Zweck und ihren
Bestandteilen geistliche und weltliche
Genossenschaften und unter den letztern sogen. Schutzgilden freier Stadtbürger,
die er »Altbürgergilden« nannte, ferner
Kaufmannsgilden und Handwerkergilden. Insofern überhaupt die kaufmännischen städtischen
Genossenschaften und die
Zünfte als Gilden aufgefaßt wurden, konnte auch von einem
Gildezwang die
Rede sein, nach welchem Zugehörigkeit
zur betreffenden Gilde die Voraussetzung für
Handels- undGewerbebetriebbildete.
Nitzsch (Ȇber die niederdeutschen
Genossenschaften des 12. und 13.
Jahrhunderts«, im »Monatsbericht der
Königlich
[* 2] Preußischen
Akademie der
Wissenschaften zu
Berlin«,
[* 3] Jahrgang 1879, S. 4 ff.) hat dagegen nachgewiesen, daß Gilde etwas
von jenen andern mittelalterlichen
Genossenschaften wesentlich Verschiedenes, daß sie ein rein norddeutsches
Institut war, im 12. Jahrh. in Norddeutschland an den Handelsplätzen als eine Vereinigung
für Verkehrsinteressen, und zwar für alle an diesen beteiligten Einwohner eines Platzes, sowohl der Kaufleute und
Krämer
als der
Handwerker, erscheint, die weder kirchlichen noch hofrechtlichen Ursprungs ist und zunächst keine
Scheidung nach einzelnen
Gewerben kennt. Stets hat sie exklusive
Rechte des
Verkehrs an ihrem Platz und eine vollständige
Autonomie.
Verkehrsgenossenschaften dieser Art waren in
Süd- und Westdeutschland nicht vorhanden, wohl aber in
England, auch unter dem
gleichen
Namen (vgl.
Zunftwesen). Bekannt sind heute noch in
Deutschland
[* 4] die bestehenden bürgerlichen Vereinigungen der Schützengilden.
Seit 1859
ist erProfessor für orientalische, speziell semitische,
SpracheninBonn. Von seinen
Schriften sind zu nennen: »De
rebus indicis scriptorum arabum«
(Bonn 1838);
Auch gab er
Kalidâsas
»Meghadûta« und »Çringaratilaka«
(Bonn 1841) heraus sowie
die Neubearbeitung von
Lassens »Anthologia sanscritica« (3. Aufl.,
das. 1868). Außerdem hat er wertvolle Abhandlungen zur Kenntnis der orientalischen Litteratur
in der
»Zeitschrift für die
Kunde des
Morgenlandes« und andern
Zeitschriften veröffentlicht.
2)
Otto,
Bürgermeister der
Freien Stadt
Bremen,
[* 11] geb. zu
Bremen als Sohn des
SenatorsFriedrich Gildemeister, widmete
sich in
Bonn 1842-45 philosophischen, historischen und philologischen
Studien und trat, nach
Bremen zurückgekehrt, in die Redaktion
der damals neubegründeten »Weserzeitung«, der er seit 1850 als Hauptredakteur
vorsteht. Zwei Jahre später wurde er
Sekretär
[* 12] des
BremerSenats, 1857 Mitglied des
Senats und ward für
die
Perioden 1872-75, 1878-81 und 1882-87
Bürgermeister von
Bremen. hat den Vorsitz im
Senat und leitet die auswärtigen und
Handelsangelegenheiten und die
Finanzen seiner Vaterstadt. Er ist seit 1871 zugleich Vertreter seiner Vaterstadt im
Bundesrat
des
DeutschenReichs. Litterarisch machte er sich durch seine gehaltvollen
Leitartikel in der »Weserzeitung«
und zahlreiche Abhandlungen litterarischen und volkswirtschaftlichen
Inhalts
in
Journalen, namentlich aber durch seine im ganzen
und großen meisterhafte Übersetzung von
LordByrons Werken (Berl. 1864, 6 Bde.; 3. Aufl.
1877) bekannt, der die Übersetzung einer
Reihe Shakespearescher
Dramen (darunter die Historien) für die
Brockhaus-BodenstedtscheAusgabe sowie der
SonetteShakespeares (Leipz. 1871) und von Ariosts »Rasendem
Roland« (Berl. 1882-83, 4 Bde.)
nachfolgten.
ein im
Altertum reichbewaldetes
Gebirge in
Palästina,
[* 13] jenseit des
Jordans, zwischen dessen Zuflüssen
Jabbok und
Jarmuk, im Stammesgebiet
Manasse, mit tiefen, engen, aber wasserreichen
Thälern und schönen
Weiden. Gilead heißt auch
oft das ganze Ostjordanland, soweit es von
Juden bewohnt war.
(spr. dscheils),Ernst, Australienreisender, gebürtig aus
Bristol in
England, erhielt seine
Erziehung in
Christ'sHospital zu
London
[* 14] und ging darauf nach
Melbourne
[* 15] in
Australien,
[* 16] wo er bis 1854 ein Regierungsamt bekleidete, machte dann mehrere
kleine
Reisen und unternahm, unterstützt durch F. v.
Müller, 1872 seine erste große
Reise von
Chamber's
Pillar im
Zentrum von
Australien westwärts, entdeckte den großen, von ihm
LakeAmadeus benannten Salzsumpf und drang 1873-74
von der Peakestation des Überlandtelegraphen bis 125° östl. L. vor. Im J. 1875 durchzog er in
der
Richtung des 30.° südl.
Br. einen noch ganz unbekannten Teil
Westaustraliens unter den größten Entbehrungen,
ging dann von
Perth nordwärts und kehrte, das Land zwischen dem
Wendekreis und 25° südl.
Br. erforschend, zur Überlandtelegraphenlinie
und von da nach
Adelaide
[* 17] zurück, das er erreichte. Seitdem lebt in
Melbourne. Er schrieb: »Geographical
travels in
Central Australia«
(Melbourne 1874) und »The journal of a forgotten expedition«
(Adelaide 1880).
Hasardspiel mit Pikettkarte unter vier
Personen, wobei von jedem Teilnehmer zwei Einsätze
gemacht werden,
einer für den sogen.
»Geh« (zwei gleiche
Karten) undeiner für die
Augen. Jeder
Spieler erhält
drei
Blätter;
wer den höchsten
Geh hat, zieht die hierfür bestimmten Einsätze, es sei denn, daß ein
Dreiblatt
[* 18] heraus wäre.
Das niedrigste
Dreiblatt geht über den höchsten
Geh.
Wer die meisten
Augen hat, gewinnt die andern Einsätze. Es steht jedem
frei, auf seineKarte zu halten oder zu passen; ebenso darf »nachgeboten« (Einsatzerhöhung
angeboten) werden.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Königsberg,
[* 26] Kreis
[* 27] Osterode,
[* 28] an den fischreichen Damerauseen, hat eine
evangelische und eine kathol. Kirche, ein Amtsgericht und (1885) 1862 meist evang. Einwohner.
Landschaft im nordwestlichsten Teil von Kaschmir,
[* 29] am Südabhang des Karakorum, umfaßt das
zwischen 1500 und 1800 m hoch liegende Thal
[* 30] zu beiden Seiten des Flusses Gilgit, der aus Kafiristan vom Lahorigebirge kommt und
hier in den Indus mündet, und hat ein Areal von 9273 qkm (168 QM.). Die Bewohner (1873: 25,834), vom arischen Stamm
mit Beimischung tibetischen Bluts, sind fanatische Mohammedaner (Schiiten) und erzielen bei einem ungleich mildern Klima
[* 31] als
im angrenzenden TibetReis, Seide
[* 32] und Baumwolle,
[* 33] viel Obst, besonders Granatäpfel, Maulbeeren, Feigen, Melonen und ausgezeichnete
Trauben.
Getrocknete Aprikosen und Korinthen bilden wichtige Exportartikel. Die tiefe Erosion
[* 34] des Hauptthals erschwert indessen den Verkehr.
Gilgit stand früher unter eignen Fürsten; 1860 nahm es der Maharadscha von Kaschmir mit 4000 Mann nahezu ohne
Blutvergießen in Besitz und verleibte es seinem Reich ein. Die Stadt gleichen Namens liegt auf einer von mäßig hohen Bergen
[* 35] umgebenen Thalstufe rechts am Fluß Gilgit 1531 m ü. M. und zählt 200 Häuser. S. Karte »Zentralasien«.
[* 36]
Ruiz et Pav., Gattung aus der Familie der Polemoniaceen, einjährige Kräuter mit abwechselnden oder gegenständigen,
ganzen oder fiederteiligen Blättern, einzeln, in Köpfchen oder Doldentrauben stehenden, präsentierteller- oder radförmigen
Blüten;
meist in Kalifornien einheimische Pflanzen, von denen Gilia achilleaefoliaBenth., mit violettblauen Blumen, Gilia aggregataDon., mit scharlachroten, fein weiß gefleckten Blumen, Gilia capitataDougl., mit himmelblauen Blümchen,
Gilia tricolorBenth., mit goldgelben Blumen und schwarzviolettem Schlund, beliebte Gartenpflanzen sind.
ein zu den Arktikern oder Hyperboreern gehöriger Volksstamm, ein Überrest der Aino in der alten Heimat, aus
welcher dieselben auf die Inseln verdrängt wurden. Sie wohnen teils auf der InselSachalin, teils auf dem
Kontinent, im ostsibirischen Küstengebiet, am untern Amur und an der der Mündung dieses Flusses zunächst liegenden Meeresküste.
Bei den Mandschu heißen sie Chedschen und Fiaka, sie selbst nennen sich Manguni (»Flußmenschen«),
bisweilen auch Chedé (die »Untern«); ihre Zahl wird auf 8000 geschätzt,
wovon 3000 auf Sachalin, und soll seit der russischen Okkupation des Landes sich bedeutend vermindern. Sie
treiben Jagd und Fischfang und sind im Rudern und BergsteigenMeister, zeichnen sich aber sonst im allgemeinen nicht durch Schnelligkeit
und Gewandtheit ihrer Körperbewegungen aus. Sie sind unter dem mittlern Wuchs (obschon kleine Leute selten vorkommen), proportional
gebaut, mit verhältnismäßig breiten Schultern, stark entwickelter Brust und kleinen Händen und Füßen.
Das dichte schwarze Haar
[* 37] wird zu einem Zopf zusammengeflochten; die Gesichts- und Hautfarbe ist bräunlich (s. Tafel »AsiatischeVölker«,
[* 38] Fig. 4). Ihre Hauptnahrung sind Fische,
[* 39] die teils roh, teils gedörrt gegessen werden. Fleisch wird verhältnismäßig
selten verspeist;
ihrer 3-6, seltener 12 oder mehr, bilden ein Dorf.
Die Giljaken glauben an ein höchstes Wesen,
sind aber aus dem Fetischismus noch nicht heraus. Der Bär, der schlechte Menschen bei Lebzeiten bestraft, erscheint ihnen als
Vollzieher der göttlichen Beschlüsse.
(spr. schil), franz. Vorname, s. v. w.
Ägidius. ^[= (Egidio de Colonna, nach seinem Geburtsort Rom auch Ägidius Romanus), Scholastiker, wegen seiner ...]
Nordpolarland, nordöstlich von Spitzbergen unter 81½° nördl. Br. und 36° östl. L. v. Gr., wurde 1707 zuerst
vom Holländer Gillis erblickt, aber nie betreten. Vielleicht ist das unter 79° nördl.
Br. und 26½-32½° östl. L. liegende König Karls- oder Wicheland, welches 1617 vom Engländer Wiche zuerst gesehen, 1859 von
Karlsen zum zweitenmal entdeckt, 1870 vom GrafenZeil und von Heuglin benannt und 1872 von mehreren norwegischen Kapitänen besucht
wurde, identisch mit Gillisland, dessen Name eine Zeitlang auf Wichelandübertragen worden ist; doch hat Petermann
gegen diese Auffassung Protest eingelegt. S. Karte »Nordpolarländer«.
[* 46]
(spr. -re),James, Karikaturenzeichner und Radierer, geboren um 1757 in England, lernte erst als Schriftstecher,
zog mit einer Schauspielertruppe
¶
mehr
im Land umher und studierte dann an der königlichen Akademie zu London. Der Beifall, den seine Karikaturen fanden, bestimmte
ihn, sich diesem Genre ausschließlich zu widmen, wobei ihm seine unerschöpfliche Phantasie und seine außerordentliche Fertigkeit,
die Gesichtszüge der Personen wiederzugeben, sehr zu statten kamen. Seine Karikaturen bezogen sich meist auf
die Politik seiner Zeit und deren Träger;
[* 51] doch geißelte er auch andre Thorheiten. Er starb in London. Seine Blätter
wurden gesammelt herausgegeben von Th. Wright (mit Biographie, neue Ausg. 1874).
Friedrich, Architekt, geb. zu Altdamm bei Stettin,
[* 52] Sohn des spätern Geheimen Oberbaurats David Gilly (1745-1808),
arbeitete seit 1788 bei Becherer und Langhans in Berlin. Von dem den Geschmack seiner Zeit beherrschenden Zopfstil wandte er sich,
sobald er selbständig geworden, dem genauern Studium der Antike, wie sie in Schrift und Bild erhalten ist,
zu. So wurde er der Bahnbrecher der klassischen Richtung, wie sie sich später unter seinem SchülerSchinkel, auf welchen sich
seine geniale Anschauungsweise vererbte, so glänzend entfaltete, und darin beruht seine bleibende Bedeutung. Selbständige
Werke auszuführen, war ihm nicht vergönnt. Er starb in Karlsbad.
Polo (spr. chil), Gasparo, span. Dichter, zwischen 1530-40 zu
Valencia
[* 57] geboren, war zuerst Advokat in seiner Vaterstadt, sodann seit 1572 Koadjutor des Vorstehers der
Oberrechnungskammer des KönigreichsValencia und ward 1580 nach Barcelona
[* 58] gesandt, um das königliche Patrimonium zu regulieren.
Er starb daselbst 1591. Gil Polo ist besonders bekannt durch seine Fortsetzung der »Diana« des Montemayor, die zuerst unter dem Titel:
»Diana enamorada« zu Valencia 1564 erschien (am besten hrsg. von Cerda, Madr. 1778; neue Aufl. 1802).
Seitdem dichtete er während der Regierungszeit Emanuels und seines Nachfolgers zu allen größern Jahres-
und Hoffesten ähnliche dramatische Spiele, an deren Aufführung sogar der König Johann teilnahm. Seine Tochter Paula, die
zugleich Hofdame bei der Infantin Maria war, bildete Gil Vicente zur vorzüglichsten Schauspielerin ihrer Zeit aus. Von ihr sind die
Werke ihres Vaters nach dessen Tode, der bald nach 1536 erfolgt sein muß, zum Druck befördert worden (Lissab.
1562). In neuerer Zeit veranstalteten Bareto Feio und Monteiro einen korrekten Wiederabdruck mit Einleitung und Glossar (Hamb.
1834, 3 Bde.). Die ganz in spanischer Sprache geschriebenen Autos hatte schon vorher Böhl v. Faber in seinem »Teatro español
anterior á Lope deVega« (Hamb. 1832) herausgegeben.
Die meisten seiner Stücke, die teils spanisch, teils portugiesisch geschrieben sind (z. B. in der Komödie »Rubena« sprechen
vier Personen spanisch, die übrigen portugiesisch), atmen so viel Laune und ursprüngliche Poesie und haben eine so durchaus
nationale Färbung, daß sie als die Grundlagen eines Nationallustspiels angesehen werden können. Sie
zerfallen in geistliche Stücke (autos), in denen der Einfluß der französischen und lateinischen Mysterien sichtbar ist,
in Tragikomödien und Farcen (volksmäßige Possen), die sein Talent in Auffassung der gemeinen Wirklichkeit am glänzendsten
beurkunden und mit Recht als des Dichters vorzüglichste Leistungen gelten (deutsch von Rapp im »SpanischenTheater«,
[* 62] Bd. 1,
Hildburgh. 1868). Zu der nach Gil Vicente gebildeten Dichterschule gehört Camoens.
2) Portug. Goldschmied, berühmt als Verfertiger der sogen. Custodia di Belem, einer Monstranz aus indischem Gold,
[* 63] welche König
Emanuel 1502 zur Erinnerung an die EntdeckungIndiens in das aus demselben Anlaß gegründete Hieronymitenkloster zu Belem beiLissabon gestiftet hat. Die neuerdings aufgestellte Behauptung, daß der Goldschmied Gil Vicente und
der gleichnamige Dichter eine und dieselbe Person seien, entbehrt der nötigen Begründung.
yZárate (spr. chil),DonAntonio, berühmter span. Dramatiker der Neuzeit, geb. im Escorial, widmete sich
dem Studium der mathematischen und physikalischen Wissenschaften und ward 1820 im Ministerium des Innern
angestellt, wo er bis zum Offizial des Archivs vorrückte. Die Revolution warf ihn aus dieser Laufbahn, und erst 1826 durfte
er nach Madrid
[* 64] zurückkehren. Inzwischen hatte er in Cadiz
[* 65] einige seiner Lustspiele mit Erfolg zur Aufführung gebracht. Im
J. 1832 übernahm er die Redaktion der Zeitschrift »Boletin de Comercio«, die später den Titel »Eco« annahm,
gab aber dieselbe 1835 wieder ab und wurde wieder als Offizial im Ministerium des Innern angestellt. In demselben Jahr noch
kam seine Tragödie »DoñaBlanca de Borbon« in Madrid zur Aufführung, die, obgleich im streng klassischen Stil gehalten, Beifall
fand. Im Geschmack des Romantizismus schrieb er darauf die Tragödie »Carlos II. el hechizado«, durch die
er sich dauernden Ruhm erwarb, ebenso folgende Stücke: »Rosmunda«, »Don Alvaro de Luna«, »Masanielo«, »Guzman el bueno« (gilt
für sein bestes Stück) u. a. Durch die Revolution vom verlor Gil y Zárate seine Anstellung, erhielt aber
später am Liceo in Madrid die Professur der Geschichte, wurde Mitglied der königlichen Akademie und Vizepräsident in der
Abteilung der schönen Litteratur am Ateneo und Liceo. Er starb in Madrid. Sein »Manual de literatura« (Madr. 1846, 3 Bde.; 8.
¶
mehr
Aufl.
1874) ist ein sehr brauchbares Handbuch der Litteraturgeschichte. Außerdem hat man von ihm noch ein Werk über das spanische
Unterrichtswesen: »De la instruccion publica en España« (Madr. 1855, 3 Bde.). Proben von seinen lyrischen und dramatischen
Werken finden sich in Ochoas »Apuntes para una biblioteca de escritores espagnoles contemporaneos«
(Par. 1840). Eine Sammlung seiner »Obras dramaticas« erschien in Paris 1850.
(spr. schimonn),Fluß im südlichen Frankreich, der zu den zahlreichen vom Plateau von Lannemezan, am Nordhang
der Zentralpyrenäen, herabkommenden und, sich fächerförmig ausbreitend, zum Adour und zur Garonne gehenden Flüssen gehört.
Er mündet, 135 km lang, fast nebenflußlos in die Garonne links oberhalb Castelsarrasin.
(Gorl, franz. Guimpe, auch Guipure), mit farbiger Seide auf der Faden- und Gimpmühle übersponnene
Baumwollfäden, welche durch Klöppeln, Nähen und Weben
[* 73] (Klöppelgorl, Nähgorl, Stuhlgorl) zu Garnierungen verarbeitet werden.
Breite
[* 74] geklöppelte Gimpe nennt man Gorlspitze.
(PyrrhulaCuv.), Vogelgattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel,
[* 75] der Familie der Finken (Fringillidae) und der
Unterfamilie der
Gimpel (Pyrrhulinae), kräftig gebaute Vögel
[* 76] mit großem, kurzem, dickkolbigem, seitlich
stark gewölbtem, gegen die Spitze etwas zusammengedrücktem, vorn in einen kurzen Haken auslaufendem Schnabel, mittellangen,
etwas abgerundeten Flügeln, unter deren Schwingen die zweite bis vierte die Spitze bilden, mäßig langem, leicht ausgerandetem
Schwanz und kurzen, mittellangzehigen Füßen.
Der Rotgimpel (Blut-, Rotfink, Rotvogel, Dompfaff, Bollenbeißer, Brommeis, PyrrhularubicillaPall.), 15-18
cm lang, 26-29 cm breit, auf dem Oberkopf und an der Kehle, auf Flügeln und Schwanz glänzend dunkelschwarz, auf dem Rücken aschgrau,
auf dem Bürzel und am Unterbauch weiß; an der ganzen übrigen Unterseite beim Männchen lebhaft hellrot, beim Weibchen aschgrau.
Der Flügel hat zwei grauweiße Binden. Als Spielarten kommen weiße, schwarze und bunte Gimpel vor.
Der Gimpel lebt in Wäldern des mittlern und nördlichen Europa und Mittelasiens, streift im Winter weit umher, kommt dann auch
in Obstpflanzungen und Gärten und gelangt selbst bis Spanien
[* 77] und Griechenland.
[* 78] Er ist arglos, aber bei weitem
nicht in so hohem Grad wie der Kreuzschnabel und zeigt gegen seine Genossen innige Anhänglichkeit. Seine Nahrung besteht aus
Baum- und Grassämereien und Kerbtieren, im Frühjahr benagt er auch Knospen;
[* 79] er baut sein Nest nicht sehr hoch auf Bäumen und
legt im Mai 4-5 grünlichblaue, violett, schwarz und braun gefleckte Eier,
[* 80] welche das Weibchen zwei Wochen
bebrütet.
SeinGesang ist nicht sonderlich, aber er ahmt gern vorgepfiffene Stückchen nach und ist deshalb ein beliebter Stubenvogel.
In Thüringen werden jährlich Hunderte solcher Vögel zum Gesang abgerichtet und dann von Waltershauser Vogelhändlern nach
Berlin, Petersburg,
[* 81] Wien, auch nach Amsterdam,
[* 82] London etc. verkauft. Sie werden zu diesem Behuf aus dem Nest
genommen, ehe sie flügge sind, und so gelehrt, daß man ihnen täglich, besonders früh und abends, vorpfeift. Manche lernen
ohne Mühe 2-3 Stückchen, andre behalten nicht eins. Alle werden sehr zahm und zutraulich und nisten auch leicht in geräumigen
Käfigen.
Anton, Historiker, geb. zu Prag,
[* 83] wo er seine Gymnasial- und Universitätsstudien machte, wurde 1853 als
Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der dortigen böhmischen Oberrealschule angestellt. Einige Monate später mit
dem Lehrauftrag für Geschichte nach Olmütz
[* 84] berufen, aber nach Auflösung der dortigen Universität 1855 wieder
an seine frühere Stelle nach Prag zurückversetzt, nahm er 1857 Urlaub zum Behuf historischer Forschungen, bereiste Deutschland,
die Niederlande,
[* 85] Frankreich und Spanien und wurde nach seiner Rückkehr 1862 zum außerordentlichen, 1867 zum ordentlichen Professor
der Geschichte in Prag ernannt. Er schrieb außer verschiedenen Lehrbüchern: »Geschichte der BöhmischenBrüder« (Prag 1856-57, 2 Bde.),
»Rudolf II. und seine Zeit« (das. 1862-65, 2 Bde.)
und gab »Monumenta historiae bohemica« (das. 1864-67, 4 Bde.)
sowie »Die Berichte über die Schlacht auf dem WeißenBerg« (Wien 1878) heraus. Sein Hauptwerk ist die etwas weitschweifige »Geschichte
des Dreißigjährigen Kriegs« (Prag 1869-80, Bd. 1-4); eine kürzere Darstellung desselben Gegenstandes ist die »Illustrierte
Geschichte des Dreißigjährigen Kriegs« (2. Aufl., Leipz. 1884, 3 Bde.).
Zuletzt veröffentlichte er: »Waldstein während seines ersten Generalats im Lichte der gleichzeitigen
¶
mehr
Quellen, 1625-30« (Leipz. 1886, 2 Bde.).
Seine Werke sind die Frucht gründlicher Forschungen; ein Hauptverdienst derselben ist die Darlegung des Zusammenhangs der
europäischen Verhältnisse auf Grund reichhaltiger, in den verschiedensten ArchivenEuropas gesammelter Materialien.
(Genevra), Gemahlin des sagenhaften KönigsArtus (s. d.). ^[= (Arthur), myth. König in England, der Mittelpunkt eines walisisch-bretonischen Sagenkreises, ...]
(engl., spr. dschinndscherbihr), moussierendes geistiges
Getränk, eine vergorne und noch in Nachgärung begriffene ingwerhaltige Zuckerlösung, wird besonders in England getrunken.
Kämpf.]
(SalisburiaSm., Gingkobaum), Gattung aus der Familie der Taxineen, mit der einzigen, in China
[* 90] und Japan heimischen, aber dort noch
nicht wild gefundenen Art Gingko bilobaL. (S. adiantifoliaSm.), einem über 30 m hohen, diözischen Baum mit zu 3-5 stehenden,
einjährigen, langgestielten, fächerförmigen, oben sehr breiten, 2-4 lappigen oder unregelmäßig gekerbt
gelappten, etwas lederartigen, lichtgrünen, unterseits fast blaugrünen Blättern, in schlaffen Ähren stehenden männlichen,
meist zu zweien stehenden weiblichen Blüten und großen, durch die gelbe, fleischige Außenschicht der Samenschale steinfruchtartigen,
eßbaren Samen,
[* 91] erträgt unsre härtesten Winter und wird als interessante Zierpflanze kultiviert. Er wächst
ungemein langsam, erreicht aber ein sehr hohes Alter.
Bunge sah bei Peking
[* 92] Bäume von 13 m Umfang, deren Alter er auf 2000 Jahre schätzte. Bei den Japanern gilt der Baum als heilig
und wird um die Tempel
[* 93] herum gepflanzt. Außerdem kultiviert man ihn der Früchte halber, die gelben Eierpflaumen
gleichen. Auch die Samen werden als Magenmittel und Dessert gegessen und zur Ölgewinnung benutzt. Der Baum wurde 1712 durch
Kämpfer bekannt, kam aber erst 1754 nach Europa. 1812 gelangte ein männliches Exemplar bei Montpellier
[* 94] zur Blüte,
[* 95] trug aber
erst viel später Früchte, als man ihm einen Zweig eines weiblichen Exemplars einfügte. In China und Japan
weiß man die aus dem mehrere Embryonen enthaltenden Samen sich entwickelnden Stämmchen zu einem einzigen zu vereinigen.
Gleichzeitig gründete und redigierte er die »Décade philosophique«, die
später den Titel »Revue« annahm und 1807 mit dem »Mercure de France« vereinigt wurde. 1798 war er auf sieben Monate Gesandter
in Turin,
[* 97] 1799 Mitglied des Tribunats, wurde aber 1802 wegen seiner Opposition wieder ausgeschlossen. Er
starb Sein Hauptwerk: »Histoire littéraire de l'Italie« (Par. 1811-24, 9 Bde.),
ist hauptsächlich nach Tiraboschi gearbeitet;
die beiden letzten Bände sind zur Hälfte von F. Salfi, der noch einen zehnten
Band
[* 98] hinzugefügt hat, um das Werk bis zum 17. Jahrh. zu führen.
Außer seinen Beiträgen zur »Encyclopédie
méthodique« zur »Biographie universelle« etc. schrieb er die komische Oper »Pomponin« (1777);
Privatinstitut, dann abermals bis zu seiner Rückkehr in das Vaterland (Herbst 1847) in Paris. Seine philosophischen Schriften:
»Teorica del sovrannaturale« (Capolago 1838, 2. Aufl.
1850),
»Introduzione allo studio della filosofia« (1839, 4 Bde.; 2. Aufl.,
Brüssel 1844; sein Hauptwerk),
»Del buono« (1842, beide zusammen gedruckt
Flor. 1853) und die Kritik der Philosophie seines Landsmanns Rosmini (s. d.): »Errori filosofici di Antonio Rosmini« (1842, 3 Bde.),
zeichneten sich durch Gedankenreichtum und wissenschaftliche Durchführung aus;
aber erst sein politisches Werk »Del primato
morale e civile degli Italiani« (Brüssel 1843, 2. Aufl. 1845),
wozu noch die gegen die Schäden der Kirche
und die Jesuiten gerichteten »Prolegomini« (das.
1845) kamen, machte seinen Namen durch ganz Italien berühmt.
Die Grundidee dieses Buches ist die Wiederherstellung der Größe
und Macht, der innern Freiheit und Unabhängigkeit Italiens
[* 107] durch das Papsttum, wobei Piemont die politische Führung haben sollte.
Mit seinem Werk »Il Gesuita moderno« (Par.
1846-47, 8 Bde.; deutsch von Cornet, Leipz. 1849, 3 Bde.),
einer Antwort auf die wegen der »Prolegomini« gegen ihn gerichteten Angriffe, war das Verbannungsurteil des Jesuitenordens
geschrieben. Im April 1848 trat in die Kammer, wurde das Haupt der Opposition gegen das MinisteriumPinelli-Revel und 16. MaiPräsident.
Im Dezember zum Ministerpräsidenten ernannt, geriet er durch Vermittelungsversuche in Konflikt mit seinen
Kollegen und wurde schon zum Rücktritt genötigt. Nach der Schlacht von Novara schickte ihn König Viktor Emanuel
für kurze Zeit als außerordentlichen Gesandten nach Paris, worauf Gioberti seine schriftstellerische Thätigkeit wieder aufnahm
und nach Veröffentlichung seines freimütigen Werks »Del rinnovamento civile d'Italia« (Par. 1851, 2 Bde.)
und seiner »Operette politiche« (Tur. 1851, 2 Bde.) starb.
Seine Leiche wurde nach Turin übergeführt. Als weder kirchlich noch politisch vorurteilsfreier Philosoph setzte Gioberti dem angeblich
»heidnischen« und »protestantischen«
Verfahren Rosminis, dessen dem Cartesianismus verwandter »Psychologismus«
zum Sensualismus und Nihilismus führe, das eigne angeblich einzig »katholische« und »rechtgläubige«
unter dem Namen des »Ontologismus« entgegen. Während jenes vom »Bewußtsein«, also einer bloßen Erscheinung, ausgehe und daher
niemals weder zum wahren Sein noch zum wahren Wissen gelange, stellt sich dieses von Anbeginn auf den Boden des wahren Seins,
d. h. Gottes als des absoluten Prinzips, um von diesem absteigend durch die Schöpfung zum Dasein, d. h. menschlichen Sein, und
von diesem in umgekehrter Richtung im aufsteigenden Prozeß wieder zu Gott zu gelangen.
Jenes ist zwar für die gegenwärtige durch die erste Sünde geschwächte Fassungskraft unerreichbar, wird aber durch die Offenbarung
und den Glauben an diese ersetzt, deren Reproduktion in einer durch Reflexion
[* 108] sich ergebenden Reihe einander übergeordneter
Erkenntnisstufen der Inhalt der Philosophie und deren Abschluß, die Wiedererlangung der ursprünglichen Einheit des göttlichen
und menschlichen Schauens, Seligkeit ist. Aus seinem Nachlaß erschienen: »Opere inedite« (Tur. 1856-63, 11 Bde.),
darunter:
»Della filosofia della rivelazione«, »Della riforma cattolica della chiesa«, »Della protologia« (2 Bde.)
und sein Briefwechsel.
(spr. dschoja), 1) Flavio (auch Giri oder Gira mit dem Vornamen Giovane genannt), Schiffer oder Lotse aus Pasitano
bei Amalfi, lebte zu Anfang des 14. Jahrh., wurde lange Zeit irrtümlich
für den Erfinder des Kompasses gehalten.
2) Melchiorre, ital. Philosoph und Nationalökonom, geb. zu Piacenza, bekleidete unter der französischen Herrschaft
seit 1799 die Stelle eines Direktors des Statistischen Bureaus in Mailand,
[* 112] wurde aber 1820 wegen seiner politischen Opposition
von dieser Stellung entfernt. Er starb in Mailand. Außer einer größern Zahl philosophischer
Schriften, von denen die »Ideologia« (Mail. 1822, 2 Bde.) hervorzuheben ist, schrieb er: »Filosofia statistica« (das. 1822, 4 Bde.),
dann insbesondere »Nuovo prospetto delle scienze economiche« (das.
1815-19, 6 Bde.). In denselben hat er die Bedeutung
der Statistik für Geschichte und Nationalökonomie klargelegt und wird deshalb auch als einer der Begründer der Moralstatistik
bezeichnet.