im allgemeinen s. v. w.
Gewährleistung, Sicherstellung, Übernahme der
Haftpflicht, Verbürgung. Im
Privatrecht ist Garantie die durch
Vertrag,
Gesetz oder auch durch unerlaubte
Handlung begründete Verbindlichkeit,
für den
Eintritt eines Ereignisses, für die Dauer eines Zustandes oder für gewisse
Eigenschaften (Fehler oder Mängel) zu
haften oder einen eintretenden
Schaden zu ersetzen. Glaubt eine
Partei in einem bürgerlichen
Rechtsstreit, daß sie für den
Fall eines ihr ungünstigenAusganges des
Prozesses einen Anspruch auf
Gewährleistung oder auf Schadloshaltung
gegen einen Dritten erheben könne, so kann sie diesem Regreßpflichtigen (deutsche
Zivilprozeßordnung, § 69 ff.) »den Streit
verkündigen«, um ihn zur
Teilnahme an dem
Rechtsstreit aufzufordern (s.
Streitverkündigung). So kann insbesondere derjenige,
welcher von jemand eine
Sache kaufte, die nun ein Dritter für sich in Anspruch nimmt, seinem Verkäufer
den Streit verkündigen, insoweit ihm dieser nach allgemeinen Rechtsgrundsätzen oder nach besonderer Vereinbarung haftbar
ist.
Das französische
Recht kennt in solchem
Fall eine besondere Garantieklage, welche bei demjenigen
Gericht erhoben werden muß,
bei welchem der Hauptprozeß anhängig ist. Doch ist dies Rechtsinstitut, welches auch die frühere bayrische
Prozeßordnung angenommen hatte, in die deutsche
Zivilprozeßordnung nicht übergegangen. Im öffentlichen
Recht kommt die Garantie als
Haftbarkeitsübernahme des
Staats für ein Privatunternehmen vor, z. B. als Zinsengarantie für
Aktien und
Prioritäten. Es
folgt aus dem konstitutionellen
Prinzip, daß hierzu die Zustimmung der
Volksvertretung erforderlich ist. Im
DeutschenReich
(Verfassung, Art. 72) kann die Übernahme einer Garantie zu
Lasten des
Reichs in
Fällen eines außerordentlichen Bedürfnisses
nur im Weg der Reichsgesetzgebung erfolgen. Im
Völkerrecht ist Garantie entweder der Nebenvertrag, wodurch eine oder mehrere dritte
Mächte zu gunsten und im
Interesse eines andern
Staats die
Gewährschaft für Erfüllung eines Hauptvertrags
(z. B.
Friedensschluß) übernehmen, oder ein Hauptvertrag zum
Schutz eines bestimmten völker- oder staatsrechtlichen Zustandes.
Haben mehrere Mächte die Garantie übernommen, so ist dies entweder eine mehrfache Einzelgarantie, so daß jede
Macht ohne Rücksicht auf die andre zum Einschreiten befugt ist, oder eine
Kollektivgarantie, welche nur ein gemeinsames Einschreiten
gestattet. So wurde z. B. der
Friede von
Blois durch den König von
England garantiert, der
Friede von
Cambrai durch
die
Fürsten des
DeutschenReichs; für den
WestfälischenFrieden übernahmen
Schweden
[* 4] und
Frankreich die Garantie. Das
LondonerProtokoll
vom garantierte die
Succession des
PrinzenChristian von
Glücksburg in
Schleswig-Holstein,
[* 5] im
LondonerVertrag vom 11.-31. Mai 1867 ward die
NeutralitätLuxemburgs unter
die Garantie der Großmächte gestellt, wie dies früher schon
bezüglich der
Schweiz
[* 6] und in Ansehung von
Belgien
[* 7] geschehen war.
Die Unabhängigkeit
Rumäniens,
Serbiens und
Montenegros ist durch die Großmächte garantiert; ebenso ist dieNeutralität
des
Congostaats von den europäischen Mächten gewährleistet. Wenn die Garantie im
Interesse einer dritten Macht übernommen worden
ist, so erfolgt
im Fall der
Verletzung des garantierten Zustandes das Einschreiten der Garantiemacht nur auf Anrufen; im andern
Fall, bei Hauptverträgen, wo die garantierenden Mächte ihr eignes
Interesse haben, ist das Einschreiten
ohne besonderes Anrufen zulässig.
Verschieden von diesen völkerrechtlichen Garantien sind die staatsrechtlichen, innern oder Verfassungsgarantien, welche
den Staatsangehörigen gewisse
Rechte gewährleisten. Solche Garantien sollten die 1848 in
Frankfurt
[* 8] beratenen
Grundrechte des
deutschen
Volkes schaffen; die meisten Verfassungsurkunden enthalten ein Verzeichnis der den
Bürgern garantierten
Rechte
(Freiheit
des
Gewissens etc.); dies unterläßt die
Verfassung des
DeutschenReichs, welche nur Art. 3 gemeinsames
Indigenat, Art. 20 ff. gewisse
Rechte des
Reichstags und seiner Mitglieder zusichert.
Während des orientalischen
Kriegs bewahrte er für
Serbien strenge
Neutralität. Deshalb wußte die russische
Partei die nationalen
Sympathien des
Volkes so weit anzufachen, daß der
Fürst es für geraten hielt, Garaschanin 1854 zu entlassen, worauf
derselbe sich in das
Ausland begab. Doch kehrte er 1857 wieder zurück, um das
Ministerium des Innern zu übernehmen. Allein
schon 1858, als
Alexander Karageorgewitsch durch einstimmigen Beschluß der Landesversammlung seiner fürstlichen
Würde entsetzt
undMilosch wieder erwählt wurde, mußte er abermals zurücktreten. Nachdem indes
Milosch 1860 gestorben
war, zog dessen Sohn und Nachfolger
Michael den erfahrenen Staatsmann wieder in den
Staatsdienst, und im April 1862 trat Garaschanin aufs
neue als
Ministerpräsident an die
Spitze derGeschäfte, bis er durch die Nationalpartei verdrängt
wurde. Garaschanin starb arm und allgemein betrauert, eine der achtungswertesten Persönlichkeiten in der
Geschichte seines
Landes.
¶
mehr
2) Milutin, serb. Minister, geb. zu Belgrad,
[* 13] Sohn des vorigen, besuchte die polytechnische Schule in Paris und die
Militärschule in Metz,
[* 14] war Offizier, zog sich aber nach der Ermordung des FürstenMichael (1868) ins Privatleben zurück und
widmete sich auf dem Landgut seines Vaters, Grolzka, unter dessen Leitung staatsrechtlichen Studien. 1874 in
die Skuptschina gewählt, entwickelte er eine ungewöhnliche Rednergabe und politisches Geschick und schwang sich bald zum
Führer der fortschrittlichen Opposition gegen das Ristitschsche System auf. 1876 nahm er als Artilleriemajor am Kriege gegen
die Türken mit Auszeichnung teil und wurde schwer verwundet.
(spr. -ra),DominiqueJoseph, franz. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu
Ustariz bei Bayonne, ward Advokat in Bordeaux,
[* 16] begab sich aber später nach Paris, um die litterarische Laufbahn einzuschlagen.
BeimAusbruch der Revolution zum Deputierten bei den Reichsständen gewählt, hielt er seit 1790 zugleich Vorlesungen am Lyceum
über alte Geschichte, wurde nach DantonsAbdankung Justizminister und hatte Ludwig XVI. das
Todesurteil zu eröffnen. Im März 1793 wurde er Minister des Innern, trat aber bald zurück und redigierte nun ein republikanisches
Journal: »Salut public«.
Unter der Schreckensherrschaft wurde er verhaftet. Nach dem 9. Thermidor ward er an die Spitze des öffentlichen Unterrichts
berufen, überließ aber seine Stelle bald an Ginguené und übernahm eine Professur an der neuerrichteten
Normalschule, von wo er 1795 als Professor an das Nationalinstitut überging. Seit 1796 saß er im Rate der Alten (später als
dessen Präsident), wurde unter Napoleon Mitglied des Senats und Graf, 1806 Mitglied des Instituts und während
der Hundert Tage Mitglied der Repräsentantenkammer.
Nach der Restauration blieb er ohne Anstellung, ward selbst aus der Liste der Mitglieder des Instituts gestrichen und erst nach
der Julirevolution (1830) wieder in die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften aufgenommen. Er starb in
Ustariz. Außer einigen Elogien auf den KanzlerL'Hôpital, den AbtSuger u. a. hinterließ er interessante
»Mémoires sur la Révolution« (1795, neue Ausg. 1862); »Mémoires sur M. Suard, sur ses écrits et sur le dix-huitième siècle«
(Par. 1820, 2 Bde.) u. a.
(spr. gárrai),Johann, ungar. Dichter, geb. 1812 zu Szegszárd im TolnaerKomitat, lebte in Pest, wo er 1847 bei
der Universitätsbibliothek eine Anstellung fand und starb. Durch gründliches Studium deutscher Meisterwerke gebildet
und durch VörösmartysPoesien angeregt, schrieb er mehrere Dramen, größtenteils historischen Inhalts,
unter denen »Arbocz« (1837) besonders ansprach;
die poetische
Erzählung »Frangepan Kristófné« und das historische Gedicht »Szent Laszlo« (Erlau 1850, 2. Bde.; 2. Aufl.,
Pest 1853).
Als begabterer Balladendichter zeigte er sich in seinem unter dem Titel: »Arpádok« erschienenen
Cyklus historischer Balladen (Pest 1847, 2. Aufl. 1848). Auch seine lyrischen Gedichte »Balatoni
Kagylók« (Pest 1848, Erlau 1851) werden hoch gestellt. Seine Erzählungen erschienen Pest 1845. Eine Gesamtausgabe seiner Gedichte
veranstaltete FranzNey (Pest 1854, 5 Bde.); eine Auswahl derselben in deutscher
Übersetzung gab Kértbeny (2. Aufl., Wien
[* 19] 1857) heraus. Seine Biographie schrieb Ferenczy (Pest 1883).
ein Gebund Feldfrüchte, welche noch ihre vollständigen Körner enthalten, im Gegensatz zur Schütte (s. d.).
Die Größe der Garben ist verschieden; je länger nämlich das Stroh der Halmfrüchte ist, um so stärker
können sie gebunden werden. Vielfach entscheidet auch Landessitte. Mit großen Garben fördert die Aberntung schneller,
das Auf- und Abladen erfordert aber kräftigere Leute. Wintergetreide wird in Garben von 8-15 kg, Sommergetreide und Hülsenfrucht
in der Regel zu 5-8 kg gebunden. Zum Binden dient Getreide
[* 20] selbst, das Strohseil, Weidengeflecht, Jute-, Kokosfaserstricke,
Draht
[* 21] etc. (vgl. Mähmaschine). Leicht ausfallende Körnerfrüchte (z. B. Raps) werden oft gar nicht gebunden, Klee, Bohnen, Erbsen
etc. lose und in Bunden aufgeladen. - In der Ballistik versteht man unter Garbe (Streuung) die Ausbreitung der Flugbahnen bei einer
Feuerwaffe. Geschoßgarbe ist die Form, welche die Flugbahnen der Teile eines Streugeschosses beschreiben,
Minengarbe die beim Sprengen
[* 22] einer Trichtermine
[* 23] emporgeschleuderte Bodenmasse.
das Zusammenschweißen von zu Bündeln (Garben, Paketen) zusammengelegten ungleichartigen Stahlstäben, um
daraus unter dem Hammer
[* 24] ein homogenes Produkt (Gärbstahl) zu erzeugen.
eng angeschlossen, daß seine Bilder häufig mit denen des erstern verwechselt wurden. In seinen reifsten Werken übertraf
er ihn jedoch durch Anmut und Schönheit. Seine bedeutendsten Staffeleibilder (Madonna mit dem Kind und zwei Engeln; Madonna mit
dem Kind, von Engeln und Heiligen umgeben) befinden sich im Berliner
[* 27] Museum. Sein Beiname del Garbo rührt
von der Straße her, in welcher er wohnte.
(spr. garßāung),PedroAntonio Correa y Salema, portug. Dichter, geb. zu
Lissabon,
[* 29] starb, auf Befehl des Marquis von Pombal verhaftet, im Gefängnis. Garção war als Lyriker
am bedeutendsten, und namentlich die didaktische Satire und die Epistel (nach dem Muster des Horaz) gelangen ihm trefflich;
für die Bühne schrieb er eine Reihe von Konversationsstücken. Wegen seines feinen Geschmacks und seiner Korrektheit sehen
die Portugiesen in ihm eine Art von litterarischem Reformator und stellen ihn namentlich als Dramatiker
sehr hoch. Seine Dichtung »Cantata de Dido« zählt zu den besten der portugiesischen Litteratur. Seine nicht zahlreichen »Obras
poeticas« erschienen Lissabon 1778 u. öfter.
Gutierrez (spr. gardsīa gutiérres),Antonio, span. Dramatiker, geb. 1812 zu Chiclana in der ProvinzCadiz, studierte
anfangs Medizin, widmete sich aber in Madrid bald ausschließlich litterarischen Arbeiten, brachte 1836 seine
Tragödie »El trovador« auf die Bühne und erntete damit enthusiastisches Lob. Von seinen folgenden Stücken fand nur »El encubierto
de Valencia«
[* 40] annähernden Beifall, während die Tragödien: »El page« und »La
campana de Huesca« trotz bedeutender Schönheiten keinen Erfolg hatten.
Verstimmt hierüber, begab sich Garcia Gutierrez nach Amerika und kehrte erst nach längerer Zeit nach Spanien
[* 41] zurück, wo er nun zum Mitglied
der obersten Theaterjunta ernannt wurde. Gegenwärtig ist erDirektor des archäologischen Museums in Madrid. Unter seinen spätern
dramatischen Produktionen verdienen namentlich die Tragödien: »Simon Bocanegra« und »Venganza catalana« Hervorhebung.
Daneben gab Garcia Gutierrez eine Sammlung unbedeutender lyrischer Gedichte unter dem Titel: »Luz y tinieblas« (Madr. 1861, 2 Bde.) heraus.
Seit Jahren arbeitet er an einem Epos über die EroberungMexikos, von dem bis jetzt Bruchstücke erschienen sind, die etwas Bedeutendes
erwarten lassen. Eine Auswahl seiner dramatischen Werke erschien Madrid 1866.
yTessara (spr. gardsīa),Gabriel, span. Dichter und Publizist, geb. zu Sevilla, studierte die Rechte
und begab sich 1839 nach Madrid, wo er als politischer Schriftsteller thätig war und mit den hervorragendsten Staatsmännern
und Gelehrten in Verbindung trat. Später wurde er zum bevollmächtigten Ministerresidenten in den Vereinigten Staaten
[* 42] von Nordamerika
[* 43] ernannt, kehrte indessen infolge von Anfeindungen aller Art nach kurzer Zeit nach Europa
[* 44] zurück. Er starb in
Madrid. Unter seinen Gedichten gilt das leider unvollendete »Un diablo más«
für eins der schönsten.
(eigentlich Garcias Laso) de la Vega (spr. gardsilāßo de la wēga), 1) einer der größten
span. Dichter, geb. 1503 zu Toledo,
[* 45] erhielt eine vortreffliche Erziehung und kam schon früh an den Hof
[* 46] König Karls I., wo er
mit Boscan (s. d.) bekannt wurde, der ihn zum tiefern Studium der Alten und der Italiener anregte. In KarlsHeeren kämpfend,
erwarb er sich die Gunst seines Gebieters in dem Grade, daß dieser ihn zu einem seiner Ehrenkavaliere
ernannte, in welcher Eigenschaft Garcilaso ihn auf fast allen seinen Reisen begleiten mußte. So folgte er ihm auch 1529 nach Italien,
[* 47] wo er bis zur Beendigung des Feldzugs blieb.
gegen Tunis
[* 51] (1535) teilnehmen, bei welchem er sich wiederum durch seine Tapferkeit auszeichnete. Nach Ausbruch des Kriegs gegen
Frankreich (1536) mit dem Oberbefehl über ein Infanterieregiment betraut, wurde er beim Sturm auf einen befestigten Turm in
[* 52] der Nähe von Fréjus durch einen Steinwurf tödlich am Kopfe verwundet und starb wenige Wochen darauf,
in Nizza.
[* 53] Die Spanier haben Garcilaso stets die größte Bewunderung gezollt und nennen ihn den »Fürsten« ihrer Dichter, ein Name,
der in einem beschränkten Sinn allerdings Berechtigung hat, indem es war, der dem von Boscan in die spanische Dichtkunst eingeführten
italienischen Stil durch die ausgezeichnete Art, wie er die neuen Formen behandelte, dauernde, für längere
Zeit fast ausschließliche Geltung verschaffte.
Mit wenigen Ausnahmen sind seine Gedichte in den italienischen Versmaßen geschrieben, und viele derselben sind von vollendeter
Schönheit. Der Wohllaut seiner Verse ist in Spanien kaum übertroffen worden. Aber es fehlte seinem Talent sowohl
an Vielseitigkeit als an Selbständigkeit, und wie in seinen Eklogen den Vergil, so ahmte er in seinen Sonetten den Petrarca
nach. Seine Gedichte wurden zuerst mit denen seines FreundesBoscan zusammen gedruckt, bis Fr. Sanchez de la Brozas eine Einzelausgabe
mit erklärenden Anmerkungen veranstaltete (Salamanca 1574). Mit ausführlichem Kommentar gab sie Fern.
de Herrera (Sevilla 1580), mit kürzern Erläuterungen Tomas Tamayo de Vargas (Madr. 1622) heraus. Unter den spätern, sehr zahlreichen
Ausgaben sind die von J. N. de Azagra (Madr. 1765, das. 1817) und von J. M. Ferrer (das. 1827) die
besten. Auch erschienen sie in der »Biblioteca de autores
españoles«, Bd. 32.
2) Span. Historiker, genannt der Inka,
[* 54] weil er mütterlicherseits von den alten Herrschern Perus stammte, geb. 1540 zu Cuzeo,
kam in seinem 20. Jahr nach Spanien, wo er unter Johann vonÖsterreich gegen die Morisken in Granada
[* 55] kämpfte und 1616 starb.
Er ist Verfasser einer Geschichte der Entdeckung von Florida unter dem Titel: »La Florida del Inca« (Lissab.
1606, Madr. 1723) und einer Geschichte von Peru:
[* 56] »Comentarios reales, que tratan del régen de los Incas reyes, que fueron del
Perú« (Bd. 1, Lissab.
1609; Bd. 2, Cordova 1617). Beide Werke sind zwar vielfach durch Fabeln entstellt, gewähren aber doch
manche interessante Aufschlüsse und bieten eine unterhaltende Lektüre. Sie sind daher öfters wieder gedruckt worden (zuletzt
Madr. 1800-1803, 17 Bde.).
deTassy (spr. garssäng),Joseph Héliodore Sagesse Vertu, franz. Orientalist, geb. zu Marseille,
[* 57] studierte in Paris unter Silvestre de Sacy orientalische Sprachen und erhielt einen Lehrstuhl für das Indische
an der Schule für lebende orientalische Sprachen, der auf Sacys Anregung eigens für ihn gegründet wurde. 1838 wurde er anTalleyrandsStelle Mitglied der Akademie der Inschriften und war auch einer der Gründer, später Präsident der Société Asiatique.
Er starb Garcin de Tassy machte sich zuerst durch allgemeine Schriften über den Islam und Übersetzungen
aus dem Arabischen bekannt; dahin gehören namentlich: »L'Islamisme d'après le Coran« (3. Aufl., Par. 1874);
»La poésie philosophique
et religieuse chez les Persans« (4. Aufl. 1864, 3 Bde.)
und die »Allégories, récits poétiques etc.« (2. Aufl. 1877).
In der Folge widmete er sich vorzugsweise dem Studium der Hindostanisprache und galt unbestritten als der
erste Kenner derselben in Europa. Seine
Hauptwerke auf diesem Gebiet sind: »Mémoires sur les particularités de la religion
musulmane dans l'Inde« (1832);
»Les aventures de Kamrup« (Übersetzung, 1834);
die Übersetzung der Werke des Dichters Wali
(1834);
die »Histoire de la littérature hindoue e hindoustani« (2. Aufl. 1871, 3 Bde.);
»Rudiments de la langue hindouie« (1847);
»Rhétorique et prosodie des langues de l'Orient musulman« (1848, 2. Aufl.
1873);
»La doctrine de l'amour« (Übersetzung aus der Hindostanisprache, 1859);
»Cours d'hindoustani« (1870) u. »La
langue et la littérature hindoustanies 1850-69« (2. Aufl. 1874), an
welche sich seit 1870 eine Jahresrevue unter demselben Titelanschloß.
L., Gattung aus der Familie der Guttiferen, Bäume mit gegenständigen, lederartigen, ganzrandigen Blättern,
end- oder achselständigen, einzelnen, gebüschelten oder in Rispen geordneten Blüten und fleischiger, später oft austrocknender
Frucht. Etwa 40 Arten, von denen die meisten im tropischen Asien,
[* 58] wenige in Afrika
[* 59] und auf Madagaskar
[* 60] heimisch,
mehrere durch ihre Schönheit und den Wohlgeruch ihrer Blüten ausgezeichnet sind oder äußerst wohlschmeckende Früchte tragen.
Sie enthalten einen vielfach verwertbaren Milchsaft, ölreiche Samen
[* 61] und liefern dauerhaftes und meist sehr hartes Nutzholz.
GarciniaMorella Desr. (Gummiguttbaum), ein etwa 18 m
hoher Baum mit 10-12 cm langen, kurzgestielten, elliptischen Blättern, kleinen Blüten und kirschengroßen Beeren, wächst in
den feuchten Wäldern Südindiens und Ceylons, in Kambodscha, Siam und im südlichen Kochinchina und liefert aus den Gummigängen
der Rinde einen gelben Milchsaft, welcher eingetrocknet als Gummigutt in den Handel kommt.
Garcinia indicaChoisy
(Garcinia purpureaRoxb.), ein Baum mit hängenden Zweigen, dunkelgrünen Blättern, apfelgroßen Früchten mit purpurfarbener Pulpa
und nieren- oder halbmondförmigen Samen, aus welchen man die Kokumbutter gewinnt, ein talgartiges, weißes, brüchiges Fett
von schwachem, nicht unangenehmem Geruch, welches bei 35° schmilzt, bei 24° erstarrt und zur Verfälschung
der Sheabutter und in England zur Bereitung von Pomade dient. Garcinia MangostanaL. (Mangostane), ein Baum auf Malakka und den Inseln
des Indischen Archipels, wird dort sowie in Hinterrndien häufig kultiviert. Er besitzt eine kegelförmige Krone und trägt
große, rote Blüten. Die sehr wohlschmeckenden rötlichbraunen Früchte von der Größe einer Pomeranze
gehören zu den vortrefflichsten Obstsorten Ostindiens, werden wie die OrangenEuropas gegessen und finden auch als Heilmittel
Anwendung. Die äußere bittere und zusammenziehende Rinde derselben wird wie die Rinde des Stammes gegen Durchfälle und Ruhren
und zum Schwarzfärben gebraucht. Der Baum kommt auch in europäischen Gewächshäusern vor.
Garcinia pedunculataRoxb. ein gegen 20 m hoher Baum in Bengalen, trägt gegen 1 kg schwere, angenehm sauer schmeckende Früchte, deren Saft sowohl
an Speisen gethan, als auch zu kühlenden Getränken benutzt wird. Die getrockneten Früchte pflegt man auch auf Seereisen mitzunehmen.
lehnte sich an die Richtung seines FreundesMickiewicz an und hinterließ eine von diesem herausgegebene episch-philosophische
Dichtung: »Die Schicksale Waclaws«, die an mystischer Tendenz kränkelt, sich aber durch Formvollendung auszeichnet, sowie lyrische
Gedichte, darunter feurige Kriegssonette. Seine »Poezye« erschienen gesammelt
Paris 1833 und Leipzig
[* 66] 1860.
(spr. gār),Fluß im südöstlichen Frankreich, entsteht durch die Vereinigung des Gardon
d'Alais und des Gardon d'Anduze, die beide in den Cevennen im Lozèredepartement entspringen, durch tiefe Gebirgsschluchten
fließen und sich bei Vézenobres (62, resp. 72 km lang) vereinigen. Der Fluß, der von hier an noch 63 km lang ist, durchfließt
das nach ihm benannte Departement in östlicher, zuletzt südöstlicher Richtung und mündet oberhalb Beaucaire
rechts in den Rhône. Er richtet zuweilen verheerende Überschwemmungen an. Oberhalb Remoulins führt über ihn der Pont du ein
römischer Aquädukt, welcher im Altertum die Gewässer der Quelle
[* 67] Eure zur Naumachie des alten Nemausus (Nîmes) schaffte, aus
drei übereinander stehenden Bogenreihen gebildet, 49 m hoch, eins der großartigsten und am besten erhaltenen
Bauwerke der Römerzeit.
Bewässert wird das Land vom Rhône, welcher die Ostgrenze desselben bildet, von der goldführenden Cèze,
dem Gard, Vistre, Vidourle und dem obern Hérault. Für die Schiffahrt ist außer dem Rhône besonders der Kanal
[* 69] von Beaucaire wichtig,
welcher bei Aigues-Mortes mit mehreren kleinern, die Lagunen durchschneidenden Kanälen in Verbindung steht. Das Klima
[* 70] ist in
dem Küstenland ungesund und im Sommer unerträglich heiß (bis 40° C.), wird jedoch durch den frischen Südwestwind einigermaßen
gemildert.
Der ehemals sehr bedeutende Weinbau ist durch die Phylloxera zum großen Teil vernichtet worden (er lieferte vor 1875 jährlich
1,300,000, seither höchstens 300,000 hl). Bedeutend ist aber die Kultur von Oliven und von Kastanien in den Cevennen. Im ganzen
kommen vom Areal auf Ackerland 1494, auf Weinberge 157 (früher 878), auf Wiesen 91 qkm; der Rest entfällt
auf Wald- und Weideland. Die Viehzucht
[* 75] erstreckt sich fast nur auf Schafe,
[* 76] Schweine
[* 77] und Ziegen. Sehr beträchtlich ist die Seidenzucht,
welche in einem normalen Jahr bis 2½ Mill. kg Kokons ergibt.
(Guardafui), Vorgebirge an der Ostseite von Afrika (Somalland), südlich am Eingang des Meerbusens von Aden,
[* 82] unter
12° nördl. Br. und 51° 14' östl. L. v. Gr., die östlichste
Spitze des Weltteils, besteht aus den durch eine sandige Bucht verbundenen Felsmassen Ras Schenarif und
Ras Asir und ist berüchtigt durch die vielen hier vorgekommenen Schiffbrüche.
Hauptstadt der Beni Mzab in der gleichnamigen Oase des südlichen Algerien, auf einem steilen Felsenkegel, rechts
am Wadi Mzab, 530 m ü. M., von einer niedrigen, mit Türmen versehenen Ringmauer umgeben, mit schönen Gärten, 6000 Dattelpalmen
und 12,000 Einw. Eingestürzte Brunnen
[* 83] und verödete Pflanzungen zeigen, daß die Oase ehedem weit größer
war.
alter Name von Island,
[* 86] nach dem Schweden Gardar, der im 9. Jahrh. nach der bis dahin noch
wenig bekannten Insel verschlagen ward und bei seiner Rückkehr die Aufmerksamkeit seiner Landsleute auf dieselbe lenkte.
(Lago di Garda, bei den RömernBenacus lacus), der größte SeeItaliens, zwischen der Lombardei und Venetien gelegen,
mit seinem äußersten Nordende aber zu Österreich (Tirol)
[* 87] gehörig, ist 55 km lang (in der Richtung von
NW. nach SO.), 4-18 km breit, bis 295 m tief, hat einen Flächengehalt von 300 qkm und liegt 69 m ü. M.
Der nördliche Teil des Sees ist in die Alpen
[* 88] eingezwängt, hat die geringste Breite
[* 89] und wilde Felsenufer; über dem östlichen
Ufer erhebt sich der 2050 m hohe Monte Baldo.
Auf der westlichen Seite reichen die den obern See umgebenden Hochgebirge bis Salo. Weiter gegen S. und die Ebene hin dehnt sich
der See immer mehr mit nachlässiger Breite aus, und sein Gestade bildet anmutiges Hügelland (Colli Benacesi), das sich zuletzt
in den Charakter der lombardischen Ebene verliert. Rings um den See bekleidet südliche Vegetation die herrlichen
Uferlandschaften; namentlich ist die Westküste, von Salo bis hinauf an die österreichische Grenze, durch Kultur aus alpiner
Wildheit in einen Zaubergarten umgewandelt, in welchem Maulbeeren, Feigen, Mandeln, Wein, Granaten,
[* 90] Myrten, Agaven etc., bei einigem
Schutz im Winter auch
¶
mehr
Zitronen, gedeihen, während die Ostküste hauptsächlich der Olivenkultur gewidmet ist. Die Zitronen werden massenweise in
Gärten gezogen, die bald vereinzelt, bald terrassenweise übereinander liegen. Das reizende, fruchtbare und stark bevölkerte
Gestade, das sich von Gargnano (dem schönsten Punkt am See) bis Salo zwischen dem See und dem Gebirge erstreckt, führt
den Namen La Riviera und gilt für den wärmsten Punkt Norditaliens. Die Hauptzuflüsse des Gardasees sind die Sarca, welche
am Nordende des Sees einmündet, und der Ponale im W., der aus dem Ledrosee kommt; Abfluß ist der Mincio (Nebenfluß des Po),
der den See an seinem Südostende verläßt.
Wie die andern Seen des nördlichen Italien, hat auch der Gardasee seine regelmäßigen, die Schifffahrt erleichternden
Winde.
[* 92] Dampfboote befahren den See in den RichtungenRiva-Peschiera und Riva-Desenzano. Der Gardasee ist, besonders in seiner südlichen
Hälfte, außerordentlich reich an Fischen, die viel versendet werden. Zu den vorzüglichsten gehören Lachsforellen, die berühmten
Carpioni (Salmo punctatus), Agoni, Aale u. a. Einige kleine Inseln zieren den See, und vom Südufer erstreckt
sich 3½ km weit in den See die schmale HalbinselSermione, welche der römische Dichter Catullus, der daselbst ein Landhaus
hatte, einst als aller Halbinseln schönste (peninsularum ocellus) pries. S. Karte »Tirol«.
»Wache«, speziell Leibwache eines Regenten, später größere oder kleinere Truppenabteilungen, welche,
aus dem Kern der Heere bestehend, Fürsten und Feldherren um ihre Person scharten. Alexander d. Gr. besaß eine Garde, die, aus den
vornehmsten Makedoniern gebildet, sich in zwei Klassen unterschied: die geringern waren Waffenträger
und hatten die äußern Teile seiner Wohnung oder seines Zeltes zu besetzen, seine Pferde
[* 93] zu warten etc.;
die andern waren seine
Jagd-, Tisch- und Schlafgenossen (Hetairoi) und bildeten die Pflanzschule der künftigen Heerführer und Statthalter.
Weit zahlreicher
waren die Garden und Leibwachen der persischen Könige. Nach Herodot bestand Xerxes' Garde, als er über den
Hellespont ging, aus 12,000 prächtig gerüsteten Reitern und 10,000 Fußknechten. Zur Zeit der römischen Republik ward die
Person des Feldherrn von der Cohors praetoria beschützt, aus welcher unter Augustus die kaiserliche Leibwache (praetoriani)
entstand, die (etwa 5000 Mann) in neun Kohorten geteilt war. Die deutschen Kaiser ließen sich von Trabanten
und später von Hartschieren bewachen.
Nachbildungen der griechischen und römischen Garden waren die französische Konsular- und Kaisergarde.
Erstere war drei Bataillone (à 800 Mann) und zwei Eskadrons (à 360 Mann) stark; als Kaiser vermehrte sie Napoleon I. bis auf 68 Bataillone, 31 Eskadrons
und 68 Geschütze.
[* 99] Sie zerfiel in die alte Garde (die zuerst errichteten drei RegimenterGrenadiere und zwei RegimenterJäger)
und in die junge Garde, 1812 gleichsam als Vorschule für die alte errichtet, so daß nur die bessern Soldaten der jungen in
die alte aufgenommen wurden.
Nach dem Friedensschluß 1871 wurde die Garde nicht wiederhergestellt. In Preußen ist seit 1815 ein selbständiges Gardekorps
ganz wie die übrigen Armeekorps formiert, das sich aber aus dem ganzen Staat ergänzt. Dasselbe ist der Fall in Rußland.
England hat besondere Garderegimenter in geringer Zahl. Vor andern Truppen hat die Garde neben der auszeichnenden Uniform die etwas
bessere Auswahl des Ersatzes voraus, steht ihnen aber im Dienst völlig gleich. Österreich hat keine Gardetruppen, wohl aber
die im vorigen Jahrhundert errichteten Hofgarden und zwar die Erste Arcierenleibgarde (seit 1763), die
königlich ungarische Leibgarde (seit 1760) und die k. k. Trabantenleibgarde. Die Kapitäne dieser drei Garden sind Generale
der Armee, ihre UnteroffiziereStabsoffiziere; eigentliche Truppen für den Wachtdienst in den k. k. Schlössern etc. sind die
k. k. Leibgardereiter-Eskadron (1849 errichtet) und die k. k. Hofburgwache (seit 1802).
Ähnliche Garden kleinerer Staaten dienen lediglich Paradezwecken. Über National- und Kommunalgarden als
Bürgerbewaffnung s. Volksbewaffnung.
duCorps (franz., spr. gard dü kör), »Leibgarde« zu Pferde, früher auch vornehme Gardeabteilung zur Bewachung
der fürstlichen Gemächer, erscheint um 1440 in Frankreich, wo sie zur maison militaire gehörte, wurde 1791 aufgelöst,
lebte aber bei der Restauration wieder auf. In Brandenburg
[* 100] erhielt 1692 die Trabantengarde den Namen Garde du Corps, wurde aber um 1715 wieder
aufgelöst und von Friedrich d. Gr. neu errichtet und besteht noch heute. Es ist ein Kürassierregiment
von 5 Eskadrons, jede zu 2 Kompanien; die 1. Kompanie heißt Leibkompanie, ihr Chef ist der Kaiser.
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