24. Juni, wo die
Plebejer aus der Stadt und vom Land zu
Fuß und auf bekränzten
Kähnen zu einem
Tempel
[* 2] der
Göttin am
Tiber kamen
und den
Tag inFreud einbrachten; ferner eine Fortuna praetoria, libera (der freien Leute) etc.,
zur Zeit der
Kaiser auch eine Fortuna
Augusta. Berühmte Kultusstätten der Fortuna außerhalb
Roms waren
Präneste
mit einem
Tempel der Fortuna primigenia (der Erstgebornen,
Mutter des
Jupiter und der
Juno) und
Antium, wo sie auch
Orakel (sortes Praenestinae
oder Antiates) erteilte.
Andre Benennungen, unter welchen die
Göttin noch speziell verehrt wurde, sind: Fortuna victrix (die Siegbringende), mit einem vom
Konsul Carvilius 293
v. Chr. nach Überwindung der
Samniter erbauten
Tempel;
die Fortuna hujusce diei
(Göttin
des günstigen
Augenblicks), ebenfalls mit besonderm
Tempel;
die Fortuna dux (Begleiterin der Reisenden) und Fortuna redux
(Göttin der
glücklichen Heimkehr), letztere seit
Augustus mit zahlreichen
Altären und einem von Domitian errichteten
Tempel.
Titel eines deutschen Volksbuches aus dem Anfang des 16. Jahrh., das nach einem fremden,
wahrscheinlich spanischen
Original von einem unbekannten Verfasser bearbeitet ist und die namentlich in
Cypern,
[* 4]
England und
Flandern spielende Geschichte von Fortunatus mit seinem Wünschhütlein und seinem immer vollen Geldsäckel behandelt.
Der älteste bekannteDruck ist der von
Augsburg
[* 5] 1509. Dramatisiert wurde der
Stoff zuerst von
HansSachs
(1553), nachher von dem
EngländerThomasDecker in »The pleasant comedie of old Fortunato« (Lond.
1600; deutsch vonSchmidt: und seine
Söhne«, Berl. 1819). Eine freie dichterische Bearbeitung des
Stoffes lieferte
Tieck im
»Phantasus« (Bd. 3); einen Teil
desselben behandelte auch
Uhland in achtzeiligen
Stanzen.
Diese
Reise schilderte er dann in »Two visits to the tea-countries
of
China« (Lond. 1852, 3 Bde.; 3. Aufl.
1853; deutsch mit dem ersten
Reisewerk zusammen, Leipz. 1854). Als
Direktor des botanischen
Gartens in
Chelsea führte er im
Auftrag der
OstindischenKompanie 1853-56 eine neue
Reise aus und beschrieb dieselbe in »Residence among the
Chinese: Inland,
on the coast and at sea« (Lond. 1857). Im Auftrag der nordamerikanischen
Regierung ging er 1857 abermals nach
China, um
Samen
[* 10] der Theestaude und andrer
Pflanzen zu sammeln. 1860-63 bereiste er
Japan
und schrieb:
»Jedo and
Peking«
[* 11] (Lond. 1863). Er starb im April 1880 in
Schottland. Man verdankt Fortune die Einführung zahlreicher
ostasiatischerPflanzen.
Mariano, span.
Maler, geb. zu
Rëus in
Katalonien, studierte auf der
Akademie zu
Barcelona
[* 12] unter Claudio
Lorenzalez, einem
SchülerOverbecks. Einige
Lithographien von
Gavarni brachten ihn auf den Weg, der seiner geistigen
Richtung
entsprach: er warf sich auf das unmittelbare Naturstudium und gewann bald in einer Schulkonkurrenz den
Preis und ein Reisestipendium nach
Rom,
[* 13] wo er 1856 ankam. Er begleitete dann den
GeneralPrim in dem
Kriege gegen
Marokko
[* 14] 1859-1860
und fand hier Gelegenheit, ein neues
Stück eigenartiger
Natur und ein farbenreiches, wild bewegtes
Leben zu studieren.
Bevor er nach
Rom zurückkehrte, besuchte er
Paris,
[* 15] wo er zu
Meissonier und
Gérôme in nähere Beziehung
trat, ferner
Madrid,
[* 16] wo er vorzugsweise
Goya studierte.
Als er 1866 wieder in
Rom angelangt war, brachte er eine
ReiheBestellungen
des
Pariser Kunsthändlers Goupil mit. Er lieferte dieselben 1869 ab, und durch die
Ausstellung derselben wurde sein
Ruf begründet.
Das berühmteste dieser Gemälde ist die
Hochzeit in der Vicaria zu
Madrid, dann der marokkanische Schlangenbändiger;
zu seinen letzten Werken gehören die
Arkadier und die
Akademiker.
Fortunys Kunstanschauung war eine durchaus realistische. Es war ihm nur um frappante
Wirkung zu thun, weshalb
er denHauptton
auf das blendende und verwirrende
Kolorit legte und darüber die
Zeichnung und die Formengebung vernachlässigte.
Daher reizte
ihn besonders das
Exotische,
weil er in der Behandlung orientalischer
Motive seinem
Temperament und seiner
koloristischen
Laune freien
Lauf lassen konnte. Er hat auf die moderne französische und spanische
Schule einen großen, aber
nicht heilsamen Einfluß geübt, da nur seine skizzenhafte
Mache und der
Chic seiner
Zeichnung nachgeahmt werden konnten.
Vgl.
Davillier, Fortuny, sa vie, etc. (Par. 1875);
[* 22] (lat.), bei den alten Römern ein für den Marktverkehr, Gerichtsverhandlungen und Volksversammlungen bestimmter
öffentlicher Platz, s. v. w. Markt. In der Stadt Rom, wo solcher Plätze bald mehrere angelegt wurden, unterschied man in der
Folge stets Gerichtsforen (fora civilia) und Marktforen (fora venalia), zu welch letztern namentlich
der Rindermarkt (forum boarium), Gemüsemarkt (forum olitorium), Fisch- und Fleischmarkt (forum piscarium und macellum), Schweinemarkt
(forum suarium) u. a. gehörten.
Das ursprüngliche und daher älteste Forum der Stadt war das berühmte Forum Romanum, in der Tiefe zwischen
Kapitol und Palatin, der Mittelpunkt des gesamten städtischen Verkehrs- und politischen Lebens. Es war eine
durch die Trockenlegung des Bodens bedingte Anlage der spätern Königszeit, von mäßigen Dimensionen (höchstens 200-250 Schritt
lang, 30-60 Schritt breit) und ursprünglich mit bedeckten Gängen und Budenreihen umgeben, deren Einrichtung dem ältern Tarquinius
zugeschrieben wird.
Aus derselben ältesten Periode rührten in der unmittelbaren Umgebung des Forums einige der Hauptheiligtümer
des Staats her: am Fuß des Kapitolinus der Tempel des Saturnus und der kleine, Janus
[* 23] genannte Durchgangsbogen, am Fuß des Palatins
der Tempel und heilige Hain derVesta mit der anstoßenden Regia (Amtswohnung des Pontifex maximus), wozu in der ersten Zeit
der Republik der Tempel der Dioskuren
[* 24] kam. Während die mit Quadern belegte Area des eigentlichen Forums,
das auf beiden Seiten von Fahrstraßen (der Via sacra u. der StraßeSub veteribus) begrenzt war, dem Marktverkehr und den Volksversammlungen
der Plebejer diente, fanden die Versammlungen der Patrizier und die öffentlichen Gerichtsverhandlungen der ältern Zeit auf
einem anstoßenden, um einige Stufen erhöhten, geweihten Platz, dem Comitium statt, auf welchem sich auch
das alte Amtshaus des Senats, die Curia Hostilia, und (auf der Grenze nach dem eigentlichen Forum zu) die Rednerbühne (Rostra)
befanden.
Als infolge der Vergrößerung der Stadt und des Staatsgebiets auch der Umfang der Gerichtsverhandlungen immer mehr
zunahm, wurden dieselben vom offenen und Comitium hinweg in umgebende, speziell zu diesem Zweck erbaute Hallen (sogen. Basiliken)
verlegt. Die ältesten dieser Bauten, die Basilica Porcia, Sempronia, Opimia etc., waren auf den hinter den Portiken und Budenreihen
des Forums gelegenen Raum beschränkt; für die Prachtbauten des Augustus dagegen, die Basilica Aemilia
und die größte von allen, die Basilica Julia, wurden jene alten Laubengänge weggeräumt und das Forum selbst durch die Fassaden
jener Bauwerke sowie neuer Tempelbauten (Templum Divi Caesaris, T. Minervae etc.) verschönert, aber zugleich verengert.
Dem gesteigerten Bedürfnis nach Plätzen des geschäftlichen Verkehrs zu genügen, wurde dann nach und
nach das Stadtquartier östlich hinter dem Forum weggeräumt und durch eine Reihe untereinander verbundener Prachtplätze mit
Tempelbauten und Portiken ersetzt, welche nun gleichfalls als Foren bezeichnet werden, wie das Forum Julium, Forum Augusti, Forum Vespasiani,
Forum Nervae (gewöhnlich Forum transitorium genannt, weil eine Hauptfahrstraße nach dem Forum Romanum hindurchführte)
und Forum Trajani, letzteres mit der
sehr großen Basilica Ulpia, zwei Bibliotheken und der bekannten (noch völlig erhaltenen)
Siegessäule des Kaisers der architektonisch vollendetste Bau des kaiserlichen Rom. Durch die Ausgrabungen der neuesten Zeit
ist das Forum Romanum in seiner ganzen Ausdehnung
[* 25] bloßgelegt und auch die Lage der einzelnen, nur noch in
ihren Pavimenten erkennbaren Gebäude zum größten Teil klargestellt (s. Rom, mit einem Kärtchen des Forums).
Den Namen Forum führten dann auch viele Ortschaften, und hier deutet derselbe, gewöhnlich mit
einem andern Namen verbunden, die Gerichtsbarkeit und Marktgerechtigkeit der betreffenden Orte an. Die bekanntern derselben
sind:
Forum Popilii, in Lukanien, am Tanager (jetzt Polla);
Forum Segusiavorum, Hauptstadt der Segusiaver im lugdunensischen Gallien, westlich von Lugdunum (jetzt Feurs);
Forum Sempronii, Munizipium in Umbrien, am Metaurus (jetzt Fossombrone). Im Lager
[* 26] bedeutete Forum den Platz vor dem Feldherrnzelt,
wo sich das Tribunal, die Arae und das Auguratorium befanden.
die Visconti in Mailand
[* 33] zu stande und erzwang nach vielen Kämpfen 1441 einen Frieden, in welchem VenedigBrescia, Bergamo, Peschiera
und andre Städte bekam; auch Ravenna kam bald darauf unter venezianische Herrschaft. Nichtsdestoweniger hatte Fóscari von jeher
eine starke Partei gegen sich, welche es nach langen Intrigen dahin brachte, daß sein Sohn Jakob angeklagt,
gefoltert und verbannt wurde; derselbe starb in der Verbannung. Der Vater aber wurde, angeblich wegen Altersschwäche, abgesetzt
und starb wenige Tage darauf, 1. Nov.
Hier vollendete er seinen schon in Padua begonnenen, so berühmt gewordenen Roman »Ultime lettere di Jacopo Ortis« (zuerst
Vened. [»Italien«]
[* 40] 1802 und Mail. 1802, seitdem öfter; deutsch von Lautsch, 2. Aufl., Leipz.
1847, von Seubert, das. 1870),
den italienischen »Werther«, der gleich diesem durch ein wirkliches Ereignis,
den Selbstmord eines jungen Mannes in Padua, veranlaßt, allmählich aber aus einem einfachen Liebesroman ein politischer Roman
geworden war, in welchem Foscolo seinem Schmerz über das Unglück seines Vaterlandes Ausdruck gab. Dieselben Gefühle legte er in
seiner äußerst freimütigen »Orazione a Buonaparte« nieder, welche er
als Mitglied der vom Ersten Konsul nach Lyon
[* 41] berufenen Versammlung cisalpinischer Deputierten schrieb, die
aber erst viel später (Lugano 1829) gedruckt wurde.
Hierauf brachte er in Mailand sein zweites Trauerspiel: »Ajace«, auf die Bühne, welches wegen der darin gefundenen politischen
Anspielungen seine Verweisung aus der Lombardei zur Folge hatte. In Florenz, wohin er sich nunmehr wandte, verfaßte er sein
drittes Trauerspiel: »Ricciarda«, gleichfalls politischer Tendenz, und kehrte erst 1813 nach Mailand zurück.
Nach dem Einzug der Österreicher neuen Verfolgungen ausgesetzt, wandte er sich nach der Schweiz,
[* 43]
wo er die gegen seine Feinde
in Italien gerichtete äußerst bittere Satire »Didymi Clerici prophetae minimi hypercalypseos liber singularis«
schrieb, und 1816 nach London,
[* 44] wo sein Ruf als Schriftsteller ihm eine glänzende Aufnahme verschaffte.
Hier schrieb er seine »Saggi sul Petrarca« (Lond. 1824),
arbeitete für verschiedene englische Zeitschriften und lieferte eine geschätzte Ausgabe der »Divina Commedia« (das. 1842, 4 Bde.),
hielt auch seit 1823 Vorlesungen über italienische Sprache und Litteratur. Aber seine Neigung zu einem verschwenderischen
Leben, namentlich zum Spiel, brachte ihn allmählich in drückende Verhältnisse, und er starb arm und
verlassen in Turnham Green bei London. Im J. 1871 wurden seine Gebeine auf dem Friedhof zu Chiswick aufgefunden und
nach Italien zurückgebracht.
Außer den schon oben genannten Werken Foscolos sind noch zu erwähnen sein »Discorso
dell' origine e dell' ufficio della letteratura«, womit er seine Vorlesungen in Pavia eröffnete, seine vortreffliche Übersetzung
von Sternes »Sentimental journey« und sein »Discorso
storico sul testo del Decamerone«. Seine mitMonti begonnene Übersetzung der »Ilias« in reimlosen Versen ist unvollendet geblieben;
auch von seinen »Inni italiani« sind nur Fragmente bekannt geworden. Die »Discorsi storici e letterarii«
(Mail. 1843) enthalten Übersetzungen von Foscolos Beiträgen für englische Journale. Sammlungen seiner »Poesie« sind öfters
gedruckt (z. B. Flor. 1856 und Mail. 1875). Eine Ausgabe seiner sämtlichen Werke: »Opere edite e postume di Ugo Foscolo«, welche
auch seinen Briefwechsel (»Epistolario«, 3 Bde.)
enthält, wurde von Orlandini und Mayer herausgegeben (Flor. 1850-1859, 11 Bde.). SeinLeben beschrieben
Pecchio (Lugano 1833),
Fossano war Residenz Philibert Emanuels von Savoyen und mehrerer seiner Nachfolger. Im April 1796 ward es von den
Franzosen im Sturm erobert, abermals von diesen besetzt, aber schon 18. Sept. von den Österreichern unter Melas wieder
genommen, worauf letzterer den Franzosen unter Championnet 4. und 5. Nov. bei dem nahen Dorf Genola und bei Savigliano eine entscheidende
Niederlage beibrachte.
insbesondere Bezeichnung für Reste organischer Wesen, welche sich in der Erde
finden (fossile Tier- und Pflanzenarten).
Daher Fossilien, s. v. w. Versteinerungen, Petrefakten
[* 50] (s. d.), ferner Mineralien
[* 51] organischen
Ursprungs (fossile Kohle, brennbare Fossilien), endlich manchmal auch s. v. w. Mineralkörper im allgemeinen.
2) Birket, engl. Zeichner und Maler, geb. zu NorthShields, erlernte zunächst die Kunst unter dem
Formschneider E. Landells in London und schilderte eine Reihe von sehr lebenswahren, sauber ausgeführten Szenen aus dem englischen
Landleben. Auf die Illustrationen zu LongfellowsEpos »Evangeline« (1850) folgten solche zu Wordsworth, Goldsmith, ThomasGrey und
andern englischen und amerikanischen Dichtern, wobei Foster stets das landschaftliche Element und die See mit
Vorliebe betonte. Seit 1860 wandte er sich mehr der Aquarellmalerei zu und zeichnete sich hierin durch reizende Bilder aus
dem häuslichen und ländlichen Leben des englischen Volkes und insbesondere der Kinderwelt aus, die durch Photographie, Farbendruck
und Holzschnitt große Verbreitung fanden.
(Foča), Bezirksstadt in Bosnien,
[* 56] Kreis
[* 57] Mostar, in herrlicher Lage am Ausfluß
[* 58] der Tschehotina in die Drina, hat 12 Moscheen,
ein Bezirksgericht und (1885) 4360
meist mohammedan.
Einwohner, darunter berühmte Messer- und Säbelschmiede.
Franz, Geolog, geb. zu Mramotitz in Mähren,
[* 59] wurde 1847 Bergwesenspraktikant in Gmunden und 1849 Assistent
an der neugegründeten Geologischen Reichsanstalt, 1856 Bergrat, 1867 erster Chefgeolog und 1873 Vizedirektor der Anstalt.
Er starb in Wien.
[* 60] SeinInteresse war hauptsächlich der praktisch-bergmännischen Richtung zugewandt,
und mit Vorliebe widmete er sich Untersuchungen über das Vorkommen nutzbarer Mineralien. Er bereiste zu solchem Zweck die
Südküste des Schwarzen wie auch die asiatischen Ufer des Marmarameers, Griechenland
[* 61] und alle Teile Österreichs und wurde vielfach
auch bei AnlagevonBerg- und Hüttenwesen gutachtlich zu Rate gezogen.
Paul, franz. Gelehrter, geb. zu Paris, besuchte 1855-58 die Normalschule, dann die
französische Schule zu Athen
[* 65] und veröffentlichte als Frucht seiner Studien in Griechenland: »Inscriptions recueillies à Delphes«
(1863, mit Wescher). Darauf folgten: »Mémoire sur l'affranchissement des esclaves par forme de vente
à une divinité« (1867);
»Mémoire sur les ruines et l'histoire de Delphes« (1868);
»Des associations religieuses chez les
Grecs« (1873).
fehlerfreies optisches Glas
[* 69] in größern Dimensionen allein in München
[* 70] darzustellen versteht, so suchte er Spiegelteleskope
zu konstruieren, deren Glasspiegel innen mit einer dünnen, aber sehr lichtstarken Silberschicht überzogen war. Er erreichte
sehr vielversprechende Resultate und ging an die Herstellung eines Spiegels von 1,2 m Durchmesser, als ihn der Tod überraschte.
Die Fortführung seiner Arbeiten sicherte der Kaiser durch eine jährliche Summe von 10,000 Frank aus seiner Schatulle, wie er in
ähnlicher Weise schon früher die ExperimenteFoucaults befördert hatte. Auch über Wärme
[* 71] und Magnetismus
[* 72] lieferte Foucault Untersuchungen,
und seit 1845 redigierte er den wissenschaftlichen Teil des »Journal des Débats«.
Vgl. Lissajous, Notice
historique sur la vie et les travaux deL. Foucault (Par. 1875);
»Recueil des travaux scientifiques de Léon Foucault« (hrsg. von Gariel
und Bertrand, das. 1878).
Pendelversuch liefert den augenscheinlichen Beweis der täglichen Umdrehung der Erde um ihre Achse von Westen
nach Osten. Ein schwingendes Pendel hat vermöge der Trägheit das Bestreben, in seiner Schwingungsebene
zu verharren, und hält dieselbe auch der Umdrehung der Erde gegenüber fest. Denkt man sich ein Pendel über dem Nordpol der
Erde aufgehängt, so behält die Schwingungsebene des Pendels ihre Richtung im Raum bei, während die Erde samt dem
auf ihr stehenden Beobachter sich unter dem Pendel von Westen nach Osten dreht; der Beobachter, der seinen Standpunkt für fest
hält, wird daher die Schwingungsrichtung des Pendels in Bezug auf die Erdoberfläche von Osten über Süden nach Westen, also
nach rechts hin, sich drehen und in 24 Stunden einen ganzen Umlauf vollenden sehen. An jedem andern Ort
kann die von der Erdumdrehung herrührende Bewegung der Erdoberfläche aufgefaßt werden als zusammengesetzt aus einer langsamern
Umdrehung um eine vertikale Achse und aus einer Fortführung von Westen nach Osten; nur die erstere Bewegung kann zu einer scheinbaren
Drehung der Schwingungsrichtung des Pendels, auf der nördlichen Erdhälfte nach rechts, auf der südlichen
nach links herum, Anlaß geben, welche um so langsamer erfolgt, je näher der Ort dem Äquator liegt und am Äquator selbst Null
ist.
(spr. füsché),Joseph, Herzog von Otranto, Polizeiminister unter Napoleon I., geb. zu
Nantes
[* 79] als Sohn eines Schiffskapitäns, trat, bei den Priestern des Oratoriums daselbst und in Paris erzogen, in deren Orden
[* 80] ein,
um emporzukommen, obwohl
er dem cynischten Unglauben huldigte. Bei dem Ausbruch der Revolution trat er aus dem Orden aus und
ließ sich in Nantes als Advokat nieder. Durch die Heftigkeit seiner Reden wußte er sich in den dortigen
Klubs so hervorzuthun, daß er 1792 in den Konvent gewählt wurde, wo er sich mit richtigem Instinkt der heftigsten Partei, dem
Berg, anschloß. Er wurde zuerst nach Nantes, dann in die Departements des Zentrums geschickt, um hier den Royalismus
und die gemäßigte republikanische Gesinnung zu unterdrücken und Streitkräfte gegen die Vendée, später auch gegen Lyon
zu organisieren.
Der hier gezeigte Eifer veranlaßte den Sicherheitsausschuß, ihn im November 1793 mit Collot d'Herbois und Couthon zur Züchtigung
von Lyon auszusenden, und hier nahm er den eifrigsten Anteil an jenen entsetzlichen Metzeleien, indem er
die Blut- und Konfiskationsdekrete mit heuchlerischen Phrasen von Freiheit, Menschenwohl, allgemeiner Glückseligkeit u. dgl.
zu beschönigen suchte. Da Fouché zu der kommunistisch-extremen Richtung der Hébertisten gehörte, geriet er in Streit mit Robespierre,
der ihn im Jakobinerklub als halsstarrigen Atheisten mit Ungestüm angriff und wenige Wochen
später seine Ausschließung aus dem Klub durchsetzte.
Deshalb wirkte Fouché mit Collot, Tallien und Barère zum SturzRobespierres 9. Thermidor(27. Juli) mit. Obwohl er nun den Gemäßigten
spielte, wurde er doch mit andern Schreckensmännern auf Befehl des Konvents im August 1795 verhaftet, jedoch durch die allgemeine
Amnestie im Oktober d. J. wieder befreit. Er lebte nun eine Zeitlang zurückgezogen im Thal
[* 81] von Montmorency.
Erst 1798 verdankte er seiner alten Verbindung mit Barras seine Ernennung zum Gesandten bei der Cisalpinischen Republik. Da er
aber hier in Gemeinschaft mit dem GeneralBrune einen völligen Umsturz der Verfassung versuchte, wurde er schon nach
wenigen Tagen wieder abberufen, 1799 nach dem Haag
[* 82] gesandt und im September zum Polizeiminister ernannt. In dieser Stellung vermochte
Fouché alle Gaben seines scharfen Verstandes, seines verschlagenen Geistes, seiner rücksichtslosen Selbstsucht, seiner trefflichen
Kenntnis der Parteien und Menschen zu verwenden. Mit der Grundsatzlosigkeit, die er stets bewährte, ging er zur
rechten Zeit von seinem Beschützer Barras zu Bonaparte über, den er bei der Revolution des 18. Brumaire eifrig unterstützte.
Allerdings mißtraute Bonaparte dem Polizeiminister, allein Fouché wußte sich ihm bald unentbehrlich zu machen. Er organisierte
ein ausgedehntes Spioniersystem über alle Klassen der Gesellschaft, die Familie des Ersten Konsuls nicht ausgenommen,
und unterhielt es hauptsächlich mit dem Erträgnis der Spielpacht, wobei er sich selbst auch zu bereichern wußte. Endlich
der geheimen Macht Fouchés müde, schaffte Napoleon das Polizeiministerium (September 1802) ab; zur Entschädigung erhielt
Fouché die Senatorie von Aix und die Hälfte des von ihm gesammelten Polizeireservefonds von 2,400,000 Frank.
Aber wegen der Ungeschicklichkeit seiner Nachfolger in der Polizeiverwaltung übertrug ihm Napoleon das
Polizeiministerium von neuem. Im März 1806 wurde er zum Herzog von Otranto mit einer beträchtlichen Ausstattung in Gütern
ernannt. Doch geriet er, da er sich den unaufhörlichen Eroberungskriegen des Kaisers widersetzte und auf eigne Faust
eine geheime Unterhandlung mit dem englischen Ministerium begann, bei Napoleon in Ungnade und wurde abgesetzt Fouché verbrannte
oder versteckte alle wichtigen Papiere seines
¶
mehr
Ministeriums, um seinen Nachfolger Savary in Verlegenheit zu bringen, und als der Kaiser ihn dafür zur Rechenschaft ziehen
wollte, flüchtete er nach Toscana und verbarg sich dort eine Zeitlang. Endlich erhielt er die Erlaubnis, sich nach seiner
Senatorie in Aix zu begeben, und 1811 die, nach Paris zurückkehren zu dürfen. 1813 als Generalgouverneur
nach Laibach
[* 84] und Rom und endlich als Gesandter nach Neapel
[* 85] geschickt, intrigierte er bereits nach allen Seiten gegen Napoleon,
den er durch eine RegentschaftMarieLuisens ersetzen wollte.
Allein die Kriegsereignisse führten die Wiedereinsetzung der Bourbonen herbei, denen sich Fouché anschloß; zugleich nahm er aber
auch an den Umtrieben teil, welche die Rückkehr Napoleons aus Elba zur Folge hatten. Der Kaiser sah sich
um seiner eignen Sicherheit willen genötigt, das Polizeiministerium wieder Fouché zu übertragen, welcher sofort trotz seines
Ministerpostens mit den Liberalen im Innern, mit Ludwig XVIII. in Gent
[* 86] und mit Metternich konspirierte, um sich für
alle Fälle sicherzustellen. Am nach der AbdankungNapoleons, von der Kammer zum Vorsitzenden der provisorischen
Regierung ernannt, bestimmte er Napoleon zur Flucht nach Amerika
[* 87] und bereitete die zweite Restauration der Bourbonen vor. Er ward
der Polizeiminister auch der neuen Regierung und ächtete durch die Ordonnanz vom einen Teil
seiner Mitschuldigen bei der Rückführung Napoleons.
Weil ihm aber keine Partei mehr traute und er von allen Seiten angefeindet, besonders aber von den Ultraroyalisten heftig
angegriffen wurde, sah sich Ludwig XVIII. genötigt, ihn im September 1815 zu entlassen und als französischen Gesandten nach
Dresden
[* 88] zu schicken. Von dem Verbannungsdekret des gegen die Königsmörder betroffen,
nahm Fouché seinen Aufenthalt in Prag,
[* 89] dann in Linz
[* 90] und Triest,
[* 91] mit Abfassung von Verteidigungsschriften für seine Vergangenheit
beschäftigt. Er starb an einer Brustkrankheit in Triest, seinen Söhnen ein Vermögen von 14 Mill. Fr. zurücklassend.
Die reichen Gaben seines Geistes hatten stets nur im Dienste der gewissenlosesten Selbstsucht gestanden.
Die »Mémoires de J. Fouché, duc d'Otrante« (Par. 1828-29, 4 Bde.;
deutsch, Darmst. 1825, 2 Bde.) sind
unecht, wofür auch seine Söhne sie durch das Gericht erklären ließen, und von Alphonse de Beauchamp verfaßt. Fouché hat in der
That Memoiren hinterlassen, dieselben sind aber nicht veröffentlicht worden. Dagegen hat er zahllose politische Pamphlete
drucken lassen, deren Aufzählung man in dem »Annuaire de Mahul« (1821) findet.
(spr. fūscheh),Paul, franz. Schriftsteller, geb. zu Paris und daselbst erzogen, wurde durch VictorHugo, seinen Schwager, in die Litteratur eingeführt und wirkte hauptsächlich (teils allein, teils mit
Dennery, Desnoyers u. a.) für die Boulevardtheater, deren Repertoire er um etwa 70 romantische Dramen von sehr ungleichem Wert
und Erfolg bereicherte. Bleibend dürfte sich von denselben nur »NotreDame de Paris« (nach dem Roman von V. Hugo) auf den Brettern
behaupten. Als langjähriger Pariser Hauptkorrespondent der »Indépendance belge« war Foucher auch in der politischen Welt der französischen
Hauptstadt eine sehr bekannte und beliebte Persönlichkeit. Er starb in Paris.
Dieselbe wird auch sein von der Akademie mit einem Preis gekröntes »Mémoire sur la philosophie de Leibniz«
enthalten. Seine Befähigung dazu hat Foucher de Careil durch verschiedene Leibniziana und einschlägige Untersuchungen
bewiesen. Dahin gehören die »Lettres et opuscules de Leibniz« (1854);
»Lettres
de Leibniz, Bossuet, Pellisson, etc.« (1859 zum erstenmal nach den Originalmanuskripten veröffentlicht,
den ersten Band
[* 92] der »Œuvres« bildend);
Zahlreicher sind seine Miniaturen. Die Pariser Nationalbibliothek besitzt eine französische Übersetzung von Josephus' »Geschichte
der Juden« mit neun Bildern von ihm und zwei französische Übersetzungen des Livius, an deren Illumination Foucquet beteiligt ist,
die Münchener Hofbibliothek eine französische Übersetzung von BoccacciosBuch von der berühmten Unglücklichen
mit einem großen Bild von ihm. Sein Hauptwerk war ein Gebetbuch für EtienneChevalier, von dem sich nur die Miniaturen erhalten
haben (40 beiL.Brentano in Frankfurt a. M.).
(spr. fūschähr), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementIlle-et-Vilaine, am Nançon, durch die Flügelbahn nach Vitré mit der Französischen Westbahn verbunden, hat ein
prächtiges mittelalterliches Schloß, zwei gotische Kirchen, ein Collège und einen Belfried, (1881) 13,895 Einw., Granitsteinbrüche,
umfangreiche Fabrikation von Schuhmacherwaren, Segeltuch, Packleinwand, Gerberei und in
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