(27,410 Einw.), jenseit des
Kelvin, und Govan 50,206 Einw.), am Südufer des
Clyde, beide mit Schiffswerften und Landsitzen.
Geschichte. Glasgow
[* 2] war bis 1300 ein unbedeutender
Ort. Das wahrscheinlich 1046 daselbst gegründete
Bistum wurde 1491 zum Erzbistum
erhoben. 1560 zählte Glasgow 4500 Einw., ein
Jahrhundert später 12,000. Während der
Bürgerkriege war die
Stadt oft der Schauplatz von
Kämpfen. Der Aufschwung zu ihrer jetzigen
Größe begann mit der
Union von
Schottland und
England,
welche der Stadt den
Handel mit
Amerika
[* 3] und
Westindien
[* 4] eröffnete, der zuvor ein
Monopol der englischen Seehäfen gewesen war.
Um die Mitte des 18. Jahrh. betrieben die Kaufleute von Glasgow schon
einen lebhaften
Verkehr mit
Virginia und
Maryland.
Als der amerikanische
Krieg diesen
Handel vernichtete, suchte in
Neuengland und den übrigen nördlichen
Staaten einen
Markt für
seine Manufakturerzeugnisse und dehnte den
Verkehr mit
Westindien weiter aus. Eine noch reichlichere
Quelle
[* 5] der Wohlhabenheit
wurde zu
Hause eröffnet, indem Glasgow, welches sich im
Lauf des 18. Jahrh. nur mit der Fabrikation der feinern
Gattungen von
Leinwand,
Kambriks,
Schleiertuch,
Gaze etc. sowie mit Strumpfwirkerarbeiten und der Fabrikation von Schuhwerk beschäftigt
hatte, sich nun namentlich der Baumwollmanufaktur zuwandte und hierin der gefährlichste Nebenbuhler von
Manchester
[* 6] wurde.
Der
Wert der jährlichen
Produktion stieg auf 4 Mill. Pfd. Sterl. Glasgow war eine
der ersten
Städte, welche sich die
Erfindung der mechanischen
Webstühle
[* 7] (power-looms) aneigneten.
Vgl. Denholm, History of
the city of Glasgow (3. Aufl., Glasg. 1864);
die schon von den alten Griechen und
Römern geübte
Kunst, Trink- und Ziergläser
durch eingeschlossene
Ornamente
[* 8] zu dekorieren.
Von den
Venezianern im 16.
Jahrhundert zu hoher Vollkommenheit gebracht, wird
die an künstlerisch ausgestattetem Tafelgerät heute in großem
Umfang geübt.
Nur zeitweilig durch die
Glasätzung (s. d.)
etwas zurückgedrängt, wird sie jetzt wieder namentlich in
England mit großer Sorgfalt betrieben. Vgl.
Glas,
[* 9] S. 396.
(früher einfach
Harmonika genannt), ein
Instrument, dessen
Töne durch verschieden abgestimmte, durch
Streichen in
Schwingungen versetzte Glasglocken, Glasstäbe oder Glasröhren erzeugt werden. Zu größter Verbreitung gelangte
die Glasharmonika von
Franklin (1763), der sämtliche Glasglocken an einer gemeinsamen
Achse befestigte, welche durch einen Pedaltritt
mitTreibriemen in
Umdrehung gesetzt wurde. Gespielt wurde diese Glasharmonika, indem man die vorher benetzten Glasglocken
mit den
Fingern berührte. Ein bedeutender
Virtuose auf der Glasharmonika war
Dussek. Man versah sie auch mit einer
Klaviatur
[* 10] (Hessel,
Wagner,
Röllig,
Klein) und nannte dann das
InstrumentKlavierharmonika.
Abarten der Glasharmonika sind
Chladnis »Euphon« und
»Klavicylinder« und die
»Harmonika«
Quandts.
Vgl. K.F.Pohl, Zur Geschichte der Glasharmonika
(Wien
[* 11] 1862).
Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft
Dresden,
[* 12] Amtshauptmannschaft
Dippoldiswalde, 326 m ü. M., an der
Müglitz, hat eine Uhrmacherschule (1885: 61
Schüler), bedeutende Uhrenfabrikation, eine Rechenmaschinenfabrik und (1885) 1918 evang.
Einwohner.
Reliefs aus gebranntem, unglasiertem, weißem
Thon oder aus Specksteinmasse, welche
in farblosem,
das
Licht
[* 14] stark brechendem
Glas liegen, ohne mit demselben verschmolzen zu sein. Zwischen
Relief und
Glas befindet sich vielmehr
eine sehr dünne Luftschicht, und infolge der Lichtreflexion an der der letztern anliegenden Glasfläche
erscheint das
Relief wie mattes
Silber oder bei Anwendung von gelbem
Glas wie mattes
Gold.
[* 15] Zur
Darstellung der Glasinkrustationen drückt man
das
Relief in zähflüssiges
Glas und
bedeckt es mit einer zweiten
SchichtGlas, oder man bläst
vor derPfeife ein Kölbchen, plattet
es ab, öffnet es am
Boden, führt das
Relief ein, kneift es wieder zusammen und drückt nun die
Wände
des Kölbchens aneinander, während durch die
Pfeife die eingeschlossene
Luft soviel wie möglich abgesaugt wird.
(Lüstersteine), aus erweichten Glasstäben durch
Pressen hergestellte Glasperlen, die nach dem Durchbohren
zur
Dekoration von
Leuchtern etc. benutzt werden.
Sie haben die Gestalt von
Tropfen,
Kugeln, Rundscheiben etc. und sind oft facettiert,
um die Lichtstrahlen vielfach zu brechen.
amorphe, glasige
Auswürflinge oder Laven der
Vulkane,
[* 18] wie
Obsidian,
Bimsstein,
Tachylyt
etc., sind mitunter, aber wohl nur durch spätere, von der ersten Entstehung zeitlich getrennte
Umbildungsprozesse wasserhaltig, wie
Pechstein, Hydrotachylyt etc.
die
Kunst, durchscheinende
Farben undUmrisse auf chemischem Weg, vorzüglich
durch Einschmelzung, auf
Glas zu
übertragen oder ganze
Bilder aus
Stücken farbigen
Glases zusammenzusetzen. Entweder wird die
Malerei auf Einer Tafel ausgeführt, oder es werden mehrere Glasplatten von verschiedener
Größe durch Bleieinfassungen miteinander
verbunden. Bereits die Alten verstanden glasige
Körper mittels des
Feuers auf andre glasige oder metallische
Körper zu schmelzen.
Doch bestand ihr mehrfarbiges
Haus- und Schmuckgerät noch aus mehreren neben- oder übereinander geschmolzenen, bereits in
den
Fritten gefärbten Glasstücken, wie unter anderm zahlreich vorhandene römische
Gefäße, sogen. Thränenfläschchen etc.,
darthun; nirgends aber fand man antikes, namentlich durchsichtiges,
Glas, das nur auf der Oberfläche und zwar entweder eintönig
oder mit mehreren
Tönen neben- oder übereinander gefärbt, und wobei die
Farbe eingebrannt wäre.
willkürlich aus verschiedenfarbigen Stückchen zusammengesetzt, später jedoch die einzelnen Glastafeln nach Art und Vorbild
der Mosaik in symmetrischer Ordnung zusammengefügt zu haben, und endlich benutzte man jene bunte Glasmosaik dazu, aus den durch
und durch gefärbten (Hütten-) Gläsern der Komposition und dem Kolorit von Gemälden entsprechende Stücke auszuschneiden und
zu Bildern zusammenzufügen. Dann erst gab man diesen Bildwerken Umrisse und mehr oder weniger Schattierung
mit einer verglasbaren Metallfarbe, welche, um der Zeit und dem Wetter
[* 34] zu widerstehen, in die Fläche eingeschmolzen wurde.
Damit begann die eigentliche Glasmalerei. Über das technische Verfahren der ältesten Glasmaler gibt uns die dem 11. Jahrh. angehörige
Schrift des Theophilus Presbyter (»Diversarum artium schedulae«, lib. II) interessante Aufschlüsse.
Ihr zufolge war der Glasmaler zugleich sein eigner Glasmacher, Glasfarbenbereiter, Kartonzeichner und Glaser. Er begann, nachdem
er die farbigen Hüttengläser erzeugt hatte, seine Arbeit damit, daß er sich eine hölzerne Tafel von dem Umfang des beabsichtigten
Fensters machte; über deren ganze Fläche hin schabte er Kreide,
[* 35] feuchtete diese mit Wasser an und strich
sie mit einem Lappen nach allen Richtungen hin aus.
War die Tafel trocken, so entwarf er darauf die Skizze der Bilder mit Blei
[* 36] oder Zinn oder mit roter oder schwarzer Farbe in bloßen
Konturen; die verschiedenen Farben deutete er mit Buchstaben an. Auf die dadurch gebildeten Felder legte
er dann etwas umfangreichere, aber den angedeuteten Farben entsprechende Gläser und fuhr auf diesen die durchschimmernden
Umrisse mit weißer Farbe nach. DiesenUmrissen gemäß schnitt er endlich die Gläser mit dem glühenden Eisen
[* 37] aus, glättete
die Ränder mit dem Riefeleisen und setzte dann die einzelnen Stücke behufs des Malens zusammen. Er kannte
dazu nur eine Farbe, eine Art Schwarzlot von Kupferasche, grünem und blauem Bleiglas; damit zeichnete er die innern Konturen
seines Kartons nach.
Die Schatten
[* 38] gab er durch sorgfältige Schraffierung;
[* 39] wo er Licht haben wollte, ließ er das Glas durchsichtig.
Nach Gutdünken brachte er auf Gewändern und Gründen damastartige Verzierungen an, indem er das Glas leicht grundierte und
mit dem Radierhölzchen so viel von dem Grund wieder hinwegnahm, daß die dadurch erscheinenden Lichtpartien allerlei Muster
darstellten. Behufs des Einschmelzens der Farben bediente er sich eines eigentümlich konstruierten Ofens,
in welchem die Glasplatten so lange lagen, bis sie zu glühen anfingen.
Dann löschte er das Feuer und ließ die Platten sich abkühlen. Alsdann legte er die einzelnen Stücke auf seinem hölzernen
Karton in Ordnung und verband sie durch Bleistreifen. Das Ganze ward dann in einen hölzernen Rahmen geschlagen.
AlleGlasmalereien dieser Periode charakterisieren sich durch eine klare und kräftige Transparenz. Bei den Fritten und zwar bei
der roten bildete Kupfer,
[* 40] seltener Eisen, bei der blauen Eisen oder Kobalt, bei der gelben Kohle und bei der grünen Kupfer die
färbende Grundlage. Im 14. Jahrh. begann man, weiße Gläser mit der roten Fritte zu überfangen.
Dieses geschah, wie noch jetzt, in der Weise, daß zuerst weißes Glas auf eine Pfeife genommen, dieses in den Tiegel mit dem
Purpurglas getaucht, hier mit einer Schicht des letztern überzogen, dann wie gewöhnlich zu einem kleinen Cylinder geblasen
und letzterer bei möglichst gelinder Wärme
[* 41] auf dem Streckherd zu einer Tafel gestreckt ward. Eine solche
besteht mithin aus zwei Glasschichten, der weißen und der roten, und die Nüance der
Farbe beim durchfallenden Licht hängt
von der Dicke der roten Schicht ab, welche, sie mag so dünn sein, wie sie will, durch ihre Verbindung mit
dem weißen Glas die frühere Zerbrechlichkeit verliert. In dieselbe Zeit fällt die erste Anwendung weiterer Glasmalerfarben
außer dem Schwarzlot; auch sie bestanden in Metalloxyden, welche aber nicht der Fritte zugesetzt, sondern auf der Oberfläche
des schon fertigen und zur Arbeit zugeschnittenen Glases befestigt wurden und zwar mit Hilfe eines Flußmittels,
einer glasigen Zusammensetzung, welche bei der Temperatur des Schmelzens sich mit den Oxyden und diese milder Grundlage verband.
Die Farben wurden in der Art aufgetragen, daß, wenn die Umrisse und Schraffierungen auf einer Seite ausgeführt waren, die
andre Seite bloß farbig illuminiert wurde. Übrigens erwies sich der technische Charakter der Glasmalerei dieser
Periode in allen Ländern, in welchen die neue Kunst auftrat, den Grundzügen nach als derselbe. So finden wir auf den gesamten
Leistungen der Glasmalerei des 11. und 12. Jahrh. den Stempel des romanischen Stils, jenes strenge typische Gesetz der Zeichnung, jenes
Streben, die Formen der Gestalten überall in scharfer und bestimmter Weise darzustellen und soviel wie
möglich in symmetrischer Anordnung vorzuführen. So wie der bildenden Kunst dieser Zeit überhaupt im wesentlichen ein architektonisches
Prinzip zu Grunde lag, so war dies um so mehr und länger in der Glasmalerei der Fall, als hier schon die Ungefügigkeit des Materials
einem freiern Schwung im Wege stand.
Noch gegen das Ende des 13. Jahrh. begnügte sich die Glasmalerei häufig damit,
die Fenster mit Blumen- und Pflanzengewinden sowie mit den sogen. Grisaillen, mattfarbigen, grau, grünlich oder violett gehaltenen
und mit Schwarz umränderten Ornamenten, welche die weißen Gläser der Fenster durchkreuzten, zu überspinnen. Selbst
im 14. Jahrh. entsagte sie noch nicht dem Ornament gänzlich, vielmehr bediente sie sich desselben zur Verherrlichung und
Ergänzung der in ihrer Hauptaufgabe waltenden Symbolik.
Aus reicher Umrankung von Blüten- und Fruchtgewinden blicken nunmehr die Heiligenbilder mild und ernst hernieder, von reichen
gotischen Baldachinen sind die Gruppen aus der heiligen Geschichte überwölbt; oft steigt eine prächtige
gemalte Architektur die ganze Höhe des Fensters hinan und trägt in ihren mannigfachen Verschränkungen nicht selten einen
ganzen typischen Cyklus göttlicher Offenbarungen. Die Gesamtwirkung bleibt eine vorwiegend teppichartige; die tiefen, satten
Töne herrschen vor.
Über die Verbreitung der in dieser ersten Periode läßt sich folgendes feststellen. Bei den Autoren des 6. Jahrh.
n. Chr. werden bereits gemalte Fenster in französischen Kirchen erwähnt. Aus dem 9. Jahrh. befanden sich Glasmalereien in der
Frauenmünsterkirche in Zürich;
[* 42] aus den letzten Jahren des 10. Jahrh. stammten die Glasmalereien im bayrischen KlosterTegernsee. Ein
aus Reims
[* 43] berufener Künstler fertigte im 11. Jahrh. für das KlosterSt.-Hubert in den ArdennenGlasmalereien.
In Limoges läßt sich die Glasmalerei bis zum Anfang des 12. Jahrh. zurück verfolgen.
Zu den merkwürdigsten erhaltenen Glasmalereien aus dieser Zeit gehören die Reste der Medaillons mit biblischen Darstellungen
und Ornamentmustern, welche der AbtSuger um die Mitte des 12. Jahrh. in die Fenster seiner Kirche zu St.-Denis
einsetzen ließ. Sie zeigen kleine, roh gezeichnete und aus lauter winzigen Glasstücken zusammengefügte Figuren. Das westliche
Frankreich hat eine große Anzahl solcher Werke aufzuweisen, so
¶
Die allgemeine Aufnahme der Glasmalerei steht mit der Herrschaft des gotischen Baustils im Zusammenhang, da letzterer schon wegen seiner
hohen Fenster eines solchen Mittels zur Dämpfung des im Übermaß einströmenden Lichts bedurfte. Es gelang,
Glasmalerfarben von mannigfachen Tönen und Abstufungen hervorzubringen und so eine mehr malerische Behandlung der Glasmalerei zu erzielen.
Auch bei diesen waren Metalloxyde die färbenden Substanzen. Hinsichtlich ihres künstlerischen Charakters ist zu bemerken,
daß die Glasmalerei dem Bildungsgang der Malerei im allgemeinen folgte; das dekorative Element war nicht mehr das
überwiegende; die Gestalten wurden größer, an die Stelle der einzelnen, statuarisch nebeneinander gestellten Figuren traten
ganze Gruppen, Nachbildungen wirklicher Gemälde.
Dabei ist freilich nicht zu übersehen, daß die Eigentümlichkeit der technischen Mittel manche Abweichung von dem herrschenden
Charakter der Malerei überhaupt, manches Zurückbleiben hinter ihrem mächtigen Aufschwung veranlassen
mußte. Viele Glasmaler verließen ebendarum die um sich der Ölmalerei zuzuwenden, welche dem freien Aufschwung ihres Geistes
in der besondern Schwierigkeit des Materials kein lähmendes Gegengewicht setzte. So kam es, daß die Glasmalerei oft nur in den Händen
von Anfängern oder Stümpern blieb, die lediglich fremde Kartons kopierten.
Dieser handwerksmäßige Betrieb hatte übrigens auch seine Vorteile. In der Glasmalerei nämlich macht nur der Umfang und die Wichtigkeit
der technischen Erfahrungen den Meister; der Kopist aber, dessen ganzes Thun in fortgesetzter Ausübung der mechanischen Hälfte
bestand, brauchte keine Zeit an die Erfindung von Entwürfen zu verlieren. War er glücklich in der Wahl
der Kartons, so kam durch diese Vereinigung technischer und künstlerischer Elemente gewiß etwas Trefflicheres zu stande,
als wenn der Einzelne alles aus sich selbst schöpfte.
ebenfalls jenen manierierten Geschmack und sind auch in der Farbenzusammenstellung schon tief gesunken; ganz vorzüglich dagegen
sind die Fenster im Chor der KircheSt.-Jacques zu Lüttich,
[* 80] bezeichnet 1525, und auch die Bildnisfiguren Karls V., Ferdinands I.
und andrer Fürsten in der Gudulakirche zu Brüssel gehören dem frühern bessern Stil an; eine besondere
Erwähnung verdient die in Belgien seit dem 15. Jahrh. ausgebildete Glasmalerei grau in grau, von der sich noch viele kostbare Werke
finden (vgl. auch Tafel,
[* 79]
Fig. 4, 5, 6 u.
9). Die Zahl der Glasmalereien in Frankreich aus dieser Zeit ist außerordentlich groß, kaum eine Landkirche blieb ohne
diesen Schmuck; wir nennen die 1552 und 1553 gefertigten Fenster der KircheSt.-Foy zu Conches, das große Fenster der Pfarrkirche
St.-Nicolas zu Nantes
[* 81] und die besonders in der Farbenstimmung unvergleichlichen Malereien der Kathedrale von Châlons sur Marne.
Die englischen Glasmalereien aus dieser Epoche, unter andern die der Kirche von Warwick und der KapelleHeinrichs VIII. in der
Westminsterabtei, nehmen keine hervorragende Stellung ein. Hier mögen endlich auch einige Proben orientalischer Glasmalerei Erwähnung
finden, welche beweisen, daß die auch in jenen Gegenden zu hoher Blüte gelangte. Die sogen. Omar-Moschee
auf dem BergMoria in Jerusalem
[* 90] ist in den aus dem Mittelalter stammenden spitzbogigen Fenstern mit Glasgemälden geschmückt,
welche dem 16. Jahrh. zugeschrieben werden.
Der allgemeine Geschmack an Glasmalereien, später die Glaubenswirren und ein mannigfaches Begehren nach
kirchlichen Reformen, wodurch bis zur Ausgleichung der Zustände die Malerei für Kirchen mehr oder weniger sistiert wurde,
förderten diese neue Richtung der Glasmalerei, welche nun hauptsächlich nur dem Luxus der Privaten diente. Das erste selbständige
Auftreten der landschaftlichen Kunst in der Malerei überhaupt bestimmte nun auch zum Teil die Aufgabe
dieser Kabinettsglasmalerei, doch wurden auch viele Wappen gemalt sowie allegorische und mythologische Darstellungen. Darin
ward namentlich in der Schweiz Unvergleichliches geleistet, und es haben sehr häufig Meister, wie Holbein,
[* 92] UrsGraf, Niclas Manuel,
die beiden Stimmer u. a., Kartons (Visierungen) geliefert (s. Tafel,
[* 79]
Fig. 18). Als
wichtigstes Denkmal sei der Gemäldecyklus im Großratssaal zu Basel
[* 93] genannt.
Vgl. Meyer, Die schweizerische Sitte der Fenster- und
Wappenschenkung vom 15. bis 17. Jahrhundert (Frauenf. 1884).
Die hervorragendsten Namen von deutschen und niederländischen Glasmalern dieser Periode und solchen Künstlern, welche den
damaligen Glasmalern Zeichnungen lieferten, sind: PeterAcker, in Nördlingen,
[* 94] um 1452;
Cornelius van Dalen, in Antwerpen, namentlich wegen seiner technischen
Fertigkeit im Einbrennen gerühmt;
VeitHirschvogel der ältere, in Nürnberg, geb. 1461, gest. 1525, einer der besten Glasmaler
seiner Zeit, nebst andern Mitgliedern dieser bekannten Künstlerfamilie;
Theodor van Zyl, in Utrecht,
[* 98] um 1560. Als bekannte französische Glasmaler aus dieser Periode sind
zu nennen: Enguerand le Prince, zu Beauvais, gest. 1530;
JeanCousin, wohl der beste und fruchtbarste französische
Glasmaler;
Kam die Glasmalerei bereits im 16. Jahrh. mehr und mehr in
Verfall, so eilte sie im 17., womit ihre dritte Periode beginnt, ihrem Untergang entgegen. War schon die kirchliche Renaissance
mit ihrem starken Mauerwerk und den kleinen Fenstern, bei welchen man Licht braucht, der Glasmalerei ungünstig, so war dies der Barockstil
noch bedeutend mehr. Verhältnismäßig am meisten wurde die Kunst noch in den Niederlanden gepflegt; hier
konnten damals noch jene schönen Glasmalereien, welche den großartigen Cyklus in der Kirche von Gouda schlossen, und manches
nicht minder Treffliche für die Kirchen in Brüssel, Antwerpen etc. entstehen.
Außerdem trieb die Glasmalerei noch in der Schweiz achtungswerte Blüten. Unter den letzten größern Cyklen von
Glasmalereien sind die aus dem 17. Jahrh. stammenden Scheiben im Kreuzgang des KlostersWettingen und die von Muri und Rathhausen
zu nennen, die übrigens noch im 16. Jahrh. begonnen wurden. Als Meister der Wettinger Fenster werden JohannesHeinrich von Angeri,
Georgius Rieder von Ulm und PaulusMüller vonZug
genannt. Die Glasmalerei geriet so schnell in Verfall, daß schon 1655,
erst 33 Jahre nach Vollendung der unvergleichlichen Fenstergemälde für das Beinhaus der Kirche zum heil. Eustachius in Paris,
ein zünftiger Meister der Glasmalerei, Willem Tomberge in Gouda, behaupten konnte, dieselbe sei verloren gegangen.
In Deutschland konnte man schon nach der ersten Hälfte des 17. Jahrh. kaum mehr ein Hüttenglas von tiefem, gesättigtem Ton,
am allerwenigsten aber das fast unentbehrliche rote Überfangglas aufbringen. Es bedurfte vieler und kostspieliger Versuche,
bis man zur Ersetzung des letztern einfache, in der Fritte durch und durch gefärbte Scheiben anfertigen
oder den roten Glasmalerfluß auf die weiße Tafel schmelzen lernte.
Das neue färbende Prinzip aber war Goldlack, den, wiewohl er schon einigen Alten bekannt gewesen zu sein scheint, ein LübeckerArzt, AndreasCassius, besser bereiten lehrte, dessen Bereitung selbst aber JohannKunckel (s. d.) am besten gelungen zu sein
scheint. Den letzten Stoß erhielt jedoch die Glasmalerei durch die außerordentlichen Fortschritte, welche in der Verfertigung von
immer reinerm und schönerm weißen Glas und von größern Scheiben, insbesondere durch Kunckels Bemühungen, gemacht wurden.
Ein gleiches Schicksal wie in Deutschland und den Niederlanden hatte die auch in Frankreich, Spanien und Italien.
Am längsten erhielt sich Sinn für in der Schweiz und namentlich in England. Bernard van Linge, der um 1620 aus den Niederlanden
nach England übersiedelte, scheint hier eine bedeutende Anregung gegeben zu haben. Der erste, welcher sich einigermaßen
wieder hervorthat, war HenryGiles in Oxford.
[* 102] Eginton, Jarvis und Forrest brachten einen neuen, keineswegs
aber erfreulichen Umschwung in
die englische Glasmalerei. Hatte man nämlich schon vorher durch einen unverständig
ausgedehnten Gebrauch der Glasmalerfarben u. -Flüsse den Kunstwerken geschadet, so mußte dies durch die neue Weise jener Meister,
ihre Malereien aus lauter viereckigen Scheiben nach Art der gewöhnlichen Fenster zusammenzusetzen, in erhöhtem
Maß geschehen.
Denn nicht nur sah man sich hierdurch in die Notwendigkeit versetzt, allzu viele heterogene Farben zur größten Beeinträchtigung
ihrer Schönheit und Dauerhaftigkeit auf eine und dieselbe Tafel einzubrennen, sondern es ging auch das Blei nicht selten auf
die störendste Weise durch die höchsten Lichtpartien; noch mehr aber verlor der künstlerische Wert derArbeit durch das Streben, immer mehr den Ton der Ölgemälde nachzuahmen. So trat an die Stelle der alten Schönheit eine kaum
mehr transparente Nachahmung der Werke ausgezeichneter Ölmaler in bräunlichen, gebrochenen Farbentönen.
Von den deutschen und niederländischen Glasmalern dieser Zeit nennen wir: Jan van Bronkhorst, geb. 1603 zu
Utrecht;
Die Klarheit, Frische und Tiefe der Farben des Künstlers, namentlich seines Goldpurpurs, der dem Hindurchfallen des Lichts höchst
günstige, wie bei den Alten fast nur auf die Umrisse beschränkte Gebrauch des Schwarzlots, die Vermeidung
alles der Methode der Ölmalerei sich nähernden Zumalens, kurz, die Frank eigentümliche Fertigkeit, auf Eine Scheibe jene Farbenstimmung
und Haltung zu bringen, welche die alten Glasmaler nur durch Zusammensetzung farbiger Gläser zu erreichen wußten, und bei
alledem die vollkommene Dauerhaftigkeit seiner Schmelze, alle diese Eigenschaften sind es, welche die Werke
dieses Künstlers auszeichnen.
Die Errichtung einer ausschließlich auf den Betrieb der Glasmalerei gerichteten Anstalt fällt in das Jahr 1827. Die
erste Thätigkeit der Anstalt waren Fenstergemälde für den Dom von Regensburg, die von Frank, von v. Schwarz u. a. angefertigt
wurden, und an deren sich bis zum Jahr 1833 hinziehenden Ausführung die wiedergefundene Technik eine
neue Ausbildung fand. Die Übertragung aller dieser Gemälde auf Glas geschah durch die Künstler Ainmüller, Eggert, Hämmerl,
Kirchmaier und Wehrsdorfer, während Frank die Herstellung des Materials, der Gläser, der Farben undFlüsse
[* 114] sowie die Einschmelzung
besorgte.
Die Hauptvorzüge dieser Glasmalereien liegen darin, daß die hier angewendeten Hütten- und Überfanggläser
einer Farbenskala von nicht weniger als 60-80 Nummern entnommen wurden, und daß die Farben undFlüsse an Zahl denen der alten
Meister gleichkamen und, indem sie bei den angestellten Versuchen den Säuren und andern mechanischen Einwirkungen widerstanden,
ein Zeugnis ihrer innern Trefflichkeit sowohl an und für sich als der vollkommenen Richtigkeit ihrer
Behandlung beim Auftragen und Einschmelzen, zugleich aber die sicherste Bürgschaft ihrer Dauerhaftigkeit gaben. In einer
zweiten Reihe musivischer Glasgemälde, welche 1834 für die Kirche in der Münchener Vorstadt Au inAngriff genommen wurden,
war ein ansehnlicher Fortschritt zu erkennen. Die Fortschritte beziehen sich nicht allein auf die Farbe
und Farbenwirkung, sondern betreffen weit mehr noch die Komposition, die Durchdringung des Gegenstandes und zumal das tiefere
Eingehen in jenen wahrhaft kirchlichen Stil, durch welchen die in ihrer mittelalterlichen Blütezeit die höchsten Triumphe gefeiert
hatte.
Aus dem durch jene größern Unternehmungen geweckten Interesse der Privaten entwickelte sich eine neue
Kabinettsmalerei auf Glas. Man setzte sich nun zur Aufgabe, nicht allein das ganze Bild mit aller Mannigfaltigkeit seiner Töne
auf eine weiße Glastafel zu übertragen und einzuschmelzen, sondern auch unter Vermeidung einer völligen Durchsichtigkeit
den Anforderungen malerischer Durchbildung und Vollendung in ähnlicher Weise wie bei Werken der Ölmalerei
zu genügen, ohne die Wirksamkeit des Lichts, worin gerade der eigentümliche Reiz der Glasmalerei besteht, zu beeinträchtigen.
Die Idee zu dieser gänzlichen Umwälzung des Verfahrens in der Kabinettsglasmalerei wurde unter andern mit besonderer Lebhaftigkeit
von Melchior Boisserée und Bertram erfaßt, durch verschiedene Bestellungen in der königlichen Porzellanfabrik in München
genährt und dadurch zur Selbständigkeit ausgebildet, daß die Genannten den bereits durch seine Arbeiten für das k. k.
Lustschloß Laxenburg bei Wien bewährten Glasmaler Vörtel für sich gewannen und auch andre technische Talente in diese Sphäre
zogen. Eine nicht minder ehrenvolle Erwähnung verdienen die Werke Joseph Sauterleutes in Nürnberg.
Wie in Bayern, begannen auch in Preußen
[* 115] die ersten Regungen der Kunst mit dem 19. Jahrh., und hier war
es Scheidt in Berlin, welcher zumeist Landschaften malte, aber so wenig Anklang fand, daß er sich wieder der Porzellanmalerei
zuwenden mußte. Mit glücklicherm technischen Erfolg und mit besserm Verständnis malte um 1807 der spätere
Geheime Bergrat v. Frick in Berlin auf Glas. Sein erstes und zugleich bestes Werk war ein 2,2 m hohes und 1,25
m breites Fenster für die katholische Kirche in Berlin.
Kurz nach Müller wurde der MalerHöcker aus Breslau
[* 118] nach Marienburg berufen, der sich gleichfalls schon als Glasmaler in Berlin
bekannt gemacht hatte und später in seine Vaterstadt zurückkehrte, wo er als Lehrer bei der Kunstschule
angestellt worden war und seine Arbeiten fortsetzte. Einen festen Sitz erhielt die in Berlin durch die 1843 erfolgte Begründung
des königlichen Instituts für Glasmalerei, welches neuerdings reorganisiert worden ist und unter Leitung des Malers Bernhardt steht.