LeitungFr.
Schneiders zu einem ebenso tüchtigen
Komponisten aus. 1848 begab er sich nach
Leipzig,
[* 2] wo er zunächst in einem
Musikchor ein Unterkommen fand, bis er durch Vermittelung Ferd.
Davids, der sein
Talent erkannte, nach B.
Coßmanns Weggang
von
Leipzig als erster Violoncellist und Solospieler am
Gewandhaus sowie alsLehrer am
Konservatorium angestellt
wurde. Diese
Stellung, in welcher sich sein
Talent zu einer bedeutenden
Höhe entwickelte, vertauschte er 1860 mit der eines
ersten Violoncellisten der Hofkapelle zu
Dresden,
[* 3] welche er, Ende der 60er Jahre zum Kammervirtuosen ernannt, noch gegenwärtig
bekleidet. Seine
Kompositionen für das
Violoncello gehören zu den besten dieser
Gattung und haben sowohl
zu
Konzert- als Unterrichtszwecken weite Verbreitung gefunden; nicht minder hat Grützmacher durch Bearbeitung von
Werken älterer
Meister, des
Boccherini,
Ascoli u. a., die Litteratur seines
Instruments bereichert und seinen zahlreichen
Schülern
Anregung zum
Studium gewährt. - Zu letztern gehört auch sein
BruderLeopold Grützmacher, geb. zu
Dessau,
[* 4] früher Mitglied des
Leipziger Gewandhausorchesters, später erster Violoncellist der Hofkapelle in
Meiningen,
[* 5] seit 1876 der
Hofkapelle zu
Weimar.
[* 6] Auch er ist ein fleißiger
Komponist für sein
Instrument.
Eduard,
Maler, geb. zu Großkarlowitz in
Schlesien,
[* 7] besuchte das
Gymnasium zu
Neiße
[* 8] und suchte sich
hier ohne Anleitung zum
Künstler auszubilden, bis der
ArchitektHirschberg
[* 9] sein
Talent erkannte und ihn 1864 nach
München
[* 10] brachte. Nachdem Grützner einige Zeit in der Vorschule zur
Akademie und dann in dieser selbst
Unterricht erhalten, trat er 1865 in
die
SchulePilotys ein. Er lieferte sieben Ölbilder für die
Decke
[* 11] eines Gemachs in
HirschbergsHaus, die
Künste darstellend, und trat 1869 mit mehreren Gemälden vor das
Publikum, in welchen sich seine große Begabung für das
humoristische
Fach zuerst offenbarte.
Zunächst entlehnte er
Shakespeare seine
Stoffe:
Falstaff in der Kneipe der
Frau Hurtig, die
Musterung der
Rekruten aus
»Heinrich
IV.«,
Illustrationen zu »Was ihr wollt«, der
Überfall im Hohlweg, die Geschichte von den Steifleinenen,
Falstaff im Wäschkorb etc. Dazwischen malte er: Mephisto und die Tänzerin hinter den
Kulissen, in der Theatergarderobe.
Sein
hauptsächlichstes Stoffgebiet ist jedoch das
Leben der
Mönche, welchem er eine große Anzahl humoristischer
Motive entnommen
hat, die seinenNamen populär gemacht haben.
Die bekanntesten dieser
Bilder sind: Weinprobe, im Klosterbräustübchen, Klosterschneider, im Klosterbräustübchen beim
Abendgebetläuten, die Klosterbrauerei, die lustige
Lektüre in der Klosterbibliothek. Auch dem Jägerleben
weiß er die komischen
Seiten abzugewinnen, wie sein
Jägerlatein zeigt. Grützner ist ein kecker Zeichner, beherrscht die
Technik mit voller Meisterschaft
und besitzt ein hervorragendes
Talent für treffende Charakterisierung, verbunden mit glücklichem
Farbensinn.
(spr. grüjeh),Anatole, franz. Kunstschriftsteller,
geb. zu
Paris,
[* 12] war anfangs als
Ingenieur und Chemiker thätig und widmete sich dann dem
Studium der
Kunstgeschichte. 1872 wurde
er zum Generalinspektor der schönen
Künste, 1875 zum Mitglied derAkademie und 1881 zum
Konservator der
Gemäldegalerie des
Louvre ernannt. Seine hervorragendsten
Schriften sind: »Essai sur les fresques de
Raphaël au Vatican« (1858-59, 2 Bde.);
(spr. grüjähr, deutsch
Greyerz), Landstädtchen im voralpinen Gebiet des schweizer. Kantons Freiburg,
830 m ü. M.,
mit (1880) 1075 Einw., im
Mittelalter, zur Zeit der begüterten
Grafen von Gruyères, der Hauptort des Greyerzer-Landes, welches als
unterste der drei alpinen
Stufen der
Saane (s. d.) zu den ergiebigsten Alpenthälern gehört und namentlich
durch seinen Fettkäse berühmt ist;
heute jedoch sieht sich Gruyères von dem aufstrebenden
Bulle (s. d.) an Bedeutung überflügelt.
Phantasiegebilde der griech.
Mythologie, zum Teil entstanden durch Zusammenfügung bacchischer
Masken
[* 16] mit andern
Gesichtern oder durch Anstücken tierischer wie menschlicher Teile.
1) (Greyff)
Sebastian,
Buchdrucker, geb. 1493 zuReutlingen
[* 32] als Sohn des dasigen
BuchdruckersMartin Greyff (nach andern in einem Dorf in der
Nähe von
Augsburg),
[* 33] ließ sich 1528 in
Lyon
[* 34] nieder und starb daselbst.
Gryphius war sowohl wegen der
Schönheit als auch wegen der außerordentlichen Korrektheit seiner
Drucke berühmt, die er mit einem
Gebetbuch in hebräischer, griechischer und lateinischer
Sprache
[* 35] begonnen hatte, und als deren berühmteste
seine lateinische
Bibel
[* 36] von 1550, die in
¶
mehr
den größten bis dahin für Bibeldruck gebrauchten Typen ausgeführt wurde, und sein »Thesaurus linguae sanctae« von Sanctès
Pagnin (1529) gelten.
VonGryphius datiert in Lyon das Wiederaufleben der daselbst sehr in Verfall geratenen Buchdruckerkunst. Sein
Sohn Antoine setzte anfänglich das Geschäft des Vaters in einer dessen würdigen Weise fort, vernachlässigte
es aber später. - SebastiansBruderFranz erwarb sich in Paris einen Namen als tüchtiger Meister in seinem Beruf. Ein »Lexicon
graeco-latinum« in Quart
[* 38] gilt als einer seiner hervorragendsten und zugleich als sein einziger griechischer Druck. Er soll
um 1540 seine Thätigkeit als Drucker eingestellt haben.
Die Schwermut und Bitterkeit, die sein Gemüt erfüllten, spiegeln sich auch in seinen Dichtungen wider; doch zeichnen sich dieselben
fast sämtlich durch Schwung und Ernst der Gesinnung vor allen Erzeugnissen des Jahrhunderts aus. Das Sonett scheint seinem sinnigen
Gemüt besonders zugesagt zu haben. In seinen Epigrammen geißelte er mutig die Schwächen und Thorheiten
seiner Zeit, doch entbehren dieselben oft des satirischen Stachels; dagegen wird er in seinen geistlichen Oden wieder von wenigen
seiner Zeitgenossen erreicht.
Sein Dichterruhm gründet sich indes hauptsächlich auf seine dramatischen Leistungen, die ihn zum »Vater des neuern deutschen
Dramas« machen. Seine Tragödien: »LeoArminius« (1646),
Die besten und relativ vollständigsten Ausgaben seiner Werke sind die zu Breslau
[* 51] 1657 und 1663 erschienenen und die von seinem
Sohn besorgte (Bresl. u. Leipz. 1698, 2 Tle.). In den »Publikationen des Litterarischen Vereins in Stuttgart«
[* 52] erschienen die »Lustspiele« (Bd. 138, 1879),
herausgegeben von Palm, der auch eine Auswahl der dramatischen Dichtungen nebst Gedichten (in »KürschnersDeutscherNationallitteratur«,
Bd. 29, Stuttg. 1883) veröffentlichte;
Tittmann gab eine Auswahl aus den dramatischen Dichtungen (Leipz. 1870) und die »Lyrischen Gedichte« (das.
1880) heraus.
3) Christian, deutscher Dichter und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Fraustadt, ward 1686 Rektor, 1699 zugleich
Bibliothekar am Magdalenengymnasium zu Breslau, wo er starb. Er ist als lyrischer Dichter nicht
ohne Verdienst, steht aber seinem Vater weit nach. Seine dichterischen Arbeiten erschienen unter dem Titel: »PoetischeWälder«
(Frankf. 1698; 3. Aufl., Bresl. u. Leipz.
1718). Er schrieb auch: »KurzeBeschreibung der geistlichen und weltlichen Ritterorden« (Leipz. 1697, Bresl. 1709) u. a.
(spr. grschi-),Marktflecken in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Skalat, hat (1880) 4329 Einw. (darunter 2931 Juden),
eine Dampfmühle, Zuckerfabrik, Mehl- und Eisenhandel und ein Bezirksgericht.
hier und in der Umgegend sind 120 Porzellanfabriken,
welche ihre Waren (Geschirr) nach allen Städten Rußlands, nach Persien
[* 55] und dem Kaukasus versenden.
Nachdem er an verschiedenen Orten, zuletzt in Zürich,
[* 58] die ärztliche Praxis ausgeübt hatte, ließ er sich 1870 in Basel
nieder, wo er zum Großrat und Schulinspektor gewählt wurde und an der Universität über italienische Kunstgeschichte las.
Seit 1880 hat er seinen Wohnsitz in München. Als Schriftsteller haben ihm vor allem seine Reisehandbücher über Italien, zu
denen er durch gründliche Kenntnis des Landes, seiner Geschichte und Kunstschätze in außergewöhnlicher Weise
berufen ist, einen weithin geachteten Namen gemacht. Dieselben erschienen in wiederholten Auflagen in »Meyers Reisebüchern«
(6 Bde.:
¶
(spr. guátscharo,Nachtpapagei, Fettvogel, SteatornisHumb.), Gattung aus der Ordnung der
Segler und der Familie der Guacharos (Steatornithidae) mit der einzigen Art SteatorniscaripensisHumb. Dieser ist 55 cm lang, 110 cm
breit, hat einen sehr schlanken Leib, einen platten, breiten Kopf, einen am Grund breiten, von der Mitte an zusammengedrückten,
vor der hakig übergebogenen Spitze gezahnten Schnabel, lange, spitzige Flügel, einen mäßig langen, breiten,
stufigen Schwanz, sehr kurze, kräftige Füße und unbefiederte Läufe. Am Schnabelgrund stehen lange Borsten, welche das Gesicht
[* 67] wie mit einem Schleier umgeben; auch das große, halbkugelige Auge
[* 68] ist durch Borstenfedern geschützt.
Das Gefieder ist rötlichbraun, weiß gefleckt; das Auge ist dunkel-, der Schnabel rötlich-, der Fuß gelbbraun.
Der Guacharo bewohnt in sehr großer Zahl Felshöhlen und Felsklüfte der Andes inVenezuela
[* 69] und auf Trinidad, verläßt dieselben
unter rabenartigem Geschrei nur nachts und lebt ausschließlich von Früchten. Er fliegt sehr schnell und leicht, sein Gang
[* 70] aber ist ein trauriges Fortkriechen. Das Weibchen legt 2-4 weiße Eier
[* 71] ohne jede Unterlage in Felsenritzen
und brütet abwechselnd mit dem Männchen.
Die Jungen sind ungemein gefräßig, und ihr Kot, untermischt mit den Samen
[* 72] der Früchte, welche ihnen die Alten herbeigeschleppt
haben, bildet mit der lockern Erde, die den Felsen bedeckt, die Unterlage für die Eier späterer Bruten.
Der Guacharo wird bei der vegetabilischen Nahrung und dem Aufenthalt im Finstern ungemein fett. Die Indianer stellen deshalb in den
Höhlen jährlich eine große Metzelei an, zerstören die meisten Nester, lassen das Fett der herabfallenden Jungen aus und benutzen
dasselbe, welches halbflüssig, hell, geruchlos und sehr haltbar ist, als Brennöl und Speiseöl. Die
Höhle von Caripe, in welcher Humboldt den Guacharo 1799 entdeckte, beherbergt viele Tausende dieser Vögel
[* 73] und gilt den Indianern als
geheimnisvoller Ort, in welchem die Seelen ihrer Vorfahren wohnen. »Zu den Guacharos gehen« heißt s. v. w.
zu den Vätern versammelt werden, sterben.
(spr. guadánjoli),Antonio, beliebter ital. Lyriker der heitern Gattung, geb. 1798 zu
Arezzo, gest. in Cortona. Obgleich einer Patrizierfamilie entstammt, verbrachte er seine Jugend in dürftigen Verhältnissen,
ohne die ihm angeborne heitere Laune zu verlieren. Seinen Gedichten, von denen manche, wie »Il naso«, »La
ciarla«, »L'abito«, »La
lingua di una donna«, als Musterstücke ihrer Art gelten, gebricht es nicht an lebhaftem Witz, ohne daß
die Satire in denselben verletzend erschiene. In seinem engern Vaterland Toscana genoß Guadagnoli eine außerordentliche Popularität.
Seine »Raccolta di poesie giocose« (Flor. 1838) ist oft aufgelegt worden. Später erschien: »Raccolta completa delle poesie
giocose edite ed inedite« (Mail. 1872, zuletzt 1880).
(spr. guadalachara), 1) span. Provinz in Neukastilien, grenzt im N. an die ProvinzSoria, im NO. an Saragossa,
[* 74] im O. an Teruel, im S. an Cuenca, im W. an Madrid,
[* 75] im NW. an Segovia und hat ein Areal von 12,611 qkm (229 QM.).
Die Provinz gehört dem spanischen Zentralplateau an und ist zum größten Teil eben. Im N. aber erheben sich hohe Gebirgszüge,
welche durch den Knoten der Cebollera (2127 m) mit dem Guadarramagebirge zusammenhängen, und im O. erstrecken sich nie niedrigern
Bergketten der Parameras de Molina und der Sierra de Albarracin.
Die Provinz enthält den Oberlauf des Tajo und dessen Nebenflüsse Jarama (mit Henares und Tajuña) und Guadiela.
Der Boden ist ziemlich fruchtbar, namentlich in der im S. liegenden Alcarria, aber arm an Bäumen. Die Bevölkerung
[* 76] beträgt
(1878) 201,288 Einw. (Ende 1883 auf 203,924 berechnet) und ist mit 16 Einw.
pro QKilometer sehr dünn zu nennen. Die wichtigsten Produkte sind: Getreide,
[* 77] Hanf, etwas Wein und Öl, viel
Vieh, ferner Eisenerz (in den Bergwerken von Setiles), silberhaltiges Bleierz (zu Hiendelaencina), Kupfererz (zu Pardos), Kohle
und Salz.
[* 78] Die Provinz enthält auch einige Mineralbäder, darunter die von Trillo und Sacedon (de la Isabela). Die Industrie
ist nicht bedeutend; sie besteht in Schafwoll-, Lein- und Hanfweberei, Papier- und Glasfabrikation.
[* 79] Das wichtigste Kommunikationsmittel
ist die von Madrid über Guadalajara nach Saragossa führende Eisenbahn. Die Provinz umfaßt neun Gerichtsbezirke (darunter Brihuega,
Molina, Sacedon, Siguenza). S. Karte »Spanien«.
[* 80] - Die gleichnamige Hauptstadt liegt im malerischen Thal
[* 81] des Henares, am
Fuß einer mit Wein und Oliven bebauten Anhöhe, an der aragonischen Heerstraße und der EisenbahnMadrid-Saragossa, hat einen
prächtigen Palast der Herzöge de l'Infantado, ein seltsames Gemisch antiker, gotischer und arabischer Formen, mit prunkvollem
Hof,
[* 82] einen römischen Aquädukt, ein bemerkenswertes Grabmal der Mendoza (in der KapelleSan Francisco), eine königliche
Genieakademie mit Bibliothek und Museum (in dem Gebäude der ehemaligen bedeutenden Tuchmanufaktur) und (1878) 8581 Einw.,
welche Flanell und Sergefabrikation betreiben. Guadalajara ist Sitz eines Gouverneurs und einer Provinzialkommission für geschichtliche
und Kunstdenkmäler. Die Stadt (Arriaca oder Caraca) soll von den Römern erbaut worden sein. - 2) Hauptstadt des mexikan.
StaatsJalisco und nächst Mexiko
[* 83] und Puebla die wichtigste Stadt des Landes, liegt malerisch im fruchtbaren Thal von Atemaxac,
unfern des Rio Grande de Santiago,
[* 84] 1548 m ü. M., hat 16 öffentliche Plätze, meist mit Bäumen bepflanzt, eine schattige Alameda
und einen Paseo publico, viele stattliche öffentliche Gebäude, aber sonst meist einstöckige Häuser.
Pferdebahnen durchziehen ihre sich rechtwinkelig durchschneidenden Straßen, und ein 33 km langer Aquädukt versorgt die Stadt
mit Wasser. An der Plaza de Armas liegen die schöne gotische Kathedrale, der dorische Regierungspalast und die Portales de Comercio
mit reich ausgestatteten Läden. Außerdem verdienen Erwähnung: das Franziskanerkloster mit prächtiger
¶
(spr. uadalawjar, v. arab.
Wadi al abiad, »der weiße Fluß«, deshalb auch Rio blanco, im Altertum Turis oder Turia), Fluß im östlichen Spanien, entspringt
in der ProvinzTeruel, nahe den Quellen des Tajo an der Muela de San Juan, fließt erst in östlicher, dann nach Aufnahme des Alfambra
bei Teruel in südlicher Richtung durch das gebirgige Zentralvalencia, wendet sich wieder nach SO., indem
er die schmale, von 220-250 m hohen, glatten Marmorfelsen eingeschlossene Schlucht von Chulilla in vielfachen Krümmungen
durchfließt und dann die Ebene von Liria und in zahlreichen Kanälen die Huerta de Valencia
[* 88] bewässert, und mündet bei Grao, 2 km
unterhalb der Stadt Valencia, sehr versandet ins Mittelmeer. Seine Länge beträgt 300 km.
(spr. uadalkadsar), Stadt im mexikan.
StaatSan Luis Potosi, nordöstlich von San Luis, 1650 m ü. M., mit (1880) 13,350 Einw.
im Munizipium, hat 18 Gruben, die namentlich Quecksilber liefern.
(spr. uadalkiwir, v. arab.
Wadi al Kebir, »der große Fluß«, der Bätis der Alten), einer der fünf Hauptströme der Pyrenäischen Halbinsel, zwar der kürzeste,
aber nach dem Ebro der für Spanien wichtigste, weil er einen sehr langen und wasserreichen Unterlauf besitzt
und sich daher besser als alle übrigen StrömeSpaniens für die Schiffahrt eignet. Er entspringt, 481 m ü. M., in dem Hochthal
zwischen der Sierra de Cazorla und Sierra del Pozo in der ProvinzJaen, durchfließt dieses Hochthal in nordöstlicher Richtung,
wendet sich dann in einem Bogen
[* 91] nach SW. und vereinigt sich östlich von Ubeda mit dem von SO. kommenden
bedeutend stärkern Guadiana Menor, welcher ihm die Gewässer des nördlich von der Sierra Nevada gelegenen Teils der ProvinzGranada
[* 92] zuführt, weiterhin mit dem rechts zufließenden Guadalimar, der an Wassermasse und Stromentwickelung dem Guadalquivir ebenfalls
überlegen ist.
Letzterer strömt nun
bis Montoro, wo er, Stromschnellen bildend, die Vorberge der zentralen Sierra Morena
durchbricht, in westlicher Hauptrichtung und durchfließt dann, zuerst nach SW., dann nach S. gewendet, das Tiefland von Andalusien.
Auf dieser Strecke empfängt der Strom noch eine Menge von Zuflüssen, unter denen der Jenil, aus dem südlichen
Hochgebirge kommend, der bedeutendste ist. Von den übrigen verdienen noch Erwähnung auf der linken Seite: der Guadajoz,
der Corbones und Guadaira; auf der rechten: der Jandula, der Guadiato, der Ribera de Huelva und Guadiamar.
Bis Sevilla ist der Guadalquivir wohl breit, aber selten über 1½ m tief und von geringem Gefälle. Von der genannten
Stadt abwärts windet er sich trägen Laufs durch die wenig geneigte Ebene. 7 km unter Coria trennen sich vom Hauptfluß zwei
Seitenarme, welche sich, der östliche nach 20, der westliche nach 50 km langem Lauf, wieder mit dem mittlern Arm vereinigen.
Durch diese Spaltungen entstehen zwei große niedrige Inseln (Isla mayor und Isla menor). Dieselben gehören
zu dem sumpfigen, zahlreichen Herden halbwilder Rinder
[* 93] zu Weideplätzen dienenden MarschlandLas Marismas, welches sich am Unterlauf
des Guadalquivir gegen W. erstreckt und durch sandige Dünen (Arenas gordas) vom Meer getrennt wird.
Der wieder vereinigte Strom ergießt sich bei San Lucar de Barrameda in den Golf von Cadiz. Die Mündung
ist etwa 7 km breit, aber durch gefährliche Barren gesperrt. Die Wirkungen der Flut sind bis oberhalb Sevilla bemerkbar. Nach
den Äquinoktialregen steigt der Strom 1½-3 m, so daß die Ebene bis Sevilla jährlich überschwemmt wird. Während der Guadalquivir früher
bis Cordova (jetzt nur noch für große Barken) schiffbar war, können wegen. Versandung größere Schiffe
[* 94] gegenwärtig nur
noch bis Sevilla gelangen. Die ganze Länge des Stroms beträgt 542 km (nach Strelbitskys Berechnung 602 km), sein Stromgebiet
umfaßt 55,892 qkm (1015 QM.).
(spr. ua-),Insel im StillenOzean, in 29° nördl. Br., 250 km von der Küste von Niederkalifornien
(Mexiko), zu dem sie gehört, 30 km lang, hoch und unbewohnt.
(spr. ua-), Stadt in der span. ProvinzCaceres, in malerischer Lage am Fuß der zu 1559 m aufsteigenden Sierra
de hat ein berühmtes Hieronymitenkloster, einst eins der reichsten und angesehensten in Spanien, dessen
Mönche 80,000 Merinoschafe besaßen, mit großer Kirche, schöner Sakristei, Gemälden von Zurbaran und (1878) 2766 Einw.
Hidalgo (spr. ua-),Villa 7 km nördlich von Mexiko, mit prachtvoller Kirche Unsrer lieben Frau von Guadalupe, seit 1709 erbaut,
mit wunderthätigem braunen Marienbild und (1880) 4517 Einw. Hier
wurde vom amerikanischen GeneralScott ein Friedensvertrag erzwungen, in dem Mexiko seine nördlichen Gebiete an die
Vereinigten Staaten
[* 95] abtrat.
ein Goldkranz, darüber ein Adler
[* 100] mit der Nopalpflanze. Die verschiedenen Grade tragen den Orden in der üblichen Weise. Der Bruststern
ist achtstrahlig und von Gold
[* 101] mit daraufliegendem Kreuz. Das Band
[* 102] ist violett und blau. Für große Festlichkeiten bestand noch
eine Kette. Seit MaximiliansTod wird der Orden nicht mehr verliehen.
Sierra de (spr. uadarama),Gebirgskette in Spanien, ein Glied
[* 103] des Kastilischen Scheidegebirges, streicht in
südwestlicher Richtung an der Grenze der ProvinzenMadrid und Segovia hin und besteht aus zwei Parallelkämmen, die sich in einem
Zentralknoten vereinigen, in welchem sich die höchste Spitze, der steilePico de Peñalara, zu 2405 m
erhebt. Westlicher folgt ein einfacher Kamm, der beim Paß
[* 104] von Guadarrama nur 1527 m hoch ist und von hier aus weiter den NamenSierra
de Malagon führt. Das Gebirge ist zum Teil mit Kiefern bewaldet und gewährt einen großartig schönen
Anblick. Vom November bis März bedeckt es tiefer Schnee.
[* 105] Ketten von Granithügeln streichen im N. und S. des Gebirges, welches
seinen Namen nach der südlich vom gleichnamigen Paß gelegenen kleinen Ortschaft Guadarrama der ProvinzMadrid (797 Einw.) erhalten
hat.
wird durch einen schmalen, 30-120 m breiten Seearm (RivièreSalée genannt) in zwei Teile getrennt, einen westlichen: das
eigentliche Guadeloupe oder BasseTerre, und einen östlichen Teil, der GrandeTerre heißt. Jenes ist 946 qkm (17,2 QM.) groß, vulkanischer
Natur und wenig für die Kultur geeignet; auf dem 1000 m hohen Gebirge erheben sich der 1676 m hohe, noch
thätige Vulkan der Souffrière ^[richtig: Soufrière], der erloschene Vulkan der Pitons de la Bouillante, die beiden Mamelles
u. a. GrandeTerre, das 656 qkm (11,9 QM.) hat, ist niedrig und unfruchtbar.
Es besteht aus Muschelkalk.
Haupterzeugnis der Kolonie ist Zucker. Nach Freilassung der Sklaven, deren 1848 noch 67,752 vorhanden waren, sank die Produktion
rasch von 73 Mill. Pfd. im J. 1835 auf 27 Mill. Pfd.
im J. 1850; aber nachdem man seit 1854 Kulis aus Ostindien
[* 109] eingeführt hat, ist der Ertrag ebenso rasch gestiegen. Von der gesamten
Oberfläche waren 1867: 29,534 Hektar, 1882: 44,198 Hektar angebaut (davon 26,295 mit Zucker), und 28,000 Hektar bestehen aus
Wald. Im J. 1882 erntete man 57 Mill. kg Zucker, 6,783,123 Lit. Sirup, 2,143,729L. Tafia, 702,735 kg Kaffee,
598,285 kg Orlean, 8,390,627 kg Maniok und geringere Quantitäten Kakao, Vanille, Baumwolle
[* 110] und Tabak.
[* 111]
Die Einkünfte betrugen 1884: 5,112,000 Fr., die Ausgaben beliefen sich auf 3,989,000 Fr. Die Militärmacht
bestand aus 900 Mann regulärer Truppen und einer Miliz. Die Inselchen Les Saintes (s. d.) bilden einen vorzüglichen Kriegshafen.
Hauptort ist BasseTerre mit (1876) 8240 Einw., der bedeutendste Handelsplatz aber
Pointe à Pitre mit 17,525 Einw. -
31. Mai drangen die Jakobiner in den Konvent ein und erlangten trotz Guadets Widerstand die Zurücknahme der gegen die Munizipalität
beschlossenen Maßregeln, aber nicht die Verhaftung der Girondisten. Diese erfolgte erst 2. Juni nach einem neuen Aufstand unter
Leitung Henriots. Guadet entzog sich der leichten Haft und begab sich in seinen Geburtsort, wo er allmählich
eine Anzahl seiner geflüchteten Schicksalsgenossen um sich sammelte. Auch hier verfolgt, floh er in das Haus seines Vaters
nach Libourne, wo er nebst seinem Kollegen Salle ergriffen wurde. Am fiel sein Haupt unter der Guillotine. Auch die
meisten Glieder
[* 117] seiner Familie starben auf dem Schafott. Guadets und seiner Parteigenossen letzte erschütternde
Schicksale hat sein Neffe, der HistorikerJoseph Guadet (geb. 1795, gest. 1881) beschrieben in:
»Les Girondins, leur vie privée, leur vie publique, leur proscription et leur
mort« (Par. 1861, 2 Bde.). Letzterer hat sich auch durch seine Förderung des Bandenwesens hervorgethan
(vgl. La Sizeranne, Joseph Guadet et les aveugles, Tournon 1886).
(spr. ŭadjāna, v. arab.
WadiAna, »FlußAna«, der Anas der Alten), einer der fünf Hauptströme der Pyrenäischen Halbinsel, entsteht nach älterer Annahme
auf dem öden Campo de Montiel, 15 km nordwestlich von Alcaraz, aus dem Abfluß mehrerer sumpfiger Lachen
(den Lagunas de Ruidera), der nach kurzem Lauf in einer weiten Sumpfebene sich wieder verliert. Von den neuern Geographen wird
dagegen als eigentlicher Quellfluß des Guadiana der viel längere Zancara angesehen, der in der HohenMancha entspringt und sich
mit dem Giguela vereinigt, jedoch in den meisten Sommern ebenfalls in jener Sumpfebene verschwindet und
nur im Winter oder nach starken Regengüssen ungehindert weiter fließt.
Ungefähr 40 km südwestlich von dieser Gegend empfängt derselbe den Abfluß mehrerer starker Quellen, welche, mit Ungestüm
aus dem Kalkboden hervorbrechend, Teiche bilden und vom Volksglauben als der wiedergeborne Guadiana betrachtet, daher auch Ojos
(»Augen«) de Guadiana genannt werden. Jedenfalls führt der Zancara nach Aufnahme der Ojos den Namen Guadiana. Dieser
strömt nun in einer weiten, entvölkerten, größtenteils unangebauten, mit Schaftriften erfüllten Mulde der Mancha, dann
durch die ProvinzBadajoz, große Krümmungen bildend und in westlicher Hauptrichtung, bis an die Grenze von Portugal, wendet
sich hier nach SW. und später bei Serpa direkt nach S., indem er in einem immer enger und wilder werdenden
Thal das Marianische Gebirge (den KataraktPulo de Lobo bildend) durchbricht.
Weiterhin strömt er breit und ruhig in einem von grünen Wellenbergen eingeschlossenen Thal und mündet in ansehnlicher Breite
[* 118] (640 m) zwischen Ayamonte und Villareal in den Golf von Cadiz. An zwei Stellen, unterhalb Badajoz und im untersten
Lauf, bildet der Strom die politische Grenze zwischen Spanien und Portugal. Die Mündung ist durch Sandbänke und Sumpfinseln in
mehrere Eingänge geteilt und kann nur von kleinern Schiffen passiert werden. Seine gesamte Länge beträgt 820 km,
sein Stromgebiet umfaßt 65,520 qkm (1190 QM.). Der Guadiana ist unter den fünf Hauptströmen
der Halbinsel der schmälste, wasserärmste und versandetste. Im Sommer hat er meist so wenig Wasser, daß er fast überall
zu durchwaten ist, ja sich sogar hier und da zu stehenden Lachen auflöst, da er (außer dem Ardila in
Portugal) keinen im Sommer durch Schneeschmelzen gespeisten Zufluß erhält, daher auch die Schiffbarmachung desselben fast
als unausführbar sich herausstellt. Die wichtigsten Zuflüsse erhält er zur Linken: den Azuel, Jabalon, Zujar, Matachel,
den wilden und wasserreichen Ardila und den Chanza;
die rechts einmündenden sind sämtlich unbedeutend.
Menor (spr. ŭadjāna), linker Nebenfluß des Guadalquivir in Südspanien, entsteht aus
der Vereinigung des Guadix (oder Fardes) und des Barbata (oder Guardal) und mündet nach 150 km langem Lauf bei San Bartolomé.
(spr. ŭadichch), Bezirksstadt in der span. ProvinzGranada, am gleichnamigen Fluß, an der Nordseite der Sierra Nevada,
hat Ruinen eines maurischen Kastells und zählt (1878) 11,787 Einw.,
welche Weinbau, Hanf- und Seidenmanufakturen betreiben. Guadix ist Bischofsitz und hat ein Priesterseminar.
Westlich davon der
zur Maurenzeit berühmte, jetzt wenig besuchte Badeort Graena mit warmen Eisen- und Schwefelquellen (14-40° C.).
La (spr. ŭaira), wichtigster Seehafen der südamerikan.
RepublikVenezuela, mit der Hauptstadt Caracas durch eine 38 km lange Eisenbahn verbunden, liegt auf schmaler,
nicht eben gesunder Küstenebene am Fuß der Küstenkordillere und hat mit der Vorstadt Maiquetia (1883) 14,000 Einw.
Der Hafen ist bloß eine offene Reede, doch steht derselbe durch Dampferlinien mit Liverpool,
[* 120] Southampton, Hamburg,
[* 121] Havre,
[* 122] Bordeaux,
New York und vielen Küstenstädten in Verbindung; es liefen in denselben 1882-83: 271 Schiffe vom Ausland
ein (darunter 72 englische und 58 deutsche). Die Einfuhr belief sich auf 23,130,127 Bolivares (aus Deutschland
[* 123] für 4,706,746
Bol.), die Ausfuhr auf 20,851,164 Bol. Die Ausfuhr bestand aus 12 Mill. kg Kaffee (Wert 12,211,372 Bol.), 3,494,660 kg Kakao
(Wert 5,022,482 Bol.), ferner aus Rindshäuten, Reh- und Ziegenfellen etc. Im Küstenhandel wurden Waren im Wert von 5,969,876
Bol. und 5,700,437 Bol. ein- und ausgeführt.
L. (Guajakbaum), Gattung aus der Familie der Zygophyllaceen, Bäume oder Sträucher mit sehr hartem, harzreichem
Holz,
[* 124] gegenständigen, paarig gefiederten Blättern, einblütigen, achselständigen Blüten und etwas fleischiger,
fast kreiselförmiger, zwei- bis fünffächeriger Kapsel; acht Arten im tropischen und wärmern Amerika.
[* 125] Guajacum officinaleL. (Franzosenholzbaum,
Pockholzbaum), ein 12 m hoher, immergrüner Baum mit ausgebreiteter Krone, gegenständigen, zwei-, selten dreijochigen Blättern,
ovalen, kahlen Blättchen, langgestielten, blauen Blüten und zweifächeriger Kapsel, wächst in Westindien und
auf der NordküsteSüdamerikas, Guajacum sanctumL., mit drei- bis vierjochigen Blättern und fünffächeriger Kapsel, auf Florida,
den Bahama- und westindischen Inseln. Beide Arten liefern das Guajakholz (Pockholz, Franzosenholz, Lignum¶