unermüdlich thätig, daselbst geordnete Zustände zu schaffen, wurde aber im
Oktober 1880 bei einer
Fahrt auf dem
Bahr el Gazal
nach
Chartum mit einer
Eskorte von 400
Soldaten und Gefangenen durch eine Pflanzenbarre 3
Monate lang eingeschlossen, so daß
der größte Teil der
Mannschaft umkam. Gessi selber starb in
Suez am
Sumpffieber.
1)
Salomon, Idyllendichter,
Maler u. Radierer, geb. zu Zürich,
[* 4] wo sein
Vater Buchhändler und Mitglied des
HohenRats war, kam 1749 als
Lehrling in eine Buchhandlung zu
Berlin,
[* 5] verließ diese aber bald wieder und
wandte sich der
Landschaftsmalerei und Radierkunst zu, worin er es bald zu bedeutender Vollkommenheit brachte. Nach einem
kurzen Aufenthalt in
Hamburg
[* 6] kehrte in seine Vaterstadt zurück, wo er sich durch sein
»Lied eines
Schweizers an sein bewaffnetes
Mädchen« (1751) und sein Gemälde: die
Nacht (1753) einenNamen erwarb.
Die
Idee zu seinem größern Gedicht
»Daphnis« (1754) hat er aus Amiots Übersetzung des
Longos geschöpft. Der ersten Sammlung
seiner
»Idyllen«, die gleichzeitig mit seinem »Inkel und Yariko« 1756 erschien,
folgte 1758 sein
»TodAbels«, eine Art idyllischen
Heldengedichts in
Prosa, sein schwächstes
Produkt, und 1762 eine Sammlung
seiner »Gedichte« in 4
Bänden. Durch die
Malerei von der
Poesie abgezogen, ließ er erst 1772 ein zweites
Bändchen
»Idyllen« und die
»Briefe über die
Landschaftsmalerei« erscheinen. Er starb in Zürich.
Geßners einst vielgepriesene
»Idyllen« feiern ein
goldenes Zeitalter ungestörter Eintracht, und obschon er sich auf Theokrit berief,
war er der arkadischen Schäferwelt der italienisch-französischen Hofpoeten des 17. Jahrh.
weit näher verwandt.
Eine süße, ja süßliche Traumseligkeit ohne gesunde
Empfindung und
Frische schmeichelte sich in das
Bedürfnis des
Zeitalters
nach friedseligem
Leben ein und täuschte über ihre Hohlheit. In der
Landschaftsmalerei hat sich Geßner bleibende
Verdienste erworben;
seine
Radiernadel ist leicht und kräftig, seine
Prospekte sind ausgesucht und romantisch, besonders schön
aber seine
Bäume. Zu seinen besten Werken zählt man zwölf radierte
Landschaften, die er 1770 herausgab. Seine sämtlichen
Schriften erschienen Zürich
1777-78, 2 Bde. (in neuer Ausg.,
Leipz. 1841, 2 Bde.), und wurden auch
ins
Französische übersetzt (Par. 1786-93, 3 Bde.,
u. öfter).
Sein »Briefwechsel mit seinem Sohn« erschien Bern
[* 7] und Zürich
1801.
SeinLeben beschrieben
Hottinger(Zürich
1796) und
Jördens in seinen
»Denkwürdigkeiten« (Leipz. 1812). Auf der
Promenade an der
Limmat wurde ihm ein Denkmal errichtet.
in der
Heraldik, s.
Heroldsfiguren^[= (Heroldsbilder), die dem Wappenwesen eigentümlichen Bilder, welche die ältere Heraldiker in ...]
[* 11] (Fig. 14).
(Bekenntnis,
Confessio), im Rechtswesen das Einräumen einer
Thatsache, welche dem Bekennenden selbst nachteilig
ist. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten ist es die zu gunsten eines Prozeßgegners abgegebene
Erklärung,
eine
Thatsache oder einen Anspruch als richtig anzuerkennen. Das in Zivilsachen teilt man ein in das gerichtliche (confessio
judicialis) und in das außergerichtliche (c. extrajudicialis). Unter jenem versteht man dasjenige Geständnis, welches
eine
Partei gerade in demjenigenRechtsstreit ablegte, in welchem es gegen sie benutzt werden soll.
Jedes andre, wenngleich vor
Gericht abgelegte Geständnis nennt man ein außergerichtliches.
Ferner teilte man früher das ein in das
reine, unumwundene (c. pura) und in das qualifizierte (c. qualificata). Unter letzterm verstand man ein Geständnis, wobei
eine behaupteteThatsache zwar zugegeben wird, jedoch Beschränkungen, z. B. eine aufschiebende
Bedingung,
beigefügt werden. Nach der deutschen
Zivilprozeßordnung gilt eine solche
Erklärung nur insoweit als Geständnis, als der erweisliche
Wille des Gestehenden reicht.
Erfordernis eines gültigen gerichtlichen Geständnisses ist es nach der deutschen
Zivilprozeßordnung (§ 261 ff.), daß
es sich um
Thatsachen handelt, welche von der einen
Partei behauptet und im
Lauf desRechtsstreits von der
Gegenpartei bei einer mündlichen
Verhandlung oder zu
Protokoll eines beauftragten oder ersuchten
Richters zugestanden sind.
Zur Wirksamkeit des gerichtlichen Geständnisses bedarf es keiner
Annahme desselben seitens der Gegenpartei.
Soll das Geständnis volle verbindende
Kraft
[* 12] haben, so darf sein Gegenstand nicht der Privatwillkür der
Parteien
entzogen sein, daher z. B. im Ehescheidungsprozeß das Geständnis nicht des
Beweises überhebt.
Endlich darf der sogen.
Animus confitendi
nicht fehlen, d. h. es darf die Äußerung nicht etwa aus
Scherz oder Simulation oder in solcher
Weise gemacht werden, daß
man ersieht, daß der Sprechende sich dadurch rücksichtlich der vorliegenden Streitsache nicht habe
verbindlich machen wollen. Ein Geständnis von etwas, das offenbar nicht wahr sein kann, ist ebenfalls ohne rechtliche
Wirkung. Die
Wirkung eines außergerichtlichen Geständnisses ist von den Umständen des einzelnen
Falles abhängig, so daß
es hauptsächlich darauf ankommt, ob mit
Grund anzunehmen sei, daß der Gestehende mit
Ernst und Überlegung
oder nur im
Scherz, aus Simulation etc. so gesprochen habe. Ein außergerichtliches Geständnis bedarf
des
Beweises, ein gerichtliches nicht. - In
Strafsachen versteht man unter Geständnis das von dem eines
Verbrechens Angeschuldigten
erfolgte Einräumen einer ihm nachteiligen
Thatsache. Der
Richter wird, da es im
Interesse des
Staats¶
mehr
liegt, auch über den Einwilligenden keine ungerechte Strafe zu verhängen, durch das Geständnis der Prüfung, ob die zugestandene
That wahr sei, nicht überhoben; es kommt daher auf die Glaubwürdigkeit an, die dem Geständnis beizulegen ist. Da
nach dem ältern gemeinen Strafverfahren die Verurteilung nur auf das Geständnis oder auf einen nach gewissen Regeln
zu stande gebrachten, selten herzustellenden Beweis erfolgen konnte, so war es Hauptaufgabe des Untersuchungsrichters, auf
Geständnisse hinzuwirken; bei dem neuern Strafverfahren tritt diese Richtung zurück, und die mit dem Angeschuldigten anzustellenden
Vernehmungen haben im Gegenteil mehr den Zweck, ihm Gelegenheit zu seiner Verteidigung zu geben, wie dies
namentlich in der deutschen Strafprozeßordnung (§ 136) betont ist.
Das Geständnis eines Freigesprochenen, sei es auch ein außergerichtliches, aber glaubwürdiges hat nach § 402 der
Strafprozeßordnung die Wiederaufnahme des Verfahrens zur Folge. Handelt es sich bei einer Strafsache nur um eine Übertretung,
und gesteht der Beschuldigte die ihm zur Last gelegte That ein, so kann der Amtsrichter mit Zustimmung
der Staatsanwaltschaft in dem Fall der Vorführung eines Beschuldigten, z. B. eines Bettlers, sofort zur Hauptverhandlung schreiten,
ohne Schöffen zuzuziehen (§ 211).
Titel einer im Mittelalter
vielverbreiteten Sammlung von kurzen Anekdoten, Sagen, Legenden und Märchen in lateinischer Sprache.
[* 20] Der Kern derselben sind
Erzählungen aus der römischen Geschichte oder Stücke aus römischen Schriftstellern, an die sich moralisierende und religiös
mystische Erklärungen anschließen; diesem Kern wurden später immer mehr anderswoher entnommene oder ganz frei erfundene
Stücke hinzugefügt, so daß die Sammlung bis auf etwa 180 Kapitel erweitert wurde.
Entstanden sind die in ihrer ersten Gestalt wahrscheinlich in England zu Ende des 13. oder zu Anfang des 14. Jahrh.; ihr Verfasser,
für den einige den Petrus Berchorius, Benediktinerprior zu Paris
[* 21] (gest. 1362), andre ebenso grundlos einen
gewissen Helinandus hielten, ist nicht zu ermitteln. Die Gesta Romanorum waren ungemein verbreitet: der neueste Herausgeber hat 138 Handschriften
derselben verglichen;
schon früh wurden sie ins Englische,
[* 22] Deutsche
[* 23] (zuerst gedruckt Augsb. 1489) und andre Sprachen übersetzt.
Der älteste Druck, der um 1472 erschien, enthält 151 Nummern; noch in den 70er Jahren des 15. Jahrh.
erschien aber eine andre Ausgabe von 181 Nummern, welche dann unzählige Male nachgedruckt worden ist. Viele dieser Erzählungen
sind von spätern Erzählern, wie namentlich HansSachs, Burkard Waldis etc., benutzt worden, bis sie mit dem 17. Jahrh.
allmählich in Vergessenheit gerieten. Die neuesten Ausgaben des Vulgärtextes in 181 Kapiteln besorgten
A. Keller (Stuttg. 1842, Bd. 1),
der auch aus einem MünchenerKodex eine ältere deutsche Übersetzung (Quedlinb. 1841) herausgab, und Österley (Berl. 1872)
mit einer sehr gründlichen Einleitung. Die erste vollständige neuhochdeutsche Übersetzung lieferte Grässe (Dresd. u. Leipz.
1842, 2 Bde.). Wichtig ist auch die Ausgabe zweier altenglischer Texte, die SirFrederickMadden 1838 für
den RoxburghClub veranstaltete, sowie die von Herrtage für die Early EnglishText Society 1879 besorgte Ausgabe.
Mineralaggregate, die einen wesentlichen
Teil der Erdrinde bilden. Die Gesteinslehre oder Petrographie, wohl auch, aber wenig gebräuchlich, Lithologie,
ist einer der fundamentalen Teile der Geologie
[* 25] (petrographische Geologie); sie hat in neuester Zeit, namentlich durch die Anwendung
des Mikroskops und ganz besonders durch dessen Verbindung mit Polarisationsapparaten, welche die optischen Eigenschaften der
Mineralien klar und scharf hervorheben, bedeutende Fortschritte erzielt.
Man teilt die Gesteine zunächst in kristallinische Gesteine und in Trümmergesteine (klastische Gesteine). Erstere enthalten
die einzelnen Mineralindividuen unmittelbar verbunden, letztere sind durch mechanische Zertrümmerung entstandene Fragmente
andrer Gesteine, lose gehäuft oder durch ein später hinzugekommenes Bindemittel, Zement, zusammengehalten (s. Tafel »Mineralien
und Gesteine«,
[* 13]
Fig. 20 u. 21). Alle Gesteine, namentlich die kristallinischen, können einfach, gleichartig,
oder gemengt, zusammengesetzt, ungleichartig, sein; im erstern Fall sind sie wesentlich aus nur einer, im letztern Fall aus
mehreren Mineralspezies zusammengesetzt.
Die Zahl der gesteinbildenden Mineralspezies ist eine beschränkte;
unter den Silikaten (abgesehen von der nicht individualisierten Glassubstanz, s. unten): die
verschiedenen Glieder
[* 29] der Feldspatgruppe, der Augit- und Hornblendegruppe, der Glimmergruppe, der Nephelingruppe, Serpentin,
Talk, Chlorit, Granat;
[* 30]
endlich die Organoide: Anthracit, Steinkohle etc. Größer ist die Zahl derjenigen Mineralspezies, welche
als zufällige (accessorische) Bestandteile der Gesteine auftreten, welche, als das Wesen der Gesteine nicht bedingend,
bald in denselben vorkommen, bald auch fehlen, gelegentlich aber durch Häufigkeit und Gebundensein an Ein Gestein geradezu
charakteristisch für dasselbe werden können.
Unter solchen accessorischen Gemengteilen sind außer den obigen Mineralabteilungen
noch die Klassen der Elemente, der Schwefelmetalle, der Titanate besonders häufig vertreten. - Neben der
Zusammensetzung ist die Struktur der Gesteine, die Art und Weise, in welcher die Mineralaggregate verbunden sind, zu unterscheiden.
Sie ist körnig: dann sind die Gesteine aus kristallinischen Körnern (auch Blättern etc.) zusammengesetzt, ohne daß in der Anordnung
eine besondere Norm obwaltete (Granit, s. Tafel »Mineralien«, Fig. 13). Werden die kristallinischen Individuen
so klein, daß sie nicht mit bloßen Augen (selbst nicht immer mit der Lupe)
[* 31] zu erkennen sind, so heißt die Struktur dicht
(dichter Kalkstein etc.). Porphyrisch heißt sie, wenn in dichter oder
¶
Sind die kristallinischen Individuen nach einer bestimmten Richtung aneinander gefügt, so findet schieferige Struktur (Chloritschiefer,
Glimmerschiefer) statt, die besonders oft durch tafelartige Individuen (Glimmer) bedingt und bei einfachen
Gesteinen nur durch blätterige Individuen (Chlorit) hervorgebracht wird. Hierher gehört auch die Gneisstruktur
[* 32]
(Fig. 19).
Umgeben dünne Lagen schuppiger Mineralindividuen linsenförmige Aggregate, so entsteht die flaserige Struktur. Bei der Oolithstruktur
umschließt eine dichte bis feinkörnige Grundmasse kugelförmige Konkretionen von Hirsekorn- bis Erbsengröße; sie
ist namentlich dem Kalk eigen, daher oolithische Kalksteine einfach Oolithe (Roggensteine,
[* 32]
Fig. 23) heißen.
Glasartig ist die Struktur: wenn das Gestein ganz oder vorwiegend aus einer amorphen Glasmasse (Glasbasis) besteht;
da aber
derartige Gesteine durch Ausscheidungen kleiner Kristallindividuen (Kristallite, Trachyte) und größerer Einzelkristalle sowie auch
genetisch mit andern dichten, körnigen und porphyrischen Gesteinen eng verknüpft sind, so pflegt man
sie als glasartige Modifikationen (Gläser) diesen ihren Verwandten beizuzählen, die ihrerseits ebenfalls oft noch mehr oder
weniger zahlreiche Glaseinschlüsse enthalten.
Dem Aufbau ihres Materials (Tektonik) nach unterscheiden sich die Gesteine als geschichtete (s. Tafel »Mineralien«,
[* 32]
Fig. 22) u. ungeschichtete
oder massige. Erstere sind, eng zusammenhängend mit ihrer Bildung, aus einzelnen, untereinander parallel verlaufenden Schichten
(vgl. Schichtung) zusammengesetzt, letztere lassen eine solche Zerfällung in einzelne Lagen nicht erkennen.
Der äußern Begrenzung nach unterscheidet man die massigen Gesteinskörper als Stöcke von unregelmäßig konturierter Begrenzung
u. ungefähr gleichen drei Raumdimensionen.
Sie entsenden mitunter Ausläufer (Apophysen) in das Nebengestein. Gänge sind parallelepipedische Gesteinsmassen von großer
Ausdehnung
[* 37] nach zwei Dimensionen, von geringerer nach der dritten. Als echte Gänge durchschneiden sie Schichtsysteme
widersinnig, als Lagergänge laufen sie den einschließenden Schichten parallel (s. Gang).
[* 38] Treten die massigen Gesteine als an der
Oberfläche entwickelte Bildungen auf, so unterscheidet man Kuppen, Decken, Ströme, Ausdrücke, von denen sich die ersten beiden
von selbst erklären, während Ströme langgestreckte Gesteinskörper sind, welche die Art der Bildung
aus feurigem Fluß durch das Höherliegen des Ausgangspunktes, durch Längserstreckung bei relativ kleinerm Querdurchmesser
erraten lassen. Oft spielt sich in den betreffenden Gesteinen die oben erwähnte Fluidalstruktur in dem Sinn ab, daß die Anordnung
der Kristallite und kleinen Kristalle parallel zur Längsachse des Stroms verläuft. - Unter Absonderung
der Gesteine versteht man eine Zerklüftung, welche sich nach der Bildung der Gesteine herausgebildet hat, wohl meist durch Zusammenziehung
des Gesteinsmaterials (Austrocknung oder Abkühlung), in einzelnen Fällen vielleicht auch durch innern Druck entstanden, dann
nämlich, wenn, wie nicht unwahrscheinlich ist, sich die Silikatgemenge bei dem Übergang aus dem flüssigen
in den festen Zustand ausdehnen. Als Absonderungsformen lassen sich unterscheiden die quaderförmige vieler Sandsteine, die
säulenförmige der Basalte und andrer auf eruptivem Weg entstandener Gesteine, die kugelförmige, ebenfalls an Basalten beobachtet,
die plattenförmige der Phonolithe etc.
Der Entstehung nach unterscheidet man endlich die Gesteine als sedimentäre, durch mechanischen Absatz aus Wasser
oder durch Niederschlag aus wässeriger Lösung gebildet, und eruptive, in feurigflüssigem Zustand aus dem Erdinnern emporgestiegen.
Wenn letztere in ihrem Vorkommen und in ihrer mineralogisch-chemischen Beschaffenheit eine große Ähnlichkeit
[* 39] mit den Produkten
jetzt thätiger Vulkane
[* 40] besitzen, so nennt man sie vulkanische; diese Produkte selbst heißen Laven
[* 32]
(Fig. 24). Dem
jetzigen Zustand unsrer geologischen Kenntnisse entspricht es, wenn man neben sedimentärem und eruptivem Material auch noch
von kryptogenen Gesteinen spricht. Es gehören dahin namentlich Gesteine ältester Entstehung, welche mit den sedimentären
deutliche Schichtung, mit den eruptiven die Ähnlichkeit der mineralogisch-chemischen Zusammensetzung teilen. - Alle Untersuchungsmethoden
der Gesteine gipfeln in der Bestimmung der Bestandteile des Gesteins.
Bei einfachen Gesteinen wird deshalb, da jede Mineralspezies eine feste chemische Zusammensetzung hat, die chemische Analyse
direkt brauchbare Resultate geben, sofern man nur von accessorischen Bestandteilen möglichst freies Material aussucht; dagegen
kann sie von den gemengten Gesteinen ein gleich erschöpfendes Bild nicht geben. Aber auch hier wird die
Untersuchung einer mittlern Probe des gesamten Gesteins (Pauschanalyse) wertvolle Anhaltspunkte ergeben können, insofern,
als die chemischen Formeln der das Gestein zusammensetzenden MineralienGrenzwerte darstellen, zwischen welche hinein die Resultate
dieser Pauschanalyse fallen müssen. So werden namentlich die Silikatgemenge schon durch den prozentischen Gehalt an Silicium
charakterisiert und als siliciumreiche (saure, über 23 Proz. Silicium enthaltend) und siliciumarme (basische,
unter etwa 23 Proz. Silicium enthaltend) unterschieden. Auch kann bei recht heterogener Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile
die Pauschanalyse einer die Gesamtresultate auf die Gemengteile ausschlagenden Berechnung unterworfen werden. In weitaus
den meisten Fällen aber wird die Untersuchung eines
¶
mehr
Gesteins erst dann als erschöpfend anzusehen sein, wenn sie sich auch auf die einzelnen Bestandteile ausdehnt. Bei grobkörnigen
Gesteinen genügt zu diesem ZweckAuslesen der verschiedenen zusammensetzenden Mineralien vermittelst der Lupe, bei feinkörnigen
verwendet man neuerdings mit Glück die Unterschiede des spezifischen Gewichts, indem man Flüssigkeiten von hohem spezifischen
Gewicht (Kalium und Baryumquecksilberjodid, mehrere Borowolframiate) herstellt und, diese allmählich verdünnend,
aus dem Gesteinspulver die Trümmer in der Skala ihres spezifischen Gewichts erhält.
Eine wichtige Kontrolle der chemischen bildet die mikroskopische Untersuchung im polarisierten Licht.
[* 42] Zu diesem Zweck stellt
man Dünnschliffe der Gesteine (s. beifolgende Tafel) dar, in welchen fast alle
Bestandteile mit Ausnahme weniger (Magneteisen, Eisenkies
[* 43] u. einige andre) durchsichtig werden u. nun durch
Anwendung zweier drehbarer Nicolscher Prismen des einen unter dem Objekttisch des Mikroskops u. des andern zwischen Objekt
u. Auge,
[* 44] im polarisierten Licht untersucht werden können. Der Unterschied zwischen amorphen (Glasbasis), resp. tesseral
kristallisierenden Mineralien und den doppeltbrechenden ist dabei sofort eruierbar, und für eine Reihe
der letztern, soweit sie als Gesteinsbestandteile vorkommen, ist ihr Verhalten im polarisierten Licht (s. Tafel »Gesteine«,
Fig. 1 u. 5) charakteristisch. Eine vorzügliche Erweiterung hat diese
mikroskopisch-optische Untersuchungsmethode neuerdings durch eine Reihe mikroskopisch-chemischer Reaktionen erfahren, welche
man auf dem Objektträger mit durchbohrtem Deckglas ausführt, so daß die angewandten Reagenzien nur
auf den beabsichtigten Teil des Dünnschliffs einwirken können.
Einer einfachen Systematik der Gesteine stehen als Schwierigkeit die zahlreichen Übergänge und Zwischenvarietäten entgegen,
welche die Gesteinsarten nicht im gleichen Sinn voneinander abtrennbar machen, wie dies bei den Mineralspezies möglich ist.
So kann der körnige Granit durch allmähliche Strukturänderung in den schieferigen Gneis übergehen,
aber auch, da er aus Quarz, Feldspat und Glimmer zusammengesetzt ist, durch Aufnahme von Hornblende
[* 45] und allmähliches Zurücktreten
des Quarzes und des Glimmers in Syenit; ferner bilden sich bei allen gemengten Gesteinen durch Vorwiegen bald des einen, bald
des andern Gemengteils eine große Anzahl einzelner Varietäten aus, welche sich nach äußerer Erscheinungsweise
und chemischer Zusammensetzung von typischen Mittelvarietäten weit entfernen können. Die unten folgende Übersicht macht
den Versuch, die in möglichst wenige natürliche Gruppen zu verteilen.
Hierher außer dem eigentlichen Oligoklasporphyrit
oder Feldspatporphyrit der Hornblendeporphyrit, der Glimmerporphyrit und der Quarzporphyrit; der beigesetzte
Name gibt die Mineralspezies an, welche allein oder neben Feldspat die Ausscheidungen bildet.
Pechstein (Felsitpechstein): glasartige Modifikation des Porphyrs, namentlich (wie der Siliciumgehalt zeigt) des Quarzporphyrs,
oft sphärolithisch, mitunter porphyrisch (Pechsteinporphyr) durch Sanidin, Biotit oder Quarz.
Diabasporphyr hat dichte bis feinkörnige Grundmasse
mit Ausscheidungen von Labrador oder Oligoklas, auch Augit daneben, Augitporphyr in ebensolcher, meist sehr dunkler Grundmasse
Augitkristalle.
[* 58] und Gesteinsbohrmaschinen.
[* 59] Das Bohren in Gestein findet Anwendung bei der Sprengarbeit im Bergbau, in Steinbrüchen,
bei der Regulierung von Flüssen zum Wegsprengen von Felsen, beim Straßen, Eisenbahn und Tunnelbau und beim
Abteufen von Schächten; es dient zur Untersuchung der Gebirge auf Erz, Kohlen, Salzgehalt, zum Aufsuchen von Quellwasser, Salzsolen,
Petroleum etc. Die beim Berg und Tunnelbau sowie beim Erdbohren benutzten Gesteinsbohrer bestehen aus einer geraden Stahl oder
verstählten Eisenstange, welche an einem Ende, dem Kopf, Meißelform, am andern Ende eine Schlagbahn
erhalten. Je nach der Art der Wirkung des Werkzeugs unterscheidet man Schlag-, Stoß- und Drehbohrer.
Die Schlagbohrer dienen nur zur Herstellung der Sprenglöcher und heißen je nach der Form der SchneidenKronen-, Kreuz-, Spitz-,
Kolben-, Flügelbohrer etc. Bei manchen schlagen mehrere Schärfen gleichzeitig auf den Stein, um ihn schneller
zu zersplittern. Wegen der leichten Herstellung benutzt man aber am häufigsten Schlagbohrer mit einer einzigen Schärfe,
die Meißelbohrer. Alle Schlagbohrer werden mit der Hand
[* 60] geführt und mit dem Fäustel (Handhammer) eingeschlagen; um ein rundes
Loch zu erzeugen und dieses gleichförmig zu vertiefen, muß die SchärfeSchlag für Schlag eine andre Stelle
der Bohrsohle treffen, der Bohrer
[* 61] also nach jedem Schlag um 30-60° gedreht, »gesetzt«, werden.
Ist das Gestein sehr trocken, so führt man dem Bohrloch Wasser zu, wodurch einerseits der Bohrer vor Erhitzung geschützt wird,
anderseits sich aus dem Bohrmehl der »Schmant« bildet, der die Bohrarbeit erleichtert. Je nach der Härte
des Gesteins, der Tiefe des zu bohrenden Loches und Größe der einzubringenden Ladung werden die Bohrlöcher von verschiedener
Lichtweite herzustellen sein, und man unterscheidet, je nachdem 1, 2 oder 3 Personen zur Ausarbeitung desselben notwendig waren,
einmännige, zweimännige oder dreimännige Löcher.
Stoßbohrer sind Meißelbohrer mit schweren und langen eisernen Stangen, welche von einem oder mehreren
Arbeitern gegen die Bohrsohle gestoßen werden. Damit eine größere Anzahl Arbeiter anfassen könne, sind die Stoßbohrer
mit Querarmen versehen, so daß Minentiefen von 3-4 m abgebohrt werden können, wobei eine Lochweite bis 9 cm in Anwendung
kommt. Sollen die Bohrlöcher im untersten Teil sich entweder nach oben oder nach unten erweitern, so benutzt
man im ersten Fall den sogen. Scherenbohrer, im zweiten Fall den Prellbohrer.
Die Stoßbohrer finden in den verschiedenen Formen als Meißel,
[* 62] Kronen
[* 63] und Sternbohrer ausgedehnte Verwendung beim Bohren artesischer
Brunnen
[* 64] und zwar bei festen Felsarten. Die erstern benutzt man auch beim Durchbohren von Thon, Mergel, grobem
Sand etc. Weil bei Bohrungen von großem Durchmesser immer mehrere Bohrer von verschiedenem Kaliber zur Verwendung kommen, so
hat man diese Instrumente auch mit eingelegten Blättern aus Stahl verfertigt, wodurch sie verschiedenen Durchmessern der Bohrlöcher
angepaßt werden können.
Nach der Handhabung des Bohrers während der Arbeit unterscheidet man zwei wesentlich verschiedene Bohrmethoden:
1) das Bohren mit festem Gestänge, wenn nämlich die Verlängerung
[* 65] des Bohrers aus eisernen Stangen besteht, und 2) das Bohren
mit Seil oder das
»Seilbohren« (vgl. Erdbohrer). Drehbohrer wirken auf dem Gestein schabend, ritzend, schärfend; bei ihnen ist
die Kraft kontinuierlich in derselben Richtung thätig, und dieser Umstand erweist sich für die Dauerhaftigkeit
des Werkzeugs sowie für die Ausführung der Arbeit sehr vorteilhaft. Die Form der Drehbohrer, wenn diese Vollbohrer sind,
ist mehr oder weniger ähnlich jener der Metalldrehbohrer, die mit stumpfen Schärfen unter stumpfer Spitze gestellt sind,
wobei jede Hälfte der Schärfen nach der Richtung der Drehung steht.
BeimBohren von artesischen Brunnen benutzt man in milden Gebirgsarten die Löffel- und Erdbohrer; ihre Anwendung ist ökonomischer
als die der Meißel-, Stern- und Kronenbohrer, obwohl bei größern Tiefen die letztern vorzuziehen sind. BeimBergbau haben
die Drehbohrer noch wenig Anwendung gefunden, obwohl schon seit 30 JahrenVersuche gemacht und in weichem
Gestein auch gute Resultate erzielt wurden. Eine interessante Anwendung der Drehbohrer ist die Erzeugung von Steinröhren nach
dem Prinzip des Kernbohrens.
Röhrenbohrer sind hohlcylindrische Drehbohrer, mit denen ein cylindrischer Ring gebohrt wird, so daß im Innern ein Steinkern
stehen bleibt, welcher nach dem Herausziehen des Bohrers abgebrochen wird. Die neueste Erscheinung auf
dem Gebiet der Drehbohrer ist die Verwendung der schwarzen Diamanten zum Bohren von Minen. In neuester Zeit konstruiert man
Diamantbohrmaschinen sowohl nach dem Kernbohr- als Vollbohrprinzip. Kleinere Gesteinsbohrmaschinen betreibt man mit der Hand,
die größern mit Dampf
[* 66] oder in neuerer Zeit allgemein mit komprimierter Luft oder hydraulischem Druck.
Die sehr zahlreichen Konstruktionen kann man nach ihrem Arbeitsprinzip in stoßend wirkende (Perkussionsmaschinen) und drehend
wirkende (Rotationsmaschinen) einteilen. Man unterscheidet an den Stoßbohrmaschinen als Bewegungen das stoßende Vorschieben
des Meißels sowie dessen Zurückziehen, das Umsetzen des Bohrers zur Erzielung eines runden Loches und
das Vorschieben des ganzen Apparats mit dem Fortschreiten der Arbeit. Bei der Rotationsmaschine wird das rotierende Werkzeug
beständig gegen den Stein gedrückt und nur zum Zweck des Schärfens oder des Lochreinigens von Zeit zu Zeit zurückgezogen.
Jedem Bohrer muß für sich eine beliebige, aber während der Abbohrung des Sprenglochs unveränderlich
bleibende Stellung gegen das Ortsgestein gegeben werden können. Von großer Wichtigkeit ist daher für diese Maschinen auch
die Gestellkonstruktion. Nach dem Konstruktionsprinzip kann man die Perkussionsmaschinenteile in Hammer,
[* 67] Stempel und Kolbenmaschinen
teilen. Bei den Hammermaschinen wird der Bohrer durch eine zweite in Bewegung gesetzte schwere und feste
Masse gestoßen (die Konstruktionen haben keine praktische Bedeutung gewonnen); bei den Stempelmaschinen wird dem Bohrer seine
Bewegung direkt mitgeteilt und zwar durch Menschenhand (de la Haye), durch Schwerkraft bei freiem Fall (Gowans, Newton) oder durch
Federkraft (Castelain).
Eine ^[richtig: von] Newton inEngland patentierte Maschine
[* 68] hat die Einrichtung einer gewöhnlichen Rammvorrichtung,
die auf Rollen
[* 69] ruht und dadurch transportabel gemacht ist. Ähnlich ist die Maschine von Castelain, welche 1862 zu de Produils
ausgeführt wurde und zum Abbohren tiefer Bohrlöcher in sehr hartem Granit bestimmt war. Die armierte Stahlstange von 200 kg
Gewicht wird mittels eines Däumlings und eines die Stange umfassenden Heblings gegen eine aus
¶