höhern
Ständen eröffnete und 27 Jahre lang leitete. Er starb daselbst. Außer verschiedenen belehrenden
Kinderschriften,
z. B. »Systematische Bilderschule« (Nürnb.
1847-51, 2 Bde.),
veröffentlichte er: »Kinderheimat in Liedern und Bildern« (mit
Zeichnungen von
GrafPocci und
Bürkner, neue
Ausg., Gütersl. 1875);
»Leitstern auf der Lebensfahrt, ein Spruchbrevier«
(Leipz. 1881) und »Rätselstübchen« (hrsg.
von Lohmeyer,
Glogau
[* 2] 1882).
GüllsKinderlieder zeichnen sich durch glückliche Auffassung des kindlichen
Geistes und
Gemüts
aus und sind besonders durch die
Kompositionen von W.
Taubert weit und breit bekannt geworden.
der zweite von den drei den
Vater überlebenden legitimen
Söhnen des numidischen
KönigsMasinissa (die beiden
andern
Söhne sind Micipsa und Mastanabal), ward 172 und 171
v. Chr. wegen der Streitigkeiten seines
Vaters mit den Karthagern
als Gesandter nach
Rom
[* 3] geschickt, um seinen
Vater gegen die
Anklagen der Karthager zu verteidigen, sollte
später (152) die
Sache seines
Vaters in
Karthago
[* 4] selbst führen, ward aber nicht in die Stadt eingelassen und geriet auf dem
Rückweg durch einen
Hinterhalt, den ihm die Karthager gelegt hatten, sogar in Lebensgefahr; als sodann 150 der
Krieg zwischen
Masinissa und den Karthagern ausgebrochen war und die Karthager geschlagen und zur
Ergebung gezwungen worden waren, überfiel
er die wehrlos Abziehenden und machte den größten Teil derselben nieder. Nach
MasinissasTod (149) verlieh P.
CorneliusScipio,
dem jener die Vollziehung seines
Testamentsübertragen hatte, Gulussa den Oberbefehl über dasHeer und die
Leitung des Kriegswesens, worauf dieser den
Römern im dritten
PunischenKrieg nicht unwesentliche
Dienste
[* 5] leistete. Er starb
bald darauf. - Ein Sohn von ihm, Massiva, war 111 mit
Jugurtha zusammen in
Rom und wurde auf dessen Befehl ermordet, weil einige
angesehene
Römer
[* 6] die Absicht hatten, ihn statt des
Jugurtha zum König von
Numidien zu erheben.
(Goum), in
Algerien
[* 7]
Name der Abteilungen der eingebornen irregulären
Reiterei. Das
Wort, aus dem arabischen hukm entstanden,
bedeutet s. v. w.
Aufgebot etc. der streitbaren
Mannschaft eines
Stammes. Diese
Reiter, obwohl ohne die geringste
Mannszucht,
werden wegen ihrer Bekanntschaft mit dem
Lande teils als
Eskorten,
Gendarmen etc., teils zum Plänklerdienst
und auf
Vorposten benutzt. Sie stehen nicht unter französischen
Offizieren, sondern unter ihren eignen, von
Frankreich bestätigten
Chefs und erhalten nur
Sold, wenn sie
Dienst thun. Das Bindeglied zwischen ihnen und der regulären
Armee bildet die 1830 errichtete
eingeborne reguläre
Reiterei, die späternSpahis. Im J. 1870 wurden sie bei der Loirearmee zum erstenmal
in einem europäischen
Krieg verwandt.
KarlWilhelm, Geolog, geb. zu Dannenfels in der
Rheinpfalz, ward früh durch seinen ältern
Bruder,
den Bryologen
Theodor Gümbel, für die
Naturwissenschaft gewonnen, studierte seit 1842 in
München
[* 8]
Philosophie undNaturwissenschaft,
dann in
Heidelberg
[* 9]
Geognosie und Bergwissenschaft, begann 1848 seine praktische
Ausbildung in dem Steinkohlenbergwerk St. Ingbert,
ward 1850 Markscheider und 1851 zur Beteiligung an der geognostischen Durchforschung
Bayerns nach
München berufen. Er leitete
die
Aufnahme des ostbayrischen Grenzstrichs von der
Donau bis zum
Fichtelgebirge, wandte sich aber seit 1855 der geognostischen
Durchforschung der
Alpen
[* 10] zu und um so erfolgreicher, als gleichzeitig viele österreichische Geologen und
Escherv. d.
Linth
sich derselben Aufgabe widmeten.
Die
Frucht dieser
Arbeiten war »Die geognostische
Beschreibung des bayrischen Alpengebirges und seines
Vorlandes« (Gotha
[* 11] 1861),
das erste Werk, welches einen bedeutenden Teil der nördlichen Kalkalpen bis ins kleinste
Detail darstellt
und geognostisch beschreibt. 1861 begann er in ähnlicher
Weise die Ausarbeitung des ostbayrischen
Gebirges, welche 1868 in
Gotha erschien. Ein dritter
Band
[* 12] (1879) behandelt das
Fichtelgebirge mit dem
Frankenwald. Neben derselben lieferte Gümbel eine Übersicht
der böhmischen
Kreide
[* 13] zur Vergleichung mit der in
Niederbayern und eineArbeit über
Foraminiferen des südbayrischen
Nummulitenkalks, auch bearbeitete er die geologische Abteilung der
»Bavaria«. Er wurde 1861
Professor an der
MünchenerUniversität, 1868 auch
Professor der
Geognosie an der technischen
Hochschule daselbst, trat 1869 in das
Kollegium des neuerrichteten
Oberbergamtes und
wurde 1879 mit dem
Titel Oberbergdirektor Vorstand dieser obersten Bergbehörde in
Bayern.
[* 14] 1882 wurde er in
den Adelstand erhoben.
Noch veröffentlichte er: »Anleitung zu geologischen
Beobachtungen in den
Alpen«
(Münch. 1879) und
»Geologie
[* 15] von
Bayern«
(Kassel
[* 16] 1884 ff.).
Ferdinand, Liederkomponist, geb. zu
Berlin,
[* 17] war 1839-42 als
Sänger auf verschiedenen
Bühnen thätig,
widmete sich aber dann zu
Berlin ausschließlich der
Komposition und dem Gesangunterricht. Außer zahlreichen
ebenso melodiösen und sangbaren wie ausdrucksvoll deklamierten und infolgedessen ungemein populär gewordenen Liedern schrieb
er einige
Liederspiele, von denen das 1848 erschienene: »Die
Kunst, geliebt zu werden«, besondere
Anerkennung gefunden hat.
Auch als Schriftsteller hat sich Gumbert vorteilhaft bekannt gemacht, teils durch eine Sammlung
von
Aussprüchen etc. über die
Tonkunst: »Musik. Gelesenes und Gesammeltes« (Berl. 1860),
großes Hospital, Kreislazarett, eine Salzburger Kolonieanstalt, eine Eisengießerei
[* 23] und Maschinenfabrik, mechanische Weberei,
[* 24] eine Möbelfabrik, Dampfsäge, Ziegeleien, Bierbrauerei
[* 25] und Hefefabrikation, Molkerei, besuchte Pferde- und Viehmärkte, einen
bedeutenden Füllenmarkt im September (Auftrieb
[* 26] etwa 5000 Füllen) und 1885 mit Garnison(2Bat. Grenadiere Nr. 3) 10,206 meist
evang. Einwohner. hat ein Gymnasium, ein Realprogymnasium, eine landwirtschaftliche Winterschule und ist
Sitz der Regierung, einer Oberpostdirektion, eines Amtsgerichts, eines Hauptsteueramts, einer Reichsbanknebenstelle und des
landwirtschaftlichen Zentralvereins für Litauen. Auf dem Marktplatz steht ein Standbild FriedrichWilhelms I. (von Rauch), der
Gumbinnen 1724 zur Stadt erhob und 1732 viele wegen ihrer Religion vertriebene Salzburger dorthin zog. 13 km östlich
von Gumbinnen liegt das Hauptgestüt Trakehnen (s. d.).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Köln,
[* 30] 250 m ü. M., an der Aggerthalbahn, hat ein Amtsgericht,
eine evangelische und eine kath. Kirche, Kunstwoll- und Baumwollspinnerei, Jackenweberei, Zanella-, Papier-, Schäfte- und Dampfkesselfabrikation,
bedeutende Knopf- und Bandgeschäfte, Eisenhandel und in der Stadtgemeinde (1885) 7747 meist evang.
Einwohner.
weitverbreitete stickstofffreie, mit Zellstoff und Stärke
[* 31] isomere Pflanzenstoffe, welche
am reichlichsten in der Rinde baumartiger Gewächse auftreten. Sie sind amorph, farblos (durch Beimengungen gelblich bis braunrot),
durchsichtig bis undurchsichtig, geruch- und geschmacklos, lösen sich in Wasser zu einer schleimigen, klebenden Flüssigkeit
oder quellen darin nur sehr stark auf, sind unlöslich in Alkohol und werden daher durch diesen aus der
wässerigen Lösung gefällt.
Man gewinnt
das Gummi gewöhnlich nur durch Einsammeln, da es freiwillig aus der Rinde der Bäume oder Sträucher ausfließt und dann bald
erhärtet. Mit Harz und ätherischen Ölen gemengt, tritt das in den Gummiharzen (s. d.) auf. Früher hielt
man die Gummiarten durchweg für Sekretionsprodukte der Pflanzen; neuere Untersuchungen haben aber ganz bestimmt dargethan,
daß wenigstens einige durch chemische Metamorphose aus ganzen Geweben entstehen. Vorzugsweise wird das Material der Zellwände
in die Gummimetamorphose hineingezogen. Viele Gummiarten, besonders Gummi arabikum, Tragant, finden technische
Verwendung.
arabicum (GummiMimosae, arabisches Gummi, Mimosengummi, Akaziengummi), aus der Rinde von Acacia-Arten gewonnenes
Gummi, stammt hauptsächlich von AcaciaSenegalWilld. (Verek) in Senegambien, im Stromgebiet des WeißenNils und des Atbara, ganz
besonders in Kordofan, und tritt meist freiwillig aus; nur selten werden die Gummibäume angeschnitten.
AndreArten liefern weniger und meist braunes oder rötliches Gummi arabicum. Die Gummiernte wird sehr stark durch die
Witterung beeinflußt, auch richten Elefanten in den Gummiwäldern gelegentlich die größten Verwüstungen an. Das Gummi arabicum bildet
runde oder längliche, auch wurmförmige, zerbrechliche, rissige, farblose, gelbe bis braunrote, mehr oder weniger durchsichtige
und glasglänzende Stücke vom spez. Gew. 1,35-1,6
(ausgesucht reine Stücke nach dem Trocknen 1,525). Es löst sich bei gewöhnlicher Temperatur in seinem gleichen GewichtWasser
und gibt eine opalisierende, dicke, klebrige, sauer reagierende, fade schmeckende Flüssigkeit; auch bei 100° nimmt Wasser
nicht viel mehr Gummi arabicum auf, doch erfolgt die Lösung dann etwas schneller.
Die Lösung mischt sich mit Glycerin, welches auf trocknes Gummi arabicum nur wenig einwirkt. 100 Weingeist von 20 Volumprozent lösen 57,
bei 50 Volumprozent nur 4 Gummi arabicum. Die wässerige Lösung des Gummi arabicum polarisiert nach links, wird bei längerm Stehen unter Zuckerbildung
sauer und schimmelt. Zur Verhinderung des Schimmelns ist ein geringer Zusatz von Chinin empfohlen worden.
Lösliche Kieselsäure-, Borsäure- und Eisenoxydsalze trüben die Gummilösung oder verdicken sie zur Gallerte. Lufttrocknes
Gummi arabicum verliert bei 100° noch 13-14 Proz. Wasser und nimmt nach dem Trocknen dieselbe MengeWasser an der Luft wieder auf. Bei 100°
erleidet das Gummi arabicum bereits eine gelinde Röstung, und bei 150° wird es schwerer löslich.
Beim Verbrennen hinterläßt es 2,5-4 Proz. Asche, welche im wesentlichen aus kohlensaurem Kalk besteht. Dieser Gehalt an Kalk
ist wesentlich, denn das Gummi arabicum ist als ein saures Salz der
[* 34]
¶
Von den Handelssorten ist das Kordofangummi in rundlichen, meist blaß weingelben Körnern das beste.
Ihm am nächsten stehen das blaßgelbliche Senaargummi und das Suakingummi, welches mit dunkel rotbraunen Körnern gemischt
ist. Das minderwertige Senegalgummi stammt ebenfalls größtenteils von A.SenegalWilld., bildet häufig bis 4 cm große, oft
aber weit größere, kugelige, eiförmige oder unregelmäßig verlängerte, meist gelbliche bis schwachrötliche Stücke mit
minder tiefen und zahlreichen Rissen.
Zur Prüfung des sehr verschiedenen Verdickungsvermögens der Gummisorten benutzt man das Viskosimeter, einen Trichter mit
fein ausgezogener Spitze, welcher mit Gummilösung gefüllt wird, die man stets in denselben Verhältnissen bereitet. Die
Zeit des Ausfließens gibt einen Maßstab
[* 39] für die Dickflüssigkeit der Lösung. Das Viskosimeter von Ochs besteht aus
einem Cylinder von Weißblech von 9 cmLänge und 45 mmDurchmesser und ist an dem einen Ende durch einen flachen Boden, der in der
Mitte ein 4 mm weites Loch hat, geschlossen. 7-8 cm unterhalb dieses Bodens befindet sich ein Gewicht, welches durch zwei Messingdrähte
gehalten wird.
Zur Prüfung der Gummilösung stellt man diesen Cylinder mit seinem Boden auf dieselbe; das Gewicht hält
ihn dabei in vertikaler Lage und zieht ihn abwärts, so daß er mehr und mehr und zwar in dem Maß, als die Lösung durch das
Loch des Bodens in das Innere des Cylinders tritt, in die dicke Flüssigkeit einsinkt. Der Cylinder wird um
so schneller sinken, je dünnflüssiger die Lösung ist. Dünne Lösungen, die nicht mehr als 1 in 5 Wasser enthalten, kann
man mit dem Aräometer
[* 40] prüfen.
Die alten Ägypter benutzten Kami (griech. kommi) in der Malerei und bezogen es von der Somalküste. Von dort gelangte es über
arabische Häfen ins Abendland und erhielt daher den Namenarabisches Gummi. Auch Theophrastos und Dioskorides
sprechen vom Gummi arabicum, und die arabischen Ärzte benutzten es als Heilmittel. Im Mittelalter wurde es nur wenig angewandt, und es
kamen sehr geringe Mengen nach Europa; doch scheint es niemals ganz gefehlt zu haben. Vom Senegal wurden 1760 bereits 18,000
Ztr. exportiert, doch erst seit 30 Jahren ist das Senegalgummi für Europa von größerer Bedeutung geworden.
Gegenwärtig kommen über England jährlich 100,000 Ztr. Gummi arabicum, über Frankreich 80-100,000 Ztr. (hauptsächlich Senegalgummi)
in den Handel. Die Zufuhr nach Triest
[* 41] betrug 1880: 20,637 Kolli. Deutschland
[* 42] erhielt 1881: 20,000 Ztr.
Zeuge dadurch appretieren, daß man sie mit einer LösungGummi arabikum bestreicht.
Papier (Briefmarken, Preismarken
etc.) wird gummiert, d. h. auf der einen Seite mit Gummi- oder Dextrinlösung bestrichen, um es zum Aufkleben leicht benutzen
zu können.
Nach dem Trocknen wird gummiertes Papier durch Anfeuchten klebend gemacht.
Auch die mit Kautschuk
getränkten wasserdichten Stoffe werden »gummiert« genannt.
(Gummosis), Krankheit mancher Pflanzen, besonders gewisser Holzgewächse, besteht in der Absonderung beträchtlicher
Mengen von Gummi, welches von selbst aus der Pflanze hervorbricht und herniederfließt oder an der Oberfläche sich anhäuft
und eintrocknet. Die Kirsch-, Pflaumen- und Aprikosenbäume sind oft mit zahlreichen und starken Gummiflüssen
bedeckt. Hierher gehört ferner die Entstehung des arabischen Gummis, welches aus den Stämmen verschiedener Mimosen, desgleichen
die Entstehung des Tragantgummis, welches aus mehreren Astragalus-Arten hervorquillt.
Oft schreitet der die Zellen zerstörende Gummibildungsprozeß bis zur Kambiumschicht fort, zieht diese und darauf auch Bast
[* 45] und Rinde mit in seinen Bereich, worauf das Gummi äußerlich zum Erguß kommt. Dieser höchste Grad der
Krankheit ist für die Pflanze gefährlich, weil durch die Auflösung des Kambiums der weitere Zuwachs des Holzkörpers verhindert
wird und durch die Zerstörung des Bastes die demselben zufallenden wichtigen Lebensfunktionen gestört werden. Es wird an
solchen Gummiflüssen weit mehr Gummi produziert, als die Masse der der Desorganisation anheimgefallenen
Zellmembranen ausmacht. Kirschbäume mit starkem Gummifluß erscheinen immer mehr oder minder kränklich, stark ergriffene Äste zeigen
mangelhaftere Belaubung und Knospenbildung und allmählich um sich greifendes Dürrwerden. Die
¶
mehr
Ursachen und Bedingungen des Gummiflusses der Obstbäume sind noch nicht genügend ermittelt; fast immer bringen starke Verwundungen
an den Stellen, wo durch sie eine Ansammlung von plastischen Stoffen bewirkt wird, Gummifluß hervor; nicht minder zeigt sich derselbe,
wenn die Knospen
[* 47] in größerer Anzahl entfernt sind. Es scheint also, daß die Gummisekretion immer dann
eintritt, wenn die zu Neubildungen fähigen Säfte nicht genug normale Verbrauchsherde vorfinden. Gegenmittel gegen die Gummiflüsse
bestehen in dem Zurückschneiden der kranken Äste, auch in Längseinschnitten durch die Rinde und bei ungünstigen Bodenverhältnissen
in Umsetzen.
(Gummikanäle), Intercellularkanäle der Pflanzen, deren Inhalt aus homogenem Gummischleim besteht, stellen
meist kontinuierliche, oft auf weite Strecken durch die Stengel
[* 48] und Blätter im Parenchym der Rinde und des Marks hinlaufende Kanälchen
dar (vgl. Absonderung, S. 59 f., und Intercellularkanäle).
(Gutti), ein Gummiharz, der eingetrocknete Milchsaft aus dem asiatischen BaumGarciniaMorella Desr., wird gewonnen,
indem man einen spiralförmigen Einschnitt in die Rinde macht und den ausfließenden Saft in einem Bambusrohr
auffängt. Nach dem Erhärten des Saftes wird der Bambus abgelöst, und man erhält das in walzenförmigen Stücken von 2,5-6,5
cmDurchmesser. Es ist sehr dicht, vollkommen gleichförmig, undurchsichtig, schön rotgelb, bricht sehr leicht und großmuschelig,
gibt ein hochgelbes Pulver, ist geruchlos, schmeckt brennend, scharf kratzend, bildet mit Wasser eine schön
gelbe Emulsion, löst sich nur zum Teil in Alkohol und Äther, erweicht bei 100°, ist aber nicht schmelzbar und besteht aus
Harz mit wenig Gummi und 5 Proz. Wasser.
Die beste Sorte kommt aus den östlichen LändernHinterindiens über Singapur
[* 49] oder Bangkok.
[* 50] Geringere Sorten
sind bräunlich und auf dem Bruch körnig. Man benutzt das Gummigutt als gelbe Wasserfarbe, zu gelben Firnissen und als drastisch
wirkendes Arzneimittel, welches kaum dem Krotonöl nachsteht. Vergiftungsfälle durch die berüchtigten Morisonpillen dürften
meist auf Rechnung des Gummigutts zu schreiben sein. Gummigutt wurde zuerst von einem chinesischen
Reisenden, der 1295 Kambodscha besuchte, erwähnt. Nach Europa gelangte die erste Probe durch JacobvanNeck zu Anfang des 17. Jahrh.,
und schon 1611 wurde es in Bamberg
[* 51] medizinisch benutzt.
(Gumpeltzheimer), Adam, Komponist, geboren um 1560 zu Trostberg in Oberbayern, trat 1575 als
Musiker in die Dienste des Herzogs von Württemberg
[* 52] und wurde 1581 Kantor in Augsburg,
[* 53] wo er 1625 starb. Er hat sich namentlich
als Komponist geistlicher Lieder bekannt gemacht, die in verschiedenen Sammlungen im Lauf des 16. und 17. Jahrh. erschienen
und zum Teil noch bis zur Gegenwart ihren Kunstwert bewahrt haben. Auch veröffentlichte er 1595 ein
»Compendium musicae latinum germanicum« (12. Aufl.
1675),
von dem auch eine deutsche Ausgabe (»Singkunst in 10 Kapiteln«, 1610) existiert.
Bezirkshauptmannschaft Baden,
[* 54] an der Südbahn und am Fuß des
aussichtsreichen Anninger (675 m),
mit einer Kirche aus dem 15. Jahrh., Kommende des deutschen Ritterordens
und (1880) 2079 Einw., welche ausgezeichneten Weinbau (weißen »Gumpoldskirchner«),
Otto, Musikschriftsteller, geb. 1823 zu Erfurt,
[* 55] studierte in Breslau,
[* 56] Halle
[* 57] und BerlinJurisprudenz und beabsichtigte,
sich der akademischen Laufbahn zu widmen, übernahm jedoch 1849 die musikalische Kritik der in letzterer
Stadt erscheinenden »Nationalzeitung« und hat sich seitdem bis in die neueste
Zeit durch seine gediegenen und geistvollen Besprechungen musikalischer Leistungen als einen der glänzendsten Vertreter
des deutschen Musikfeuilletons bewährt. Die bedeutendsten Arbeiten des seit einer Reihe von Jahren erblindeten Mannes erschienen
in erweiterter Form als »Musikalische Charakterbilder« (Leipz. 1869) und »Neue musikalische Charakterbilder«
(das. 1876),
deren Inhalt zum Teil in die spätern Sammlungen: »Unsre klassischen Meister« (das. 1883-85, 2 Bde.)
und »Neuere Meister« (2. Aufl., das. 1883, 2 Bde.),
überging.
bedeutender Fluß im nördlichen Indien, hat am Fuß des Himalaja, in 28° 37' nördl. Br. und
80° 7' östl. L., in 184 m Höhe, in einem Sumpf seinen Ursprung, durchströmt in stark gewundenem LaufAudh in südöstlicher
Richtung, ist von Lakhnau an während des ganzen Jahrs schiffbar, während dies oberhalb wegen Stromschnellen nur bei hohem Wasserstand
der Fall ist. In Lakhnau wird er von fünf Brücken,
[* 58] bei Dschaunpur von einer Eisenbahnbrücke mit 16 Bogen
[* 59] von je 28 m Weite überspannt und fällt 94 km unterhalb letzterer Stadt in den Ganges.
Hauptstadt eines Liwas im WilajetTrapezunt in Kleinasien, amphitheatralisch an den steilen Abhängen
einer weiten Gebirgsschlucht 1500 m ü. M. gelegen, mit etwa 800 Häusern, treibt beträchtlichen Handel
mit Obst, Töpfergeschirr und Fellen.
Die ehemals ergiebigen Silbergruben liegen jetzt danieder. Am wurde hier der
Pascha von Trapezunt von den Russen geschlagen.
Karoline von, deutsche Dichterin, geb. 1780 zu Karlsruhe,
[* 61] lebte als Stiftsdame in Frankfurt
[* 62] a. M. und am
Rhein. Von Natur phantasiereich und zur Schwärmerei sich hinneigend, versank sie, als der berühmte Altertumsforscher Creuzer
ein mit ihr angeknüpftes Liebesverhältnis rücksichtslos abbrach, in düstere Schwermut und machte 1806 in
Winkel
[* 63] a. Rh. ihrem Leben freiwillig ein Ende. Sie schrieb unter dem Namen Tian: »Gedichte und Phantasien« (Hamb. 1804),
»Aufsätze und Gedichte« (mitgeteilt von M. Bachmann im »Sommertaschenbuch« für 1832 und
in andern Almanachen). IhreSchriften bekunden ein tiefes Gemütsleben voll poetischen Schwunges, lassen
aber Klarheit des Geistes vermissen. Ihr Andenken erneuerte Bettina v. Arnim in der Schrift »Die Günderode« (Grünb.
1840, 2 Bde.),
doch ist das darin entworfene Charakterbild nicht durchaus treu. Eine Sammlung ihrer »Gedichte«
gab Götz heraus (Mannh. 1857).
(Gunther), König des Burgunderreichs am linken Rheinufer mit der Hauptstadt Worms,
[* 64] erlag 437 mit einem großen
Teil seines Volkes dem Angriff eines wahrscheinlich im Dienste des Aetius stehenden hunnischen Söldnerheers.
»Auszug brandenburgischer Geschichten«
(das. 1722) und eine Anzahl andrer weitschweifiger Werke über die brandenburgisch-preußische
und die europäische Geschichte.
Vgl. »Leben und Thaten J. P. Freiherrn v. Gundlings« (Berl. 1795).
(spr. -litj),Iwan (auch GiovanniGondola), berühmter dalmat. Dichter, geb. zu Ragusa,
[* 70] studierte
Philosophie und Rechtswissenschaft, daneben besonders die italienische Litteratur, gelangte sehr bald zu hohen Staatsämtern;
starb In Gundulic erreicht die dalmatische Poesie ihren Höhepunkt. Seine Schöpfungen, lyrischen,
dramatischen und epischen Inhalts, zeichnen sich durch eine Vollendung der Form und einen Wohllaut der Sprache
[* 71] aus, die weder
vor noch nach ihm je wieder erreicht worden sind.
Inhaltlich geben sie ein treues Spiegelbild seiner Zeit, insofern sie einesteils sich als Produkte der im 16. Jahrh.
aufkommenden klassischen Bildung kundgeben, andernteils jenen Weltkampf des Christentums mit dem Islam, in welchem die slawischen
Stämme eine bedeutende Rolle spielen, zur Darstellung bringen. Gundulic war unter den Slawen der erste dramatische Dichter. Unter
seinen (nicht vollständig erhaltenen) Dramen sind »Arijadna«, »Proserpina«, »Kleopatra« und »Dubravka« besonders geschätzt.
Auch viele lyrische Gedichte hinterließ er, darunter die Elegie »Suze sina razmetnoga« (»Die
Thränen des verlornen Sohns«). Sein bedeutendstes Werk aber ist das Epos »Osman« in 20 Gesängen (Ragusa 1626 u. öfter, Agram
[* 72] 1854;
ital. von Appendini, Ragusa 1827), welches den polnisch-türkischen Krieg von 1621 und insbesondere die Thaten und Schicksale
des SultansOsman II. besingt. Das Gedicht ist im Stil des damaligen italienischen Epos gehalten und steht
noch heute in der Litteratur der Südslawen in hohem Ansehen. Der 14. und 15. Gesang, welche angeblich von dem Senat der Republik
aus Schonung gegen die Türken unterdrückt wurden, sind später von P. Sorkočević, einem Enkel von Gundulic, ferner
von M. Zlatarić und neuerdings von I. ^[Ivan] Mazuranić ergänzt worden. Die noch vorhandenen Werke Gundulićs wurden von
Pavić (Agram 1877) herausgegeben.
Joseph, Tanzkomponist, geb. zu Zsambek in Ungarn,
[* 73] war erst Schullehrergehilfe,
¶
mehr
trat dann als Hoboist ins Militär ein und leitete, nachdem er zum Kapellmeister avanciert war, acht Jahre hindurch die Musik
seines Regiments. Dann veranlaßten ihn seine Erfolge als Komponist, namentlich mit dem 1836 erschienenen »UngarischenMarsch«,
Op. 1, eine eigne Kapelle zu bilden und mit derselben Kunstreisen zu unternehmen. In allen Hauptstädten
Deutschlands
[* 75] glänzend aufgenommen, wurde er in Berlin, wo er von 1843 bis 1848 ständig konzertierte, als Dirigent und Komponist
wahrhaft gefeiert, daselbst auch im folgenden Jahr, nachdem er inzwischen noch Nordamerika
[* 76] bereist hatte, zum königlichen
Musikdirektor ernannt. Die folgenden Jahre verbrachte er teils mit Konzertreisen, teils (von 1858 bis
1864) als Kapellmeister des 23. österreichischen Infanterieregiments, zugleich so unermüdlich schaffend, daß 1874 die Zahl
der von ihm veröffentlichten Tänze, der Mehrzahl nach Walzer, 300 betrug. Seit 1876 lebt er in Frankfurt a. M.
Bergfeste in der russ. ProvinzDaghestan (Kaukasien), auf der Kuppe eines einzeln stehenden, steil abfallenden, 2360 m
hohen Bergs gelegen, der seine Umgebung überragt und nur auf einem einzigen Weg zu erklimmen ist. Gunib ist bekannt
als letzte Zuflucht Schamyls (s. d.), der sich hier den Russen, welche die Feste mit Sturm eroberten, ergab. 1862 wurde
hier eine Befestigung angelegt und eine Kircheerbaut.
L. (Gunnere), Gattung aus der Familie der Haloragidaceen, ausdauernde, stengellose Kräuter in Amerika
[* 77] und auf
dem Hawaiarchipel, mit gestielten und rundlichen, grundständigen Blättern und unscheinbaren Blüten in gedrängten Ähren.
Gunnera scabra Ruiz et Pavon, in Peru
[* 78] und Chile
[* 79] auf sumpfigen Stellen, mit fast 2 m breiten, rhabarberähnlichen, handförmig
gelappten, an den Nerven
[* 80] auf der Unterseite wie an den Stengeln mit krautigen Stacheln besetzten Blättern, wird bei uns als
eine der prächtigsten Blattzierpflanzen kultiviert, muß aber im Winter sehr gut gedeckt werden; die etwas adstringierende
Wurzel
[* 81] wird bei Blutflüssen, auch zum Gerben und Schwarzfärben benutzt. Die fleischigen Blattstiele dienen
geschält als Nahrungsmittel.
[* 82]
isländ. Skalde, geboren im letzten Viertel des 10. Jahrh., verweilte in seiner
Jugend in Norwegen,
[* 83] auch wiederholt am Hof des KönigsEthelred II. von England und kehrte 1005 auf seine Heimatsinsel zurück,
wo er um die schöne Helge einen Zweikampf mit dem Skalden Hrafn Önundarson zu bestehen hatte, infolge
dessen beide landesflüchtig wurden. Als sie sich 1008 zu Dirganes in Norwegen wieder trafen, kam es von neuem zum Kampf, in
welchem beide fielen. An Gunnlaugs Namen knüpft sich die bekannte »Gunnlaugssaga«, welche sein Leben und besonders sein Liebesverhältnis
zu Helge schildert (abgedruckt in den Lesebüchern von Möbius und Wimmer, besonders hrsg. von Rygh, Christiania
[* 84] 1862; von Thorkelsson, Reykjawik 1880; übersetzt von Edzardi u. d. T.: »Schön Helga und Gunnlaug«, Hannov. 1875; von Kölbing
u. d. T.: »Die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge«,
Heilbr. 1878). Von seinen Gedichten haben sich nur geringe Reste erhalten.
in der nord. Mythologie die schöne Tochter des Riesen Sultung ^[richtig: Suttung], der
sie zur Wächterin des Dichtermets bestellt hatte, verliebte sich in Odin, behielt ihn drei Tage und drei Nächte bei sich und
erlaubte ihm, drei Züge von dem Dichtermet zu trinken.
ist der Güte (s. d.) darin verwandt, daß beide das Wohl eines andern in uneigennütziger
Weise wollen, aber dadurch von derselben verschieden, daß der Grund dieses Wohlwollens das Wohlgefallen am andern (Günstling)
ist.
1) Erzbischof von Köln seit 850, ein gewissenloser Prälat von weltlicher Gesinnung, ließ sich durch den karolingischen König
Lothar II. bewegen, 861 dessen verstoßener Gemahlin Theutberga ein falsches Schuldbekenntnis abzupressen und auf der
Synode zu Aachen
[* 89] (April 862) die Ungültigkeitserklärung dieser Ehe zu betreiben. Zum Dank dafür verlieh
Lothar seinem Bruder Hilduin das BistumCambrai. Aber PapstNikolaus setzte ihn deswegen 863 ab. Obwohl ein VersuchKaiserLudwigs
II., den Papst zur Zurücknahme der Absetzung zu zwingen, mißlang, verwaltete doch Günther sein Bistum unbekümmert
weiter, da ihm Volk und Geistlichkeit treu anhingen. Als sich indes Lothar 869 in Rom unterwarf, fügte sich auch Günther seiner Absetzung.
Er starb 873 in Italien.
[* 90]