Der
Schieber G ist in
[* 1]
Fig. 5, 6 und 7 im Horizontalschnitt, in
[* 1]
Fig. 8 im
Vertikalschnitt dargestellt. Er besteht aus einer
Platte mit den beiden
Kanälen d und e, von denen der erstere das Gasgemisch
in den
Cylinder einzulassen, der letztere dasselbe zu entzünden hat. Dieser
Schieber legt sich gut dichtend
mit der die Ausmündungen des
Kanals d enthaltenden vordern Seitenfläche gegen den am
Boden des
Cylinders befindlichen Schieberspiegel,
während die gegenüberliegende hintere Seitenfläche, ebenfalls gut dichtend, durch die Deckplatte H bedeckt wird, welche
durch die
Federn I an den
Schieber angepreßt wird. Der Schieberspiegel zeigt zwei Öffnungen a und g,
von denen die eine a, wie schon erwähnt, in den
Cylinder leitet, während die andre
g in die Höhlung h führt, welche durch
das
Rohr i
[* 1]
(Fig. 4) mit der atmosphärischen
Luft außerhalb des Gebäudes kommuniziert.
In der in
[* 1]
Fig. 5 gezeichneten
Stellung des
Schiebers kann daher zunächst
Luft in den
Cylinder einströmen.
Um nun diese
Luft mit
Gas zu mischen, befindet sich in der hintern Seitenfläche des
Schiebers eine
Reihe kreisförmiger Öffnungen
k, welche mit dem
Kanal
[* 2] d kommunizieren und welche vor eine in der Deckplatte H ausgesparte
Kammer l treten können, die ihrerseits
mit dem Einlaßventil des
Gases in
Verbindung steht. Ist also das Einlaßventil offen, so wird in der in
[* 1]
Fig. 5 gezeichneten Schieberstellung ein Gemisch von
Gas und
Luft, ist das Einlaßventil geschlossen, nur
Luft in den
Cylinder
eintreten. Die
Entzündung des in den
Cylinder eingetretenen Gasgemisches bewirkt der
Kanal e des
Schiebers und
zwar in der
Weise, daß zuerst
Gas und etwas
Luft in den
Kanal gelangen, hierauf entzündet und in brennendem Zustand vor die
Einlaßöffnung a des
Cylinders gebracht werden.
Zur
Füllung des
Kanals e mit
Gas dient die in der Deckplatte angebrachte
Nute m, welche durch die dazu rechtwinkelige
Nute n
mit einem Gasleitungsrohr o in
Verbindung steht, und welche, wie
[* 1]
Fig. 5, 6 und 7 lehren, den
Kanal e so lange mit
Gas versorgt,
bis derselbe mit dem Einlaßkanal a zu kommunizieren beginnt
[* 1]
(Fig. 7). Die
Entzündung des in den
Kanal e einströmenden
Gases
besorgt eine Gasflamme p, welche durch das
Rohr q gespeist wird und in einer die Deckplatte H durchbrechenden
Öffnung r brennt, die mit dem
Kanal e bis kurz
vor der in
[* 1]
Fig. 7 gezeichneten Schieberstellung kommuniziert.
Die zum
Brennen erforderliche
Luft tritt durch die Öffnung s der Deckplatte in den untern
Zweig des
Kanals e ein
[* 1]
(Fig. 8), während die Entzündungsflamme p durch den an die Deckplatte angegossenen kleinen
Schornstein t mit
Luft versorgt
und durch denselben zugleich gegen Zufälligkeiten, welche das Auslöschen bewirken könnten, geschützt wird. Das Einlaßventil
befindet sich in einer vertikalen Scheidewand der an den Cylinderbogen angegossenen
Kammer K, deren eine Abteilung durch
den
Hahn
[* 3] L mit der Gasleitung in
Verbindung steht, während die andre Abteilung durch das
Rohr M mit der in der Deckplatte H
ausgesparten
Kammer l kommuniziert. Der Stiel des kegelförmigen
Ventils geht durch die
Wand derKammer hindurch und ist mit
einer Spiralfeder ausgestattet, welche das
Ventil
[* 4] stets geschlossen hält. Die
Eröffnung erfolgt in dem
geeigneten
Moment dadurch, daß der vertikale
Arm des Winkelhebels N den Stiel des
Ventils, dem Federdruck entgegen, in die
Kammer hineinschiebt
[* 1]
(Fig. 4).
Das ebenfalls kegelförmige Auslaßventil ist in der horizontalen Scheidewand der an den
Cylinder angegossenen
Kammer O angebracht,
deren obere Abteilung direkt in den
Cylinder mündet,
während an die untere Abteilung sich das
Rohr P
zur
Ableitung der Verbrennungsprodukte anschließt. Der Stiel des
Ventils geht durch den
Boden der
Kammer hindurch und ist unter
demselben mit dem einen
Arm eines doppelarmigen
Hebels Q verbunden
[* 1]
(Fig. 4), welcher durch die Spiralfeder R stets
in der
Lage erhalten wird, bei welcher das
Ventil geschlossen ist.
Durch eine entsprechende
Bewegung des
Hebels kann das
Ventil in dem geeigneten
Moment geöffnet werden. Was endlich die
Bewegung
der drei Steuerungsteile, nämlich des
Schiebers, des Einlaß- und Auslaßventils, betrifft, so werden dieselben von der Steuerungswelle
T abgeleitet, welche ihre
Umdrehung durch Vermittelung des konischen Räderpaars UV von der Kurbelwelle
empfängt. Zur
Bewegung des
Schiebers dient die am Ende der Steuerungswelle T angebrachte
Kurbel
[* 5] S, deren
Zapfen
[* 6] in ein Gleitstück
gesteckt ist, welches sich in einem
Schlitz des
Schiebers (Kurbelschleife) verschieben kann. Behufs
Bewegung der beiden
Ventile
ist die Steuerwelle mit zwei Daumenscheiben x und y ausgestattet, von denen die eine (x) auf den Winkelhebel
des Einlaßventils, die andre (y) auf den
Hebel
[* 7] des Auslaßventils einwirkt.
Wie aus
[* 1]
Fig. 2 zu erkennen, ist das konische Räderpaar, durch welches die Steuerwelle von der Kurbelwelle
umgetrieben wird, so beschaffen, daß zu je einer
Umdrehung der Steuerwelle zwei
Umdrehungen der Kurbelwelle
erforderlich sind; es werden daher zu jedem
Spiel der
Steuerung zwei volle
Spiele des
Kolbens gehören.
Endlich ist noch zu bemerken,
daß, wenn man die Schieberkurbel mit der Hauptkurbel in dieselbe
Ebene gelegt denkt, die erstere der letztern um 135° vorauseilt.
Die gegenseitige
Lage der beiden
Kurbeln wird dann durch
[* 1]
Fig. 9 veranschaulicht, in welcher der größere
Kreis den
[* 8] Warzenkreis
der Hauptkurbel, der kleinere
Kreis den der Schieberkurbel bedeutet, und in welcher sämtliche zusammengehörige
Lagen der
beiden
Kurbeln mit den übereinstimmenden
Zahlen I, 1; II, 2 etc. bezeichnet sind.
Die Wirkungsweise der
Maschine ist
[* 9] folgende. Stellt man sich so auf, daß das
Gesicht
[* 10] dem
Schieber zugekehrt
ist, und befindet sich der
Kolben in seiner innersten
Stellung in der
Nähe des Cylinderbodens, der Kurbelstellung I entsprechend,
so hat der
Schieber beinahe seine äußerste
Lage links erreicht, bei welcher die
Kommunikation der beiden
Kanäle a und g beginnt. Zugleich wirkt der
Daumen x auf den Winkelhebel N und öffnet dadurch das Einlaßventil für
Gas. Wenn
sich nun die
Kurbel von I nach II bewegt, so vollführt der
Kolben einen einfachen
Hub und erreicht das vordere offene Ende
des
Cylinders, während die Schieberkurbel von 1 nach 2 geht und den
Schieber bis gegen Ende des Kolbenhubes
bei geöffnetem Einlaßventil die Einströmung des Gasgemisches gestattet. Das Auslaßventil ist während dieses ganzen Kolbenhubes
geschlossen und bleibt auch geschlossen während des Kolbenrückganges, wobei die
Kurbel von II nach I und die Schieberkurbel
von 2 nach 1a gelangt. In dieser
Periode des Kolbenrückganges werden die
Kanäle a und g vom
Schieber verdeckt,
die
Kammer e des
Schiebers indessen wird durch die
Nute m mit
Gas gefüllt und befindet sich in
Kommunikation mit den Durchbrechungen
r und s
[* 1]
(Fig. 8) der Schieberdeckplatte H, so daß die
Flamme
[* 11] p das in der
Kammer e befindliche
Gas entzündet.
Da alle in den
Cylinder führenden
Kanäle und
Ventile während des Kolbenrückganges geschlossen sind, so wird das im
Cylinder
befindliche Gasgemisch auf etwa die Hälfte seines ursprünglichen
Volumens¶
mehr
komprimiert. Am Ende des Kolbenrückganges hat der Schieber die in
[* 12]
Fig. 7 gezeichnete Stellung. Wenn nunmehr der Kolben seinen
Vorgang beginnt und die Kurbel in der Richtung von I nach II, die Schieberkurbel von 1a nach 2a geht, so tritt die mit dem
brennenden Gas gefüllte Kammer e vor den Kanal a, wodurch die Explosion des im Cylinder befindlichen Gasgemisches
herbeigeführt wird. Bevor indessen die Kammer e das im Cylinder komprimierte Gas zu entzünden vermag, ist es nötig, die Druckdifferenz
zwischen dem Inhalt des Cylinders und der Kammer e auszugleichen. Diesem Zweck dient eine kleine Öffnung im Schieberspiegel.
Von der Kammer e führt nämlich
[* 12]
(Fig. 8) ein enger Kanal z gegen die dem Schieberspiegel zugekehrte Schieberfläche
und zwar so, daß die Kante dieses Kanals einen Moment früher an der genannten Öffnung des Schieberspiegels anlangt als die
Kante der Kammer e an dem Kanal a. Es wird auf diese Weise einen Momentvor derExplosion eine Kommunikation
zwischen dem Cylinder und der Entzündungskammer und somit auch die erforderliche Druckausgleichung hergestellt.
Durch die Explosion wird das Gasgemisch hinter dem Kolben in eine Spannung von 8-10 Atmosphären versetzt, infolge deren der
Kolben einen Antrieb empfängt und während seines nun erfolgenden Vorganges der Expansionswirkung
des Gasgemisches ausgesetzt ist. Hierbei gelangt die Kurbel nach II, die Schieberkurbel nach 2a, und das Auslaßventil bleibt
geschlossen, bis der Kolben seine äußerste Lage am offenen Ende des Cylinders erreicht hat. In diesem Augenblick wirkt der
Daumen y auf den Hebel Q, das Auslaßventil wird geöffnet, und bei dem nun folgenden Rückgang des Kolbens
werden die bei der Explosion entstandenen Verbrennungsprodukte ausgestoßen, während die Kurbel wieder nach I gelangt und
die Schieberkurbel in ihre Anfangslage 1, der Schieber in seine Anfangsstellung zurückkehrt. Am Ende des Kolbenrückganges
wird dann endlich das Auslaßventil wieder geschlossen, und eine neue Periode von zwei Kurbelumdrehungen
kann beginnen.
Während einer solchen Periode von zwei Kurbelumdrehungen erfolgt also nur eine Explosion, d. h. der Kolben empfängt nur bei
jedem vierten halben Hub einen direkten Antrieb; für die dazwischenliegenden drei Halbhübe muß die Trägheit des Schwungrades
die Maschine im Gang
[* 13] erhalten.
Bei X
[* 12]
(Fig. 2 u. 3) ist ein selbstthätiger Schmierapparat (s. Schmiermittel), bei W ein Zuleitungsrohr
für Kühlwasser, das aus Z abläuft, und bei α β γ ein Geschwindigkeitsregulator angebracht, welcher in der Weise wirkt,
daß er bei zu schnellem Gang der Maschine den Daumen x auf der Steuerwelle seitwärts verschiebt, so daß er nicht mehr auf
den Winkelhebel N drücken, also auch keine Gaseinströmung herbeiführen kann. Es bleibt mithin auch die Explosion aus, die
Triebkraft fehlt, und die Maschine verlangsamt ihren Gang bis zur normalen Umdrehungszahl, bei welcher der Regulator
[* 14] den Daumen
x wieder einrückt.
Die Ottoschen Gasmotoren haben in den wenigen Jahren seit ihrer Erfindung eine außerordentlich große Verbreitung
gefunden, und sie sind auch in der That vor allen andern da zu empfehlen, wo man bei geringem Kraftbedarf von der Aufstellung
einer Dampfmaschine
[* 15] absehen muß, und wo Gas vorhanden ist, besonders wenn man die Maschine nicht kontinuierlich braucht, aber
es darauf ankommt, jeden Moment motorische Kraft
[* 16] zur Verfügung zu haben, wie es beim Kleingewerbe in der
Regel der Fall ist.
Bei einer
ganzen Reihe von neuern Konstruktionen (von Wittig u. Hees, gebaut von der Hannoverschen Maschinenbau-Aktiengesellschaft;
von Lieckfeld, gebaut von Körting in Hannover;
[* 17] Buß, Sombart u. Komp. in Magdeburg-Friedrichstadt; Clerk in Glasgow
[* 18] etc.) ist
das Ottosche Prinzip der Gasmischung und -Kompression benutzt, jedoch unter Anwendung von zwei Cylindern,
von denen der eine als Arbeitscylinder, der andre als Kompressionspumpe dient. Die gleichzeitig auf- und abgehenden Kolben
der beiden nebeneinander stehenden Cylinder greifen mittels Bleuelstangen und Kurbeln an einer gemeinschaftlichen Schwungradwelle
an. BeimAufgang erfolgt im Arbeitscylinder die motorische Gasexplosion, in der Pumpe
[* 19] das Ansaugen des Gasgemisches.
Beim Niedergang stößt der Arbeitskolben die Verbrennungsgase aus bis auf ein Residuum, welches mit dem beim Niedergang des
Pumpenkolbens komprimierten und in den Arbeitskolben gedrückten Luft- und Gasgemisch vereinigt wird, um das Explosionsgemisch
für den folgenden Aufgang zu geben. Diese Maschinen sind also einfach wirkend, während die Ottosche nur
einhalbfach wirkend ist; sie werden deshalb im Vergleich mit letzterer für gleiche Leistungsfähigkeit kleiner ausfallen
und ein leichteres Schwungrad erhalten. Sie unterscheiden sich vom Ottoschen Motor noch durch die Konstruktion der Zündvorrichtung,
die Art der Regulierung etc. In Bezug auf Gasverbrauch sind sie dem Ottoschen
Motor nicht ganz ebenbürtig.
Um die den abziehenden Verbrennungsgasen innewohnende Hitze auszunutzen, hat Simon in Nottingham
[* 20] einen Gasmotor konstruiert (gebaut
bei OttoHenniges u. Komp. in Berlin),
[* 21] bei welchem diese Gase
[* 22] durch ein Wassergefäß geleitet werden. Der sich hierbei entwickelnde
Wasserdampf wird mit zur Arbeitsleistung herangezogen. Ob dadurch wirklich eine Mehrleistung erzielt
wird, ist fraglich; jedenfalls aber gibt der Dampf
[* 23] ein gutes Schmiermittel für den Kolben ab. Die Maschine ist komplizierter
als die Ottosche und hat einen geringern Wirkungsgrad als diese.
Eine Gaskraftmaschine
[* 24] für ganz kleine Kraftleistungen ist auf der PariserWeltausstellung von 1878 durch die Einfachheit ihrer
Konstruktion aufgefallen. Dieselbe ist von Bisschop konstruiert und wird von OttoHenniges u. Komp. in Berlin in Größen von 1/25-⅓
Pferdekraft ausgeführt. Der Gasverbrauch pro Stunde und Pferdekraft ist allerdings relativ ein ziemlich hoher; doch kommt es
bei einem so geringen absoluten Konsum von Gas, wie ihn diese kleinen Maschinen erfordern, auf eine so ängstliche
Ökonomie nicht an; größere Maschinen nach diesem System würden freilich im Betrieb zu teuer werden.
Die Maschine von 1/12 Pferdekraft würde bei zehnstündiger Arbeit pro Tag etwa 0,50 Mk. an Gas kosten. Die Gaskraftmaschine von Bisschop (s.
Fig. 10-12) benutzt, wie der Ottosche Motor, direkt die Explosionskraft des Leuchtgases zu ihrem Betrieb.
Sie besteht im wesentlichen aus einem stehenden, einfach wirkenden Arbeitscylinder a mit einem Kolben b, dessen Stange in der
Cylinderverlängerung d geradlinig geführt wird und durch eine Bleuelstange f mit der Kurbele der seitlich gelagerten Schwungradwelle
in Verbindung steht. Auf letzterer sitzt ein Exzentrik
[* 25] g, welches mit Hilfe eines Hebelmechanismus h die
Bewegung des Steuerkolbens i vornimmt. Steht der Arbeitskolben in seiner tiefsten Stellung, so muß er durch die im Schwungrad
aufgespeicherte lebendige Kraft ein Stück vorwärts bewegt werden, um dabei unter Eröffnung desGas- und Luftzuführungskanals
m, welcher
¶
mehr
von k aus mit Gas, von l aus mit Luft gespeist wird, ein explosibles Gasgemisch anzusaugen. Sobald er jedoch die bis dahin von
ihm verschlossene Klappe n passiert hat, öffnet sich diese unter dem Einfluß der Atmosphäre und gestattet einer kleinen
bei o brennenden Flamme, momentan in den Cylinder hineinzuschlagen und das inzwischen durch den Steuerschieber
abgesperrte Gas zu entzünden. Jetzt entsteht eine Explosion, deren Wirkung der Kolben wegen der seitlichen Anordnung der Kurbelwelle
schnell folgen kann.
Währenddessen wird die Klappe n durch den Druck des Explosionsgases geschlossen gehalten. Der Rückgang des Kolbens wird durch
die im Schwungrad aufspeicherte Arbeit unter dem Ausströmen der verbrauchten Gase vollführt. p dient zum
Anwärmen beim Anlassen der Maschine. Übrigens ist noch als Eigentümlichkeit der Bisschopschen Gaskraftmaschine hervorzuheben, daß sie
keiner Wasserkühlung und einer Schmierung nur für die Lager
[* 27] und das Gleitstück c bedarf. Als Ersatz der Wasserkühlung sind
am Cylinder radiale dünne Rippen angebracht, welche die wärmeausstrahlende Fläche des Cylinders genügend
vermehren. Zu empfehlen ist diese Gaskraftmaschine unbedingt da, wo man einer ganz kleinen kontinuierlichen Kraftquelle
bedarf.
Gaetano, ital. Musikforscher, geb. zu Bologna, ward 1820 Schüler des Liceo musicale daselbst, speziell
Benedetto Donellis, erhielt 1827 den ersten Kompositionspreis und wurde 1828 städtischer Kapellmeister in Cento sowie 1836 Kapellmeister
an der Kathedrale zu Imola, gab jedoch diese Stelle auf Wunsch seines Lehrers Donelli auf, um diesem in seinem
Lehrberuf Beistand zu leisten. Nach Donellis Tod nahm er 1840 eine Gesangsprofessur am Lyceum an. 1855 wurde er Konservator der
durch ihren Reichtum an Inkunabeln des Musikdrucks berühmten Bibliothek des Lyceums und 1857 Kapellmeister an der
KircheSan Petronio. 1866 zum Mitglied der königlichen Deputation zur Erforschung der Geschichte der Romagna erwählt, widmete
er sich unter Aufgabe seines Kapellmeisterpostens nun gänzlich historischen und bibliographischen Studien, die ihn in den
engsten wissenschaftlichen Verkehr mit allen Musikhistorikern des In- und Auslandes brachten. Er starb Bis
jetzt sind nur die Früchte von Gasparis Studien in
Bezug auf das 14.-16. Jahrh. zugänglich (in den Berichten der genannten
Deputation); einen zweiten, das 17. Jahrh. behandelnden Teil dieser Studien hinterließ Gaspari druckfertig.
In der Politik der konservativen Richtung zugethan, verfocht er dieselbe durch Wort und Schrift, bekämpfte zu gleicher Zeit
die bei Besetzung öffentlicher Stellen zu Tage tretende Korruption und suchte als eifriger Protestant nicht minder nachdrücklich
für freie Ausübung des protestantischen Kultus zu wirken. Im J. 1846 wurde er nicht wieder gewählt
und nahm seitdem an der Politik nur geringen Anteil. Im J. 1852 begab er sich nach Toscana, um für das Ehepaar Madiai, das
wegen seines Übertritts zum Protestantismus zur Galeere verurteilt worden, die Freiheit zu erwirken, ein Schritt, der, wenn
auch erst durch Vermittelung des Königs von Sardinien,
[* 34] von Erfolg gekrönt war. Er starb in
Genf,
[* 35] wo er den größten Teil seines spätern Lebens zugebracht hatte. Gasparin war ein etwas mystisch angehauchter (vgl. seine
Erklärung des Tischrückens: »Les tables tournantes«, 1854, 2 Bde.),
aber ehrenwerter und unabhängiger Charakter, der stets nur seiner Überzeugung folgte. Am deutlichsten
bewies er dies durch sein Buch »La France, nos fautes, nos périls, notre avenir« (Par. 1872), worin er seinen Landsleuten
nach dem Krieg einen wenig schmeichelhaften, aber desto wahrheitsgetreuern Spiegel
[* 36] vorhielt, nachdem er vergeblich gegen den
Krieg geschrieben. Außerdem sind von seinen Schriften zu nennen: »Esclavage et traité« (1838);
»Intérêts
généraux du protestantisme français« (1843);
»Les États-Unis en 1861« (2. Aufl. 1862);
»La famille, ses devoirs, ses
joies et ses douleurs« (3. Aufl. 1865; deutsch, Gütersl.
1870);
»La liberté morale« (1868, 2 Bde.)
und die nach seinem Tod erschienenen Werke: »Innocent III. Le
[* 37] siège apostolique. Constantin« (1873; deutsch,
Frankf. a. O. 1876);
»Luther et la réforme au XVI. siècle« (1873) und »Pensées de liberté inédites« (1876 u. öfter).
2) ValérieBoissier, Gräfin von, Gattin des vorigen, geb. 1813 zu Genf,
hat sich als Schriftstellerin gleichfalls einen geachteten
Namen erworben. Besonders fanden die Verirrungen der religiösen Sektiererei an ihr eine heftige Gegnerin,
doch ist sie selbst von ultraprotestantischem Zelotismus nicht freizusprechen. Zwei ihrer Schriften, darunter »Le mariage
au point de vue chrétien« (3. Aufl. 1853; deutsch, Kobl. 1844),
erhielten einen Preis der Akademie. Außerdem sind zu erwähnen: »Un livre pour les femmes mariées« (2.
Aufl. 1852);
»Les corporations monastiques au sein du protestantisme« (1855, 2 Bde.);
Sie bildet ein von tiefen Schluchten durchschnittenes Tafelland von 460 m Höhe, über
welches die 100 km lange Kette der aus präkambrischen Felsen gebildeten Shickshockberge ansteigt, die im Logan eine Höhe von 1148 m
erreichen.
Als Schriftsteller trat er mit seinen »Excercitationes paradoxicae adversus Aristoteleos«
(1. Buch, Grenoble
[* 58] 1624; 2. Buch, Haag
[* 59] 1659) auf, die außerordentliches Aufsehen machten, deren weitere
fünf Bücher aber von ihm selbst unterdrückt wurden. Nachdem er mehrere wissenschaftliche Reisen in die spanischen Niederlande
[* 60] und nach Holland gemacht, erhielt er 1645 die Professur der Mathematik am Collège royal zu Paris,
[* 61] wo er mit außerordentlichem
Beifall lehrte, aber schon starb.
SeinesScharfsinns und seiner Polyhistorie wegen ist Gassendi von Bayle der größte Gelehrte unter den (damaligen) Philosophen und
der größte Philosoph unter den Gelehrten genannt worden. Wie in der oben genannten Schrift die Aristotelische, so bestritt er in
seinen »Objectiones ad meditationes Cartesii« die Cartesianische Philosophie, welchen beiden er seinerseits
ein neues, auf der Atomenlehre Epikurs beruhendes System entgegenstellte, weswegen er mit Recht als der Erneuerer des Atomismus
und Vorläufer der neuen physikalischen Grundanschauung bezeichnet worden ist. Die Darstellung und Kritik des Epikureismus in
seinen Schriften: »De vita, moribus et doctrina Epicuri« (Lyon
[* 62] 1647, Amsterd. 1684) und »Syntagma philosophiae
Epicuri« (Lyon 1649, Haag 1656) gehört zu den vollständigsten und unbefangensten und hat sowohl auf die Physik als auf die
Moral der spätern Encyklopädisten großen Einfluß geübt. Seine Schüler, die sich Gassendisten nannten, setzten seine Polemik
gegen die Cartesianer, aber auch (namentlich der ArztBernier zu Montpellier)
[* 63] gegen die Jesuiten fort, welche
Gassendis Philosophie für unverträglich mit der Transsubstantiationslehre erklärt hatten. Von seinen astronomischen Schriften
sind besonders zu nennen seine »Institutio astronomica« (Par.
1647) und »Tychonis Brahaei, Copernici, Peurbachii et Regiomontani vitae«
(das. 1654), worin er auch eine vollständige Geschichte der Astronomie bis auf seine Zeit gegeben hat. Seine sämtlichen
Werke wurden gesammelt und herausgegeben von Montmort und Sorbier (Leid. 1658, 6 Bde.) und von Averrani (Flor. 1728, 6 Bde.).
Vgl. Bernier, Abrégé de la philosophie de Gassendi (Par. 1678);
im 16. Jahrh. Bezeichnung für volksmäßige Lieder oder Volkslieder (Gassenhawerlin),
hat heute die Bedeutung des Abgedroschenen, Abgeleierten und zugleich die des Gemeinen, nicht der Kunst Würdigen.
1) Hans, Bildhauer, geb. bei Gmünd
[* 64] auf der Eisentratte in Kärnten als der Sohn eines Tischlers und
Holzschnitzers, begann seine Künstlerlaufbahn mit Schnitzen von Weihnachtskrippenfiguren, Aushängeschildern
etc., ging 1838 nach Wien,
[* 65] wo er in die Akademie eintrat, und 1842 nach München, wo er sich an Schnorr und Kaulbach, dann an
Schwanthaler anschloß. 1847 kehrte er nach Wien zurück und erhielt als erste monumentale Arbeit den
¶
2) Joseph Gasser von Valhorn, Bildhauer, geb. 1818 zu Valhorn in Tirol,
[* 73] Bruder des vorigen, wurde zuerst von seinem Vater unterrichtet
und zeigte dabei eine große Fertigkeit im Modellieren von Statuetten. Seit 1839 bildete er sich als
Schüler der Akademie unter den MeisternSchaller, Klieber und Kähßmann aus. Erfolgreich debütierte er 1844 mit einer Statuette
Leopolds des Glorreichen, welche ihm eine Pension für einen Aufenthalt in Rom einbrachte, wo er von 1845 bis 1849 nach der
Natur und nach der Antike studierte und eine Gruppe: Venus und Amor, schuf.
Theodor, Bühnendichter, geb. zu Braunschweig,
[* 77] Sohn eines Schauspielers, bekleidete seit 1847 eine
Stelle in einer Hamburger Buchhandlung, bis er sich nach fünf Jahren ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er starb in
Hamburg.
[* 78] Unter seinen form- und bühnengewandten Stücken fanden das Zauberspiel »Die Blumengeister« (1856),
endlich
das Weihnachtsspiel »Der Märchenkönig« und mehrere Possen und Blüetten allgemeinen Beifall. Auch die Reuterschen Romane brachte
in dramatischer Bearbeitung auf
die Bühne. Gesammelt erschienen von ihm »Heitere Bühnenspiele« (Hamb.
1865, 2 Bde.).
Die Heilung sowohl der »Umsessenen«, d. h.
durch Krankheit Geplagten, als der »Besessenen«, d. h. der im übrigen Gesunden, vollzog er mittels des
Exorzismus, bis endlich Joseph II. 1777 dem Unwesen steuerte und Gaßner befahl, Regensburg zu verlassen. Der Bischof, der ihn zu
seinem Hofkaplan mit dem Titel eines geistlichen Rats ernannt hatte, wies ihm zur Entschädigung die Pfarrei Bendorf an, wo er ganz
verschollen starb. Die über ihn erschienenen Schriften bilden den Inhalt der »Zauberbibliothek« (Augsb.
1776). In neuester Zeit hat Eschenmeyer Gaßners Kuren in Kiesers »Zeitschrift für tierischen Magnetismus«
[* 86] verteidigt, wie schon
Lavatersie der größten Aufmerksamkeit wert gefunden hat. Jedenfalls verfuhr Gaßner uneigennützig und glaubte wohl selbst an
seine Kuren.
2) FerdinandSimon, Musikschriftsteller, geb. 1798 zu Wien, erhielt seine künstlerische Ausbildung in Karlsruhe,
[* 87] ward 1819 Musikdirektor
in Gießen und 1830 Hofmusikdirektor in Karlsruhe, wo er starb. Er veröffentlichte außer mehreren
Kompositionen eine Reihe von Schriften über Musik, darunter: »Partiturkenntnis« (Karlsr.
1843, 2 Bde.) und ein »Universallexikon
der Tonkunst« (Stuttg. 1847).
seemännische Bezeichnung für Mannschaften, welche an Bord bestimmte Leistungen an bestimmten Orten zu verrichten
haben, z. B. Toppsgasten, Leute, welche in den Topps, Backsgasten, welche in der Back etc. zu arbeiten haben.
romantisches, 45 km langes Thal
[* 88] im Herzogtum Salzburg,
[* 89] Bezirkshauptmannschaft St. Johann, am nördlichen Fuß
der Hohen Tauern, von der GasteinerAche durchflossen, die mehrere hübsche Wasserfälle (den 80 m herabstürzenden zierlichen
Schleierfall, den Bären-, Kessel-, Wildbadfall etc.) bildet und bei Lend durch die 4 km lange großartige
GasteinerKlamm von S. her in die Salza mündet. Unter den 21 Ortschaften des Thals (1880 mit 3972 Einw.) sind die bemerkenswertesten:
der ehemals (zur Zeit der Ergiebigkeit des jetzt unbedeutenden GasteinerBergbaues) sehr reiche FleckenHofgastein, Hauptort
des Thals und Sitz eines Bezirksgerichts, mit einer schönen Pfarrkirche, einem Monument des Dichters LadislausPyrker und (1880) 727 Einw.;
8 km südlicher das durch seine warmen Quellen berühmte Wildbad Gastein mit 422 und noch weiter
¶
mehr
aufwärts Böckstein, in 1163 m Meereshöhe, mit 190 Einw. und dem Poch- und Amalgamierwerk für das goldführende Erz des
daneben sich erhebenden, 2650 m hohen Radhausbergs. Hier gabelt sich das Thal und endet östlich mit dem Anlaufthal unterhalb
des Ankogel, westlich in dem 1600 m hoch gelegenen schönen Thalkessel des Naßfeld am Mallnitzer Tauern.
Das Wildbad Gastein liegt 1040 m ü. M. am Fuß des mächtigen Graukogels und an der linken Seite der Ache, die unmittelbar beim
Bad
[* 91] zwei prächtige Wasserfälle (einen obern von 63 und einen untern von 85 m Höhe) bildet, und hat ein Spital für arme Kranke,
eine katholische und eine (dem deutschen Kaiser gehörige) protestantische Kirche.
Die seit alter Zeit bekannten heißen Heilquellen von Gastein sind nur in ihrer Temperatur verschieden und scheinen einen gemeinschaftlichen
Ursprung im Gneis des Graukogels zu haben. Man zählt sieben Quellen;
darunter sind am meisten benutzt: die am höchsten gelegene
Fürstenquelle, die mit einer Temperatur von 49,6° C. entspringt;
die 16 m tiefer entspringende Doktorsquelle,
46° C.;
die am tiefsten gelegene
und wasserreichste Hauptquelle (auch Spitalquelle), die mit einer Temperatur von 49,2° C. hervorkommt, und die Grabenbäckerquelle,
mit einer Temperatur von 38° C. Die Quellen geben zusammen täglich gegen 43,000 hlWasser. 1828 wurde eine
Filialbadeanstalt in Hofgastein errichtet, wohin das Quellwasser des Wildbades mittels Röhrenleitung geführt wird.
Das Thermalwasser
von Gastein zeichnet sich durch große Reinheit und Durchsichtigkeit aus und hat weder einen besondern Geschmack noch Geruch. Auch
die neuesten Analysen zeigen nur einen geringen Gehalt an festen Bestandteilen (3,39 auf 1000 Teile) und gewähren keinerlei
Aufschluß über den eigentlichen Grund der Wirksamkeit derselben. Ihr Hauptbestandteil ist schwefelsaures Natron. In Form
von Bädern angewendet, wirkt das Wasser ungemein belebend, erregend auf Nerven-, Gefäß- und Muskelsystem, die Resorption bethätigend,
spezifisch auf die Harn- und Geschlechtswerkzeuge.
Außer den Bädern in den Hotels und Privathäusern ist auch das ehemals kaiserliche Badeschloß seit 1807 dem öffentlichen
Gebrauch übergeben. Die Zahl der Kurgäste beträgt gegenwärtig 6500-7000 (davon ca. 5000 in Wildbad und gegen 2000 in Hofgastein).
Das Klima
[* 93] ist alpenhaft mild und gleichmäßig, die beste Zeit zur Kur im Juli und August. Spaziergänge
bilden die Wald- und die Schwarzenberganlagen, die Pyrkerhöhe, die Kaiserpromenade etc.
Landschaft im schweizer. Kanton
[* 97] St. Gallen, umfaßt die rechtsseitige Thalebene zwischen
dem Walen- und dem ZüricherSee, enthält in sechs Gemeinden (Schännis, Kaltbrunn etc.) (1880) 7119 fast ausschließlich
kath. Einwohner.
Durch die Linthkorrektion und den Bau der Bahnlinie Zürich-Chur hat die Gegend sehr gewonnen.
die schöne, besonders im Altertum und Orient hochgehaltene Sitte, reisende, des Obdaches und Schutzes
bedürftige Fremdlinge als Freunde und als Gäste zu betrachten und zu behandeln. Da unter den alten Völkern, wenigstens in der
frühern Zeit, von eigentlichen Gast- und Wirtshäusern in unserm Sinne noch keine Rede war und überdies
die Fremden den Einheimischen gegenüber mehr oder weniger zurückgesetzt und in ihren Rechten beschränkt waren (s. Fremdenrecht),
so wäre ohne jene Sitte das Reisen und der Aufenthalt in fremden Ländern und Orten, wenn nicht unmöglich, doch wenigstens
sehr erschwert gewesen.
Die Beobachtung der Gastfreundschaft aber, welche durch religiöse Satzungen öfters noch besonders vorgeschrieben wurde,
bot für unsre zur Aufnahme Reisender bestehenden Anstalten hinlänglichen Ersatz. Zur Homerischen Zeit wurden bei den Griechen
alle Fremden ohne Ausnahme als besondere Schützlinge des über Götter und Menschen gebietenden Zeus
[* 98] angesehen, der deshalb
den Beinamen des »Gastlichen« führte. Jeder einkehrende, ein
gastliches Obdach suchende Wanderer wurde gebadet, umgekleidet und nach besten Kräften bewirtet.
Erst nach mehreren Tagen forschte man nach seinem Namen, seiner Abkunft und Heimat, wenn er sich nicht vorher von freien Stücken
zu erkennen gegeben, und doppelt groß war die Freude, wenn man entdeckte, daß man von früherer Zeit
oder von den Vorfahren her durch vertragsmäßig geschlossene Gastfreundschaft mit ihm verbunden war. Da aber der Fremde die Gastfreundschaft nie als ein
eigentliches Recht in Anspruch nehmen konnte, weil dieselbe eben nur als eine freiwillig übernommene und durch das Herkommen
sanktionierte Verbindlichkeit betrachtet und geübt wurde, so suchte man diesem schwankenden und unsichern,
von äußern Umständen abhängenden Verhältnis dadurch abzuhelfen, daß ganze Stämme und Völkerschaften durch Bündnisse,
einzelne Individuen und Familien durch Verträge sich gegenseitig Gastfreundschaft (hospitium) zusicherten. Im letztern Fall reichte man sich
wechselseitig Geschenke, und ein solches Übereinkommen dauerte fort und pflegte noch von den beiderseitigen Nachkommen in
Ehren gehalten zu werden. Besonders bei den Römern bildete sich das Gastfreundschaftsverhältnis in dieser Weise aus. Es wurde
hier durch gegenseitiges Gelöbnis, Handschlag und Austausch eines schriftlichen Gastvertrags (tabula hospitalis) oder eines
statt desselben dienenden Zeichens (tessera oder
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