Dichter und darstellende
Künstler dasselbe zum Gegenstand genommen. Den übriggebliebenen
Söhnen und Enkeln
Ugolinos gelang
es, bald wieder zu
Glanz und Ansehen zu kommen, wie denn schon 1316 Gaddo und 1329 Rieri Donoratico Gherardesca wieder an der
Spitze derVerwaltung in
Pisa
[* 2] standen.
Bonifazio Gherardesca war
Capitano von
Pisa, als die
Republik das
Joch des berühmten
Castruccio Castracani
und des
KaisersLudwig des
Bayern
[* 3] abwarf (1329), erwarb sich durch seine weise
Verwaltung das Vertrauen seiner Mitbürger und
schloß einen ehrenvollen
Frieden mit der guelfischen
Ligue. Eine
Verschwörung des
Adels gegen die
Freiheit der
Bürger unterdrückte
er (1335). Er starb -
Sein Sohn Rainerio, den die Pisaner zum
Capitano ernannten, starb schon
1348, worauf die
Familie ihre politische Bedeutung verlor. Mitglieder derselben leben noch in
Florenz.
[* 4]
delTesta,Tommaso, ital. Lustspieldichter, geb. 1818 zu Terriciuola im
Gebiet von
Pisa, studierte die
Rechte zu
Pisa und ließ sich dann als
Advokat in
Florenz nieder. Im J. 1848 kämpfte
er gegen die
Österreicher bei Montanara, dann bei
San Silvestro, wo er in die
Hände der Kroaten fiel, und wurde eine Zeitlang
auf der
Festung
[* 5]
Theresienstadt gefangen gehalten. Einen schon vor
Ausbruch der
Revolution begonnenen
Roman: »Il figlio del bastardo«,
gab er nachher zu
Florenz heraus.
Fortan aber wendete er sich dem
Lustspiel zu. Die Lebhaftigkeit,
Frische und Natürlichkeit des
Dialogs bei toscanischer Reinheit
der
Sprache
[* 6] sowie die kecke
Laune und der glückliche
Humor seiner
Erfindungen verschafften den ersten
Versuchen sogleich einen
bedeutenden Erfolg. Am populärsten sind aus dieserEpoche geworden: »Il sistema di
Giorgio«, »Cogli uomini
non si scherza«, »Il padiglione delle mortelle«, »Il
regno di
Adelaide«,
[* 7] »Il sistema di Lucrezia«. Späterhin gab er seinen
Komödien eine größere Vertiefung und verfolgte ernstere
Zwecke, ohne von der ursprünglichen
Wirkung seiner frischen Begabung
etwas einzubüßen.
Auch gestattete die nationale
WiedergeburtItaliens
[* 8] seit 1859 seinem
Witz eine freiere
Bewegung in politischer
Richtung. »Le
[* 9] false letterate«, »La
moda e la famiglia«, »Le scimmie«, »La
carità pelosa«, »Le coscienze elastiche«, »Oro
ed orpello«, besonders aber »Il vero blasone« und
»Vita nuova« gehören dieser
Richtung an. Seine ungemein zahlreichen
Stücke
erschienen gesammelt unter demTitel: »Teatro comico«
(Flor. 1856-58, 4 Bde.). Außerdem schrieb Gherardi die
Romane: »La farina del diavolo« und »La
povera e la ricca« (1858), ein Sittengemälde, das hier und da an
Gil Blas erinnert, sowie eine Anzahl sehr gelungener politischer
Gedichte in der
WeiseGiustis. Gherardi starb auf seiner
Villa bei
Pistoja, wo er seit
Jahren seinen
Wohnsitz hatte.
Giovanni, ital. Sprachforscher, geb. 1778 zu
Mailand,
[* 10] war erst als praktischer
Arzt daselbst ansässig, beschäftigte
sich aber mehr mit litterarischen und philologischen
Studien, war 1806-14
Redakteur des »Giornale italiano«, später Mitherausgeber
der
Mailänder Sammlung italienischer
Klassiker und starb daselbst.
Sein Hauptwerk ist das umfassende
»Supplemento al vocabolari italiani«
(Mail. 1850-57, 6 Bde.),
das in neuer
Ausgabe unter dem
Titel: »Vocabolario della lingua
italiana, proposto a supplimento a tutti i vocabolari finora pubblicati« (das. 1878, 6 Bde.)
erschien. Von seinen zahlreichen übrigen
Arbeiten seien genannt: »Elementi di poesia ad uso delle
scuole«
(Mail. 1816, 3. Aufl. 1847) und »Appendice alle
grammatiche italiane« (das. 1843, 2. Aufl. 1862). Auch als
Dramatiker versuchte er sich, doch ohne Erfolg.
(Getto, ital.), Judenviertel, Judengasse, in italienischen und orientalischen
Städten der den
Juden zur
Wohnung
angewiesene Stadtteil, wo sie abends eingeschlossen wurden.
Pietro
Leone, ital.
Maler, Radierer und Zeichner, geb. 1674 zu
Rom, gest. 1755 daselbst,
Schüler seines
Vaters
Giuseppe, war auch auf dem Gebiet der Fresko- und
Emailmalerei thätig.
im
Mittelalter seit der Zeit der staufischen
Kaiser Parteiname der Anhänger des
Kaisers,
im
Gegensatz zu den
Guelfen (s. d.) oder
Welfen, den Verfechtern der päpstlichen
Interessen. Über den Ursprung dieser Benennungen
gibt es verschiedene Angaben. Nach italienischem
Bericht sollen dieselben von zwei deutschen
Brüdern in
Pistoja,
Guelf und Gibel,
von denen es jener mit der päpstlichen, dieser mit der kaiserlichen
Partei gehalten habe, herzuleiten
sein.
Dies ist gewiß unrichtig, aber ebensowenig verbürgt ist auch die Angabe späterer deutscher Chronisten, daß 1140 in der
Schlacht bei
Weinsberg zwischen König
Konrad III., dem
Staufen, und dem
HerzogWelf VI. im
Heer des erstern
»HieWaiblingen« (staufisches
Hofgut im Remsthal),
DerKampf zwischen beiden
Parteien, der ganz Oberitalien
[* 19] in zwei feindliche Heerlager spaltete, überdauerte
die Herrschaft der
Staufen, und dieselben Benennungen wurden nun auch für
Gegensätze üblich, die mit ihrer ursprünglichen
Bedeutung nichts zu thun hatten; häufig, z. B. in
Florenz, ward der
Adel als ghibellinisch und die
Volkspartei als guelfisch
bezeichnet. Erst lange nach dem
Untergang derStaufen kamen im 14. Jahrh. die
Namen mehr und mehr außer
Gebrauch.
Lorenzo, ital. Goldschmied, Erzgießer und Bildhauer, geb. 1378 zu
Florenz, Sohn des
Cione di
Ser Buonaccorso, lernte die
Goldschmiedekunst
[* 20] bei dem zweiten Mann seiner
Mutter,
Bartolo Ghibérti, und daneben
die
Malerei, da er 1400,
vor derPest fliehend, nach
Rimini ging, wo er für Pandolfo
Malatesta Freskogemälde
auszuführen begann. Im J. 1401 eilte er auf die Nachricht hin, daß eine
Aufforderung an die ersten italienischen Bildhauer
ergangen sei, sich durch eine Probearbeit um den Auftrag zu der nördlichen Bronzethür am
Baptisterium in
Florenz zu bewerben, nach seiner Vaterstadt zurück. Ghibérti trug den
Sieg über
¶
Bald nach Beendigung der ersten Bronzethür (1424) erhielt er den Auftrag zu einer zweiten, an welcher er und zuletzt sein
Sohn Vittorio bis 1452 arbeiteten (s. Tafel »Bildhauerkunst
[* 23] V«,
[* 24] Fig. 11). Dies herrliche Werk, von dem Michelangelo sagte, es
sei würdig, die Pforte des Paradieses zu schmücken, enthält in zehn FeldernSzenen aus dem Alten Testament
und in den Einrahmungen derselben zahlreiche Figuren und Köpfe, darunter die Ghibertis und seines Sohns, nebst einer trefflichen,
den Stil der italienischen Frührenaissance vorbereitenden Ornamentik.
Doch ging in seinem Streben, das Relief von der bloß andeutenden Darstellungsweise, die er noch in seiner ersten Thür einhielt,
zu befreien, über die Grenzen
[* 27] des plastischen Stils zu vollkommen malerischer Behandlung und Wirkung hinaus. Die Reliefs seiner
zweiten Thür sind daher mehr plastische Gemälde, welche auf die Folgezeit verführerisch eingewirkt
und zu manchen Ausschreitungen, namentlich in der Barockperiode, verleitet haben. Er war auch schriftstellerisch thätig;
Manuskripte von ihm befinden sich noch in der Biblioteca Magliabechiana zu Florenz; interessant darunter sind namentlich seine
Mitteilungen über FlorentinerKünstler und sich selbst. Hagens »Künstlergeschichten, oder die Chronik
seiner Vaterstadt vom FlorentinerLorenz Ghibérti« (Leipz. 1833, 2 Bde.)
sind nicht von Ghibérti selbst geschrieben, sondern ein Roman, worin die bei Vasari zerstreuten Notizen zu einem ansprechenden Ganzen
verbunden sind. - Sein Sohn, der erwähnte Vittorio, geb. 1418, wurde 1447 »Konsul der niedern Zünfte«, zeichnete 1454 das
Muster für einen Teppich der Rednerbühne vor
dem Palast der Signori, goß 1478 für den Dom einen bronzenen Reliquienkasten
und starb 1496.
Nach der Besetzung der Donaufürstentümer durch die österreichischen Truppen übernahm er wieder die Regierung, bildete in
Jassy ein freisinniges Ministerium und schritt energisch zu neuen Reformen. Weil er jedoch auf die Vereinigung der beiden Fürstentümer
ausging, ward er nach Ablauf
[* 29] seiner Vollmachten durch Theodor Balsch ersetzt. Am begab er sich
nach Paris,
[* 30] um dort für die Vereinigung der Fürstentümer zu wirken, machte aber, als hier beschimpfende Beschuldigungen
gegen seine Verwaltung erhoben wurden, seinem Leben auf seinem Landsitz Mée unweit Melun durch einen Pistolenschuß
ein Ende. Er hinterließ drei Söhne, Konstantin, Johann und Alexander.
3) Alexander X., geb. aus der andern Linie, war zuerst Statthalter der KleinenWalachei, wurde 1828 Großspathar oder
Oberbefehlshaber der Miliz, als die Russen in das Land rückten, um daselbst bis 1834 zu bleiben. Auf Empfehlung des GrafenKisselew
wurde er im März 1834 von der Pforte zum Hospodar der Walachei ernannt. Er begann seine Verwaltung mit liberalen
Maßregeln und bestrebte sich, in den Donaufürstentümern ein selbständiges Volksleben zu wecken, das von dem türkischen
Einfluß wie von der russischen Vormundschaft sich emanzipieren sollte; so gründete er Volksschulen und erleichterte die bäuerlichen
Lasten sowie die Leibeigenschaft der Zigeuner. Gleichwohl vermochte er die äußerste Linke nicht zufriedenzustellen
und sah sich endlich 1837 genötigt, gegen dieselbe in
¶
»Nürnberg, historisch und geographisch« (Münch. 1863);
»EuropäischeChronik«, von 1492 bis Ende
April 1877 (Leipz. 1865-78, 5 Bde.);
ferner unter dem Namen von der Alm »TheologischeBriefe an die Gebildeten der deutschen Nation« (das. 1863, 3 Bde.)
und »Die Urteile heidnischer und jüdischer Schriftsteller der vier ersten christlichen Jahrhunderte über Jesus« (das. 1864),
1) (eigentlich Domenico di TommasoBigordi, genannt il Ghirlandajo) ital. Maler, geb. 1449 zu Florenz, war anfangs
Schüler von Alesso Baldovinetti in Florenz, bildete sich dann unter Andrea del Castagno, Andrea del Verrocchio und unter dem Einfluß
von Masaccio weiter, so daß er schließlich selbst einen bestimmenden Einfluß auf die florentinische
Malerei gewann. Abgesehen von seinen Werken, gewinnt seine kunstgeschichtliche Bedeutung noch dadurch, daß er LehrerMichelangelos
war.
Antonio, ital. Schriftsteller, geb. 1824 zu Lecco, studierte Medizin, gab aber sein Studium auf, um Bühnensänger
zu werden, redigierte 1848 in Mailand mehrere radikale Zeitungen, mußte infolgedessen nach der Rückkehr der Österreicher
entweichen, fiel darauf den Rom belagernden Franzosen in die Hände und wurde nach Corsica
[* 47] gebracht, von
wo er sich nach seiner Freilassung nach Paris begab, um 1851 am Théâtre des Italiens seine Bühnenthätigkeit wieder aufzunehmen.
Da er jedoch nach drei Jahren seine Stimme verlor, kehrte er nach Italien zurück; wo er seitdem als Schriftsteller lebt. Er
war 1857 Mitbegründer der humoristischen Zeitschrift »L'uomo di pietra«, redigierte auch lange Zeit die
»Rivista minima«, die er fast allein schrieb, und gab später in Lecco das »Giornale capriccio« heraus. Von seinen zahlreichen
Schriften nennen wir: »Gli artisti da teatro«, Roman (Mail. 1865);
das Jordanthal vom SeeGenezareth bis zum TotenMeer, bildet die tiefste Depression
[* 48] (am TotenMeer 394 m
unter dem Meeresspiegel), die man auf der Erde kennt. Es ist 7-15 km breit, wird nur stellenweise von
Beduinen und Fellahs bebaut, ist infolge seiner tiefen Lage sehr heiß und besitzt darum eine der indischen sehr ähnliche Vegetation.
Vgl. Jordan.
(Paropamisus bei den Alten, Ghur bei den mohammedan. Geographen, Gharschistan
im Mittelalter), der gebirgige Landstrich im S. von Herat, an den Südabhängen des Sija Koh. In der Geschichte
der Afghanen nimmt dieses Gebiet eine hervorragende Stellung ein. Auf Anregung von Schahab eddin Mohammed (auch Muiz oder Mocz
eddin, 1193-1206) wanderten die in Ghor angesiedelten Afghanen nach Ghasni aus, stürzten die Ghasnawiden (s. d.) und wandten
sich nun gegen die indischen Reiche. In den sieben ersten Treffen gegen Prithviradscha, König von Dehli,
besiegt, überwanden sie ihn 1193 in der achten Schlacht und herrschten geraume Zeit über Afghanistan,
[* 49] Lahor, Sind und Chorasan.
Erst die Mogulkaiser machten am Ausgang des 15. Jahrh. der Dynastie der Ghorsultane ein Ende. Seit 1845 gehört
Ghor zum Gebiet von Herat.
(Ghôl), bei den alten Iraniern ein böser Geist, der in den Einöden haust und unter verschiedenen Gestalten
Menschen und Tiere überfällt und verschlingt;
(spr. ghitzi),Koloman von, ungar. Minister, geb. zu Komorn, studierte die Rechtswissenschaft,
wurde 1830 zum Herrschaftsadvokaten an der königlichen Besitzung Ráczkeve (im PesterKomitat), 1833 zum ersten Vizenotar des
KomornerKomitats mit dem Titel eines Obernotars, 1839 zum Komitatsobernotar ernannt. 1843 zum Mitglied des Reichstags gewählt,
zeigte er große Geschäftsgewandtheit. Zugleich wurde er zum ersten Vizegespan seines Komitats gewählt, 1847 zum
Protonotar an der königlichen Tafel und darauf zum Protonotar (ordentlichen Richter) an der Septemviraltafel, dem obersten
Gerichtshof des Landes, befördert. 1848 ward er Unterstaatssekretär des Justizministers Deák.
und einige neue Steuern. Als diese Vorschläge nicht angenommen wurden, gab das MinisteriumBittó seine Entlassung,
und Ghyczy wurde 5. März wieder zum Präsidenten des Unterhauses gewählt. Im April 1879 legte er sein Abgeordnetenmandat nieder und
zog sich in das Privatleben zurück.
(spr. dscha-), Hector, franz.
Zeichner und Illustrator, geb. zu Paris, war anfangs Graveur und Ziseleur und wandte sich dann der Illustration zu,
welche er mit einer an Doré erinnernden Fruchtbarkeit und mit ähnlicher Glätte und Oberflächlichkeit kultiviert. Sein bevorzugtes
Gebiet ist die Darstellung von Tieren, insbesondere von Vögeln. Er illustrierte unter andern folgende Werke:
»Le livre de mes petits enfants« von Delapalme (1866);
»Birds and flowers« (1873, auch französisch; deutsch: »Idylle aus der
Vogelwelt«);
während er sich in Genua
[* 51] dem Studium der Rechte widmete, einen Bühnenerfolg mit seinem Drama »Rosilda«. Durch die Verarmung
seiner Eltern genötigt, seine Studien aufzugeben und sofort einen Erwerb zu suchen, widmete er sich ganz
der litterarischen Beschäftigung und entwickelte fortan eine ununterbrochene, äußerst fruchtbare Thätigkeit für die
Bühne, die er mit mehr als 80 Stücken ernster wie heiterer Gattung bereichert hat. Als besoldeter Dichter bald der einen,
bald der andern der wandernden Schauspielergesellschaften Italiens folgend, mit der Verpflichtung, jährlich
eine bestimmte Anzahl von Stücken zu schreiben, war er zu einem unsteten Wanderleben verurteilt.
Aber trotz des Ungemachs und trotz seiner körperlichen Zerrüttung, herbeigeführt durch aufregende Katastrophen seines Familienlebens,
entsprach er immer seinen Verpflichtungen und schrieb oft auf dem Krankenlager im Zeitraum weniger Wochen das dem drängenden
Impresario schuldige Bühnenstück. Auch für die berühmte Ristori verfaßte er eine nicht geringe Anzahl
von Stücken, welche dieselbe auf ihren Kunstreisen durch die Alte und Neue Welt aufs glänzendste zur Geltung brachte. Im J. 1861 gründete
er sich endlich einen bleibenden häuslichen Herd zu Gazzuolo bei Mantua und begann hier eine neue Epoche
seiner dichterischen Thätigkeit.
Von den besten der nicht immer tadellosen, aber stets wirksamen Stücke Giacomettis mögen genannt sein die Tragödien: »Elisabetta,
regina d'Inghilterra« (1853),
»La morte civile« (1880) etc.,
lauter Stücke, deren Hauptrollen mit Vorliebe von der Ristori, von SalviniundRossi dargestellt wurden. Unter den Komödien
Giacomettis sind besonders »Il poeta e la ballerina«, »Quattro
donne in una casa«, »La donna« (1850),
»Il fisionomista« (1850) und »La
donna in seconde nozze« (1851) hervorzuheben. Giacometti starb im August 1882 in Rom. Eine Auswahl seiner Dramen
erschien in 8 Bänden (Mail. 1859-66).
(spr. dscha-), Giuseppe, ital. Bühnendichter,
geb. zu Colleretto-Parella in Piemont, machte seine Studien zu Ivrea und Turin
[* 56] und lebte eine Zeitlang als Rechtsanwalt,
bis einige glückliche Erfolge auf der Bühne (z. B. das Proverb »A can che lecca cenere, non gli fidar
farina« und »Storia vecchia«, 1872) ihn veranlaßten, sich ganz
dem dramatisch-dichterischen Beruf zu widmen. Im Lauf weniger Jahre hat Giacosa durch seinen frischen und dabei graziösen Witz sowie
durch die geschmackvolle Form seiner Arbeiten sich eine große Popularität auf der Halbinsel errungen.
Den größten Erfolg hatten unter seinen Stücken: »Una partita a scacchi« (1873),
namentlich aber das Lustspiel »Il marito amante della moglie« (1877)
und das Drama »Il fratello d'armi« (1878). Außerdem
sind zu nennen: »Affari di Banca« (1873),
»Il conte Rosso« (1880 mit dem Staatspreis gekrönt; deutsch, Leipz. 1882)
und »Il filo. Scena filosofico-morale per marionette« (1883).
Eine Sammlung »Scene e commedie« von ihm erschien Turin 1873. Seine jüngste Veröffentlichung ist: »Novelle e poesi Valdostani«
(1886).
(ital., spr. dschallo), gelb. Giallo antico,
der gelbe, dichte numidische Marmor, der sich nur noch an Denkmälern der römischen Baukunst
[* 57] findet;
starb 1564. Er schrieb: »Descrizione del sito,
forma e misura dello Inferno da Dante cantato« (Flor. 1544);
»Il Gello, dell' origine della lingua fiorentina« (das. 1546 u.
öfter);
»Della lingua che si parla e scrive in Firenze« (das. 1547 u. öfter);
»Lezioni sopra alcuni luoghi di Dante« (das. 1551; neue Ausg., Mail. 1827) und »Storia d'Europa« (zuerst Vened.
1566; neue Ausg., Pisa 1822, 2 Bde., und Flor. 1864), sein (unvollendetes) Hauptwerk.
(spr. dschanni),Francesco, ital. Improvisator, geb. 1760 zu Rom, war ursprünglich seines Zeichens ein
Schneider, verriet aber frühzeitig ein bedeutendes Talent zum Versemachen und trat, nachdem er dasselbe hinlänglich ausgebildet,
zuerst in Genua und Mailand öffentlich als Improvisator auf. Bald verbreitete sich sein Ruf über die ganze Halbinsel, und Napoleon
I., dessen Siege in Italien Gianni enthusiastisch feierte, ernannte ihn zum Mitglied des GesetzgebendenRats
der Cisalpinischen Republik sowie später zu seinem Hofimprovisator mit einem Gehalt von 6000 Frank. Gianni lebte seitdem in Paris,
wo er durch seine Improvisationen ebenfalls großes Aufsehen erregte und starb. Sammlungen seiner »Poesie« erschienen
zu Mailand (1807, 5 Bde.) und Florenz (1827, 3 Bde.).
1) Pietro, ital. Schriftsteller, geb. zu Ischitella
in der ProvinzCapitanata, erhielt zu Neapel
[* 65] im Haus des Rechtsgelehrten GaetanoArgento seine Bildung und faßte hier den Plan zu
seiner berühmten »Storia civile del regno di Napoli« (Neap. 1723, 4 Bde.,
und 1770, 7 Bde.; neue Ausg.,
Mail. 1823 f., 14 Bde.),
an der er 20 Jahre arbeitete. Die Schärfe, mit welcher er in diesem Werk das Strebendes römischen Hofs und das Treibender
Geistlichkeit überhaupt beleuchtete, zogen ihm Verfolgungen von seiten des Klerus zu. Vom Erzbischof exkommuniziert, sah er
sich 1723 genötigt, Neapel zu verlassen und in Wien eine Zufluchtsstätte zu suchen, wo er von KaiserKarl
VI. eine Pension erhielt. 1734 verlor er seine Pension und mußte auch Wien verlassen. Er begab sich nach Venedig;
[* 66] bald aber
faßte auch die dortige RegierungVerdacht gegen seine politischen Ansichten, den selbst seine zu gunsten der Seeherrschaft
Venedigs über das Adriatische Meer herausgegebene »Lettera intorno al dominio del mare adriatico etc.«
nicht zu zerstreuen vermochte.
In der
Nacht des wurde er von Sbirren über die Grenze gebracht, nahm nun den NamenAntonioRinaldo an und begab sich
nach Genf,
[* 67] wo er ausgezeichnete Aufnahme fand und seine Schrift »Il triregno, ossia del regno del cielo, della
terra e del papa« vollendete. Durch einen falschen Freund nach einem savoyischen Dorf gelockt, ward er hier verhaftet und erst
auf das Schloß Miolan, von da in das Fort von Ceva und endlich auf die Citadelle von Turin gebracht, wo er starb.
Nach seinem Tod erschienen von ihm: »Opere postume« (Laus. 1760; vermehrt, Vened. 1768, 2. Bde.),
aus denen die schärfsten Stellen gegen die römische Geistlichkeit schon vorher als »Anecdotes ecclésiastiques« (Haag
[* 68] 1738)
erschienen waren, und neuerdings »Opere inedite« (hrsg. von Mancini, Tur. 1859, 2 Bde.),
enthaltend: »Discorsi
storici e politici sopra gli Annali di Tito Livio« und »La chiesa sotto
il pontificato di Gregorio il grande«.
2) Pietro, ital. Dichter, geb. 1790 zu Campo Santo bei Modena, diente seit 1809 im HeerNapoleons I., trat nach dessen Sturz in
Rom mit Erfolg als Improvisator auf, zog sich aber durch seine politischen Ansichten Verfolgungen und längere
Haft zu. Später lebte er in Paris, seit 1848 in Florenz, wo er starb. Unter seinen durch glühenden Patriotismus ausgezeichneten
Dichtungen verdienen »L'esule« (Par. 1829)
und »La visione« (das. 1833) besondere Erwähnung.
(spr. dschan-), kleiner, unbewohnter Inselfelsen im Tyrrhenischen
Meer, südlich vom Monte Argentario, zum Toscanischen Archipel und zur italienischen ProvinzGrosseto gehörig.
Causeway (spr. dschēī-ents káhs'wē,Riesendamm), bemerkenswerte Basaltbildung an der malerischen Nordküste
der irischen GrafschaftAntrim, bestehend aus etwa 40,000 Basaltsäulen, welche einen 90 m breiten, etwa 260 m weit sich ins
Meer erstreckenden Damm bilden. Die Säulen
[* 69] haben 10-60 cm im Durchmesser, sind meist fünf- und sechseckig
und zerfallen durch Querklüfte, deren Flächen bald eben, bald kugelig gewölbt oder ausgehöhlt sind, in größere und kleinere
Abschnitte oder Glieder
[* 70] (20-60 cm hoch), welche die Täuschung eines künstlichen Baues noch vermehren.
Dance (engl., spr. dschēī-ents
dänns, Riesentanz, auch Riesenreise), Volksbezeichnung für eine Steinsäule in der Ebene von Kildare in der Nähe des SchlossesRaas auf Irland, welche von Riesen aus einer fernen Gegend Afrikas nach Irland gebracht und dort aufgetürmt sein sollte.
(spr. dscha-,Simeto), der größte Fluß auf der InselSizilien, entspringt im Madoniagebirge,
fließt in südöstlicher Richtung, den Ätna im W. und S, begrenzend, empfängt links die Gabella, rechts den Salso, Dittaino
und die Garalonga und mündet nach einem Laufe von 148 km südlich von Catania ins Ionische Meer.