mehr
bis zum Jahr 1527« (letzteres in den »Publikationen aus den königlichen Staatsarchiven«, Leipz. 1881).
bis zum Jahr 1527« (letzteres in den »Publikationen aus den königlichen Staatsarchiven«, Leipz. 1881).
Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, [* 2] Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, 621 m ü. M., hat eine schöne Kirche, eine Spitzenklöppelschule, eine Korrektionsanstalt für Frauen in der ehemaligen Cistercienserabtei (gegründet 1236, aufgehoben 1553), Fabrikation von Blechwaren, Spitzenklöppelei, Strumpfwirkerei und (1885) 1734 evang. Einwohner.
In der Nähe an der Stelle, wo Prinz Albert 1455 gerettet wurde, steht ein Denkmal zur Erinnerung an den sächsischen Prinzenraub (s. d.).
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Flöha, an der Flöha und der Linie Flöha-Reitzenhain der Sächsischen Staatsbahn, mit bedeutender Spielwarenindustrie, Baumwollspinnerei und (1885) 2058 Einw.
Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis [* 3] Gießen, [* 4] hat eine evang. Pfarrkirche, eine alte Burg, Reste des römischen Pfahlgrabens und (1885) 756 Einw.
s. Grünerde. ^[= meist zerreibliche Mineralien von seladongrüner, in das Schwärzlichgrüne oder in das Berggrüne ...]
s. Hornhecht. ^[= (Belone Cuv.), Gattung aus der Ordnung der Schlundkiefer und der Familie der Makrelenhechte ...]
Graupen aus unreifen Dinkelkörnern, die im westlichen und südwestlichen Deutschland [* 5] gebräuchlich sind. Man erntet zur Bereitung derselben die Ähren des Dinkels zur Zeit, wenn die Körner ihre milchige Beschaffenheit verlieren und anfangen, mehlig zu werden, dörrt sie im Backofen, drischt sie und schält die Körner auf dem Schälgang einer Mühle. Der Ertrag ist nur ein Zehntel des Ertrags an reifen Körnern und das Grünkorn daher ziemlich hoch im Preis, auch mancherlei Verfälschungen ausgesetzt. Man bereitet Grünkorn vorzüglich im Schefflenzer Thal [* 6] in der Gegend von Mosbach am Neckar und benutzt es zu Suppen etc.
s. v. w. Grünfink. ^[= (Schwunsch, Rappfink, Grinzling, Fringilla [Chlorospiza] chloris L.), Sperlingsvogel ...]
(Grunne), alte burgund. Familie, die sich in eine niederländische und österreichische Linie teilt. Letztere wurde durch Nikolaus Franz Hemricourt de Mozet gegründet, welcher mit Franz I. nach Wien [* 7] kam und 1745 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Die namhaftesten seiner Nachkommen sind:
1) Philipp Ferdinand Wilhelm, Gras von Grünne-Pinchard, österreich. General der Kavallerie, Sohn des Grafen Ferdinand von Grünne (gest. 1779 als österreichischer Feldmarschallleutnant), wurde zu Dresden [* 8] geboren und trat 1782 in kaiserliche Militärdienste. Bereits 1794 zum Flügeladjutanten des Kaisers Franz II. ernannt, stieg er im Feldzug von 1797 zum Obersten und Generaladjutanten des Erzherzogs Karl. 1800 zum Generalmajor befördert, erwarb er sich besonders 10. Mai durch die glückliche Verteidigung von Kempten, [* 9] von welcher die Erhaltung der Tiroler Pässe sowie die Verbindung mit der österreichischen Hauptarmee bei Memmingen [* 10] abhing, militärischen Ruhm.
Nach der Schlacht bei Hohenlinden schloß er den Waffenstillstand ab, welcher dem Lüneviller Frieden vorausging. Als 1804 die Reorganisation der Armee begann, wurde Grünne Vorstand des Büreaus des Kriegsministeriums und nahm in dieser Stellung an den damaligen großen militärischen Reformen und Umgestaltungen wesentlichen Anteil. Er wurde 1806 zum Inhaber des 3. Ulanenregiments, 1808 zum Feldmarschallleutnant, 1809 zum Chef der Kanzlei des Generalissimus ernannt. Nach der Schlacht bei Wagram [* 11] schied Grünne aus dem aktiven Dienst und übernahm die Stelle eines Oberhofmeisters beim Erzherzog Karl, welche er bis zu dessen Tod (1844) bekleidete. 1817 wurde er General der Kavallerie, 1836 Wirklicher Geheimer Rat. 1847 in den Ruhestand versetzt, starb er in Wien.
2) Karl Ludwig, Graf von, österreich. General, des vorigen einziger Sohn, geb. zu Wien, trat 1828 in das Ulanenregiment seines Vaters, wurde 1838 Major, 1839 Oberst und zugleich Vorsteher des Hofstaats beim Erzherzog Stephan, 1874 aber Obersthofmeister und Geheimrat. Im August 1848 trat er in dieselbe Stellung beim damaligen Erzherzog, jetzigen Kaiser Franz Joseph, indessen Nähe er fortan blieb. Nach 1848 ward er zum Generalmajor, 1849 zum Chef der neuerrichteten Leibgardegendarmerie, 1850 zum Feldmarschallleutnant und später zum ersten Generaladjutanten des Kaisers ernannt.
Man schrieb ihm einen nachteiligen Einfluß auf die Ernennungen in der kaiserlichen Armee zu und machte ihn ganz besonders für diejenige Gyulays zum Kommandanten im italienischen Krieg 1859 verantwortlich. In des letztern Sturz wurde er einigermaßen verwickelt, indem ihn 20. Okt. der Kaiser von der Leitung der Zentralkanzlei enthob und zum Oberststallmeister ernannte, von welcher Stellung er im November 1875 zurücktrat. 1883 zum Mitglied des Herrenhauses ernannt, starb er in Wien.
und Grünsteintuff, s. Grünstein. ^[= eine der ältern Geologie geläufige Bezeichnung namentlich dichter (aphanitischer) Gesteine, ...]
s. Rüsselkäfer. ^[= (Curculionina Gerst.), Käferfamilie aus der Gruppe der Kryptopentameren, sehr verschieden gestaltet ...] [* 12]
s. Grünerde. ^[= meist zerreibliche Mineralien von seladongrüner, in das Schwärzlichgrüne oder in das Berggrüne ...]
Stadt im bad. Kreis Mosbach, an der Linie Heidelberg-Eberbach-Würzburg der Badischen Staatsbahn, hat Weinbau und (1885) 1333 kath. Einw. Grünsfeld ist Hauptort einer Salm-Kruntheimschen Herrschaft.
(Spangrün, Aerugo), grüne Kupferfarbe, besteht aus basisch essigsaurem Kupferoxyd, wird durch Einwirkung von Essigsäure und Luft auf Kupfer [* 13] erhalten. Der blaue Grünspan Cu(C2H3O2)2Cu H2O2 + 5H2O ^[Cu(C2H3O2)2CuH2O2+5H2O] wird hauptsächlich in den Weinbaugegenden Südfrankreichs dargestellt. Man überläßt Weintreber einige Tage der Essiggärung und schichtet sie in irdenen Häfen mit erhitzten Kupferblechen, welche vorher mit einer Auflösung von Grünspan bestrichen worden waren.
Nach einiger Zeit bedecken sich die Bleche mit einer Schicht von Grünspan, welche man durch Aufstellen der abgespülten Platten in dem Keller, dessen Luft mit Essigsäuredämpfen beladen ist, und wiederholtes Befeuchten mit Wein oder Essig zu verstärken sucht. Nach genügender Einwirkung wird der Grünspan abgekratzt, mit Wasser geknetet und in lederne Beutel [* 14] gefüllt, in welchen er allmählich trocknet und erhärtet. Diese Ware kommt in den Ledersäcken oder in 8-10pfündigen Broten als Kugelgrünspan in den Handel.
Der grüne, englische oder deutsche Grünspan Cu(C2H3O2)22CuH2O2 ^[Cu(C2H3O2)22CuH2O2] wird erhalten, indem man Flanelllappen mit Essig tränkt, mit Kupferplatten schichtet und alle 2-3 Tage von neuem mit Essig befeuchtet. Nach etwa 14 Tagen zeigen sich die Kupferplatten mit Grünspan bedeckt, und nun entfernt man die Flanelllappen und setzt die Kupferplatten einer feuchten, warmen, mit Essigdämpfen beladenen Luft aus, bis sich hinreichend Grünspan gebildet hat.
Dieses Präparat ist reiner grün, während das erstere mehr blau erscheint. Beide müssen sich, wenn sie rein sind, in Säure und Ammoniak ohne Aufbrausen vollständig lösen. Der Grünspan bildet dichte, schwer zerbrechliche Stücke von erdig-blätterigem Bruch, mehr oder weniger mit kleinen Kristallblättchen durchsetzt. An Wasser gibt er lösliches basisch essigsaures Kupferoxyd ab, während sehr viel unlösliches Salz [* 15] zurückbleibt. Löst man ihn in Essigsäure, so erhält man neutrales essigsaures Kupferoxyd, welches gut kristallisiert ¶
(destillierter Grünspan). Man benutzt in der Färberei und Zeugdruckerei, als Öl- und Wasserfarbe, zur Darstellung von Schweinfurter Grün und andern Kupferfarben, zur Bereitung von Glühwachs für die Feuervergoldung und von grünem Wachs, als Beizmittel bei Klauenseuche, gegen wildes Fleisch etc. Er ist, wie alle Kupfersalze, giftig, und das Einatmen von Grünspanstaub erzeugt einen sehr lästigen Zustand, der aber schnell durch Verschlucken eines Eßlöffels voll Zuckersirup oder Melasse beseitigt wird. - Der bei Benutzung von Kupfer- oder Messinggeräten auf diesen sich häufig bildende grüne Beschlag ist durchaus nicht immer Grünspan (wie man ihn gewöhnlich bezeichnet), sondern meist ein basisches kohlensaures Kupferoxyd oder basisches Kupferchlorid etc.
s. v. w. Malakolith, ^[= s. Augit.] s. Augit. [* 17]
s. Specht. ^[= Friedrich August Karl von, Militärschriftsteller, geb. 23. Sept. 1802 zu Brandenburg, trat ...]
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Pfalz, Bezirksamt Frankenthal, [* 18] 172 m ü. M., an den Linien Neustadt-Dürkheim-Monsheim und Grünstadt-Eisenberg der Pfälzischen Eisenbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Amtsgericht, eine Lateinschule, ein Waisenhaus, Steingut- und Lackfabriken, Feld-, Obst- und Weinbau und (1885) 3669 Einw., darunter 980 Katholiken und 254 Juden.
eine der ältern Geologie [* 19] geläufige Bezeichnung namentlich dichter (aphanitischer) Gesteine, [* 20] ehe die nähere Bestimmung der komponierenden Bestandteile gelang. So sind die ehemaligen Grünsteine namentlich den Dioriten und Diabasen, wohl aber auch dem Gabbro, Eklogit, Dolerit, Melaphyr zuzuzählen.
Namen wie Grünsteinporphyr, Grünporphyr, Grünschiefer, Grünsteintuff, Grünsteinbreccie etc. sind selbstverständlich ebenfalls unhaltbar geworden.
vielbesuchter Berg im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, bei Immenstadt, nahe am Alpsee, 1741 m hoch, mit großem Bergwirtshaus und zwei Hauptaussichtspunkten: der Hochwart und dem mit einem Vermessungssignal versehenen Nebelhorn (höchste Spitze).
Die Aussicht erstreckt sich westlich über den Bodensee, die Appenzeller Alpen bis zum Berner Oberland, östlich bis zur Wettersteingruppe mit der Zugspitze;
den Mittelgrund nimmt das freundliche Illerthal ein.
s. Yak. ^[= (Jak, Poephagus Wagn.), Untergattung der Wiederkäuergattung Rind (Bos L.) mit der ...]
(ital. gruppo oder groppo, Klumpen, Pack Geld, insbesondere ein aus mehreren Geldrollen gebildetes, zur Versendung bestimmtes Paket.
in der bildenden Kunst eine Zusammenstellung mehrerer Gegenstände in der Art, daß sie das Auge [* 21] auf einmal umfaßt, oder (nach Mengs) eine symmetrische Vereinigung mehrerer Figuren, die unter sich (zu einem Ganzen, d. h. zu einer Hauptvorstellung) verbunden sein müssen. Bei der Komposition einer Gruppe ist darauf zu achten, daß die Hauptfigur als solche charakterisiert und nicht durch den Ausdruck oder die künstlerische Behandlung einer Nebenfigur in ihrer Wirkung beeinträchtigt wird.
Hinsichtlich der Gruppierung, d. h. der Anordnung der einzelnen Teile zum Ganzen oder der Verbindung des Mannigfaltigen zur entsprechenden Einheit, unterschied die frühere Kunstlehre drei Musterformen: die der Weintraube, der Pyramide und des Kegels, je nachdem dieselbe in der äußersten Umgrenzung dem einen oder andern dieser Gegenstände ähnlich sieht. Doch sieht die moderne Kunst von solchen äußerlichen Vorschriften ab und bildet die Gruppen nach Grundsätzen innerer Entwickelung und mit Rücksicht auf die beabsichtigte Wirkung. Im engern Sinn heißt Gruppe jedes plastische Werk, welches aus zwei oder mehreren Figuren besteht. Klassische Beispiele für die Pyramidenform der Gruppe bieten die Gruppen des Laokoon und des Farnesischen Stiers (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 22] II«, [* 23] Fig. 8 u. 9). Auch die Vereinigung mehrerer Figuren in einem Tempelgiebel nennt man Gruppe. Wie sehr die moderne Plastik von den akademischen Regeln des Gruppenumrisses abweicht, zeigen die Gruppen von Begas und Carpeaux (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, [* 24] Fig. 11 u. 15). - In der Geologie bezeichnet man mit Gruppe teils Unterabteilungen der größern Formationen (Systeme), teils eine Mehrheit von Formationen (Systemen). In dem letztern Sinn, welcher nach der von dem internationalen Geologenkongreß adoptierten Nomenklatur allein mit der Bezeichnung Gruppe zu verbinden ist, unterscheidet man die vier Formationsgruppen: archäische, paläozoische, mesozoische und neozoische. Für Gruppe als ein der Formation untergeordneter Begriff würde nach dieser Vereinbarung vielmehr »Stufe«, »Serie« oder »Abteilung« zu gebrauchen sein. Vgl. Geologische Formation. - Im parlamentarischen Leben ist Gruppe Bezeichnung für eine kleinere Zahl von Parteigenossen im Gegensatz zu der größern »Fraktion« mit einer vollständigen Parteiorganisation. Gewöhnlich lehnt sich eine solche parlamentarische an eine größere Partei an, wie früher im deutschen Reichstag die Gruppe »Löwe«, die Gruppe »Schauß-Völk«, gegenwärtig die Gruppe der deutschen Volkspartei.
(nach dem ital. groppa), s. v. w. Kruppe (s. d.). ^[= (franz. croupe), bei Pferden der Körperteil, der von dem Kreuzbein, den beiden Darmbeinen ...]
Otto Friedrich, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Danzig, [* 25] war anfangs für den Kaufmannsstand bestimmt, widmete sich aber später, nachdem er das Gymnasium seiner Vaterstadt besucht, zu Berlin [* 26] philosophischen, naturwissenschaftlichen und altdeutschen Studien, lieferte Kunstberichte als ständiger Mitarbeiter an der »Allgemeinen Preußischen Staatszeitung« und ward 1835 Redakteur des Feuilletons derselben. Nachdem er 1842 und 1843 im Ministerium der geistlichen Angelegenheiten gearbeitet hatte, ward er 1844 zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät zu Berlin ernannt, wo selbst er insbesondere Logik und allgemeine Geschichte der Philosophie sowie Geschichte der griechischen Philosophie las. 1863 ward er ständiger Sekretär [* 27] der königlichen Akademie der bildenden Künste, als welcher er starb. Gruppe war nach verschiedenen Richtungen hin litterarisch thätig. Unter seinen Schriften verdienen Auszeichnung: »Antäus, Briefwechsel über die spekulative Philosophie« (Berl. 1831),
gegen die Hegelsche Philosophie gerichtet und im »Wendepunkt der Philosophie im 19. Jahrhundert« (das. 1834) weiter ausgeführt;
»Ariadne, die tragische Kunst der Griechen« (das. 1834);
»Die römische Elegie« (Leipz. 1838, 2 Bde.);
»Über die Theogonie des Hesiod« (Berl. 1841);
»Über die Fragmente des Archytas und der ältern Pythagoreer« (das. 1840);
»Die kosmischen Systeme der Griechen« (das. 1851);
»Gegenwart und Zukunft der Philosophie in Deutschland« (das. 1855);
»Minos« (Leipz. 1859) und »Äakos« (Berl. 1872),
in welch letztern Werken die Interpolationen in den römischen Dichtern (namentlich Horaz, Vergil, Ovid) behandelt werden.
Als Dichter debütierte Gruppe mit einem aristophanischen Lustspiel: »Die Winde [* 28] von Absolutulus von Hegelingen« (1829),
trat dann mit epischen Dichtungen hervor, von denen »Alboin« (Berl. 1829),
»Theudelinde« (das. ¶
1849), »Kaiser Karl« (das. 1852),
»Firdusi« (Stuttg. 1856),
»Ruth, Tobias, Sulamith« (Berl. 1857) hervorzuheben sind. Außer einer Sammlung seiner »Gedichte« (Berl. 1835) ließ Gruppe zahlreiche Dichtungen zerstreut, teils in Chamissos »Musenalmanach«, teils in einem von ihm selbst begründeten und redigierten »Musenalmanach« (1850-55),
erscheinen. Als Dramatiker versuchte er sich mit einem Drama: »Otto von Wittelsbach« (Berl. 1860),
und einer Fortsetzung des Schillerschen »Demetrius« (das. 1861). Gruppes sämtliche Dichtungen sind durch Geschmack und gute Form ausgezeichnet, tragen aber jenes akademische Gepräge, welches den Dichter zu tieferer Wirkung nicht kommen läßt. Als Litterarhistoriker trat er hervor mit den Anthologien: »Deutscher Dichterwald« (Berl. 1849, 3 Bde.) und »Sagen und Geschichten des deutschen Volkes aus dem Munde seiner Dichter« (das. 1854),
den Schriften: »Deutsche [* 30] Übersetzerkunst« (Hannov. 1858),
»Reinhold Lenz' Leben und Werke« (Berl. 1861) und dem litterarhistorisch-kritischen, durchaus auf selbständigem Urteil beruhenden Werk »Leben und Werke deutscher Dichter« (Münch. 1864 bis 1868, 5 Bde.).
Wassergraben auf neu angeschwemmtem Vorland zur Förderung der Anschwemmung oder in moorigen Strecken zur Entwässerung derselben.
s. Arbeitslohn, ^[= nennt man die Vergeltung, welche der Arbeiter für Vermietung seiner Arbeitskraft, bez. für ...] S. 759.
(Gruppo, Groppo, ital.), Name einer musikal. Verzierung, nämlich des Doppelschlags (s. d.) von oben oder von unten.
Gruidae (Kraniche), Familie aus der Ordnung der Wat- oder Stelzvögel (s. d.).
Grusiner, s. Georgien ^[= (Gurdschistan bei den Iraniern, Iberien bei den Alten, Wrastan bei den Armeniern bei ...] und Georgier.
Hermann, Industrieller, geb. zu Magdeburg, [* 31] arbeitete bei Borsig in Berlin als Volontär, studierte seit 1839 an der dortigen Universität Naturwissenschaft und Philosophie, wurde 1845 Maschinenmeister an der Berlin-Hamburger Bahn, 1851 Oberingenieur in der Wöhlertschen Maschinenfabrik zu Berlin, 1854 technischer Dirigent der Hamburg-Magdeburger Dampfschiffahrtskompanie in Buckau, gründete daselbst eine Schiffswerfte und 1868 die erste deutsche Hartgußgießerei mit Maschinenfabrik. Er verschaffte dem Hartguß ausgedehnte Verwendung und konstruierte namentlich Hartgußgranaten und Hartgußpanzertürme, welche allgemeine Anerkennung gefunden haben. Für letztere konstruierte er auch eine Minimalschartenlafette. Für die deutsche Marine fertigte Gruson die Hotchkiß-Revolverkanone.
s. Hartguß. ^[= aus besonderm Metall und auf besondere Weise erhaltener Eisenguß von großer Härte und Festigkeit. ...]
s. Begrüßungen. ^[= die Zeichen, durch welche man andern beim Begegnen, Besuchen und Abschiednehmen Freundschaft ...]
in der Geologie unverbundene, lose aufeinander gehäufte Gemengteile irgend eines bestimmten Gesteins, welche nicht geschoben oder gerollt, d. h. durch Wasser fortbewegt, geglättet oder abgerundet sind, sich dadurch von den Geröllschichten, von den Konglomeratgesteinen aber durch den Mangel einer bindenden Substanz unterscheiden (vgl. Granitgruß);
im Bauwesen kleine Stücke Bausteine und namentlich Ziegelsteine, die sich zum Vermauern nicht mehr eignen und besonders bei Anfertigung des Betons oder des Steinmörtels Anwendung finden.
ehemalige gefürstete Cistercienserabtei im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, [* 32] Kreis Landeshut, in einem Gebirgsthal, am Bach Zieder, zur Gemeinde Grüssauisch-Hermsdorf (1885: 1969 meist kath. Einwohner) gehörig. Ein großer Teil der Gebäude ist abgebrochen. Vorhanden sind noch das Konventgebäude (aus dem 18. Jahrh., jetzt Schulhaus) und die beiden prächtigen Kirchen, deren eine der Gemeinde Hermsdorf als Pfarrkirche dient. Das Kloster Grüssau (ursprünglich Grissow) wurde 1242 gegründet, 1633 verbrannt und 1810 säkularisiert. Es besaß zwei Städte (Liebau am Bober und Schömberg) und 42 Dörfer.
(tschech. Hrušovany, spr. hrusch-), Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Znaim, an der Österreich-Ungarischen Staatseisenbahn, von welcher hier die Zweiglinien nach Lundenburg und Znaim auslaufen, mit einem Schloß und Park, (1880) 2274 Einw., Teichfischerei und Zuckerfabrikation.
s. Begrüßungen. ^[= die Zeichen, durch welche man andern beim Begegnen, Besuchen und Abschiednehmen Freundschaft ...]
Janus [* 33] (eigentlich Gruytère), gelehrter Philolog, geb. zu Antwerpen, [* 34] Sohn des dortigen Bürgermeisters, kam im siebenten Jahr mit seinem politischer Gründe halber flüchtigen Vater nach England, studierte zu Cambridge und Leiden, [* 35] lebte seit 1586 hauptsächlich in Rostock, [* 36] ward 1589 Professor der Geschichte in Wittenberg, [* 37] jedoch 1592, weil er die Konkordienformel nicht unterschreiben wollte, entlassen, wurde wahrscheinlich noch in demselben Jahr Professor der Geschichte in Heidelberg, [* 38] 1602 zugleich Bibliothekar der Palatina, verlor 1622 bei der Erstürmung Heidelbergs durch Tilli) und der Wegführung der Palatina auch den größten Teil seiner Privatbibliothek und starb in Berhelden bei Heidelberg.
Sein berühmtes, unter thätiger Mitwirkung Jos. Scaligers (s. d.) entstandenes Hauptwerk sind die »Inscriptiones antiquae totius orbis romani« (Heidelb. 1602-1603, 2 Bde.; wieder hrsg. von Gude und Grävius, Amsterd. 1707, 4 Bde.). Sonst nennen wir das »Florilegium ethico-politicum« (Frankf. 1610), eine Sammlung von Denk- und Sprichwörtern in den verschiedensten Sprachen. Auch gab er Seneca, Sallust, Tacitus, Livius, Ovid, Cicero, Plautus u. a. heraus; doch war sein kritisches Talent weit geringer als seine Gelehrsamkeit.
Vgl. Köchly in den »Verhandlungen der Heidelberger Philologenversammlung« (Leipz. 1865).
s. Rütli. ^[= (auch ), eine von Felswänden und Gebüsch umgebene Uferwiese am linken Ufer des Urner ...]
(Atheroma), eine rundliche Cystengeschwulst, bestehend aus einem häutigen Sack und einer grauen, gekochter Grütze nicht unähnlichen, breiartigen Masse, welche aus abgestorbenen Epithelzellen, Fettkörnchen und Cholesterinplättchen zusammengesetzt und von der innern Oberfläche der Cystenwand gebildet worden ist. Der Grützbeutel kommt am häufigsten in und unter der Haut [* 39] des behaarten Kopfes als sogen. Gichtknoten, aber auch an andern Stellen des Körpers vor, geht aus einer Entartung der Talgdrüsen der Haut hervor, erreicht zuweilen die Größe eines kleinen Apfels und stellt eine schmerzlose harte Geschwulst dar, welche an sich gefahrlos ist, aber nur auf operativem Weg (Ausschälen mit dem Messer) [* 40] sicher entfernt werden kann. Wenn nur der Inhalt entleert wird, so füllt sich der Sack wieder mit Fettmassen an.
mehr oder weniger grob geschrotene Körner von Gerste, [* 41] Hafer, [* 42] Buchweizen, auch wohl von Weizen und im Süden von Hirse. [* 43]
Zur Bereitung der Grütze wird das Korn auf gewöhnlichen Getreidemahlmühlen, unter Umständen aber auch auf Stampfwerken enthülst, dann zwischen stumpfen Mühlsteinen geschroten und endlich gesiebt.
Friedrich, Violoncellist, geb. zu Dessau, [* 44] wo sein Vater Mitglied der herzoglichen Hofkapelle war, wurde zuerst von diesem, dann von dem trefflichen Violoncellisten Karl Drechsler in Dessau unterrichtet und machte so schnelle Fortschritte, daß er bereits im achten Lebensjahr öffentlich auftreten konnte. Später bildete er sich unter ¶
Leitung Fr. Schneiders zu einem ebenso tüchtigen Komponisten aus. 1848 begab er sich nach Leipzig, [* 46] wo er zunächst in einem Musikchor ein Unterkommen fand, bis er durch Vermittelung Ferd. Davids, der sein Talent erkannte, nach B. Coßmanns Weggang von Leipzig als erster Violoncellist und Solospieler am Gewandhaus sowie als Lehrer am Konservatorium angestellt wurde. Diese Stellung, in welcher sich sein Talent zu einer bedeutenden Höhe entwickelte, vertauschte er 1860 mit der eines ersten Violoncellisten der Hofkapelle zu Dresden, welche er, Ende der 60er Jahre zum Kammervirtuosen ernannt, noch gegenwärtig bekleidet. Seine Kompositionen für das Violoncello gehören zu den besten dieser Gattung und haben sowohl zu Konzert- als Unterrichtszwecken weite Verbreitung gefunden; nicht minder hat Grützmacher durch Bearbeitung von Werken älterer Meister, des Boccherini, Ascoli u. a., die Litteratur seines Instruments bereichert und seinen zahlreichen Schülern Anregung zum Studium gewährt. - Zu letztern gehört auch sein Bruder Leopold Grützmacher, geb. zu Dessau, früher Mitglied des Leipziger Gewandhausorchesters, später erster Violoncellist der Hofkapelle in Meiningen, [* 47] seit 1876 der Hofkapelle zu Weimar. [* 48] Auch er ist ein fleißiger Komponist für sein Instrument.
Eduard, Maler, geb. zu Großkarlowitz in Schlesien, [* 49] besuchte das Gymnasium zu Neiße [* 50] und suchte sich hier ohne Anleitung zum Künstler auszubilden, bis der Architekt Hirschberg [* 51] sein Talent erkannte und ihn 1864 nach München [* 52] brachte. Nachdem Grützner einige Zeit in der Vorschule zur Akademie und dann in dieser selbst Unterricht erhalten, trat er 1865 in die Schule Pilotys ein. Er lieferte sieben Ölbilder für die Decke [* 53] eines Gemachs in Hirschbergs Haus, die Künste darstellend, und trat 1869 mit mehreren Gemälden vor das Publikum, in welchen sich seine große Begabung für das humoristische Fach zuerst offenbarte.
Zunächst entlehnte er Shakespeare seine Stoffe: Falstaff in der Kneipe der Frau Hurtig, die Musterung der Rekruten aus »Heinrich IV.«, Illustrationen zu »Was ihr wollt«, der Überfall im Hohlweg, die Geschichte von den Steifleinenen, Falstaff im Wäschkorb etc. Dazwischen malte er: Mephisto und die Tänzerin hinter den Kulissen, in der Theatergarderobe. Sein hauptsächlichstes Stoffgebiet ist jedoch das Leben der Mönche, welchem er eine große Anzahl humoristischer Motive entnommen hat, die seinen Namen populär gemacht haben.
Die bekanntesten dieser Bilder sind: Weinprobe, im Klosterbräustübchen, Klosterschneider, im Klosterbräustübchen beim Abendgebetläuten, die Klosterbrauerei, die lustige Lektüre in der Klosterbibliothek. Auch dem Jägerleben weiß er die komischen Seiten abzugewinnen, wie sein Jägerlatein zeigt. Grützner ist ein kecker Zeichner, beherrscht die Technik mit voller Meisterschaft und besitzt ein hervorragendes Talent für treffende Charakterisierung, verbunden mit glücklichem Farbensinn.
(spr. grüjeh), Anatole, franz. Kunstschriftsteller, geb. zu Paris, [* 54] war anfangs als Ingenieur und Chemiker thätig und widmete sich dann dem Studium der Kunstgeschichte. 1872 wurde er zum Generalinspektor der schönen Künste, 1875 zum Mitglied der Akademie und 1881 zum Konservator der Gemäldegalerie des Louvre ernannt. Seine hervorragendsten Schriften sind: »Essai sur les fresques de Raphaël au Vatican« (1858-59, 2 Bde.);
»Des conditions de la peinture en France« (1862);
»Raphaël et l'antiquité« (1864, 2 Bde.);
»Les vierges de Raphaël et l'iconographie de la vierge« (1869, 3 Bde.);
»Les œuvres d'art de la renaissance italienne au temple de Saint-Jean, baptistère de Florence« (1875);
»Raphaël, peintre de portraits« (1882).
(spr. grüjähr), Théodore Charles, franz. Bildhauer, geb. zu Paris, debütierte 1836 als Schüler von Ramey und Dumont mit einer Gruppe (junges Mädchen und ihr treuer Hüter), die eine Medaille davontrug. Größern Ruf erwarb er sich in den folgenden Jahren durch Marius vor Karthago, [* 55] David vor Saul singend und namentlich durch die sieben Helden vor Theben (1839), die ihm den großen Preis für Rom [* 56] einbrachten; ebenso durch Chactas an Atalas Grab und Mucius Scävola (1845 und 1846). Seine übrigen Werke sind teils Büsten, teils Statuen von Heiligen für mehrere Kirchen, teils allegorische Skulpturen, z. B. die Sandsteinstatuen des Basilius und des Hesekiel in der Kirche St.-Augustin (1865), die Figuren der Städte Laon und Arras [* 57] an der Fassade des Nordbahnhofs, die Marmorgruppe der mütterlichen Zärtlichkeit (1869) und je ein Basrelief in der Kirche St.-Thomas d'Aquin und an der Fassade der Neuen Oper.
(spr. grüjähr, deutsch Greyerz), Landstädtchen im voralpinen Gebiet des schweizer. Kantons Freiburg, 830 m ü. M., mit (1880) 1075 Einw., im Mittelalter, zur Zeit der begüterten Grafen von Gruyères, der Hauptort des Greyerzer-Landes, welches als unterste der drei alpinen Stufen der Saane (s. d.) zu den ergiebigsten Alpenthälern gehört und namentlich durch seinen Fettkäse berühmt ist;
heute jedoch sieht sich Gruyères von dem aufstrebenden Bulle (s. d.) an Bedeutung überflügelt.
Phantasiegebilde der griech. Mythologie, zum Teil entstanden durch Zusammenfügung bacchischer Masken [* 58] mit andern Gesichtern oder durch Anstücken tierischer wie menschlicher Teile.
Oft liegt der Idee ein Witz, manchmal auch eine allegorisch ausgedrückte Reflexion [* 59] zu Grunde.
Sie finden sich auf antiken Gemmen, [* 60] auch auf Münzen [* 61] (namentlich von Signia) späterer Zeit.
Auf dem Gebiet der Malerei behandelte diese Stoffe zuerst Antiphilos aus Ägypten. [* 62]
(Grabheuschrecken), Familie aus der Ordnung der Geradflügler, [* 63] s. Heuschrecken. [* 64]
Maulwurfsgrille. ^[= ( Latr.), Insektengattung aus der Ordnung der Geradflügler und der Familie der Grabheusc ...]
s. Heuschrecken. ^[= (Grashüpfer, Heupferde, Grillen, Sprengsel, Orthoptera saltatoria Latr.), Insektengruppe aus ...]
Simon, namhafter reform. Theolog, geb. 1493 zu Vehringen in Schwaben, schloß auf der Schule zu Pforzheim [* 65] mit Melanchthon innige Freundschaft, wurde nach vorübergehender Lehrthätigkeit in Wien und Ofen 1524 als Professor des Griechischen nach Heidelberg und 1529 als Lehrer der Theologie nach Basel [* 66] berufen. Im J. 1534 reformierte er die Universität Tübingen [* 67] und nahm an der Abfassung der ersten helvetischen Konfession sowie 1540 am Kolloquium zu Worms [* 68] teil und starb in Basel.
[* 69] s. Muscheln. ^[= (Muscheltiere, Blattkiemer, Lamellibranchiata Blainv., Acephala Cuv., Conchifera Latr.), die ...] [* 70]
s. v. w. Arcuatenkalk, ^[= s. Jurasystem.] s. Juraformation. [* 71]
1) (Greyff) Sebastian, Buchdrucker, geb. 1493 zu Reutlingen [* 72] als Sohn des dasigen Buchdruckers Martin Greyff (nach andern in einem Dorf in der Nähe von Augsburg), [* 73] ließ sich 1528 in Lyon [* 74] nieder und starb daselbst. Gryphius war sowohl wegen der Schönheit als auch wegen der außerordentlichen Korrektheit seiner Drucke berühmt, die er mit einem Gebetbuch in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache [* 75] begonnen hatte, und als deren berühmteste seine lateinische Bibel [* 76] von 1550, die in ¶
den größten bis dahin für Bibeldruck gebrauchten Typen ausgeführt wurde, und sein »Thesaurus linguae sanctae« von Sanctès Pagnin (1529) gelten.
Von Gryphius datiert in Lyon das Wiederaufleben der daselbst sehr in Verfall geratenen Buchdruckerkunst. Sein Sohn Antoine setzte anfänglich das Geschäft des Vaters in einer dessen würdigen Weise fort, vernachlässigte es aber später. - Sebastians Bruder Franz erwarb sich in Paris einen Namen als tüchtiger Meister in seinem Beruf. Ein »Lexicon graeco-latinum« in Quart [* 78] gilt als einer seiner hervorragendsten und zugleich als sein einziger griechischer Druck. Er soll um 1540 seine Thätigkeit als Drucker eingestellt haben.
2) (Gryph, eigentlich Greif) [* 79] Andreas, deutscher Dichter, geb. zu Großglogau in Schlesien, erhielt seine erste Bildung auf den Schulen zu Görlitz, [* 80] Glogau [* 81] und Fraustadt [* 82] und besuchte seit 1634 das Gymnasium zu Danzig. Im J. 1636 erhielt er eine Hauslehrerstelle bei dem kaiserlichen Pfalzgrafen Georg von Schönborn, der ihn 1637 zum Dichter krönte und ihm ein Adelsdiplom verlieh, von welchem er jedoch nie Gebrauch machte. Der Tod seines Mäcens und einige freie Äußerungen nötigten ihn, 1638 seine Heimat zu verlassen. Er ging zuerst nach Amsterdam [* 83] und von da nach Leiden, wo er erst Vorlesungen hörte und später selbst solche hielt, bereiste sodann die Niederlande, [* 84] Frankreich und Italien [* 85] und ließ sich nach seiner Rückkehr ins Vaterland 1647 zu Fraustadt nieder. 1650 ward er, nachdem er einen Ruf als Professor nach Frankfurt [* 86] und einen andern nach Upsala [* 87] abgelehnt, zum Landsyndikus des Fürstentums Glogau ernannt. Er starb, vom Schlage getroffen, in der Sitzung der Stände zu Glogau Als Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (seit 1662) hieß er der »Unsterbliche«. hat von früher Jugend an viel mit widrigen Schicksalen zu kämpfen gehabt, und die dadurch erzeugte bittere Stimmung wurde noch gesteigert durch den schmerzlichen Anteil, den er an den zerrütteten und verwilderten Verhältnissen des deutschen Vaterlandes nahm.
Die Schwermut und Bitterkeit, die sein Gemüt erfüllten, spiegeln sich auch in seinen Dichtungen wider; doch zeichnen sich dieselben fast sämtlich durch Schwung und Ernst der Gesinnung vor allen Erzeugnissen des Jahrhunderts aus. Das Sonett scheint seinem sinnigen Gemüt besonders zugesagt zu haben. In seinen Epigrammen geißelte er mutig die Schwächen und Thorheiten seiner Zeit, doch entbehren dieselben oft des satirischen Stachels; dagegen wird er in seinen geistlichen Oden wieder von wenigen seiner Zeitgenossen erreicht.
Sein Dichterruhm gründet sich indes hauptsächlich auf seine dramatischen Leistungen, die ihn zum »Vater des neuern deutschen Dramas« machen. Seine Tragödien: »Leo Arminius« (1646),
»Katharina von Georgien« (1647),
»Cardenio und Celinde« (1647),
»Die ermordete Majestät oder Carolus Stuardus« (1649),
»Papinianus« (1659) sind zwar teilweise Nachahmungen Senecas und des Niederländers Vondel und mit Abenteuerlichkeiten überladen, aber nichtsdestoweniger Dichtungen voll Phantasie und Schwung der Sprache und von einem wahrhaft tragischen Element beseelt. Sein »Carolus Stuardus« ist ein beachtenswerter Versuch, ein noch frisches historisches Faktum zu dramatisieren. Durch glückliche Satire und echt komische Laune ausgezeichnet sind seine Lustspiele: »Peter Squenz«, das eine Episode aus Shakespeares »Sommernachtstraum« behandelt, und »Horribilicribrifax«, beide, was höhere Anlage der Fabel, treffende Charakteristik der Personen und gewandte Sprache betrifft, zu den ausgezeichneten Dichtungen jener Zeit gehörend.
Unbedeutender sind seine Singspiele: »Majuma« und »Das verliebte Gespenst« (mit dem eingelegten, im schlesischen Dialekt geschriebenen Scherzspiel »Die geliebte Dornrose«) sowie seine Bearbeitungen holländischer, italienischer und französischer Stücke. Seinen Zeitgenossen galt Gryphius als ein Wunder der Gelehrsamkeit, denn er verstand elf Sprachen, hielt über Logik, Anatomie, Geographie, Geschichte, Mathematik, Astronomie [* 88] und römische Altertümer Vorlesungen und beschäftigte sich auch mit Chiromantik.
Die besten und relativ vollständigsten Ausgaben seiner Werke sind die zu Breslau [* 89] 1657 und 1663 erschienenen und die von seinem Sohn besorgte (Bresl. u. Leipz. 1698, 2 Tle.). In den »Publikationen des Litterarischen Vereins in Stuttgart« [* 90] erschienen die »Lustspiele« (Bd. 138, 1879),
die »Trauerspiele« (Bd. 162, 1883) und die »Lyrischen Gedichte« (Bd. 171, 1885),
herausgegeben von Palm, der auch eine Auswahl der dramatischen Dichtungen nebst Gedichten (in »Kürschners Deutscher Nationallitteratur«, Bd. 29, Stuttg. 1883) veröffentlichte; Tittmann gab eine Auswahl aus den dramatischen Dichtungen (Leipz. 1870) und die »Lyrischen Gedichte« (das. 1880) heraus.
Vgl. Herrmann, Über A. Gryphius (Leipz. 1851);
Klopp, A. Gryphius als Dramatiker (Osnabr. 1852).
3) Christian, deutscher Dichter und Schriftsteller, Sohn des vorigen, geb. zu Fraustadt, ward 1686 Rektor, 1699 zugleich Bibliothekar am Magdalenengymnasium zu Breslau, wo er starb. Er ist als lyrischer Dichter nicht ohne Verdienst, steht aber seinem Vater weit nach. Seine dichterischen Arbeiten erschienen unter dem Titel: »Poetische Wälder« (Frankf. 1698; 3. Aufl., Bresl. u. Leipz. 1718). Er schrieb auch: »Kurze Beschreibung der geistlichen und weltlichen Ritterorden« (Leipz. 1697, Bresl. 1709) u. a.
s. Nagelverkrümmung. ^[= (von Greif, daher auch Greifenklaue), die krallenartige Verkrümmung der Finger- ...]
(spr. grschi-), Marktflecken in Galizien, Bezirkshauptmannschaft Skalat, hat (1880) 4329 Einw. (darunter 2931 Juden), eine Dampfmühle, Zuckerfabrik, Mehl- und Eisenhandel und ein Bezirksgericht.
Dorf im russ. Gouvernement Moskau, [* 91] Kreis Bronnizy, mit 913 Einw.;
hier und in der Umgegend sind 120 Porzellanfabriken, welche ihre Waren (Geschirr) nach allen Städten Rußlands, nach Persien [* 92] und dem Kaukasus versenden.
s. Schlüssel ^[= # (franz. Clef, lat. Clavis, engl. Key) heißt in der Musik ein zu Anfang des Liniensystems vorgezeich ...] und »G«.
Theodor, Kunstschriftsteller und Reiseführer, geb. 1819 zu St. Gallen, studierte in Basel Theologie und Philologie und widmete sich dann in Berlin unter Hotho und Kugler der Kunstgeschichte. Nach einer Fußreise durch ganz Italien trieb er 1845-1848 in Paris naturwissenschaftliche und medizinische Studien, wirkte dann als Staatsarchivar vier Jahre in seiner Heimat, um darauf in Würzburg, [* 93] Wien und Berlin sich abermals mit der Medizin weiter zu befassen.
Nachdem er an verschiedenen Orten, zuletzt in Zürich, [* 94] die ärztliche Praxis ausgeübt hatte, ließ er sich 1870 in Basel nieder, wo er zum Großrat und Schulinspektor gewählt wurde und an der Universität über italienische Kunstgeschichte las. Seit 1880 hat er seinen Wohnsitz in München. Als Schriftsteller haben ihm vor allem seine Reisehandbücher über Italien, zu denen er durch gründliche Kenntnis des Landes, seiner Geschichte und Kunstschätze in außergewöhnlicher Weise berufen ist, einen weithin geachteten Namen gemacht. Dieselben erschienen in wiederholten Auflagen in »Meyers Reisebüchern« (6 Bde.: ¶
Oberitalien, [* 96] Mittelitalien, Rom und die Campagna, Unteritalien und Sizilien, [* 97] mit zahlreichen Karten und Illustrationen) und haben sich rasch den Ruf unentbehrlicher Hilfsmittel für die Apenninenhalbinsel erworben. Für die nämliche Sammlung bearbeitete er den kleinern »Wegweiser« (»Italien in 60 Tagen«, 2 Bde.) und »Südfrankreich, nebst den Kurorten der Riviera di Ponente, Corsica [* 98] und Algier«. Zu den illustrierten Prachtwerken: »Venedig« [* 99] (Münch. 1875) und »Die Schweiz« [* 100] (das. 1877, 2. Aufl. 1882) schrieb er den Text und veröffentlichte ferner: »Die Bäder und klimatischen Kurorte der Schweiz« (2. Aufl., Zürich 1885);
»Die Bäder und klimatischen Kurorte Deutschlands« [* 101] (das. 1885).
Kreisstadt im russ. Gouvernement Smolensk, am Gshat und der Eisenbahn Moskau-Brest, hat 5 Kirchen, Baumwollspinnerei und -Weberei, Getreidehandel und (1881) 6452 Einw.
bei botan. Namen Abkürzung für J. C. ^[Johannes Christian Carl] Günther, geb. 1769 zu Jauer, [* 102] gest. 1833 als Medizinalassessor in Breslau.
Flora Schlesiens (mit Grabowski und Wimmer).
(spr. guátscharo, Nachtpapagei, Fettvogel, Steatornis Humb.), Gattung aus der Ordnung der Segler und der Familie der Guacharos (Steatornithidae) mit der einzigen Art Steatornis caripensis Humb. Dieser ist 55 cm lang, 110 cm breit, hat einen sehr schlanken Leib, einen platten, breiten Kopf, einen am Grund breiten, von der Mitte an zusammengedrückten, vor der hakig übergebogenen Spitze gezahnten Schnabel, lange, spitzige Flügel, einen mäßig langen, breiten, stufigen Schwanz, sehr kurze, kräftige Füße und unbefiederte Läufe. Am Schnabelgrund stehen lange Borsten, welche das Gesicht [* 103] wie mit einem Schleier umgeben; auch das große, halbkugelige Auge ist durch Borstenfedern geschützt.
Das Gefieder ist rötlichbraun, weiß gefleckt; das Auge ist dunkel-, der Schnabel rötlich-, der Fuß gelbbraun. Der Guacharo bewohnt in sehr großer Zahl Felshöhlen und Felsklüfte der Andes in Venezuela [* 104] und auf Trinidad, verläßt dieselben unter rabenartigem Geschrei nur nachts und lebt ausschließlich von Früchten. Er fliegt sehr schnell und leicht, sein Gang [* 105] aber ist ein trauriges Fortkriechen. Das Weibchen legt 2-4 weiße Eier [* 106] ohne jede Unterlage in Felsenritzen und brütet abwechselnd mit dem Männchen.
Die Jungen sind ungemein gefräßig, und ihr Kot, untermischt mit den Samen [* 107] der Früchte, welche ihnen die Alten herbeigeschleppt haben, bildet mit der lockern Erde, die den Felsen bedeckt, die Unterlage für die Eier späterer Bruten. Der Guacharo wird bei der vegetabilischen Nahrung und dem Aufenthalt im Finstern ungemein fett. Die Indianer stellen deshalb in den Höhlen jährlich eine große Metzelei an, zerstören die meisten Nester, lassen das Fett der herabfallenden Jungen aus und benutzen dasselbe, welches halbflüssig, hell, geruchlos und sehr haltbar ist, als Brennöl und Speiseöl. Die Höhle von Caripe, in welcher Humboldt den Guacharo 1799 entdeckte, beherbergt viele Tausende dieser Vögel [* 108] und gilt den Indianern als geheimnisvoller Ort, in welchem die Seelen ihrer Vorfahren wohnen. »Zu den Guacharos gehen« heißt s. v. w. zu den Vätern versammelt werden, sterben.
(spr. guadánjoli), Antonio, beliebter ital. Lyriker der heitern Gattung, geb. 1798 zu Arezzo, gest. in Cortona. Obgleich einer Patrizierfamilie entstammt, verbrachte er seine Jugend in dürftigen Verhältnissen, ohne die ihm angeborne heitere Laune zu verlieren. Seinen Gedichten, von denen manche, wie »Il naso«, »La ciarla«, »L'abito«, »La lingua di una donna«, als Musterstücke ihrer Art gelten, gebricht es nicht an lebhaftem Witz, ohne daß die Satire in denselben verletzend erschiene. In seinem engern Vaterland Toscana genoß Guadagnoli eine außerordentliche Popularität. Seine »Raccolta di poesie giocose« (Flor. 1838) ist oft aufgelegt worden. Später erschien: »Raccolta completa delle poesie giocose edite ed inedite« (Mail. 1872, zuletzt 1880).
(spr. guadalachara), 1) span. Provinz in Neukastilien, grenzt im N. an die Provinz Soria, im NO. an Saragossa, [* 109] im O. an Teruel, im S. an Cuenca, im W. an Madrid, [* 110] im NW. an Segovia und hat ein Areal von 12,611 qkm (229 QM.). Die Provinz gehört dem spanischen Zentralplateau an und ist zum größten Teil eben. Im N. aber erheben sich hohe Gebirgszüge, welche durch den Knoten der Cebollera (2127 m) mit dem Guadarramagebirge zusammenhängen, und im O. erstrecken sich nie niedrigern Bergketten der Parameras de Molina und der Sierra de Albarracin.
Die Provinz enthält den Oberlauf des Tajo und dessen Nebenflüsse Jarama (mit Henares und Tajuña) und Guadiela. Der Boden ist ziemlich fruchtbar, namentlich in der im S. liegenden Alcarria, aber arm an Bäumen. Die Bevölkerung [* 111] beträgt (1878) 201,288 Einw. (Ende 1883 auf 203,924 berechnet) und ist mit 16 Einw. pro QKilometer sehr dünn zu nennen. Die wichtigsten Produkte sind: Getreide, [* 112] Hanf, etwas Wein und Öl, viel Vieh, ferner Eisenerz (in den Bergwerken von Setiles), silberhaltiges Bleierz (zu Hiendelaencina), Kupfererz (zu Pardos), Kohle und Salz. Die Provinz enthält auch einige Mineralbäder, darunter die von Trillo und Sacedon (de la Isabela). Die Industrie ist nicht bedeutend; sie besteht in Schafwoll-, Lein- und Hanfweberei, Papier- und Glasfabrikation. [* 113] Das wichtigste Kommunikationsmittel ist die von Madrid über Guadalajara nach Saragossa führende Eisenbahn. Die Provinz umfaßt neun Gerichtsbezirke (darunter Brihuega, Molina, Sacedon, Siguenza). S. Karte »Spanien«. [* 114] - Die gleichnamige Hauptstadt liegt im malerischen Thal des Henares, am Fuß einer mit Wein und Oliven bebauten Anhöhe, an der aragonischen Heerstraße und der Eisenbahn Madrid-Saragossa, hat einen prächtigen Palast der Herzöge de l'Infantado, ein seltsames Gemisch antiker, gotischer und arabischer Formen, mit prunkvollem Hof, [* 115] einen römischen Aquädukt, ein bemerkenswertes Grabmal der Mendoza (in der Kapelle San Francisco), eine königliche Genieakademie mit Bibliothek und Museum (in dem Gebäude der ehemaligen bedeutenden Tuchmanufaktur) und (1878) 8581 Einw., welche Flanell und Sergefabrikation betreiben. Guadalajara ist Sitz eines Gouverneurs und einer Provinzialkommission für geschichtliche und Kunstdenkmäler. Die Stadt (Arriaca oder Caraca) soll von den Römern erbaut worden sein. - 2) Hauptstadt des mexikan. Staats Jalisco und nächst Mexiko [* 116] und Puebla die wichtigste Stadt des Landes, liegt malerisch im fruchtbaren Thal von Atemaxac, unfern des Rio Grande de Santiago, [* 117] 1548 m ü. M., hat 16 öffentliche Plätze, meist mit Bäumen bepflanzt, eine schattige Alameda und einen Paseo publico, viele stattliche öffentliche Gebäude, aber sonst meist einstöckige Häuser. Pferdebahnen durchziehen ihre sich rechtwinkelig durchschneidenden Straßen, und ein 33 km langer Aquädukt versorgt die Stadt mit Wasser. An der Plaza de Armas liegen die schöne gotische Kathedrale, der dorische Regierungspalast und die Portales de Comercio mit reich ausgestatteten Läden. Außerdem verdienen Erwähnung: das Franziskanerkloster mit prächtiger ¶