Eine Sammlung epischer
Dichtungen von F. erschien unter dem
Titel: »Deutsche
[* 11] Gedenkblätter«
(Stuttg. 1875).
Greifs lyrische
Poesien zeichnen sich durch feine und tiefe
Empfindung und Formgewandtheit gleich vorteilhaft
aus; seinen Bühnendichtungen fehlt der eigentliche dramatische
Nerv.
Infolge der geringen Tiefe (bis 34 m) friert er in strengern
Wintern bald zu. Am Ostufer das
Schloß Greifensee, im alten Zürichkrieg (1444) durch den
Hauptmann Wildhans von Breiten-Landenberg
heldenmütig gegen die Eidgenossen verteidigt.
Nach der
Übergabe wurde er nebst 70 seiner Mitkämpfer auf der Blutwiese bei
Nänikon hingerichtet.
[* 1] Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Stralsund,
[* 31] an der
LinieAngermünde-Stralsund der Preußischen Staatsbahn
und am schiffbaren Rykgraben, der 4 km unterhalb in den Greifswalder
Bodden, einen Teil der
Ostsee, mündet, hat meist breite
und geradeStraßen und besonders am Marktplatz eine Anzahl sehr interessanter und schöner hoher Giebelhäuser.
Unter den vier
Kirchen (3 evangelische und eine katholische) sind die frühgotische Marienkirche (Backsteinhallenbau), die
gotische Nikolaikirche wegen ihres kühnen
Turms u. eines im J. 1883 hergestellten prachtvollen »Lutherfensters«,
die Jakobikirche wegen eines sehr alten
Taufsteins bemerkenswert. Die Zahl der meist evang. Einwohner
betrug 1885 mit
Garnison (ein Inf.-Bat.
Nr. 14) 20,333. An gewerblichen Etablissements hat Greifswald eine bedeutende Eisenbahnwaggon-
u. Maschinenfabrik,
Eisengießereien, Fabrikation von
Ketten und landwirtschaftlichen
Maschinen,
Schiffbau, Heringsräuchereien,
Bergungsdampfschiffe mit
Taucherapparat und ein
Sol- und Moorbad. Der
Seehandel ist lebhaft. Greifswald besaß 1883: 40
Schiffe
[* 32] mit
durchschnittlich 225 Registertons Raumgehalt. Der
Hafen liegt beim Dorf
Wyk, an der Mündung des Rykgrabens, wo sich auch ein
See-
Bald darauf trat es der Hansa bei. Es erhielt 1451 durch den Bürgermeister Rubenow (Denkmal desselben auf dem Rubenowplatz)
seine im wesentlichen noch bestehende Verfassung und 1456 auf desselben Betreiben eine Universität, welche jedoch anfangs
wenig über 100 Studenten zählte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Greifswald von den Kaiserlichen befestigt,
kam aber 1631 in Besitz der Schweden,
[* 41] denen es auch beim WestfälischenFrieden verblieb. Am ward Greifswald von dem Kurfürsten
von Brandenburg
[* 42] erobert, 1679 aber zurückgegeben. Die Russen verwüsteten 1713 die Stadt; 1715 kam sie an Dänemark, 1721 wieder
an Schweden, 1815 aber an Preußen.
[* 43]
Vgl. Gesterding, Beitrag zur Geschichte der Stadt Greifswald (Greifsw. 1827-29, 3 Bde.);
Samuel, russ. Admiral, geb. 1736 in Schottland, wurde in jungen JahrenSeemann, nahm 1759 an der Schlacht bei Belle-Isle
teil und trat 1764 in russische Dienste.
[* 44] Als bald darauf der türkische Krieg ausbrach, war Greigh einer der
Hauptbefehlshaber auf der Mittelmeerexpedition, focht mit Auszeichnung in der Schlacht bei Tschesme (1770) und hatte einen
Hauptanteil an den geschickten Dispositionen, welche die Vernichtung der türkischen Flotte bewirkten. 1788 beim Ausbruch des
schwedischen Kriegs war Greigh Oberbefehlshaber der Ostseeflotte und siegte bei Hogland 6. (17.) Juli über
die schwedische Flotte, welche sich nach Sweaborg zurückzog und dort längere Zeit von der russischen blockiert wurde. Greigh starb 15. (26.)
Okt. 1788 auf einem Schiff
[* 45] bei Reval
[* 46] und wurde in Reval bestattet. - Sein Sohn Alexei, geb. 1775, widmete sich ebenfalls dem Seefach,
weilte längere Zeit wegen nautischer Studien in England und nahm später regen Anteil an der Verwaltung
des Seewesens in Rußland; im Verein mit englischen Geschwadern focht er an der Spitze eines russischen Geschwaders 1804 und 1805 im
Mittelmeer gegen die Franzosen und gegen die Türken, wie er denn im Mai 1805 die InselLemnos eroberte. 1812 und 1813 war
er teils mit diplomatischen Missionen, teils mit Flottendispositionen beschäftigt. 1816 wurde er Oberbefehlshaber der Flotte
im SchwarzenMeer; in dem Türkenkrieg am Anfang der Regierung des KaisersNikolaus nahm er Anteil an der EroberungAnapas und Warnas.
Er starb 18. (30.) Jan. 1845. -
Sein Sohn Samuel Alexejewitsch Greigh war vom Juli 1878 bis Ende 1880 Finanzminister
Rußlands.
Aloys, Maler, geb. zu Linz,
[* 47] studierte seit 1858 auf der WienerKunstakademie und in der Schule des DirektorsRuben, bei welchem er bis zum Jahr 1862 blieb. Sein Erstlingswerk waren mehrere Kartons aus der Geschichte
des oberösterreichischen Bauernkriegs. Nachdem er einige Zeit abwechselnd in Stuttgart,
[* 48] Wien und Linz gelebt hatte, ließ er
sich 1873 dauernd in Wien nieder, wo er sich vorzugsweise mit der Aquarellmalerei und der Illustration beschäftigt. Er kultiviert
besonders das Kostümbild. Unter seinen Arbeiten sind zu nennen: Durchzug kaiserlicher Husaren durch eine
schwäbische Landschaft, Husaren in der Dorfschmiede, gefangene Edelleute aus der Zeit der oberösterreichischen Bauernkriege,
die Klosterbibliothek, Künstlers Erdenwallen, aus dem Philisterleben.
Stadt in der oberösterreich. Bezirkshauptmannschaft Perg, an der Donau, mit (1880) 1391 Einw., Holz- und Getreidehandel,
ist Sitz eines Bezirksgerichts und wegen seiner angenehmen Lage beliebter Sommeraufenthalt. Oberhalb der
Stadt das stattliche Schloß Greinburg; unterhalb bildet die Donau den ehedem gefährlichen Strudel und Wirbel. Nach Grein benannt
ist der Greinerwald, ein Ausläufer des Böhmerwaldes, welcher (950-1250 m hoch) in Stufen mit tief eingeschnittenen Thälern
zur Donau abfällt. Nördlich von Grein liegt die Kaltwasserheilanstalt Kreuzen, westlich über einer Waldschlucht
die schöne BurgClam (Klamm).
Michael, Germanist, geb. zu Willingshausen in Hessen,
[* 49] studierte zu Marburg
[* 50] und Jena
[* 51] Mathematik und Naturwissenschaften,
wandte sich später der Germanistik zu und habilitierte sich 1862 in Marburg. Zwei Jahre später wurde er zum Sekretär
[* 52] und 1865 zum
Archivar am kurfürstlichen Haus- und Staatsarchiv zu Kassel ernannt, siedelte bei dessen Verlegung 1870 mit diesem wieder
nach Marburg über, wurde hier 1873 Professor und starb in Hannover, wohin er 1876 versetzt war. Greins Forschungen
bewegen sich meist auf dem Gebiet der angelsächsischen Sprache
[* 53] und Litteratur. Seine Hauptwerke sind:
»Bibliothek der angelsächsischen Poesie in kritisch bearbeiteten Texten, mit Glossar« (Götting. 1857-64, 4 Bde.);
gemengtes Silikatgestein, wenig verbreitet, bestehend aus einem meist grobkörnigen Gemenge
von hellgrauem Quarz und wenig grauem, gelbem oder schwarzgrünem Glimmer (meist
¶
AugustEduard, Komponist, geb. zu Berlin
[* 66] als Sohn des Organisten an der dortigen Parochialkirche, erhielt
seine wissenschaftliche Erziehung am Gymnasium zum GrauenKloster und seine musikalische Ausbildung durch
Zelter. Bereits im Alter von 16 Jahren erhielt er auf Empfehlung dieses Meisters die Organistenstelle an der Nikolaikirche, und
im folgenden Jahr ward er Mitglied der Singakademie, mit welcher Anstalt er während seiner weitern Künstlerlaufbahn immer
inniger verbunden wurde, namentlich nachdem er 1832 neben Rungenhagen zum Vizedirigenten erwählt und
nach dessen Tod 1853 in seine Stelle gerückt war.
Inzwischen war er auch als Hofdomorganist und als Lehrer des neuerrichteten Domchors angestellt und (1841) zum Mitglied der
königlichen Akademie der Künste ernannt worden, vermochte jedoch mit allen diesen Pflichten noch eine
überaus erfolgreiche Thätigkeit als Kompositionslehrer und schaffender Künstler zu vereinen. In letzterer Eigenschaft hat
er sich namentlich durch seine im Geiste der ältern italienischen Meister gehaltenen Vokalwerke ein Verdienst erworben, welches
um so
höher zu schätzen ist, als die kostbaren Traditionen jener Zeit in dem seit Mendelssohns Auftreten
herrschend gewordenen einseitigen Kultus der Instrumentalmusik verloren zu gehen drohten.
Alle seine zahlreichen vortrefflichen Arbeiten dieser Gattung (Motetten, Kantaten, Psalmen, ein Oratorium: »Die Israeliten in der
Wüste«, vierstimmige Lieder für gemischten und Männerchor) überragt aber seine 16stimmige Messe a cappella, ein Meisterwerk
kontrapunktischer Arbeit, zugleich ausgezeichnet durch überraschende Klangschönheit und Tiefe der Empfindung,
seit seiner ersten Aufführung 1861 ein mehr und mehr bewundertes Repertoirestück der Berliner
[* 67] Singakademie. Anfang der 70er
Jahre in den Ruhestand versetzt, starb er
(franz., spr. grönásch), starker, dunkelroter,
dicklicher Roussillonwein. ^[= meist rote, doch auch weiße Weine aus der Provinz Roussillon; Rotweine zweiten Ranges, wie ...]
britisch-westind. Insel, eine der KleinenAntillen, ist vulkanischer Natur und hat in der
Mitte den Mount Catherine (838 m), an den sich fruchtbare Thäler lehnen, und mehrere Kraterseen, darunter den GrandEtang, 530 m ü. M.
hat ein Areal von 396 qkm (7,2 QM.) und (1884, mit Carriacou) 42,403
Einw., worunter 835 Weiße. Seine Hauptprodukte sind: Kakao, Baumwolle,
[* 68] Zucker,
[* 69] Gewürze, Kaffee und Südfrüchte.
Ausfuhr 1884: 213,116 Pfd. Sterl., Einfuhr 153,421 Pfd. Sterl.
Die repräsentative Verfassung wurde 1877 beseitigt. Die Revenue belief sich 1884 auf 50,216, die Kolonialschuld auf 5440 Pfd. Sterl.
Hauptstadt ist St. George (3766 Einw.). Carriacou und andre der Grenadinen (s. d.) gehören zu Grenada. - Grenada wurde 1493 von
Kolumbus entdeckt, 1650 von den Franzosen kolonisiert, 1762 von den Engländern erobert und 1783 förmlich an dieselben abgetreten.
(franz. Grenadiers, von grenade, Granate), ursprünglich Soldaten, welche bei Ortsverteidigungen Handgranaten
gegen den Feind schleuderten (daher Granatiere genannt). Als der schwedische GeneralLars Kagge 1634 in Regensburg
[* 72] belagert
wurde, forderte er zu diesem DienstFreiwillige auf, denen er eine bedeutende Soldzulage gewährte, und
wurde so der Schöpfer der Grenadiere Ludwig XIV. gab dann 1667 jeder Kompanie des Königs-Infanterieregiments vier Grenadiere, die 1670 zu
einer Kompanie vereinigt wurden. 1672 erhielt jedes Infanterieregiment eine Kompanie Grenadiere Ludwig XIV. errichtete 1676 auch zwei
Kompanien Grenadiere zu Pferde
[* 73] als Gardetruppen unter der Benennung Grenadiere des Königs. Neben dem Reiterdienst wurden
diese Grenadiere noch besonders wie Pioniere verwendet. 1749 wurden aus den Grenadieren aufgelöster Regimenter die unter dem
¶
Napoleon I. errichtete besondere Grenadierbataillone, -Regimenter und -Brigaden, zuletzt (wie auch Rußland) ein ganzes Grenadierkorps.
Aber gegen Ende vorigen Jahrhunderts konnten die Granatwerfer gegen die in ihren Bewegungen schneller gewordene Kavallerie nicht
mehr standhalten und kamen deshalb außer Brauch. Die GardeNapoleons III. hatte bis zu ihrer Auflösung 1870 Grenadierregimenter
(s. Elite). In Deutschland
[* 75] bedingt jetzt der Name Grenadiere, der bei den Garde- und den ersten zwölf Linienregimentern für die ersten
beiden Bataillone beibehalten ist, keinen Unterschied in dem Ersatz und dem Werte der Truppe.
Rußlands Grenadiere zu Pferde sind ein Kürassierregiment der Garde. Die Grenadiere zeichneten sich besonders durch hohe Mützen (Grenadiermützen)
von Tuch und mit Blech beschlagen (bei den Preußen und Russen) oder von Bärenfell (bei den Österreichern, Sachsen und zum Teil
bei den Franzosen) aus, welche seiner Zeit eingeführt wurden, weil der breitrandige Hut
[* 76] der Infanterie
die Grenadiere am Granatwerfen hinderte. Jetzt tragen die deutschen Grenadierregimenter bei ParadenHaarbüsche auf den Helmen; die
alten Grenadiermützen haben sich nur noch bei dem preußischen 1. Garderegiment zu Fuß und der Schloßgardekompanie ausschließlich
als Paradestück erhalten.
Inselkette zwischen den britisch-westindischen Inseln St. Vincent und Grenada, 34 qkm groß mit 7300 Einw.,
wovon (1881) 5154 auf den 28 qkm großen Carriacou kommen.
(spr. grönjeh), Edouard, franz. Dichter, geb. 1819 zu
Baumes lesDames (Doubs), war längere Zeit Gesandtschaftssekretär und widmete sich dann dichterischen Arbeiten. Wir nennen
von seinen Schriften, die beim Publikum wie von seiten der Kritik günstige Aufnahme fanden: »Petits poèmes« (1859, 4. Ausg.
1871),
von der Akademie gekrönt (darin die Gedichte: »La mort du juif errant«, »L'infini«,
»Elkovan« etc.),
und »Poèmes dramatiques« (1861;
enthaltend: »Stéphen«, »In excelsis«,
»Le
[* 81] premier jour de l'Éden« und »Promethée
délivré«);
ferner die Gedichtsammlung »Amicis« (1868; darin das preisgekrönte Poem »La mort du président
Lincoln«);
die Dichtungen: »Seméïa« (1869, ebenfalls gekrönt),
Unmittelbar über der Stadt erheben sich die beiden Forts Rabot und La Bastille, welche eine herrliche Aussicht
gewähren. An Stelle der alten Enceinte, welche seit 1880 weiter hinausgeschoben worden ist, entsteht ein neuer Stadtteil;
auch die enge, schlecht gebaute alte Stadt wird vielfach verschönert. Unter den Gebäuden sind hervorzuheben: die KircheSt.-André (um 1220 gegründet, mit dem GrabmalBayards), die KircheNotre Dame mit prachtvollem Sakramentshäuschen
aus dem 15. Jahrh., die KircheSt.-Laurent mit merkwürdiger Krypte, der schöne gotische Justizpalast, die Präfektur, das
Stadthaus, das Bibliotheks- und Museumsgebäude, das Theater, das Spital für Geisteskranke etc. Auch die Kais an der Isère und
die schönen Spaziergänge sind erwähnenswert.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 48,485. In industrieller Hinsicht spielt die erste Rolle die Handschuhfabrikation,
die in 115 Etablissements 2000 Arbeiter und 20,000 Näherinnen in der Stadt und Umgegend beschäftigt und jährlich ca. 6 Mill.
PaarHandschuhe im Wert von 17 Mill. Frank liefert. Außerdem bestehen zahlreiche Fabriken für Likör, Hanfprodukte,
Strohhüte, Gips,
[* 85] Zement und Eisenwaren. Auch der Handel mit Getreide,
[* 86] Holz, Likör (»Chartreuse«),
Nation und wurde die Hauptstadt der Dauphiné, welche 1349 an Frankreich fiel. Die Befestigungen von Grenoble wurden von Chevalier de
Ville angelegt und durch Vauban vermehrt. Im März 1815 war Grenoble die erste Stadt, welche dem von Elba zurückkehrenden Napoleon
I. die Thore öffnete, mußte aber nach dreitägiger Belagerung sich den Österreichern ergeben.
1825-39 wurde die Stadt in eine Festung ersten Ranges umgewandelt.
(spr. grénnwill), engl. Adelsgeschlecht, das seit
Wilhelm dem Eroberer in der GrafschaftBuckingham ansässig war, aber erst durch die HeiratRichard Grenvilles,
Parlamentsmitglieds für Andover (gest. mit Hester, Tochter SirRichardTemples, zu Reichtum und politischer Wichtigkeit
gelangte. Bemerkenswerte Glieder
[* 90] desselben sind:
2) George, Bruder des vorigen, geb. trat in seinem 25. Jahr als Sachwalter auf. Als Parlamentsmitglied glänzte
er unter den besten Rednern der Torypartei, kam 1744 in das Admiralitätsamt, wurde 1747 Lord des Schatzes, 1754 Schatzmeister
der Marine und 1761 Sprecher des Unterhauses. 1762 gehörte er dem MinisteriumBute an und wurde 1763 nach
Butes Rücktritt Premierminister, in welcher Stellung er 1765 die berüchtigte Stempeltaxe durchsetzte, die den ersten Widerstand
der nordamerikanischen Kolonien hervorrief. Bei dem König inUngnade gefallen, mußte Grenville im Juli 1765 den Whigs weichen; doch
brachte er noch 1770 als Führer der Opposition das Gesetz über das Verfahren bei streitigen Wahlen (Grenville act) zu stande.
Grenville verteidigte seine Verwaltung in der Schrift »Considerations on the commerce and finances of England« (Lond. 1765) u. starb Seine
hinterlassenen Papiere gab Smith (Lond. 1852, 4 Bde.)
heraus.
3)Thomas, zweiter Sohn des vorigen, geb. trat für Buckingham ins Parlament, mußte jedoch 1784 daraus scheiden,
weil seinen Verwandten seine enge Verbindung mit Fox und den Whigs mißfiel. Dafür ward er 1790 durch Vermittelung der Whigs
zu Oldborough und 1794 für Buckingham von neuem ins Parlament gewählt. 1782 war er außerordentlicher
Gesandter in Paris und 1794 in Wien. Nach Fox' Tod ward er 1806 erster Lord der Admiralität, legte aber dies Amt 1807 nieder, überließ 1818 den
Parlamentssitz seinem Neffen und zog sich auf seine Güter zurück; wo er starb. Seine kostbare
Bibliothek (über 20,000 Bände) vermachte er dem BritischenMuseum.
Als Pitt aus dem Ministerium trat, zog sich Grenville ebenfalls zurück. In das von Pitt 1804 gebildete Kabinett
trat er nicht ein, dagegen übernahm er 1806 nach PittsTode die Bildung eines aus »allen Talenten« der bisherigen Opposition
bestehenden Ministeriums. Er erwarb sich in diesem Amt nicht geringe Verdienste, namentlich um die Reorganisation des Heers,
mußte aber 1807, da der König in die von ihm angeregte Emanzipation der Katholiken nicht einwilligen
wollte, zurücktreten und blieb seitdem, wenn auch ohne Amt, noch lange Jahre einer der bedeutendsten Führer der liberalen
Opposition. Er starb auf seinem Landsitz Dropmore in der GrafschaftBuckingham. Grenville schrieb mehreres über die Politik
seiner Zeit. Auch veranstaltete er eine mit Anmerkungen versehene Ausgabe des Homer (1800) und des Horaz,
gab 1804 die Briefe des GrafenChatham an seinen NeffenThomasPitt heraus und lieferte in seinen »Nugae metricae« (1806) Übersetzungen
altenglischer, lateinischer und griechischer Gedichte.
ja, man
erhob gegen ihn sogar eine Klage wegen Meineides, so daß er nach Paris flüchtete, wo er als Berichterstatter für mehrere Zeitungen
lebte. Er starb daselbst Außer mehreren Romanen schrieb er: »Droits et devoirs des envoyés diplomatiques« (1853);
die zum Teil von selbst durch Gewässer und andre natürliche Merkmale gegeben sind. Die Wichtigkeit gesicherter Grenzen
für einen geordneten Rechtszustand mußte zu weitern Bezeichnungen durch Raine, Gräben, Hecken, Zäune, Planken, gezeichnete
Bäume, Pfähle u. dgl. führen. Gegenwärtig erfolgt
diese Bezeichnung regelmäßig durch Steine (Grenz-, Mark-, Mund-, Schied-, Rain-, Laagsteine), welche von
öffentlich angestellten Märkern (Markscheidern, Feldgeschwornen, Steinsetzern) nach gewissen Regeln, z. B. über untergelegte
Scherben, Glasstücke oder andre der Verwitterung nicht ausgesetzte Kennzeichen (sogen. Kunden, Zeugen), in Zwischenräumen auf
die Grenze gesetzt werden, so daß die Kanten oder eingehauenen Linien (Schleifen) von je zwei Steinen aufeinander weisen und die
dazwischen zu ziehende Linie mit der Grenze zusammenfällt.
Zweifel über die Echtheit eines Steins können aus dessen Beschaffenheit nach der Hebung
[* 103] beseitigt werden. Eine wesentliche
Unterstützung bieten hierbei die Beschreibungen der Grenzen, wie sie in öffentlichen Urkunden (Grenzprotokollen, Grenzrezessen)
und Büchern (Flurbüchern, Grundbüchern) niedergelegt sind, vorzüglich aber Veranschaulichungen durch Karten. Wo
Gewässer die Grenze bilden, wird diese in der Mitte angenommen. Eine Bezeichnung der Grenze kann rechtsgültig
nur erfolgen, nachdem dieselbe von den beteiligten Anliegern anerkannt oder durch richterliche Entscheidung festgestellt worden
ist.
Jeder Grundeigentümer kann nämlich im Streitfall von seinem Nachbar die Feststellung der Grenze und deren Bezeichnung
auf gemeinschaftliche Kosten mittels der Grenzklage (Grenzscheidungsklage, actio finium regundorum) fordern.
Die auf der Grenze befindlichen Gegenstände, besonders Bäume, sind gemeinschaftlich, daher auch im Zweifel gemeinschaftlich zu
erhalten. Nach sächsischem Recht kann der Grundeigentümer den Überhang und Überfall von den Gewächsen des Nachbars sich
aneignen, während er nach römischem Recht nur die Entfernung der in seinen Luftraum überhängenden Äste
bis zu 15 FußHöhe fordern darf, dagegen dulden muß, daß der Nachbar von Zeit zu Zeit die überfallenden Früchte aufliest,
in welchem Recht sich dieser mittels des Interdictum de glande legenda schützt. Über die Entfernung, in welcher heimliche
Gemächer und andre lästige Anlagen von der Grenze bleiben müssen, enthalten das gemeine Recht und die Partikulargesetze
nähere Vorschriften. - Dem öffentlichen Recht gehört die Bestrafung der Grenzfälschung (s. d.), sodann aber auch die Begrenzung
der Ortsfluren, der Gerichts- und Verwaltungsbezirke und die des Staatsgebiets an. Man bedient sich hierbei, soweit natürliche
Grenzen mangeln, ähnlicher Bezeichnungen wie bei Privatgrenzen.
Zur Beaufsichtigung dieser Grenzzeichen dienen Flurzüge und Grenzbegehungen. Bildet ein Fluß die Grenze, so wird als solche
zuweilen, z. B. beim Rhein, der sogen. Thalweg, also die Hauptströmung, angesehen. Wo die Grenze Gewässer
durchschneidet, dienen zu ihrer Bezeichnung Tonnen und Signale, die, an Ankern befestigt, auf der Wasserfläche
schwimmen. Was das Meer betrifft, so werden Häfen und Buchten als zum Staatsgebiet gehörig angesehen; außerdem wird die
Grenze des Souveränitätrechts als auf Kanonenschußweite vom Uferrand aus ins Meer reichend in der Regel angenommen.
Die Theorie von den sogen. natürlichen Grenzen zwischen zwei Nationen wurde namentlich von Napoleon III.
vertreten, welcher im InteresseFrankreichs den Rhein als die natürliche Grenze zwischen Frankreich und Deutschland
bezeichnete.
Mit Rücksicht auf das Sprachgebiet wird auch von einer Sprachgrenze gesprochen. Militärisch versteht man unter strategischer
Grenze die Grenzgebiete eines Landes, welche für den strategischen Aufmarsch der Armeen, d. h. für das Heranziehen der Truppen
an der bedrohten Grenze bei Ausbruch eines Kriegs, von besonderer Wichtigkeit sind, wo also entweder der Einbruch des Feindes zu
erwarten ist, oder wo man selbst unter günstigen Vorbedingungen in Feindesland eindringen kann. Solche Gebiete waren z. B. 1870 für
die deutschen Armeen die an der Saar und die Pfalz. Grenzfestungen oder Sperrforts in solchen Gebieten sollen
für den Aufmarsch oder die Verteidigung der Grenze feste Stützpunkte bilden. Auch die Grenzwehren der Römer, wie sie namentlich
in den Rheinlanden (Limes raeticus und Limes transrhenanus) in großartiger Weise angelegt waren, dienten der Grenzverteidigung.
das Vergehen desjenigen, welcher einen Grenzstein oder ein andres zur Bezeichnung
einer Grenze (s. d.) bestimmtes Merkmal in der Absicht, einem andern Nachteil zuzufügen,
wegnimmt, vernichtet, unkenntlich macht, verrückt (Grenzverrückung) oder fälschlich setzt (Grenzfälschung im engern Sinn).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Wiesbaden,
[* 104] Kreis Unterwesterwald, bei Vallendar, mit 1600 Einw., bekannt
durch seine im 16. und 17. Jahrh. lebhaft betriebene Steinzeugfabrik, deren Produkte gewöhnlich als vlämische Arbeiten gelten.
Der Fabrikbetrieb ist gegenwärtig wieder aufgenommen worden. (S. Kannenbäckerländchen.)
römischer, s. Agri decumates^[= (Zehntland), Landschaft im röm. Germanien, welche sich von der obern Donau bis nach dem Mittelrhein ...] und Pfahlgraben.
(spr. gre-uh, auch Gréoux), Badeort im franz.
DepartementNiederalpen, ArrondissementDigne, am Verdon, mit altem Schloß der ehemaligen Tempelritter und (1876) 1005 Einw.
Die Heilquellen von Gréoulx sind kochsalzhaltige Schwefelthermen von 36° C. Temperatur und werden stark besucht.