sanctum), welches in oft zentnerschweren Stammstücken oder in starken
Ästen, meist entrindet, in den
Handel kommt. Es ist
sehr schwer
(spezifisches Gewicht etwa 1,4), fest, hart, brüchig, spaltet schwer und unregelmäßig,
ist grünlichbraun, mit hellgelblichem
Splint umgeben und von diesem scharf abgegrenzt. An ältern, über 20
cm starken
Stämmen ist der
Splint so schwach, daß er nicht in die
Augen fällt. Im
Kern und im
Splint finden sich abwechselnd
hellere und dunklere
Schichten, welche sehr zahlreiche, an
Jahresringe erinnernde
Kreise
[* 2] bilden.
Der
Splint ist geschmacklos; das
Kernholz schmeckt schwach aromatisch, ein wenig kratzend und entwickelt beim Erwärmen einen
schwachen angenehmen
Geruch. Es ist sehr harzreich (25-27 Proz.) und liefert das
Guajakharz (s. d.).
Gute,
feste
Stücke dienen zum
Schiffbau, zu Achsenlagern, Preßwalzen, Kegelkugeln,
Mörsern,
Pistillen etc.; rissige, dünne und
schlechte
Stücke werden geraspelt, um medizinisch benutzt zu werden. Es dient gegen
Syphilis (besonders im
Holzthee, dessen
Hauptbestandteil es bildet), hartnäckige chronische
Exantheme, auch wohl gegen veraltete rheumatische
Affektionen und
Gicht. Um es für technische
Zwecke zu bleichen, legt
man es einige
Stunden in nicht zu starke
Natronlauge, spült
es ab und bringt es in ein Gemisch von 1 Teil
Salzsäure und 8 Teilen
Wasser, in welchem man 6 Teile unterschwefligsauresNatron
gelöst hat.
Nach 24
Stunden ist es auf der Oberfläche hellgelblich und wird nun gewaschen und getrocknet. Gebleicht und ungebleicht nimmt
es schöne
Politur an. Die
Rinde des Guajacum war früher offizinell. Das
Wort Guajak ist westindischen Ursprungs. Die Anwendung des
Holzes lernten die
Spanier von den Eingebornen
San Domingos kennen; sie brachten es schon 1508 unter dem
NamenPalo santo
(Lignum vitae,
Lignum sanctum) nach
Europa,
[* 3] wo es noch 1532 sehr teuer war. In
Deutschland
[* 4] trugen
Poll und Schmaus,
besonders aber
Ulrich v.
Hutten zur Verbreitung des »heiligen oder indischen
Holzes« bei.
Letzterer will nach langem vergeblichen
Gebrauch des
Quecksilbers seine angebliche
Heilung von der
Syphilis dem »Lebensholz« (vgl.
Ulrich v.
Huttens
»De Guajaci medicina et morbo gallico«,
Mainz
[* 5] 1519) verdankt haben.
(Guajakgummi,Guajacum), das
Harz, welches freiwillig oder infolge von
Einschnitten aus dem
Stamm von
GuajacumofficinaleL. ausfließt und erhärtet, meist aber auf
Gonave, gegenüber
Port au Prince, gewonnen wird,
indem man der
Länge nach durchbohrte, 1 m lange
Holzstücke an dem einen Ende über
Feuer legt und das an dem andern Ende ausfließende
Harz in untergestellten
Kalebassen auffängt. Es bildet eine spröde, dunkelgrüne bis braunschwarze, oft rissige
Masse vom
spez. Gew. 1,2, schmilzt bei 85°
und riecht dabei eigentümlich benzoeartig. Es schmeckt scharf kratzend und klebt an den
Zähnen, löst sich in
Alkohol und
Äther, färbt sich durch oxydierende Einflüsse, allmählich selbst an der
Luft, schön blau oder grün und wird durch reduzierende
Agenzien, auch durch Erhitzen entfärbt. Es besteht aus
ca. 70 Proz. amorpher, brauner, geruch- und geschmackloser
Guajakonsäure C19H20O5 , welche bei 95-100° schmilzt und durch Oxydationsmittel vorübergehend
blau gefärbt wird; ferner aus etwa 10 Proz. farbloser, kristallisierbarer Guajakharzsäure C20H26O4
, 10 Proz. in
Äther unlöslichem Guajakbetaharz, sehr wenig farbloser, kristallisierbarer Guajaksäure
C6H8O3 , einem gelben, kristallisierbaren, geruchlosen,
bittern
Farbstoff, 3,7
Proz.
Gummi und 0,8 Proz. mineralischen
Substanzen. Guajakharz dient als schweiß- und harntreibendes
Mittel bei
Syphilis,
Rheumatismus,
Gicht,
Psoriasis,
Skrofulose,
Bronchialkatarrh etc. Mit verdünnter alkoholischer Guajakharzlösung (1:100) getränktes
Papier bläut sich durch Oxydationsmittel schnell und intensiv und wird deshalb als
Reagenzpapier benutzt.
In denApotheken findet
sich das Guajakharz erst seit dem 17. Jahrh.
(spr. gŭa-),MichelAngelo, ital. Kunstschriftsteller, geb. zu
Bologna, machte große
Reisen durch
Europa, auf welchen er Kunstgegenstände und
Dokumente sammelte, und brachte schließlich seine Sammlungen im
PalazzoFava zu
Bologna unter. Er hat sich um die Erforschung der italienischen
Kunstgeschichte sehr verdient gemacht und
gab unter andern heraus: »Memorie originali risguardanti le belle arti«
(Bologna 1840-47, 4 Bde.);
»Nuova raccolta di lettere
sulla pittura, scultura ed architettura« (das. 1844-45, 2 Bde.);
Republik,
ProvinzEntre Rios, am schiffbaren
Fluß gleichenNamens,
der 50 km unterhalb in den Paranacito (Seitenarm des
Parana) mündet, hat ein
Rathaus, ein
Theater,
[* 7] eine öffentliche
Bibliothek,
Dampfmühlen, Seifensiederei,
Gerberei, große Schlächtereien (in denen jährlich 100,000
Rinder
[* 8] geschlachtet und eingesalzen
werden) und (1882) 10,000 Einw. Eine
Eisenbahn verbindet Gualeguay mit ihrem 10 km unterhalb gelegenen
HafenPuerto deRuiz.
(spr. ŭaleŭaitschú),Stadt in der
Republik Argentinien,
ProvinzEntre Rios, am gleichnamigen schiffbaren
Fluß, der 18 km unterhalb in den
Uruguay
[* 9] mündet,
Fray Bentos gegenüber, ist gut gebaut, hat ein
Theater, eine öffentliche
Bibliothek, ein Zollhaus, lebhaften
Handel und (1882) 15,000 Einw. Es ist Sitz eines deutschenKonsuls.
Gualeguaychú wurde 1783 gegründet.
(spr. gŭaltjēri),Luigi, ital. Romanschriftsteller,
geb. 1826 zu
Bologna, ließ sich 1848 in
Mailand
[* 11] nieder und heiratete daselbst die gefeierte Schauspielerin
Giacinta Pezzana, die er seitdem auf ihren Kunstreisen durch
Italien
[* 12] begleitete.
Sein erster
Roman waren die »Misteri d'Italia«
(Mail. 1849, 12 Bde.). Von seinen zahlreichen übrigen mögen
Erwähnung finden: »L'innominato« (8. Aufl.,
Mail. 1882, 6 Bde.);
schrieb Gualtieri verschiedenes, wie: »L'amore di un' ora«, »Le
[* 14] fasi di matrimonio«, »La forza della coscienza«, »Gli
studenti di Eidelberga«, »Il duello«, »Padroni
e servi« u. a.
(Guahan, Guajan), die südlichste und größte Insel des span. Archipels der Marianen, 45 km lang, 5-16 km breit
und 514 qkm (9,3 QM.) groß mit (1876) 5800 Einw.
(5000 Eingeborne, 340 Deportierte und 460 Soldaten). Die Insel ist von Riffen umgeben, zwischen denen Kanäle hindurchführen,
im N. aber ganz unzugänglich; das Innere ist bergig. Das Hauptgestein ist Madreporenkalk, im südlichen Teil finden sich vulkanische Gesteine
(Laven und Tuffe) stark verbreitet. Dieser Teil ist auch der höchste (Hichu 490 m) und am besten bewässerte,
während der Norden
[* 15] eben, einförmig und trocken, aber doch dicht mit Wald bedeckt ist. Produkte sind: Reis, Zucker,
[* 16] Kakao, Indigo.
[* 17] An der Westküste der kleine, aber schöne HafenCaldera de Apra, die Bai von Umatak und die Hauptstadt Agana (s. d.).
(spr. ua-), Stadt auf der InselCuba, 7 km östlich von Havana,
[* 18] inmitten felsiger Hügel, aber reichlich mit
Wasser versehen und in fruchtbarer Gegend, hat 2 Kasernen, ein Militärhospital und 16,000 Einw.
(spr. ua-),Departement im NW. des mittelamerikan. StaatsCostarica, seit 1858 zu diesem, vorher zu Nicaragua
[* 19] gehörig, zwischen dem StillenOzean und dem Nicaraguasee, wird von einer Vulkanreihe (Orosi 1584 m) durchzogen, besteht aber
im wesentlichen aus nur wenig über der Meeresfläche erhabenen Savannen, vortrefflich für die Viehzucht
[* 20] geeignet, und im
O. auch aus Wäldern. Hauptfluß ist der in den Golf von Nicoya mündende Tempisque. Das Departement ist
reich an Wild (Hirschen). Hauptort ist die Stadt (auch Liberia
[* 21] genannt) mit etwa 4000 Einw.
(spr. uanacha, Guanaca, Bonacca), eine der Baiinseln ^[Stichwort: Bai-Inseln] (s. d.) im Busen von Honduras,
[* 22] ist 20 km
lang, bis fast 400 m hoch, sehr fruchtbar und gesund und mit den schönsten tropischen Wäldern bedeckt.
Sie hat an der Südseite einen guten Hafen. Guanaja wurde von Kolumbus entdeckt, der ihr den NamenIsla de Pinos gab.
(spr. uanachuato), ein Binnenstaat der Bundesrepublik Mexiko,
[* 23] wird östlich von Queretaro, nördlich von
San Luis Potosi, westlich von Jalisco, südlich von Michoacan begrenzt und hat einen Flächeninhalt von
32,500 qkm (590 QM.). Das Land gehört mit seinem größern nordöstlichen Teil dem Bergland
von Mexiko an und wird von zwei Gebirgsketten in südöstlicher Richtung durchzogen, von der Sierra de Gorda an der Nordgrenze
und der bis 3362 m hohen Sierra de in der Mitte; zwischen beiden liegen Hochebenen von 1600-2300 m Höhe.
Der südwestliche Teil gehört den fruchtbaren Ebenen der Baxio an. Unter den Flüssen Guanajuatos verdient Erwähnung nur
der Lerma, welcher den Rio
[* 24] Laja aufnimmt und sich in den großen Chapalasee ergießt; die übrigen sind ganz unbedeutend. Guanajuato hatte
1882: 968,113 Einw., wovon der größte Teil Weiße, und ist somit der am dichtesten bevölkerte StaatMexikos. Das Klima
[* 25] erlaubt
stellenweise noch den Anbau der meisten tropischen Gewächse; hauptsächlich aber kultiviert man Mais, Weizen, Bohnen (Frijoles),
Gerste
[* 26] und die Garten- und Baumfrüchte der gemäßigten Zone der Alten und der Neuen Welt.
Auch die Rebe gedeiht hier und da, und die Olivenkultur hat man weiter auszudehnen versucht. Einen Gegenstand der Ausfuhr
bildet außerdem der rote Pfeffer
(Chili colorado), der in Menge angebaut wird. Im ganzen freilich steht die Landwirtschaft
Guanajuatos noch auf einer niedrigen Stufe der Entwickelung. Nicht unbedeutend ist in einigen Gegenden
die Viehzucht. Der Hauptreichtum des Landes besteht in der großen Zahl und dem Gehaltener Silberminen. Durch die Revolution
kamen die Gruben nach und nach zum Erliegen, und erst seit 1825 begann durch englische und später durch amerikanische Bergwerksgesellschaften
wieder ein lebhafterer Betrieb; doch blieb der Erfolg weit hinter dem des vorigen Jahrhunderts zurück.
Von den 317 Bergwerken des Staats (150 Gold
[* 27] und Silber, 91 Silber, 16 Kupfer,
[* 28] 17 Blei,
[* 29] 43 Quecksilber) standen 1878: 238 in Betrieb.
Sie beschäftigten 18,415 Menschen und hatten einen Ertrag von 5,487,791 Pesos. Im J. 1883 wurden 4,279,900 Pesos in Silber und
46,500 Pesos in Gold ausgemünzt und außerdem für 695,000 PesosSilber in Barren ausgeführt. Dagegen hat
allein die berühmte, jetzt erschöpfte Vetra Madre bei Guanajuato im Durchschnitt der Jahre 176-182,5 jährlich für fast 4 Mill.
PesosSilber geliefert. Die kleinen Gewerbe, wie Verarbeitung von Leder, Weberei,
[* 30] Herstellung von Metallwaren, haben in
Guanajuato schon lange geblüht; in neuerer Zeit aber sind von Ausländern auch große Baumwoll- und Wollfabriken angelegt worden.
Hauptsitze dieser Industrie sind die Städte Guanajuato, Leon, Celaya und Salvatierra. S. Karte »Mexiko«.
Die gleichnamige Hauptstadt des Staats (Santa Fé de Guanajuato) liegt 2197 m ü. M., ist unregelmäßig auf
Anhöhen erbaut, zu beiden Seiten der tiefen Schlucht Canada de Marfil, von steilen Porphyrbergen umgeben
und bietet ein seltsames, aber höchst malerisches Bild dar. Die Straßen sind eng und steil, die Häuser zum großen Teil vier-,
sogar fünfstöckig; den einzigen für Wagen passierbaren Eingang zur Stadt bildet die Cañada de Marfil selbst, welche
von einem zur Regenzeit zum reißenden Bergstrom anschwellenden Bach durchflossen wird. Guanajuato hatte 1880: 56,112 Einw. Von Gebäuden
und Anstalten verdienen Erwähnung: der großartige Regierungspalast, die Kathedrale, die Jesuitenkirche, mehrere Klöster,
die Universität, die Kunstschule, das Lehrerseminar, das Theater, die Münze, 2 Hospitäler und die Alhondiga (Kornmagazin).
Auch hat Guanajuato viele Privathäuser der reichen Bergwerksbesitzer, denn es liegt im Mittelpunkt der erwähnten
zahlreichen Bergwerke des Staats und hat ganz den Charakter einer Bergstadt. Die Amalgamierwerke liegen zum Teil in der Stadt
selbst und ziehen sich meilenweit im Thal
[* 31] fort. Die Montanindustrie beschäftigt 9500 Arbeiter, und die 35 Hüttenwerke verarbeiten
wöchentlich 72,000 Ztr. Erz. Ferner hat Guanajuato Mantafabriken und Kattundruckereien. Als Stapelplatz hat es indes
an Wichtigkeit eingebüßt, denn die nächste Eisenbahnstation (Marfil) liegt 5 km entfernt und dazu an einer Nebenbahn. Guanajuato ist
Sitz eines deutschen Konsuls. Es wurde 1554 gegründet.
Die untersten Schichten der Guanolager bestehen meist aus Exkrementen und Knochen
[* 34] von Seehunden, Seelöwen; auch sind im G. zahllose
meerbewohnende Diatomeen etc., versteinerte Eier,
[* 35] Federn und in Mumien verwandelte Vögel
[* 36] aufgefunden worden. Der Guano erscheint
als heller oder dunkler gelbbraune, erdige oder feste Masse, riecht stark eigentümlich und deutlich ammoniakalisch,
löst sich unter Brausen nicht vollständig in Salzsäure, entwickelt mit Kalilauge viel Ammoniak, beim Erhitzen brenzlige Dämpfe
und hinterläßt eine weiße Asche, welche in 100 Teilen etwa 1,56-2,03 Kali, 34-37 Kalk, 2,56-2 Magnesia und 41-40 Phosphorsäure
enthält. Der Peru-Guano, der aus noch ganz frischen Tierresten bestehende Angamos-Guano und der Guano von
den benachbarten Lobosinseln enthalten im Durchschnitt:
Außerdem
finden sich im G. geringe Mengen von Guanin, Xanthin und Fett, an zufälligen Bestandteilen Gesteinstrümmer und Konkretionen
aus konzentrischen Lagen einer weißen kristallinischen Substanz, die im wesentlichen schwefelsaures Kali
und schwefelsaures Ammoniak enthalten. Wie sich aus den Analysen ergibt, enthält der Guano vorwiegend in Wasser lösliche Salze;
mithin kann er sich in einer Beschaffenheit wie die des Guanos der Chinchainseln nur in Gegenden bilden, in denen die Luft einen
sehr geringen Wassergehalt besitzt und Regen fast nie eintritt. Wo dagegen massenhaft abgelagerte Exkremente
der Einwirkung von Wasser ausgesetzt sind, müssen wesentlich andre Produkte entstehen (s. unten).
Übergießt man Guano mit Wasser und filtriert, so erhält man eine Lösung von oxalsaurem, schwefelsaurem und wenig phosphorsaurem
Ammoniak; läßt man ihn aber angefeuchtet einige Zeit liegen, so verschwindet die lösliche Oxalsäure,
und an ihre Stelle tritt infolge der Zersetzung von phosphorsaurem Kalk lösliche Phosphorsäure. Hieraus ergibt sich die ungleiche
Wirkung des Guanos bei anhaltendem starken Regen u. bei mäßiger Feuchtigkeit nach dem Ausstreuen.
Die nicht in regenlosen Gegenden gebildeten Guanosorten sind durch Wasser ihrer löslichen Salze, zum Teil auch ihrer organischen
Substanz beraubt worden (Guanophosphate). Als Guano kommen aber auch rein mineralische, wesentlich aus phosphorsaurem
Kalk bestehende Substanzen in den Handel, welche wahrscheinlich durch Einwirkung von Exkrementen auf Kalkstein
entstanden sind. Zu der ersten Klasse gehören der pulverige, von Wurzeln durchsetzte Baker-Guano von der Bakerinsel im StillenOzean, der etwa 78 Proz. phosphorsauren Kalk, 6 Proz. phosphorsaure Magnesia enthält; der ebenfalls pulverige Mejillones-Guano
aus der Bucht von Mejillones in Bolivia, der ganz überwiegend aus phosphorsaurem Kalk besteht und fast farblose
Knollen
[* 44] von phosphorsaurer Magnesia enthält, sowie der Jarvis-Guano.
Zur zweiten Gruppe gehören dagegen der Sombrero-Guano (Sombrerit, metamorphosierter westindischer Guano, Guano von den Mönchsinseln)
von der Sombreroinsel, wahrscheinlich ein Zersetzungsprodukt des Korallenkalks, aus welchem die kleinen westindischen Inseln
gebildet sind. Er enthält 75-90 Proz. Phosphate (34-42 Proz. Phosphorsäure), 4-10 Proz. kohlensauren
Kalk und nicht unbeträchtliche Mengen von Eisenoxyd und Thonerde. Sehr ähnlich ist der von der benachbarten Navassainsel stammende
Navassa-Guano (Navassit); er ist, wie der vorige, dicht und fest, enthält 70-75 Proz. phosphorsauren Kalk und sehr bedeutende
MengenEisenoxyd und Thonerde. Am reichsten an phosphorsaurem Kalk ist das Curassaophosphat (s. d.). Diese
¶
mehr
und manche ähnliche Produkte werden hauptsächlich nur zur Darstellung von Superphosphat benutzt, weil die in ihnen enthaltene
Phosphorsäure ohne vorherige Überführung in sauren phosphorsauren Kalk zu langsam zur Wirkung kommt. In Südamerika
[* 46] fand der
Guano schon in alten Zeiten Verwendung, und die Inkakönige bedrohten das Betreten der Guanoinseln während der
Brutzeit der Vögel mit dem Tod. In Europa wurde der Guano und seine Verwendung seitens der Indianer von Peru und Chile zuerst 1804 bekannt,
aber erst als 1840 in England glänzende Resultate mit Proben von Guano erzielt worden waren, fand derselbe größere Beachtung.
Der Verbrauch steigerte sich nun ganz außerordentlich, so daß jährlich 4-500,000 Ton. nach Europa gebracht
werden konnten. Unter solchen Verhältnissen wurden die Chinchainseln wie auch die Balastas-, Guañape-, Baker- und andre Inseln
abgebaut, und auch die Mejillonesinseln sind so weit erschöpft, daß die chilenische Regierung den weitern Abbau untersagte.
Viele Inseln des StillenOzeans liefern gegenwärtig nur wenig Guano nach Europa, weil die Ausbeutung der Kostspieligkeit
und niedern Werte halber eingestellt wurde.
Die überaus ergiebige Maldeninsel liefert jährlich 12-15,000 Ton. Außerdem beteiligen sich die Fanning-, Brown- und Lacepèdeinseln,
die Sidneyinseln, Westindien
[* 47] und Afrika
[* 48] an der Versorgung Europas mit Guano England importierte 1883: 1,500,000 Ztr. Guano vorwiegend
von den westindischen und pazifischen Inseln, während der peruanische Guano (von den Inseln Pabillon de Pica,
Huanillos und Punta deLobos) immer mehr zurücktritt. In das Zollgebiet des DeutschenReichs wurden 1882: 2,126,000 Ztr., 1883 ca.
1,460,000 Ztr. Guano eingeführt, im ganzen dürften gegenwärtig jährlich 3,400,000 Ztr.
Guano nach Europa kommen.
(OsphromenusolfaxCom.), Fisch aus der Ordnung der Stachelflosser und der Familie der Labyrinthfische (Labyrinthici), 2 m
lang und über 10 kg schwer, mit seitlich zusammengedrücktem, unregelmäßig eiförmigem, am Bauch
[* 53] stark ausgebogenem Leib,
kleinem, verschiebbarem Maul, feinen Bürstenzähnen, fein gezähneltem Vorkiemendeckel, großer Afterflosse und kleiner Bauchflosse,
deren erster Strahl borstig und sehr verlängert ist, braunrötlich, dunkler quergebändert, am Bauch silberfarben mit braunen
Mondflecken, lebt in Süßwassern der GroßenSundainseln nach Art unsrer Karpfen, wird aber auch von den Holländern um Batavia
[* 54] in Teichen und großen irdenen Gefäßen gehalten. Er nährt sich von Wasserpflanzen
[* 55] und kleinen Tieren,
nimmt auch mit allerlei andern Pflanzen, wie Kohl, Salat, Kartoffeln etc., vorlieb und pflanzt sich sehr stark fort. Das Weibchen
laicht in einem vom Männchen bewachten Nest. In Pinang, Malakka, Mauritius hat man den Guarami mit Erfolg eingebürgert, auch auf
Martinique, in Cayenne und
auf Ceylon
[* 56] sind Versuche gemacht worden, und vielleicht eignet sich der zählebige,
leicht zu ernährende Fisch, dessen Fleisch als vorzüglich gerühmt wird, selbst für Europa.
(Guaranabrot), eine Art Schokolade, welche in Pará und andern DistriktenBrasiliens von den Eingebornen aus
den Früchten der PaulliniasorbilisMart. bereitet wird. Man legt die im November und Dezember eingesammelten
Samen
[* 57] in Wasser, um die Fruchtschale ablösen zu können, röstet sie noch an demselben Tag, zerstößt sie dann mit wenig Wasser
zu einer plastischen Masse und formt aus derselben brotförmige Stücke, welche sorgfältig getrocknet werden.
Die Masse ist dunkelbraun, dunkel rotbraun marmoriert, mit weißgrauen, abgerundet eckigen Bruchstücken der zerstoßenen
Samen und schwach glänzendem, muscheligem Bruch, riecht nach saurem Brot
[* 58] und schmeckt fast schokoladeartig, schwach zusammenziehend,
mit bitterm Nachgeschmack. Sie enthält Kaffein 4,28, fettes gelbes Öl 2,95, Harz 8,17, Farbstoff 1,52, Gerbsäure 5,9, rote
Gerbsäure 2,75, eiweißartige Substanz (im entschälten Samen bestimmt) 2,37, Stärkemehl (zum Teil künstlich zugemischt) 9,35,
Zucker 0,77, Dextrin, Pektin etc. 7,40, Faserstoff 49,13, Feuchtigkeit 7,65 Proz. Man benutzt die Guaraná im Amazonasthal
in Bolivia, Mato Grosso und Goyaz und in den Sertaos von Minas, Maranhão und Piauhy als Genußmittel, indem man sie raspelt und
das Pulver mit Wasser zu einem Getränk mischt.
Sie ersetzt dort den Kaffee und gilt als stärkend, erfrischend und durstlöschend. Die arzneiliche Wirkung
ist tonisch adstringierend mit nährenden Eigenschaften, doch bei größern Dosen stark aufregend, selbst narkotisch. Die Indianer
benutzen sie als Aphrodisiakum, gegen Fieber, Verdauungsschwäche, Chlorosis, Diarrhöe, Dysenterie etc.; sie vermindert den
Herzschlag und wirkt sehr schweißtreibend. In Frankreich und Deutschland ist sie gegen Migräne, auch gegen
Neuralgie angewandt worden. Die ProvinzAmazonas exportierte 1862 gegen 13,000 Pfd., doch wird nur ein geringer Teil der sich
jährlich mehrenden Produktion nach der Küste gebracht.
(spr. guár-), Distriktshauptstadt in der portug.
ProvinzBeira, auf einer Anhöhe der SerraEstrella, hat eine gotische Kathedrale, ein Kastell, (1878) 5284 Einw.
und ist Bischofsitz. Guarda versank durch das Erdbeben
[* 59] fast ganz.
Urkunden (Instrumenta guarentigiata), nach dem Sprachgebrauch der italienischen Juristen des Mittelalters
Schuldurkunden, welche um deswillen eine besondere Sicherheit (guaran) darboten, weil ihnen die sogen.
Exekutivklausel beigefügt war, d. h. die Unterwerfung unter die sofortige
gerichtliche Zwangsvollstreckungim Fall der Nichtzahlung. Im Anschluß hieran entwickelten sich dann die deutschrechtlichen
Grundsätze über den Urkundenprozeß (s. d.) und über die sofortige Zwangsvollstreckung (s. d.) auf Grund »exekutorischer«
Urkunden.
(spr. ua-)Sektion des StaatsGuzmán Blanco der Bundesrepublik Venezuela, erstreckt sich von der Küstenkordillere
bis zum Orinoko und besteht vorwiegend aus Llanos, weshalb die hauptsächlichste Beschäftigung der Bewohner die Viehzucht ist.
hat ein Areal von 66,251 qkm (1203 QM.) mit (1873) 191,000 Bew.
SeinenNamen verdankt es einem Nebenfluß des Orinoko.
Aber schon 1585 rief ihn der Herzog als Staatssekretär nach Ferrara zurück, und Guarini gelangte wiederum auf
kurze Zeit zu großem Ansehen, nahm jedoch 1587, da er sich durch eine Einmischung des Herzogs in seine Familienangelegenheiten
gekränkt fühlte, seine Entlassung. Nachdem er kurze Zeit am Hof
[* 68] des Herzogs von Savoyen verweilt und hierauf abermals eine
Reihe von Jahren privatisiert hatte, trat er 1597 in die Dienste des GroßherzogsFerdinand I. von Toscana,
bald darauf in die des Herzogs von Urbino, die er aber ebenfalls bald verließ, um nach seiner Vaterstadt zurückzukehren,
von welcher er 1605 nach Rom
[* 69] gesandt wurde, um PapstPaul V. zu seiner ErhebungGlück zu wünschen.
Doch hielt er sich immer nur zeitweilig in Ferrara auf, denn die zahlreichen Prozesse, in welche ihn sein äußerst streitsüchtiger
Charakter während seines ganzen Lebens selbst mit seinen nächsten Angehörigen verwickelte, nötigten ihn zu fortwährenden
Reisen. Auf einer derselben starb er 1612 in Venedig. Von seinen poetischen Werken ist sein Schäferdrama
»Il pastor fido«, die vorzüglichste aller Nachahmungen des »Aminta« von Tasso, am berühmtesten geworden. Es wurde zuerst 1585 in
Turin
[* 70] bei Gelegenheit der Vermählung KarlEmanuels, Herzogs von Savoyen, mit Katharina von Österreich,
[* 71] Philipps III. Schwester,
aufgeführt, aber erst 1590 zu Venedig gedruckt.
Als Drama mangelhaft, hat das Stück einzelne große Schönheiten und zeichnet sich namentlich durch die
Eleganz der Sprache
[* 72] und des Versbaues aus. Es hat stets zu den Lieblingsdichtungen der Italiener gehört und ist außerordentlich
oft (auch außerhalb Italiens)
[* 73] gedruckt (am besten Vened. 1602 u. 1769, Leid. 1678, Lond. 1800, Mail. 1807),
auch in fast
alle europäische Sprachen übersetzt worden (ins Deutsche
[* 74] von Arnold, Gotha
[* 75] 1815, von H. Müller, Zwick. 1822, von Merbach,
Grimma
[* 76] 1846). Von Guarinis übrigen Werken sind zu erwähnen seine »Rime«
(Vened. 1598 u. öfter),
sein elegant geschriebener Dialog »Il segretario« (Vened. 1594),
seine »Lettere« (das. 1593 u.
1615) und endlich sein erst in neuerer Zeit gedruckter »Trattato della politica
libertà« (mit Guarinis Biographie von Ruggieri, das. 1818). Eine unvollendet gebliebene Sammlung seiner Werke besorgten
Barotti und Apostolo Zeno (Verona 1737 bis 1738, 4 Bde.).
(spr. gua-, Varinus), einer der Wiederhersteller der klassischen Litteratur in
Italien, geboren im Dezember 1370 zu Verona, erlernte in Konstantinopel
[* 78] das Griechische unter ManuelChrysoloras, lehrte nach seiner
Rückkehr (1410) dasselbe in Florenz
[* 79] bis 1414, sodann in Venedig, dazwischen auch (um 1416) in Padua, wurde 1420 nach
Verona berufen, wirkte etwa ein Jahr lang auch in Bologna und ging 1429 als Prinzenerzieher und Universitätslehrer nach Ferrara,
wo er starb. Er machte 1438 auf dem Konzil zu Ferrara und dann zu Florenz den Dolmetsch zwischen den lateinischen
und griechischen Vätern. Guarino war neben Vittorino der größte Schulmeister des Jahrhunderts.
(spr. uaris-), ehemals berühmte Silbergruben im NW. der Stadt Durango (Mexiko), die in jüngerer Zeit von
einer amerikanischen Gesellschaft ausgebeutet werden.
(Guarnerius), Name einer der drei berühmtesten Cremoneser Geigenbauerfamilien (s. Amati und Stradivari):
1) Andrea, Schüler von NiccolòAmati, arbeitete etwa 1650-95. Seine Instrumente stehen weit hinter denen seines Neffen (s. unten)
zurück. - 2) Giuseppe, Sohn des vorigen, arbeitete zwischen 1690 und 1730; seine teilweise denen Stradivaris, teilweise denen
seines gleichnamigen Vetters nachgebildeten Instrumente stehen in Ansehen. - 3) Pietro, Bruder des vorigen,
arbeitete zwischen 1690 und 1725 anfänglich zu Cremona, später zu Mantua;
[* 80] seinen Instrumenten, die übrigens geschätzt werden,
fehlt das Brillante. - 4) Pietro, Sohn von Giuseppe Guarneri, Enkel von Andrea Guarneri, arbeitete zwischen 1725 und 1740, baute nach
den Mensuren seines Vaters. - 5) Giuseppe Antonio, Neffe von Andrea Guarneri, genannt Guarneri del Gesù, weil seine Werke vielfach mit dem
Zeichen JHS auftreten, geb. zu Cremona, der berühmteste der Familie, dessen Fabrikate aus der Mitte seiner Schaffensperiode
mit den besten Stradivaris konkurrieren (er arbeitete 1725-45), während seine letzten minderwertig sind,
was man durch allerlei Legenden aus seinem Leben erklärt. Er soll nämlich einen etwas unordentlichen Lebenswandel geführt,
zuletzt stark getrunken haben und im Gefängnis gestorben sein. Die schlechten Instrumente soll er im Gefängnis
¶
mehr
fabriziert haben, wo ihm naturgemäß nicht das vorzüglichste Material zu Gebote stand.
PapstPaschalis II. hielt hier 1106 ein Konzil ab. Die Festungswerke Guastallas wurden 1307 durch Gibert
von Correggio geschleift und erst seit 1636 wiederhergestellt. Im spanischen Erbfolgekrieg ward Guastalla abwechselnd von den Österreichern
und den Franzosen erobert sowie später (1734) abermals von den Österreichern und bald darauf von den Sardiniern besetzt.
Hier Sieg der französisch-sardinischen Armee unter Anführung des Königs von Sardinien
[* 86] über die Österreicher unter dem GrafenKönigseck
(spr. uatawita), Stadt im StaatCundinamarca der RepublikKolumbien, 43 km nordöstlich von Bogotá, 2900 m ü. M.,
mit Kohlengrube, Gießerei
[* 87] und (1870) 5614 Einw. Früher war der Ort von größerer Bedeutung. 10 km nordöstlich
davon liegt der See von Guatavita, 3200 m ü. M., an welchem früher ein berühmter
Indianertempel stand, von dem aus Gold und Edelsteine
[* 88] als Opfer in den See geworfen wurden.
Der höchste Teil desselben findet sich nordwestlich von der Hauptstadt Guatemala gegen Mexiko hin, wo die unter dem Namen los
Altos de Guatemala bekannten Alpenlandschaften von Solola, Totonicapan und Quezaltenango durch steile Bergzüge und tiefe Schluchtenthäler
unterbrochene Plateaus von mindestens 2000 m Höhe bilden, während das Plateau, auf welchem die Hauptstadt liegt, nur 1300-1600
m hoch liegt. Im O. ist das Hochland von hohen, südöstlich streichenden, schwer zugänglichen Randgebirgen eingefaßt,
welche es von der niedrigen Hochebene von Peten trennen; gegen SW. ist die Grenze desselben scharf bezeichnet durch einen ununterbrochenen
steilen, terrassenförmigen Abfall gegen das schmale Küstenland.
An der Meeresseite erheben sich die mächtigen Vulkane
[* 92] del Fuego (4121 m) und del Agua (4261 m) neben einer Reihe andrer teils
erloschener, teils noch thätiger Feuerberge. Heftige Erdbeben haben wiederholt (zuletzt 1874) große
Zerstörungen angerichtet. Das Land ist reich bewässert, besitzt aber keine großen schiffbaren Ströme. Die bedeutendsten
sind der in die Campechebai mündende Usumacinta, ferner der Polochic und Motagua (ca. 450 km lang), welche in die Hondurasbai
münden.
Die zahlreichen zur Südsee abfließenden Flüsse
[* 93] sind kurze Küstenflüsse. Von Seen sind zu nennen: der
Amatitlan, die LagunaDulce (See von Izabal), der Atitlan und Peten oder Itza, letzterer mit mehreren Inseln, auf denen sich zahlreiche
Denkmäler altertümlicher Bauwerke finden. Das Klima ist im größten Teil des Berglandes mild und gesund (18° C.
im Mittel); in der heißen schmalen Küstenebene und an der Küste der Hondurasbai sind Fieber häufig. Neuerdings (seit 1857)
hat auch die Cholera wiederholt große Verheerungen angerichtet.