mehr
von Franklin erwähnt, genauere Nachricht gab aber erst Roxburgh (1828), und 1842 wurde er in Deutschland [* 2] bekannt.
von Franklin erwähnt, genauere Nachricht gab aber erst Roxburgh (1828), und 1842 wurde er in Deutschland [* 2] bekannt.
1) Fluß in Kärnten, entspringt am Kaltebenkopf in den Kärntner Alpen, [* 3] durchfließt oberhalb Weitensfeld eine enge Schlucht, tritt dann in die Klagenfurter Ebene, wo er links die Metnitz und Görtschitz, rechts die Glan aufnimmt, und mündet bei Stein, nach 105 km langem, sehr gewundenem Lauf, in die Drau. - 2) (Krainer Gurk) Fluß in Krain, [* 4] entspringt bei Weichselburg, durchfließt im Unterlauf das Rannerfeld und mündet bei Rann in die Save;
82 km lang.
Marktflecken im österreich. Herzogtum Kärnten, Bezirkshauptmannschaft St. Veit, 662 m ü. M., an der Gurk, ist Sitz eines Bezirksgerichts, hat eine romanische Domkirche aus dem 12. Jahrh. mit hundertsäuliger Krypte und (1880) 626 Einw. Gurk war bis 1787 Sitz des 1072 gegründeten Bistums Gurk, dessen Residenz sich jetzt zu Klagenfurt [* 5] befindet.
(Cucumis L.), Gattung aus der Familie der Kukurbitaceen, einjährige oder perennierende, meist liegende, sehr selten kletternde Gewächse mit fleischigen, rauhen oder weichstachligen Stengeln, gestielten, am Grund herzförmigen, eckigen oder handförmig-lappigen, sehr selten tief gespaltenen, rauhen Blättern, einfachen Wickelranken, gelben, meist kleinen, ein-, selten zweihäusigen, gebüschelt oder einzeln stehenden Blüten mit fünfteiliger Blumenkrone, großen, fleischig-saftigen, drei- bis fünffächerigen, meist nicht aufspringenden Früchten und eiförmigen, zusammengedrückten, scharfrandigen Samen. [* 6]
Sie sind in wärmern Ländern einheimisch, zum Teil aber als Nahrungs- oder Arzneipflanzen [* 7] Gegenstand der Kultur in Gärten und auf Feldern geworden. Die 26 Arten sind meist im tropischen Asien [* 8] und Afrika [* 9] heimisch. Die gemeine Gurke (Kümmerling, Kukumer, Cucumis sativus L.), einjährig, steifhaarig, mit spitz fünfeckig gelappten, am Grunde tief und schmal herzförmig eingeschnittenen Blättern, kurzgestielten, tiefgelben Blüten, von denen die männlichen zu 4-5, die weiblichen einzeln oder paarig stehen, walzigen und etwas stumpf dreiseitigen, oft mit Warzen besetzten, erst weiß und grün gescheckten oder dunkelgrünen oder fast ganz weißgrünen, zuletzt bei voller Reife gelben Früchten mit zahlreichen weißen Samen, wahrscheinlich in Ostindien [* 10] heimisch.
Durch die Kultur sind viele Spielarten entstanden, von denen aber nur die Feldgurke im großen kultiviert wird. Man unterscheidet: die gemeine Gurke, welche auf dem Feld kultiviert wird und in den letzten kleinen Früchten die sogen. Pfeffergurken liefert;
die große westindische Gurke, grünschalig, Gartenfrucht;
die Riesengurke, lang, grün- und weißschalig, Gartenfrucht;
die Schlangengurke, mit schlangenartig gewundenen Früchten, weiß- oder grünschalig, später reifend, Gartenfrucht;
die Traubengurke, welche mehrere kleinere Früchte nebeneinander ansetzt und frühzeitig reift, Treibhausfrucht;
die kleine Frühgurke, teils weiß-, teils grünschalig, früh reifend, Treibhausfrucht.
Außerdem werden in Gärten, teils unter Glas [* 11] zum Treiben, teils auch im freien Land, noch verschiedene andre Spielarten gezogen. Die Feldgurke verlangt warme, sonnige Lage, einen humusreichen, gut gedüngten, gleichmäßig feuchten Boden und gedeiht am besten in lehmigem Sandboden; man baut sie nach gut gedüngter Hackfrucht, pflügt im Herbst oder Frühling, bestellt im April die Beete und säet, wenn die Nachtfröste vorüber sind. Man legt die Samen (wenn man gießen kann, nach zwölfstündigem Einquellen in Wermut- oder Walnußblätteraufguß) in 60-70 cm weiten Reihen 8 cm voneinander in Furchen mit Kompost oder verrottetem Pferdemist 1,5-2,5 cm tief.
Nach Entwickelung des dritten Herzblättchens stellt man die Reihen auf 40 cm Weite und sorgt, bis die Pflanzen zu ranken beginnen, für Reinigung und Lockerung des Erdreichs. Dann häufelt man die Pflanze an, lockert den Boden abermals und verteilt die Ranken ganz gleichmäßig. Die Haupternte fällt in den August. Samengurken zieht man an solchen Stöcken, die am frühsten und reichsten angesetzt haben. Nachdem die gelb gewordenen Gurken in geschützten Räumen erweicht sind, nimmt man die Kerne samt dem Brei heraus, läßt die Masse 4-6 Tage stehen, trennt dann die Samen auf einem Sieb durch Aufgießen von Wasser und trocknet sie möglichst schnell. Zur Aussaat nimmt man nur drei- bis vierjährige Samen. Im Garten [* 12] erzielt man bei früher Aussaat in geschützterer Lage und durch Begießen mit warmem Wasser frühzeitige Früchte; auch werden Gurken im Mistbeet getrieben. - Die Gurken sind sehr arm an festen Bestandteilen: sie enthalten etwa 1,5 Proz. eiweißartige Körper, 0,79 Proz. Zucker, [* 13] 2,27 Proz. sonstige stickstofffreie Substanzen, 0,69 Proz. Cellulose, 0,48 Proz. Mineralstoffe und 94,17 Proz. Wasser.
Der Nahrungswert ist also sehr gering, und in dem unreifen Zustand, in welchem die Gurken bekanntlich zum bei weitem größten Teil gegessen werden, erregen sie leicht Aufstoßen, Blähungen etc. Sie bilden indes in verschiedenen Zubereitungen eine sehr beliebte Speise und spielen namentlich in Mittel- und Süddeutschland und in Rußland eine bedeutende Rolle. Sachsen [* 14] und Thüringen treiben bedeutenden Gurkenbau. Früher benutzte man das Fleisch sowie die mild schmeckenden Samen auch in der Medizin.
Gurkenbrei, mit Alkohol maceriert und dann destilliert, gibt die Gurkenessenz, welche man zur Bereitung von Gurkenhautpomade, einem beliebten Mittel, die Haut [* 15] geschmeidig zu erhalten, benutzt. Die echte Schlangengurke (C. flexuosus L.), aus Ostindien, hat schwach gelappte, kreisrunde Blätter, in Büscheln stehende gelbe Blüten, grünschalige, walzenrunde, gekrümmte, am vordern Ende dünne, am hintern Ende keulenartig verdickte Früchte und kann wie die andern Gurken benutzt werden.
Die arabische (C. Chate L.) hat herzförmig-rundliche, stumpf fünfeckige, gezähnelte, steifhaarige Blätter, fast spindelförmige, kurzhaarige, ellipsoidische, an beiden Enden stark verschmälerte Früchte, wird in Ägypten [* 16] häufig kultiviert und gegessen, auch arzneilich angewendet. Die ovale (C. Anguria L.) hat handförmige, rauhe Blätter, runde, weißliche Früchte, wächst in Westindien [* 17] mannshoch und findet sich in Europa [* 18] hier und da als Zierpflanze.
Die Prophetengurke (C. Prophetarum L.) hat herzförmige, fünflappige, gezähnelte Blätter, runde, gescheckte, stachlige Früchte von der Größe einer Kirsche bis zu der einer Faust, schmeckt sehr bitter und wirkt heftig drastisch, wächst in Arabien, Afrika, in der Levante, in Deutschland hier und da in Gärten. C. Dudaim L., in Ostindien und Persien, [* 19] hat kleine, runde, sehr wohlriechende Früchte und wird deshalb in den Gärten gezogen. Auch die Melone (s. d.) gehört zur Gattung Gurke Kukurbitaceenfrüchte waren schon den Alten bekannt, doch ist jetzt ungemein schwer zu entscheiden, ob in den bezüglichen Stellen Kürbisse oder Gurken gemeint sind, zumal Abweichungen, Ausartungen, Übergänge bei diesen Früchten sehr groß und häufig sind. Sie stammen wohl aus Südasien. Die Juden kannten Gurken und Kürbisse in Ägypten, bei Homer und Hesiod werden aber diese Früchte ¶
noch nicht erwähnt. Die Stadt Sikyon, die ihren Namen von der hat, heißt bei Hesiod noch Mekone. Wahrscheinlich kamen Kürbisse und Gurken erst im 5. Jahrh. v. Chr. nach Griechenland [* 21] und vielleicht ebenso früh nach Italien. [* 22] Diese Gurke des Altertums war aber eine große, jetzt nicht mehr gebaute Art, die zur Erfrischung gegessen, auch je nach dem Stadium der Reife gesotten und gebraten wurde. Unsre Gurke tritt im frühen Mittelalter zuerst in Byzanz auf, kam dann zu den Slawen und wohl nicht vor dem 17. Jahrh. nach Deutschland.
Joseph Wladimirowitsch, russ. General, geb. aus einer altadligen russischen Familie, wurde im Pagenkorps erzogen, 1846 Kornett im Leibgardehusarenregiment, besuchte die Generalstabsschule, ward 1852 Hauptmann im Regiment Diebitsch, in dem er den Krimkrieg mitmachte, 1857 wieder Eskadronschef in jenem Garderegiment und 1860 kaiserlicher Flügeladjutant. Seit 1861 Oberst, nahm er am Krieg in Polen teil, erhielt 1866 das Kommando über ein Husarenregiment, ward 1867 General und Kommandeur eines Garderegiments (Grenadiere zu Pferd), [* 23] 1873 einer Gardekavalleriebrigade, 1876 Generalleutnant und Kommandeur einer Gardekavalleriedivision und befehligte 1877 das Avantgardekorps der Donauarmee, mit welchem er 7. Juli Tirnowa nahm, darauf in kühnem, raschem Zug den Balkan überschritt und bis auf zwei Tagemärsche von Adrianopel vordrang. Zu Anfang August von Suleiman Pascha zurückgedrängt, besetzte er den Schipkapaß.
Nach Auflösung des Avantgardekorps begab sich Gurko, zum Generaladjutanten ernannt, nach Petersburg, [* 24] um seine Gardedivision auf den Kriegsschauplatz zu führen. Nach Bulgarien [* 25] zurückgekehrt, erhielt er im Oktober den Befehl über ein großes Reiterkorps, mit dem er Osman Pascha in Plewna [* 26] von Sofia abschneiden sollte. Am 24. Okt. schlug er Schefket Pascha bei Gorny-Dubniak, nahm 28. Okt. Telisch und vollendete dadurch Osmans Einschließung. Durch Infanterie verstärkt, überschritt er Ende Dezember den Balkan, rückte in Sofia ein, drang rastlos auf Philippopel vor, zersprengte 16. und 17. Jan. die Armee Suleiman Paschas und vereinigte sich mit der russischen Zentrumsarmee bei Adrianopel.
Nach dem Krieg warb er zum Generaladjutanten und General der Kavallerie, im April 1879 zum Generalgouverneur von Petersburg mit außerordentlichen Vollmachten ernannt, verlor aber diesen Posten 1880, weil er die Attentate gegen das Leben des Kaisers nicht zu verhüten gewußt hatte. Erst 1882 wurde er wieder als kommandierender General von Odessa [* 27] in den aktiven Dienst aufgenommen und erhielt 1883 das Generalgouvernement in Warschau. [* 28] Er gilt für einen der besten russischen Feldherren.
s. Agnesenrollen. ^[= in der Schauspielkunst veraltete Bezeichnung für naive Mädchenrollen, nach der Agnes in Molières ...]
1) Johann Gottfried, Schulmann und Archäolog, geb. zu Halle, [* 29] studierte seit 1773 in Leipzig [* 30] Philosophie und Theologie (auf letzterm Gebiet fortan der rationalistischen Richtung zugethan), ward 1778 Oberlehrer und 1779 Rektor in Klosterberge bei Magdeburg [* 31] und 1802 Direktor des Johanneums sowie zugleich Professor der orientalischen Sprachen am Gymnasium zu Hamburg, [* 32] wo er starb. Unter seiner Leitung erhob sich das Johanneum zu einer der blühendsten Schulen Deutschlands. [* 33] Seine Schriften sind teils pädagogischen (»Schulschriften«, Magdeb. 1801-29, 2 Bde.),
teils gelehrten Inhalts: »Über Gemmenkunde« (das. 1798); »Über Mosaik« (das. 1798); »Versuch über Büstenkunde« (das. 1800). Letztere wurden gesammelt als »Archäologische Schriften« herausgegeben von Corn. Müller (Altona [* 34] 1831).
2) Louis, Maler, geb. zu Altona, wurde, um sich der Malerei zu widmen, 1829 in Hamburg Schüler von Bendixen. 1832 setzte er seine Studien in München [* 35] fort, besuchte 1835-38 die Akademie in Kopenhagen [* 36] und bereiste von dort Norwegen, [* 37] Schweden und Jütland. 1839 besuchte er Tirol [* 38] und Oberitalien [* 39] und lebte dann wieder einige Jahre in Kopenhagen. 1843 ging er nach Düsseldorf [* 40] und bald darauf nach Unteritalien und Sizilien, [* 41] woher er für seine nachfolgenden Bilder zahlreiche Motive nahm.
Nach seiner Rückkehr (1846) lebte er bis 1848 in Berlin, [* 42] darauf in Sachsen und begab sich 1851 nach Wien, [* 43] von wo aus er Dalmatien, Italien und Griechenland besuchte. 1860 zog er nach Gotha, [* 44] bereiste 1867 und 1868 Spanien [* 45] und Portugal und nahm endlich 1869 in Dresden [* 46] seinen Wohnsitz. Von hier sowohl als von Gotha aus besuchte er fast alljährlich Holstein und in den Wintern 1877/78 und 1880/81 Rom. [* 47] Seine zahlreichen, nach der Natur jener Länder höchst verschiedenen Landschaften sind durchweg poetisch in der Komposition und gut stilisiert; die besten diejenigen, in denen er die üppige Natur und die Farbenpracht des Südens schildert, z. B.: die Krissäische Ebene in Griechenland, Ebene bei Theben, römische Campagna (1846), Landschaft aus dem Albanergebirge (1850, Nationalgalerie in Berlin), Nemisee, italienische Landschaft nach Motiven aus dem Sabinergebirge, Abend im Kloster Busaco in Portugal (Museum in Dresden), und aus dem Norden [* 48] z. B. Buchenwald am Plöner See, Kellersee in Holstein (1865, im Besitz des Großherzogs von Oldenburg), [* 49] jütländische Landschaft u. a. Er ist Professor und Mitglied der Akademien von Kopenhagen und Madrid. [* 50]
1) Ernst Friedrich, veterinärärztlicher Schriftsteller, geb. zu Drentkau bei Grünberg [* 51] i. Schl., studierte zu Breslau [* 52] Medizin, ward als Repetitor an der Tierarzneischule in Berlin angestellt, 1826 zum Professor, 1849 zum technischen Direktor der Anstalt und 1850 zum Geheimen Medizinalrat ernannt. 1870 wurde er pensioniert und starb Er schrieb: »Handbuch der vergleichenden Anatomie der Haussäugetiere« (Berl. 1821 f., 2 Bde.; 5. Aufl. von Leisering und Müller, das. 1872);
»Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haussäugetiere« (das. 1831-32, 2 Bde. mit 35 Tafeln; Nachträge 1849);
»Anatomische Abbildungen der Haussäugetiere« (das. 1824-33, 2. Aufl. 1843-1844; Text dazu, das. 1829; Supplemente dazu, 25 Tafeln, das. 1848);
»Lehrbuch der vergleichenden Physiologie der Haussäugetiere« (das. 1837,3. Aufl. 1865);
»Anatomie der Hausvögel« (das. 1849);
»Über tierische Mißgeburten« (das. 1877).
Mit K. H. Hertwig gab er das »Magazin für die gesamte Tierheilkunde« (Berl. 1835-74) heraus. Gurlt gestaltete die Anatomie der Haustiere zu einer Wissenschaft und verwertete in seinem »Handbuch der pathologischen Anatomie« zuerst die brauchbaren Materialien in den Schriften französischer Tierärzte, welche früher als die deutschen die Bedeutung dieser Disziplin erkannt hatten. Die von Gurlt geschaffene Lehre [* 53] von den Mißbildungen wird noch lange mustergültig bleiben, so wie die von ihm mit seltenem Fleiß hergestellten Sammlungen der Tierarzneischule in Berlin eine dauernde Zierde dieser Anstalt sein werden.
2) Ernst Julius, Mediziner, Sohn des vorigen, ¶
geb. zu Berlin, habilitierte sich 1853 als Privatdozent an der Berliner [* 55] Universität und wurde 1862 außerordentlicher Professor der Chirurgie. hat seit vielen Jahren seine Hauptthätigkeit der in- und ausländischen medizinischen und speziell der chirurgischen Litteratur zugewandt und sich besonders durch sehr wertvolle statistische Arbeiten (»Statistik der Knochenbrüche«) sowie durch seine Mitarbeiterschaft an den hervorragendsten medizinischen und chirurgischen Sammelwerken einen bekannten Namen erworben. Er schrieb unter anderm: »Beiträge zur vergleichenden pathologischen Anatomie der Gelenkkrankheiten« (Berl. 1853);
»Über einige durch Erkrankung der Gelenkverbindungen verursachte Mißstaltungen des menschlichen Beckens« (das. 1854);
»Über Cystengeschwülste des Halses« (das. 1855);
»Über den Transport Schwerverwundeter und Kranker im Krieg« (das. 1859);
»Handbuch der Lehre von den Knochenbrüchen« (das. 1860-65);
»Leitfaden für Operationsübungen am Kadaver« (das. 1862, 6. Aufl. 1885);
»Abbildungen zur Krankenpflege im Felde« (das. 1868);
»Zur Geschichte der internationalen und freiwilligen Krankenpflege im Krieg« (Leipz. 1873);
»Die Kriegschirurgie der letzten 150 Jahre in Preußen« [* 56] (das. 1875);
»Die Gelenkresektionen nach Schußverletzungen« (das. 1879).
Er ist Mitredakteur von Langenbecks »Archiv für klinische Chirurgie« und 1867-72 von Virchow und Hirsch' [* 57] »Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte in der gesamten Medizin«; auch redigiert er seit 1867 die Zeitschrift »Kriegerheil«, Organ der deutschen Vereine zur Pflege der im Felde verwundeten und erkrankten Krieger.
Negerreich im westlichen Sudân, an der Westseite des mittlern Niger, von dem es durch einen Teil von Gando getrennt wird, etwa 48,500 qkm (880 QM.) groß und sehr fruchtbar, war zum großen Teil von den Sonrhay erobert, wurde aber nach deren Verfall wieder selbständig.
Hauptstädte sind Nungu und Kulfela. S. Karte »Guinea etc.« [* 58]
ein voralpiner Bergstock des schweizer. Kantons Bern, 1545 m hoch, besuchter Aussichtspunkt. Am nordwestlichen Abhang liegt das Gurnigelbad (1153 m) mit Kurhaus und zwei salinisch-gipshaltigen kalten Schwefelquellen: Stockquelle, schwach bitter, von adstringierendem Nachgeschmack und 7° C. Temperatur, und Schwarzbrünneli (Stinkquelle), mit mehr Schwefelwasserstoffgehalt und 8½° C. Temperatur.
Vgl. Verdat, Eaux minérales sulfureuses du Gurnigel (Par. u. Bern [* 59] 1879).
Handelsgewicht in Madras, [* 60] = 20 Candies = 4536 kg.
s. Gorzno. ^[= Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Strasburg, an der polnischen ...]
dann, verallgemeinert, Band [* 62] oder Streifen, der um etwas in der Mitte herumgeht, daher Gurte, im Hochbau s. v. w. Gurtgesimse, s. Gesims; [* 63]
Gurte oder Gurtungen, im Brückenbau die obern und untern Einfassungen der gegliederten eisernen und hölzernen Balkenbrücken, s. Brücke; [* 64]
besonders aber starkes bandartiges Gewebe [* 65] etc. (s. Gurte).
mehr oder weniger dicke bandartige Gewebe, welche zu verschiedenen Zwecken gebraucht werden. Der schlechtesten bedient man sich als Tragbänder und zur Bespannung gepolsterter Möbel [* 66] (Stühle, Sofas etc.), um eine elastische Unterlage zu bilden, aus welcher die das Kissen tragenden Federn ruhen. Besser sind die sogen. Grundgurte, Sattelgrundgurte oder Sattelspanngurte, von welchen der Grundsitz der Pferdesättel gebildet wird, sowie die Stallgurte und die Gurte zur gepolsterten Wagenarbeit der Sattler.
Feinere und weichere Sorten gebraucht man als Hosenträger, Halftern und Sattelgurte. Diese mannigfaltigen Anwendungen bedingen eine Verschiedenheit der Gurte hinsichtlich des Materials und der Art des Gewebes. Die kostbarste Art der Gurte sind die seidenen, mit verschiedenen eingewebten Mustern verzierten. Die Gurte aus Hanf- und Werggarn sowie aus Bindfaden verfertigen die Seiler auf einem sehr einfachen schmalen Webstuhl [* 67] (Gurtenschlagstock, Schlagstuhl). Die Gurte aus Zwirn und jene aus Wolle werden meist von dem Posamentier oder Bortenwirker und zwar auf dem einfachen Posamentierhandstuhl gewebt. Auch die seidenen Gurte werden vom Posamentier gefertigt.
[* 61] (Cingulum), Band, Geflecht etc., um den Leib oder einen Teil desselben getragen, zur Zusammenhaltung der Kleider (daher Leib-, Arm-, Kniegürtel etc.), oder auch, wie namentlich im Mittelalter, bloß als Schmuck dienend, besonders beim weiblichen Geschlecht; bei den Alten zugleich Zeichen der Jungfräulichkeit. Da die Männer den um die Lenden trugen, so heißt noch jetzt »die Lenden gürten« s. v. w. sich zur Reise anschicken. (Vgl. Dusing.) Im Mittelalter und in der Renaissancezeit diente der auch als Wehrgehänge zur Aufnahme des Schwerts (s. Tafel »Kostüme [* 68] I«, [* 69] Fig. 11 u. 12). Die Prunkgürtel der Männer und Frauen waren von Leder, Brokat, Samt, Seide [* 70] u. andern kostbaren Stoffen u. mit Goldschmuck, Edelsteinen, Glasflüssen, Stickereien etc. geziert (s. Tafel »Kostüme II«, [* 54] Fig. 3, 7 u. 11; Taf. III, [* 54] Fig. 2, 4 u. 6). Es gab auch Gürtel aus Metallgliedern u. Kettenschnüren.
Solche Gürtel aus der Bronzezeit sind häufig in Gräbern gefunden worden. In unsrer Zeit werden Gürtel nur von Militärpersonen und von Frauen getragen. Für den weiblichen Bedarf werden Gürtel und Gürtelketten, an welch letztern im Mittelalter und in der Renaissance meist Kreuze, Spiegel, [* 71] Fächer, [* 72] Taschen, Schlüssel und ähnliche Gebrauchsgegenstände hingen, jetzt aus Metallen u. Stoffen verschiedener Art, meist im Renaissancegeschmack, angefertigt. Über den Gürtel der kathol. Priester s. Cingulum. - In der mathematischen Geographie ist Gürtel s. v. w. Zone; in der Heraldik die mittlere Reihe (Balkenreihe) des in drei Teile geteilten Schildes; in der Architektur s. v. w. Halsglied (s. d.).
s. Metallzeit. ^[= (hierzu die Tafeln "Kultur der Metallzeit I und II"), die zweite große Hauptabteilung ...] [* 73]
(Gürtelausschlag), s. Flechte. ^[= (Herpes), früher und im Mund von Laien noch jetzt gebräuchliche Bezeichnung jedes chronischen ...]
s. Astrilds. ^[= (dünnschnäbelige Prachtfinken, Astrilda), Vögelgruppe aus der Ordnung der Sperlingsvögel, ...]
s. v. w. Mantelkinder (s. d.). ^[= ehedem Bezeichnung für Kinder, welche von Brautleuten vor erfolgter kirchlicher ...]
s. Lycopodium. ^[= L. (Bärlapp), Gattung der Lykopodiaceen, perennierende, immergrüne, moosähnliche oder halbstrauch ...]
und Gürtelhaken, s. Metallzeit. ^[= (hierzu die Tafeln "Kultur der Metallzeit I und II"), die zweite große Hauptabteilung ...]
(Dasypus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Zahnlücker [* 74] (Edentata) und der Familie der Gürteltiere (Dasypodidae), plumpe Tiere mit gestrecktem, langschnauzigem Kopf, großen Schweinsohren, langem, starkem Schwanz, kurzen Füßen, sehr starken Grabklauen und auf dem Rücken mit einem Panzer aus Knochenplatten, welche in Gürtelreihen geordnet sind. Die mittelsten Gürtel bestehen aus länglich-viereckigen Platten, das Schulter- und Kreuzschild aus Querreihen vier- oder sechseckiger Platten, der Scheitelpanzer aus fünf- oder sechseckigen Platten.
Die Unterseite des Körpers ist mit borstenartigen Haaren bedeckt, und solche Borsten stehen auch zwischen den Platten. In den Kiefern stehen schwache, komprimierte, wurzellose Zähne [* 75] in sehr schwankender Zahl, während die Vorderzähne fehlen. Die Mundspalte ist mäßig groß, die Zunge spitz, nicht weit vorstreckbar. Ihre Heimat ist das südliche Amerika. [* 76] Sie leben einsam in Ebenen und an Waldrändern, halten sich am Tag in selbstgegrabenen Höhlen verborgen und nähren sich besonders von Ameisen ¶
und andern Insekten, [* 78] Würmern und Schnecken, [* 79] fressen aber in der Not auch Vegetabilien und Aas. Sie bewegen sich langsam und träge, graben aber sehr geschickt und flüchten bei der Verfolgung sofort in die Erde. Sie sind harmlos, stumpfsinnig und gehen gänzlicher Ausrottung entgegen, zumal die Jungen außerordentlich langsam wachsen und allen Feinden wehrlos preisgegeben sind. Die zur Untergattung Euphractes Wagl. gehörenden Armadille (Tatu) haben einen platten, breiten, gepanzerten Kopf, eine verlängerte Nase, [* 80] 6-7 Knochengürtel, einen ziemlich behaarten Rücken, fünfzehige Füße, leben in selbstgegrabenen Höhlen unter Ameisen- und Termitenhaufen und wechseln den Bau, sobald der betreffende Haufe ausgenutzt ist.
Man jagt sie, weil sie durch ihre Höhlenbauten die Wege für Reiter unsicher machen, und des wohlschmeckenden Fleisches halber. Aus dem Panzer fertigen die Indianer Paraguays Körbe. Hierher gehören das borstige Armadill oder das Sechsbindengürteltier (Dasypus [E.] sexcinctus Desm.), welches mit dem 20 cm langen Schwanz 50-60 cm lang wird, und das Dreibinden- oder Kugelgürteltier (Dasypus tricinctus), welches mit dem kurzen Schwanz 45 cm lang ist und häufig als Spielzeug für die Kinder in der Gefangenschaft gehalten wird (s. Tafel »Zahnlücker«).
Das Riesengürteltier (D. [Prionodontes] gigas Cuv.) wird über 1 m lang mit etwa 50 cm langem, gepanzertem Schwanz, 12-13 beweglichen Knochengürteln auf dem Rücken, gewaltigen Krallen an den unbeweglichen Zehen der Vorderfüße, breiten, flachen, fast hufförmigen Nägeln an den Hinterzehen, ist bis auf den weißlichen Kopf, den Schwanz und eine Seitenbinde schwarz und lebt wie die andern Arten. Es findet sich in Brasilien, [* 81] vielleicht in ganz Südamerika, [* 82] und bewohnt Höhlen unter den Wurzeln alter Bäume. Die fossile Gattung Glyptodon Ow. mit Gürteltier clavipes Ow., welches die Größe des Nashorns erreicht, aus Knochenhöhlen Brasiliens, bildet einen Übergang zur Familie der Riesenfaultiere (s. Megatherium).
eine Hügelmasse der schweizer. Hochebene, südlich bei Bern (861 m hoch), um der hübschen Rundschau willen oft besucht, wie diejenige des nordöstlich von Bern gelegenen Bantiger Hubels.
Ein Belvedere erleichtert den Ausblick.
ursprünglich Handwerker, welche Gürtel und Wehrgehänge mit Metall beschlugen, während sie gegenwärtig Messing bearbeiten und aus demselben sowohl getriebene als gegossene Arbeit, namentlich Knöpfe, Schnallen, Beschläge etc., öfters auch Bronzearbeiten fertigen.
Cola. ^[= # Endl., Gattung aus der Familie der Sterkuliaceen, mittelhohe Bäume mit ungeteilten oder gelappten ...]
s. Piaster. ^[= spanisch-mexikan. Münze, s. v. w. Peso (s. d.); Rechnungsgeld und Silbermünze in der Türkei ...]
ind. Bezirk, s. Garwhal. ^[= 1) Gebirgsdistrikt in der Division Kumaun der Nordwestprovinzen des englisch-ostind. ...]
(spr. güri), Johann Peter, kath. Moraltheolog, geb. zu Mailleroncourt (Franche-Comté), trat 1824 in den Jesuitenorden, ward 1833 Professor der Moral am Jesuitenkollegium in Vals bei Le [* 83] Puy, 1847 am Collegium romanum in Rom, kehrte aber schon im folgenden Jahr, durch die Revolution vertrieben, nach Vals zurück, wo er starb. Sein nach A. v. Liguori gearbeitetes und in vielen Auflagen, auch in deutscher Übersetzung (Regensb. 1868) verbreitetes Hauptwerk ist das »Compendium theologiae moralis« (zuerst 1850), ein System der katholischen Sittenlehre zum Gebrauch für Geistliche bei der Beichte und Absolution, welches die altjesuitische Kasuistik und den Probabilismus erneuert, daneben auch mit altgewohntem Cynismus zur Belehrung der jungen Kleriker in die Geheimnisse des ehelichen Lebens eindringt. Gleichwohl ist es an vielen Seminaren (z. B. in Mainz) [* 84] eingeführt worden. Ihm folgten 1864 die »Casus conscientiae« (6. Aufl. 1882).
Vgl. A. Keller, Die Moraltheologie des Jesuitenpaters Gury (2. Aufl., Aarau [* 85] 1870), und die Schrift von Götting (Berl. 1882).
Bernd von, Pseudonym, s. Berneck. ^[= # Karl Gustav von, pseudonym Bernd von Novellist und Militärschriftsteller, geb. 28. ...]
serb. Streichinstrument mit gewölbtem Schallkörper, einer Membran als Resonanzboden, mit einer Roßhaarsaite bezogen.
russ. Saiteninstrument, eine Art Zither. ^[= (Cither, Schlagzither), kleines, etwa ½ m langes und ¼ m breites, 5 cm hohes Saiteninstrument ...]
alle Arbeiten, welche beim Gießen [* 86] metallener Sachen vorkommen;
das zu Gußwaren dienende Roheisen, s. Eisen, S. 412, und Eisengießerei. [* 88]
Adolf Ludwig Sigismund, Mediziner, geb. zu Berlin, studierte daselbst, in Würzburg [* 89] und Prag, [* 90] habilitierte sich 1864 als Privatdozent für Geburtshilfe und Frauenkrankheiten in Berlin, ging 1867 als Professor der Geburtshilfe und Direktor der geburtshilflichen Klinik nach Utrecht, [* 91] aber noch in demselben Jahr in gleicher Stellung nach Zürich, [* 92] 1872 als Professor der Geburtshilfe nach Straßburg [* 93] und 1878 als Professor der Medizin, Direktor der geburtshilflich-gynäkologischen Klinik an der Charitee und Direktor der Hebammenschule nach Berlin. Er schrieb: »Über die Neubildungen des Uterus« (Stuttg. 1878).
Paul, Afrikareisender, geb. zu Berlin, studierte 1859-65 in Heidelberg, [* 94] Berlin, Gießen und Bonn [* 95] Naturwissenschaften und Mathematik und habilitierte sich in Bonn 1868 als Dozent. Nachdem er den Feldzug 1870/71 als Freiwilliger mitgemacht hatte, trat er als Chef an die Spitze der ersten von der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft ausgerüsteten Expedition nach der Loangoküste, an welcher er sich persönlich mit einer bedeutenden Summe beteiligte.
Durch einen Schiffbruch bei Freetown verlor er leider die ganze Ausrüstung und konnte infolgedessen erst 25. Juli d. J. in Banana an der Congomündung landen. Darauf errichtete er mit Bastian die Station Tschinschotscho, vermochte indes trotz wiederholter Versuche nicht ins Innere vorzudringen und mußte sich wieder einschiffen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Expedition legte er in dem ersten Teil des mit seinen Reisegefährten Falkenstein und Pechuel-Loesche verfaßten Werkes »Die Loango-Expedition« (Leipz. 1879 ff.) nieder. 1876 unternahm Güßfeldt eine Reise nach Ägypten und besuchte von dort mit Schweinfurth die Arabische Wüste. Im September 1882 ging er nach Südamerika, um das zentrale Andesgebiet zu erforschen.
Unter 34° 30' südl. Br. entdeckte er im Cypressenthal ein großes Gletschergebiet, erstieg allein die höchste Spitze (5400 m) des Kraterrandes des Vulkans Maipo, 21. Febr. den Aconcagua bis 6400 m Höhe, so daß nach seiner Messung nur noch 570 m bis zum Gipfel verblieben, erforschte im April und Mai das Hochland von Bolivia [* 96] und kehrte im Juli nach Berlin zurück, wo er den Posten eines Generalsekretärs der Gesellschaft für Erdkunde [* 97] übernahm, den er aber schon Mitte 1885 niederlegte. Schilderungen aus seiner amerikanischen Reise gab er in der »Deutschen Rundschau«; über seine zahlreichen Alpenwanderungen berichtete er in dem Buch »In den Hochalpen. Erlebnisse aus den Jahren 1859-85« (Berl. 1886). ¶
(Servitus fluminis), die Servitut, vermöge deren der Berechtigte das Regenwasser von den eignen Gebäuden oder Grundstücken auf den Grund und Boden des Nachbars, z. B. durch eine Dachrinne, fallen lassen oder das Regenwasser vom Besitztum des Nachbars auf sein eignes Grundstück ableiten darf.
ein aus Mörtel und Steinbrocken durch schichtenweises Eingießen in hölzerne Kasten, deren Seitenwände nach Erhärtung der Masse abgenommen werden, hergestelltes Mauerwerk.
linienartige Erhöhung auf Gußwaren, entstanden durch das Eindringen des Gußmaterials in die Fugen der Form.
Die Gußnähte werden in der Regel entfernt, nur bei Kunstguß bleiben sie stehen, wenn man Garantie geben will, daß der Abguß nicht durch ungeschickte Bearbeitung bei der Entfernung der Nähte gelitten hat, vielmehr völlig treu der Form entspricht.
bei botan. Namen für Gussone Gussone, geb. 1787 zu Villamaina, Direktor des botanischen Gartens in Bocca di Falco bei Palermo, [* 99] starb 1866 in Neapel. [* 100]
Karl, Maler, geb. 1843 zu Havelberg, [* 101] ging zum Besuch der Kunstschule nach Weimar, [* 102] wo er sich anfangs an A. v. Ramberg und dann an Pauwels anschloß, unter dessen Leitung er sein großes technisches Talent ausbildete. 1866 wurde er dessen Mitarbeiter an dem Bilde des Kriegs der nordamerikanischen Union gegen die Südstaaten. Nachdem er Italien besucht, trat er mit einigen mythologischen Stoffen auf: Diana auf der Jagd und Faun und Nymphen, widmete sich aber bald der Genremalerei, wobei er eine stark realistische Auffassung offenbarte, die sich bald zu großer Kühnheit und höchster Lebendigkeit steigerte.
Seine ersten Bilder auf diesem Gebiet sind: die Kriegsnachrichten und die Kirchgängerin. Es folgten bis 1874: das nähende Mädchen, beim Kunstgelehrten im Atelier, mein Schatz, die Erzählung des Landwehrmanns. Nachdem er 1870 als Lehrer an der Kunstschule in Weimar angestellt worden war, wurde er 1874 an die Kunstschule in Karlsruhe [* 103] und 1875 an die Kunstakademie nach Berlin berufen, wo er auf der Kunstausstellung von 1876 mit drei Genrebildern mit lebensgroßen Figuren: das Kätzchen (eine Bauernfamilie um ein Kätzchen versammelt), der Blumenfreund und verlornes Glück, erschien, in welchen die Energie der Charakteristik bis hart an die Grenze der Übertreibung geführt war, die aber eine ungewöhnliche Kraft [* 104] des Kolorits in einer kühlen Tonart entfalteten. In derselben Richtung bewegen sich die Genrebilder: Willkommen (1877, eine Gruppe jubelnder Bauerndirnen), die Venuswäscherin, die beiden Alten (1880). Seitdem mäßigte er sein Kolorit zu größerer Harmonie und Feinheit, was namentlich seinen zahlreichen Porträten und den weiblichen Halbfiguren, unter denen das Austernmädchen (1883) die bedeutendste ist, zu gute kam. Zuletzt hat er fast nur Bildnisse gemalt, die durchweg koloristische Schöpfungen von höchster Virtuosität sind. 1880 erhielt er die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung. In demselben Jahr gab er seine Lehrthätigkeit an der Akademie auf, leitet seitdem jedoch eine Privatschule.
s. Eisen, ^[= # (Ferrum), Fe, das nützlichste und verbreitetste aller Metalle, findet sich in zahlreichen Verbindun ...] S. 420.
(Gußwerk), alle aus Eisen oder andern Metallen gegossenen Waren, als Ofenplatten, Töpfe, Tiegel etc.
(lat.), beim römischen Hauptmahl das Voressen, s. Mahlzeit.
(eigentlich Gustaf, altnord. Gûdstafr, »Kriegsstab«, d. h. Held), schwed. Vorname. Die bemerkenswertesten Träger [* 105] dieses Namens sind:
1) Gustav I. (Gustav Erichson, von seinem Hauswappen, einem Garnbündel, Wasa genannt), König von Schweden, der älteste Sohn des Reichsrats und Ritters Erich Johansen, der väterlicherseits aus dem Hause Wasa und mütterlicherseits aus dem Hause Sture abstammte, ward zu Lindholm in Upland geboren. Nachdem er seit 1509 kurze Zeit eine Schule zu Upsala [* 106] besucht, nahm ihn Sten Sture der jüngere 1512 an seinen Hof [* 107] und ließ ihn durch den Bischof von Linköping erziehen. Früh widmete sich Gustav dem Waffenhandwerk.
In der Schlacht von Brännkyrka (1518), in der Sten Sture über Christian II. von Dänemark [* 108] siegte, trug er das schwedische Banner, ward aber, als er bei den darauf folgenden Verhandlungen mit fünf andern als Geisel auf die dänische Flotte geschickt wurde, verräterisch ergriffen und als Gefangener nach Schloß Kalloe im nördlichen Jütland abgeführt. Am entkam er jedoch in Bauernkleidern nach Lübeck [* 109] und landete, vom Rate dieser Stadt unterstützt, wieder in Schweden, das damals fast ganz in dänischer Gewalt war.
Verkleidet irrte in unbekannten Gegenden umher, bis er endlich in Dalarne ein Unterkommen als Tagelöhner fand. Die Scheuer, wo er auf den Rankhytta gedroschen, wird als Reichsmonument erhalten. Aber auch hier spürten ihm Christians Soldaten nach, und mehrmals entging er der Entdeckung nur wie durch ein Wunder. Das Stockholmer Blutbad (im November 1520), durch das Christian II. Schweden völlig unterjochen wollte, betraf Gustav besonders hart, denn sein Vater und sein Schwager wurden hingerichtet; der blutige Frevel erweckte aber in den Schweden die Sehnsucht nach Abschüttelung des fremden Joches.
Als Gustav Weihnachten 1520 in Mora zuerst zu den Dalekarlen von der unwürdigen Knechtschaft, die man von den Dänen erdulde, und der Freiheit, die man erkämpfen müsse, redete, schlossen sich etliche Hundert Bauern ihm als ihrem »Herrn und Hauptmann« an. Im Februar 1521 besetzte er Falun und den Kupferberg, und viele Bergleute und die Bürgerschaft von Gefle fielen ihm zu. Er eroberte Westerås und zog, nachdem er den Erzbischof Gustav Trolle zurückgeschlagen, Pfingsten 1521 in Upsala ein. Am 24. Aug. wurde er in Wadstena zum Reichsverweser ausgerufen.
Die Belagerung von Stockholm [* 110] hatte aber keinen günstigen Fortgang, da die Dänen die See beherrschten. Christian II. suchte seine Herrschaft durch weitere Schreckensthaten zu retten; Gustavs Mutter und Schwester wurden im Kerker getötet, in dem sie seit dem Blutbad von Stockholm schmachteten. Erst als Christian II. aus Dänemark selbst vertrieben wurde, ergab sich Stockholm, nachdem auf dem Reichstag zu Strengnäs die Union von Kalmar für immer gelöst und Gustav 7. Juni zum König gewählt worden war.
Seine Aufgabe war schwierig, denn der Adel und der Prälatenstand beanspruchten die entscheidende Stimme in allen öffentlichen Angelegenheiten; die Dienstleistungen der Hansa hatte Gustav mit Freibriefen, welche die Einkünfte arg schmälerten, bezahlen müssen. Nachdem er sich gegen Restaurationsversuche Christians II. durch ein Bündnis mit dem neuen König von Dänemark, Friedrich I., zu Malmö [* 111] 1524 gesichert, beschloß er, das Königtum im Innern durch Beseitigung der reichen Hierarchie und Einführung der Reformation zu kräftigen. Nachdem ein Aufstand, welchen Priester und Mönche in den nördlichen ¶
Landschaften angezettelt, niedergeschlagen war, setzte Gustav 1527 auf dem Reichstag zu Westerås, unterstützt von den Bürgern und Bauern, seine Forderungen gegen den hartnäckigen Widerstand der Bischöfe und Edelleute durch: das reine Gotteswort sollte frei verkündigt werden und der König über Klöster und Kirchengüter nach seinem Willen verfügen können. Mit Vorsicht und ohne alles Blutvergießen ward die Reformation durchgeführt und auf dem zweiten Reichstag zu Westerås der evangelische Glaube von König und Ständen öffentlich bekannt.
Auf diesem Reichstag erlangte auch Anerkennung der Erblichkeit der Krone nach dem Erstgeburtsrecht. Mit Umsicht und unermüdlicher Geduld suchte Gustav das Volk an Gesetzlichkeit und Ordnung zu gewöhnen, und wenngleich er den Adel in seinen Rechten und Gütern lassen, auch seine Bereicherung durch Kirchengut zugeben mußte, so stärkte er doch das Königtum durch Vermehrung des Kronguts und der Regalien, durch Regelung des Steuerwesens, vor allem durch seine gewinnende Persönlichkeit und die Gabe der populären Beredsamkeit.
Die Entwickelung des Acker- und Bergbaues, der Gewerbe und des Handels nahm unter ihm einen großen Aufschwung. Er befreite das Land von den drückenden Privilegien der Hansa, legte den Grund zu einer Kriegsflotte und sicherte die Grenzen [* 113] des Reichs nach außen. Auch für Künste und Wissenschaften war er empfänglich und trug für Verbesserung des Unterrichts eifrige Fürsorge. So kann er der Begründer der schwedischen Monarchie genannt werden. Nachdem er auf der Reichsversammlung zu Stockholm seinem Nachfolger Erich das Zepter übergeben, starb er Er war mit Katharina von Sachsen-Lauenburg, dann mit Margareta von Leionhuved, die ihm zehn Kinder gebar, und endlich mit deren Nichte Katharina Stenbock vermählt.
Vgl. Archenholtz, Geschichte Gustav Wasas (Tübing. 1801, 2 Bde.);
Fryxell, Leben und Thaten Gustavs I. Wasa (deutsch, Neust. a. d. O. 1831).
2) Gustav II. Adolf, König von Schweden, der berühmte Held des Dreißigjährigen Kriegs, Enkel des vorigen, Sohn Karls IX. und seiner zweiten Gemahlin, Christine von Holstein, ward 9. (19.) Dez. 1594 zu Stockholm geboren. Trotz der unruhigen Zeiten, in denen er aufwuchs, genoß er eine ausgezeichnete Erziehung, welche seine hervorragenden Anlagen zur glänzendsten Entwickelung brachte. Außer seiner Muttersprache sprach er lateinisch, deutsch, holländisch, französisch, italienisch, las dabei griechische Klassiker und studierte Hugo Grotius.
Sein Vater weihte ihn früh in die politischen Dinge ein, ließ ihn an den Sitzungen des Staatsrats teilnehmen und den Audienzen beiwohnen. Vor allem aber bekundete Gustav Adolf eine entschiedene Neigung für das Kriegswesen, die er auch am Hof im Umgang mit fremden Offizieren, besonders in den vielen Feldzügen, die Karl IX. unternehmen mußte, auszubilden reichlich Gelegenheit fand. Er bestieg den Thron [* 114] unter den schwierigsten Verhältnissen. Das schwedische Reich befand sich in äußerster Zerrüttung, das Königtum Gustav Wasas war fast wieder vernichtet, der Staatsschatz erschöpft, das Land ohne zuverlässige Heeresmacht zu gleicher Zeit von drei Kriegen heimgesucht.
Karl IX. war gegen den unbotmäßigen, eigennützigen Adel mit blutiger Strenge eingeschritten, hatte aber in der Kürze der Zeit nichts Wesentliches erreicht und nur Haß erweckt. Durch Versöhnlichkeit und Festigkeit [* 115] gewann Gustav Adolf den Adel für sich: er ließ die Vorrechte des Adels bestehen und vermehrte sie sogar durch Errichtung eines Ritterhauses auf dem Reichstag, verlangte dafür aber die Heeresfolge des Adels und ansehnliche Geldbewilligungen;
ja, der Adel sah bald im Kriegsdienst unter diesem König seine höchste Ehre und gestattete sogar die Aushebung auf seinen Gütern.
Die Verwaltung wurde einem wohlorganisierten Beamtentum übergeben, die Rechtspflege wesentlich verbessert und eine Prozeßordnung eingeführt, welche Bürger und Bauern gegen Übergriffe des Adels schützte. Eine neue Reichstagsordnung (1617) behielt dem König allein die Initiative vor; jeder Stand beriet für sich, und die Entscheidung hatte der König, dessen Macht dadurch außerordentlich gesteigert wurde. Für die Hebung [* 116] des hart geschädigten Volkswohlstandes war Gustav Adolf unermüdlich thätig: Städte wurden wiederaufgebaut, Handel und Schiffahrt gewannen neues Leben.
Nicht weniger erfolgreich war Gustav Adolfs auswärtige Politik. Der Krieg gegen die Dänen, welche bei seinem Regierungsantritt das ganze südliche Schweden besetzt hielten, endete im Januar 1613 freilich damit, daß im Frieden von Knäröd Schweden Kalmar, Öland und Elfsborg für 1 Mill. Thlr. zurückkaufen mußte. Der Krieg mit Rußland dagegen wurde 1617 durch den äußerst günstigen Frieden von Stolbowa beendet, in welchem Schweden Karelien, Ingermanland und Anspruch auf Livland [* 117] erhielt.
Mit Polen, dessen König Siegmund aus dem Haus Wasa Gustav Adolfs Thronrecht nicht anerkennen wollte, bestand bis 1621 Waffenstillstand. Erst als Siegmund in diesem Jahr Gustav Adolfs entgegenkommende Friedensanträge zurückwies, landete dieser im Juli 1621 mit 20,000 Mann an der Mündung der Düna und eroberte in einem Krieg, der, mit Unterbrechungen, neun Jahre dauerte und vom schwedischen Volk große Opfer an Geld und Blut forderte, Livland, Esthland und Kurland und bemächtigte sich der wichtigen preußischen Städte Memel, [* 118] Pillau, Braunsberg [* 119] und Elbing. [* 120] Das Ziel seiner Politik, die Herrschaft über die Ostsee, war fast erreicht, ein mächtiges Reich im Norden Europas gebildet, eine Kriegsmacht geschaffen, welche, von einem genialen Oberfeldherrn und tüchtigen Generalen geschult und geführt, eine hervorragende Rolle in der Geschichte Europas zu spielen berufen war.
Schon während des polnischen Kriegs hatte Gustav Adolf den Verlauf des Dreißigjährigen Kriegs (s. d.) in Deutschland mit aufmerksamem Auge [* 121] verfolgt und wiederholt vergebliche Versuche gemacht, durch einen Frieden oder Waffenstillstand mit Polen sich die Hände freizumachen für einen Krieg gegen den Kaiser, der Polen offen Hilfe leistete, selbst die Herrschaft über das Baltische Meer an sich zu reißen strebte und auch Schweden, namentlich die Herrschaft der protestantischen Wasas, bedrohte.
Von Friedrich V. von der Pfalz, den Herzögen von Mecklenburg [* 122] und von der Stadt Stralsund [* 123] waren öfters Hilferufe an ihn ergangen; letzterer Stadt gewährte er auch gegen Wallenstein Unterstützung. Auch von seiten der Niederlande [* 124] und Frankreichs erging mehrmals die Aufforderung an ihn, sich an die Spitze der deutschen Protestanten zu stellen. Indes lange Zeit bewog der Einfluß des Kaisers und Spaniens den König von Polen zur hartnäckigen Ablehnung aller Friedensanträge Schwedens. Endlich 1629 sah sich Siegmund durch die Erschöpfung seines Landes und durch den Rat des französischen Gesandten Charnacé veranlaßt, mit Gustav Adolf zu Stuhm einen sechsjährigen Waffenstillstand abzuschließen
Jetzt erst konnte sich Gustav Adolf nach Deutschland wenden, und nachdem er seine Rüstungen [* 125] vollendet und ¶