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trieb Seehandel und war eine der wichtigsten Komtureien des Ordens der Schwertbrüder.
trieb Seehandel und war eine der wichtigsten Komtureien des Ordens der Schwertbrüder.
s. Tertiärformation. ^[= (hierzu Tafeln "Tertiärformation I u. II"), in der Geologie Schichtenfolge, jünger ...] [* 2]
s. Steinkohle. ^[= (Schwarzkohle), im petrographisch-technischen Sinn die schwarzen, kohlenstoffreichen, an Wasserstoff ...]
s. v. w. Béton. ^[= (franz., spr. -tong), ursprünglich jeder hydraulische, unter Wasser erhärtende , ...]
Stadt im Herzogtum Anhalt, [* 3] Kreis [* 4] Köthen, [* 5] unweit der Fuhne, hat (1885) 2153 evang. Einwohner.
Kasimir, Ritter von, österreich. Politiker, geb. 1815 in Galizien, studierte zu Wien [* 6] die Rechte, war bis 1842 Fiskalbeamter und wurde als Mitglied des galizischen Landtags 1861 in das Abgeordnetenhaus gewählt, dem er seitdem ununterbrochen angehört hat. Er ist Föderalist und strebt nach einer möglichst großen Autonomie seines Heimatslandes. Diese zu erreichen, war der Zweck der sogen. galizischen Resolution, deren Urheber Grocholski ist, und welche er, nachdem sie 1869 im galizischen Landtag durchgegangen, als Antrag in den Reichsrat brachte. Im Ministerium Hohenwart war er vom 11. April bis Minister ohne Portefeuille. Als Präsident des galizischen Landtags und des Polenklubs im Reichsrat leitete er dessen selbstsüchtige, aber für die Herrschaft der Polen in Galizien und ihren Einfluß in Österreich [* 7] sehr erfolgreiche Politik und erlangte namentlich seit dem Rücktritt des verfassungstreuen Ministeriums und seit der Einführung der Versöhnungspolitik große Macht im Reichsrat. 1878 wurde er zum Geheimrat ernannt.
poln. Dorf, südöstlich bei Warschau, [* 8] berühmt durch die Schlacht zwischen den Polen und Russen, infolge deren die Polen sich nach Praga und später nach Warschau zurückziehen mußten.
Ort, s. Grotzka. ^[= Flecken in Serbien, an der Donau, südöstlich bei Belgrad, mit Zollamt, Dampfschiffstation ...]
Stadt in Galizien, zwischen großen Teichen an der Karl-Ludwigsbahn gelegen, hat (1880) 10,116 Einw. (darunter 2952 Juden), starken Flachsbau, Spodiumerzeugung, Gerberei, eine Flachsbauschule und ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts.
Kanal, [* 9] s. Elster ^[= # (Alster, Schalaster, Atzel, Heister, Gartenrabe, Pica Vieill.), Gattung aus der Ordnung der ...] [* 10] (Schwarze).
(Grodendeich), ein außerhalb eines Deiches neu angeschwemmtes, begrastes Stück Land.
bewaldeter, isoliert liegender Basaltkegel zwischen den Städten Bunzlau, [* 11] Löwenberg, Goldberg und Haynau im preußischen Regierungsbezirk Liegnitz, [* 12] 407 m hoch, fast in ganz Niederschlesien sichtbar, mit weitreichender, schöner Aussicht.
Auf dem Gipfel befindet sich die gut erhaltene Ruine einer Burg des Herzogs von Liegnitz, die 1633 von Wallensteins Truppen durch Verrat eingenommen und verbrannt wurde. Am Ostfuß das Dorf Gröditz mit Schloß.
Vgl. Wernicke, Der Gröditzberg (2. Aufl., Bunzl. 1880).
Thal [* 13] (in der Thalsprache Gördeina, ital. Valle Gardena), Seitenthal des Eisackthals in Tirol, [* 14] Bezirkshauptmannschaft Bozen, [* 15] das, vom Grödner Bach durchflossen, 22 km lang sich von O. nach W. erstreckt. Es bildet eine prächtige Dolomitlandschaft mit großartigem Thalabschluß durch den Langkofel. Oberhalb des Thals die botanisch und mineralogisch merkwürdige Seißer Alp (1800-2200 m ü. M.) mit über 70 Sennhütten (Schwaigen) und 360 Heustadeln.
Die Bewohner, etwa 4000 an Zahl, sind romanischen Ursprungs (Ladiner) und durch ihre Bildschnitzereien aus Zirbelkieferholz (Grödner Waren) bekannt, deren sie jährlich über 5000 metr. Ztr. im Wert von 250,000 Gulden fertigen und verkaufen. Die Frauen klöppeln Spitzen. Hauptort ist St. Ulrich, mit Holzschnitzschule.
Vgl. »Gröden, der Grödner und seine Sprache« [* 16] (Bozen 1864);
Alton, Die ladinischen Idiome in Ladinien, Grödner etc. (Innsbr. 1879);
ein Gouvernement Westrußlands, grenzt im N. an das Gouvernement Wilna, [* 18] im O. an Minsk, im S. an Wolhynien, im W. und NW. an Polen und umfaßt 38,668 qkm (702 QM.). Das Land bildet im allgemeinen eine ungeheure Ebene, welche 150-180 m ü. M. liegt und sich im O. bis auf 300 m erhebt; von hier geht eine Hochebene quer durch das ganze Gouvernement, welche die Wasserscheide zwischen dem System des Schwarzen und Baltischen Meers bildet. Die hauptsächlichsten Flüsse [* 19] sind: Jassolda, Pina, Bug, Narew, Niemen.
Bemerkenswert ist eine Kette Kreideberge bei der Stadt Grodno, am Niemen, mit zahlreichen Versteinerungen, welche sowohl den See- als auch den Flußtieren angehören; auch Knochen [* 20] vom Mammut, Elefanten, Nashorn und versteinerte Geweihe [* 21] ausgestorbener Hirschgattungen werden gefunden. Der Boden besteht aus angeschwemmtem Land und ist sehr fruchtbar, ausgenommen einige Striche am Niemen und den andern Flüssen, welche stark durch Flugsand leiden. Vom Gesamtareal entfallen 39,6 Proz. auf Acker, 26,4 Proz. auf Wald, 20,3 Proz. auf Wiesen und Weiden, 13,7 Proz. auf Unland.
Alle Körnerfrüchte und besonders Kartoffeln gedeihen gut, auch Tabak. [* 22] Die Ernte [* 23] lieferte 1884: 3,258,000 hl Roggen, 318,000 hl Weizen, 1,406,000 hl Hafer, [* 24] 4,892,000 hl Kartoffeln. Weintrauben, Pfirsiche und Aprikosen reifen nur am Spalier an geschützten Stellen. Im S. finden sich viele Sümpfe, die nur durch Kanäle zu passieren sind; die Wälder bedecken 20 Proz. des Areals, sind aber ungleichmäßig verteilt; der größte ist der 1224 qkm große Bialowiczer Urwald mit reicher Flora (Eichwald zählte schon 1830: 1205 Arten).
Der größte See ist der Sporowskoje, durch welchen die Jassolda fließt. Das Klima [* 25] ist gemäßigt; die mittlere Temperatur beträgt 7° C., die des kältesten Monats (Januar) -5,2° C., die des wärmsten (Juli) +18,2° C., der jährliche Niederschlag 55 cm; Hagel ist häufig. Die Bevölkerung, [* 26] (1882) 1,226,946 Einw., 31 pro Quadratkilometer, ist eine Mischung aller möglichen slawischen Rassen. Die Zahl der Gebornen war 1882: 54,210, darunter 776 uneheliche, der Gestorbenen 44,372, der Eheschließungen 11,393. Von den Konfessionen [* 27] sind vertreten: Griechisch-Katholische mit 60,5, Römisch-Katholische mit 26,3, Juden mit 12,1, Protestanten mit 1,03 und Mohammedaner mit 0,12 Proz. Der Viehstand zählte 1882: 169,601 Pferde, [* 28] 465,382 Stück Hornvieh, 623,334 Schafe [* 29] (davon 101,817 Merinos) und 335,054 Schweine. [* 30]
Der Wald besteht aus Nadelholz, Eichen, Linden, Ahornen, Buchen, Birken, Espen, Eschen, vielen Weidenarten, Ebereschen, Cytisus laburnum, Prunus-Arten, Nuß- und Taxusbäumen, einer verwilderten Thuja. Von Tieren kommen am häufigsten vor: Rehe, Füchse, Wölfe, Hasen (darunter der bläulich gefärbte Sumpfhase), wilde Schweine, Eichhörnchen, Dachse, seltener Luchse, Marder, [* 31] Hamster, Iltisse, Sumpf- und Fischottern, Damwild, Elentiere und Siebenschläfer. Auch wilde Enten, [* 32] Schnepfen und Feldhühner sind stark vertreten. In der Wollindustrie nimmt Grodno nach Moskau [* 33] den ersten Platz ein; sie konzentriert sich hauptsächlich um Bialystok, wo Deutsche [* 34] mehrere Kolonien und Fabrikflecken, wie Suprasl, Choroszcz, Michailowa, Dobrshinewa, Zechanowez u. a., gegründet haben. Im J. 1882 gab es 842 industrielle Etablissements, welche ¶
10,177 Arbeiter beschäftigten und für 9,2 Mill. Rubel Waren produzierten. Davon sollen 7 Mill. auf die Wollindustrie kommen, die in 181 Tuch- und Wollwarenfabriken mit 6245 Arbeitern sowie einer Wollschlägerei mit 69 Arbeitern geübt wird. Entwickelt sind auch die Tabaksindustrie (1884: 23 Fabriken) und die Branntweinbrennerei. Der nicht unbedeutende Handel mit Holz, [* 36] Getreide, [* 37] Leinsamen, Flachs, Hanf, Wolle etc., hauptsächlich auf dem Niemen und Bug nach Preußen, [* 38] ist vollständig in den Händen der Juden, ebenso der Kleinhandel in den Städten.
Von den vielen Jahrmärkten sind nur zwei erwähnenswert: der Pferdejahrmarkt zu Zechanowez (mit 3000 Pferden jährlich) und der zu Selva (mit 1000 Pferden);
letzterer war früher ein wichtiger Markt für Tuch, Wollen- u. Baumwollenstoffe, Galanterie- und Metallwaren, wovon jährlich für ca. 2 Mill. Rub. hier verkauft wurden;
seit Eröffnung der Petersburg-Warschauer Eisenbahn fiel der Umsatz auf ½ Mill. Rubel und wird mit jedem Jahr geringer.
Schulen waren 1882: 560 mit 30,375 Schülern, darunter 3400 weiblichen Geschlechts. Das Gouvernement ist eingeteilt in die neun Kreise: [* 39] Bialystok, Bjelsk, Brest, Grodno, Kobrin, Prushany, Slonim, Sokolka und Wolkowysk. Bis 1795 gehörte Grodno zu Polen (Schwarzrußland), kam dann an Rußland, wurde 1796 mit Wilna zu einer russischen Provinz gemacht und 1802 zu einem besondern Gouvernement erhoben.
Die gleichnamige Hauptstadt, am rechten Ufer des Niemen und an der Eisenbahn Petersburg-Warschau, hat ein altes und ein neues Schloß (ersteres jetzt Militärhospital), 6 griechisch-kathol. Kirchen und 2 Klöster, 5 römisch-kathol. Kirchen und 2 Klöster, eine lutherische Kirche, 2 Synagogen und 28 Bethäuser, eine Kadettenschule, 2 Gymnasien, eine medizinische Akademie, ein Theater, [* 40] Fabriken für Tuch und Tabak, blühenden Handel und (1882) 42,238 Einw., darunter viele Juden. In der Nähe Drußkenik, mit Mineralquellen, die jährlich von etwa 2000 Badegästen besucht werden. Zwei beliebte Wallfahrtsorte, wohin jährlich 20-30,000 Pilger wandern, sind die römisch-kathol. Rushanostoksche Kirche bei Dombrowo, 30 km von Grodno, und die griechisch-kathol. Kirche bei Wassilkow, 11 km von Bialystok. - Grodno wird als russischer Ort zuerst 1183 erwähnt und kam 1241 an Litauen. Es war eine Zeitlang Residenz des Königs Stephan Báthori, der hier 1586 starb. 1705 schlossen Peter d. Gr. und August II. hier das Bündnis gegen Karl XII., wobei der Weiße Adlerorden gestiftet wurde. Seit 1673 ward hier allemal der dritte Reichstag gehalten. In Grodno unterschrieben 1793 die polnischen Reichsstände nach langem Widerstreben die zweite Teilung Polens, und hier legte Stanislaus August seine Krone nieder. Im Juni 1885 wurde ein großer Teil der Stadt durch eine Feuersbrunst zerstört.
(spr. grunlo, auch Grol genannt), Stadt in der niederländ. Provinz Geldern, an der Slinge (zur Berkel), mit 2 Kirchen, einer Synagoge, einigen Fabriken (namentlich für Baumwollwaren), Ackerbau, Handel mit Eiern und (1883) 2447 Einw. Die von Karl V. befestigte Stadt wurde 1577 von den Niederländern, 1606 von den Spaniern erobert und diesen erst 1627 durch den Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien entrissen.
van Prinsterer (spr. gruhn), Wilhelm, niederländ. Staatsmann, Geschichtschreiber und Publizist, geb. 1801 zu Voorburg, besuchte das Gymnasium im Haag [* 41] und studierte in Leiden [* 42] Jurisprudenz. Seitdem vorzugsweise mit historischen und politischen Studien beschäftigt, ließ er als deren erstes Erzeugnis »Verspreide geschriften« (Haag 1826, Teil 1) erscheinen. 1829 ward er zum Kabinettssekretär des Königs ernannt, aber 1833 auf seinen Wunsch dieser Stellung enthoben, um in völlig freier Muße sich umfassenden geschichtlichen Arbeiten widmen zu können. So erschienen die »Archives, ou correspondance inédite de la maison d'Orange-Nassau« (Leid. 1835-64, 1. Serie, 10 Bde.; 2. Serie, Bd. 1-5). Das Werk selbst bietet einen Reichtum neuen wohlgeordneten Quellenmaterials für die Geschichte des 16. und 17. Jahrh. Daneben schrieb er ein umfassendes »Handboek der geschiedenis van het vaderland« (4. Aufl., Amsterd. 1874, 4 Bde.). Die kirchlichen und politischen Tagesfragen nahmen in nicht geringerm Grad als die Vergangenheit seines Vaterlandes sein Interesse in Anspruch.
Schon damals bekannte sich Groen van Prinsterer zur antirevolutionären Partei, die auch in der Politik die Grundsätze strengen Christentums durchgeführt sehen wollte und überall an den historischen Grundlagen des Bestehenden festhielt; 1840 schrieb er in diesem Sinn »Bijdrage tot herziening der grondwet in nederlandschen zin«. In demselben Jahr wurde Groen van Prinsterer zum Abgeordneten gewählt. Als eine Art politischen Glaubensbekenntnisses erschien das Werk »Ongeloof en revolutie« (Haag 1847). In die Verfassungskämpfe der Jahre 1848 und 1849 und in die sich vollziehende Umgestaltung des öffentlichen Lebens griff Groen van Prinsterer bestimmend ein durch Flugschriften, wie: »Verscheidenheden van staatsregt en politiek« und »Grondwets herziening en eensgezindheit«.
Von 1849 bis April 1865, wo er freiwillig zurücktrat, war er fast ununterbrochen Mitglied der Zweiten Kammer und Hauptvorkämpfer seiner Partei. Für weitere Kreise gab er seinen Ideen einen Ausdruck in der Zeitung »Der Nederlander«, deren Leitung 1850-55 fast ausschließlich seinen Händen anvertraut war. Daneben legte er seine Ansichten in zahlreichen Flugschriften nieder, welche teilweise, wie die unter dem Titel: »Vrijheid van christelijk national onderwijs, in verband met scheiding van kerk en staat« (Amsterd. 1864) erschienene, von ansehnlichem Umfang sind.
Außerdem hat er auch in einer langen Reihe »Parlementaire studiën en schetsen« (zuletzt Amsterd. 1865-67, 3 Tle.) herausgegeben. Gesinnungsgenossen sah in Stahl und seinen Anhängern: im Innern bekämpfte er, wie diese, den Liberalismus;
nach außen wollte er die Wiener Verträge als einzigen Schutz der Unabhängigkeit kleiner Staaten aufrecht erhalten wissen.
Um so schmerzlicher ward er berührt, als das aus dieser Partei hervorgegangene Ministerium Bismarck 1864 Dänemark [* 43] und 1866 Österreich besiegte und die bestehenden Zustände vollständig umwandelte. Diesem Schmerz und seinen Besorgnissen von der Zukunft gab er in seinen Schriften: »La Prusse et les Pays-Bas. A mes amis à Berlin« [* 44] und »L'empire prussien et l'apocalypse« (Amsterd. 1867) Ausdruck. Daneben bekämpfte er das niederländische Schulgesetz, welches allerdings übereilterweise den Religionsunterricht ganz aus der Volksschule verbannt hatte. Sein letztes historisches Werk war »Maurice et Barnevelt« (Utrecht [* 45] 1875). Er starb
Vgl. Stuart, In memoriam.
Notice biographique (Utrecht 1876); Vos, Groen van Prinsterer en zijn tijd (Dordrecht [* 46] 1886, Bd. 1).
Getränk aus Rum, Kognak, Arak, Zucker [* 47] und heißem Wasser. Der Name Grog verdankt seine Entstehung dem Admiral Vernon, auf dessen Anordnung 1740 den Leuten der Rum nicht mehr rein, ¶
sondern mit warmem Wasser vermischt verabreicht wurde. Hiermit unzufrieden, gaben die Seeleute dieser Mischung den Namen Grog, mit welchem Spitznamen (the old Grog) sie bisher den Admiral wegen seines Rockes von kamelhaarenem Zeug (grogram) zu benennen pflegten. Der Grog ist namentlich im Norden [* 49] sehr beliebt und bildet auf den Schiffen die regelmäßige Ration der Matrosen. Bisweilen wird auch mit Sherry bereitet. Eiergrog ist mit Ei [* 50] abgequirlt. Ausnahmsweise wird auch mit kaltem Wasser oder mit Eis [* 51] bereitet.
(franz., spr. gronnjar), Murrkopf.
Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, [* 52] Amtshauptmannschaft Borna, unweit der Elster und an der Linie Gaschwitz-Meuselwitz der Sächsischen Staatsbahn, hat eine schöne, im Basilikenstil erbaute, 1884 renovierte evang. Kirche, eine Schloßruine, starke Schuhmacherei (1450 Arbeiter, die besonders Stiefeletten herstellen, Wert des jährlichen Fabrikats 3-4 Mill. Mk.) und (1885) 4911 Einw. Unter den Grafen von Groitzsch ist Wiprecht (s. d.) der berühmteste. Er gründete das Kloster zu Pegau, an das die Stadt Groitzsch nach dem Aussterben des Grafengeschlechts fiel. Im J. 1306 zerstörte König Albrecht I. die Burg.
(spr. gróa), Insel an der Küste des franz. Departements Morbihan, der Mündung des Blavet gegenüber, 1476 Hektar groß, mit dem Hauptort St.-Tudy und (1876) 4460 Einw. Groix ist ein Festungsplatz zweiter Klasse und hat ein Hafenetablissement mit zwei Leuchttürmen.
Die Bewohner treiben Weizenbau und beträchtliche Sardellenfischerei.
Merkwürdig sind die tiefen, vom Meer in den Felsen gehöhlten Grotten, die jedoch nur während der Ebbe besucht werden können.
(Grojec), Kreisstadt im polnisch-russ. Gouvernement Warschau, mit Branntweinbrennerei, Metallwaren- und Lichtefabrikation, (1880) 4500 Einw.
(spr. -ljeh), Jean, franz. Kunst- und Bücherliebhaber, geb. 1479 zu Lyon, [* 53] hielt sich während der Jahre 1510-35 als Generalfeldzahlmeister und französischer Gesandter in Italien, [* 54] besonders in Mailand [* 55] und Rom, [* 56] auf und war, nach Frankreich zurückgekehrt, seit 1537 als Finanzbeamter (trésorier général) thätig. Er starb 1565 in seinem Hôtel de Lyon zu Paris. [* 57] In Italien wurde er mit dem Buchdrucker Aldus Manutius bekannt und begann dort auch den Grund zu seiner Büchersammlung zu legen, die schließlich auf 3000 Bände stieg.
Von diesen sind bis jetzt ca. 350 zum Vorschein gekommen, welche sämtlich durch einen meist aus Kalbleder gefertigten braunen Einband ausgezeichnet sind, der auf beiden Seiten mit einem aus Streifen und Pflanzenarabesken gebildeten Flachornament versehen ist. Diese Grolierbände, die heute als Muster der Buchbinderei vielfach nachgeahmt werden, tragen sämtlich die Aufschrift »Io. Grolerii et amicorum« (d. h. Eigentum Jean Groliers und seiner Freunde); die meisten derselben (ca. 60) besitzt die Pariser Nationalbibliothek. Der Preis für einen Grolierband auf Auktionen bewegt sich zwischen 600 und 1200 Fr.
Vgl. Le [* 58] Roux de Lincy, Recherches sur J. Grolier, sur sa vie et sa bibliothèque (Par. 1866);
1) Heinrich Dietrich von, preuß. Obertribunalspräsident, geb. zu Bochum, [* 59] studierte, in Kleve vorgebildet, in Halle [* 60] und Göttingen [* 61] die Rechte und begann seine praktische juristische Laufbahn bei der Regierung in Kleve, worauf er 1765 Kammergerichtsrat in Berlin und späterhin Pupillenrat wurde. 1786 wurde er geadelt. Schon damals zu den ausgezeichnetsten Rechtsgelehrten Preußens [* 62] zählend, ward er 1787 als Geheimer Justizrat zum Mitglied der Gesetzkommission ernannt und war bei der Ausarbeitung des allgemeinen Landrechts als einer der Hauptredaktoren thätig. 1793 wurde er zum Rat und 1804 zum Präsidenten des Geheimen Obertribunals befördert sowie bei Krëierung des Staatsrats 1817 zum Mitglied desselben ernannt. Nach 67jähriger amtlicher Thätigkeit erhielt er 1833 seine Entlassung aus dem Staatsdienst und starb, fast 100 Jahre alt,
2) Karl Wilhelm Georg von, preuß. General, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, trat 1791 in das Infanterieregiment v. Möllendorf, machte als Stabskapitän den Feldzug von 1806 mit, ward nach der Schlacht bei Jena [* 63] Adjutant des Fürsten von Hohenlohe, entging, mit Aufträgen an den König entsendet, der Kapitulation von Prenzlau [* 64] und entkam glücklich zur Armee nach Ostpreußen, [* 65] wo er beim Generalstab des Lestocqschen Korps angestellt und nach dem Gefecht bei Heilsberg zum Major befördert wurde.
Unter Scharnhorst nahm er als Mitglied der Untersuchungskommission und der Militärreorganisationskommission, seit als Direktor des ersten Departements des Kriegsministeriums an den Arbeiten zur Reorganisation des Heers bedeutenden Anteil, trat aber 1809 in österreichische Dienste [* 66] und machte im Korps des Generals v. Kienmayer den Feldzug in Franken und Sachsen [* 67] mit. Nach dem Friedensschluß trat er 1810 als Major und Kommandeur eines Fremdenbataillons zu Cadiz [* 68] in spanische Dienste, ward aber im Januar 1812 bei der Eroberung von Valencia [* 69] von den Franzosen gefangen genommen und nach Frankreich gebracht. Er flüchtete aber schon im Juni nach der Schweiz, [* 70] reiste von da unter fremdem Namen zu seinem Schwager in Franken und bezog dann unter dem Namen v. Gerlach die Universität Jena.
Auf die Nachricht von dem Rückzug der Franzosen aus Rußland kehrte er im Januar 1813 nach Berlin zurück, ward zum Major beim preußischen Generalstab ernannt, nahm an den Schlachten [* 71] von Lützen [* 72] und Bautzen [* 73] und an dem Gefecht bei Hainau teil, ward nach dem Waffenstillstand beim 2. Armeekorps als Generalstabsoffizier angestellt und zum Oberstleutnant befördert. In der Schlacht bei Kulm schwer verwundet, focht er dennoch als Oberst bei Leipzig mit und wohnte dann dem Feldzug bis zum Pariser Frieden bei, worauf er zum Generalmajor und Direktor des zweiten Departements im Kriegsministerium ernannt wurde. 1815 kam er als Generalquartiermeister zu Blüchers Armee, trat nach dem zweiten Pariser Frieden wieder ins Kriegsministerium ein und reorganisierte den Generalstab, nahm aber 1819 wegen der Versuche, die Landwehr zu beschränken, zugleich mit dem Kriegsminister v. Boyen seinen Abschied. Er lebte danach auf einem Gut in der Gegend von Kottbus, bis er 1825 als Generalleutnant und Kommandeur der 9. Division in Glogau [* 74] wieder in den aktiven Dienst trat. 1830, zur Zeit des polnischen Aufstandes, kommandierte er unter Gneisenau an der preußischen Grenze. 1832 wurde er interimistisch und 1835 definitiv zum kommandierenden General des in Posen [* 75] stehenden 5. Armeekorps und 1837 zum General der Infanterie ernannt. Auch den Verhältnissen der Provinz wandte er seine Aufmerksamkeit zu und verfaßte über die Polen eine ausgezeichnete Denkschrift (gedr., Berl. 1848). Er starb in Posen. 1845 ward ihm ¶
hier ein Denkmal errichtet. Aus seinen Materialien und unter seiner Leitung hat sein Adjutant, Oberstleutnant v. Damitz, die »Geschichte des Feldzugs von 1815 in den Niederlanden und Frankreich« (Berl. 1837-38, 2 Bde.) und »Geschichte des Feldzugs von 1814 in dem östlichen und nördlichen Frankreich« (das. 1842-43, 4 Bde.) bearbeitet.
3) Wilhelm Heinrich von, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Göttingen und Halle die Rechte, ward 1801 Auskultator beim Stadtgericht in Berlin, 1802 Referendar beim Landgericht daselbst, 1804 Assessor bei der damaligen Regierung in Marienwerder, [* 77] dann 1806 Regierungsrat, 1808 Kammergerichtsrat in Berlin und 1810 zugleich Mitglied des kurmärkischen Pupillenkollegiums. Beim Ausbruch des Kriegs 1813 wurde er Major und Kommandeur eines kurmärkischen Landwehrbataillons, focht mit demselben in dem Treffen bei Hagelsberg und nahm an den Blockaden von Magdeburg [* 78] und Wesel [* 79] thätigen Anteil. Im Juli 1814 kehrte er zu seinem Richteramt zurück, übernahm jedoch 1815 wieder das Kommando seines Landwehrbataillons und zeichnete sich bei Fleurus und Wavre rühmlich aus, so daß er das Eiserne Kreuz erster Klasse erhielt.
Nach dem zweiten Pariser Frieden trat er 1816 wieder in sein früheres Dienstverhältnis, wurde indes bald zum Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts in Kleve ernannt, kam 1819 in das damals bestehende Ministerium zur Revision der Gesetzgebung nach Berlin, ward nach Auflösung desselben 1821 Vizepräsident des Oberlandesgerichts zu Magdeburg, 1827 Vizepräsident des Kammergerichts zu Berlin, 1831 Präsident des Instruktionssenats und 1836 des Oberappellationssenats, 1840 auch Mitglied des Staatsrats. Er nahm 1845 seine Entlassung und starb
Karl Ludwig Wilhelm von, Rechtsgelehrter und Staatsmann, geb. zu Gießen, [* 80] ward daselbst 1798 außerordentlicher, 1800 ordentlicher Professor der Rechte, 1804 Oberappellationsgerichtsrat und 1815 Kanzler der Universität. Seit 1816 in Darmstadt [* 81] Vorsitzender der Gesetzkommission, seit 1819 Staatsminister, seit 1821 Minister des Innern wie der Justiz und Ministerpräsident, starb er Von seinen Schriften verdienen Erwähnung: »Grundsätze der Kriminalrechtswissenschaft« (Gieß. 1798, 4. Aufl. 1825);
»Theorie des gerichtlichen Verfahrens in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten« (das. 1800, 5. Aufl. 1826);
(griech.), die Kunst des Feldmessens oder Absteckens;
Gromatiker, Feld- oder Ackermesser;
vgl. Agrimensor.
s. Rhizopoden. ^[= (Wurzelfüßler, Rhizopoda, Sarcodina), Klasse der Protozoen, niedere Organismen, deren Körper ...]
1) Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, [* 82] auf einer Insel der Leine, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein ehemaliges Dominikanerkloster (1680 gegründet, 1810 aufgehoben), Zucker- und Papierfabrikation, [* 83] Ziegeleien und (1885) 2563 meist evang. Einwohner. - 2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Münster, [* 84] Kreis Ahaus, an der Dinkel, Knotenpunkt der Linien Münster-Gronau-Enschede der Preußischen und Hengeloo-Landesgrenze-Gronau der Niederländischen Staatsbahn sowie der Eisenbahn Dortmund-Gronau-Enschede, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß des Fürsten von Bentheim-Tecklenburg-Rheda, bedeutende Baumwollspinnerei, Weberei [* 85] und Färberei und (1885) 1570 Einw.
(spr. grö-), niederländ. Provinz, umfaßt den nordöstlichsten Teil des Königreichs, grenzt nördlich an die Nordsee, östlich an den Dollart und die preußische Provinz Hannover, [* 86] südlich an die Provinz Drenthe, westlich an Friesland und umfaßt 2297,6 qkm (41,7 QM.). Das Land ist eine Tiefebene; nur im S. der Hauptstadt zieht ein Hügelzug, der Hondsrug, aus welchem man Steine gewinnt. Auch gibt es Hügel im S. und O., doch niemals höher als 12 m. Im übrigen hat der nördliche Teil dicken Thonboden mit herrlichem Acker- und Wiesenland, der südliche Sand- und Torfboden.
Die Sumpfstrecken im SO. (Bourtanger Moor) sind jetzt größtenteils trocken gelegt und urbar gemacht. Flüsse besitzt Groningen nicht, dagegen ist es reich an Kanälen. Unter den Seen sind der Südlaarder, Schild-, Leekster und Foxholster See die bedeutendsten. Das Klima ist besonders an der Küste feucht und veränderlich, und Fieberepidemien richten oft starke Verwüstungen an. Den Haupterwerbszweig der Einwohner, deren Zahl 1885: 265,687 betrug, darunter 90 Proz. Reformierte, 7 Proz. Katholiken und 3 Proz. Juden, bilden Ackerbau, Viehzucht, [* 87] die besonders geschätzte Pferde und Rinder [* 88] und vortreffliche Butter liefert, und Schiffbau. 51,4 Proz. der Oberfläche sind Ackerland, 25,9 Proz. Wiesen. Erzeugnisse der Industrie sind: wollene Strümpfe, Wollzeuge, Leinwand, Papier, Töpferwaren und Kartoffelmehl. Der Handel ist lebhaft, namentlich mit Vieh. Die Provinz ist eingeteilt in die drei Bezirke: Appingedam, Groningen und Winschoten. S. Karte »Niederlande«. [* 89]
Die gleichnamige Hauptstadt liegt an der Vereinigung der kleinen Flüsse Hunse und Aa, welche für größere Schiffe [* 90] fahrbar gemacht sind, und ist durch Kanäle mit dem Dollart sowie mit dem Zuidersee verbunden; Eisenbahnlinien führen von Groningen nach Harlingen, Meppel und Delfzijl. Eine Gracht umgibt die alte Stadt und scheidet diese von der neuen. Der Markt ist einer der größten in Holland. Unter den Gebäuden sind auszuzeichnen: die reformierte St. Martinikirche am Markt im gotischen Stil, mit 95 m hohem Turm, [* 91] die katholische Broederkerk, das Rathaus, das 1850 eingerichtete Gebäude der Universität, die Börse, das Theater, ein großes Gefängnis. Groningen hatte 1885: 50,628 Einw. und unterhält Fabriken für Leinen- und Wollzeuge, Tabak und Zigarren, Bürsten und Kacheln, ferner Buch- und Steindruckereien, Färbereien, Wollkämmereien, Buchweizenmühlen, lebhaften Handel mit Getreide, Raps, Wolle, Vieh, Butter und Käse. Im Hafen liefen 1885: 432 beladene Seeschiffe mit 166,804 cbm Gehalt ein, 407 mit 166,949 cbm Gehalt aus.
Die Universität (1614 gegründet, 1883 mit 362 Studenten) hat eine Bibliothek, eine Sternwarte, [* 92] einen botanischen Garten, [* 93] ein naturhistorisches Museum, ein Kabinett für germanische Altertümer, ein anatomisches Theater, ein Nosocomium academicum (zugleich Krankenhaus [* 94] der Stadt und Provinz). Außerdem hat Groningen eine Akademie der Zeichen-, Bau- und Schiffahrtskunst, ein Gymnasium, zwei höhere Knabenschulen, ein Lehrerseminar und ein Taubstummeninstitut (seit 1790) mit dem Denkmal des Gründers (Predigers Guyot). Die von Coehoorn erbauten Festungswerke der Stadt sind jetzt geschleift. Groningen ist Sitz eines deutschen Konsuls. - Groningen kommt 837 bereits als ansehnlicher Ort, 1166 zuerst als Stadt vor. Anfangs zu Friesland gehörig, wurde Groningerland seit dem 10. Jahrh. durch kaiserliche Vögte regiert, die seit dem 11. Jahrh. den Titel Burggrafen von Groningen führten. Die Stadt war dabei reichsfrei und seit 1282 Hansestadt. Als die Bischöfe von Utrecht auf die Oberherrschaft über Groningen Anspruch machten, verteidigte sich die Stadt mit Erfolg ¶
und dehnte im 12. und 13. Jahrh. ihre Gewalt über Friesland aus. Vom Kaiser Maximilian I. wurde die Oberherrschaft über Groningen und Friesland dem Herzog Albrecht von Sachsen als Erblehen verliehen; dieser konnte jedoch die genannten Provinzen nur mit Mühe im Zaum halten, und 1493 unterwarf sich Groningen dem Bischof von Utrecht. Von Albrechts Sohn, Herzog Georg von Sachsen, 1505 belagert, begab es sich unter den Schutz des Grafen Edzard von Ostfriesland; darauf in die Acht erklärt und abermals vom Herzog Georg belagert, unterwarf es sich dem Herzog Karl von Geldern (1514), der es auch 1515 vom Kaiser Karl V. zu Lehen erhielt.
Nach der Beendigung des Geldernschen Kriegs unterwarf sich Groningen 1536 Karl V. 1579 trat es der Utrechter Union bei, fiel aber durch Verrat wieder in die Hände der Spanier (1580); vergebens belagerten es Ludwig und Moritz von Nassau (1591), erst ergab es sich nach heftiger Beschießung an Moritz. Seitdem gehörte es zu den Sieben vereinigten Provinzen. 1672 erlitt die Stadt eine erfolglose Belagerung durch den Bischof von Münster, Bernhard v. Galen. 1799 wurde ein Teil der batavischen Departements Ems und [* 96] Overyssel, 1810 des französischen Departements Westems; seit 1815 gehört es zum Königreich der Niederlande.
Vgl. Lorgion, Geschiedkundige beschrijving der stad Groningen (Groning. 1850-57, 2 Bde.).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Oschersleben, an der Bode, hat ein Amtsgericht, 2 evang. Kirchen, eine Synagoge, Zucker- und Papierfabrikation, Acker- und Flachsbau u. (1885) 3152 meist evang. Einwohner.
Daselbst bestand von 936 bis ins 16. Jahrh. ein Benediktinerkloster.
großes, teilweise unter dän. Landeshoheit stehendes Nordpolarland, welches die europäischen Eismeere (zunächst die Dänemarkstraße und Grönlandsee) von den amerikanischen (Davisstraße, Baffinsbai, Smithsund, Kennedy- und Robesonkanal) trennt. Von Kap Farewell im S. (59° 45' nördl. Br.) erstreckt sich Grönland, soweit dasselbe bisher bekannt ist, bis über den 83. Breitengrad hinaus. Die Form des Landes erfährt von der Südspitze aus durch nordöstliche Richtung der Ostküste eine allmähliche Verbreiterung; vom 70.° nördl. Br. ab laufen beide Küsten in fast nördlicher Richtung parallel, bis auf der Westseite bei Kap Walker [* 97] im Innern der Melvillebai eine ausgedehnte Halbinselbildung eintritt, bei der die allgemeine Küstenrichtung jedoch vom Smithsund an (das Kanebecken, den Kennedykanal, das Hallbecken und den Robesonkanal entlang) eine nordöstliche wird, so daß jenseit des 82. Parallels dem Land anscheinend nur noch eine Breite [* 98] von weniger als 30 Längengraden bleibt.
Der Flächeninhalt bis zum 82½ Breitengrad beträgt 2,169,750 qkm (34,905 QM.). Dieser gewaltige Inselkörper bildet ein Hochland, welches die höchsten Gebirge der Polarregion umfaßt. Der bedeutendste, von Payer in Ostgrönland gemessene Berggipfel, die Petermannspitze, in der Nähe des Franz Josephs-Fjords, steigt bis zu ungefähr 4270 m an; nördlich davon gelegene Eisspitzen übertreffen diese Höhe noch bei weitem. Hohe Steilküsten erheben sich über den grönländischen Meeren; mächtige Fjorde schneiden tief in das Land ein; bei manchem derselben ist das Ende bis heute unerforscht.
Das Innere überzieht eine ungeheure Eis- und Gletschermasse bis in die unmittelbare Nähe der südlichen und westlichen Küsten, so daß hier nur ein schmaler, an der Westküste 100-130, an der Ostküste 15-30 km breiter Saum als bewohnbar übrigbleibt. In die großen Fjorde münden Gletscher von kolossaler Breite und Höhe, die mit steilen Wänden ins Meer abfallen und bei reißend schnellem Fortschreiten (der Eisstrom des Jakobshavner Fjordes legt in 24 Stunden 15 Meilen zurück) jene riesenhaften Eisberge absetzen, welche von den Meeresströmungen [* 99] bis weit nach dem Süden in den Bereich unsrer atlantischen Schiffahrt geführt werden.
Die eigentümliche Gruppenentwickelung der grönländischen Gebirge und die vielen nur in ihren Anfängen bekannt gewordenen Fjorde haben die Vermutung hervorgerufen, daß Grönland aus einer Anzahl größerer und kleinerer Inseln bestehe. Seine bedeutendste Erhebung erreicht an der Ostseite und senkt sich wahrscheinlich allmählich nach der weniger hohen Westküste. Die in Grönland am häufigsten vorkommenden Gebirgsarten sind: Granit und Gneis, metamorphischer Schiefer (in welchem der talkartige sogen. Topfstein vorkommt, aus dem der Grönländer seine Gefäße macht), silurischer Kalkstein im NW., roter Sandstein devonischen Alters, ferner Syenite und Grünsteine, alle reich an beigemengten schönen Mineralien [* 100] (Granat, [* 101] Zirkon, [* 102] Sodalit etc.). Porphyre und Basalte sind nicht minder verbreitet.
Bei Disko finden sich Kreidelager und tertiäre Braunkohle vor, in welcher untergegangene Laubwälder eine Menge Abdrücke hinterlassen haben (s. Disko). Bei Ivigtut im Arsukfjord (61° 12' nördl. Br.) treten Kupfer-, Eisen.- und Zinnerze sowie Silber- und Bleierze zu Tage, und an derselben Stelle findet sich der sonst nur bei Mijask in Sibirien vorkommende Kryolith, der durch eine 1850 konzessionierte Gesellschaft abgebaut wird, welche 1883-84: 112 Arbeiter beschäftigte und 571½ Kubikklafter Kryolith ausführte.
Reißblei gehört ebenfalls zu den mineralogischen Erzeugnissen Westgrönlands. Eine besonders merkwürdige Erscheinung ist das im Basalt gediegen vorkommende Eisen, [* 103] welches bis auf die neueste Zeit (Steenstrup) für meteorisch gehalten wurde. Heiße Quellen sollen früher vorgekommen sein; nach einer Sage benutzten die Mönche des normännischen Thomasklosters eine solche nicht nur zur Heizung, [* 104] sondern auch zum Kochen und zur Anlage von Wintergärten. Die Vegetation Grönlands bleibt infolge der niedrigern Temperatur selbst auf den bewohnten Strecken der südlichen und westlichen Küste weit hinter derjenigen Skandinaviens und andrer unter gleicher Breite liegender Gegenden Europas, Asiens und des westlichen Amerika [* 105] zurück. So hat Godthaab in Westgrönland unter 64° nördl. Br. ein Jahresmittel von -2,05° C., ein Wintermittel von -9,8° C., während bei Tromsö in Norwegen, [* 106] unter fast 70° nördl. Br., diese Mittel +2,15° C. und -3,8° C. betragen.
Das Pflanzenverzeichnis der dänischen Kolonien umfaßt neben Moosen, Flechten [* 107] und Algen [* 108] nicht mehr als 378 Blütenpflanzen; nur an einzelnen geschütztern Stellen unterbricht zur Sommerzeit ein bunter Schmuck wilder Blumen auf grünem Rasen die Öde der Felsenufer. Die Baumvegetation ist vertreten durch Weiden- und Birkengestrüppe; im äußersten Süden kommt der Wacholder (Juniperus nana) vor. Beeren und Seepflanzen ersetzen das Gemüse. Das westliche Grönland ist durch ein etwas milderes, aber auch feuchteres Klima bevorzugt; ein die Westküste begleitender Arm des atlantischen Flutwassers macht zugleich diese Küstenstrecke bis weit nach Norden hinauf zugänglich. Einen nachteiligen Einfluß auf die Temperatur- und Eisverhältnisse übt bis gegen Frederikshaab der um Kap Farewell herumbiegende Arm des ostgrönländischen Polarstroms aus. An der Ostküste zieht dieser Eisstrom in seiner ¶
ganzen Mächtigkeit hin. Das Klima ist hier trockner als irgendwo sonst in der Nordpolregion, abgesehen von den Festländern; im Winter herrscht strenge Kälte, doch ermöglichen die heißen Sommer ein verhältnismäßig üppiges Pflanzenleben. Die Tierwelt Grönlands ist ziemlich reich ausgestattet. Das Meer hat Überfluß an Fischen und großen Säugetieren; unter den Landsäugetieren sind der Eisbär, der Eisfuchs, der Eskimohund, der Lemming, der Schneehase, das Renntier, das Hermelin und der Moschusochs zu nennen.
Zahllose Scharen von Seevögeln beleben im Sommer die Küsten. Für menschliche Ansiedelungen geeignet sind nur der westliche und südliche Küstenrand, etwa 88,100 qkm (1600 QM.); an der Westküste zählte man 9781 Eskimo (5503 in Südgrönland, 4278 in Nordgrönland) und 280 Europäer. An der Ostküste fand man im Herbst 1884 südlich vom 68.° nördl. Br. 548 Bewohner, davon 247 männlichen, 301 weiblichen Geschlechts. Lebensweise, Wohnung und Kleidung der grönländischen Eskimo sind den polaren Verhältnissen vortrefflich angepaßt, Schlitten und Kajak (Einmannboot) ihre wichtigsten Geräte, ihre Haupterwerbsquellen der Fang der Seehunde, Wale [* 110] und Weißfische, die Renntierjagd und die Ausbeutung der Vogelfjelde.
Auf Moralität und Bildungszustand dieser Naturmenschen haben die dänischen und deutschen Missionäre in vorteilhafter Weise eingewirkt. Von den jetzt bestehenden 13 Missionsplätzen gehören 7 der 1721 von Hans Egede begründeten dänischen Mission an, welche 7 europäische Missionäre und 10 eingeborne Gehilfen beschäftigt und gegen 6000 Bekenner zählt, die übrigen 6 der Herrnhuter Brüdergemeinde, welche sich seit 1733 mit Erfolg an dem grönländischen Missionswerk beteiligt hat und 9 europäische Missionäre mit 36 eingebornen Gehilfen beschäftigt; die Zahl ihrer Anhänger betrug 1886: 1556. In kirchlicher Beziehung wird das dänische Grönland zum Sprengel des Bischofs von Zeeland gerechnet, in weltlicher Beziehung steht es unter dem Direktorat für den königlichen grönländischen Handel und zerfällt in zwei Inspektorate: Nordgrönland mit den Kolonien Upernavik, Omenak, Ritenbenk, Jakobshavn, Kristianshaab, Egedesminde und Godhavn und Südgrönland mit Holstenborg ^[richtig: Holstensborg], Sukkertoppen, Godthaab, Frederikshaab (mit dem Bergwerksort Ivigtut) und Julianehaab. Der Handel ist ausschließlich in den Händen der Regierung, welche 1883 für 742,644 Kronen [* 111] ein- und für 462,433 Kronen ausführte. Die Ausfuhr bestand 1883 bis 1884 aus 10,632 Ton. Robbenspeck, 1419 Ton. Fischleber, Seehundsfellen, Walfischbarten, Eiderdaunen und etwas Pelzwerk; [* 112] die Einfuhr aus Schiffsbrot, Butter, Speck, Grieß, Erbsen etc. und den nötigen Kolonialwaren. S. Karte »Nordpolarländer« [* 113] und »Nordamerika«. [* 114]
Im Anfang des 10. Jahrh. n. Chr. entdeckte der Isländer Gunnbjörn, des Ulf Kraka Sohn, die nach ihm benannten Gunnbjörnschären (jetzt Danellsinseln) und sah von hier aus die südliche Ostküste Grönlands. Dann landete 983 der aus Island [* 115] verbannte Normanne Eirekr hinn Raudi Thorvaldson (Erich der Rote) an der Westküste und brachte mehrere Jahre an derselben zu. 985 kehrte er nach Island zurück, wo er über das »grüne Land« im Innern der Fjorde so günstig berichtete, daß er 986 eine größere Ansiedelung dorthin führen konnte, der bald andre folgten.
Erik selbst erbaute sich sein Haus zu Brattahlid zwischen dem Eriks- und dem Einarsfjord, wo noch heute die Grundmauern desselben zu sehen sind. Die Kolonie blühte 300-400 Jahre, und es entstand zwischen ihr und dem Mutterland ein regelmäßiger Verkehr. Die Zahl der Ansiedler wuchs so schnell, daß bald nach Einführung der christlichen Religion (um 1000) durch Leif Erikson, den der norwegische König Olaf dahin sandte, mehrere Kirchen längs der Küste gebaut und unter einen Bischof gestellt wurden, der 1126 seinen Sitz zu Gardar bei Brattahlid aufschlug.
Die Kolonisten hielten Rindvieh und Schafe und trieben Jagd und Fischerei. [* 116] Die Niederlassung hatte etwa 10,000 Einw. und zerfiel in einen östlichen und einen westlichen Teil, Estribygd und Vestribygd, beide auf der Westküste gelegen, das erste zählte im 13. Jahrh. 190 Höfe und 12 Kirchen, das zweite 90 Höfe und 4 Kirchen. Die Kolonie kam 1261 unter die Herrschaft Norwegens, die ihr durchaus nicht förderlich war. Der Handel mit Europa [* 117] geriet in Verfall, jahrelang war der Verkehr völlig unterbrochen.
Ende des 14. Jahrh. wurde die Vestribygd von den Skrälingern (Eskimo) vollständig, 1418 die Estribygd von englischen Seeräubern fast ganz verwüstet. Erfolglos sandten in der Folge mehrere Könige von Dänemark Expeditionen zur Wiederauffindung der verschwundenen grönländischen Kolonie aus, die man irrigerweise an der Ostküste suchte. Auch als die Westküste unterdessen von Davis (1585-87), Hudson (1607), Baffin (1616) und von Walfischfahrern wieder besucht ward, fand man keine Spur von einer europäischen Niederlassung.
Erst 1723 ward eine neue Kolonie (Godthaab) auf Grönland und zwar auf der Westküste durch den Missionär Hans Egede (s. d.) gegründet. Während eine militärische und Strafkolonie, welche 1728 von der dänischen Regierung in Grönland gegründet ward, bald wieder einging, behauptete sich Egede trotz großer Schwierigkeiten. Der Handel, der 1750 einer besondern Kompanie als Monopol übertragen wurde, begann aufzublühen. 1782 erhielt die Niederlassung ihr Grundgesetz. Seit der Abnahme des Walfischfanges sank der Handel wieder und erlitt auch zur Zeit der Napoleonischen Kriege harte Verluste.
Neuere Seefahrer haben die Kenntnis der Küsten bedeutend erweitert. Auf der Westküste drang Kane 1853 bis zur Rensselaerbai vor (78° 38' nördl. Br.); den nördlichsten Punkt (83° 24' nördl. Br.) erreichte Lockwood In das Innere in westöstlicher Richtung über die berühmte grönländische Eisdecke zu dringen, wurde wiederholt versucht, so drangen 1878 Jensen, Kornerup und Groth 10 geogr. Meilen weit ins Innere vor und erstiegen am fernsten Punkte der mühevollen Eisfahrt einen Gipfel von 1556 m absoluter Höhe, von dessen Spitze aus jedoch nur Eis auf ansteigendem Boden zu sehen war.
In den Sommern der Jahre 1880 und 1881 bereiste der Marineleutnant Holm die Gegend beim Kap Farewell, betrat dieses als erster Europäer und bestimmte seine Lage mit Sicherheit. Im Sommer 1883 machte Nordenskjöld auf Kosten des Großhändlers Oskar Dickson, und vom König von Schweden durch Überlassung des Postdampfers Sophia zu diesem Zweck unterstützt, den Versuch, von dem Aulaitsivikfjord an der Westküste, südlich der Diskobai, aus den von ihm im Innern vermuteten eisfreien Kontinent zu erreichen, fand seine Theorie aber nach einmonatlichen Versuchen widerlegt, so daß man zu dem sichern Schluß gelangt ist, daß Binnengrönland unter Eis begraben liegt. Ebenfalls 1883, aber nach Nordenskjöld, gingen von Dänemark zwei Expeditionen nach Grönland, von denen die eine unter dem Marineleutnant Hammer [* 118] ihre Aufgabe, die Lücken an der Küste auszufüllen, welche die Karte zur Zeit noch bot, ziemlich vollständig lösen konnte. Hammers Arbeiten wurden durch die ¶