judicii und nur auf einiges vorläufiges
Examen zum
Rad kondemniert, Weibern und
Kindern aber der
Strang anjudiziert werden«.
Bei der damaligen Zersplitterung des
Reichs in eine
Menge kleiner Territorien und bei dem Mangel durchgreifender polizeilicher
Maßregeln, besonders auf dem flachen Land, wurde indessen damit wenig ausgerichtet, wie denn amSchluß
des vorigen
Jahrhunderts allein in
Schwaben 2000 eigentliche Gauner ihr
Wesen getrieben haben sollen.
In dem ersten Jahrzehnt des 19. Jahrh.
steigerte sich während der Kriegsnöte, namentlich in den Grenzländern an den Rheinufern, das Übel zu einer unerträglichen
Höhe.
Die Gauner bildeten nicht geschlossene
Banden, sondern pflegten sich nur gelegentlich zu gemeinsam auszuführenden
Streichen zu vereinigen und sich, mochte der
Anschlag gelungen sein oder nicht, alsbald wieder nach allen Seiten zu zerstreuen.
Eine neuere Bezeichnung für eine Art der Gauner ist Bauernfänger; man versteht darunter solche, welche unerfahrene
Menschen zum
Glücksspiel verleiten und dabei betrügen.
Vgl.
Avé-Lallemant, Das deutsche Gaunertum in
seiner sozialpolitischen, litterarischen und linguistischen
Ausbildung (Leipz. 1858-62, 4 Bde.).
(Gour), ehemals Hauptstadt von
Hindukönigen über
Bengalen in
Vorderindien, lag links am
Ganges, wurde 1204 von
den Mohammedanern zur Hauptstadt ihres bengalischen
Besitzes gemacht, 1639 verlassen und ist jetzt ein Trümmergebiet mit
hochinteressanten Gebäuderuinen.
(auch
Mount Everest, nach dem engl. Obersten
Everest), der höchste Berggipfel der
Erde,
liegt im
Himalaja im
KönigreichNepal unter 27° 59' nördl.
Br. und 86° 54,7' östl. L. v. Gr. und erreicht
eine
Höhe von 8840 m. Er ist somit um 4030 m höher als der
Montblanc.
Der
Name hat eine mystisch-mythologische Bedeutung.
Vgl. »Proceedings« der
Royal Geographical Society (1886).
Kurz vorher hatte er als
Inauguraldissertation bereits eine kritische Übersicht über die vermeintlichenBeweise
des
Satzes gegeben, daß jede algebraische
Gleichung eine
Wurzel
[* 20] von der Form a + bi habe (s.
Gleichung), und selbst einen wirklichen
Beweis erbracht. Auf demselben Gebiet wie die
»Disquisitiones« bewegen sich seine Untersuchungen über die biquadratischen
Reste
(»Göttinger Kommentarien«, Bd. 6). 1807 wurde Gauß
Professor der
Mathematik undDirektor der
Sternwarte
[* 21] zu
Göttingen. Als zu Beginn dieses
Jahrhunderts die Planetenentdeckungen neue
Methoden zur Berechnung dieser Himmelskörper,
die man nur kurze Zeit zu beobachten vermochte, nötig machten, unterzog sich Gauß der
Erfindung solcher Verfahrungsweisen;
als die
Frucht dieser Bemühungen ist sein fundamentales Werk »Theoria motus corporum
coelestium, in sectionibus conicis solem ambientium« (Hamb. 1809; deutsch
v.
Haase, Hannov. 1865) zu betrachten.
Hierdurch auf die
Astronomie
[* 22] hingewiesen, lieferte er in v.
Zachs »Monatlicher
Korrespondenz« und
Bodes »Jahrbuch« eine große
Anzahl von astronomischen
Arbeiten. Diesem
Zweck dienten auch die von ihm entworfenen
Summen- und Differenzlogarithmen, von
denen er 1812
Kunde gab.Ferner führte ihn die
Sternkunde auch auf die Wahrscheinlichkeitsrechnung; in der
Abhandlung »Theoria combinationis observationum erroribus minimis obnoxiae«
entwickelte er seine berühmte
»Methode der kleinsten
Quadrate«. Seine chronologischen Forschungen fanden ihren
Abschluß in
seiner für den
Praktiker höchst bequemen
Formel zur Schnellberechnung des christlichen und jüdischen
Osterfestes, für welcheProfessorL. Feldt in
Braunsberg
[* 23] den
Beweis nachgeliefert hat. Gauß'
Teilnahme an der hannöverschen
Landesvermessung
veranlaßte ihn auch zu geodätischen
Arbeiten.
In den »Untersuchungen über Gegenstände der höhern
Geodäsie«
(»Göttinger¶
mehr
Abhandlungen« 1847 u. 1848) behandelte er besonders die kürzesten
Linien auf Oberflächen und schuf den Begriff des Krümmungsmaßes (s. d.) für Flächen. In Schumachers »Astronomischen Nachrichten«
(1825) gab er eine für die Theorie der Kartenprojektion höchst wichtige Lösung der Aufgabe: eine Fläche auf eine andre so
zu projizieren, daß Abbildung und Original einander in den kleinsten Teilen ähnlich sind. Die praktische
Geometrie ward von ihm durch Einführung eines neuen Instruments, des Heliotrops (s. d.), bereichert.
Besonders bewunderungswert sind aber Gauß' Leistungen in der Physik, hauptsächlich in deren mathematischem Teil. In den »Dioptrischen
Untersuchungen« (»Götting. Abhandlgn.« 1843) wußte er dem schwierigen Kapitel vom Durchgang der Lichtstrahlen
durch ein Linsensystem mittels Einführung neuer Begriffe (Hauptpunkte etc.) eine neue, anschauliche Seite abzugewinnen. Den
mechanischen Prinzipien fügte er das neue vom kleinsten Zwang hinzu (Crelles »Journal«, Bd. 4), und für die gesamte mathematische
Physik schuf er den jetzt so überaus wichtig gewordenen Begriff der Potenzialfunktion (s. d.). Besonders
hierauf gestützt, gab er eine neue Grundlage für die Lehre
[* 25] vom Erdmagnetismus, dessen Studium er durch sinnreiche neue Instrumente
unterstützte; auch war er der erste, welcher (in Gemeinschaft mit seinem Freund und Mitarbeiter WilhelmWeber [s. d.]) einen
elektromagnetischen (Nadel-) Telegraphen
[* 26] konstruierte. Gauß starb in Göttingen.
Hänselmann, K. F. Gauß. ZwölfKapitel aus seinem Leben
(Leipz. 1878).
Eine gute Einsicht in seine wissenschaftliche Denkweise gibt sein Briefwechsel mit dem Altonaer Astronomen Schumacher (hrsg.
vonPeters, Altona
[* 27] 1860-62, 4 Bde.), derjenige mit A. v.
Humboldt (hrsg. von Bruhns, Leipz. 1877) und mit Bessel (das. 1880).
Louis, reform. Theolog, geb.
war seit 1816 Pfarrer in Satigny bei Genf,
[* 28] als der Kampf der Strenggläubigen gegen die dortige Staatskirche begann. Er wurde vom
GenferStaatsrat 1832 abgesetzt, weil er mit Merle d'Aubigné zur Aufrechthaltung des alten Calvinismus die theologische Schule
gestiftet hatte; an dieser war er von 1836 bis zu seinem erfolgten Tod als Lehrer wie als Schriftsteller
wirksam. Von seinen Schriften ist anzuführen: »Le
[* 29] canon des saintes écritures sous le double
point de vue de la science et de la foi« (Lausanne
[* 30] 1860, 2 Bde.).
(spr. gohtjeh), 1) Théophile, franz. Dichter
und Kunstkritiker, geb. zu Tarbes, kam in frühster Jugend nach Paris,
[* 31] wo er auf den CollègesLouis le Grand und Charlemagne seine Bildung erhielt, widmete sich dann unter Riouts Leitung der Malerei, gab aber infolge des
Mißlingens seiner ersten malerischen Versuche diesen Beruf wieder auf und wandte sich der Litteratur zu. Ein eifriger Anhänger
VictorHugos, beteiligte er sich auf
seiten der Romantiker lebhaft an dem Kampf gegen die alte Schule, trat
mit Gedichten und Novellen hervor und ward ein angesehener und einflußreicher Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften, namentlich
an der »Presse«,
[* 32] am »Figaro«, am »Artiste«, an der »Revue de Paris«, zuletzt (seit 1856) am offiziellen »Moniteur«.
»Spirite« (1866) u. a., zum Teil gesammelt
unter dem Titel: »Nouvelles« (15. Aufl. 1884).
Ganz besonders ausgezeichnet war auch als Reiseschriftsteller,
so in den anziehenden und, wie seine Novellen, oft aufgelegten Schilderungen seiner Reisen in Spanien:
[* 34] »Tra los montes« (1843),
in Rußland: »Trésors d'art de la Russie« (1860-63)
und »Voyage en Russie« (1866). Auch schrieb er denText zu mehreren großen pantomimischen Balletten (»Giselle«,
1841; »La Péri«, 1843; »Sacontala«, 1848) und einige kleine Theaterstücke,
die aber wenig Glück machten (gesammelt erschienen 1872). Seine Kritik war geistreich-sprudelnd, aber (namentlich in der spätern
Epoche) blasiert und allzu nachsichtig; in der Kunstkritik steht er, wenigstens was die Beschreibung betrifft, geradezu unerreicht
da. Seine Theaterrezensionen für die »Presse« und den »Moniteur« erschienen gesammelt unter dem Titel:
»Histoire de l'art dramatique en France depuis 25 ans« (1859, 6 Bde.). Außerdem sind
von seinen Werken noch zu erwähnen: »Les grotesques« (1844),
eine Charakteristik von Schriftstellern des 16. und 17. Jahrh.;
»Histoire du Romantisme, 1830-68« (4. Aufl. 1884);
Seine Tochter Judith Gautier, geb. 1850, beschäftigte sich schon frühzeitig
mit dem Studium der chinesischen Sprache
[* 36] und veröffentlichte 1867 Übersetzungen aus derselben unter dem Titel: »Livre de jade«.
Später folgten einige Romane: »Le dragon impérial«, der chinesischen Geschichte entnommen;
»La chevalerie« (1884) und das preisgekrönte
Werk »Les épopées françaises«, eine Studie über die Ursprünge der französischen Litteratur (1866-67, 3 Bde.; 2. Aufl.
1878-1882, 4 Bde.).
Buchdrucker gautschen den Neuling, indem sie ihn auf einen nassen Schwamm setzen, worauf ihm
eine Urkunde, der Gautschbrief, ausgestellt wird, ein Überrest des von den alten Buchdruckern als frühern Universitätsverwandten
nachgeahmten Pennalwesens.
vonFrankenthurm,Paul, österreich. Minister, geb. 1851 zu Wien als Sohn eines Polizeikommissars, wurde im Theresianum
erzogen, studierte an der Universität zu Wien die Rechte, erwarb 1873 den Doktorgrad, ward 1874 von Stremayr
in das Kultusministerium berufen, in dem er unter Stremayr und Konrad als Konzipist und Präsidialsekretär thätig war, 1881 Direktor
des Theresianums und Regierungsrat und 1883 bei der Vereinigung des Theresianums mit der orientalischen Akademie zum Hofrat
befördert.
Als der MinisterConrad v. Eybesfeld die wachsenden Ansprüche der Klerikalen und Tschechen nicht mehr zu
befriedigen vermochte, ward an seiner Stelle im November 1885 Gautsch von Frankenthurm das Unterrichtsministerium übertragen. Gautsch von Frankenthurm bewährte sich als
gewandter Parlamentarier und energischer Chef seines Departements. Innerhalb seiner Verwaltung machte er sich zunächst durch
gründliche Säuberung aller Schulbibliotheken von liberalen und deutsch-nationalen Büchern bekannt.
Die Unterschriften, die in einigen Worten die dargestellte Situation erläutern, verraten eine ausgezeichnete Kenntnis des menschlichen
Herzens. Dabei war Gavarni kein Moralprediger; er gab die Welt wieder, wie sie war. Frei von bitterm, sarkastischem
Scherz, geißelte er mehr tändelnd und neckend die Gebrechen und Thorheiten des Lebens. Obschon seine Zeichnungen den Eindruck
machen, als wären sie nur leicht hingeworfen, sind doch alle Details getreu dem Leben nachgebildet.
Ein anhaltendes Naturstudium ermöglichte Gavarni, immer Neues zu produzieren. Im J. 1849 machte er eine Reise
nach England, wo er das Elend des Londoner Proletariats in vielen Zeichnungen darstellte. Er verlor darüber seine Heiterkeit
und konnte sie auch in Frankreich nicht mehr wiederfinden. Die Darstellungen, die er nun von Zeit zu Zeit
in der »Illustration« und einigen andern Journalen veröffentlichte, erfreuten sich nicht mehr der alten Popularität. Gavarni starb
in Auteuil bei Paris Seine sämtlichen Zeichnungen dürften über 30 Folianten füllen. Eine Auswahl davon in Holzschnitten,
mit Text von Jules Janin, Gautier, Balzac, Altaroche u. a., erschien unter dem Titel: »Œuvres choisies de Gavarni«
(Par. 1845-48, 4 Bde.). Eine andre Sammlung
führte den Titel: »Perles et parures par Gavarni« (Par. 1850, 2 Bde.).
hat viele Prachtwerke illustriert, unter andern EugenSues »Juif errant«.
(spr. -warnih),Ort im franz. DepartementOberpyrenäen, ArrondissementArgelès, mit einer
alten Kirche derTempelherren und 308 Einw., ist berühmt durch den sogen. Zirkus von Gavarnie, einen 2 km südlich vom Ort in 1640 m
Meereshöhe liegenden kolossalen Felsenkessel mit 300-400 m hohen Wänden, über welche ein DutzendGießbäche in Kaskaden herabstürzen.
Der größte und höchste dieser Wasserfälle, der 422 m hoch herabstäubt, bildet den Ursprung des Gave
de Pau.
[* 44] Über diese Kaskadenwand steigen noch Schnee- und Gletscherberge etagenweise und in fast senkrechter Erhebung bis zu 3000 m und
darüber empor. Nach S. führt aus diesem Felsenkessel die Rolandsbresche (2804 m) hinaus, nach W. der
Pont de Gavarnie oder de Boucharo ins Brotothal nach Spanien.
Alessandro, Gegner der römischen Hierarchie, geb. 1809 zu Bologna, trat mit 16 Jahren in den Orden
[* 45] der Clerici
regulares des St. Barnabas und ward später Professor der Rhetorik zu Neapel.
[* 46] Wegen seiner freisinnigen Richtung 1840 auf eine
untergeordnete geistliche Stelle im Kirchenstaat versetzt, war er nach Pius' IX. Wahl einer der thätigsten
Bewegungsmänner und trat mit päpstlicher Bewilligung als Feldprediger in ein gegen die Österreicher marschierendes Freikorps.
Als RadetzkyMailand
[* 47] wiedererobert hatte, mußte Gavazzi fliehen, wurde aber zurückgerufen, als in Bologna ein Aufstand
gegen den Papst ausgebrochen war, dessen Niederdrückung ihm auch gelang. Nach dem FallRoms begab er sich
ins Ausland und agitierte namentlich
¶
Bezeichnung der Gebirgswasser des Nordabhanges der Pyrenäen in den franz. DepartementsOber- und Niederpyrenäen,
welche sich sämtlich in dem bedeutendsten unter ihnen, dem Gave de Pau, vereinigen.
Der letztere nimmt seinen Ursprung 2331 m
hoch aus dem Gletscher von Marboré, bildet den Wasserfall von Gavarnie, fließt nördlich, dann nordwestlich
und mündet, 175 km lang, in den Adour.
Die wichtigsten seiner Zuflüsse sind der Gave de Cauterets und der Gave d'Oloron (letzterer
mit dem Gave de Mauléon).
deren Text später durch BeethovensKomposition unter dem Namen
»Fidelio« berühmt geworden ist. Auch veröffentlichte er eine Sammlung
italienischer Kanzonetten (Par. 1800) und französischer Romanzen.
(Rüsselkrokodile, Gavialidae Hxl.), Reptilienfamilie aus der Ordnung der Krokodile,
[* 54] namentlich durch den Zahnbau
von den verwandten Familien der Alligatoren und Krokodile unterschieden; die Nackenschilder bilden kontinuierlich mit den Rückenschildern
den Rückenpanzer, Bauchschilder fehlen, die Füße besitzen entwickelte Schwimmhäute. Die Gattung Gavial (RamphostomaWagl.)
ist durch die linear verlängerte Schnauze und
die zahlreichen Zähne,
[* 55] von denen die seitlichen nicht in Gruben aufgenommen
werden, charakterisiert.
Das Gangeskrokodil (Mudela, R. gangeticum Geoffr., s.
Tafel »Krokodile«),
über 6 m lang, mit vor den Augen eingeschnürtem Kopf, langer, schmaler, an der Spitze stark erweiterter
Schnauze, welche dem Schnabel eines Sägers gleicht, 104-110 ziemlich gleich entwickelten Zähnen, schwach entwickelten Beinen
und kammartig erhabenen Schuppen auf dem Schwanz, ist auf der Oberseite schmutzig bräunlichgrün, dunkel
gefleckt, auf der Unterseite grünlich-gelbweiß. Es bewohnt den Ganges und seine Nebenflüsse, den Indus und die Dschamna,
lebt von Fischen und den Leichen, welche die Eingebornen in den Ganges werfen, überfällt aber auch wohl größere Säugetiere
beim Trinken. Das Weibchen legt die Eier
[* 56] in den Sand, die auskriechenden Jungen sind etwa 40 cm lang. Es
gilt den Bewohnern Malabars als heilig und ist dem Wischnu geweiht. Im Krokodilteich bei Karatschi wird eine große Anzahl derselben
von Fakiren ernährt und angebetet. EinesVerbrechens angeklagte Menschen läßt man in Gegenwart eines Brahmanen durch einen Fluß
waten und spricht sie frei, wenn sie von den Gavialen verschont bleiben.
(spr. gawótt), ältere franz. Tanzform im Allabrevetakt
(2/2) mit ½ Auftakt und zweitaktiger Gliederung, stets auf dem guten Taktteil schließend, von mäßig geschwinder Bewegung
und mit Achteln als kleinsten Notenwerten.
Die Gavotte ist einer der gewöhnlichen Sätze der Suite (s. d.)
und folgt meist der Sarabande.
Der Name Gavotte wird hergeleitet von den Gavots, einem französischen Gebirgsvölkchen in der LandschaftGap (Oberalpen).
In neuerer Zeit sind Gavotten (für Klavier) vielfach einzeln komponiert worden und sehr in Aufnahme gekommen.
1) (spr. ghe)John, engl. Dichter, geb. 1688 bei Barnstaple
in Devonshire, widmete sich anfangs dem Handelsstand, ward 1712 Sekretär
[* 63] der Herzogin von Monmouth, 1714 Gesandter des Grafen
von Clarendon zu Hannover
[* 64] und starb in London. Er veröffentlichte: »Rural sports« (Lond. 1713),
und »Fables« (1726; neueste Ausg. von Dobson, 1882),
das Bedeutendste,
was bisher von englischen Dichtern in dieser Gattung geleistet worden war.
Seine »Beggars' opera« (1728) ward 63mal hintereinander
aufgeführt und verdrängte das bisher herrschende italienische Lustspiel völlig von der Bühne. Eine
Fortsetzung derselben, »Polly«, durfte nicht aufgeführt werden, weil der
Hof
[* 65] und der Erzbischof von Canterbury sich dadurch beleidigt
¶
mehr
fühlten, brachte aber, auf Subskription gedruckt, dem Dichter die Summe von 1200 Pfd. Sterl. ein. Eine Sammlung seiner »Works«
erschien zuerst London 1722-25 in 6 Bänden (zuletzt 1793 in 3 Bänden und 1806).
besonders »Léonie de Montbreuse« (1803) und »Anatole«
(1815),
sind ihre besten Werke;
sie zeichnen sich durch geistreiche, feine Beobachtung, tiefes und zartes Gefühl und einen
eleganten, lebhaften Stil aus.
Ihre spätern Romane: »Les malheurs d'un amant heureux« (1818),
in der Manier des »Gil Blas«, »Le
moqueur amoureux« (1830),
»Un mariage sous l'Empire« u. a.,
sind in jeder Beziehung schwächer. Auch mit dem Theater hat sie sich viel beschäftigt und selbst mehrere Stücke geschrieben
(»Le marquis de Pomenars« u. a.), die einen
gewissen Erfolg hatten. Außerdem verfaßte sie eine große Anzahl von Gedichten, Romanzen, Abhandlungen etc., die zum Teil
sehr gerühmt worden sind.
1) (tschech. Kyjow) Stadt in Mähren,
[* 68] an der LokalbahnBisenz-Gaya gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und
eines Bezirksgerichts, hat ein Rathaus, Piaristenkollegium, Kommunaluntergymnasium, 4 Dampfmühlen, Rollgerstefabrik, Spiritusbrennerei,
Stärke-, Zucker- und Malzfabrikation, Gerberei, ausgezeichneten Getreide- und Gemüsebau, Braunkohlengruben und (1880) 3393 Einw.,
darunter 1300 Juden. - 2) (Gya) Hauptstadt des gleichnamigen Bezirks in der ProvinzBihar der britisch-ostind.
PräsidentschaftBengalen, der 12,204 qkm (222 QM.) mit (1881) 2,124,682 Einw.
(9/10 Hindu) umfaßt, liegt am Phalguflüßchen und hat 76,415 Einw. Berühmt in der Geschichte
des Buddhismus und reich an Denkmälern des frommen Sinnes indischer Monarchen, ist ein jährlich von Hunderttausenden
besuchter Wallfahrtsort der Hindu, die hier Vergebung für die Sünden ihrer Vorfahren erbitten, dabei aber von den Tempelwächtern
so ausgebeutet werden, daß die Regierung zu ihrem Schutz besondere Gesetze erließ, die gleichwohl dem Unfug nicht zu steuern
vermögen.
DonPascal, span. Gelehrter, geb.
machte sich zuerst durch seine »Historiade los reyes de Granada«
[* 69] (1842) vorteilhaft bekannt und war seitdem auf dem Gebiet
der ältern Geschichte und Litteraturgeschichte seines Vaterlandes ununterbrochen thätig. Von seinen hierher gehörigen
Werken sind besonders zu nennen: seine englische Übersetzung des spanisch-arabischen Geschichtschreibers Al Makkari (»The
history of Mohammedan dynasties in Spain«, Lond. 1840, 2 Bde.),
seine spanische Bearbeitung von Ticknors »Geschichte der spanischen Litteratur«, welche er mit wertvollen
Zusätzen versah, und seine Herausgabe der »Cartas del cardinal Cisneros« (Madr. 1867) sowie der »Cartas y relaciones de Hernan
Cortes al emperador Carlos V.« (Par. 1870). Für Ribadeneyras »Biblioteca
de autores españoles« lieferte er die kritischen Ausgaben der »Libros de caballeria«, der »Gran
[* 70] conquista de Ultramar« und
der »Escritores en
prosa anteriores al siglo XV«. Gayangos ist gegenwärtig
Professor der arabischen Sprache an der Universität zu Madrid.
[* 71]
Jodäthyl etc. Von 1807 bis 1811 bearbeitete er mit Thénard, später (1814) mit Webster und (1824) mit Liebig gemeinschaftlich
die wichtigsten Gegenstände der Chemie. Seit 1816 redigierte er mit Arago die »Annales de Chimie et de Physique«. Von seinen
besonders erschienenen Schriften erwähnen wir die mit A. v. Humboldt 1804 herausgegebenen »Mémoires sur
l'analyse de l'air atmosphérique«, die ihm und Thénard gemeinschaftlichen »Recherches physico-chimiques« (Par. 1811, 2 Bde.),
seine von Grosselin herausgegebenen Vorlesungen »Cours de physique« (das. 1827) und die von Marmet herausgegebenen »Leçons
de chimie« (das. 1828, 2 Bde.)
etc.
Gesetz, das von Gay-Lussac 1802 entdeckte Gesetz, daß für alle vollkommenen Gase die Ausdehnung durch die
Wärme die nämliche und der Temperaturerhöhung proportional ist.
altberühmte Stadt in Palästina,
[* 90] im PaschalikJerusalem,
[* 91] 3 km vom Meer, an dem Hügel El Muntar zwischen
Gärten und Kaktushecken gelegen, Sitz eines griechischen und armenischen Bischofs und als Durchgangsort der zwischen Ägypten
[* 92] und Syrien ziehenden Karawanen namentlich früher ein wichtiger und belebter Ort von halb ägyptischem Charakter. Gaza zählt 16,000
Einw. (darunter eine Anzahl griechischer Christen), hat 7 Moscheen und ein Serai. - Gaza (Gasa) war im Altertum
die südlichste der Fünfstädte Philistäas und unter anderm Schauplatz der Heldenthaten Simsons. Um 606 v. Chr. eroberte
König Necho von Ägypten die Stadt.
Durch Kyros kam sie in die Gewalt derPerser, und unter Kambyses bildete sie einen Hauptsammelplatz seiner Truppen beim Zuge gegen
Ägypten. Alexander d. Gr. gelang die Eroberung der Stadt 332 erst nach zweimonatlicher Belagerung; sie
erhielt eine starke hellenische Kolonie und ward bald ganz hellenisiert. 312 erlitt hier DemetriosPoliorketes vom ägyptischen
König Ptolemäos Lagi eine Niederlage, wodurch in die Gewalt des letztern kam. 96 wurde es vom jüdischen König Alexander Jannäos
belagert und verbrannt.
Der römische FeldherrGabinius baute die Stadt wieder auf; Oktavian schenkte sie Herodes, nach dessen Tod sie zur römischen
ProvinzSyrien geschlagen wurde und ansehnliche Freiheiten erhielt. Sie blühte dann lange als belebter Handelsplatz und Sklavenmarkt
und hielt länger als alle ihre Nachbarn am Heidentum fest. 634 wurde sie von Amru, 1100 von den Kreuzfahrern, 1152 und 1187 von
dem SultanSaladin erobert. Vor ihren Mauern erlitten 1239 die Kreuzfahrer und die drei Ritterorden durch die Chowaresmier
sowie der Emir von Damaskus durch die Ägypter und in der Nähe die Mamelucken durch
die Türken eine große Niederlage. Unter der Herrschaft der Osmanen verschwand der frühere Wohlstand der Stadt. 1771 wurde
sie von dem rebellischen Ali Bei, von den Franzosen unter Kléber erobert.
Vgl. Stark, Gaza und die philistäische Küste
(Jena 1852).
(franz., spr. gase), nach der Stadt Gaza (s. d.) benannte feine, durchsichtige Gewebe,
[* 95] bei welchen zwei Kettenfäden
nebeneinander liegen und sich zwischen je zwei Schußfäden kreuzen. Um diese Verschlingung der Kettenfäden zu erreichen,
ist der Gazewebstuhl mit einer besondern Vorrichtung versehen, welche durch mannigfache Abänderung des
Prinzips eine MengeMuster erzeugt. Im gewöhnlichen Sprachgebrauch werden auch verschiedene glatte Gewebe Gaze genannt. Man hat
seidene, halbseidene, baumwollene und leinene Gaze. Zu der seidenen wird nicht gekochte, sondern rohe Seide
[* 96] verwendet. Zur Gattung
Gaze gehören Tarlatan, Marly, Krepp, Beuteltuch etc.
(Bahr el Ghazal), 1) großer Strom des Nilsystems in Zentralafrika, dessen Zusammenfluß am sumpfigen,
mit ungeheuern Grasinseln bedeckten See Mokren el Bohur mit dem von S. kommenden, fast rechtwinkelig auf seinen westöstlichen
Lauf stoßenden Bahr elDschebel den Bahr el Abiad oder WeißenNil bildet. Der Gazellenfluß entsteht aus einer großen
Anzahl von Strömen (Dschur, Tondsch, Bahr el Homr), die von der Wasserscheide gegen das Congobecken abfließen, und dem vom
Dschebel Marra aus Dar Fur
[* 97] kommenden Bahr el Arab. Er durchzieht mit trägem, oft wechselndem Lauf eine niedrige, sumpfige, zur
Regenzeit weithin unter Wasser stehende Landschaft und wird häufig von undurchdringlichen Grasinseln verstopft
(vgl. Gessi), ist aber dennoch als einziger Zugang zu den von seinen Zuflüssen durchzogenen Landschaften (Dar Fertit u. a.)
von Wichtigkeit. Nach ihm wurde die südwestlichste Provinz des ägyptischen SudânBahr el Ghazal benannt. - 2) Der ehemalige
Abfluß des Tsadsees in Zentralafrika, ward erst 1871 von Nachtigal näher erforscht. Vom Südostende
des Tsadsees bis 16° nördl. Br. und 19° östl. L. v. Gr. läßt er sich als
ununterbrochene, nordöstlich verlaufende Linie von Baumwuchs mit unterirdischem Wasser verfolgen. Er endigt in dem weiten,
brunnenreichen Becken von Bodelé und führt in sehr regenreichen Jahren auch Wasser (so noch 1870).
Das (heute veraltete und durch
»Journal« aus der Umgangssprache meist verdrängte) Wort Gazette rührt angeblich von dem Namen einer ehemaligen venezianischen Scheidemünze
(gazeta oder gazzetta, im Wert von etwa 8 Pf.) her, als dem Preis der einzelnen ältesten Zeitungsnummern.
Es hat sich namentlich noch durch das geflügelte WortFriedrichs d. Gr.: »Gazetten müssen nicht
geniert werden« erhalten.