der französischen
Bühne. Unter den erstern ist sein »Metafisico«, unter seinen übrigen
Gedichten die komische
Epopöe »Marfisa« bemerkenswert. Gozzi starb Er selbst
veranstaltete eine Gesamtausgabe seiner Werke (Vened. 1772-74, 10 Bde.;
neue vervollständigte Ausg., das. 1802, 14 Bde.);
eine neue
Ausgabe der »Fiabe« besorgte Masi
(Mail. 1885, 2 Bde.). Seine dramatischen
Schriften wurden von
Werthes ins Deutsche
[* 2]
übertragen(Bern
[* 3] 1795, 5 Bde.),
seine
Märchen von K.
Streckfuß nachgebildet (Berl. 1805).
Über sein schriftstellerisches Wirken geben seine »Memorie inutili« (Vened.
1797, 3 Bde.) Aufschluß.
Hauptort der gleichnamigen
Grafschaft im östlichen
Kapland, am Zondag, in einem schönen
Thal
[* 15] der Sneeuwberge,
durch
Eisenbahn mit
Port Elizabeth verbunden, mit (1875) 4562 Einw. In der Umgegend
starke Straußenzucht.
Karl,
Maler, geb. zu
Berlin,
[* 16] erlernte daselbst die Theaterdekorationsmalerei unter dem Hofmaler J.
^[Johann]
Gerst, besuchte daneben jedoch auch die
Akademie. 1838 als Theatermaler am Königsstädtischen
Theater
[* 17] angestellt,
gab er nach 14
Monaten diese
Stellung auf und bereiste nun die
Schweiz
[* 18] und Südfrankreich mit den
Pyrenäen,
Italien
[* 19] und
Sizilien,
[* 20] von wo er 1843 zurückkehrte. Mit
Gerst führte er dann das
Atelier gemeinsam, wandte sich jedoch bald
ganz der Staffeleimalerei zu, die
Landschaft und mit besonderer Vorliebe das Architekturstück, in erster
Linie das architektonische
Interieur, kultivierend. Im Anfang der 50er Jahre führte er im
NeuenMuseum zu
Berlin zwei Wandgemälde
mit Rekonstruktionen des alten
Athen
[* 21] und
Olympia aus. Um dieselbe Zeit fertigte er im Auftrag des Königspaars eine Sammlung
von 94
Ansichten aus
Stolzenfels,
Potsdam
[* 22] und Umgebung,
Charlottenburg
[* 23] etc. in der damals noch wenig, aber von ihm
mit großer Meisterschaft geübten Aquarelltechnik aus.
Bereits 1852 erhielt er die kleine und 1854 die große goldene
Medaille der
Berliner
[* 24]
Ausstellung. Seit 1851 Hofmaler, wurde
er 1855 zum
Professor ernannt. Nach einer sehr umfangreichen, stets von großen Erfolgen gekrönten Thätigkeit starb er in
Berlin. Gräb war der hervorragendste Architekturmaler, den die deutsche
Kunst bis jetzt besessen. Mit einer
tiefen Kenntnis der
Perspektive verband er ein gründliches architektonisches
Wissen, große
Kraft
[* 25] und Tiefe der
Farbe, die
Kunst
einer feinen
Beleuchtung
[* 26] und die Fähigkeit, trotz der peinlichsten
Treue in der Wiedergabe aller
Details stets den
Eindruck
des Großartigen zu erreichen.
bedeutenden Männern auf vertrautem Fuße stand. Ein kurzer Aufenthalt in Dresden
[* 42] galt dem Versuch, als Schauspieler einen Ausweg
für die Gärung seines Wesens zu gewinnen. Tieck, der sich für Grabbe infolge seiner Dichtung »Gotland« lebhaft interessierte, vermochte
doch der forcierten Genialität und der unliebenswürdigen Außenseite Grabbes keinen entsprechenden Lebensweg zu
eröffnen. Grabbe kehrte nach Detmold zurück, ward hier Auditeur beim lippeschen Militär, ergab sich aber mancherlei Extravaganzen
und schloß zuletzt eine durchaus unglückliche Heirat mit der Tochter des Archivrats Clostermeier.
Das Mißverhältnis zwischen dem Selbstgefühl seines Talents und der beengten äußern Stellung in kleinstädtischen Verhältnissen
zerrüttete seine Lage innerlich, ließ seine Trunkleidenschaft stärker anwachsen und führte zu schweren
häuslichen Zerwürfnissen und einer wachsenden Verstimmung zwischen ihm und seinen Behörden. Statt der nachgesuchten Hauptmannsstelle
erhielt er einen Verweis wegen Vernachlässigung seiner Dienstgeschäfte und endlich halb mit, halb gegen seinen Willen seine
Entlassung. Er begab sich zunächst nach Frankfurt
[* 43] und wandte sich von da aus an Immermann in Düsseldorf
[* 44] um Hilfe für sich und seine bejahrte Mutter.
Immermann lud ihn zu sich ein und vermittelte ihm eine bescheidene Existenz. Anfangs schien ein neues Leben beginnen zu wollen,
bald aber versank er wieder in sein früheres wüstes Treiben und war nun rettungslos verloren. Mit völlig
zerrütteter Gesundheit kehrte er in seine Vaterstadt zurück, versöhnte sich mit seiner Gattin und starb in deren Armen Grabbe gab
zuerst eine Sammlung von Dramen und dramatischen Skizzen heraus unter dem Titel: »Dramatische Dichtungen« (Frankf. 1827, 2 Bde.).
Ein BriefTiecks über das Hauptwerk der Sammlung war dem Buch, vom Dichter antikritisch glossiert, beigedruckt.
Dieses Hauptwerk ist das Trauerspiel »HerzogTheodor von Gotland«, eine Dichtung, alles Geschmacks und aller Grenzen
[* 45] der Schönheit
spottend, wild und wüst, aber der Anlage, den Gedanken, dem sprachlichen Ausdruck nach kolossal. Das Fragment »Marius und Sulla«
ist ein Werk voll großen historischen Geistes und wahrhaft gewaltiger Anlage. Unbedeutend ist das tragische
Spiel »Nannette und Marie«, voll tollen, drolligen Humors das mit kühner Selbstverspottung schließende ironisch-humoristische
Lustspiel »Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung«. Hierauf folgten die kühn erfundene Tragödie »DonJuan und Faust« (Frankf.
1829),
das grandios ausgeführte Gemälde »Napoleon oder die HundertTage« (das. 1831),
das dramatische Märchen »Aschenbrödel«
(Düsseld. 1835) und die fragmentarische, in vielen Zügen geniale Tragödie »Hannibal« (das. 1835). »Die Hermannsschlacht«,
herausgegeben und mit einer biographischen Notiz versehen von E. Duller (Düsseld. 1838), erschien erst
nach Grabbes Tod. Sämtliche genannte Tragödien heben die Charakteristik der Handlung gegenüber derart hervor, daß sie von
Haus aus für die Bühne völlig unbrauchbar erschienen. Aber auch die Charakteristik, obwohl blitzartig genial, frappant, oft
scharf und epigrammatisch, enthält viel Gemachtes und gewaltsam Bizarres.
Beinahe sämtliche Charaktere Grabbes entbehren der Wurzeln im Boden der Natur, so daß sie wohl blenden,
interessieren, aber niemals tiefern Anteil gewinnen können. Die Massenbewegungen in Grabbes Dramen
sind voll Leben und energischer
Farbengebung. Sein Einfluß auf die jüngern Dramatiker war im ganzen kein günstiger, obschon die Beseitigung der konventionell-deklamatorischen
Iambentragödie gewiß durch Grabbes Auftreten mit angebahnt wurde. Sammlungen seiner Werke erschienen
von R. Gottschall (Leipz. 1870) und O. Blumenthal (Berl. 1875, 4 Bde.),
letztere die korrekteste und vollständigste, mit ausführlichen biographischen Materialien (mit »Nachträgen«,
das. 1875).
lange, von der Natur gebildete oder künstlich ausgehobene Vertiefung im Erdboden. Die Gräben sind entweder
trocken, zwischen einzelnen Grundstücken und an den Wegen und Straßen (Straßengräben) zur Begrenzung derselben (Grenzgraben),
oder naß, zur Fortführung des überflüssigen Wassers aus Teichen, Flüssen und Mühlgräben (Abschlagsgräben)
sowie zum Auffangen und Abtreiben des Wassers auf Wegen, sumpfigen Wiesen und feuchten Feldern (Auffang-, Ablauf-, Abzugsgräben).
Auf Feldern mit fester, thoniger Unterlage legt man verdeckte Gräben an, die, 23-30 cm breit und tief, mit Reisholz und Feldsteinen
ausgefüllt und mit Stroh oder Steinplatten und dann mit Erde bedeckt werden (vgl. Drainage).
[* 46] In der Befestigungskunst
liefern die Gräben die Erde zur Errichtung der Wälle und sind ein Haupthindernis feindlicher Annäherung. Bei Feldbefestigungen
genügt es, wenn die obere Breite
[* 47] 4-5 m und die Tiefe des Grabens 3 m beträgt, um das Durchlaufen oder
Überspringen desselben zu verhüten.
Werden die Seitenwände des Grabens bloß durch die abgestochene Erde gebildet, so muß diese, um standfest zu bleiben, geböscht
werden. Die dem Feind zugekehrte Böschung heißt innere Grabenböschung oder Eskarpe, die gegenüberliegende die äußere
Grabenböschung oder Kontreskarpe. Die Grabensohle, die untere Fläche des Grabens, macht man bei Feldbefestigungen
so schmal wie möglich, damit es dem Feind an Raum fehle, sich im G. zu sammeln und Hilfsmittel zum Ersteigen der Brustwehr
[* 48] in Anwendung zu bringen; in Festungen macht man die Gräben breiter und tiefer, bekleidet meist die Böschungen mit Mauerwerk,
damit sie ein besseres Hindernis abgeben, und verwehrt dem Feinde die Benutzung der trocknen Grabensohle
als Sammelplatz durch Grabenbestreichung, die Kaponnieren, Reversgalerien etc. Benannt werden die Gräben in Festungen nach den
Werken, vor denen sie liegen; vor dem Hauptwall heißen sie kurz Hauptgräben.
Die trocknen Gräben mit gemauerten Eskarpen haben in Breite und Tiefe nach den Befestigungsmanieren vielfach
gewechselt; jetzt macht man sie möglichst schmal und tief und die Kontreskarpe höher als die Eskarpe, um letztere dem feindlichen
Artilleriefeuer zu entziehen. NasseGräben, meist beträchtlich breiter, mit Böschungen oft nur in Erde, müssen zu völliger
Sturmfreiheit einen Wasserstand von 2-3 m haben. In strengen Wintern ist die Sturmfreiheit nasser Gräben
schwer zu erhalten. Am vorteilhaftesten ist ein Graben, der durch Schleusenvorrichtungen (s.
Bär) nach Belieben trocken gehalten oder mit Wasser gefüllt werden kann. Schmale Gräben vor verteidigungsfähigen Mauern,
Thoren, Reduits etc., die den Feind nur am Herantreten und Hineinfeuern in die Scharten¶
mehr
hindern sollen, heißen Diamantgräben. Meist ist ihr Kontreskarpenrand noch mit einem Gitter versehen. Nicht gemauerte trockne
Gräben werden zu größerer Sicherheit mit Hindernismitteln versehen; namentlich aber werden solche angebracht in sogen. Vorgräben,
zu denen sich das Glacis der Werke abflacht. Grabendescente (Grabenniedergang)
[* 50] heißt der häufig unterirdische Gang,
[* 51] mittels
dessen der Angreifer im Festungskrieg aus dem gedeckten Weg bis zur Grabensohle, bei nassen Gräben zum
Wasserspiegel (Grabenübergang) heruntergeht, welcher auf der Grabensohle oder schwimmender Unterlage gedeckt zur Bresche
führen soll.
Gustav, Liederkomponist, geb. zu Bnin bei Posen,
[* 55] bildete sich bei Stümer
in Berlin zum Sänger, lebte dann als Musiklehrer in Potsdam, machte 1857 bei Hauptmann in Leipzig noch Kompositionsstudien und
ließ sich darauf als Gesanglehrer in Dresden nieder. Von hier siedelte er 1869 nach Berlin über, wo er eine Gesangschule
für Damen eröffnete, kehrte aber Anfang der 80er Jahre nach Dresden zurück und siedelte 1885 nach Potsdam
über. Graben-Hoffmann schrieb Hunderte von Gesangswerken, darunter viele komische, von denen das »Fünfmalhunderttausend
Teufel« betitelte (mit Text von Öttinger) seinen Namen allgemein bekannt machte. Als Gesangspädagog hat er sich noch durch
Herausgabe der Gesangstudien von Vaccai sowie durch die Schriften: »Die Pflege der Singstimme« (Dresd. 1863)
und »PraktischeMethode als Grundlage für den Kunstgesang« (1873) ein Verdienst erworben.
Die Grabenschere erfüllt ihren Zweck rasanter
Grabenbestreichung und Deckung der Kurtine gegen direktes Geschützfeuer nur unvollkommen, ist deshalb bei neuern Bauten fortgeblieben.
Bestehen sie aus Erdhügeln (tumuli), so werden sie meist Heidenhügel, Teufelsberge, Urnenhügel, Brandhügel, Heidenküppel,
Dreihügel (wendisch: Trigorki), Glockenhügel, Lauschhügel, Lausehügel, Hutberg, Wachthügel, Königshügel,
Königsgräber, Lutchenberge, Lutchenwohnungen, Malhügel, Quarzberge, engl.: Barrows,
Longbarrows, in Böhmen:
[* 56] Mohile, Mogile,
in Rußland: Kurgane genannt. Flachgräber, meist in größerer Anzahl beisammen, führen häufig die Namen: Heidenkirchhof,
Hünenkirchhof, Wendenkirchhof, Urnenfriedhof, Urnenfeld. Nach ihrer Beschaffenheit kann man folgende Arten von Begräbnissen
unterscheiden:
1) Der Zahl nach: a) Einzelne, vereinzelte Gräber (Einzelgräber), gewöhnlich größere
Monumente, häufig an hervorragenden Punkten, auf Berghöhen u. dgl. gelegen und
heute noch häufig als Grenzhügel und Grenzmerkmale benutzt. b) Gräberfelder, wo mehrere, häufig eine große Anzahl
von Begräbnissen an einer Stelle auf einem eigens dazu ersehenen Platz beisammenliegen. Hierher gehören die Hügelfelder,
Urnenfelder, Heidenkirchhöfe, Wendenkirchhöfe, Urnenfriedhöfe. Indes ist hierbei zu erwähnen, daß ein
und dasselbe größere Monument ebenfalls oft mehrere Begräbnisse derselben Zeit (Familiengräber, s. Dolmen) oder auch sogar
aus sehr weit voneinander liegenden Zeiten enthält.
2) Der äußern Form nach lassen sich unterscheiden: a) Flache Gräber (unterirdische Begräbnisse) mit Bedeckung aus aufgelegten
kleinern Steinen und ohne solche oder auch mit regelmäßigen Steinumfassungen (Steinsetzungen) in Form
von Kreisen, Rechtecken, zuweilen auch die Umrisse eines Schiffs nachahmend (Schiffssetzungen). Hierher gehören die Urnenfelder,
Wendenkirchhöfe, Reihengräberfelder, teilweise die Riesen- oder Hünenbetten, die Schiffsgräber. b) Hügelgräber (oberirdische
Begräbnisse) mit und ohne äußere Steinsetzungen in Form von einfachen und doppelten, den Hügel umgebenden
Steinkreisen, mit und ohne innere Steinsetzungen in Form von innern Steinkreisen, Steinhaufen, oder aus Steinen zusammengesetzten
und mit Steinen bedeckten kistenförmigen Behältern für die Überreste des Bestatteten (Steinkisten, Kistengräber), oder
mit Holzeinbauten in Form von kammerförmigen, aus Bohlen und Balken gezimmerten Behältern für die Bestatteten, oder auch
nur mit Särgen aus ausgehöhlten Baumstämmen hergestellt (Baumsärgen).
Zuweilen sind die Grabhügel noch von einem Graben umgeben, der wahrscheinlich durch die Entnahme des zur Aufschüttung des
Hügels nötigen Bodens entstanden ist. Hierher gehören die Langhügel (in Skandinavien Langdysse, engl. longbarrows genannt),
die Riesenbetten, Hünenbetten, Brautkämpe und die Rundhügel (Glockenhügel), Lausehügel, Hutberge,
Königshügel etc. Eine besondere Art bilden die aus einem niedrigen, kreisförmigen Steinwall
bestehenden Wallgräber auf Bornholm, in deren in der Mitte befindlicher Vertiefung das eigentliche Grab sich unter der Erde
befindet. c) Steinkammern (megalithische Gräber), aus großen Steinblöcken errichtet und entweder ganz frei stehend
(Dolmen), oder halb mit Erde bedeckt (Halbdolmen), oder aber in einem künstlichen Erdhügel befindlich und
mit einem ebenfalls aus Steinen errichteten, mehr oder weniger schmalen und niedrigen, oft nur röhrenförmigen Zugang versehen
(Ganggräber, in Skandinavien: Ganggrifter, Gangbauten). Hierher gehören die Riesenstuben (in Skandinavien: Jättestuer),
Teufelskeller, Speckseiten etc. (s. Dolmen).
3) Der Bestattungsart nach: a) Skelettgräber, in denen die Leiche in unversehrtem Zustand beigesetzt
wurde. Zuweilen finden sich Anzeichen, daß der Leichnam mit Asche und Kohlenstückchen bestreut wurde, vielleicht ein Zeichen
der Erinnerung an früher gebräuchlich gewesene Feuerbestattung.
¶
mehr
b) Brandgräber, in denen man nur die Asche des verbrannten Leichnams findet. c) Teilgräber: In diesen ist nur ein Teil des
Leichnams verbrannt, der übrige Teil des Körpers unverbrannt beigesetzt. Manchmal ist der ganze Körper verbrannt bis auf
den Schädel, der unverbrannt mit der übrigen Asche beigesetzt wurde (Schädelgräber); zuweilen aber
ist auch umgekehrt der obere Teil des Leichnams verbrannt und sind die untern Extremitäten unverbrannt der Asche des übrigen
Körpers beigefügt.
Skelettbeisetzungen sowohl als Feuerbestattungen finden wir in allen Zeitepochen vertreten, nur überwiegen in der Steinzeit
[* 58] die Skelettgräber, in der ältern Metallzeit
[* 59] die Brandgräber. In den spätern Zeiten sind in den verschiedenen
Gegenden beide Bestattungsarten nebeneinander im Gebrauch. Die Teilgräber sind auch zu verschiedenen Zeiten üblich gewesen,
aber im ganzen sehr selten. In besonderer Häufigkeit wurden sie auf dem durch die Zahl und Wichtigkeit der dort gefundenen
Altertümer berühmten Gräberfeld von Hallstatt im österreichischen Salzkammergut
[* 60] entdeckt.
Hinsichtlich der Art der Beisetzung (des Baues der Gruft, des Leichen- oder Aschenbehälters) sind folgende
Befunde zu erwähnen:
1) Bei den Skelettgräbern: Der Leichnam wurde frei, ohne jede widerstandsfähigere Umhüllung, in die Gruft gebettet, zuweilen
auf weißem Sand, manchmal mit dem Kopf auf einem Stein ruhend oder auf der Brust mit einem Stein beschwert,
letzteres in der Absicht, die Wiederkehr des Verstorbenen zu verhüten. In der Merowingerzeit wurden die Leichen auf einfachen
untergelegten Brettern oder in ausgehöhlten Baumstämmen (Totenbäumen), zuweilen auch in Holzkisten beigesetzt. Dergleichen
Totenbäume wurden aber in Jütland auch in Hügelgräbern viel älterer Zeit mit reichen Beigaben an Bronzewaffen und -Geräten
gefunden. In der römischen Zeit waren Steinsärge oder sargähnliche Kisten mit dachförmigem Deckel, aus großen Ziegeln
oder flachen Steinplatten zusammengesetzt, vielfach gebräuchlich.
2) Bei den Brandgräbern: Die Asche wurde entweder ohne besondern Behälter, welcher dieselbe aufnahm, zwischen flachen Steinen,
welche häufig kleine Hohlräume bilden, beigesetzt, oder in Gefäßen (Urnen) aus Bronze
[* 61] oder Thon, in römischer
Zeit auch aus Glas
[* 62] dem Grab übergeben. Die thönernen Urnen sind meistens mit einem zweiten flachen Gefäß
[* 63] zugedeckt und stehen
nicht selten frei in der Erde, indem die ganze Asche in einem einzigen Gefäß enthalten ist, ohne andre Gefäße daneben und
ohne Steinbedeckung.
Häufig aber ist die Asche auch in mehrere Gefäße verteilt, und dieselben sind mit kohlenhaltiger Erde
(Resten des Verbrennungsmaterials) bedeckt oder mit Steinen umstellt und zugedeckt. Einen sehr ausgesprochenen Typus bilden
die sogen. Kistengräber, in denen aus flachen Steinplatten gebildete kleine, kistenförmige Räume die Urnen enthalten. Sie
finden sich meistens in der Lateinperiode ^[richtig: Latèneperiode], in Hügelgräbern sowohl als in
Flachgräbern. In Grabhügeln der ältern Metallzeit kommen in Mittel- und Süddeutschland und in Ungarn
[* 64] nicht selten hölzerne
Grabkammern vor, in denen die Urnen beigesetzt sind. In andern Grabhügeln findet man dagegen die Urnen frei in der Erde stehend
oder durch eine Lehmschicht geschützt, und zwar entweder in der Mitte des Hügels zusammenstehend (zentrale
Anordnung), oder in einem Kreis
[* 65] gestellt (kreisförmige, peripherische Anordnung), oder in einzelnen, mehr oder weniger zusammenhängenden
Gruppen stehend (gruppenweise Anordnung).
3) Bei Familiengräbern, Massengräbern: Ein
Begräbnis diente für eine Familie, deren Mitglieder nacheinander in demselben
beigesetzt wurden, oder es wurde eine Anzahl von Personen (mit dem Fürsten seine Gemahlin und Leute seiner
Umgebung, welche demselben in den Tod folgen mußten) zugleich in einem gemeinschaftlichen Grabe bestattet. Es wurden aber
auch, wie schon oben erwähnt, dieselben Begräbnisstätten wiederholt von verschiedenen Generationen, sogar zeitlich weit
voneinander getrennten Volksstämmen benutzt, und man findet deshalb zuweilen in Flachgräbern zwei verschiedene
Begräbnisse übereinander und in Hügelgräbern verschiedene übereinander liegende Schichten mit Begräbnissen aus manchmal
weit voneinander entfernten Zeiten. Beispiele einzelner Gräber s. auf den Tafeln »Metallzeit I, II« und »Steinzeit«.
Die in den Gräbern gefundenen Beigaben bekunden die Absicht, den Verstorbenen für das Jenseits mit
den ihm dort nötigen Gebrauchsgegenständen zu versehen und ihm für die Reise dorthin Zehrung mit auf den Weg zu geben oder
ihn nur mit dem, was er an sich trug, der Erde zu übergeben, damit er die ihm im Leben lieb gewesenen Gegenstände dort nicht
vermisse. Zum Zeichen, daß sie dem Toten geweiht seien, oder auch um sie für den fernern Gebrauch untauglich
zu machen, damit sie nicht gestohlen würden, wurden sie häufig zerbrochen. Es finden sich hiernach in den Gräbern Reste
von Kleidern, Geräte, Waffen,
[* 66] Schmuck, Reste von Tieren, zerschlagene Tierknochen, Pferdeschädel, Rinderschädel, Trümmer
von Wagen und Pferdegeschirren.
In den Brandgräbern sind die Beigaben häufig durch das Feuer bei der Verbrennung stark mitgenommen oder auch, ohne bemerkbare
Brandspuren, stark zusammengebogen, wie Schwerter
[* 67] und Lanzenspitzen, um sie in die Urnen hineinbringen zu können. Manchmal
finden sie sich überhaupt nicht in den Urnen, sondern unter, neben oder auf denselben liegend. In denUrnen selber trifft man die Beigaben entweder oben aufliegend oder auf dem Boden derselben, seltener zwischen den menschlichen
Gebeinresten.
Manchmal liegen auf dem Boden der Urne
[* 68] einige kleine, glatte, rundliche Steine, über deren Bedeutung man noch nichts Näheres
anzugeben weiß. Bei den Skelettgräbern ist die Orientierung des Leichnams von Interesse, insofern, als
sehr häufig der Kopf nach Osten oder Norden
[* 69] gerichtet ist, was jedenfalls auf gewisse Vorstellungen deutet, die in Beziehung
zu dem Lauf der Sonne
[* 70] und deren Verehrung stehen. In der Nähe von größern Begräbnisplätzen stößt man nicht selten auf
Spuren von Ansiedelungen, und ebenso findet man zuweilen Begräbnisse innerhalb größerer Ansiedelungen.
Letzteres mag wohl darauf deuten, daß die Verstorbenen innerhalb ihres Hauses begraben wurden. Auch findet man manchmal auf
derselben Begräbnisstätte mehrere Arten der Bestattung: Leichenbestattung neben Leichenbrand, einfache flache Urnengräber
zwischen Hügelgräbern, Hügelgräber mit Steinsetzung und solche ohne dieselbe. Auch waren Hügelgräber sowohl als Flachgräber
in Deutschland
[* 71] in verschiedenen Gegenden gleichzeitig im Gebrauch. Jedoch gehören die Hügelgräber vorwiegend der Steinzeit,
namentlich aber der ältern Metallzeit an, nur in Rußland und Skandinavien sind sie auch noch in der letzten heidnischen Zeit
besonders im Gebrauch, und es scheint, als sei durch die Ausbreitung des römischen Einflusses und namentlich
des Christentums in vielen Gegenden die Sitte, Hügel zu errichten, außer Gebrauch gekommen. Sehr selten sind die wendischen
Begräbnisse in den ehemals von
¶
mehr
Wenden bewohnten Gegenden. Sie scheinen mehr die Leichenbeisetzung als die Leichenverbrennung
[* 73] ausgeübt zu haben. Die bisher
gefundenen Gräber derselben waren meist Flachgräber, nur in sehr wenigen FällenHügelgräber. Vgl. Gefäße, prähistorische.
(spr. gro-),Jakob Gråberg, Graf von Hemsö, Gelehrter, geb. zu Gannarfve auf Gotland, trat nach
mehrfachen Land- und Seereisen in Europa
[* 74] in die englische Marine, wurde 1811 schwedischer Vizekonsul in Genua
[* 75] und ging in gleicher
Eigenschaft 1815 nach Tanger, 1823 nach Tripolis; 1828 begab er sich nach Florenz, wo er als Kammerherr starb. Gråberg entfaltete
eine ausgedehnte litterarische Thätigkeit auf dem Gebiet der Statistik und der Geographie wie auch auf
dem der arabischen Sprache
[* 76] und Litteratur, welche er durch seinen Aufenthalt in Afrika
[* 77] kennen gelernt hatte. So schrieb er
über das Geschichtswerk Ibn Chalduns (Flor. 1834) u. a. und förderte durch seine Werke: »Essai géographique et statistique
sur la régence d'Alger« (das. 1830) und »Specchio
geografico estatistico del imperio di Marocco« (deutsch, Stuttg. 1833) die Kenntnis Nordafrikas.
Noch sind zu erwähnen seine »Theorie der Statistik« (Genua 1821; deutsch, Aach. 1835),
alter Gau inFranken zwischen dem ThüringerWalde, dem Vogelsgebirge, dem Spessart und dem obern Main, teilte
sich in einen westlichen, das sogen. Buchonia mit den Hauptorten Fulda
[* 79] und Hersfeld,
[* 80] und in einen östlichen Teil, welcher
das eigentliche Grabfeld mit den Untergauen Banzgau, Haßgau, Baringgau, Tullifeld, Saalgau, Weringau und Gozfeld
umfaßte. Das Grabfeld, welches zuerst 739 genannt wird, stand unter mehreren Grafen, aus deren Mitte sich zu Ende des 9. Jahrh.
namentlich die Vorfahren der Grafen von Henneberg, die sogen. Popponen, als Grafen des Tullifeldes erhoben.
Außerdem werden als mächtige Dynastengeschlechter hier erwähnt die Babenberger zu Anfang des 10. Jahrh. und besonders die
Grafen von Henneberg seit Mitte des 12. Jahrh. Das HochstiftBamberg
[* 81] besaß zwar die Gaugerichtsbarkeit über das Grabfeld, vermochte
dieselbe jedoch nicht geltend zu machen.
Vgl. Genßler, Geschichte des fränkischen Gaues Grabfeld (Koburg
[* 82] 1801-1803, 2 Bde.).
Die Grabgabel wird in dem Fall anstatt des Spatens benutzt, da wegen zu
großer Zähigkeit des Bodens der gewöhnliche Spaten nicht gut einzudringen vermag.
Auch zum Aufbrechen
der Furchensohle nach dem Pflug
[* 83] findet die Grabgabel Verwendung, um den Untergrund zu lockern;
(Grabdenkmal), im weitern Sinn jedes einem Toten an seiner Beerdigungs- oder Beisetzungsstätte errichtete Erinnerungszeichen,
im engern Sinn ein solches von künstlerischer, durch Architektur oder Plastik hergestellter Form. Ursprünglich
eine Auszeichnung für Fürsten, Helden und hervorragende Persönlichkeiten, wurde die Sitte, Grabmäler zu errichten, schon
im frühen Altertum allgemein und auf alle Toten ausgedehnt. Aus roh aufgeworfenen Erdhügeln und unbearbeiteten Steinblöcken
entwickelte sich bereits im Altertum das Grabmal bis zur edelsten künstlerischen Form. In uralten Grabmälern, wie z. B.
dem sogen. Grabe des Kyros (s. dieses und andre auf Tafel »Baukunst
[* 86] II«,
[* 87] Fig. 6; Tafel III,
[* 72]
Fig. 10; Tafel
V,
[* 72]
Fig. 9 und 10; Tafel VI,
[* 72]
Fig. 8-10), den ägyptischen Pyramiden und Königsgräbern, den lykischen Felsengräbern, den
jüdischen Königsgräbern, sind uns für die gesamte Entwickelungsgeschichte
[* 88] der Kunst wichtige Monumente erhalten.
Bei den Ägyptern und Griechen wurde der Gräberkultus am weitesten getrieben, wofür unter andere das
Mausoleum (s. d.) zu HalikarnassosZeugnis ablegt. Vor den griechischen, griechisch-römischen und römischen Städten wurden
ganze Gräberstraßen (Athen, Pompeji,
[* 89] Via Appia bei Rom) angelegt, welche dicht mit Grabsteinen (Stelen), kleinen Baulichkeiten,
Tempeln und imposanten Monumenten (Grabmal der Cäcilia Metella bei Rom) besetzt waren. Römische
[* 90] Grabsteine mit
Inschriften und Reliefdarstellungen sind überall gefunden worden, soweit sich römische Herrschaft und Kolonisation erstreckten.
Die Christen übernahmen die Sitte, Grabmäler zu errichten (Grabsteine und Steinsarkophage in den Katakomben), von den Römern.
Aus der Beisetzung von Leichen in unterirdischen Begräbnisstätten entsprang dann die Gewohnheit, Geistliche,
Fürsten und später auch wohlhabende, um die Kirche verdiente Bürger in Gewölben unter dem Fußboden der Kirchen, Kapellen und
Kreuzgänge zu bestatten. Als äußeres Zeichen des Bestattungsortes wurden oberhalb des Fußbodens entweder Sarkophage aufgestellt,
oder in denselben Grabplatten mit Inschriften und den Reliefbildnissen der Verstorbenen eingelassen.
Diese Grabplatten, eine besondere Gruppe der Grabmäler, wurden entweder aus Marmor, Sand- und Kalkstein,
Granit, Schiefer etc. oder aus Metall (Messing, Bronze) gefertigt. Die metallenen Grabplatten, in welche die Darstellungen entweder
eingraviert, oder auf denen sie in erhabenem Guß angebracht wurden, finden sich noch häufig in norddeutschen (pommerschen
und lübischen) Kirchen. Als der Raum auf den Fußböden der Kirchen zu mangeln begann, wurden die Grabplatten
an den Wänden und Pfeilern der Kirchenschiffe und Kapellen aufgerichtet und befestigt.
Ein Gleiches geschah auch später mit solchen in den Fußboden eingelassenen Grabplatten, welche man vor der völligen Zerstörung
durch Fußtritte schützen wollte. Die gotische Kunst fügte zu dem Sarkophag
[* 91] noch einen Baldachin hinzu,
welcher, tempelartig ausgebildet, bisweilen mit einer Unzahl von Figuren und Reliefs geschmückt wurde (Sebaldusgrab von PeterVischer in Nürnberg).
[* 92] Auf dem Sarkophag lag gewöhnlich die Porträtfigur des Verstorbenen in vollem Waffenschmuck, in Fürstentracht,
Ornat u. dgl. und zu ihren Füßen ein Tier, welches entweder dem Wappen
[* 93] entlehnt war, oder eine Tugend symbolisierte.
Die minder bevorzugten Gemeindemitglieder wurden außerhalb der Kirche, aber in unmittelbar an dieselbe grenzendem Terrain
(Kirchhof) begraben, wo man ihnen ebenfalls Grabsteine errichtete, die oft an den Kirchenmauern befestigt wurden. Mit
der wachsenden Ruhmsucht des
¶
mehr
Individuums, welche sich mildem Beginn der Renaissancezeit zuerst in Italien entwickelte, wuchs auch der Grabmälerluxus.
Die italienischen Kirchen und Klöster sowie die Hallen der Friedhöfe (Campi santi in Pisa, Florenz) sind voll von prächtigen,
oft von ersten Meistern ausgeführten Grabmälern. Päpste und Fürsten wetteiferten in der Errichtung von prunkvollen Grabmonumenten,
mit deren Ausführung bisweilen schon bei Lebzeiten derer, für welche die Grabmäler bestimmt waren, begonnen wurde (Grabmäler
der Päpste in St. Peter zu Rom, Michelangelos Grabkapelle der Mediceer in Florenz).
Die Grabmäler waren teils Sarkophage mit den schlafenden oder betenden Figuren der Toten, teils Freibauten mit Baldachinen,
Kuppeln u. dgl. m. (Grabmal KaiserMaximilians in Innsbruck),
[* 95] teils architektonisch gegliederte, durch Nischen,
Statuen und Reliefs belebte fassadenartige Aufbauten, welche an die Wände gelehnt wurden (Dogen- und Patriziergrabmäler in
Venedig).
[* 96] Letztere Gestalt der Grabmäler wurde besonders im 17. und 18. Jahrh. von der Barock- und Rokokokunst weiter ausgebildet
und zu üppigstem, völlig weltlichem und bis zur Geschmacklosigkeit überladenem Prunk getrieben (Grabmal Moritz'
von Sachsen in Straßburg).
[* 97] In neuerer Zeit werden Grabmäler in Kirchennur für fürstliche Personen oder zum Ehrengedächtnis
berühmter Männer (Panthéon zu Rom, Westminsterabtei zu London) errichtet. Daneben werden auch isolierte Ruhestätten für
Mitglieder von Fürstenfamilien in Gestalt von Kapellen mit Grabmälern angelegt (Mausoleen zu Charlottenburg
bei Berlin, Herrenhausen bei Hannover).
[* 98] - Eine besondere Form haben auch die alten Inder ihren Grabmälern gegeben, indem sie
über den Gräbern glockenförmige Hügel (Topes) wölbten, die von Säulen
[* 99] umgeben und mit Steinbildwerken gekrönt wurden.
Die Mohammedaner zeichneten die Gräber ihrer Fürsten, Propheten und Heiligen durch große oder kleine Grabmoscheen
mit Denksteinen (KaabaMohammeds) aus. Über die Grabmäler der prähistorischen und altnordischen Völker s. Dolmen und Gräber,
prähistorische. Vgl. auch Begräbnisplatz.
(spr. -bo), 1) an der Oder, Stadt im preuß.
Regierungsbezirk Stettin,
[* 103] KreisRandow, an der Oder unterhalb Stettin und durch dessen Vorstädte Unterwiek und Grünhof mit
diesem zusammenhängend, hat eine Navigationsschule, ein Realprogymnasium, 2 große Maschinen- und Schiffbauanstalten, 2 Schiffswerften, 2 Kokosmattenfabriken, 2 Dampfschneidemühlen,
Kistenfabrikation, Kunst- und Handelsgärtnerei, Schiffahrt und Handel und (1885) 13,760 meist evang. Einwohner.
Grabow wird zuerst 1241 genannt und wurde 1855 zur Stadt erhoben. Unmittelbar unterhalb, an Grabow grenzend,
liegt das Dorf Bredow
(s. d.). -
2) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, KreisSchildberg, an der Prosna, hat 2 kath. Kirchen, eine Käsefabrik und (1885) 1730 meist
kath. Einwohner. -
Nach der Auflösung dieser Kammer und nach Beseitigung des allgemeinen Wahlrechts zog sich Grabow unter Protest
gegen das neue Wahlgesetz und die Wiederherstellung der Kreis- und Provinziallandtage vom politischen Leben zurück. Die Regierung
bestätigte ihn deswegen nicht, als er 1850 zum Oberbürgermeister von Magdeburg
[* 109] gewählt wurde, und ließ auch seine Wahl in
Prenzlau zum Oberbürgermeister auf Lebenszeit nicht zu, sondern nur die auf zwölf Jahre. Bei Beginn der
neuen Ära 1858 wieder in das Abgeordnetenhaus eingetreten, wo er an der Spitze der gemäßigt liberalen Fraktion Grabow stand, wurde
er zum ersten Vizepräsidenten und Anfang 1862 fast einstimmig zum Präsidenten desselben erwählt.
Dies wiederholte sich in den folgenden Jahren bei jedem Zusammentritt des Hauses nach den öftern Auflösungen
und Vertagungen. In den hitzigen parlamentarischen Kämpfen, welche in der Konfliktszeit entbrannten, wußte er die Würde des
Hauses stets zu wahren und hielt die Fahne verfassungsmäßigen Rechts mit unerschütterlichem Mut hoch. Seine große Popularität
zeigte sich bei seinem 25jährigen Amtsjubiläum Des öftern, so bei Eröffnung der Sitzungen14. Jan. und und
hatte sich Grabow veranlaßt gesehen, dem Rechte derNation in kräftigem Protest wider die budgetlose Regierung einen gewichtigen,
ja zuletzt fast schroffen Ausdruck zu geben. Da infolge hiervon eine gewisse persönliche Erbitterung und Gereiztheit
zwischen ihm und dem MinisteriumBismarck bestand, erklärte Grabow bei Eröffnung desLandtags im August 1866, im Interesse einer
Versöhnung mit der Regierung auf die Wiederwahl zum Präsidenten des Abgeordnetenhauses verzichten zu wollen. Seitdem trat
in dem parlamentarischen Leben nicht mehr hervor. Er starb an seinem 72. Geburtstag, in Prenzlau,
wo ihm 1875 ein Denkmal errichtet wurde.
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