3)
KarlFriedrich von, Naturforscher, Sohn des vorigen, geb. zu
Kalw, erlernte diePharmazie zu
Stuttgart,
[* 4] wurde nach zwei
Jahren in die
HoheKarlsschule aufgenommen und studierte dann zu
Jena
[* 5] und
Göttingen
[* 6]
Medizin, worauf
er sich 1796 als praktischer
Arzt in
Kalw niederließ. Nach dem
Tod seines
Vaters bearbeitete
er den Supplementband zu dessen
»Karpologie« (Leipz. 1805-1807, mit den Kupfertafeln 181-255) und den kryptogamischen
Teil von
Gmelins
»Flora sibirica« nebst einem Anhang zum fünften
Bande dieses Werkes.
Schon seit 1826 teilte er
Resultate von
Bastardierungsversuchen an
Pflanzen mit, und nach 25jährigen Bemühungen publizierte er: »Beiträge
zur Kenntnis der
Befruchtung der
[* 7] vollkommenen
Gewächse« (Stuttg. 1844) und
»Versuche und
Beobachtungen über die Bastarderzeugung
im
Pflanzenreich« (2. Aufl., das. 1849).
Beide Werke sind das Gründlichste und Umfassendste, was bisher über die experimentelle Untersuchung der Sexualitätsverhältnisse
geschrieben worden ist. Gärtner starb in
Kalw.
Zum Oberbaurat und Generalinspektor der architektonischen und plastischen Kunstdenkmäler
Bayerns ernannt, übernahm er die
Leitung einer
Reihe öffentlicher Bauten, die Wiederherstellung des Isarthors, den
Bau des
Bibliothek- und
Archivgebäudes (1831-42), des Blindeninstituts (1833-36), des Universitätsgebäudes u. des
Georgianums (1835 bis 1840), des Damenstifts St.
Anna (1836-39), des Erziehungsinstituts für adlige
Fräulein
(MaxJoseph-Stifts),
der Salinenadministration (1838-1842), der Feldherrenhalle (1840-45), des
WittelsbacherPalastes (1843), des Siegesthors und
der
Villa der
Königin vor demselben. Im J. 1840 ging er mit einem
Gefolge von Bauleuten und Malern nach
Athen,
[* 16] um daselbst den nach seinem
Entwurf erbauten königlichen
Palast zu vollenden und auszuschmücken. In
Brückenau erbaute
er das Kurhaus, in
Kissingen
[* 17] den Kursaal und die Brunnenbedachung (1833-38) sowie eine protestantische
Kirche, in
Zwickau
[* 18] das
Rathaus; in
Bamberg
[* 19] restaurierte
er denDom. Im J. 1842 wurden von ihm die
Befreiungshalle zu
Kelheim (welches
Werk jedoch durch
Klenze gänzlich umgestaltet worden ist) und die neue Friedhofsanlage in
München, 1843 das pompejanische
Haus zu
Aschaffenburg
[* 20] begonnen. Seit
1842
Direktor der
Akademie, starb Gärtner inMünchen. Seine Gebäude
sind zumeist im modifizierten romanischen
Stil gehalten. Sie haben das Gepräge des Massenhaften,
Monumentalen, entbehren jedoch
der feinern
Charakteristik der
Formen und einer energischen Profilierung. Er gab heraus: »Römische
[* 21] Bauverzierungen nach der
Antike«
(Münch. 1824);
Von dort machte er 1848 mit dem Architekturmaler
Gerhardt eine Studienreise nach
Spanien
[* 32] und verband damit einen Ausflug nach
Marokko.
[* 33] In jener Zeit begann auch selbständig zu arbeiten und zog die
Aufmerksamkeit des
KönigsLudwig I. auf sich, der mehrere
Bilder von ihm erwarb (in derNeuenPinakothek zu
München). Im J. 1851 besuchte Gärtner
London
[* 34] und verweilte hierauf
bis 1857 wieder in
Paris. Seit seiner Rückkehr von dort lebt er in
München. Den
Winter von 1870 brachte er in
Algier zu, welches
ihm eine Anzahl dankbarer
Motive (das
Innere eines
Hauses in
Tetuan,
Straße inAlgier, aus der
Moschee El
Kebir)
geboten hat. Seine Gemälde sind sorgfältig gezeichnet und angenehm koloriert.
Konnewitz bei Leipzig,
[* 38] mehrere landschaftliche Cyklen mit figürlicher Staffage ausgeführt, erhielt er den Auftrag, an den
Wandmalereien des neuen Dresdener Hoftheaters mitzuwirken. Dann übertrug ihm Dürr die auf seine Kosten zu bewerkstelligende
Ausschmückung des Skulpturensaals im LeipzigerMuseum, wo er die Hauptschauplätze plastischer Kunstübung im Altertum und
der Neuzeit in Wachsmalereien darstellte (1879 vollendet). Aus einer Konkurrenz um die Dekoration des Treppenhauses
im landwirtschaftlichen Museum zu Berlin als Sieger hervorgegangen, führte er daselbst 1883-85 drei große landschaftliche
Kompositionen aus.
(Fermentation), durch organisierte Fermente hervorgerufene Spaltungen organischer, besonders zuckerartiger, Substanzen.
Ausgehend von der mit Kohlensäureentwickelung verlaufenden alkoholischen Gärung, die sich einstellt, sobald man
eine zuckerhaltige Flüssigkeit mit Hefe
[* 40] versetzt, nannte man früher viele Prozesse, die mit dem genannten eine gewisse äußerliche
Ähnlichkeit
[* 41] besitzen, wie z. B. die Zersetzung eines Kohlensäuresalzes durch eine stärkere Säure, bei
welcher Kohlensäure brausend entweicht, ebenfalls Gärung. Später beschränkte man den Begriff auf solche Zersetzungsprozesse organischer
Substanzen, die nicht nach den gewöhnlichen Regeln der chemischen Verwandtschaft zu erfolgen scheinen, nämlich auf die Fermentwirkungen
(s. Fermente), auf die Spaltung von Stärkemehl in Dextrin und Glykose durch Diastase, die Spaltung des Amygdalins
in Benzaldehyd, Cyanwasserstoff und Zucker
[* 42] durch Emulsin etc. Von diesen Prozessen, die durch unorganisierte Fermente eingeleitet
werden, trennt man jetzt diejenigen, bei welchen organisierte Fermente, niedere Organismen verschiedener Art, wie Hefepilze
und Spaltpilze, auftreten. Zu diesen Prozessen gehören nun auch die Fäulnis und die Verwesung; während
aber bei der Gärung stickstofffreie Substanzen zersetzt werden, unterliegen umgekehrt der Fäulnis nur stickstoffhaltige Substanzen,
und bei der Verwesung wird stets Sauerstoff aufgenommen. Zu den bekanntesten Gärungsprozessen gehört die weinige oder alkoholische
Gärung. Diese tritt stets ein, wenn zuckerhaltige Flüssigkeiten von nicht zu großer Konzentration, z. B. Obstsäfte, bei mittlerer
Temperatur an der freien Luft stehen, aber nicht, wenn man solche Flüssigkeiten aufkocht und während des
Kochens hermetisch oder durch einen Baumwollpfropf gegen die Luft abschließt.
Dies erklärt sich daraus, daß durch das Kochen die in der Flüssigkeit etwa enthaltene Hefe zerstört und durch den Abschluß
gegen die Luft der Zutritt neuer Hefekeime verhindert wird. Sobald man den Verschluß aufhebt, finden
sich auch sehr bald Hefekeime ein, welche sich in der Flüssigkeit entwickeln und die Gärung derselben veranlassen. In welcher
Weise die Hefe wirkt, ist nicht bekannt; man kann derselben ein nicht organisiertes Ferment entziehen, dieses aber verwandelt
nur Rohrzucker in Traubenzucker und verursacht keine Gärung. Letztere wird vielmehr lediglich durch lebende Hefe
hervorgerufen, und man muß annehmen, daß die in irgend einem noch nicht näher bekannten Zusammenhang mit den Lebensvorgängen
des Pilzes steht. Sobald man den Pilz
[* 43] tötet, sei es durch Erhitzen, sei es durch Zerreiben mit Glas
[* 44] oder
durch Gift, so erlischt auch sein Vermögen, Gärung zu erregen.
Der alkoholischen Gärung unterliegen nur Trauben- und
Fruchtzucker, denn der Rohr- und Milchzucker, deren Lösungen gleichfalls in
Gärung versetzt werden können, spalten sich vor dem Eintritt der in jene beiden Zuckerarten. Direkt gärungsfähig scheint aber
auch das Dextrin zu sein. Man hat lange Zeit angenommen, daß der Zerfall des Zuckers in Alkohol und Kohlensäure
einfach nach folgendem Schema geschehe:
Später wurde nachgewiesen, daß stets noch Bernsteinsäure und Glycerin nebst wenig Essigsäure bei der
alkoholischen Gärung entstehen, und daß auch die Hefe zum Teil auf Kosten des Zuckers einen Zuwachs erfährt. Diese Vorgänge lassen
sich noch nicht durch chemische Formeln präzisieren, doch leuchtet ein, daß durch dieselben nicht nur die Menge des entstehenden
Alkohols und der Kohlensäure vermindert, sondern auch deren gegenseitiges Verhältnis dadurch alteriert
werden muß.
Wenn 100 Teile Trauben- oder Fruchtzucker durch alkoholische Gärung zerlegt werden, haben wir nicht, wie die obige Gleichung ergeben
würde, 51,1 Proz. Alkohol und 48,9 Proz. Kohlensäure zu erwarten, sondern nur etwa 48,3 Proz. Alkohol und 46,4 Proz. Kohlensäure.
Da der Rohrzucker um 5 Proz. wasserärmer ist als Trauben- oder Fruchtzucker, so ist von diesem eine entsprechend
erhöhte Ausbeute an allen Gärungsprodukten zu erwarten, und man kommt bei ihm also etwa auf die für den Traubenzucker ursprünglich
berechnete Alkoholmenge. Da Hefesporen allgemein verbreitet vorkommen, so geraten auch zuckerhaltige Flüssigkeiten an der
Luft unter geeigneten Verhältnissen ohne weiteres in Gärung, und bei der Verarbeitung des
Mostes auf Wein macht man hiervon Gebrauch, während die Vergärung der aus Getreide,
[* 45] Kartoffeln etc. bereiteten zuckerhaltigen
Flüssigkeiten in der Bierbrauerei
[* 46] und Spiritusfabrikation
[* 47] durch zugesetzte Hefe eingeleitet wird.
Außer der Hefe kennt man noch andre Fermente, durch welche zuckerhaltige Flüssigkeiten in Gärung versetzt
werden. Bei diesen Gärungen werden aber nicht Alkohol und Kohlensäure, sondern andre Produkte, wie Milchsäure, Buttersäure,
Schleim etc., gebildet, und jedem derartigen Prozeß entspricht ein eigentümliches Ferment, welches eben nur diese Gärung hervorruft.
Will man reine Alkoholgärung erzielen, so ist daher auch eine Reinkultur der Hefe erforderlich, und seitdem
man hierauf Gewicht legt, haben die Gärungsgewerbe einen erheblichen Fortschritt erzielt.
Die erste beachtenswerte Erklärung der Gärungserscheinungen gab Stahl, welcher aussprach, daß in chemischer Aktion befindliche
Stoffe diese Thätigkeit gleichsam durch einen mechanischen Anstoß ihrer kleinsten Teile auf andre, an sich stabilere Substanzen
zu übertragen vermögen. Seitdem sind von den hervorragendsten Forschern zahlreiche Arbeiten über die
Gärung unternommen und viele Theorien aufgestellt worden, welche zu lebhaften Diskussionen geführt haben. Am bedeutendsten war
die Liebigsche Gärungstheorie; sie knüpft unverkennbar an die Stahlschen Gedanken an und sieht in den Fermenten leicht zersetzbare
und in Zersetzung begriffene Körper, welche die innere Bewegung auf die gärungsfähigen Stoffeübertragen.
Ein wesentlicher Fortschritt vollzog sich dann durch die größere Berücksichtigung der Thatsache, daß die Hefe aus Organismen
besteht, und namentlich hatPasteur darauf eine neue Gärungstheorie gegründet. Man hat den als alkoholische Gärung bezeichneten
Zerfall von Zucker in Alkohol und Kohlensäure niemals mit Sicherheit beobachtet, ohne eine
¶
mehr
entsprechend ausgedehnte Vegetation von Hefepilzen in dem Flüssigkeitsgemisch wahrzunehmen. Reine Zuckerlösung geht niemals
in Gärung über; wenn man aber die zur Ernährung des Hefepilzes unentbehrlichen Substanzen hinzusetzt, so genügt die Aussaat sehr
geringer Mengen solcher Hefepilze, um alkoholische Gärung hervorzurufen. AlleThatsachen sprechen dafür, daß die Gärungen durch
die Entwickelung bestimmter Organismen veranlaßt werden, und man gelangt zu der Hypothese, daß die alkoholische
Gärung schlechthin identisch sei mit den Resultaten des Stoffwechsels jener Organismen.
Vgl. Mayer, Lehrbuch der Gärungschemie
(Heidelb. 1874);
diejenigen Industriezweige, welche ihre Produkte unter Benutzung eines Gärungsprozesses erzielen,
also namentlich die Wein- und Bierbereitung und die Spiritusfabrikation (Brennerei).
Im weitern Sinn kann man auch die Essigfabrikation
[* 49] hierher rechnen und die Brotbereitung insofern, als die Lockerung des Teiges gewöhnlich durch die bei
einem Gärungsprozeß entwickelte Kohlensäure herbeigeführt wird.
mikroskopisch kleine, einzellige Organismen, welche regelmäßige Begleiter der Gärungen sind, und
von denen teils nachgewiesen, teils nach Analogie mit Sicherheit zu vermuten ist, daß sie die Erreger, also die Fermente,
der Gärungen sind. Jede Art Gärung (s. d.) hat ihre eignen Fermentorganismen, welche bei ihr ganz konstant
auftreten und nur diese Gärungsform zu erregen vermögen. Die in ihren Wirkungen am genauesten erforschten Gärungspilze sind die Hefepilze
(Cryptococcus Ktzg.,
SaccharomycesMeyen), welche die Alkoholgärung zuckerhaltiger Flüssigkeiten hervorrufen, und aus welchen zum allergrößten
Teil die in der Bierbrauerei und in der Branntweinbrennerei verwendeten Hefen bestehen.
Die bei andern Gärungen auftretenden Gärungspilze gehören zu den Schizomyceten; sie erscheinen mit dem Beginn der Gärung in der Flüssigkeit
und vermehren sich in derselben rasch in ungeheuerm Grad so lange, als der chemische Prozeß andauert. Der bei der
Buttersäuregärung auftretende BacillussubtilisCohn besteht aus sehr dünnen und zarten Fäden, welche durch Querteilung
sich vermehren, und deren einzelne Glieder,
[* 50] etwa 6 Mikromillimeter lang, zu zwei bis vielen verbunden sind; die Fäden haben
eine gerade, vorwärts schwimmende und achsendrehende Bewegung.
Das Harnferment, welches die ammoniakalische Gärung des an der Luft stehenden Harns bewirkt, ist MicrococcusureaeCohn, kugelförmige oder ovale Zellchen von 1,25-2 MikromillimeterDurchmesser, die bald einzeln, bald zu mehreren kettenförmig
verbunden vorkommen. Diesem letztern ganz ähnliche Organismen bilden die Fermente bei der Milchsäure- und bei der Weinsäuregärung.
Der bei der Essiggärung des Alkohols thätige Fermentorganismus, die sogen. Essigmutter, ist ebenfalls
ein Schizomycet, Mycoderma aceti Past. (Ulvina aceti Ktzg.),
denCohn zu der GattungBacterium rechnet.
Auch einige andre Prozesse, welche allerdings chemisch noch gar nicht aufgeklärt sind, werden durch Fermentwirkungen eigentümlicher
Schizomyceten hervorgerufen, so besonders das Blau-, Gelb- und Rotwerden gewisser organischer Substanzen. BeimBlauwerden derMilch
erscheinen in derselben zahlreiche als BacteriumsyncyanumSchröt. bezeichnete, lebhaft bewegliche, elliptische Zellchen;
der blaue Farbstoff, der seinen Reaktionen nach mit dem Triphenylrosanilin übereinstimmt, ist in der Flüssigkeit verteilt,
erscheint zuerst auf der Oberfläche der Milch beim Stehen an der Luft und verbreitet sich später in die Tiefe.
»Übersicht der vornehmsten Prinzipien der Sittenlehre« (das. 1798),
»Sammlung einiger Abhandlungen aus der neuen Bibliothek
der schönen Wissenschaften« (das. 1802, 2 Bde.)
enthalten einen Schatz psychologischer und moralischer Wahrheiten in edler Form, ungeachtet er selbst kein
höchstes moralisches Prinzip aufgestellt, sondern das Wesen der Sittlichkeit in die Befolgung solcher Regeln gesetzt hat, welche
sich auf den Menschen in seiner Ganzheit und unter allen Umständen gedacht beziehen. Das größte Verdienst hat er sich durch
seine vortrefflichen Übersetzungen (oder vielmehr Umschreibungen) erworben, zu welchen unter andern noch
»Smiths Untersuchungen über die Natur und Ursache des Nationalreichtums« (Bresl. 1794-96, 4 Bde.; 2. Aufl.
1799),
(1881) 345,629 Einw. Im mittlern Himalaja, von der chinesischen Grenze südlich bis zum 3.° nördl. Br., gelegen, schließt
Garwhal Berge von über 7750 m Höhe ein und ist das Quellgebiet des Ganges und der Dschamna. Die Waldungen erfreuen sich einer besondern
Fürsorge der Regierung. Unter den Handelspflanzen kommt dem Thee große Bedeutung zu. In den Hochthälern
bildet Viehzucht
[* 57] mit dem Tragen der Waren von Indien nach Tibet und umgekehrt die Hauptbeschäftigung der Einwohner, die zum
größern Teil aus Radschputen, im übrigen aus Brahmanen bestehen.
Sie sind fügsam und nehmen gern Dienste
[* 58] in den Polizeikorps der Ebenen. IhreReligion ist ein mit abergläubischen
Gebräuchen stark durchsetzter Brahmanismus, im N. der Buddhismus; die Sprache
[* 59] ist ein verderbtes Hindi, im N. Tibetisch. Die Gebirgswege,
früher nur mit Lebensgefahr gangbar, sind unter der englischen Verwaltung in gute Saumwege umgewandelt, der verbesserte sogen.
Hindostanisteig überschreitet den Gebirgskamm in dem 5119 m hohen Nitipaß (s. Karte »Zentralasien«).
[* 60] Sitz der englischen Lokalverwaltung ist Srinagar. Zur Zeit der Mogulkaiser zu Dehli geriet in Abhängigkeit von Nepal, von dem
es 1815 an England abgetreten wurde.
2) Engl. Vasallenstaat, westlich vom englischen Distrikt Garwhal, nach seiner 487 m ü. M. gelegenen Hauptstadt auch
Tehri oder Tiri genannt, 10,826 qkm (327 QM.) groß mit (1881)
199,836 Einw., wirft für seinen Fürsten, einen Radschputen vom Suradschbansistamm (Hindu der Religion nach), ein jährliches
reines Einkommen von 160,000 Mk. ab. Als Quellgebiet des Ganges ist das Land, das im N. an Tibet grenzt und hier Bergriesen von
6-7000 m Höhe enthält, während es im S. noch Teile des äußern Himalaja einschließt, von frommen Pilgern
aus Indien vielfach besucht. An zahlreichen heilig gehaltenen Stellen, vielfach mit heißen Quellen (darunter die 89° C. heiße
Quelle
[* 61] von Dschamnotri), halten Brahmanen reiche Ernte.
[* 62] Die wertvollen Waldungen bewirtschaftet die englische Forstverwaltung
gegen Pacht an die fürstliche Kasse.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin,
[* 63] Kreis
[* 64] Randow, an der Oder, hat ein Amtsgericht, zwei Kirchen, ein Gymnasium,
Tabaks- und Ackerbau, Zigarrenfabrikation und (1885) 4517 evang. Einwohner.
Garz erhielt 1249 Stadtrecht, ward im Dreißigjährigen Krieg von den Kaiserlichen stark befestigt, von den
Schweden
[* 65] aber zerstört und geschleift und von den Russen 1713 niedergebrannt. -
2) Stadt auf der preuß. InselRügen, Regierungsbezirk Stralsund,
[* 66] mit (1885) 1970 evang. Einwohnern. Hier ist der
Burgwall der alten FesteCharenza (Karentia), die nebst dem berühmten Götzentempel 1168 von dem dänischen König Waldemar
I. zerstört wurde, und in dessen Nähe das heutige Garz sich erhob, welches 1319 Stadtrecht erhielt.
ölbildendes Gas, s. v. w. schweres Kohlenwasserstoffgas,
Äthylen. - Das Wort Gas, flandrischen Ursprungs (vom deutschen gäschen, gischen), wurde zuerst von van Helmont (s. d.) gebraucht,
um damit luftartige Stoffe von der gewöhnlichen atmosphärischen Luft zu unterscheiden.
(Umzilas Reich), großes Gebiet in Südostafrika, westlich von Sofala und Inhambane, von dem bedeutenden Flusse
Sabi, der an seiner Mündung ein großes Delta
[* 69] bildet, vom Bosi
u. a. durchzogen, ein im nördlichen Teil bergiges (Urobi
und Silindi 1220, Schimanimani und Gundi-Inyanya 1370 m) und bewaldetes, im S. ebenes und sandiges Land,
das von verschiedenen Bantuvölkern (Umhlenga, Mindongwe u. a.) bewohnt wird, welche vornehmlich
Viehzucht, Ackerbau aber wenig treiben.
Das Land wurde 1872 und 1873-75 von St. VincentErskine erforscht.
bestehen darin, daß der Badende, anstatt in einer Flüssigkeit, sich in einer an kohlensaurem Gas reichen
Atmosphäre aufhält. Gewöhnlich jedoch werden die Gasbäder örtlich in Form der kohlensauren Gasdouche
angewendet, wobei ein Strahlkohlensauren Gases unter verhältnismäßig hohem Druck auf den leidenden Körperteil gerichtet
wird. Die Kohlensäure, welche bei den Gasbädern und Gasdouchen Verwendung findet, stammt aus natürlichen, an diesem Gas
reichen Mineralwässern und soll reizend (auf alte Geschwüre, Schlaffheit des Uterus) wirken. Das bekannteste Gasbäder-Etablissement
Deutschlands
[* 72] befindet sich in Rehme (Öynhausen in Westfalen),
[* 73] sein Ruf scheint jedoch größer als der innere
Wert der betreffenden Heilmethode zu sein. Mit den Gasbädern dürfen nicht verwechselt werden die Soldunstbäder, bei
denen eine mit Wasserdampf gesättigte, von suspendierten Salzteilchen geschwängerte kohlensäurereiche Luft kurmäßig eingeatmet
wird. Vgl. Inhalationskuren.
Das Gesamtareal des Landes beträgt 25,990 qkm (472 QM.; vgl. die einzelnen
Departements). Die Bewohner der Gascogne (Gascogner), etwa 1 Mill. zählend, haben ihre interessante Volkstümlichkeit
sowohl in ihrer äußern Erscheinung als auch in Sprache und Sitten und ihren gutmütigen Charakter bis heute bewahrt.
Der Gascogner ist klein und mager, aber nervig, hat feine Züge, heißes Blut und eine lebhafte Einbildungskraft. Er besitzt
Ehrgeiz und Unternehmungsgeist, ist aber aufbrausend, eitel und sehr zur übertreibung geneigt. Daher das WortGasconade als
Bezeichnung für eine harmlose Aufschneiderei. Im übrigen charakterisieren ihn Geistesschärfe, Geschicklichkeit, Heiterkeit,
Ausdauer; auch ist er ein guter Soldat. Doch paßt diese Signatur vollständig nur auf die Gascogner des
Gersdepartements; die Bauern der Landes, in Erdhütten wohnend, sind ganz unkultiviert und äußerst unwissend, aber gut und
ehrlich. - ^[GEDANKENSTRICH]
¶
mehr
Die Gascogne, das alte Gallovasconia, bildete das ursprüngliche, meist von Iberern (Vasconen) bewohnte Aquitanien, nach dessen
Erweiterung durch Augustus (27 v. Chr.) die Provinz Novempopulana oder Vasconia, woraus Gascogne entstand. Nach dem Sturz des Römerreichs
gehörte Gascogne zum Westgotenreich und ward 602 von den Franken erobert, die es mit dem Herzogtum Aquitanien
vereinigten, dessen Schicksale es fortan teilte. Karl d. Gr. gab der Gascogne eigne, von dem karolingischen Teilreich Aquitanien abhängige
Herzöge.
Der erste derselben, Welf I. (Lupus), regierte 768-774; sein Enkel Welf II. fiel 778 dem von Spanien zurückkehrenden Karl d. Gr.
im Thal
[* 75] Roncesvalles in den Rücken und brachte seinem Nachtrab eine Niederlage bei, geriet aber in des KaisersGewalt und wurde aufgehängt. Auch die folgenden Herzöge befanden sich in stetem Kampf gegen die fränkischen Könige, so daß 836 die
Gascogner unter absetzbare Herzöge gestellt wurden. Da sie aber von ihrem angestammten Herrschergeschlecht nicht lassen wollten,
so rissen sie sich 872 abermals von Frankreich los und wählten Sancho Miterra, den Enkel eines frühern
Herzogs, Welf Centulus, zu ihrem Herzog. 1040 bemächtigte sich Bernhard II. von Armagnac des Herzogtums und behauptete es eine
Zeitlang, wurde aber durch Wilhelm VII., Herzog von Aquitanien, wieder vertrieben.
(spr. gäßkeun), Caroline Leigh, engl. Dichterin und Schriftstellerin, geb. als
die Tochter des Parlamentsmitglieds JohnSmith von DalePark, heiratete 1834 den General Gascoigne Gascoigne, Parlamentsmitglied
für Liverpool;
[* 77]
starb Die bedeutendsten Erzeugnisse ihrer Muse sind: »Temptation, or a wife's perils« (1839);
Wasser findet sich nur nach heftigen Regengüssen im ganzen Flußbett,
das, schon im obern Lauf 30 m breit, nach Aufnahme desLyons 130 und später sogar 200 m breit wird.
Gregory
erforschte das Flußsystem 1858 sehr gründlich.
Vorrichtungen zur Messung des Druckes, welchen in Gefäßen eingeschlossenes Gas auf die Wandungen derselben
ausübt, meist
manometerartige Vorrichtungen, deren Konstruktion den verschiedenen Verhältnissen angepaßt ist.
Zum Messen des Gasdrucks in Feuerwaffen beim Schießen
[* 78] sind besondere Apparate gebräuchlich. Der erste Gasdruckmesser, der Rodman-Apparat,
wurde vom nordamerikanischen Artilleriemajor Rodman 1860 erfunden. Bei ihm wird ein in eine stumpfwinkelige Spitze auslaufender
Meißel
[* 79] von genau bestimmter Schneidenform durch den Gasdruck gegen eine Kupferplatte gedrückt, in welche er einen Schnitt
macht (daher Schnittapparat), dessen Länge der Größe des Gasdrucks entspricht.
Später erfand Noble den Crusher Gauge (Stauchapparat), bei welchem durch den Gasdruck ein Cylinder aus Bleikomposition oder
Kupfer
[* 80] zusammengedrückt wird. Dem Maß der Stauchung entspricht die Größe des Gasdrucks. Beide Apparate können zwar nur relative
Werte ergeben, da die Normalmaße durch hydraulischen Druck, also unter ganz andern Verhältnissen gewonnen
werden als die Kerben und Stauchungen in den Feuerwaffen; immerhin verdanken wir ihnen zum großen Teil die Entwickelung unsers
Geschütz- und Pulverwesens.
Wie in ihren chemischen, so sind die auch in vielen ihrer physikalischen Eigenschaften sehr verschieden,
z. B. in ihren spezifischen Gewichten (Sauerstoff ist 16mal, Chlor 35,5mal so schwer als ein gleich großes VolumenWasserstoff),
in ihrer Fähigkeit, von Flüssigkeiten und festen Körpern absorbiert zu werden (s. Absorption), in ihrer Farbe (Chlor z. B.
ist grünlichgelb) etc. Dagegen sind allen Gasen gewisse physikalische Eigenschaften gemeinsam. Vermöge
ihres Bestrebens, sich nach allen Seiten hin auszudehnen (Ausdehnbarkeit, Expansivvermögen), füllen die Gase jeden ihnen gebotenen
Raum vollständig aus und äußern im Ruhestand auf die sie umschließenden Gegenstände nach allen Seiten hin gleichmäßig
einen Druck (Spannung, Expansivkraft, Tension).
Man erklärt das Ausbreitungsbestreben der Gase gegenwärtig durch die Annahme, daß die kleinsten Teilchen
derselben in lebhaft fortschreitender Bewegung sich befinden, daß jedes Gasmolekül immer in gerader Linie fortgeht, bis es
gegen eine feste Wand oder ein andres Molekül trifft und von demselben zurückgeworfen wird. Aus dieser Annahme (mechanische
oder kinetische Theorie der Gase) erklären sich mit Leichtigkeit alle für die Gase geltenden Gesetze (s.
Wärme),
[* 82] z. B. das Mariottesche
[* 83] (Boylesche) Gesetz, daß der Druck eines (vollkommenen) Gases seinem Volumen umgekehrt proportional
ist, das Gay-LussacscheGesetz, daß alle Gase bei gleicher Temperaturzunahme sich um gleichviel ausdehnen (s.
Ausdehnung,
[* 84] S. 110 f.), das Avogadrosche Gesetz, daß
¶
mehr
verschiedene Gase bei gleichem Druck und gleicher Temperatur in gleichen Raumteilen gleich viele Moleküle enthalten und demnach
die Molekulargewichte gasförmiger Körper sich verhalten wie ihre spezifischen Gewichte. Es erklären sich daraus ferner die
Gesetze der Diffusion
[* 86] (s. d.) und des Ausfließens der Gase (s.
Ausflußgeschwindigkeit). Alle diese Gesetze gelten mit voller Strenge indes nur für einen idealen, vollkommenen
Gaszustand, in welchem die Moleküle so weit voneinander entfernt sind, daß zwischen ihnen keine Anziehung (Kohäsion) mehr
wirksam ist.
Werden die Moleküle durch Zusammenpressen oder Abkühlen des Gases einander so weit genähert, daß die molekulare Anziehung
(Kohäsion) sich wieder geltend machen kann, so gehen die in den Zustand der Dämpfe über (s. Dampf) und
werden zunächst zu gesättigtem Dampf, welcher durch weitere Abkühlung oder Zusammenpressung in den flüssigen Zustand übergeht
(Verflüssigung oder Liquefaktion der Gase). Die Gase sind demnach nichts andres als ungesättigte oder »überhitzte«
Dämpfe (s. Dampf), welche sehr weit von ihrem Sättigungspunkt entfernt sind, Dämpfe, welche aus Flüssigkeiten
entstanden sind, deren Siedepunkt sehr tief liegt.
Durch sehr starken Druck und hohe Kältegrade (bis -110°) war es Faraday gelungen, die meisten. Gase zu Flüssigkeiten zu verdichten;
nur einige wenige, nämlich Wasserstoff, Sumpfgas, Kohlenoxyd, Stickstoffoxyd, Stickstoff, Sauerstoff und daher auch die
aus den beiden letztern Gasen gemischte atmosphärische Luft, hatten bis in die neueste Zeit allen dahin gerichteten Bemühungen
widerstanden und daher den Namen der permanenten (»beständigen«) Gase erhalten, im Gegensatz zu jenen koerzibeln (»bezwingbaren«)
Gasen; Colladon hatte dieselben bei -30° C. auf 400 Atmosphären, Natterer sogar bis auf 3000 Atmosphären zusammengepreßt,
ohne
Verflüssigung zu erzielen.
Solange die Temperatur so hoch ist, daß die Wucht der Wärmebewegung jener Anziehungskraft die Wage
[* 92] hält oder sie übertrifft,
wird das Gas nicht flüssig gemacht werden können, wie sehr man es auch zusammendrücken mag. Für jeden
Stoff gibt es daher eine sogen. kritische Temperatur, über welcher der Stoff bei jedem noch so großen Druck gasförmig bleibt.
Für Ätherdampf beträgt die kritische Temperatur 196°, für Kohlensäure 31°, für die sogen. permanenten Gase liegt sie
sehr tief unter 0°. Bei den Versuchen Colladons und Natterers lag die Temperatur noch oberhalb dieses kritischen
Punktes.
Damit die Verflüssigung gelinge, ist es notwendig, neben sehr starkem Druck möglichst tiefe Kälte einwirken zu lassen. Indem
Cailletet in Paris und Pictet in Genf
[* 93] diese Bedingung erfüllten, gelang es ihnen fast gleichzeitig gegen Ende des Jahrs 1877, die
bisher sogen. »permanenten« Gase flüssig
zu machen. Cailletet drückte die in einer engen dickwandigen Glasröhre mittels einer hydraulischen Presse
[* 94] zusammen. Sauerstoffgas,
durch flüssige schweflige Säure auf -29° C. abgekühlt, blieb selbst bei einem Druck von 300 Atmosphären noch gasförmig;
nun wird rasch ein Hahn
[* 95] geöffnet, der einen Teil des Gases in die Luft entweichen läßt; zu der Arbeit,
welche das plötzlich sich ausdehnende Gas hierbei leistet, verbraucht es eine so bedeutende Wärmemenge (s. Wärme), daß
es um etwa 200° tiefer erkaltet.
Das Verfahren, dessen er sich bediente, wird durch obenstehende
[* 67]
Figur erläutert.
Das Sauerstoffgas entwickelt sich aus chlorsaurem Kalium, welches in einem starkwandigen eisernen Gefäß
[* 96] A erhitzt wird. An
das eiserne Gefäß ist eine starkwandige, 3,70 m lange Kupferröhre B angeschraubt, welche bei C ein
Manometer
[* 97] zum Ablesen des in der Röhre herrschenden Druckes trägt und bei b durch einen Schraubenhahn
verschlossen ist. In dieser Röhre wird das Gas durch seinen eignen,