Angriffspunkt einen schwachen, leicht zu nehmenden Teil der feindlichen
Stellung oder einen
Punkt, an den man unbeschossen
nahe herankommen kann, oder der mit
Feuer von mehreren Seiten zu umfassen ist, oder wo keine Terrainhindernisse (Gewässer,
Gräben, Örtlichkeiten etc.) beim
Angriff zu überwinden sind, vor allem aber einen
Punkt, dessenBesitz
über den weitern
Gang des
[* 2] Gefechts entscheidet (dominierende
Höhen, die das Gefechtsfeld beherrschen, oder andre sogen. Schlüsselpunkte
der feindlichen
Stellung).
Vor der übrigen
Fronte des Verteidigers werden die dünnen
Linien des Angreifers verstärkt, das
Feuer wird lebhafter, man geht
näher heran, die
Artillerie tritt in voller
Stärke
[* 3] auf, der Gegner soll ernst angefaßt und festgehalten
werden; die Hauptkräfte aber setzen sich hinter dem so entstehenden Feuergürtel in
Bewegung gegen den ausersehenen Angriffspunkt,
auf den sich allmählich auch das
Feuer der
Batterien konzentriert. Der Verteidiger verstärkt die bedrohten Teile seiner
Aufstellung,
Verluste werden auf beiden Seiten durch Vorziehen neuer Truppenteile ersetzt; jede günstige Gelegenheit
zum
Gewinn einer kleinen
StreckeBodens wird vom Angreifer benutzt, vom Verteidiger werden kurze
Vorstöße dagegen geführt;
die Unterführer auf beiden Seiten suchen namentlich das Feuergefecht für den Gegner möglichst verlustreich zu gestalten.
Die höhern
Führer halten ihre
Reserven für die
Entscheidung zurück. So wogt das Gefecht hin und her,
bis das
Erkennen der feindlichen Verluste, das
Nachlassen des
Feuers, oft nur das instinktive
Gefühl, daß die
Kraft
[* 4] des Gegners
erlahmt, in
Führer und
Truppe die Überzeugung reifen, daß der
Augenblick der
Entscheidung gekommen ist. Unter neu verstärktem,
gegen die Einbruchspunkte vereinigtem
Feuer der
Artillerie sowie der
Schützen setzen sich jetzt die geschlossenen
Abteilungen des Angreifers in
Bewegung und dringen, den vordern Abteilungen neuen
Impuls gebend, zuletzt im vollen
Lauf in die
feindliche
Stellung ein; die
Reserven folgen, bereit, den feindlichen
Reserven entgegenzutreten, die
Artillerie wartet, feuerbereit,
den Erfolg des
Anlaufs ab. Der Verteidiger zieht, sobalder den Beginn des entscheidenden
Anlaufs sieht,
auch seine
Reserven heran, um den Angreifer mit
Feuer und
Bajonett zurückzuwerfen; hierbei kommt es bei zähen
Kämpfern zum
Handgemenge.
Gelingt der
Angriff, so wird der genommene
Punkt schnell besetzt, der abziehende Gegner mit
Feuer, auch durch
Kavallerie verfolgt;
mißlingt derselbe, so müssen die vordern
Linien bis außer Schußweite des Feindes zurückgehen, um
sich neu zu ordnen. Der Verteidiger nimmt seine alte
Stellung wieder ein, wenn er sich nicht stark genug glaubt, nun seinerseits
zum
Angriff überzugehen. Der Angreifer zieht entweder ab, oder beginnt aufs neue ein hinhaltendes Feuergefecht und bereitet
sich zur Wiederholung des
Angriffs vor.
Ist an einem wichtigen
Punkte die
Entscheidung gefallen, so ist diese auch maßgebend für die übrigen Teile des Gefechtsfeldes,
da längerer
Widerstand sonst leicht zu einer völligen
Niederlage führen kann. Fühlt der Verteidiger schon vor dem Beginn
des entscheidenden
Angriffs, daß er dem
Stoß nicht gewachsen ist, so beginnt er auch wohl freiwillig
den Abzug, ohne den direkten
Angriff abzuwarten. In beiden
Fällen wird der Abzug gedeckt durch rückwärts (1000-1500 m) aufgestellte
Artillerie, deren
Feuer das Nachdrängen der Angreifer zum Stehen bringt, und durch das Hervorbrechen von
Kavallerie, deren
rücksichtsloser
Angriff der
Infanterie Zeit
schafft, aus dem nächsten Bereich des feindlichen
Feuers herauszukommen
und schützende
Deckungen zu erreichen.
Gelingt ein geordneter Abzug, so kommt am nächsten Terrainhindernis auch die Verfolgung zum Stehen; aber es ist sehr schwer,
geworfene
Truppen wieder zum Stehen und in einige
Ordnung zu bringen. Bei der
Kavallerie gelingt dies meist erst außerhalb
des Gefechtsfeldes. Die Verfolgung beabsichtigt, die aus einer
Stellung geworfenen
Truppen nicht wieder
zum Stehen kommen zu lassen, denn solange sie in
Bewegung bleiben, sind sie kampflos. Dazu dient zunächst das Infanteriefeuer
des Angreifers, welches den Fliehenden aus nächster
Nähe Verluste beibringt, bald schließt sich ihm
Artillerie an, welche
schnell in die genommene
Stellung vorgeht;
Reiterei faßt die abziehenden
Truppen in der
Flanke oder sucht
deren
Spitze zu überholen, um so ihre
Ordnung vollends zu lockern oder wenigstens ihre
Bewegung im Bereich des diesseitigen
Feuers zu verlangsamen, dadurch die Verluste zu vergrößern, auch den eignen Infanterieabteilungen das Verfolgen der
Geschlagenen zu ermöglichen. Gibt einer der Kämpfenden seine Absicht auf und zieht seine
Truppen aus
dem Gefecht zurück, ehe dieses zu ernster Verwickelung führt, so heißt dies:
Abbrechen des Gefechts. Das Gefecht des einzelnen Truppenteils
s.
Fechtart.
[* 5] S. auch
Reiterei und
Infanterie.
Vgl.
Rüstow, Die
Lehre
[* 6] vom Gefecht (Stuttg. 1865);
v. Wechmar, Das
moderne Gefecht (2. Aufl., Berl. 1875).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Erfurt,
[* 8]
Kreis
[* 9]
Ziegenrück, in einer
Enklave im Reußischen, 463 m ü. M., mit
Pfarrkirche,
Weberei
[* 10] und Strumpfwirkerei, Eisenerzgruben, Schieferbruch und (1885) 1497 evang.
Einwohnern.
Außerdem begründete er mit
Mühlhäußer die »Zeitfragen des christlichen Volkslebens«, in welcher
Sammlung er selbst veröffentlichte: »Der
Sozialismus« (Heilbr. 1877) und »Die
Reform der Reichssteuern«
(1879). Von
Martens' und Cuffys
»Recueil manuel et pratique de traités« bearbeitete
er den 1.
Band
[* 19] der 2.
Serie (Leipz. 1885).
¶
(spr. schefrar),Fabre, Präsident von Haïti,
[* 21] geb. zu L'Anse à Beau im südlichen Haïti, Sohn des
Generals Nicholas Geffrard, eines der Begründer der haïtischen Unabhängigkeit und Gouverneurs der Südprovinz (gest. 1806), schloß
sich, nachdem er im Militärdienst von 1821 bis 1843 zum Kapitän aufgerückt war, der Erhebung des Generals
Hérard gegen den PräsidentenBoyer an, wurde vom liberalen Volkskomitee zum Obersten ernannt und zerstreute als Führer von
Hérards AvantgardeBoyersTruppen bei Numéro Deux vollständig.
auch gab er »Lettres inédites de Charles XII« (1852) und mit Arneth die »Correspondance
secrète de Marie-Antoinette« (1874, 3 Bde.), ferner 1859 unveröffentlichte
Briefe der Fürstin Orsini (gest. 1722 in Rom) heraus.
in der nord. Mythologie eine Asenjungfrau, Beschützerin der Jungfrauen, der alle gehören,
die unvermählt sterben. Wohl eine andre Gefion ist es, von der erzählt wird, König Gylfi von Schweden habe ihr
als einer fahrenden
Frau, die ihn durch Gesang ergötzt habe, zum Lohn so viel Land gegeben, als vier Ochsen in Tag undNacht pflügen könnten. Sie
aber, aus Asengeschlecht stammend, nahm aus Jötunheim vier Ochsen, die sie mit einem Riesen erzeugt hatte,
und spannte sie vor den Pflug.
[* 29] Dieser ging so tief, daß er das Land (worunter Seeland zu verstehen ist) von Schweden losriß,
worauf die Ochsen es fort durchs Meer zogen. Gefion soll dann mit Skiold, dem Sohn Odins, vermählt worden sein
und mit ihm Lethra, den dänischen Königsitz auf Seeland, bewohnt haben. - Gefion war auch der Name der dänischen Fregatte, welche bei
Eckernförde von den Schleswig-Holsteinern und deutschen Bundestruppen genommen ward und später der preußischen Flotte einverleibt
wurde.
besonders gestaltete bunte Färbung mancher einfachen und zusammengesetzten Felsarten,
erscheint in länglichen, unbestimmten, gebogenen und sich zuspitzenden Zeichnungen, wie an Marmor, Bandjaspis, einigen Mergeln
etc.
Produkte der Handarbeit, welche durch Verschlingung biegsamer, faden- oder stäbchenartiger Körper (sogen.
Flechtmaterialien) gebildet werden, indem man diese teils zu größern Flächen (Matten, Teppichen, Ofenschirmen, Wänden, Siebböden,
Stuhlsitzen, Tellern u. dgl.), teils zu gefäßartigen Körpern (Körben, Taschen, Eimern, Hüten, Fußbekleidungen), teils zu
Bändern (Glockenzügen), teils zu Schnüren (Peitschenschnüren, mancherlei Schnüren für Militärzwecke,
Tressen, Borten etc.) in höchst mannigfaltiger Weise und zwar sowohl nach Art der gewöhnlichen Gewebe
[* 37] (glatt, geköpert, figuriert)
als namentlich auch nach Art der Gaze, des Bobbinets und der gewirkten Stoffe vereinigt. Als Materialien dienen entweder Naturprodukte
(Zweige, namentlich Weidenruten
¶
Die Ruten werden dabei geschält und ungeschält, roh, gebleicht und gefärbt angewendet und die geflochtenen
Gegenstände vielfach durch Anmalen, Lackieren, Bronzieren, Vergolden auf das effektvollste verziert. Eine weitere Spezialität
der Geflechte ist das sogen. à jour-Geflecht, welches aus Bändern hergestellt wird, die aus Baumwollzwirn oder aus diesem und Pferdehaar
gewebt und dann namentlich zu Kinderhüten verflochten werden (Sparterie). Sehr beliebt sind bei uns in
neuerer Zeit die geflochtenen Arbeiten der Japaner aus Reisstroh und gespaltenen oder dünnen ganzen Bambuszweigen sowie die
Matten und zierlichen Körbchen der Kaffern geworden. Die Flechtindustrie schafft bei uns namentlich in Gebirgsländern eine
sehr ausgedehnte und lohnende Beschäftigung. Im schlesischen Gebirge ist das Strohflechten ein Erwerbszweig
von solcher Bedeutung geworden, daß dort sogar eigne Strohflechtschulen errichtet sind, und zu Lindenberg in Bayern
[* 42] hat die
Hutflechterei nach italienischer Art große Ausdehnung
[* 43] gewonnen.
Worte, ein ursprünglich Homerischer Ausdruck (epĕa pteroënta), in neuester Zeit auf Aussprüche geschichtlich
berühmter Personen und Citate aus dichterischen Werken angewendet, die als besonders treffend und charakteristisch einen weiten
Widerhall fanden und nun im Munde des Volkes als stehende Redensarten fortleben.
die Zucht von Hühnern, Gänsen, Enten,
[* 47] Tauben,
[* 48] Trut- und Perlhühnern und Fasanen für wirtschaftliche
Zwecke oder als Liebhaberei, war seit langer Zeit in Frankreich und Italien
[* 49] in lebhaftem Betrieb, erhielt
aber einen neuen Aufschwung durch die Einführung des Kochinchinahuhns, an welche sich in England eine Erregung knüpfte,
die mit der Tulpenwut und ähnlichen Erscheinungen verglichen werden kann. Als die Bewegung in ruhigere Bahnen lenkte, wurden
Geflügelzuchtvereine, in Deutschland
[* 50] der erste unter dem Namen Hühnerologischer Verein in Görlitz
[* 51] 1852 durch
Öttel, gegründet.
Später wurde für die Vereine eine Organisation gesucht, und es entstanden Verbände und Zentralvereine. Viele Vereine dienten
nur der Liebhaberei, dem Sport (Deutscher Geflügelzüchter-Sportklub), andre betonen hauptsächlich die wirtschaftliche Bedeutung
der Geflügelzucht und legen teils auf die Fleisch-, teils auf die
Eierproduktion das größte Gewicht. Dank diesen
Bemühungen hat auch die Landwirtschaft der Geflügelzucht wieder erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt, und manche landwirtschaftlichen Vereine
haben wie die Geflügelzuchtvereine besondere Geflügelausstellungen veranstaltet. Mehrfach sind große geschäftliche Unternehmungen
für Geflügelzucht ins Leben gerufen worden, und nicht ohne Erfolg ist bei denselben die Brutmaschine zur Anwendung
gekommen. Weiteres und Litteratur s. die einzelnen Artikel.
(Gefolgschaft, Comitatus), mehrere Personen, die einem regierenden Fürsten, auch hohen Zivil- und Militärbeamten
zur Begleitung und Bedienung beigegeben sind; bei den alten Germanen eine Verbindung kampflustiger Jugend, die sich zu Streifzügen
und sonstigen kriegerischen Unternehmungen, wobei ein allgemeines Aufgebot nicht stattfand, um einen frei
gewählten Führer, gewöhnlich einen Fürsten, scharte und sich demselben gegen Gewährung von Unterhalt zur Treue verpflichtete.
Dergleichen Gefolgschaften finden sich späterhin besonders bei den Franken, bei denen die Gefolgsleute (antrustiones) im
Frieden eine Art Hofstaat, im Krieg aber die bewaffnete Umgebung des Königs bildeten. Die Verteilung von
Ländereien seitens der Fürsten an ihr Gefolge legte den Ursprung zum Lehnswesen. Zufolge der neuern Forschungen von Deloche (»La
trustis et l'antrustion royal sous les deux premières races«, Par. 1873) bezeichnete nach
dem SalischenGesetz und nach den Formeln Markulfs trustis das königliche Gefolge und nach einem Dekret von Chlotar
zugleich eine Art Gendarmerie, da die antrustiones verpflichtet waren, jedem, der mit einem Verbrechen bedroht war, Hilfe zu
leisten. Seit dem 8. Jahrh. durften auch Großgrundbesitzer ein um sich sammeln, welches aus
Vasallen (vassi) bestand, die sich gegen Unterhalt zu allen einem Freien anstehenden Dienstleistungen verpflichteten,
eine Einrichtung, welche in der Folgezeit zu der Ausbildung des Lehnswesens (s. d.) wesentlich mit beitrug.
Mikrolithe, mitunter fluidal angeordnet, enthält. Die Quarzkörner liegen oft zersprungen in diesem glasig gewordenen
Bindemittel. Neben dieser Substanzänderung tritt bisweilen auch eine dem benachbarten unveränderten Sandstein fehlende säulenförmige
Absonderung auf. Alle diese Erscheinungen zeigen auch Sandsteine, welche als Gestellsteine eines Hochofens lange Zeit einer sehr
hohen Temperatur ausgesetzt waren.
[* 53] (Eis)
[* 58] wird im allgemeinen dadurch bereitet, daß man Fruchtsäfte mit Zucker,
[* 59] zuweilen auch mit Rahm (Sahne),
Eiern, Gewürzen gefrieren läßt. Man bringt die Masse in eine blecherne oder zinnerne cylindrische Büchse (Gefrierbüchse)
von etwa 15 cmDurchmesser und 30 cmHöhe, welche mit einem genau schließenden Deckel, an dem sich ein
Griff oder Henkel befindet, versehen ist. Diese Büchse stellt man in einen Eimer, an welchem sich unten ein Zapfloch befindet
(Eiskübel), und füllt das Gefäß
[* 60] rings um die Büchse abwechselnd mit gestoßenem Eis und Salz oder mit einer andern Kältemischung
bis zur Höhe der Büchse, so daß nur der Deckel derselben sichtbar bleibt und die oberste Schicht aus
Salz besteht.
Nachdem die Büchse etwa ¼ Stunde lang so gestanden hat, dreht man sie mehrere Male in dem Eis herum, ohne sie in die Höhe zu
ziehen, öffnet sie, rührt die Masse mit einem blechernen oder hölzernen Spatel gut um, verschließt
die Büchse aufs neue, dreht sie wieder ¼ Stunde lang im Eis herum und fährt so fort, bis der Inhalt eine gleichförmige, butterartige,
geschmeidige Masse darstellt. Das vollendete Gefrorne wird sogleich in Gläser oder Formen gefüllt und serviert, oder man läßt
es bis zum Servieren ruhig im Eiskübel stehen und bedeckt dann auch den Deckel mit Eis. Vor dem Gebrauch
taucht man die Büchse ½ Minute lang in lauwarmes Wasser und stürzt sie hierauf um. Fullers Gefrierapparat
[* 53]
(Fig. 1) besitzt
eine Büchse a, die auf dem Zapfen
[* 61] b durch die Kurbel
[* 62] in Rotation versetzt wird. Der Arm dd führt die Kurbel
und greift über den Zapfen cc. Der Deckel ee schließt den mit Kältemischung gefüllten Raum. Das äußere Gefäß ist doppelwandig,
und der Raum zwischen den doppelten Wandungen ist mit schlechten Wärmeleitern gefüllt. Meidingers Gefrierapparat
[* 53]
(Fig. 2)
besteht aus einem doppelwandigen Gefäß B B, in welchem ein ringförmiges Blechgefäß CC mit durchlöcherten
Wandungen und in der Mitte das cylindrische Gefriergefäß A hängt.
Man schüttet in das große Gefäß das zu erbsengroßen Stücken zerschlagene Eis, gießt bis zu gleicher Höhe vollkommen gesättigte
Kochsalzlösung hinzu, füllt das ringförmige Gefäß mit grobkörnigem Kochsalz u. hängt das Gefriergefäß ein, welches
den Brei aus Eis und Salzlösung
bis an den Rand des großen Gefäßes empordrücken muß. Das Gefriergefäß
darf nur bis zu drei Vierteln mit dem Sirup oder Creme gefüllt werden. Zur Darstellung größerer Mengen von Gefrornem benutzt
man verschieden konstruierte Gefriermaschinen, bei denen ein oder mehrere Gefriergefäße durch eine mechanische Vorrichtung
in Umdrehung versetzt werden. Halbgefroren nennt man die Fruchteise: Granitto; das Gefrorne stellt sich
dann als eine breiartige Masse dar. Ist es noch in dickflüssigem Zustand, so daß es getrunken werden kann, so bezeichnet
man es als Sorbetto. Halbgefrornes Sahneeis sind die Eiscremes, Charlot Russe, Nesselrode, FürstPückler etc.
eine Summe von eigentümlichen Wahrnehmungen, welche durch die sensibeln Nerven
[* 63] vermittelt werden und welche
entweder auf das empfindende Ich oder auf eine diesem gegenüberstehende Außenwelt bezogen werden (s. Gemeingefühl). - Im
psychologischen Sinn wird Gefühl häufig (obwohl fälschlich) mit der Bezeichnung: »Empfindung« als gleichbedeutend
gebraucht. Beide Arten von Bewußtseinserscheinungen haben das miteinander gemein, daß sie unmittelbar durch Reize verursacht
und auf solche bezüglich sind, allein mit dem Unterschied, daß Empfindungen durch äußere (Zustände im Sinnesnerv), Gefühle
durch innere Reize (Zustände im Bewußtsein) erzeugt werden.
Ursache der erstern ist ein gewisser Molekularzustand im Sinnesnerv, welcher durch die entsprechende
Sinnesempfindung (Gesichts-, Gehörs-, Tast- etc. Empfindung) ausgelöst, Ursache der letztern ein gewisser Spannungszustand der
im Bewußtsein vorhandenen Vorstellungen, welcher in ein entsprechendes Gefühl (Lust- oder Unlustgefühl) übersetzt wird. Wie
daher jeder Sinn, so hat auch das Gefühl seine spezifische Energie; wie das Auge
[* 64] nur auf Licht-, das Ohr
[* 65] nur auf
Luftoszillationen, jenes nur durch Licht-, dieses nur durch Schallempfindungen reagiert, so antwortet das Gefühl nur auf Förderungs-
und Hemmungszustände der Vorstellungen innerhalb des Bewußtseins und zwar nur in Form eines Lust- und Unlustgefühls. Um
dieser Ähnlichkeit
[* 66] willen mit den Sinnen ist das Gefühl wohl auch selbst ein Sinn und zwar im Gegensatz zu diesen,
die sich auf äußere Reize beziehen, ein innerer genannt worden, weil es durch innere angeregt wird. Der Ausdruck ist deshalb
unpassend, weil er dazu verführen kann, das Gefühl mit der Apperzeption, d. h. mit dem Bewußtsein unsrer Vorstellungen, zu verwechseln.
Wessen wir uns im G. bewußt werden, sind nicht die Vorstellungen selbst, sowenig wie das, dessen wir
uns in der Empfindung bewußt werden, die einzelnen Moleküle sind, aus welchen der Sinnesnerv besteht;
¶
mehr
in beiden Fällen ist es vielmehr die Lage (dort der Moleküle im Nerv, hier der Vorstellungen im Bewußtsein), welche zum Ausdruck
kommt. Wie nun beispielsweise für den Sehnerv die volle Anwesenheit des Lichtreizes Lichtempfindung, die (allerdings niemals
totale) Abwesenheit desselben Empfindung der Dunkelheit veranlaßt, so rufen die einander entgegengesetzten Zustände
des Vorstellens, die völlige Freiheit und Ungehemmtheit und das (gleichfalls niemals totale) Gehemmtsein desselben, entgegengesetzte
Gefühle, jene das der Lust, dieses das der Unlust hervor.
Beide, Gefühle wie Empfindungen, haben daher einen realistischen Charakter; aus dem Dasein der erstern läßt sich mit Sicherheit
auf das Dasein gewisser Hemmungen oder Förderungen des Vorstellens, aus der Existenz der letztern ebenso
auf die Existenz entsprechender Reize im Sinnesnerv schließen. Beide haben aber auch eine nicht aufzuhebende Dunkelheit an sich:
aus der Qualität der Empfindung läßt sich auf keine Weise die Qualität des Reizes, aus jener des Gefühls ebensowenig die
Qualität einer im Zustand der Hemmung oder Förderung befindlichen Vorstellungen »herausklauben«.
Alles, worauf uns die Empfindung zu schließen gestattet, ist, daß überhaupt Reize (einer gewissen Art) vorhanden sind. Alles,
was uns das gegebene Gefühl lehren kann, besteht darin, daß im Innern überhaupt Spannungszustände (einer gewissen
Art) herrschen. Alles, was außerdem in die Empfindung als angeblich unmittelbar Wahrgenommenes hineingelegt
wird, gehört einem groben Dogmatismus an, der durch Kant und die (idealistischen) Ergebnisse der neuern Physiologie der Sinnesorgane
für immer beseitigt ist.
Alles, was außerdem in das Gefühl als vermeintlich unmittelbar Gefühltes hineingeheimnist wird, ist eine Illusion jener im Trüben
fischenden Gefühlsphilosophie, welche den Bankrott des Wissens vom Übersinnlichen durch die Wünschelrute
des Fühlens zu ersetzen wähnte. Vermögen jedoch die Gefühle über das außerhalb unsers Bewußtseins Befindliche (Objektive)
uns nicht einmal so viel zu lehren wie die (deshalb objektiv genannten) Empfindungen, und sind sie deshalb, weil sie nur Zustände
unsers eignen Bewußtseins offenbaren, vorzugsweise (im Gegensatz zu jenen) subjektive Seelenzustände,
so sind sie doch als unaufhörliche und unvermeidliche Begleiter unsers Vorstellungslebens von ausnehmender Wichtigkeit.
Sie drücken gleichsam den Anteil aus, den das Bewußtsein als solches an seinen eignen Zuständen, deren Hebung
[* 68] und Senkung,
Freisein, Gehemmtsein und Wiederbefreitwerden nimmt. In der Qualität des jeweilig vorherrschenden Gefühls spiegelt
sich, wie in der Stellung der Quecksilbersäule ober- oder unterhalb des Gefrierpunktes, der jeweilige Stand vorherrschender
Hemmung oder Freithätigkeit des Vorstellens; in der Intensität und dem beschleunigten oder verzögerten Rhythmus desselben
prägt sich der augenblickliche Grad und das Tempo der Zu- oder Abnahme des vorhandenen Spannungszustandes im Bewußtsein vornehmlich
aus.
Folge davon ist, daß die sprachlichen Bezeichnungen für die Beschaffenheit der Gefühle aus demjenigen Gebiet sinnlicher
Erscheinungen genommen sind, welche, wie Wärme
[* 69] und Kälte, verschiedene Grade der Spannung zwischen den kleinsten Teilen der
körperlichen Materie darstellen. In wessen Innerm schon geringe Veränderungen des gegebenen Spannungszustandes hinreichen,
um Gefühle hervorzurufen, heißt ein Mensch von empfindlichem, derjenige, bei welchem die Intensität
des Gefühls, mit jener der veranlassenden Spannung verglichen, hoch
erscheint, einer von warmem Gefühl. Die entsprechenden Gegenteile
stellen der unempfindliche (gefühllose) und kalte Mensch dar, obwohl beide Ausdrücke auch wohl auf die Abwesenheit einer gewissen
Art von Gefühlen (den sympathetischen) gedeutet zu werden pflegen.
Bei der Einteilung und Aufzählung der Gefühle, die zu den mannigfaltigsten, aber auch rätselhaftesten Phänomenen des Bewußtseinslebens
gehören und stets das »Kreuz«
[* 70] der Psychologen ausgemacht haben, kann entweder von der Beschaffenheit des Spannungszustandes,
dessen Ausdruck das Gefühl ist, oder von dessen Ursache ausgegangen werden. In ersterer Hinsicht unterscheidet
man angenehme Gefühle als Ausdruck des ungehemmten und unangenehme Gefühle als solchen des gehemmten Zustandes im Bewußtsein;
in letzterer Hinsicht körperliche Gefühle, wenn der Grund der Spannung in organischen Leibeszuständen, und geistige Gefühle,
wenn er in dem Vorhandensein und Vorherrschen gewisser Vorstellungen oder Vorstellungsmassen im Bewußtsein liegt.
Beide sind normal oder anormal, je nachdem die veranlassenden Leibes- oder Bewußtseinszustände es sind.
So ruft das normal wiederkehrende Bedürfnis der Nahrung als Ersatz für den aufgezehrten Stoff das unangenehme, aber gesunde
körperliche Gefühl des Hungers bei jedem unter gleichen Umständen auf gleiche Weise, dagegen das anormal gesteigerte des Kranken
nur bei diesem das krankhaft gesteigerte Schmerzgefühl des Heißhungers hervor. Ebenso werden bei normalen
Verhältnissen vorhandene Vorstellungsmassen unter gleichen Umständen stets denselben Spannungsgrad zeigen und dieselben
Gefühle nach sich ziehen; bei anormalen (z. B. wenn deren Selbstthätigkeit durch das Vorherrschen
andrer Vorstellungsmassen gestört, gehemmt oder entstellt wird) werden zwar andre Spannungsverhältnisse und infolgedessen
auch andre Gefühle zum Vorschein kommen, aber nur, weil und solange jene anormalen Umstände vorhanden sind.
Die unter normalen Verhältnissen eintretenden Gefühle können, weil sie sich immer gleichbleiben, auch fixe (objektive)
heißen; die unter anormalen auftretenden werden, weil sie, wie diese selbst, zufällig und unberechenbar sind, passend vage
(subjektive) Gefühle genannt. Letztere sind es besonders, welche die Anwendung der angenehmen oder unangenehmen
begleitenden Gefühle als Wertmesser der von ihnen begleiteten Bewußtseinszustände in Verruf gebracht haben.
Sowenig nämlich sich vorhersagen läßt, daß z. B. eine Speise, die dem Gaumen unter normalen Gesundheitsverhältnissen des
Geschmacksnervs angenehm schmeckt, ihm unter anormalen, z. B. bei einer
Verstimmung des Nervs, ebenso munden werde, sowenig läßt sich vorhersehen, ob eine unter normalen Umständen, d. h. wenn
sie allein im Bewußtsein vorhanden ist, ein gewisses Gefühl nach sich ziehende Vorstellungsmasse dieselbe Folge haben werde, wenn
außer derselben noch andre ihre Wirksamkeit störende, hemmende oder entstellende Vorstellungsmassen im Bewußtsein vorhanden
sind.
Daraus ist der Spruch entstanden, daß sich über den Geschmack (eigentlich das Gefühl) nicht streiten lasse. Letzteres schon aus
dem Grund nicht, weil jeder Streit, um zu einem greifbaren Ergebnis zu führen, deutlich bewußte Vorstellungen voraussetzt,
Gefühl jedoch zwar das Bewußtsein des Spannungszustandes der Vorstellungen, aber nicht dieser selbst ist.
Zu den fixen körperlichen Gefühlen gehören die sogen. Vitalitätsgefühle, die von der gemeinsamen,
zu den vagen die Idiosynkrasien (s. d.), welche von der individuellen körperlichen
¶
mehr
Organisation abhängen. Zu den fixen geistigen gehören die sogen. reinen (universellen) Gefühle,
die ohne, zu den vagen die »subjektiven Erregungen«, die unter Einmischung
der Individualität des Fühlenden entspringen (Kants »Privatgefühle«). Jene werden weiter, je nachdem ihre Veranlassung
in der Materie oder in der Form der ihren Sitz ausmachenden Vorstellungsmasse gelegen ist, in materielle
und Formgefühle, letztere selbst, je nachdem die verursachende Form eine logische (Identität, Widerspruch) oder ästhetische
(Größe, Fülle, Einheit in der Mannigfaltigkeit, Harmonie, Disharmonie) ist, in logische (Wahrheits-) u. ästhetische (Schönheits-)
Gefühle unterschieden.
Letztgenannte gehen, wenn obige Vorstellungsmasse das Bild eines Wollens und die veranlassende Form die Form
eines solchen (Vollkommenheit, innere Freiheit, Wohlwollen, Recht, Billigkeit oder eins ihrer Gegenteile, Unvollkommenheit,
innere Unfreiheit, Übelwollen, Streit, Unbilligkeit) ist, in sittliche Gefühle über. Wird das Gefühlte (was aber nur
bei den Formgefühlen möglich ist) zum deutlichen Bewußtsein erhoben, so geht das in (logisches, ästhetisches, sittliches)
Urteil über, das einer Wissenschaft von den logischen, ästhetischen, sittlichen Formen als Normen des richtigen
Denkens, ästhetischen und ethischen Beurteilens (formale Logik, Ästhetik, Ethik oder praktische Philosophie) zum Prinzip dienen
kann.
Wird endlich auf den Umstand geachtet, ob die Ursache des Gefühls im eignen oder in einem fremden Bewußtsein gelegen ist,
so ergibt sich die Einteilung in egoistische (eigne) und sympathetische (Mit-) Gefühle. Letztere entstehen
durch unwillkürliche Nachahmung des fremden entweder durch das gleiche (Mitfreude, Mitleid) oder durch das entgegengesetzte
Gefühl (Neid bei Freude, Schadenfreude bei Leid des andern). Sogenannte gemischte Gefühle, die zugleich Lust- und Unlustgefühle
sein sollen, kann es nicht geben. Die dafür gelten, z. B. Wehmut u. a., beruhen auf der raschen Abwechselung
entgegengesetzter Freude- und Trauergefühle.
In der Natur der Gefühle ist es begründet, daß sie der äußern Darstellung und Mitteilung durch (sichtbare oder hörbare)
Zeichen große Schwierigkeiten bieten. Da das Gefühl auf der Spannung gewisser Vorstellungen ruht, diese selbst aber nicht
kennt, so können sehr verschiedene Vorstellungen sich in dem nämlichen Spannungsverhältnis befinden, also dasselbe Gefühl verursachen.
Daraus folgt, daß sich zwar durch Erregung derselben Vorstellungen in andern dieselben Gefühle, keineswegs aber durch Erregung
derselben Gefühle in andern dieselben Vorstellungen erzeugen lassen müssen.
Darstellung von Gefühlen durch Worte (»Dem Dichter gibt ein Gott, zu sagen, was er leide«)
ist daher zwar bestimmt, jene von Ideen durch Gefühle aber nicht anders als unbestimmt. Wo die Erzeugung der nämlichen Vorstellungen
eine Unmöglichkeit ist, weil sie entweder der Fühlende selbst nicht bei sich zur Klarheit gebracht, oder weder sicht-, noch
hörbare Zeichen dafür hat (»Der Mensch verstummt in seiner Qual«),
da bleibt kein andres Mittel, als
den nämlichen Spannungszustand im andern, gleichviel wodurch, zu erregen, um das gleiche Gefühl als Auslösung desselben zu erzeugen.
Der Musiker bedient sich zu diesem Zweck der Töne, da die Tonempfindungen ihrerseits untereinander ähnliche Spannungen und
Lösungen zeigen und überdies der Rhythmus des Gefühls, das An- und Abschwellen der Spannung, durch den
Rhythmus der Tonfolge und die Verstärkung
[* 72] oder Abdämpfung des Tons nachgeahmt werden kann.
Trauer und Freude können im allgemeinen musikalisch
dargestellt, niemals aber kann z. B. die Trauer um ein bestimmtes Individuum
durch bloße Töne fixiert werden. Händels Trauermusik auf den Tod der Prinzessin von Wales ließe sich als
christliche Passionsmusik gebrauchen. Auf der durchschnittlichen Beschaffenheit der herrschenden Gefühle beruht das, was wir
das Glück oder Unglück des Lebens nennen; das Vorwiegen der körperlichen oder geistigen, insbesondere der reinen, Gefühle
entscheidet über dessen niedern oder höhern Charakter.
im allgemeinen bedeutet den Mangel an Gefühlen, Gemütlosigkeit insbesondere den Mangel an Mitgefühl
(s. d.), der Herzlosigkeit heißt und bisweilen (beim Egoisten) vollständig,
während die Gefühllosigkeit niemals absolut, sondern das vorhandene Gefühl entweder nur schwach oder auf einen kleinen Kreis von Objekten
(beim Egoisten auf sich selbst) eingeschränkt ist.
eine Philosophie, welche sich, wie z. B. die Philosophie F. H. Jacobis (s. d.),
des Gefühls statt des Intellekts als Erkenntnisorgans bedient, um mittels desselben nicht nur in den Besitz dessen, was schön
oder gut (praktische Gefühlsphilosophie), sondern auch dessen, was wahr oder wirklich ist (theoretische Gefühlsphilosophie, Gefühlsmetaphysik),
zu gelangen.