Eine teils auf amtlichen
Daten, teils auf privaten Ermittelungen beruhende
Schätzung ergibt, daß der
Wert der Getreideernte
im
Durchschnitt von 1878 bis 1881 noch auf etwa 25
Milliarden, für 1884 mit Rücksicht auf die gesunkenen
Preise auf 22
MilliardenMark zu veranschlagen ist.
Es äußert sich hierin nicht bloß die mit den Erntejahren zusammenhängende wechselnde
Notwendigkeit des internationalen
Tausches, sondern schon zweifellos die
Wirkung des
Umschlags, welcher in der Getreidehandelspolitik in der neuesten Zeit
erfolgt war.
Litteratur.Außer der reichen Litteratur seit dem physiokratischen
Zeitalter, die insbesondere zu Ende des 18. und zu Beginn
des 19. Jahrh. ungemein anschwillt, in neuerer Zeit besonders die
Schriften der
Anti-cornlaw-league; »The debate upon the cornlaws«
(Lond. 1846, 2 Bde.);
Käfer aus der
Gruppe der Pentameren
und der
Familie der
Blatthornkäfer
(LamellicorniaLatr.), 8-11
mm lang, erzgrün, unten dicht weiß, am punktierten Halsschild
gelb behaart, auf den Flügeldecken fein runzelig punktiert, undeutlich gestreift, beim Männchen rostrot, beim Weibchen
mehr gelb und bei diesem um das
Schild
[* 3] mit einem viereckigen, grünen
Fleck gezeichnet, mit dreiblätterigem
Endknopf an den
Fühlern und vorn verschmälertem Kopfschild mit aufgebogenem
Rande. Der Getreidelaubkäfer benagt die
Kornähren zur Zeit der
Blüte
[* 4] und kurz darauf und wird dadurch schädlich. Die
Larve frißt vielleicht an den
Wurzeln des
Getreides. Diese Art findet
sich hauptsächlich in Norddeutschland, die etwas größere, A. agricolaFabr., in Süddeutschland, andre
Arten in Südeuropa.
Käfer aus der
Gruppe der Pentameren und der
Familie der
Laufkäfer
[* 5] (Carabidae), 15
mm lang, gedrungen gebaut, mit stark gewölbtem, quer rechteckigem, dicht und fein punktiertem Halsschild,
sich eng anschließenden, ebenfalls stark gewölbten und vorn gleich breiten, tief gestreiften und in
den
Streifen punktierten Flügeldecken und dicken, untersetzten
Beinen, pechschwarz, auf der Unterseite, an
Fühlern und
Beinen
braun, lebt auf Getreidefeldern und benagt abends die noch im
Milchsaft stehenden
Roggen-,
Weizen- und
Gerstenkörner.
Das hier befruchtete Weibchen legt seine
Eier
[* 6] haufenweise flach unter der
Erde anGräser.
[* 7] Die etwa 2,6cm lange
Larve ist auf dem
Rücken braunrot mit hellerer Längsfurche, an den fußlosen Hinterleibsringen durch zahlreiche kleinere
Hornfleckchen gezeichnet. Sie lebt bei
Tage etwa 16
cm tief in der
Erde und frißt sich in der
Nacht in das
Herz der jungen
Pflanzen ein. Im Mai verpuppt sie sich tief in der
Erde, und nach einem
Monat erscheint der
Käfer. Der Getreidelaufkäfer fügt bisweilen den
Saaten bedeutenden
Schaden
zu.
[* 9] mechan. Vorrichtungen zur Abscheidung fremder
Körper von dem
Getreide
[* 10] und ähnlichen
Früchten, wie
Raps,
Rübsen,
Buchweizen,
Erbsen,
Gras- und Kleesamen, sowie zur Sortierung der
Früchte nach der
Größe, um verschiedene
Qualitäten, als Saatfrucht und Marktware, zu gewinnen.
LetztereGruppe von Getreidereinigungsmaschinen führt speziell den
Namen Sortiermaschine. Die
einfache Reinigungsmaschine, auch
Windfege genannt, scheidet schwerere und leichtere
Körper von dem
Getreide sowie
größere und kleinere. Zu diesem
Zweck besitzt dieselbe ein
Gebläse,
[* 11] welches das im
Fallen
[* 12] begriffene
Getreide der Einwirkung
eines Windstroms aussetzt und so das Abscheiden nach der
Schwere bewirkt.
Die leichten fremden Beimengungen, Spreu, Kaff, kleine
Körner,
Staub, unterliegen der
Wirkung des
Windes in stärkerm
Maß als
das gute und schwere
Korn; sie werden demnach aus der
Maschine
[* 13] geblasen. Einfachste Getreidereinigungsmaschinen bestehen nur aus
der
Windfege, eine Sortierung nach der
Größe findet bei ihnen nicht statt.
Letztere wird aber in neuerer Zeit von allen bessern
Getreidereinigungsmaschinen bewirkt und erfolgt durch flache
Siebe, welche bei schwacher
Neigung in schüttelnde
Bewegung versetzt
werden.
Körper, welche größer sind als die Durchgangsöffnungen (die Maschenweite) des
Siebes, gleiten infolge der schüttelnden
Bewegung in der
Richtung der
Neigung zur Seite herab und gelangen so aus der
Maschine; kleinere
Körper fallen durch das
Sieb,
passieren ein zweites, drittes etc. in verschiedener Maschenweite, bis die gewünschte Sortierung
nach der
Größe erreicht ist. Die
Siebe können ausgewechselt werden, um jede Fruchtart sortieren zu können,
zu welchem
Zweck der
Maschine ein
»Sortiment«
Siebe beigegeben wird.
Abgeschlagene
Ähren, Strohstücke etc. werden von dem ersten
Sieb zurückgehalten, seitwärts abgeführt und von dem Sortiergut
getrennt. Zuweilen wendet man auch eine Stachelwalze an, welche derartige fremde
Körper zurückhält,
ehe sie in die Getreidereinigungsmaschine gelangen; dieselbe befindet sich vor dem Einlauf und erfaßt die größern fremden
Körper. Die allgemeine
Disposition gestattet keine große Mannigfaltigkeit.
Abweichungen finden nur statt in der
Anordnung der
Siebe und in der Erzeugung der schüttelnden
Bewegung derselben.
Zum Betrieb dienen zwei
Arbeiter, zumeist
Frauen; die Leistung hängt hauptsächlich von der
Größe der
Siebfläche, also auch von der
Breite
[* 14] der
Maschine ab, ferner von dem
Grade der Verunreinigung und von der
Stetigkeit der
Arbeit.
Im
Durchschnitt kann angenommen werden, daß die einfachern, in kleinern
Wirtschaften benutzten Getreidereinigungsmaschinen von 36 bis 40
cm Arbeitsbreite
täglich 60-80
hl reines
Getreide fertigen, die bessern, aber auch kostspieligern, z. B. die
Maschinen von Hornsby u.
Baker,
150-160
hl bei Handbetrieb.
[* 1]
Fig. 1 und 2 zeigen die typische
Anordnung der gewöhnlichen in der Seitenansicht und dem
Durchschnitt:
a ist der
Rumpf zum Aufgeben der
Frucht, b der
Schieber zur Regulierung des Einlaufs;
c c sind die
Siebe
des ersten, d des zweiten
Satzes;
In neuerer Zeit wendet man außer dieser einfachen
Maschine, welche sich in jeder
Wirtschaft befindet, die
sogen.
Trieurs an, d. h. Sortiermaschinen, welche die Abscheidung der runden Unkrautsämereien,
¶
mehr
namentlich der Rade, sowie der verkümmerten kleinen Körner, kleiner Steine etc. bezwecken. Die gewöhnliche Windfege erfüllt
diese Aufgabe nicht in vollkommener Weise, während der Trieur ein vortreffliches Saatmuster herstellt. Im Prinzip besteht derselbe
aus einer Trommel, welche inwendig mit dicht aneinander stehenden, halbkugelförmigen Zellen von 4-5 mmDurchmesser versehen
ist. Dieselbe wird in langsame Umdrehung versetzt und besitzt eine Einrichtung, um die an einer Seite
durch einen Rumpf eingegebene Frucht allmählich nach dem entgegengesetzten, dem Austrittsende der Frucht hinzuführen.
Gewöhnlich ist sie zu diesem Zweck schräg gelagert, so daß die Frucht bei der drehenden Bewegung herabgleitet, wobei die
Trommel zuweilen noch parallel mit ihrer Achse hin- und hergeschüttelt wird. Die zellenartigen Vertiefungen
besitzen eine derartige Größe, daß sie runde Unkrautsamen von Rade oder Wicke sowie zerbrochene und verkümmerte Körner aufnehmen
können, während das gute Korn aus der innern Trommelfläche gleitet und infolge seiner Größe nicht in die Zellen eintreten
kann.
Bei der Drehung der Trommel wird der Zelleninhalt mit in die Höhe genommen; derselbe fällt schließlich herab und zwar in
eine Rinne, welche sich innerhalb der Trommel parallel der Achse befindet. Hier sammeln sich also die Unkrautsämereien, Steine,
zerbrochene Körner etc. an; sie werden abgeführt entweder durch eine innerhalb der
Rinne gelagerte und in Umdrehung versetzte archimedische Schraube oder durch schüttelnde Bewegung. Am Ende der Trommel befinden
sich zwei Ausläufe: der eine für den Inhalt der Trommel, d. h. für das gute Korn, und der zweite für den Inhalt der Rinne,
das von diesem abzuscheidende Material.
Häufig wird die beschriebene Vorrichtung kombiniert mit einer gewöhnlichen, aus gelochtem Blech hergestellten
Siebtrommel, welche sich vor der
Zellentrommel befindet und zum Abscheiden der feinern Verunreinigungen dient. Auf diese Weise
verhütet man das Eintreten von Staub und Erde in die Zellentrommel und die hierdurch etwa entstehenden Verstopfungen der Zellen.
Um das Festklemmen der Körner in letztern zu verhüten, hat man auch wiederholt die Einrichtung getroffen,
daß ein Hammer
[* 17] auf die obere Fläche des äußern Trommelumfangs langsam auf- und niederschlägt.
Vorzügliche auf diesem Prinzip beruhende Trieurs werden von Pernollet in Paris
[* 18] und Mayer u. Komp. in Kalk bei Köln
[* 19] gefertigt.
Ihre Leistung beträgt in den Ausführungen, welche für die Verwendung in der Landwirtschaft bestimmt
sind, stündlich mit drei Arbeitern 2-3 hl vollkommen gereinigtes Saatgetreide, ihr Preis 200-330 Mk., je nach der Größe.
Die für Brauereien, Mühlen
[* 20] etc. bestimmten Trieurs werden in sehr großen Abmessungen hergestellt, durch Dampfkraft betrieben
und ergeben auch dem entsprechend weit höhere Leistungen.
[* 9]
Fig. 3 u. 4 geben die Seitenansicht und den Durchschnitt des Marotschen Trieurs, welcher nach dem eben
geschilderten Prinzip konstruiert ist. Der Apparat wird durch die Handkurbel a inBewegung gesetzt, welche sich auf der Welle
des Zahnrades b befindet. Letztere setzt das Rad c und die durch die Trommel hindurchgehende Achse d in Umdrehung
und somit das auf dieser befindliche Rad e. Durch dieses weiden das Getriebe
[* 21] i und die Schraube j betrieben. Letztere liegt in der
Mitte einer in dem Cylinder angebrachten Rinne, welche in gleicher Weise wie dieser in drei Abteilungen k, l und m geteilt ist.
Das Getreide gelangt aus dem Rumpf n mittels des Trichters o in den Cylinder k. Derselbe ist an seinem innern
Umfang mit Zellen von derartiger Größe versehen, daß sich nur Weizenkörner hineinlegen können.
Diese fallen bei der Drehung der Trommel in den Kanal
[* 23] 1, während Gerste,
[* 24] Hafer,
[* 25] zerschlagene Körner, Unkrautsamen etc. bis zu
dem Punkt p gleiten, von wo sie in den Kasten 4 gelangen. In demKanal 1 befinden sich jetzt nur Weizen und die runden Körner
von allen Größen. Die Schraube j schafft den Inhalt in den Cylinder l. Derselbe ist an seinem innern Umfang
mit Aushöhlungen von derartiger Größe besetzt, daß sich die runden Körner von kleinstem und mittlerm Durchmesser hineinsetzen
können, welche demnach in die Rinne 2 geworfen werden. In dieser Weise geht die Operation des Separierens weiter; alle
übrigen Teile sind aus der Zeichnung verständlich und bedürfen keiner Erläuterung. Man kann mit dem Marotschen Sieb die
Abscheidung in allervollkommenster Weise ausführen.
Die englischen Sortiermaschinen zur Herstellung eines guten Musters sind abweichend von der hier geschilderten Maschine konstruiert.
Sie beruhen durchweg auf dem Prinzip der gewöhnlichen Siebtrommel, d. h. eines rotierenden Siebes mit
allmählich sich verengernden oder erweiternden Durchgangsöffnungen, welch letztere stets verstellbar sind. Zuerst fanden
diese regulierbaren Sortiertrommeln bei den kombinierten Dreschmaschinen
[* 26] Anwendung; in neuerer Zeit werden sie von vielen
Fabrikanten auch als besondere Maschinen gefertigt, häufig mit der gewöhnlichen Windfege verbunden. Am beliebtesten sind
die verstellbaren Cylindersiebe von Hornsby, Rainforth und Penney. Ein flaches Siebwerk englischer Konstruktion
von Boby findet namentlich zum Sortieren der Gerste in den Mälzereien Anwendung.
Ganz originell ist die Getreidesortiermaschine von Josse in Ormesson konstruiert. Dieselbe hat die Aufgabe, leichte Teile,
wie Spreu, Hülsen, Unkrautsämereien etc., abzusondern, was auch in bester Weise gelingt. Im Prinzip beruht
der Apparat auf der Eigenschaft von Gemischen, sich bei schüttelnder Bewegung nach der spezifischen Schwere zu schichten; das
gute Korn bleibt auf dem Boden einer schwach geneigten dreieckigen Platte liegen, während bei der Hin- und Herbewegung derselben
die leichten Bestandteile sich auf der Oberfläche ansammeln.
Die Platte wird durch drei federnde Stäbe getragen und entweder mittels einer Kurbel oder direkt hin- und
hergeschüttelt. Sie ist an zwei Seiten mit einer Bande von 11 cmHöhe umgeben, während auf der hintern Seite nur eine Bande
von 2 cmHöhe angebracht ist. In der Mitte der Platte befinden sich dreieckige Klötze, gegen welche das
aufgegebene Material anprallt. Die schweren Körner gelangen allmählich in die Ausmündung, die leichtern werden durch das
Anprallen zurückgeschleudert und treten an der hintern Seite über die niedrige Bande aus der Maschine. Fig. 5 stellt das
Jossesche Sieb für den Betrieb mittels einer Handkurbel oder einer Riementransmission dar. Die Leistung
des Josseschen Apparats
beträgt 2,5 hl gereinigtes Getreide pro Stunde; die Separation ist eine vollkommene. - Die Maschinen zum
Ausscheiden der Kleeseide (Cuscuta
[* 27] epithymum) von dem Kleesamen und der Luzerne, die Kleesamenputzmaschinen, finden in neuerer
Zeit immer umfassendere Anwendung.
Sie bestehen aus einem flachen oder cylindrischen Sieb mit derartig feinen Maschenöffnungen, daß der
Seidesame hindurchtreten kann, dagegen der Kleesame längs des Siebes oder der Siebtrommel abgleitet. Einige Maschinen dieser
Gattung wenden auch ein vollständiges System von verschiedenen Sieben an, wodurch die Maschine jedoch zu kompliziert wird und
sich demnach nur für Saathandlungen, nicht aber für Wirtschaften eignet. Eine der bekanntesten Maschinen,
von Schöll in Plieningen bei Stuttgart
[* 28] konstruiert, besteht aus einem flachen Sieb von 1,8 m Länge und 0,9 m Breite, welches
aus Drahtmaschen, sieben auf das Zentimeter, von Messingdraht gebildet wird.
Das Sieb hat eine schwach geneigte Lage und wird in schüttelnde Bewegung versetzt. Der Same gelangt auf
dasselbe durch Vermittelung einer Zuführungswalze von einem Rumpf aus; die Trennung erfolgt derartig, daß die größern
Körner, welche keinen Seidesamen enthalten, am Ende des Siebes herunterfallen, während die kleinern Körner durch das Sieb
hindurchtreten. Sehr beliebt ist auch die nach dem Prinzip der Cylindertrommeln konstruierte Maschine von Pretzsch
in Jena,
[* 29] welche eine fast vollkommene Abscheidung des Seidesamens von dem Klee bewirkt.
Vgl. Perels, Handbuch des landwirtschaftlichen
Maschinenwesens, Bd. 2, S. 207-238 (2. Aufl.,
Jena 1880).
[* 22]
^[Abb.: Fig. 5. Sortiermaschine von Josse.]
sind die Zölle, welche bei Ausfuhr oder Einfuhr von Getreide erhoben werden. Im Mittelalter herrschte
meist das Bestreben, das im Inland erzeugte Getreide auch demselben zu erhalten. Deswegen wurde vielfach auch bei guten Ernten
die Ausfuhr verboten. Auch den merkantilistischen Anschauungen entsprach jenes Bestreben. Getreide als
unentbehrliches Lebensmittel der Arbeiter sollte nicht zu teuer werden. Darum sollte die Ausfuhr durch Zölle erschwert oder
auch wohl durch Verbot verhindert werden, während die Einfuhr freizulassen war. Wo etwa Einfuhrzölle vorkamen, hatten sie
vorwiegend einen fiskalischen Zweck. Auch Fr. List hielt es für unnötig, die heimische Landwirtschaft durch
Auflegung von Zöllen auf eingeführtes Getreide gegen fremde Konkurrenz zu schützen, weil sie vor letzterer schon durch die
Höhe der Transportkosten einen
¶
mehr
genügenden Vorsprung voraus habe und den besten Schutz in einer erstarkenden Industrie finde. In der spätern Zeit des Merkantilsystems,
vorher auch schon in England, war man bemüht, dem Land eine normale Höhe des Getreidepreises zu sichern. Bei niedrigem Preis
wurde deshalb die Ausfuhr gestattet, die Einfuhr verboten. Bei höhern Preisen sollten Einfuhrzölle erhoben
werden, die sich mit steigenden Preisen verminderten (Zölle nach gleitender Skala, Skalasystem, engl. sliding scale, franz.
échelle mobile).
Von einem gewissen Punkt an war die Einfuhr frei, während die Ausfuhr verboten wurde. Einen echt protektionistischen Charakter
im Interesse der Landwirtschaft erlangten die Getreidezölle besonders in England und Frankreich mit Beginn dieses Jahrhunderts.
In England hatte man schon im 15. Jahrh. versucht, einen Normalpreis zu sichern. Wenn derPreis eines QuartersWeizen auf 6 ⅓
Schilling gesunken war, sollte die früher verboten gewesene Ausfuhr gestattet, die Einfuhr verboten sein. 1670 ward
dieser Satz auf 53 ⅓Schill. bemessen, bei einem höhern Preis wurde die Einfuhr mit einem Zoll von 8Schill.
belastet, während sie, wenn der Preis auf 80Schill. und höher stand, frei war.
Unter Wilhelm III. wurden die Ausfuhrzölle beseitigt und an ihrer Stelle eine Prämie gewährt, sobald der Preis nicht über 48Schill.
stand. Später wurde die Prämie wieder beseitigt, die Ausfuhr bei jedem Preis gestattet (1814), die Einfuhr
erst von einem bestimmten Preis an (1791 bei 54, 1804 bei 66, 1822 bei 85Schill.) gegen eine mäßige Abgabe von ½-1Schill.
zugelassen, bei einem niedrigern Preis (1791 bei 50, 1804 bei 63, 1822 bei 70Schill.) durch einen sehr
hohen Zoll(23-24Schill.) erschwert.
Bei einem zwischen jenen Sätzen liegenden Preis wurden früher 2½Schill. Zoll erhoben, 1828 eine konsequente gleitende Skala
eingeführt, indem der Zoll bei einem Preis von 66Schill. auf 20 ⅔Schill. mit der Maßgabe festgesetzt wurde, daß er um
ebensoviel Schillinge steigen sollte, als der Preis unter diesen Satz sinken würde, während er in stärkerm Verhältnis fallen
sollte, wenn der Preis über 66 steigen würde. Das formelle Einfuhrverbot wurde aufgehoben.
Auch der holländische Zoll wurde in jener Zeit nach einer streng gleitenden Skala bemessen, an deren Stelle später (1847)
ein fester Satz trat. Gegen den englischen Getreidezoll kämpfte mit Erfolg die Anti-cornlaw-league (s. d.) an. Nachdem 1842 einige
Ermäßigungen eingetreten waren, wurde 1846 bestimmt, daß der Getreidezoll allmählich aufgehoben werden sollte. 1869 kam
auch der letzte kleine Überrest (3 Pence für den ZentnerWeizen) in Wegfall. - In Frankreich wurde erst 1819 ein
Getreidezoll zum Schutz der Landwirtschaft eingeführt.
Das Land wurde in drei (1832 in vier) Gruppen zerlegt mit Minimalpreisen von 20, 18 und 16 Frank für 1 hl. Sank derPreis unter
diese Sätze, so wurde die Einfuhr verboten, während bei höhern Preisen ein nach gleitender Skala bemessener
Zoll erhoben und die Ausfuhr durch einen Zoll erschwert, bez. verboten wurde. Im J. 1822 verstärkt, wurde der Schutz 1832 wieder
gemildert (Beseitigung der Verbote), bis man dann 1861 feste Sätze einführte, welche im Tarif vom unbeträchtlich
vermindert, dagegen durch Gesetz vom auf das Fünffache erhöht wurden. Dieselben waren für 100 kg
in Franken:
Der Zoll war für 100 kg Weizen und Hülsenfrüchte 0,44-0,47, Roggen, Gerste und Hafer 0,12 bis 0,20 Mk. 1865 wurde derselbe
ganz beseitigt. Gerade mit jener Zeit aber gewann infolge der Vermehrung und Verbesserung der Transportmittel der Getreidehandel
andre Gestaltung. Dieselbe machte sich für die deutsche Landwirtschaft besonders fühlbar, als nach dem
volkswirtschaftlichen Aufschwung von 1876 ab ein Rückschlag eintrat. Viele Landwirte, welche früher freihändlerisch gesinnt
waren, verlangten jetzt die Einführung von Schutzzöllen zu gunsten der Landwirtschaft.
Das Tarifgesetz vom setzte einen Zoll fest für 100 kg auf Weizen, Roggen, Hafer und Hülsenfrüchte
sowie nicht besonders genannte Getreidearten 1 Mk., auf Gerste, Mais und Buchweizen 0,50 Mk., auf Mühlenfabrikate aus Getreide
und Hülsenfrüchten 2 Mk., welcher Satz bereits 1881 auf 3 Mk. erhöht wurde. 1882 ward für die Mühlenindustrie eine Erleichterung
dahin getroffen, daß ihr bei der Ausfuhr von aus fremdem Getreide hergestellten Mühlenfabrikaten ein
voller Nachlaß des Eingangszolles zugestanden wurde.
Voraussetzung hierfür ist, wie auch jetzt in Frankreich (vgl. Acquit à caution), der Identitätsnachweis. Da die Zollsätze
von 1879 als zu niedrig betrachtet wurden und gleichzeitig der Reichskasse mehr Einnahmen zugeführt werden sollten, so wurden
sie durch Gesetz vom erhöht bei Weizen und Roggen von 1 auf 3, bei Buchweizen und Gerste von 0,50
auf 1 Mk.
[* 21] ein System von Wellen
[* 36] und Zahnrädern, welche in einem bestimmten Zusammenhang miteinander arbeiten. Das einfachste
Getriebe besteht aus zwei Wellen, die durch zwei auf ihnen befestigte und ineinander greifende Zahnräder derart verbunden
sind, daß die Drehung der einen auf die andre übertragen wird, was je nach der relativen Größe der Räder mit gleicher oder
geänderter Winkelgeschwindigkeit geschieht. Die Umdrehungszahlen verhalten sich dabei umgekehrt wie die Halbmesser (oder die
Zähnezahlen) der Räder. Die Getriebe wurden zuerst in den Mühlen und zwar mit hölzernen Zahnrädern verwendet,
wobei meist das größere Rad aus einem Scheibengerüst mit am Umfang vorstehenden Hartholzzähnen (Getriebstöcken) und das
kleinere Rad, Laterne oder Trilling (Drehling) genannt, aus zwei Holzscheiten mit
¶
mehr
dazwischengesetzten Stäben bestand. Der heutige Maschinenbau verwendet fast ausschließlich gußeiserne Räder, welche Eisen
[* 38] in Eisen gehen und nur dann je ein mit (Weißbuchen-) Holzzähnen verzahntes Rad im G. erhalten, wenn der Gang
[* 39] ein schneller
ist und Stöße befürchten läßt. Ganz kleine Getriebe, wie in Uhrwerken etc., werden in
Messing oder ähnlichen Legierungen ausgeführt. Geschieht die Bewegungsübertragung von einer zur andern
Welle mit Kegel- oder Schraubenrädern, Friktionsscheiben etc., so erhält man die so bezeichneten
Getriebe. Von eigentümlicher Konstruktion sind die Differentialgetriebe.
[* 40]
Das einfachste Differentialgetriebe besteht aus zwei gleich großen aneinander liegenden Rädern, von denen das eine einen
oder mehrere Zähne
[* 41] mehr besitzt als das andre. Greift in diese ein doppelt so breites drittes Rad oder
eine Schraube ohne Ende gleichzeitig ein, so muß bei einer ganzen Umdrehung des einen Grundrades das anliegende um den Unterschied
der Zähne zurückbleiben, welche Differenzbewegung sowohl für Kraftübertragungen als auch für Zählwerke verwendet wird.
Eine andre Art der Differentialgetriebe bilden die sogen. Planeten- oder Umlaufgetriebe. Hier befinden sich
[* 21]
(Fig. 1) auf einer und derselben Achse E frei drehbar die beiden Räder A und B, ersteres ein außen verzahntes Vollrad, letzteres
ein innen verzahntes Hohlrad.
In den Ringräumen zwischen beiden sitzen zwei in beide Verzahnungen eingreifende kleine Zahnräder DD diametral
gegenüber auf Zapfen
[* 42] der gleichfalls um A drehbaren Schiene C. Die Differentialrädergetriebe werden vielfach aus konischen
Rädern hergestellt.
[* 21]
Fig. 2 zeigt ein solches Getriebe mit Kegelrädern, wobei die Teile denjenigen der
[* 21]
Fig. 1 entsprechend bezeichnet
sind. Mit diesem konischen Getriebe kann man folgende sehr verschiedene Bewegungsübertragungen ausführen.
1) Denkt man zunächst das Rad B feststehend und das innere nach einer Richtung gedreht, so dreht sich durch Vermittelung der
Räder D die Schiene C in derselben Richtung mit, jedoch mit nur halb so großer Winkelgeschwindigkeit, d. h. wenn A z. B. eine
ganze Umdrehung gemacht hat, so ist C erst ½mal herumgegangen.
2) Setzt man dagegen C in Umdrehung, so läuft A in derselben Richtung mit und zwar mit doppelt so großer Winkelgeschwindigkeit
wie C. 3) u. 4) Hält man A statt B fest, so kehren sich alle Verhältnisse um.
5) und 6) Hält man C fest, so drehen sich A und B, ob nun bei A oder B die Bewegung eingeleitet wird,
mit gleicher Winkelgeschwindigkeit, aber in umgekehrter Richtung.
7) Erteilt man aber nun, ohne irgend ein Stück festzustellen, beiden Rädern gleichzeitig eine Drehung und zwar zunächst
in gleichem Sinn, so nimmt auch C an der Drehung in demselben Sinn teil mit einer Winkelgeschwindigkeit,
welche der halben Summe der beiden Winkelgeschwindigkeiten von A und B entspricht. Hat sich also A einmal, B ½mal umgedreht,
so
hat dabei C eine Umdrehung von (1 + ½)/2 = ¾ Kreis
[* 43] gemacht.
8) Dreht man A und C zugleich in demselben Sinn, so erhält B eine Drehung von der doppelten Drehung von
C, vermindert um die einfache von A. (Wenn also A doppelt so schnell läuft wie C, so steht B still.) 9) Entsprechendes
ergibt sich bei der gemeinschaftlichen Drehung von B und C für A. 10) Dreht man A und B im umgekehrten
Sinn, so rotiert C mit einer der Differenz der Winkelgeschwindigkeit von A und B entsprechenden Winkelgeschwindigkeit (daher
besonders der NameDifferentialgetriebe) und zwar in demselben Drehungssinn mit demjenigen Rad, welches die größte Drehung
macht. Bei gleicher Winkelgeschwindigkeit von A und B steht C still.
11) Werden A und C in entgegengesetztem Sinn gedreht, so rotiert B mit der doppelten Winkelgeschwindigkeit
von C, vermehrt um die einfache von A. 12) Entsprechend ist das Verhältnis für gleichzeitige Drehung von B u. C. Bei
[* 21]
Fig. 1 werden
diese Bewegungen durch das Größenverhältnis der RäderB und A etwas modifiziert. Diese Planeten- oder
Umlaufgetriebe finden in der Technik mehrfach Anwendung, z. B. bei den Barrett und Andrewsschen Göpeln (Fall 2), bei den sogen.
Spindelbänken (Flyern) in der Spinnerei (Fall 10), auch bei Buchdruckschnellpressen zur Bewegung des sogen. Fundaments, in welch
letzterm Fall jedoch die Räder A und B als Zahnstangen ausgeführt sind.
Arbeit, aus hämmerbarem Metall gefertigte Waren, auf welchen mittels Hämmer, Bunzen oder Stangen erhabene,
innen vertiefte Figuren ausgearbeitet (getrieben) worden sind. Bei Anwendung der Bunzen erfolgt das Treiben desBlechs allmählich
auf einer Unterlage (Pechscheibe), und zwar wird abwechselnd die eine und die andre Seite des (Gold-,
Silber-, Kupfer- etc.) Blechs bearbeitet, einmal um die erhabenen Figuren direkt zu erhöhen, das andre Mal indirekt durch Zurücktreiben
des Grundes, aus welchem sie hervortreten.
Leichter und mechanischer ist das Geschäft bei dem Gebrauch der Stanzen. Da nämlich auf diesen die
[* 21]
Figur erhaben
völlig ausgebildet ist, so wird das Blech auf die Stanze, auf ersteres aber eine Bleiplatte gelegt, auf welche mit einem Hammer
so lange gleichmäßig geschlagen wird, bis die
[* 21]
Figur in Blech ausgebildet ist. Gegenwärtig pflegt man inFabriken statt des
Hammers die Presse
[* 44] anzuwenden. Die auf solche Art ganz auf das Niveau der Fabrikarbeit hinabgedrückte Technik
war im Altertum, im Mittelalter und in der Renaissance ein wichtiger Zweig künstlerischer Thätigkeit. Aus der Bronzezeit finden
sich gegossene Stücke, Knöpfe, Knäufe u. dgl., welche mit Goldblech so überzogen
wurden, daß dieses sich genau dem Profil jener anschmiegte und, abgenommen, einen Abdruck der Form bildete.
In Rom und
[* 45] Byzanz stellte man Zieraten und Gefäße in getriebener Arbeit her. Der Mönch¶
(spr. schetro, auch Giétroz, Gétros), im französischen Teil des schweizer. Kantons Wallis
die generelle Bezeichnung, die einer Alphüttenkolonie beigelegt wird. Eine solche Häusergruppe im Val de Bagnes hat den Eigennamen
Gétroz, und nach ihr heißt einer der von den Firnfeldern des MontCollon herabsteigenden Eisströme Glacier
de Gétroz. Auf dem Mont Pleureur lagernd, schiebt er beim Vorrücken seine Eismassen quer über den Thalgrund vor und staut so die
Wassermassen der Dranse zu einem See. Wenn dann die Sommerwärme den Eisriegel schmelzt und lockert, so kann es geschehen,
daß plötzlich ein Dammbruch erfolgt und die Gewässer verheerend zu Thal
[* 49] strömen. Am schlimmsten waren
die Verheerungen bei dem Dammbruch am
»Ethica« (Amsterd. 1666) bei seinen Lebzeiten,
die für sein Verhältnis zu Cartesius wichtigsten: »Annotata praecurrentia in Cartesium« (Dordrecht
[* 55] 1690) und »Metaphysica
vera« (Amsterd. 1691), aber erst nach seinem Tod erschienen.
Der Bescheid der Staathalterin ^[richtig: Statthalterin] war nicht ablehnend, und als die Edelleute 8. April ihren Sieg mit einem
Gelage feierten, hinterbrachte einer der Gäste, als die Statthalterin beim Anblick der mächtigen verbündeten
Schar in Bestürzung geraten, habe ihr der Präsident des Finanzrats, Graf Barlaimont, um sie zu ermutigen, zugeflüstert: »Ce
n'est qu'un tas de gueux!« (»Das ist nur ein Haufe Bettler«). Da schlug der GrafBrederode dieser Äußerung zum Trotz
gerade diesen Spottnamen als Bezeichnung für den neuen Bund vor; sein Vorschlag wurde mit Begeisterung angenommen, und so entstand
der Name der Geusen (Gueusen, Geuzen), d. h. Bettler.
Als Abzeichen trugen die zum Bund gehörigen Edelleute an ihren Hüten oder Gürteln silberne oder goldene Gerätschaften der
Bettler, oder sie kleideten sich in die graue Farbe der Bettelmönchsgewänder. Auch schlug man damals
die sogen. Geusenpfennige, eine ovale Denkmünze in Silber oder Gold,
[* 64] die auf der Hauptseite das Brustbild Philipps II. mit der
Umschrift: »En tout fidèles au roy« (»In
allem getreu dem König«) und auf der Kehrseite einen Bettelsack mit zwei verschlungenen Händen und den
Worten: »Jusqu'à porter la besace« (»Bis
zum Bettelsack«) zeigte. Im März hatte der Bund nur 2000 Mitglieder gezählt;
im Mai konnte Brederode schon sagen, daß die
Geusen zahllos seien wie Sand am Meer: so hatte
¶