gelten lassen
wollen. So wurde schon den Juden die Eingehung einer Ehe zur Pflicht gemacht, und in mehreren griechischen
Staaten, namentlich in Sparta durch Lykurgs Gesetze, waren die ohne physische Notwendigkeit im ehelosen Stand Beharrenden von der
vollen staatsbürgerlichen Ehre ausgeschlossen. Auch römische Gesetze bevorzugten die Verehelichten, namentlich hinsichtlich
der Erbfähigkeit.
Ganz unabhängig von diesen Bestimmungen des römischen Rechts war das sogen. Hagestolzenrecht (jus hagestolziatus),
welches in einigen Distrikten von Braunschweig,
[* 64] Hannover und der Pfalz früher in Geltung war und dem Landes- oder Gutsherrn unter
gewissen Voraussetzungen einen Anspruch auf den Nachlaß eines im
ehelosen Stand Verstorbenen gab. Die Volksdichtung ist unermüdlich,
den Hagestolzen und alten Jungfern ihre Mißbilligung zu erkennen zu geben, und läßt sie im Jenseits
die verschiedenartigsten unnützen oder erniedrigenden Arbeiten verrichten.
(spr. aschetmoh), Stadt im franz. DepartementLandes, Arrondissement St.-Sever, am Louts (zum Adour), mit (1881) 1800 Einw.,
welche Ölfabrikation, Leinweberei, Getreide-, Vieh- und Weinhandel treiben.
bis zum Abschluß des Talmuds die allgemeine
Bezeichnung für die Bearbeitung der Bibel
[* 65] nach erbaulichen, ethischen und geschichtlichen Motiven, im Gegensatz zur Halacha
(s. d.), der Regelung der gesetzlichen Praxis. Der Kreis
[* 66] der Haggada wurde später erweitert, da sie neben Exegese, Ethik und Geschichte
noch Dogmatik, Kultus, Kabbala, Naturwissenschaften und Geographie in ihren Studienplan aufnahm, um die Angriffe
auf das Judentum nachhaltiger bekämpfen zu können. Zur Darstellung der haggadischen Wissensfächer wurde teils die einfache
natürliche, teils die allegorisch-symbolische Redeweise, teils die hyperbolische Ausschmückung benutzt. Das haggadische
Material des Talmuds ward, den biblischen Büchern angeschlossen, später (bis zum 9. Jahrh. n. Chr., zum
Teil aber auch erst im 13. Jahrh.) zusammengestellt in den Midraschim (s.
Midrasch).
GustavAdolf, Afrikareisender, geb. auf der Insel Limmatau bei Brugg im schweizerischen Kanton Aargau,
[* 69] ging 1865 als Kaufmann nach Ägypten und nahm 1866 seinen Aufenthalt in Chartum, kam 1869 nach Suakin und Massaua
[* 70] und schloß
sich WernerMunzinger an, dessen Stellvertreter in Kassala er 1874 wurde. Im Auftrag des Chedive machte er
eine Reise in die Somalländer; 1875 eine zweite nach Galabat, begleitete Munzinger auf seinem Kriegszug gegen die Galla und
kam auf dem Rückzug mit seiner Frau und zwei Kindern vor Erschöpfung um. Über seine Reise im Somalland berichtete er in »Petermanns
Mitteilungen« (Ergänzungsheft 47, 1876).
1) Charlotte von, berühmte Schauspielerin, geb. zu München, fand bereits bei ihrem ersten Auftreten
auf dem Hoftheater daselbst 1826 den ungeteiltesten Beifall, wurde sogleich engagiert und gastierte von
hier aus am Hofburgtheater in Wien,
[* 84] in Dresden, Berlin und Pest mit dem glänzendsten Erfolg. Von 1833 bis 1846 der Berliner Hofbühne
angehörend, trat sie wiederholt in Petersburg,
[* 85] Hamburg, Pest etc. auf und war auf allen Bühnen eine gefeierte Erscheinung.
Ihr Talent beruhte vorzugsweise auf einer üppigen Naturanlage für das Graziös-Neckische und Schalkhaft-Launige;
sie war namentlich im Lustspiel und Konversationsstück bezaubernd. Viel weniger eignete sich ihr Talent für tragische Rollen.
[* 86] Ihre geistreichen und witzigen Einfälle und Impromptus im geselligen Leben haben ihr den Beinamen der »deutschen Déjazet« verschafft.
Im Frühjahr 1846 vermählte sie sich mit dem Gutsbesitzer Alexander v. Oven und trat von der Bühne zurück,
doch ward die Ehe schon 1851 wieder getrennt. Sie lebte hierauf eine Zeitlang in Gotha,
[* 87] seitdem in München. - Ihre jüngere
Schwester, Auguste von Hagn, geb. 1818 zu München, betrat hier 1832 in dem von der Birch-Pfeiffer für sie
geschriebenen Schauspiel »Trudchen« die Bühne, folgte 1833 der Schwester nach Berlin, wo sie beim Königsstädter Theater
[* 88] engagiert
wurde und dann eine Anstellung für das naive und Soubrettenfach an der königlichen Bühne in Berlin annahm, und blieb hier
bis zu ihrer Verheiratung 1849. Sie starb
in Berlin.
Das BeispielMenzels und der Besuch der Schlösser und Gärten von Sanssouci etc. führten ihn dem Rokoko zu.
Von 1853 bis 1855 lebte er in Paris
[* 91] und kehrte 1855 nach München zurück; wo er seitdem seinen ständigen Wohnsitz hat. Eine
Folge seines Aufenthalts in Rom war, daß er sich von der Darstellung der Rokokoszenen abwendete. Seine hierher gehörigen Bilder
sind von jenem flüchtigen Esprit feiner Koketterie durchhaucht, welcher dieser Zeit trotz des Charakters
der Unnatur doch einen unwiderstehlichen Zauber verleiht.
Der Eichelhäher (Holz-, Nuß-, Waldhäher, Herrenvogel, Marquard, Margolf, G. glandariusL.), 34 cm lang, 55 cm breit, graurötlich
oder graubraun, unterseits heller, mit weißen Hollenfedern, die mit einem schwarzen, bläulich umrandeten Fleck gezeichnet
sind, an der Kehle weißlich, am Bürzel und Steiß weiß; ein breiter, langer Bartstreifen und die Schulterschwingen
sind schwarz, die Armschwingen in der Wurzelhälfte weiß, einen Spiegel
[* 97] bildend, nahe der Wurzel
[* 98] blau beschuppt, in der Endhälfte
schwarz, die Oberflügeldeckfedern himmelblau, weiß und schwarzblau quergestreift, die Schwanzfedern schwarz. Das Auge ist
perlfarben, der Schnabel schwarz, der Fuß bräunlich.
¶
mehr
Er findet sich mit Ausnahme der nördlichsten Teile in allen Waldungen Europas, bewohnt bei uns tiefere Laub- und Nadelwälder,
Vor- und Feldhölzer, lebt im Frühjahr paarweise, sonst in Familien und Trupps und schweift nur wenig umher. Er ist unruhig,
lebhaft, listig, höchst gewandt im Gezweige, fliegt aber schwerfällig und hält sich daher aus Furcht
vor Raubvögeln möglichst verborgen. Seine Stimme ist kreischend, doch ahmt er die Stimmen vieler andrer Vögel sehr getreu
nach. Er lebt von Eicheln, Bucheckern, Haselnüssen, jagt aber auch junge Kreuzottern, Vögel, Mäuse und Insekten,
[* 100] zerstört zahlreiche
Nester und wird dadurch sehr schädlich. SeinNest steht auf einem Baum, selten hoch über dem Boden, und
enthält Anfang April 5-9 schmutzig gelbweiße oder weißgrünliche, graubraun getüpfelte Eier
[* 101] (s. Tafel »Eier I«,
[* 99]
Fig. 68).
Sein ärgster Feind ist der Habicht. In der Gefangenschaft lernt er einige Worte sprechen und kurze Weisen pfeifen. Über den
Tannenhäher s. d.
[* 99] Vorrichtung, welche an Röhren
[* 102] angebracht ist und durch Drehung die Durchgangsöffnung der Röhren öffnet oder
schließt. Sie besteht aus dem sogen. Schlüssel und dem Hahngehäuse. Der erstere ist ein abgestumpfter Kegel mit einer Öffnung,
die entweder quer durchgeht, oder sich nach unten wendet (in welch letzterm Fall die Flüssigkeit durch
den Schlüssel abwärts läuft) und so angebracht ist, daß sie bei einer gewissen Stellung des Hahns mit der Rohröffnung kommuniziert.
Ein Griff bringt den Hahn in die richtige Stelle. Das Hahngehäuse umschließt ebenfalls mit einer konischen
Bohrung den Schlüssel und wird entweder auf passende Weise in das Leitungsrohr eingeschaltet, oder mit einer Schraube in das
etwa zu entleerende Gefäß
[* 103] eingeschraubt, oder oft auch nur mittels eines glatten Kegels eingesteckt. Um bei Metallhähnen
den Hahnkegel im Gehäuse festzuhalten und die Seitenwände behufs vollständiger Dichtheit etwas aneinander
zu pressen, was durch einen Zug
in der Richtung der Spitze des Kegels geschieht, legt man
[* 99]
(Fig. 1) eine Platte über die kleinere
Öffnung des Hahngehäuses und zieht durch eine Mutter den Hahnkegel mehr in das Gehäuse hinein; bei Hähnen, welche oft gebraucht
werden, schleift sich aber der Kegel bald ein, geht dann locker, und die Schraube muß daher von neuem
angezogen werden. Um dies zu vermeiden, legt man öfters zwischen die Unterlagplatte der Schraube, welche zum Herabziehen
des Kegels dient, und das Gehäuseende eine kleine gewundene Stahldrahtfeder, welche, durch die Schraube gespannt, den Kegel
fortwährend ins Gehäuse zieht, wenn sich derselbe auch nach und nach etwas einschleifen sollte.
Diese Hähne gehen leicht und schließen
gut. Neuerdings werden Hähne so konstruiert, daß sie sich selbst um so mehr dichten,
je höher die Pressung der Flüssigkeit, z. B. des Dampfes, ist, indem diese den Hahnkegel in der Richtung nach der Spitze in
den Hohlkegel eindrückt, wie
[* 99]
Fig. 2 zeigt (SystemKlein). Gewöhnliche Hähne, wie der in
[* 99]
Fig. 1 dargestellte, werden bei Temperaturveränderungen
undicht oder setzen sich vollkommen fest wegen der verschiedenen Ausdehnung
[* 104] des Schlüssels und des Gehäuses, wodurch eine
axiale Verschiebung der sonst mit den Spitzen zusammenfallenden Kegel eintritt. Um dies zu vermeiden, werden
[* 99]
(Fig. 3) nach Collmann Schlüssel und Gehäuse so weit verlängert, daß die Spitzen beider Kegel in die beiden Körpern gemeinschaftliche
Ebenem n fallen, wodurch sie gezwungen werden, beisammenzubleiben.
Bekanntlich kann beim Öffnen eines Fasses die in demselben enthaltene Flüssigkeit nicht eher ausfließen, als bis das Spundloch
geöffnet ist; das Öffnen des Spundlochs bringt aber bei moussierenden Flüssigkeiten häufig einen Verlust
mit sich, und man hat daher Hähne von der Art konstruiert, daß beim Öffnen des Hahnkegels, durch welchen die Flüssigkeit
ausfließen soll, die äußere Luft in das Innere des Gefäßes dringen kann, ohne daß die Kohlensäure aus
der moussierenden Flüssigkeit entweichen kann.
Das Rohr des Hahns enthält zu diesem Zweck oberhalb des gewöhnlichen Kanals noch einen zweiten parallelen Kanal,
[* 105] welcher bei
geöffnetem unter dem Griff mündet. Durch Drehung des Kegels werden hier also zwei Kanäle geöffnet und geschlossen, die so
liegen, daß durch den obern Luft eindringt, während durch den untern Hauptkanal die Flüssigkeit abläuft.
Für schäumende Flüssigkeiten bedient man sich der sogen. Mousséhähne, d. h.
solcher, deren Kegel nach oben verlängert, cylindrisch ausgebohrt und mit einem federnden Kolben versehen ist, durch dessen
Niederdrücken man die Luft aus dem Cylinder in die Flüssigkeit bringt und mit ihr mischt, während sie den
Hahn durchläuft.
Das Tropfen der Hähne wird meist durch die Konstruktion, die Wartung oder unpassende Anwendung veranlaßt. Indem man den Kern
des Hahns ebensowohl wie die Hülle rein konisch abdreht, entsteht beim Einschmirgeln oben am Hahnkern und unten in der Hahnhülse
ein Absatz, welcher die Berührung der geschliffenen Flächen des Kegels und der Hülle verhindert. Versucht
man einen solchen Hahn durch wiederholtes Einschleifen dicht zu machen, so vermehrt man das Übel, dem man am einfachsten
dadurch abhilft, daß man den Kegeloben cylindrisch ab- und die Hülse
[* 106] unten etwas cylindrisch ausdreht. Das Nachschleifen
kann dann beliebig oft und jedesmal mit Erfolg vorgenommen werden. Unpassend ist die Verwendung eines
Hahns bei hohem Druck, weil hier
eine einseitige Abnutzung eintritt und die Bohrung des Gehäuses desto mehr oblong wird, je öfter man den Hahn dreht, wodurch
der Hahn dann undicht wird, klafft und unter dem Druck der Flüssigkeit rinnt. Hähne unter hoher Pressung lassen sich auch der
großen Reibung
[* 108] wegen nur schwer und unsicher bewegen, und dieser Mißstand wächst mit der Größe des
Hahns. Daher zieht man bei DampfleitungenVentile oder Schieber vor. Auch für Wasser von höherm Druck ist die Verwendung der Hähne
nicht passend; aber für fast druckloses Wasser oder Gas gewähren sie den Vorteil, einen ganz geraden Durchgang zu bieten, welcher
sich mit andern Absperrapparaten nicht oder nur auf Kosten sonstiger Einfachheit erreichen läßt.
Besondere Konstruktionen von Hähnen dienen zu bestimmten Zwecken. Ein Hahn, bei welchem die gerade Durchbohrung des einfachen
Hahns mit einer gekrümmten verbunden ist, so daß beide übereinander liegen, dient dazu, aus einem Gefäß heißes Wasser
abzulassen, während gleichzeitig wieder ebensoviel kaltes Wasser in das Gefäß nachfließt. Wird der
Hahn in Einer Ebene mit zwei Durchbohrungen, die nicht miteinander in Verbindung stehen, und von denen jede zwei Öffnungen hat,
versehen, so entsteht der Vierwegehahn, welcher benutzt wird, um Flüssigkeiten, Dämpfe etc. in oder aus vier Öffnungen strömen
zu lassen, so daß er bei einer Umdrehung um einen Viertelskreis einen Wechsel in allen vier Röhren oder
Öffnungen bewirkt.
Dieser Hahn fand bei Dampfmaschinen
[* 109] Anwendung. Der Regulierungshahn wird benutzt, wenn eine Flüssigkeit in einem Behälter auf
demselben Niveau erhalten werden oder in gleichbleibender Menge durchfließen soll. Über MohrsQuetschhahn s. Bürette.
[* 110] Für
Gasleitungen benutzt man auch hydraulische Abschlußhähne, welche aus einem Hahngehäuse in Form einer Büchse bestehen,
in dessen Boden das Ein- oder Ausgangsrohr der Gasbehälterglocke mit einer vertikalen Verlängerung,
[* 111] einem Stutzen, mündet.
Der ringförmige Raum zwischen der Wand, der Büchse und dem Stutzen ist mit Wasser oder Teer gefüllt. Eine Glocke,
deren Rand in den Teer taucht, sperrt das Rohr ab. Die Glocke kann aber durch einen vertikalen Stab,
[* 112] der durch eine Stopfbüchse
[* 113] im Deckel des Hahngehäuses geht, gehoben werden, und das Gas gelangt dann in das Hahngehäuse selbst, in dessen Wandung oben
sich eine zweite Öffnung zum Ab- oder Zuströmen des Gases befindet. Eine sehr beachtenswerte Konstruktion
besteht darin, Kegel- oder Klappenventile mit dem Hahn zu verbinden. In diesem Fall entstehen die Ventilhähne, welche da angewandt
werden, wo Pumpenventile rasch zugängig gehalten werden sollen, wie es beispielsweise bei Feuerspritzen
[* 114] etc. verlangt wird.
Hier wirkt der eingeschliffene Konus gar nicht mehr als Hahn, sondern nur als schnell auszuhebender und
wieder einzubringender Sitz für die Ventile, welche in seinem Innern untergebracht sind (s. Ventilhahn).
[* 115]
tragen das Gepräge forcierter Genialität und konnten nur vorübergehend als »shakespearisch«
bewundert werden. Er schrieb
auch eine komische Oper: »Wallrad und Eva« (Zweibrück. 1782),
Vgl. Werner, L.Ph. ein Beitrag zur Geschichte der Sturm- und Drangzeit (Straßb. 1877). -
Hahn wird oft verwechselt mit JohannFriedrich Hahn, einem Genossen des GöttingerHainbundes, der um 1750 im
Zweibrückischen geboren war und bereits im Mai 1779 als ein Menschenhasser starb. Einzelne seiner Gedichte, die Genie verraten,
stehen in den Musenalmanachen.
2) JohannMichael, schwäb. Theosoph, geb. zu Altdorf bei Böblingen als Sohn eines Bauern, hatte seit seinem 17. Jahr
Erleuchtungen und Visionen und führte seitdem ein streng asketisches Leben. Durch die LektüreBöhmes und
Ötingers angeregt, entwickelte er teils in Schriften, teils als Sprecher in freien Versammlungen ein eignes, im Gegensatz zur
Orthodoxie auf unausgesetzte Bußfertigkeit und thatsächliche Lebensgerechtigkeit zielendes System, welches viele Anhänger
fand und auch noch nach seinem Tod in der wohlorganisierten und weitverzweigten, von der Kirche äußerlich
nicht getrennten Sekte der Michelianer fortlebt. Er starb in Sindlingen, einem Gute der Herzogin Franziska, wo er
seit 1794 in Zurückgezogenheit lebte.
3) KarlFriedrich, Graf von, genannt der Theatergraf, geb. 1782 zu Remplin in Mecklenburg,
[* 120] verbrachte in
seiner Jugend mehrere Jahre in Hamburg, wo eine enthusiastische Neigung für das Theater in ihm geweckt wurde, und gründete,
nachdem er seine Studien in Greifswald
[* 121] vollendet hatte, auf seinem Gut Remplin ein Liebhabertheater im großartigsten
Stil, auf welchem Iffland, die Bethmann u. a. auf Hahns Einladung wiederholt wochenlang spielten. Später ließ er eine eigens
engagierte Truppe auf seine Rechnung reisen, übernahm 1805 nach seines VatersTode das sogen. Hoftheater in Schwerin, mit dem er
dem Herzog 1806 auf eigne Kosten nach Altona,
[* 122] 1807 wieder nach Mecklenburg folgte, geriet aber bald in so
zerrüttete Vermögensumstände, daß er 1808 der Verfügung über seine Besitztümer entsagen mußte.
Nachdem er 1813-14 als Soldat den Krieg mitgemacht und mehrere Auszeichnungen erhalten hatte, kehrte er 1817 zu seinem Steckenpferd,
der Theaterdirektion, zurück und führte sie in verschiedenen Städten längere oder kürzere Zeit, so 1821 bis 1824 in
Lübeck,
[* 123] 1829-31 in Stralsund
[* 124] und Greifswald, 1833 in Magdeburg,
[* 125] 1834-36 in Altenburg,
[* 126] Erfurt, Meiningen
[* 127] etc., 1837-38 in Altona,
später im Hannöverschen und in Holstein, auf St. Pauli in Hamburg, zuletzt 1856 in Sommerhude.
Nachdem er sein kolossales Vermögen der Theaterpassion gänzlich zum Opfer gebracht, starb er, von der
Gicht geplagt, in Altona. Als Schauspieler ist Hahn, außer auf seinem Liebhabertheater, nur wenig aufgetreten; doch
besorgte er mit großem Eifer das Schminken, Soufflieren, Donnern und Blitzen und war stets der Anführer von Zügen, die über
die Bühne gingen.