Gekröse
(Kalbsgekröse, Inster), in der Kochkunst Magen, [* 2] Därme und Netz des Kalbes, wird klein geschnitten, gekocht und meist mit einer weißen Sauce à la hollandaise, manchmal aber auch gedünstet, gebraten oder gebacken serviert.
(Kalbsgekröse, Inster), in der Kochkunst Magen, [* 2] Därme und Netz des Kalbes, wird klein geschnitten, gekocht und meist mit einer weißen Sauce à la hollandaise, manchmal aber auch gedünstet, gebraten oder gebacken serviert.
Mineral, Anhydrit in weißen, gekrösartig gewundenen Lagen, findet sich bei Bochnia und Wieliczka;
auch Gips [* 3] kommt in solchen Bildungen vor, z. B. bei Frankenhausen wurmförmig gewundene weiße Gipslagen, in bituminösem, bräunlichem Gips eingebettet.
Bezeichnung zweier gleichartiger, durch ein gemeinsames Glied [* 4] miteinander verbundener Gegenstände. So sind gekuppelte Säulen [* 5] solche, die durch ein gemeinsames Gesims [* 6] oder ein gemeinsames Postament miteinander verbunden sind, oder die nur ein einziges Kapitäl haben. Sie kommen im maurischen Stil und in der Spätrenaissance sowie in den dieser folgenden Bauperioden vor (s. Abbildung). Gekuppelte Fenster sind mehrere nebeneinander stehende, durch schmale Pfeiler getrennte, mit gemeinschaftlicher gerader oder gebogener Verdachung [* 7] versehene Fenster, welche besonders in Räumen Anwendung finden, die viel Licht [* 8] bedürfen und keine breiten Fensterschäfte zulassen. Gekuppelte Träger [* 9] heißen mehrere einzelne, über den Stützpunkten verbundene kontinuierliche Träger.
im Altertum Stadt auf der Südküste Siziliens, beim heutigen Terranova, am gleichnamigen Fluß (jetzt Fiume [* 10] di Terranova), war dorischen Ursprungs, um 690 v. Chr. von Kretern und Rhodiern gegründet und gelangte seit 504 unter den Tyrannen Kleander, Hippokrates und Gelon zur Herrschaft über fast ganz Sizilien. [* 11] Später, als Gelon seinen Sitz nach Syrakus [* 12] verlegte, sinkend, wurde Gela 405 von den Karthagern, 280 vom Tyrannen Phalaris [* 13] von Agrigent zerstört und war zur Zeit Strabons nur noch eine Trümmerstätte. Der Dichter Äschylos starb 456 in Gela.
ein Gastmahl, bei welchem der Schwerpunkt [* 14] in vieles Trinken gelegt wird;
auch Vereinigungen, bei denen lediglich getrunken wird (Trinkgelage, Saufgelage).
Immer ist damit der Begriff des Übermäßigen verbunden.
1) Name von zwei Päpsten: a) St. Gelasius I., Afrikaner, im März 492 zum Papst gewählt, war einer der ersten römischen Bischöfe, welche das Kirchensupremat im Abendland in Anspruch nahmen. Er verfolgte mit Strenge den Pelagianismus, der in Dalmatien um sich zu greifen schien, erneuerte den Bannfluch seines Vorgängers Felix III. gegen die orientalischen Patriarchen und vertrieb die in Rom [* 15] verborgenen Manichäer; starb 19. Nov. 496. Man hat von ihm eine Schrift gegen die Eutychianer und Nestorianer: »De duabus in Christo naturis«, mehrere Briefe und einen »Codex sacramentarius«. Die Briefe und Abhandlungen sind herausgegeben von Thiel in »Epistolae romanorum pontificum etc.« (Braunsb. 1867). - b) Gelasius II., vorher Johann von Gaeta, Benediktiner von Monte Cassino, war unter Urban II. und Paschalis II. Kardinal und Kanzler des heiligen Stuhls und ward nach dem Tode des letztern von der dem Kaiser Heinrich V. feindlichen Partei zum Papst gewählt.
Die kaiserliche Partei in Rom unter den Frangipani bemächtigte sich aber unter Mißhandlungen seiner Person. Zwar erzwangen die Römer [* 16] seine Befreiung, doch flüchtete Gelasius vor den kaiserlichen Truppen nach Gaeta, wo er erst die Weihe erhielt und über Heinrich V. und den von diesem aufgestellten Gegenpapst Gregor VIII. den Bann aussprach, dann aber, nachdem er für kurze Zeit nach Rom zurückgekehrt war, nach Frankreich, wo er im Kloster Clugny starb.
2) Gelasius, seit 367 Bischof von Cäsarea in Palästina, [* 17] Neffe des Patriarchen Cyrillus von Jerusalem, [* 18] wurde anfangs von den Arianern zurückgewiesen, gelangte aber nach Valens' Tod zum vollen Besitz seiner Würde und starb 395. Er setzte des Eusebios Kirchengeschichte fort.
3) Gelasius Cyzicenus, Sohn eines Priesters zu Kyzikos, um 476 Bischof von Cäsarea in Bithynien; schrieb: »Geschichte des nicäischen Konzils« (griech. und lat. hrsg. von R. Balfour, Par. 1599).
(franz., spr. sche-, von geler, »gefrieren«),
sehr reiner, farb-, geruch- und geschmackloser Knochenleim (s. Leim). Gelatina Carragaheen, irländische Moosgallerte, wird bereitet, indem man 1 Teil Carragaheen mit 40 Teilen Wasser ½ Stunde im Wasserbad erhitzt, durchseiht und die Flüssigkeit unter Zusatz von 2 Teilen Zucker [* 19] auf 10 Teile verdampft. Gelatine Lichenis islandici, isländische Moosgallerte, wird bereitet, indem man 3 Teile mit kaltem Wasser gewaschenes isländisches Moos mit 100 Teilen Wasser ½ Stunde im Wasserbad erhitzt, durchseiht und die Flüssigkeit unter Zusatz von 3 Teilen Zucker auf 10 Teile verdampft. Gelatine Lichenis islandici saccharata sicca, trockne, gezuckerte isländische Moosgallerte, wird bereitet, indem man 16 Teile isländisches Moos mit 1 Teil gereinigter Pottasche und Wasser 24 Stunden stehen läßt, dann abwäscht und mit 200 Teilen Wasser 4 Stunden im Wasserbad erhitzt. Nach dem Durchseihen wiederholt man die Behandlung im Wasserbad, vereinigt beide Abkochungen und verdampft sie mit 6 Teilen Zucker zur Trockne. Der Rückstand wird endlich mit so viel Zucker vermischt, daß er gleiche Teile Gelatine und Zucker enthält. Gelatinieren, zu Gallerte werden; gelatinös, gallertartig.
chinesische, s. v. w. Agar-Agar. ^[= (Ceylonmoos, Jaffnamoos), einheimischer Name mehrerer längs der Küsten des ostindischen Archipels ...]
von Sand erfundenes Verfahren zur Herstellung typographischer Klischees von Handzeichnungen etc. Ein aus Gips, dem man etwas schwefelsauren Baryt und Alaun [* 20] zugesetzt hat, mit Wasser bereiteter dünner Brei wird mittels eines breiten Haarpinsels auf einer vollständig glatten Fläche (Zink, Porzellan, Glas) [* 21] bis zur Dicke von reichlich 1 mm aufgetragen und trocknen gelassen. Ist dies geschehen, so radiert man mit einer senkrecht zu führenden Nadel die Zeichnung in die Gipsschicht ein und übergießt dieselbe dann, nachdem man die ganze Platte mit einem Rand aus Holz, [* 22] Glaserkitt, Wachs od. dgl. umgeben hat, mit geschmolzener Buchdruckwalzenmasse (s. Buchdruckerkunst, S. 559) bis zur Dicke von 8-10 mm, läßt erkalten und hebt den Aufguß ab. Mit einer dünnen Lösung von chromsaurem Kali überstrichen, verhärtet sich die Oberfläche der Platte, welche man mit Leim auf einem Holzblock befestigen kann, um ihr die für den Druck in der Buchdruckpresse erforderliche Höhe zu geben.
in der Farbenlehre mit Rot und Blau eine der drei Grundfarben, welche mit Blau Grün und mit Rot Orange bildet. Während blaue Lichtstrahlen die stärkste chemische Wirkung ausüben und rote am stärksten erwärmen, besitzen die gelben Lichtstrahlen ¶
die größte Leuchtkraft und sind für das Leben der Pflanzen von höchster Bedeutung. Nur im gelben Licht wird die Kohlensäure in chlorophyllhaltigen Organen zersetzt. Gelb war bei den Römern sehr beliebt und gilt erst seit dem Mittelalter für die Farbe des Neides, auch für die der Anmaßung und Hoffart. In China [* 24] ist Gelb die dem Kaiser und den Prinzen vorbehaltene heilige Farbe der Lamaiten, in Ägypten [* 25] Trauerfarbe. In Deutschland [* 26] ward sie im Mittelalter den fahrenden Frauen und Juden als Abzeichen auferlegt (gelber Ring an Kleidern, gelbe Hüte, Mützen [Schäublein]). In England ist Gelb bei Wahlaufzügen etc. Farbe der Whigs, dagegen Blau die der Tories. Die wichtigsten gelben Farbstoffe sind: Gelbholz, Fisettholz, Quercitron, Gelbbeeren, Kurkuma, Orlean, Wau, Safran, Gutti, Chromgelb, Kasseler Gelb, Ocker, Auripigment, Kadmiumgelb, gelbes Ultramarin, Neapelgelb und die gelben Teerfarben, namentlich Pikrinsäure und Martiusgelb.
Vgl. Ewald, Die Farbenbewegung.
Kulturgeschichtliche Untersuchungen. I. Gelb (Berl. 1876).
(Beergelb, Avignonbeeren oder -Körner), die unreifen getrockneten Beeren verschiedener Rhamnus-Arten, von der Größe einer Erbse mit drei oder vier Einschnürungen, welche ebenso vielen Samen [* 27] entsprechen, sind auf der Oberfläche runzelig, gelb, gelbgrün, bräunlichgrün, schmecken süßlich (die deutschen unangenehm bitter) und riechen schwach widerlich. Die besten sind die persischen von Rhamnus infectoria, dann folgen die levantischen und türkischen von R. saxatilis und R. infectoria, die französischen oder Avignonbeeren von R. infectoria, die spanischen, italienischen, ungarischen von R. saxatilis, R. infectoria und R. cathartica und die deutschen von der zuletzt genannten Art. Die Gelbbeeren enthalten Rhamnin, welches in geruch- und geschmacklosen, gelben Nadeln [* 28] kristallisiert, in Wasser und kochendem Alkohol leicht löslich ist, in der Lösung, besonders wenn sie alkalisch ist, schnell braun wird und durch ein in den Beeren enthaltenes Ferment sowie durch Säuren in Zucker und Rhamnetin (Chrysorhamnin) gespalten wird.
Letzteres findet sich zum Teil schon in den Beeren, bildet kleine, goldgelbe Kristalle, [* 29] ist fast geschmacklos, in kochendem Wasser sehr wenig, in Alkohol und Äther sehr leicht löslich. Man benutzt die in der Zeugdruckerei und Färberei; sie geben mit den verschiedenen Beizen sehr intensive und lebhafte Farben, welche aber nicht so echt sind wie die der Quercitronrinde. Auch zum Färben von Papier, Leder, Konditoreiwaren werden sie angewandt. Aus wohlfeilen Sorten bereitet man Schüttgelb. Chinesische Gelbbeeren (Waifa, Natalkörner), die getrockneten Blütenknospen von Sophora japonica, enthalten denselben Farbstoff wie Quercitronrinde und werden in China stark, bei uns nur noch selten zum Gelbfärben (Seide [* 30] für Mandarinengewänder) benutzt.
(Wulfenit), Mineral aus der Ordnung der Molybdate, findet sich in tetragonalen, tafelartigen oder kurz säulenförmigen, aufgewachsenen oder zu Drusen [* 31] vereinigten Kristallen, auch derb, ist farblos, wachsgelb bis morgenrot, gelblichgrau, durchsichtig bis kantendurchscheinend, von Fett- bis Diamantglanz, Härte 3, spez. Gew. 6,3-6,9, besteht aus molybdänsaurem Bleioxyd PbMoO4 mit 38,6 Molybdänsäure. Es findet sich auf den Bleilagerstätten der Alpen, [* 32] am schönsten kristallisiert zu Bleiberg und am Petzen in Kärnten, an der Zugspitz in Oberbayern, bei Berggießhübel in Sachsen, [* 33] Přibram, Rezbanya in Ungarn, [* 34] in der Kirgisensteppe, in Mexiko [* 35] bei Zacatecas, in Massachusetts bei Phönixville in Nevada, Utah, selten zu Badenweiler im Schwarzwald. Es bildet das Hauptmaterial zur Darstellung von Molybdänverbindungen.
Messing- und Rotgußgegenstände durch Behandeln mit Säure von der ihnen anhaftenden Oxydhaut befreien.
(Livre jaune), in Frankreich (seit 1852) die Sammlung von offiziellen Aktenstücken, welche der Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Volksvertretung zu unterbreiten pflegt;
entspricht dem englischen Blaubuch (s. Blaubücher).
(Gelbeisenerz, gelber Glaskopf, gelber Eisenocker, Xanthosiderit), Mineral aus der Ordnung der Sulfate, findet sich in ähnlichen Formen wie Brauneisenstein, ist goldig gelbbraun bis braunrot, besteht aus Eisenhydroxyd, kommt mit Brauneisenstein vor, bildet auch in jüngern Formationen selbständige Ablagerungen und wird auf Eisen [* 36] verhüttet.
(Melinit), Mineral, ein durch Eisenhydroxyd gefärbter Thon, derb, bisweilen dickschieferig, matt ockergelb, undurchsichtig, zerreiblich, findet sich zu Wehrau in der Lausitz, Amberg, [* 37] Blankenburg, Richelsdorf u. a. O., wird gemahlen und geschlämmt und kommt als Anstrichfarbe, als Gelberde, gelber Thon, gelbe Hausfarbe, Berggelb, Stritzelgelb etc. in den Handel.
Besonders bekannt und geschätzt ist die Gelberde von Amberg in Bayern, [* 38] die auch zum Gelbfärben des Waschleders benutzt wird.
Fleck der Netzhaut, s. Auge, ^[= # (Oculus), das Sehwerkzeug der Tiere, wird in seiner einfachsten Form bei manchen niedern Tieren ...] [* 39] S. 75.
Fluß, s. v. w. Huangho. ^[= (genauer Hwangho, "gelber Fluß"), der zweite Hauptstrom Chinas, entspringt im nördlichen ...]
Ingwer, s. Curcuma. ^[= L. (Kurkuma, Zitwer), Gattung aus der Familie der Zingiberaceen, perennierende Kräuter mit ...]
Körper (Corpus luteum), s. Eierstock. ^[= (Ovarium), bei den Tieren dasjenige Organ, in welchem sich die Eier bilden und bis zu einem ...]
Rübe, s. Mohrrübe. ^[= (Möhre, Daucus L.), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, ein- oder zweijährige, gewöhnlich ...]
s. Schrifterz. ^[= (Sylvanit), Mineral aus der Ordnung der einfachen Sulfuride, bildet monokline Kristalle, die ...]
Zwerg, Kartenspiel, s. Kometenspiel ^[= (gelber Zwerg), Kartenspiel, welches unter 3-8 Personen mit Whistkarte gespielt wird. Bei dreien ...] 2).
Fieber (Amarillfieber, Febris flava, Typhus icterodes), endemische Krankheit heißer Länder, besonders der tiefer gelegenen Gegenden und der Meeresküsten namentlich der westlichen Hemisphäre, also Westindiens und des amerikanischen Festlandes. Die ersten Nachrichten über das Vorkommen des gelben Fiebers datieren aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In Westindien, [* 40] an einigen südlichen Küstenstrichen der Vereinigten Staaten [* 41] von New Orleans bis Charleston und in den Ländern um den Mexikanischen Meerbusen geht es nie aus und verbreitet sich oft als Epidemie; in den nördlichern Teilen Nordamerikas tritt es nur selten auf, wird aber hier von Zeit zu Zeit ebenfalls epidemisch (z. B. in Boston, [* 42] Philadelphia, [* 43] New York). Ob es dorthin eingeschleppt wird oder nicht, ist noch streitig.
Auch südlich vom Äquator kommt es selten vor. Brasilien [* 44] war 40 Jahre lang vom gelben Fieber befreit geblieben, bis es 1849-52 wieder von heftigen Epidemien heimgesucht wurde. Im allgemeinen sind aber auf der ganzen westlichen Hemisphäre die Ostküsten weit mehr der Sitz des gelben Fiebers als die Ufer des Stillen Meers. Die Krankheit kommt aber auch an einzelnen Stellen der afrikanischen Westküste vor, besonders in Sierra Leone, und zwar endemisch-epidemisch, so daß diese Länder sogar von einzelnen als der Ursitz der Krankheit betrachtet wurden. Auch Weiterverbreitungen von da aus wurden beobachtet. In Europa [* 45] herrschte das gelbe Fieber niemals endemisch, dagegen sind in einigen Küstenstädten (Cadiz, [* 46] Barcelona, [* 47] Gibraltar) [* 48] zu Anfang des 19. Jahrh. größere Epidemien vom gelben Fieber vorgekommen, seit 1828 nur noch kleinere Epidemien, so 1839 in Brest, 1851 in Oporto [* 49] etc. Einzelne sporadische ¶
Fälle kommen nicht selten auf ankommenden Schiffen in europäischen Seehäfen vor, wie dies namentlich 1852 mehrfach beobachtet worden ist. Die Entstehung der Krankheit scheint durch eine anhaltende Hitze von 26-27° und darüber erheblich begünstigt zu werden. Das gelbe Fieber herrscht deshalb in Westindien vom Mai bis zum Oktober, auf dem amerikanischen Festland vom August bis Oktober und November. Schwüle und Windstille, namentlich wenn längere Zeit die Gewitter ausbleiben, scheinen durch die Stagnation der erhitzten Atmosphäre begünstigend einzuwirken.
Ist die Krankheit einmal epidemisch geworden, so pflegt sie erst mit Eintritt kühler Witterung zu erlöschen. Auch Feuchtigkeit scheint die Entstehung des gelben Fiebers zu begünstigen. Ohne Zweifel wirken ungünstige Bodenausdünstungen oder Miasmen zur Erzeugung der Krankheit wesentlich mit. In den Städten, welche eigentliche Herde der Krankheit sind, beginnt sie meist in den schmutzigen und engsten Quartieren oder an den Kais. Auf dem Land scheint sie fast nie zu entstehen, obgleich sie dahin verschleppt werden kann, ebenso wie sie sich auch nur selten in höhern Regionen verbreitet.
Selbst auf niedern Höhenzügen in der Nähe der Meeresküste ist man schon ziemlich sicher vor dem gelben Fieber; absolute Immunität gewähren freilich nur sehr starke, etwa 1500 m hohe Bodenerhebungen. Ist das gelbe Fieber einmal ausgebrochen, so scheint es sich nach Art einer ansteckenden Krankheit, also auf kontagiösem Weg, verbreiten zu können. Man hat wenigstens häufig beobachtet, daß namentlich im Anfang einer Epidemie ein paar Wohnungen, eine Häuserreihe oder einzelne Straßen allein Erkrankungen zeigten, und daß diejenigen, welche solchen Ausbruchsherden fern blieben, vor der Krankheit sicher waren, daß aber ein vorübergehender Besuch dieser Orte dieselbe hervorzurufen im stande war.
Namentlich durch Schiffe [* 51] soll das gelbe Fieber weiter verschleppt werden, indem, wenn sie nicht exemplarisch rein gehalten werden, das faulende Wasser in den untern Kielräumen, zumal unter dem Einfluß einer tropischen Hitze, ein sehr geeignetes Medium für die Entwickelung des der Krankheit zu Grunde liegenden spezifischen Giftstoffs abgeben soll. Aber auch durch Menschen, welche vor der Krankheit fliehen, wird dieselbe nur zu häufig weiter verbreitet und dann auf die Umgebung, selbst in ganz fieberfreien Gegenden, übertragen.
Die Bösartigkeit des gelben Fiebers ist im Beginn einer Epidemie am heftigsten. Zuweilen aber zeigen die Epidemien einen mildern Charakter, und während ihrer Herrschaft treten wohl alle andern, namentlich entzündliche, Krankheiten zurück; ein andermal kommen Typhen und Cholera gleichzeitig mit dem gelben Fieber vor. Auch Tiere sollen von der Krankheit während ihrer epidemischen Verbreitung befallen werden. Während der Herrschaft einer Gelbfieberepidemie leiden überhaupt alle Menschen mehr oder weniger unter dem Einfluß der Krankheit, namentlich an Verdauungsstörungen, schlechtem Schlaf, gelber Färbung der Haut [* 52] etc., wenn sie auch im übrigen gesund bleiben. Am empfänglichsten sollen die Fremden, besonders die neu angekommenen Europäer, für das gelbe Fieber sein, und um so mehr, aus einem je kühlern Land sie kommen, eine je kürzere Zeit sie zur Überfahrt gebraucht oder sich in der Region des gelben Fiebers befunden haben.
Ist ein Fremder schon ein oder zwei Jahre im Land, ohne von der Krankheit befallen zu sein, so zeigt dieselbe, wenn sie ihn noch befällt, einen mildern Charakter, wie bei den Eingebornen überhaupt und bei denen, welche sich durch eine Reihe von Jahren akklimatisiert haben. Auch die verschiedenen Rassen zeigen eine verschiedene Disposition zur Erkrankung. Je dunkler die Haut, desto geringer soll die Empfänglichkeit sein. Die Neger sind vollkommen frei davon. Je kräftiger und blühender aber die Körperbeschaffenheit, desto größer die Empfänglichkeit.
Die Frauen sind dem gelben Fieber im allgemeinen weniger unterworfen als die Männer. Mißbrauch geistiger Getränke steigert die Disposition. Am allermeisten sind diejenigen geschützt gegen die Krankheit, welche sie schon durchgemacht haben. Als Gelegenheitsursachen gelten deprimierende Gemütsaffekte, Diätfehler, Erkältung und Durchfall. Die Krankheit ist in der Regel eine sehr rasch verlaufende, indem sie meist nur 3-10 Tage währt. Gewöhnlich beginnt sie ziemlich plötzlich, ohne besondere Vorboten, welche allenfalls in Mattigkeit, Appetitlosigkeit, schwerem Kopf, Schwindel und Schnupfen bestehen.
Den Anfang der Krankheit bezeichnet ein leichter Frostanfall, dem bald lebhafte Hitze folgt mit Trockenheit der Haut, heftigem Kopfschmerz, schnellem, vollem, gespanntem Puls; das Gesicht [* 53] rötet sich, die Augen schwimmen in Thränen, es entstehen lebhafte Schmerzen in den Weichen und den Gliedern, welche den Schlaf rauben. Der Appetit ist jetzt ganz verschwunden, der Durst dagegen groß. Zugleich leidet der Kranke an Magendrücken, Erbrechen, Stuhlverstopfung, skorbutähnlicher Entzündung des Zahnfleisches, Nasenbluten und sehr niedergedrückter Gemütsstimmung; der Urin ist sparsam, dunkelrot.
Diese das erste Stadium der Krankheit charakterisierenden Erscheinungen währen gewöhnlich 2-4 Tage, und es beginnt dann das zweite Stadium, in welchem die Kranken eine subjektive Besserung fühlen. Das Fieber hört auf, die Schmerzen verschwinden aus Kopf, Magen, Gliedern etc., die Haut wird kühl, die Augen verlieren den Glanz, die Stühle werden stark gallig gefärbt, ein Schweiß tritt ein, zuweilen leichte gelbliche Färbung der Haut, worauf völlige Genesung eintreten kann, jedoch selten eintritt.
In der Regel kehrt der Magenschmerz heftiger zurück, der Körper nimmt eine intensiv gelbe Färbung an, der Urin wird gallig, der Puls sinkt unter die Norm, die Kranken werden matt und stupid, sie erbrechen dann alles Genossene, das Erbrochene ist blutig, die Zunge ist trocken, braun, der Durst groß, die Harnabsonderung fehlt fast ganz. Die Kranken klagen über Angst, Beklemmung, die Gesichtszüge sind verfallen. Manchmal sind Delirien vorhanden. So steigern sich die Symptome fort und fort, bis der Tod unter Konvulsionen eintritt. Letztere Erscheinungen können als drittes Stadium bezeichnet werden. Genesung erfolgt in der Regel nur in den zwei ersten Stadien; ist einmal Blutbrechen vorhanden, so ist meist keine Besserung zu erwarten, sie ist wenigstens sehr selten, und die Kranken erholen sich nur sehr langsam. Das gelbe Fieber ist eine der tödlichsten Krankheiten. Durchschnittlich nimmt man an, daß ein Drittel der Erkrankungen tödlich endet.
Über die Ursachen des gelben Fiebers ist nichts bekannt, nur läßt sich aus dem Mitgeteilten vermuten, daß auch hier ein vermehrungsfähiger Ansteckungsstoff vorliegt, und es ist daher möglichst alles Faulende, alle Ansammlungen von Unrat, stagnierendes Wasser etc. zu entfernen oder zu zerstören, die Schiffe recht rein zu halten; bricht die Epidemie in einer Stadt aus, so ist ein massenhaftes Verlassen derselben geboten, wie dies auch in New Orleans systematisch durchgeführt wird. Die Wiederkehr ¶
findet dann erst bei Beginn des Frostes statt. Am meisten gilt dies für Fremde, denen auch möglichst strenge Diät, namentlich in Bezug auf geistige Getränke, anzuempfehlen ist, neben Freihaltung des Stuhlganges und möglichster Lüftung der Wohnung. Was die Sorge gegen die Einschleppung der Krankheit durch Schiffe in die Seehäfen betrifft, so sollten die Quarantänemaßregeln nur für die Zeit gehandhabt werden, wo überhaupt das gelbe Fieber herrschend ist; außerdem sind sie zwecklos. Im Winter z. B. sind sie ganz unnötig, ebenso in nördlichen Gegenden, wo eine Gelbefieberepidemie niemals beobachtet wurde, weil sie da keinen Boden findet.
Kommt aber ein Schiff [* 55] aus einem Hafen, wo das gelbe Fieber herrscht, ist seine Überfahrt eine kurze, sind mehrere Gelbefieberfälle auf dem Schiffe vorgekommen, und ist der Ort, wo das Schiff anlegt, von der Art, daß die Krankheit daselbst einen günstigen Boden zu ihrer Ausbreitung findet, so ist eine strenge Quarantäne angemessen. Unnötig mag dieselbe aber erscheinen, wenn bei etwas länger dauernder Überfahrt kein Krankheitsfall unter dem Schiffspersonal vorgekommen ist.
Gegen die oben berührten begünstigenden Ursachen, welche auf Schiffen sich finden, sind hafenpolizeiliche Verordnungen nötig, welche für Reinlichkeit und gute Ventilation der Schiffe Sorge tragen. Als Behandlung der Krankheit selbst dient strenge Diät, kühles Verhalten, kalte Umschläge auf den Kopf, kalte Waschungen, innerlich säuerliche Getränke, Limonaden, kohlensäurehaltige Wässer, leichte Abführmittel und Klystiere. Das heftige Erbrechen stillt man mit Eisstückchen, Brausepulver, Selterwasser, Opiaten, Kreosot, Senfteigen auf den Magen. Außerdem werden im Lähmungsstadium erregende Mittel gegeben; gegen die Magenblutung Alaun, Chloreisen, Mineralsäuren, Mutterkorn; in der Rekonvaleszenz kräftige, leichtverdauliche Nahrung, Chinin und kräftiger Wein.
Vgl. Hänisch, Das gelbe Fieber (in Ziemssens »Handbuch der speziellen Pathologie«, 2. Aufl., Leipz. 1876);
Wagner, Das gelbe Fieber (Stuttg. 1879).
Meer, s. Chinesisches Meer. ^[= die große Wasserfläche, welche sich im O. und S. Chinas vom japanischen Inselreich bis in ...]
s. Färberei, ^[= (franz. Teinture, engl. Dyeing), die Kunst, verschiedenen Stoffen eine beliebige Färbung zu ...] S. 41.
Handwerker, welche Messing und andre Kupferlegierungen zu Leuchtern, Schnallen u. dgl. verarbeiten.
s. Arsensulfide. ^[= (Schwefelarsen), Verbindungen des Arsens mit Schwefel. Zweifach-Schwefelarsen (Arsensulfid, ...]
s. Messing. ^[= Legierung von Kupfer und Zink, welche ihrer physikalischen Eigenschaften wegen, die sich durch ...]
s. v. w. Xanthorrhoea. ^[= Smith (Grasbaum), Gattung aus der Familie der Liliaceen, Gewächse vom Habitus ...]
(gelbes Brasilienholz, alter Fustik), das Kernholz von Maclura aurantiaca Nutt. (s. Tafel »Farbepflanzen«), [* 56]
ist lebhaft gelbbraun, manchmal orangegelb, hart und fest, kommt in oft mehrere Zentner schweren Klötzen oder gemahlen in den Handel. Die besten Sorten sind das Cuba- und das Tuspanholz aus Mexiko, etwas heller ist das Tampicoholz; weniger gehaltreich sind das gelbe Brasilienholz (sehr hell und von Würmern zerfressen), das Portorico-, Cartagena-, Maracaibo-, San Domingo-, das ostindische und Jamaicaholz. Es enthält Morin (Morinsäure) und Maclurin (Moringerbsäure), letzteres oft in rotgelben kristallinischen Ablagerungen im Innern der Kloben.
Morin C12H8O5 bildet farblose Nadeln, schmeckt schwach bitter, löst sich leicht in Alkohol, sehr schwer in Wasser, leicht und mit gelber Farbe in Alkalien. Das Maclurin C13H10O6 bildet gleichfalls farblose Kristalle, schmeckt süßlich adstringierend, ist leicht löslich in Wasser, Alkohol und Alkalien, zersetzt Kohlensäuresalze, fällt Eisenoxydul- und Eisenoxydsalze schwarzgrün und wird durch Leim vollständig gefällt. Man benutzt Gelbholz zum Gelbfärben; es liefert fast dieselben Farben wie Quercitronrinde, und auch hinsichtlich der Echtheit stehen sich beide nahe; am häufigsten benutzt man es zu allerlei Mischfarben. - Besonders aus dem Cuba-Gelbholz wird in Amerika, [* 57] Frankreich und Deutschland Gelbholzextrakt bereitet, welches dickflüssig oder fest, aber nie so hart und glasartig wie das Blauholzextrakt ist.
Das amerikanische Extrakt ist stets fest, dunkel olivengrün, schwach glänzend, spröde, von muscheligem Bruch. Reiner als das Gelbholzextrakt ist der Gelbholzlack (Cubalack). Derselbe ist hell olivengrün, teigartig und wird durch Fällen einer Abkochung des Gelbholzes mit Alaun dargestellt. Der Cubalack wird namentlich in der Woll- und Kattundruckerei angewandt. Schöne Stücke von Gelbholz dienen auch zu feinern Tischlerarbeiten. Ungarisches Gelbholz s. v. w. Fisettholz.
s. Chromsäuresalze. ^[= (Chromate), Verbindungen der Chromsäure mit Basen, finden sich zum Teil in der Natur und werden ...]
s. Pagageien. ^[richtig: Papageien.] ^[= (Psittaci, hierzu Tafeln "Papageien I und II"), Ordnung der Vögel, kräftig gebaute ...]
s. v. w. Wau. ^[= s. v. w. Reseda luteola.]
s. v. w. Messing. ^[= Legierung von Kupfer und Zink, welche ihrer physikalischen Eigenschaften wegen, die sich durch ...]
s. v. w. Titanit. ^[= (Sphen, Ligurit, Braun- und Greenovit), Mineral aus der Ordnung der Silikate mit ...] [* 58]
s. Ocker. ^[= # (Ocher), natürlich vorkommendes Eisenhydroxyd, gemengt mit mehr oder weniger Thon und Kalk ...]
s. Gardenia. ^[= L., Gattung aus der Familie der Rubiaceen, bisweilen dornige Bäume und Sträucher mit meist ...]
(Xanthopsie), Störung des Sehvermögens, bei welcher helle Gegenstände gelblich erscheinen, tritt nach innerlicher Verabreichung von Santonin ein, indem letzteres die violett empfindenden Nervenfasern der Netzhaut zuerst erregt (vorübergehendes Violettsehen) und dann lähmt (Violettblindheit), so daß nun infolge des Ausfallens des Violett das weiße Licht gelb wird.
Das Gelbsehen bei Gelbsucht ist wahrscheinlich nur eine Folge der Gelbfärbung der durchsichtigen Teile des Auges durch Gallenfarbstoff.
(gallige Dyskrasie, Icterus, Morbus regius, Cholaemia). Die Gelbsucht ist keineswegs eine selbständige Krankheit, sondern nur ein Symptom zahlreicher krankhafter Zustände im Bereich der Leber, des Gallenapparats und einiger andrer Organe, welche alle darin übereinstimmen, daß eine mangelhafte Ausscheidung von Galle eine gelbe Färbung der Organe, namentlich der Haut und der Bindehaut des Auges, bedingt. Die Behinderung im Gallenabfluß ist vorwiegend mechanischer Natur, bedingt durch Gallensteine, Narben, Geschwülste oder Schwellung der Darmschleimhaut und Verlegung der Mündung des Gallenganges durch katarrhalisches Sekret (Icterus catarrhalis).
Gallenresorption und damit Gelbsucht wird eintreten müssen, sobald die Galle in den Gallenwegen unter einem höhern Druck steht als das Blut in den Lebergefäßen. Die Beimischung von Gallenbestandteilen zum Blut verursacht zunächst eine gelbgrüne Farbe des Blutserums, der Gewebesäfte und der Gewebe [* 59] selbst. Die gelbe Färbung, welche sich bis zur schwarzgrünen Farbe steigern kann, tritt am frühsten und deutlichsten hervor an der weißen Augenhaut (der Sclerotica), der Bindehaut des Auges, an den Lippen, der Gaumenschleimhaut, den Nägeln und zuletzt an der ganzen äußern Haut. Dagegen fehlt der Gallenfarbstoff in dem Kot, welcher thonfarbig, weißgrau aussieht und aashaft stinkt. Alle Sekrete des Körpers, namentlich der Harn und Schweiß, sind gallig gefärbt. Aber nicht bloß der Gallenfarbstoff, sondern auch die Gallensäuren treten bei der Gelbsucht im Harn auf. Da keine Galle in den Darm [* 60] gelangt, so ist die Verdauung schwer gestört: es bestehen Appetitlosigkeit, Widerwille gegen Speisen, ¶
namentlich gegen Fleisch, Fett, Milch, und bei längerer Dauer der Gelbsucht tritt starke Abmagerung ein. Weiterhin ist die Gelbsucht begleitet von zahlreichen nervösen Symptomen, welche durch die Beimischung von Gallensäuren zum Blut bedingt zu sein scheinen. Der Kranke ist verdrießlich, klagt über große Abgeschlagenheit und allgemeine Schwäche; zuweilen aber treten auch schwerere Erscheinungen von seiten des Nervensystems hervor, namentlich heftiger Kopfschmerz, Schwindel, Delirien, Konvulsionen, dann aber auch wieder lähmungsartige Zustände, tiefe geistige Depression, [* 62] Betäubung, Schlafsucht, selbst völlige Bewußtlosigkeit.
Solche Fälle werden als bösartige Gelbsucht (Icterus gravis, perniciosus) bezeichnet. Auch in den leichtern Fällen kommt ein höchst lästiges Hautjucken vor, auf welches die Kranken durch Kratzen und Zerkratzen der Haut reagieren. Die Haut ist spröde und trocken, mit kleienartigen Schüppchen bedeckt. Die Kranken haben einen garstigen bittern Geschmack im Mund. Zuweilen besteht Gelbsehen, weil die brechenden Medien des Auges gelb gefärbt sind. Sehr charakteristisch ist bei der Gelbsucht das Verhalten des Pulses.
Derselbe ist auffallend selten, macht manchmal nur 40 Schläge in der Minute. Es ist durch Versuche festgestellt, daß diese Verlangsamung des Pulses auf den im Blut vorhandenen Gallensäuren beruht, welche reizend auf den Herznerv (nervus vagus) einwirken. Die Körpertemperatur bei der Gelbsucht ist niedrig, die Respiration verlangsamt. Die hat eine verschieden lange Dauer; bald hält sie nur einige Tage, bald mehrere Wochen und Monate, selbst bis zum Tod an. Es hängt dies ausschließlich von den Ursachen der Gelbsucht, bez. der Gallenresorption ab. Sind diese Ursachen vorübergehende, wie beim Dünndarmkatarrh, so schwindet bald danach auch die Gelbsucht, indem die Galle wieder frei in den Darm abfließt und der in den Säften und Geweben des Körpers angehäufte Gallenfarbstoff allmählich aus dem Körper mit dem Harn ausgeschieden wird.
War die Gelbsucht sehr stark, so gehen gewöhnlich mehrere Wochen darüber hin, bis aller Farbstoff aus den Geweben des Körpers entfernt ist. Wenn dagegen die der Gelbsucht zu Grunde liegende Störung des Gallenapparats derart ist, daß monatelang keine Galle in den Darm gelangt, diese vielmehr sich im Blut anhäuft, so magert der Kranke in hohem Grad ab und geht schließlich an Erschöpfung zu Grunde. Die bösartigen Fälle von Gelbsucht, welche sich durch schwere typhusartige Symptome von seiten des Nervensystems auszeichnen, pflegen schon nach wenigen Tagen mit dem Tod zu endigen. - Die als Blutikterus (hämatogener Ikterus) aufgefaßten Arten der Gelbsucht, bei welchen die Gallenwege offen sind, entstehen, wenn bei normaler Leberthätigkeit durch erhöhten Zerfall farbiger Blutkörper (bei Neugebornen und schweren fieberhaften Krankheiten, z. B. biliösen Lungenentzündungen, biliösem Typhoid) mehr Galle gebildet wird, welche dann bei Erlahmung der Herzthätigkeit und Sinken des Blutdruckes in die Lymphgefäße und das Blut übertritt.
Die Behandlung der hat sich zunächst immer gegen das Grundleiden zurichten, welches die Gallenresorption veranlaßt. In der Regel sind wir ganz ohnmächtig gegenüber der primären Störung im Gallenapparat. Indessen wird man z. B. durch entsprechende Behandlung eines Duodenalkatarrhs oder durch Entfernung von Gallensteinen aus den Gallenwegen mittels einer Trinkkur in Karlsbad etc. oft genug eine Heilung der Gelbsucht bewirken können. Vermag man die örtlichen Ursachen der Gelbsucht nicht zu entfernen, so wird die Behandlung sich nur gegen einzelne Symptome der Gelbsucht richten können, ohne das Übel selbst zu beseitigen.
Man wird z. B. durch leichte Abführmittel den verzögerten Stuhlgang unterstützen, die gestörte Verdauung durch bittere Mittel, durch Ochsengalle, durch auflösende Mineralwässer zu verbessern suchen, durch lauwarme Bäder das lästige Hautjucken etc. bekämpfen. Leute, welche an Gelbsucht leiden, brauchen zwar nicht immer notwendig das Bett [* 63] zu hüten, dürfen vielmehr unter gewissen Voraussetzungen die freie Luft aufsuchen; aber sie dürfen sich körperlichen Anstrengungen und angestrengter geistiger Thätigkeit nicht aussetzen. Ihre Diät muß eine leichtverdauliche, vorzugsweise vegetabilische sein. Die Gelbsucht der Neugebornen bedarf gar keiner besondern Behandlung, sie geht nach wenigen Tagen ganz von selbst vorüber.
der Pflanzen (Icterus), eine Krankheit, bei welcher die sonst grün gefärbten Teile gelb erscheinen. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem vor dem natürlichen Tod vieler Kräuter eintretenden Gelbwerden sowie mit der herbstlichen Entfärbung des Laubes. Wie das bei Lichtmangel erfolgende Ausbleiben der grünen Färbung (Vergeilen, Etiolieren, s. Etiolement), beruht die Gelbsucht, welche sich auch bei hinlänglicher Beleuchtung [* 64] entwickelt, auf einer unvollständigen Ausbildung der Chlorophyllkörner und zwar vorzugsweise infolge eines Mangels an Eisensalzen in der Nahrung der Pflanze (s. Chlorophyll). Durch Kultur von Pflanzen in völlig eisenfreien Nährlösungen läßt sich die Gelbsucht hervorrufen. Gelbsucht der Fichten, s. Rostpilze.
der Schafe [* 65] (bösartige oder akute Gelbsucht, Lupinenkrankheit, Lupinose, typhöse oder gelbe Leberentzündung der Schafe), eine nach der Fütterung eigentümlich verdorbener Substanzen, namentlich verdorbener Lupinen (Stroh, Körner, Schoten), im Herbst u. Winter entstehende fieberhafte akute Krankheit, welche vorzugsweise bei Schafen vorkommt, aber auch Pferde [* 66] und andre Pflanzenfresser befallen kann. Bei der Entwickelung der Krankheit läßt sich ein Unterschied in der Anlage zwischen den verschiedenen Rassen oder in dem Alter und Geschlecht der Schafe nicht mit Sicherheit nachweisen. In einzelnen Fällen sollen indes Lämmer und Mutterschafe schwerer erkrankt sein als Hämmel.
Ist das Lupinenfutter schädlich, so wird es von den Schafen nicht gern aufgenommen. Nur anfangs verzehren die Tiere größere Quantitäten, in den folgenden Tagen empfinden sie wegen des dem Futter anhaftenden unangenehmen Geschmacks einen Widerwillen gegen dasselbe. Manche Schafe gehen nur nach längerm Hungern an das Lupinenfutter. Wenn sie große Quantitäten verzehrt haben, so zeigen sich schon 2-3 Tage nachher die ersten Krankheitserscheinungen. Bei der fortgesetzten Aufnahme kleiner Mengen entwickelt sich die Gelbsucht erst nach 5-8 Tagen und zuweilen selbst noch später.
Die Krankheit bekundet sich durch Fieber; die Bluttemperatur erreicht nicht selten eine Höhe von 40-40,5,° und man zählt bis zu 130 Pulsen und darüber in einer Minute. Das Atmen ist anfangs normal, später etwas beschleunigt, Futteraufnahme gering oder selbst ganz verweigert; die im leichten Grad erkrankten Tiere verzehren noch schmackhaftes Stroh oder Heu und Hafer [* 67] in geringen Mengen. Wasser wird im Anfang der Krankheit getrunken, in den spätern Stadien und bez. bei einem tödlichen Grade der Erkrankung nicht mehr. Dabei besteht eine starke Depression des Bewußtseins, zuweilen förmliche Betäubung. Die Tiere lassen den Kopf hängen, stemmen sich mit demselben auch wohl gegen die Stallwand oder die Krippe; sie liegen ¶
anhaltend und strecken dann den Kopf auf dem Boden nach vorn. Wiederkäuen wird nicht mehr beobachtet. Die Schafe bewegen den Unterkiefer häufig, aber langsam und erzeugen mit den Backenzähnen ein knirschendes Geräusch. Die Schleimhäute der Maul- und Nasenhöhlen, [* 69] besonders aber die Bindehaut und die undurchsichtige Hornhaut der Augen, oft auch die äußere Haut, sind gelb gefärbt. Aus der Nase [* 70] entleert sich nicht selten ein wässerig-schleimiges Sekret. Ebenso wird von der entzündeten Bindehaut der Augen eine zähe, die Augenwinkel verklebende Schleimmasse abgesondert. Am ersten Krankheitstag ist die Entleerung der Darmexkremente gewöhnlich verzögert.
An den folgenden Tagen haben die Dejektionen des Darms zuweilen eine teerartige Konsistenz, eine durch blutige Beimischungen bedingte dunkelbraune Farbe und penetranten Geruch. In einzelnen Fällen stellt sich schon am zweiten Tag der offenbaren Erkrankung Diarrhöe ein. Bei langsamem Krankheitsverlauf wird dieselbe erst am 3.-5. Tag beobachtet. Wenn die Krankheit nur in einem niedrigen Grad besteht, so verläuft sie ohne Durchfall, oder der Durchfall hört wieder auf, und die Tiere genesen allmählich, sobald ihnen gutes und schmackhaftes Futter gegeben wird. Bei hochgradiger Erkrankung nimmt die Körperschwäche gradatim zu; die Schafe liegen anhaltend und können, selbst wenn sie emporgehoben werden, sich vor Mattigkeit kaum auf die Beine stellen. Futter und Getränk werden gar nicht mehr angenommen, und die Krankheit endet nach einer Dauer von 3-10 Tagen mit dem Tod.
Bei der Obduktion der Kadaver finden sich geringe Mengen von gelblich-klarer Flüssigkeit in der Bauchhöhle und im Herzbeutel, starke Gelbfärbung im Unterhautgewebe und der Bauchhaut, namentlich am Netz und Gekröse. Die Leber ist geschwollen, blutleer, mürbe und durchweg hellgelb, zitronenfarben, nicht selten auch rotgelb, die Gallenblase mit gelber Gallenflüssigkeit angefüllt. An den drei ersten Magenabteilungen finden sich keine Veränderungen; oft enthält der erste Magen viel Futter, weil während der Krankheit eine Wiederkäuung nicht stattgefunden hat. Im Darmkanal wird außer der Gelbfärbung gewöhnlich keine Veränderung angetroffen.
Nur wenn die Krankheit langsam verläuft, zeigt die Schleimhaut des vierten Magens und des Dünndarms eine entzündliche Röte. Das in den großen Venen des Körpers und im Herzen befindliche Blut ist dunkel und flüssig. An der Luft gerinnt es binnen kurzer Zeit, und die oberflächlichen Schichten bekommen durch die Einwirkung des Sauerstoffs eine hellrote Färbung. Milz nicht verändert; Nieren von normaler Größe und Konsistenz; die Kapsel und die Umkleidungsmembran, ebenso das Nierenbecken gelblich gefärbt.
Die Harnblase wird gewöhnlich leer gefunden; zuweilen enthält dieselbe eine geringe Menge von gelblich-klarem Urin, in welchem Gallenfarbstoff nachgewiesen werden kann. Das Brustfell gelblich gefärbt; die Lungen von gelblich-klarem Blutwasser infiltriert. Am Herzbeutel und am Endocardium zahlreiche minimale blutige Herde. Die Schleimheit der Luftröhre, des Kehlkopfes und der Nase gerötet; die Schleimhaut des Schlundkopfes cyanotisch. Das Gehirn [* 71] erscheint in allen Teilen auf der Schnittfläche feucht-glänzend und normal gefärbt; in den Hirnkammern eine geringe Menge gelblich-klarer Flüssigkeit; die Adergeflechte und zum Teil auch die größern Venen des Gehirns reichlich mit Blut gefüllt. Nach diesen Eigenschaften ist die Gelbsucht als eine Vergiftung der Tiere zu betrachten. Das Gift bildet sich in den Lupinen unmittelbar nach dem Abmähen, wenn die Pflanze bei schlechter Witterung nicht schnell genug abtrocknet. Ist das Lupinenheu einmal trocken geworden, so kann es im Feld bis zum Winter stehen bleiben und sich auch ziemlich stark mit Schimmelpilzen überziehen, ohne deshalb den Tieren gefährlich zu werden.
Die Heilung der kranken Schafe ist davon abhängig, daß beim offenkundigen Hervortreten der Symptome statt der verdorbenen Lupinen ohne Verzug gesundes Futter gereicht wird. Geschieht dies nicht, so gehen die Tiere zu Grunde. Die vollständige Genesung vollzieht sich nach mehreren Tagen. Einzelne Schafe machen eine verschleppte Rekonvaleszenz durch und erholen sich erst nach 2-3 Wochen. Zur Behandlung der kranken Tiere ist neben leichtverdaulichem, schmackhaftem Futter und guter Ventilation des Stalles das Eingeben von abführenden und bittern (tonisierenden) Arzneimitteln zu empfehlen.
Vgl. Kühn und Liebscher, Untersuchungen über die Lupinenkrankheit der Schafe (Dresd. 1884).
s. Cheiranthus. ^[= R. Brown (Lack, Goldlack), Gattung aus der Familie der Kruciferen, zweijährige oder ausdauernde ...]
s. Curcuma. ^[= L. (Kurkuma, Zitwer), Gattung aus der Familie der Zingiberaceen, perennierende Kräuter mit ...]
ist jenes Tauschgut, welches als Werkzeug des wirtschaftlichen Verkehrs verwendet wird, als Preismaßstab dient und als allgemeines Zahlungsmittel anerkannt ist. So innig diese drei Funktionen untereinander zusammenhängen, ebenso wenig müssen sie doch sachlich immer vereinigt sein; nur solche Tauschgüter oder Umlaufsmittel, welche die erwähnten Eigenschaften wirklich besitzen, dürfen als echtes Geld bezeichnet werden.
1) Funktionen des Geldes. Der Beginn des Gebrauchs und die Entstehung des Geldes liegen in seiner Funktion a) als Tauschmittel oder Umlaufs- (Zirkulations-) Werkzeug; diese entsteht überall als naturgemäße Folge des Tauschverkehrs an sich. Jeder wird durch die tägliche Erfahrung, ja durch die Not des laufenden Lebens dahin geführt, ein Gut zu suchen und anzunehmen, welches ihm den Tausch von andern Gütern, Leistungen und Nutzungen erleichtert, indem es auch von andern dazu verwendet wird, um Tauschoperationen zu vollziehen; ein Tauschgut, welches stets leicht umzusetzen ist und in der vielgliederigen Volkswirtschaft die Hemmnisse beseitigt, die offenbar dem Verkehr entgegenstehen würden, wollte man immer nur für bestimmte Güter, an denen man Überfluß hat, bestimmte andre Güter annehmen, die man gerade augenblicklich benötigt.
Aus diesem Vorgang folgt b) die Anerkennung der Funktion des Geldes als Maßstab [* 72] der Werte und Preise. Da jede entgeltliche Übertragung eines Gutes mit einer Wertbemessung desselben gegenüber einem andern Gut verbunden ist, und da dasjenige Gut, welches öfter übertragen wird, ebendeshalb auch öfter zur Wertbemessung gelangt, ja sogar zwei Schätzungen gegenseitig vermittelt, so knüpft sich an den Gebrauch des Geldes als Tauschmittel ganz selbstverständlich seine Funktion als Mittel zur Schätzung des Wertes.
Was für die Messung der räumlichen Ausdehnung [* 73] die Maßstäbe, für die Bestimmung des Verhaltens eines Gutes zur Schwerkraft die Gewichte sind, das wird das Geld zur Messung und als Ausdruck der Tauschwerte. Während diese beiden Eigenschaften weder auf Fiktion oder Willkür noch auf staatlicher Vorschrift beruhen, sondern sich aus dem stillschweigenden Übereinkommen und dem Bedürfnis der Verkehrtreibenden notwendigerweise selbst herausbilden, tritt dann zur Vervollständigung derselben c) die Funktion des Geldes als gesetzliches ¶