anhaltend und strecken dann den
Kopf auf dem
Boden nach vorn. Wiederkäuen wird nicht mehr beobachtet. Die
Schafe
[* 2] bewegen den
Unterkiefer häufig, aber langsam und erzeugen mit den Backenzähnen ein knirschendes
Geräusch. Die
Schleimhäute der
Maul- und
Nasenhöhlen,
[* 3] besonders aber die
Bindehaut und die undurchsichtige
Hornhaut der
Augen, oft auch die äußere
Haut,
[* 4] sind gelb gefärbt. Aus der
Nase
[* 5] entleert sich nicht selten ein wässerig-schleimiges
Sekret. Ebenso wird von der entzündeten
Bindehaut der
Augen eine zähe, die Augenwinkel verklebende Schleimmasse abgesondert. Am ersten Krankheitstag ist die Entleerung
der Darmexkremente gewöhnlich verzögert.
An den folgenden
Tagen haben die
Dejektionen desDarms zuweilen eine teerartige
Konsistenz, eine durch blutige
Beimischungen bedingte dunkelbraune
Farbe und penetranten
Geruch. In einzelnen
Fällen stellt sich schon am zweiten
Tag der offenbaren
Erkrankung
Diarrhöe ein. Bei langsamem Krankheitsverlauf wird dieselbe erst am 3.-5.
Tag beobachtet. Wenn die
Krankheit nur
in einem niedrigen
Grad besteht, so verläuft sie ohne
Durchfall, oder der
Durchfall hört wieder auf, und
die
Tiere genesen allmählich, sobald ihnen gutes und schmackhaftes
Futter gegeben wird. Bei hochgradiger Erkrankung nimmt
die Körperschwäche gradatim zu; die
Schafe liegen anhaltend und können, selbst wenn sie emporgehoben werden, sich vor Mattigkeit
kaum auf die
Beine stellen.
Futter und
Getränk werden gar nicht mehr angenommen, und die
Krankheit endet
nach einer Dauer von 3-10
Tagen mit dem
Tod.
Bei der
Obduktion der
Kadaver finden sich geringe
Mengen von gelblich-klarer
Flüssigkeit in der
Bauchhöhle und im
Herzbeutel,
starke Gelbfärbung im Unterhautgewebe und der Bauchhaut, namentlich am
Netz und
Gekröse. Die
Leber ist
geschwollen, blutleer, mürbe und durchweg hellgelb, zitronenfarben, nicht selten auch rotgelb, die
Gallenblase mit gelber
Gallenflüssigkeit angefüllt. An den drei ersten Magenabteilungen finden sich keine Veränderungen; oft enthält der erste
Magen
[* 6] viel
Futter, weil während der
Krankheit eine Wiederkäuung nicht stattgefunden hat. Im
Darmkanal wird außer der Gelbfärbung
gewöhnlich keine Veränderung angetroffen.
Nur wenn die
Krankheit langsam verläuft, zeigt die Schleimhaut des vierten
Magens und des
Dünndarms eine entzündliche
Röte.
Das in den großen
Venen des
Körpers und im
Herzen befindliche
Blut ist dunkel und flüssig. An der
Luft gerinnt es binnen kurzer
Zeit, und die oberflächlichenSchichten bekommen durch die Einwirkung des
Sauerstoffs eine hellrote Färbung.
Milz nicht verändert;
Nieren von normaler
Größe und
Konsistenz; die
Kapsel und die Umkleidungsmembran, ebenso das Nierenbecken
gelblich gefärbt.
Die
Harnblase wird gewöhnlich leer gefunden; zuweilen enthält dieselbe eine geringe
Menge von gelblich-klarem
Urin, in welchem
Gallenfarbstoff nachgewiesen werden kann. Das
Brustfell gelblich gefärbt; die
Lungen von gelblich-klarem
Blutwasser infiltriert. Am
Herzbeutel und am
Endocardium zahlreiche minimale blutige
Herde. Die Schleimheit der
Luftröhre, des
Kehlkopfes und der
Nase gerötet; die Schleimhaut des
Schlundkopfes cyanotisch. Das
Gehirn
[* 7] erscheint in allen Teilen auf der
Schnittfläche feucht-glänzend und normal gefärbt; in den Hirnkammern eine geringe
Menge gelblich-klarer
Flüssigkeit; die
Adergeflechte und zum Teil auch die größern
Venen des
Gehirns reichlich mit
Blut gefüllt. Nach diesen
Eigenschaften
ist die Gelbsucht als eine
Vergiftung der
Tiere zu betrachten. Das
Gift bildet sich in den
Lupinen unmittelbar nach dem Abmähen, wenn
die
Pflanze bei schlechter
Witterung nicht schnell genug abtrocknet. Ist das Lupinenheu einmal trocken
geworden, so kann es im
Feld bis zum
Winter stehen bleiben und sich auch ziemlich stark mit
Schimmelpilzen überziehen, ohne
deshalb den
Tieren gefährlich zu werden.
Die
Heilung der kranken
Schafe ist davon abhängig, daß beim offenkundigen Hervortreten der
Symptome statt der
verdorbenen
Lupinen ohne
Verzug gesundes
Futter gereicht wird. Geschieht dies nicht, so gehen die
Tiere zu
Grunde. Die vollständige
Genesung vollzieht sich nach mehreren
Tagen. Einzelne
Schafe machen eine verschleppte
Rekonvaleszenz durch und erholen sich erst
nach 2-3
Wochen. Zur Behandlung der kranken
Tiere ist neben leichtverdaulichem, schmackhaftem
Futter und
guter
Ventilation des
Stalles das Eingeben von abführenden und bittern (tonisierenden)
Arzneimitteln zu empfehlen.
Vgl.
Kühn
und Liebscher, Untersuchungen über die Lupinenkrankheit der
Schafe
(Dresd. 1884).
ist jenes Tauschgut, welches als
Werkzeug des wirtschaftlichen
Verkehrs verwendet wird, als Preismaßstab dient
und als allgemeines Zahlungsmittel anerkannt ist. So innig diese drei
Funktionen untereinander zusammenhängen,
ebenso wenig müssen sie doch sachlich immer vereinigt sein; nur solche Tauschgüter oder Umlaufsmittel, welche die erwähnten
Eigenschaften wirklich besitzen, dürfen als echtes Geld bezeichnet werden.
1)
Funktionen des Geldes. Der Beginn des
Gebrauchs und die Entstehung des Geldes liegen in seiner
Funktion
a) als Tauschmittel oder
Umlaufs-
(Zirkulations-)
Werkzeug; diese entsteht überall als naturgemäße
Folge des Tauschverkehrs
an sich. Jeder wird durch die tägliche
Erfahrung, ja durch die
Not des laufenden
Lebens dahin geführt, ein
Gut zu suchen und
anzunehmen, welches ihm den
Tausch von andern
Gütern, Leistungen und
Nutzungen erleichtert, indem es auch
von andern dazu verwendet wird, um Tauschoperationen zu vollziehen; ein Tauschgut, welches stets leicht umzusetzen ist und
in der vielgliederigen
Volkswirtschaft die Hemmnisse beseitigt, die offenbar dem
Verkehr entgegenstehen würden, wollte man
immer
nur für bestimmte
Güter, an denen man Überfluß hat, bestimmte andreGüter annehmen, die man gerade
augenblicklich benötigt.
Aus diesem Vorgang folgt b) die
Anerkennung der
Funktion des Geldes als
Maßstab
[* 8] der
Werte und
Preise. Da jede entgeltliche
Übertragung
eines
Gutes mit einer Wertbemessung desselben gegenüber einem andern
Gut verbunden ist, und da dasjenige
Gut, welches öfter
übertragen wird, ebendeshalb auch öfter zur Wertbemessung gelangt, ja sogar zwei
Schätzungen gegenseitig
vermittelt, so knüpft sich an den
Gebrauch des Geldes als Tauschmittel ganz selbstverständlich seine
Funktion als
Mittel zur
Schätzung des
Wertes.
Was für die Messung der räumlichen
Ausdehnung
[* 9] die
Maßstäbe, für die Bestimmung des Verhaltens eines
Gutes zur
Schwerkraft
die
Gewichte sind, das wird das Geld zur Messung und als
Ausdruck der
Tauschwerte. Während diese beiden
Eigenschaften
weder auf
Fiktion oder
Willkür noch auf staatlicher Vorschrift beruhen, sondern sich aus dem stillschweigenden Übereinkommen
und dem
Bedürfnis der Verkehrtreibenden notwendigerweise selbst herausbilden, tritt dann zur Vervollständigung derselben
c) die
Funktion des Geldes als gesetzliches
¶
mehr
Zahlungsmittel hinzu. Es ist für die Sicherheit und Ordnung des Verkehrs unerläßlich, daß dem Wertmaßstab eine gesetzliche
Anerkennung verliehen werde, um eine feste rechtliche Grundlage für die Lösung der verschiedenen Verbindlichkeiten zu schaffen;
sowohl für die Verbindlichkeiten, welche der Staatsbürger dem Staat zu leisten hat (Abgaben, Geldbußen etc.), als für
die privatrechtlichen Obligationen, die entweder direkt auf eine Geldschuld lauten, oder deren Inhalt so beschaffen ist, daß
andre Leistungen bedungen waren, die nicht erfüllt werden können, und an deren Stelle durch Rechtsspruch eine bestimmte Summe
Geldes tritt.
Der Staat muß irgend einem Tauschgut die Eigenschaft eines letzten zwangsweisen Tilgungsmittels von Obligationen
geben, und dieses erlangt dadurch »allgemeine Vermögensmacht«. (Savigny.) Endlich muß der Staat dem Geld gesetzliche Zahlungskraft
aus den nämlichen Gründen verleihen, weshalb er die Maß- und Gewichtsordnung feststellt; er bestimmt den allgemeinen Wertmaßstab
ebenso wie das Meter und Kilogramm zum Zweck der Sicherheit und Bequemlichkeit des Verkehrs. Diejenigen Tauschgüter
und Wertmaßstäbe, welche als gesetzliches Zahlungsmittel erklärt werden, erlangen dadurch Währung (s. d.), sie werden
echtes oder Währungsgeld.
Mit den bisher bezeichneten wesentlichen verbindet sich noch eine andre, nicht minder wichtige Funktion, welche das Geld regelmäßig
annimmt, indem es »Wertträger« oder »Wertbewahrer«,
d. h. die bequemste und beliebteste Form zur Kapitalbildung sowie zur zeitweiligen
oder dauernden Aufspeicherung des umlaufenden Kapitals, wird (Kassenvorräte, Kassenbestände, das Thesaurieren im Orient,
die Ansammlung des deutschen Kriegsschatzes etc.). Aus dieser Verwendungsart und aus der allgemeinen Reduktion des Wertes der
verschiedenartigsten Kapitalien auf ihren Geldwert erklärt sich die irrtümliche Verwechselung der Begriffe Geld und Kapital;
man schätzt den Vermögensstand im G. und erweckt damit falsche Vorstellungen von der eigentlichen Natur
des Geldes.
2) Arten des Geldes. a) Naturalgeld. So wie sich zur Herstellung von Maß und Gewicht nur Gegenstände eignen, welche selbst
eine bekannte Ausdehnung im Raum oder ein ganz bestimmtes Gewicht haben, so kann auch als Wertmaßstab nur
etwas gewählt werden, was selbst einen unbestrittenen, allgemein anerkannten, der Vorstellung möglichst geläufigen Tauschwert
hat. Man wählte daher zu allen Zeiten nur solche Dinge als Geldstoff, welche in hervorragender Weise einem weitverbreiteten
und immer wiederholten Bedarf dienen und überdies gut aufbewahrungsfähig sind.
Nach den örtlichen und nationalen Eigentümlichkeiten sind daher auf den tiefen Kulturstufen sehr mannigfache,
diesen Anforderungen mehr oder weniger entsprechende Sachen zu Geld verwendet worden: Salzbarren, Korn, Felle und Häute, Kakaobohnen,
Datteln, Theeziegel etc., verschiedene Muscheln,
[* 11] wie insbesondere die Kauri
[* 12] (Cypraea moneta), welche noch heute in vielen Teilen
Asiens und Afrikas als Naturalgeld dient. Je mehr die Kultur steigt, desto wertvollere bewegliche Sachen
versehen diese Funktion; insbesondere geht man bald zum Viehgeld über (pecunia ist ebenso wie peculium, peculatus von pecus,
»Vieh«, abzuleiten).
Die weite Verbreitung der Viehzucht
[* 13] bei nomadischen und Ackerbauvölkern, die leichte Erhaltung derHerden auf freier Weide,
[* 14] die Transportabilität, die Teilbarkeit nach Stücken und Gattungen des Herdenreichtums erklären die hervorragende
Geltung der »Viehwährung«. Mindestens Preismaß blieb das
Vieh lange Zeit, wenngleich nicht immer an seine konkrete Verwendung
als Tauschmittel gedacht werden dürfte. Um einen Schritt weiter gehend, oft neben dem Vieh- oder anderm Naturalgeld, begann
der Verkehr die Metalle als Geldstoff zu verwenden, sowohl die edlen als die unedlen, ohne daß von einer
Priorität der einen oder der andern sicher gesprochen werden kann.
Gewisse unedle Metalle (besonders Eisen,
[* 15] Kupfer,
[* 16] Bronze)
[* 17] sind, da sie ebenfalls schon frühzeitig zur Herstellung von Geräten,
Werkzeugen, Waffen
[* 18] als nützlich und begehrenswert allgemein anerkannt worden waren, auch ein geeigneter Geldstoff
gewesen. Was den edlen Metallen seit Menschengedenken eine so hohe Wertschätzung verlieh, war zwar nicht ihre unmittelbare
praktische Eignung zur Befriedigung notwendiger Bedürfnisse, wohl aber das immer und überall verbreitete Verlangen, selbst
der Naturvölker, sich in den Besitz dieser relativ seltenen, als Schmuck und Zierat, als Symbol der Macht und
des Reichtums dienenden Güter zu setzen. Bis in die tiefste mythische Dunkelheit läßt sich das allgemein menschliche Verlangen
nach Edelmetall verfolgen, und auch auf der höchsten Stufe der Zivilisation ist es noch ungeschwächt zu finden.
b) Metallgeld. Die vorzüglichen Eigenschaften der Edelmetalle als Geldstoff treten mit zunehmender wirtschaftlicher Kultur
immer klarer hervor. Die Edelmetalle (s. d.) schließen in verhältnismäßig kleinem Volumen u. geringem
Gewicht einen sehr hohen Tauschwert ein; derselbe beruht auf der Seltenheit des Vorkommens, den hohen Produktionskosten, dem
hohen Gebrauchswert zu Schmuck, Geräten, in vielen Industrien, zu Münzzwecken etc.; diese Eigenschaft macht die Edelmetalle
nicht nur überhaupt als Maßstab der Tauschwerte brauchbar, sondern auch (worauf es beim Geld im entwickelten
Kulturleben wesentlich ankommt) sehr zirkulationsfähig.
Der Tauschwert der Edelmetalle ist gleichmäßig, es gibt bei Gold
[* 19] und Silber keine Qualitätsunterschiede; ob sie aus der Nevada
oder Australien
[* 20] kommen, in großen Klumpen oder im Staub gefunden werden, ob sie alt oder neu sind, immer
hat ein bestimmtes Quantum gleichen Wert. Der Tauschwert der Edelmetalle ist dauerhaft, sie leiden weder unter den gewöhnlichen
Elementareinflüssen noch unter der Aufbewahrung; der Tauschwert ist relativ stabil, weil die Vorräte, welche seit Jahrhunderten
angehäuft werden, als ausgleichendes Reservoir für die jährlichen Zu- und Abflüsse der Produktion und
des Bedarfs dienen und die mehrfache Verwendung (die monetarische, kapitalistische und kunstgewerbliche) eine gewisse Ausgleichung
von Angebot und Begehr herbeiführt. Endlich ist die Formbarkeit und Teilbarkeit des Geldstoffs für Münzprägungen unerläßlich,
u. diese findet sich bei den Edelmetallen in hohem Grad. Aus der Vereinigung dieser Eigenschaften erklärt sich genügend
die allgemeine Verwendung von Gold u. Silber als Geldstoff.
Aber nicht alle aus diesen Edelmetallen geprägten Münzen
[* 21] sind echtes Geld; nur diejenigen, welchen die Währungsgesetze gesetzliche
Zahlungskraft beilegen, gehören dazu. Im uneigentlichen Sinne nennt man allerdings auch jene Münzen, die nicht Währung haben,
Geld; sie sind aber entweder Ware, deren Tauschwert nach dem Marktpreis schwankt (wie Goldmünzen in Silberwährungsländern,
z. B. der österreichische Dukaten, oder vollwertige Silbermünzen, die nicht Währung haben, z. B. Mariatheresienthaler; vgl.
Handelsmünzen), oder sie sind Kreditmünzen, welchen der Staat Kassenkurs verleiht, oder Scheidemünzen¶
mehr
(Rechnungsgeld), die bis zu einem gewissen Betrag, also für kleinere Zahlung, gesetzliche Zirkulation haben (Silbermünzen
in Goldwährungsländern). Kredit- und Scheidemünzen können ebensowohl aus einem unedlen wie aus einem edlen Metall geprägt
sein, weil ihnen nicht die Geldfunktionen beigelegt werden. (Vgl. Münzwesen,
[* 23] Währung.)
c) Papiergeld. Mit der größern Lebhaftigkeit und dem zunehmenden Umfang der Verkehrsoperationen würde
das Metallgeld zu schwerfällig, seine mögliche Menge würde nicht mehr ausreichen, sein Gebrauch würde zu kostspielig; man
sucht daher an vielen Stellen, wo Zahlungen in Metallgeld zu machen wären, dieses durch andre Mittel zu ersetzen. Das nächste
Ersatzmittel bildet der Kredit (s. d.). Die mannigfachen Formen von Kreditpapieren, Checks, Giro-Anweisungen,
Kassenscheinen und besonders Banknoten werden zu Zirkulationsmitteln und vertreten vorübergehend das in seiner Funktion als
Zahlungsmittel u. Wertträger.
Infolgedessen hat sich im populären und teilweise sogar im wissenschaftlichen Sprachgebrauch der AusdruckPapiergeld für
einzelne Arten dieser papierenen Umlaufs- und Zahlungsmittel eingebürgert. Dieselben sind aber immer nur
Anweisungen auf eine künftige effektive, erst in einem Währungsgeld vorzunehmende Zahlung, welche freilich oft gar nicht
zu stande kommt, weil sie durch Kompensation von Forderungen und Schulden vermieden wird; welche oft sehr lange hinausgeschoben
wird, weil dergleichen Anweisungen (wie besonders Banknoten) nicht zur Einlösung präsentiert werden; welche aber nichtsdestoweniger
immer als letzte rechtliche Grundlage festgehalten wird.
Diese Kreditpapiere sind daher Geldsurrogate, vorläufige Ersatzmittel des Geldes, aber nicht selbst Geld. Dagegen wurden die
Entartung dieser Umlaufsmittel und der Mißbrauch derselben seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts dadurch herbeigeführt,
daß die Staatsverwaltungen gewissen papierenen Umlaufsmitteln eigentliche Währung verliehen, indem sie deren
Einlösbarkeit durch Zwangskurs aufhoben. Wenn eine solche Bestimmung in Kraft
[* 24] tritt, so wird dem Papierumlaufsmittel die Funktion
des gesetzlichen Zahlungsmittels wie dem echten Geld beigelegt.
Die wissenschaftliche Terminologie nennt in diesem strengern Sinne nur die uneinlösbaren, d. h. mit Zwangskurs im Verkehr erhaltenen
und zugleich als gesetzliche Zahlungsmittel erklärten, papierenen Umlaufsmittel Papiergeld. (Ad. Wagner.)
Mit Recht verwahrt sich aber die Theorie dagegen, das Papiergeld auf eine Stufe mit dem echten Metallgeld zu setzen und eine
reine Papierwährung anzuerkennen; denn jeder Gebrauch von Papiergeld als gesetzlichem Zahlungsmittel setzt unvermeidlich voraus,
daß Gold oder Silber als Preismaßstab fungiert, selbst in dem Fall, wenn es verboten ist, ein andres Zahlungsmittel
als Papiergeld zu gebrauchen. (Knies.) Das Papiergeld im engern Sinn kann Staatspapiergeld, Bankpapiergeld, es kann mit Nennwert-Zwangskurs,
was allein eine praktische Bedeutung hat, oder Kurswert-Zwangskurs, was wohl nur theoretisch zu denken wäre, zirkulieren.
3) Bedeutung der Geldwirtschaft. Die Naturalwirtschaft, in welcher die Tauschoperationen von Gütern und
Leistungen unmittelbar gegeneinander vorgenommen werden, ist ein so unvollkommener Zustand des Verkehrs, daß er nur in einem
Zeitalter der Bedürfnislosigkeit, Roheit, Trägheit und Unfreiheit haltbar ist. Arbeitsteilung und Berufswahl, die Produktion
über den eignen Bedarf, die materielle und geistige Ergänzung der Glieder
[* 25] einer
Volkswirtschaft, die Kapitalbildung, die selbständige
Unternehmerthätigkeit kommen in der Naturalwirtschaft nicht vor.
»Die schnellen ungeahnten Fortschritte, welche die Wohlhabenheit und eben dadurch
auch die Wissenschaft, Kunst und Gesittung seit den letzten 400 Jahren in Europa
[* 26] machten, beruhen wesentlich auf dem Übergang
von der Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft.« Dieser kann keineswegs willkürlich herbeigeführt werden, sondern
hängt von den allgemein kulturellen Bedingungen des Zeitalters und Volkstums ab. So wie in Mitteleuropa
die letzten Spuren der Naturalwirtschaft erst mit dem Feudalismus und der Grundentlastung verschwanden, ist es Aufgabe der nächsten
Jahrhunderte, weite Ländergebiete (in Ostasien, Afrika,
[* 27] Südamerika),
[* 28] die ganz oder großenteils der Naturalwirtschaft angehören,
für die Geldwirtschaft zu erschließen.
Die Einführung der Geldwirtschaft in Mitteleuropa seit dem 14. und 15. Jahrh. hat so erstaunliche
Vorteile gebracht, daß die Bedeutung des Geldes überschätzt wurde; die Irrtümer des Merkantilsystems (s. d.) beruhen auf
dieser Überschätzung und den damit zusammenhängenden Fehlschlüssen in betreff der Natur des Geldes und seiner Funktionen
in Privat- und Volkswirtschaft. Als Mißbräuche im Geldwesen einrissen und gewisse unvermeidliche Schattenseiten
der Geldwirtschaft sichtbar wurden, kam der Rückschlag der Ansichten.
Einige wollten das Geld möglichst zurückdrängen oder wieder ganz beseitigen, um die Gefahr der Ausschreitungen im Geldgebrauch
und der materialistischen Richtung des Reichtumserwerbes zu vermeiden. Andre stellten die Theorie auf, die
noch heute ihre Anhänger hat, daß es möglich sein werde, ohne ein Wertmaß auf eine fiktive, vom Staat zu bestimmende Einheit
zu gründen, welche von der Beziehung zu einem konkreten Tauschgut ganz losgelöst sein könnte, oder das Geld vollkommen
durch Kredit zu ersetzen, weil sich schließlich doch immer die Forderungen und Schulden in ganzen Volkswirtschaften
und international kompensieren. Im erstern Fall wird der Staatsverwaltung zugemutet, irgend einem Gegenstand, der an sich keinen
Wert hat, durch eine bestimmte Aufschrift in Verbindung mit der entsprechenden Erklärung der gesetzlichen Währung die erforderliche
Qualifikation als Geld zu erteilen; es sollen z. B. auf Lederplättchen
oder Papier die Namen der bisherigen Metallmünzen gedruckt und jedermann soll verpflichtet werden, diese Rechenmünze als
Wertgegenstand anzuerkennen. Im zweiten Fall denkt man an großartige Generalisierung des Giroverkehrs mit Wechsel- und Abrechnungsbanken,
durch welche die Zahlungen an den einen in Form von Gutschreibungen geleistet, von dem andern in Form der
Belastung seines Kontos einkassiert werden. So utopisch die ersterwähnte Idee der Loslösung unsrer Vorstellungen von einem
echten Tauschwertsgut ist, ebenso muß zugegeben werden, daß in der zweiten Richtung der Übergang von der Geld- zur Kreditwirtschaft
sich ungemein rasch vollzieht, wenngleich immer das echte Geld als Standard, als echter Preismaßstab seine
grundlegende Bedeutung behalten wird; ohne solches Urmaß würden schließlich doch alle Preise willkürlich verrückt. Wie
die Erdoberfläche das Urmaß des metrischen Systems bildet, welches im Mètre des archives verkörpert ist, so sind Gold und
Silber als Normalmaßstäbe auch in der intensivsten Kreditwirtschaft unerläßlich.
4) Geldbedarf und Geldmenge. Die Vorteile, welche die Geldwirtschaft einem Land bringt, hängen
¶
mehr
wesentlich davon ab, daß die Art und Menge des Geldes dem jeweiligen Bedarf der Zirkulation, Wertbewahrung und Kapitalbildung
entsprechen. Die Art des Geldes ist durch die Währungs- und Münzverhältnisse bestimmt und soll sich den großen Veränderungen
anpassen, welche jede Volkswirtschaft im Lauf der Zeit durchmacht; mit dem Übergang von der Kindheit zur
Reife scheint auch derjenige von der Silber- zur Goldwährung und von niedern zu höhern Einheitsmünzen parallel zu gehen.
(Vgl. Währung.) Ebensowenig wie sich starre, absolut gültige Grundsätze über die Art des Geldes aufstellen lassen, ist
es möglich, einen allgemein gültigen Satz für die erforderliche Geldmenge zu formulieren.
Mann kann nur jene Faktoren bezeichnen, von deren Veränderung der Geldbedarf abhängt, und mit welchen
die Geldmenge jeweilig im Einklang stehen soll. Diese Faktoren sind: zunächst der Umfang der Verkehrsoperationen, welche sich
in einer bestimmten Wirtschaftsperiode vollziehen und ihrerseits hauptsächlich von dem gesamten Gütervorrat einer Volkswirtschaft,
von der Reproduktion innerhalb desselben, von der Lebhaftigkeit und Vielgestaltigkeit der Umsätze bedingt
sind; dann die Geschwindigkeit, mit welcher das vorhandene Geld zirkuliert, weil von dieser die Intensität der Wirksamkeit jedes
Geldstücks abhängt.
Das Verhältnis, welches sich in solcher Weise zwischen Gütertauschoperationen und Geldmenge herausstellt, wird aber wesentlich
modifiziert, je nachdem nebenher mehr oder weniger Umsätze durch Naturaltausch und durch Kredit bewerkstelligt
werden; denn in beiden Fällen wird mehr oder weniger Geld entbehrlich; es wird endlich modifiziert durch die wechselnde Menge
jener Geldvorräte, welche als Kassenbestände in allen Privatwirtschaften vorhanden, also gewissermaßen latent sind, sowie
derjenigen Geldmenge, welche zur weitern Kapitalbildung zeitweilig aufgespeichert, also auch dem Zirkulationsdienst
entzogen ist.
Diesen komplizierten Elementen des Bedarfs angemessen, soll die Geldmenge auch periodenweise vermehrt oder vermindert werden
können, um den Geldstand weder allzu flüssig (abundant) noch allzu knapp werden zu lassen; denn aus beiden Extremen gehen
Störungen auf dem Geldmarkt hervor, deren Folgen oft ungemein weit um sich greifen. Wird der Geldstand
zu flüssig, ohne daß für einen Abfluß der disponibeln Leihkapitalien gesorgt wird, so entsteht daraus eine Verbilligung
derselben, die einen übermäßigen Anreiz zu neuen Unternehmungen hervorrufen, eine Überproduktion und Krise heraufbeschwören
kann, sich nachträglich und bei längerer Dauer in Apathie und Marasmus äußert; wird der Geldstand zu
knapp, so steigen die Diskontsätze, es fehlen der Zirkulation die erforderlichen Tauschwerkzeuge, Unternehmungen geraten ins
Stocken, und die Produktion selbst wird gehemmt.
Die internationale Kreditorganisation, die Entwickelung des Bankwesens und die Leichtigkeit der Transporte von Geld und Geldstoff
bieten die Mittel, um örtliche Anomalien dieser Art leicht auszugleichen (hervorragendes Muster in der
Diskontpolitik der Bank von England). Treten aber dergleichen Verschiebungen des Verhältnisses zwischen Geldbedarf und Geldmenge
in ganzen Ländergruppen gleichzeitig auf, so bewirken sie unvermeidlich Krankheiten in der Volkswirtschaft.
5) Geldwert und Güterpreise. Von den Wirkungen, welche die Überfülle oder Knappheit des Geldstandes auf den Preis der disponibeln
Leihkapitalien ausübt, und die sich im Zinsfuß äußern, sind
diejenigen wohl zu unterscheiden, welche der Überfluß oder
Mangel des in den Zirkulationsadern vorhandenen Geldes auf die Güterpreise ausübt. Da der Preis der Verkehrsgüter als Geldpreis
ausgedrückt wird, kann eine Änderung desselben von zwei Seiten erfolgen: es kann entweder einerseits die
Änderung eine primäre sein, indem der Tauschwert der Güter selbst aus irgend welcher Veranlassung schwankt, oder es kann
anderseits der Maßstab, mit welchem die Preise gemessen werden, d. h. der Geldwert, sich ändern;
das Zusammentreffen beider
Faktoren kann natürlich, je nachdem sie im gleichen oder entgegengesetzten Sinn wirken, eine Abschwächung oder
Verstärkung
[* 30] dieser Vorgänge hervorrufen.
Sogenannte allgemeine Teurungen können zumeist auf ein Sinken des Geldpreises
zurückgeführt werden, denn dieses hat eine ähnliche Konsequenz, wie wenn man beim Wägen oder Messen ein und dasselbe Objekt
einmal mit korrekten Gewichten und Maßstäben, das andre Mal mit gefälschten (leichtern) Gewichten oder kürzern Maßstäben
bestimmt hätte. Umgekehrt kann auch ein allgemeines Sinken der Güterpreise entweder eine primäre oder
eine reflektorische, von der Erhöhung des Geldwertes veranlaßte Erscheinung sein. In Fällen dieser Art spricht man von einer
veränderten Kaufkraft des Geldes; man hat dabei richtigerweise nur an das echte Währungsgeld zu denken. Unter normalen
Verhältnissen hängt also die Veränderung in der Kaufkraft des Geldes von großen, weitreichenden Änderungen
im Marktpreis des als Geldstoff dienenden Edelmetalls, bez. der daraus geprägten
Währungsmünzen ab; in Ländern mit Papierwährung äußert sie sich als Reflexerscheinung des Disagios.
Die Geschichte der Volkswirtschaft bietet zahlreiche Belege für dergleichen allgemeine Verschiebungen der Preise infolge
von Schwankungen des Geldwertes. In neuerer Zeit schreiben viele Autoritäten (Jevons, Laspeyres, Soetbeer) die in den Jahren
1850-70 eingetretene Teurung der Waren jener Entwertung des Geldes zu, welche als Folge der rapiden Vermehrung derGold- und Silberzuflüsse
angesehen wird. Ebenso glauben einige (Goschen, Giffen, Arendt), daß die seit 1873 erfolgte Senkung der
meisten Güterpreise entweder ganz oder großenteils auf ein Steigen der Kaufkraft des als allgemeines Währungsmetall auf
dem Weltmarkt zum Maßstab gewordenen Goldes zurückzuführen sei.
und Brief (abgekürzt Geld und B., neuerdings auch Geld und Papier, abgekürzt Geld und P.), s. v. w.
»bezahlt« (»gesucht«
oder »gefragt«, d. h. begehrt) und »angeboten«,
zwei Rubriken in Staatspapier- und Wechselkurszetteln. Ist in der mit B. überschriebenen Kolonne der Kurs für Ungarrente mit
74½ notiert, in der mit Geld überschriebenen aber mit 74¼
¶
mehr
angegeben, so bedeutet dies, daß Ungarrente zu 74½ ausgeboten, aber nur zu 74¼ gesucht wurde. Mit andern Worten bedeutet
dies, daß zu 74½ mehr angeboten als gesucht, zu 74¼ mehr gesucht als angeboten ist. Der wirklich bezahlte Preis liegt dann
in der Mitte zwischen beiden Sätzen, der sogen. Mittelkurs, also 74 3/8. Dieser Satz ist der eigentliche
Kurs, die sogen. Notiz. Wenn man, was sehr gewöhnlich ist, einen Abschluß »zur Notiz« gemacht hat, so ist dieser Mittelkurs
zwischen Geld und B. zu zahlen.
Statt der Notierung eines Effekts mit dem doppelten Kurs Geld und B. kann auch eine einzige Notierung vorkommen,
die dann die Bezeichnung »bez.«
(bezahlt) erhält, weil dieses der wirkliche Preis, zu welchem die Abschlüsse gemacht wurden, ist. Die Bezeichnung »bez.
u. Geld« (bezahlt und Geld) bedeutet, daß zu dem angegebenen Kurs zwar Abschlüsse stattgefunden haben, daß aber nicht alle
Kaufaufträge ausgeführt werden konnten. Die Bezeichnung »et. bez.«
(etwas bezahlt) bedeutet umgekehrt, daß Abschlüsse zu dem Kurse stattgefunden, aber nur kleine Beträge umgesetzt worden
sind.
außerdem die Linge, die AlteYssel und die Berkel. Gelderland bietet unter allen holländischen Provinzen die größten Naturschönheiten
dar, besonders in der Umgegend von Arnheim und Nimwegen.
[* 44]
In dem hieraus entstehenden Krieg kam es bei Woeringen zur Schlacht, in welcher Rainald I. gefangen wurde. Er mußte
sich die Freiheit mit Verzichtleistung auf alle Ansprüche auf Limburg erkaufen. 1310 erhielt er von Heinrich
VII. für seine Besitzungen das Privilegiumde non evocando, wodurch seine Unterthanen von der Gewalt ausländischer Gerichte
befreit wurden. Da er infolge einer in der Schlacht bei Woeringen erhaltenen Wunde gemütskrank war, so erhob sich 1316 ein
Aufstand in an dessen Spitze sein Sohn Rainald II. stand.
Ein langjähriger Krieg war die Folge hiervon, da nun auch Arnold Ansprüche auf Jülich erhob; derselbe endete schließlich
damit, daß sich das HausEgmond in Geldern und Adolf und seine Erben in Jülich behaupteten. HerzogArnold lag mit
seinen Städten, besonders mit Nimwegen, in fortwährendem Hader, und da er dem Lande drückende Steuern auferlegte, bildete sich
eine Verschwörung gegen ihn, an der seine eigne Gemahlin, die herrschsüchtige und gewaltthätige Katharina
von Kleve, und sein Sohn Adolf teilnahmen.
Anfangs gewann Arnold das Übergewicht, und Adolf mußte das Land räumen; allein nachdem er zurückgekehrt war, bemächtigte
er sich des Vaters durch Verräterei 1465 und hielt ihn auf SchloßBüren in harter Gefangenschaft. Karl der Kühne von Burgund
benutzte die willkommene Gelegenheit, sich einzumischen, wozu ihm der allgemeine Unwille über Adolfs
Grausamkeit den Vorwand bot; er zwang diesen zur Freigebung des Vaters und setzte ihn gefangen (1471), worauf er Arnold 1472 das
Herzogtum Geldern für 92,000 Goldgulden abkaufte.
Adolf erhielt indes nach dem TodKarls des Kühnen (1477) die Freiheit wieder und ward von den Gentern an
die Spitze einer Partei gestellt, die eine Heirat zwischen Maria von Burgund und ihm erzwingen wollte; doch fand er bald darauf
bei der Belagerung von Tournai seinen Tod. Nun suchte zwar Katharina, AdolfsSchwester, für dessen Sohn Karl die Regierung zu führen;
doch vermochte sie sich gegen Maximilian von Österreich,
[* 57] auf den durch seine Vermählung mit Maria die
burgundischen Ansprüche übergegangen waren, nicht zu behaupten, und dieser nahm 1483 das Land in Besitz.
Erst 1528 ward er von Karl V. gezwungen, in dem Vertrag von Gorinchem Geldern und Zütphen von jenem zu Lehen
zu nehmen. 1534 machte HerzogKarl, da er kinderlos war, den Versuch, an Frankreich zu bringen; allein dem widersetzten sich
die Stände aufs heftigste und nötigten ihn zur Abtretung des Landes an den Herzog von Kleve, Wilhelm den
Reichen, 1538; noch in demselben Jahr starb Karl. Mit den Franzosen verbündet, behauptete sich Wilhelm längere Zeit mit Glück;
endlich erschien aber Karl V. selbst am Niederrhein und nötigte ihn, in einem Vertrag vom Geldern nochmals an ihn abzutreten,
das nun definitiv mit den habsburgisch-burgundischen Niederlanden vereinigt wurde.
(Geldoligarchie, Argyrokratie, Plutokratie), der Zustand eines Volkes, in welchem Geldmänner vermöge
ihres Kapitalbesitzes das öffentliche Leben in Staat und Gesellschaft beherrschen. Der Wert des einzelnen
Menschenan sich ist unter ihr gesunken, es gelten in ihr bloß die Kapitalien. Der Mittelstand, welcher sonst unter vorhandenen
Umständen die Gegensätze ausgleicht, ist geschwunden; die Nation spaltet sich in Überreiche und in Proletarier.
Die Zentralisierung des Staats ist bei solcher Herrschaft aufs höchste getrieben; das Spekulantentum
will für seine Zwecke alles gewinnen. Die Abhängigkeit der untern Volksklassen ist unter diesen Umständen um so größer,
weil sie, veranlaßt durch gänzlichen Mangel an Kapitalien oder anGrundstücken (Pauperismus), gezwungen sind, ihre volle
Arbeitskraft ununterbrochen zu Markte zu bringen. Dem massenhaften Arbeitsausgebot gegenüber liegt die
Nachfrage nach Arbeitern in den Händen weniger; diese beuten planmäßig und rücksichtslos die Volkskraft aus.
Infolge dieser Abhängigkeit lernt der hoffnungslose Arme das Gesetz verachten. Seine Begriffe von Recht und Unrecht verwirren
sich. Es sammelt sich der Zündstoff des Kommunismus an, und die Schrecken der Massenarmut greifen um sich.
In den konstitutionellen Staaten vermag die Geldherrschaft nur indirekt ihren Einfluß auf die Verfassung und die Staatsgewalten zur Geltung
zu bringen; sie kommt dagegen leichter zur Blüte
[* 64] unter der Regierung des modernen Cäsarismus (Imperialismus). Im Altertum stand
die Geldoligarchie oftmals
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