deFrance (spr. fōr d'frāngs, früher
Fort Royal,
Fort Libre und
FortNational genannt), Hauptstadt der franz.
InselMartinique, an einem trefflichen
Hafen (le Carenage), welcher nach ausgedehnten Hafenbauten
Schiffe
[* 12] von 8,5 m Tiefgang zuläßt
und von mehreren
Forts verteidigt wird.
Sein berühmtestes Gedicht ist das satirische
Epos »Ricciardetto«, welches er unter dem angenommenen
NamenNiccolò Carteromaco
schrieb. Dasselbe ist zwar im hohen
Grad abenteuerlich in der
Erfindung, wird aber wegen seines natürlichen
Humors, seines
schönen
Stils und seines fließenden Versbaues von den Italienern sehr geschätzt. Wegen seiner satirischen
Ausfälle besonders gegen die
Geistlichkeit erschien es erst nach des Verfassers
Tod in
Venedig
[* 18] (unter dem Druckort
Paris,
[* 19] 1738, 2 Bde.,
u. öfter; beste Ausg.,
Mail. 1813, 3 Bde.; deutsch am besten von
Gries, Stuttg. 1831-33, 3 Bde.).
Seine lyrischen
Poesien sowie seine »Rime piacevoli«
(Pisa 1780) sind jetzt vergessen. Auch hat man von
ihm eine Übersetzung des Terenz
(Urbino 1736).
Vgl. G. Procacci, N. e la satira toscana dei suoi tempi
(Pistoja 1877).
(spr. fórtiskju), großerFluß an der Nordwestküste von
Westaustralien, welcher südlich
von
MountBruce auf dem großen
Plateau im Innern entspringt, das
Meer aber in einem niedrigen und sumpfigen Mündungsgebiet
nur
periodisch erreicht.
In der trocknen Zeit enthält das im Unterlauf bis 30 m breite, mit
Bäumen bestandene Flußbett
nur einzelne Wasserlöcher.
(spr. fórtiskju),Name einer alten engl.
Familie, deren Ahnherr
Richard le
FortWilhelm dem Eroberer in der
Schlacht von
Hastings 1066 das
Leben gerettet haben soll. Einer seiner Nachkommen,
SirJohn Fortescue, verfaßte unter
Heinrich VI. das
berühmte Werk
»De laudibus legum
Angliae«. Von ihm stammt
Hugh,
Baron von Fortescue, der 1789 zum
Grafen ernannt
wurde und 1841 starb. -
Sein Sohn
Hugh, zweiter
Graf Fortescue, geb. studierte in
Oxford,
[* 20] wurde 1804 als
Viscount Ebrington
in das
Parlament gewählt, schloß sich den
Whigs an und nahm seit 1831 an den
Verhandlungen über die
Reformbill
den lebhaftesten
Anteil. Er war 1839-41
Lord-Lieutenant von
Irland, 1846-50
Lord-Steward des königlichen
Hofs und starb in
Exeter.
LordKing nahestehend, gab er »Selections from the speeches and writings of
LordKing« (Lond. 1842) nebst dessen Lebensskizze
heraus. -
Sein Sohn
Hugh, dritter
Graf Fortescue, geb. wurde 1841 in
Plymouth
[* 21] für das
Unterhaus gewählt,
wo er zur liberalen
Partei gehörte. 1846-1847 war er jüngerer
Lord des
Schatzes, 1847-51
Sekretär
[* 22] im Armenamt, wurde aber 1852 nicht
wieder gewählt und trat erst 1854 für
Marylebone wieder ins
Unterhaus. 1856 zog er sich bei einem Besuch
eines Militärspitals eine
Augenkrankheit zu, die ihn nötigte, sich aus dem
Unterhaus zurückzuziehen und seinem gemeinnützigen,
namentlich das
Wohl der
Armen fordernden Wirken zu entsagen.
Noch zu Lebzeiten seines
Vaters zum
Peer erhoben, erbte er nach dessen
Tod 1861 dessen
Güter und
Titel. Er hat eine
Reihe vonFlugschriften, unter anderm über Parlamentsreform
und Staatsschulen für die Mittelklassen, veröffentlicht. - Einem Seitenzweig des
Hauses Fortescue gehört
Chichester Fortescue,
LordCarlingford
(s. d.), an.
Verbrechen
(Delictum continuatum), Bezeichnung für eine Mehrheit verbrecherischer
Handlungen, welche strafrechtlich
als ein einziges
Verbrechen beurteilt werden sollen. Es haben sich jedoch die
Lehrer des
Strafrechts bis jetzt vergebens bemüht,
genauer das Merkmal zu bestimmen, wann ein fortgesetztes Verbrechen angenommen werden soll.
Es kommt nämlich darauf an, das fortgesetzte Verbrechen zu unterscheiden von 1) dem fortdauernden
Verbrechen, d. h. dem
Fall,
wenn der durch die Vollendung des
Verbrechens geschaffene rechtswidrige Zustand (z. B.
Doppelehe) nicht aufgegeben wurde;
3) der idealen
Konkurrenz, wenn durch eine und dieselbe
Handlung mehrere Strafgesetze verletzt werden, z. B.
Körperverletzung,
um ein
Weib widerstandslos zu machen und nachher zu notzüchtigen, in welchem
Fall dasjenige
Gesetz zur
Anwendung kommt, welches die schwerste
Strafe androht. Da
im Fall 1 die den
Thatbestand vollendende
Handlung nur einmal vorgenommen
ist und durch
¶
mehr
diese der Zustand geschaffen und im Fall 3 auch nur eine Handlung begangen worden ist, so liegt die Schwierigkeit hauptsächlich
in der Unterscheidung zwischen realer Konkurrenz (Fall 2) und dem fortgesetzten Verbrechen, und es handelt sich also darum,
zu bestimmen, wann z. B. mehrere Diebstähle so zu bestrafen seien, als ob nur ein einziger begangen wäre,
oder so, daß die verwirkte schwerste Strafe erhöht würde. Als Merkmal für das erstere, d. h. also für das fortgesetzte Verbrechen,
bezeichnen einige die Einheit des verbrecherischen Entschlusses, andre die Einheit des Entschlusses und des Objekts, auf welches
derselbe gerichtet ist; nach der erstern Anschauung wären ehebrecherische Handlungen, mit Frau A. und B.
verübt, fortgesetzte Verbrechen, wenn dieselben aus Einem Entschluß hervorgehen, nach der andern nur die bei Frau A. erfolgten
Wiederholungen.
Andre sagen: das Bewußtsein des Kausalzusammenhanges der einzelnen Handlungen müsse vom ersten bis zum letzten Akt fortdauern
und außer der Gleichzeitigkeit des Entschlusses noch eine gewisse Kontinuität der Handlungen vorhanden
sein. Danach würden als fortgesetzte Verbrechen gelten: mehrere nacheinander verübte Diebstähle, um die Mittel zu einer
Reise zu erlangen;
eine Reihe hintereinander gegen dieselbe Person ausgestoßener Schimpfworte;
wiederholte Eingriffe in die
Kasse durch denselben Einnehmer.
Fluß in Schottland, entspringt als Duchray am Ostabhang des BenLomond und hat einen sehr gewundenen, aber nur
im obern Teil raschen Lauf. Sein bedeutendster Zufluß ist der Teith, welcher ihm die Wasser der Loch Katrine,
Loch Sennachar u. a. zuführt. Nach einem Laufe von 97 km mündet der Forth bei Kincardine in den Firth of Forth. Für Seeschiffe
von 300 Ton. ist der Fluß bis Alloa, für kleinere bis Stirling schiffbar. Eine Brücke
[* 25] über den Firth of Forth,
bei Queensferry, ist seit 1882 im Bau und soll 1890 vollendet werden. Dieser großartige Bau (s. Tafel »Brücken
[* 26] II«,
[* 23]
Fig. 3)
besteht aus drei Cantilevers aus Stahl, die auf drei Gruppen von je vier Pfeilern ruhen.
Die Pfeiler haben einen Durchmesser von 21,3 m, erheben sich 27-36 m über den Meeresboden und
sind innerhalb eiserner Caissons aus Granit, Hausteinen und Konkret ausgeführt. Die mittlere Gruppe der Pfeiler steht auf der
Insel Inchgarvie. Die zwei Hauptöffnungen haben eine Spannweite von je 521,2 m, die zwei Seitenöffnungen von je 205,7
m. Die zur Brücke führenden Viadukte haben 15 Bogen
[* 27] (10 im S., 5 im N.), von denen 2: 54,5 m, 13: 51,2
m breit sind. Die Gesamtlänge der Brücke ist 2466,1 m, die Schienen liegen 45,7 m über dem höchsten Wasserstand, und die
Cantileversäulen haben eine Höhe von 107 m. Die Kosten des Baues, der von Fowler geleitet wird, sind auf 1,600,000
Pfd. Sterl. veranschlagt.
(spr. -tuhl),Hippolyte Nicolas Honoré, franz. Schriftsteller und Minister, geb. zu Digne (Niederalpen),
war längere Zeit als Kritiker in verschiedenen Oppositionsblättern thätig und erhielt 1845 eine Professur
der Litteraturgeschichte zu Toulouse,
[* 36] 1846 zu Aix. Nach der Februarrevolutionschloß er sich der bonapartistischen Partei an.
Nachdem er vom bis 2. Dez. d. J. Marineminister gewesen, erhielt er das Portefeuille des Kultus und öffentlichen Unterrichts.
Er verfolgte in dieser Stellung streng katholische Tendenzen. Er starb in Bad
[* 37] Ems.
[* 38] Als Schriftsteller
war Fortoul einer der ersten Gegner des Romantizismus. In seinen kleinen didaktischen Romanen: »Simiane« und »Steven« (zusammen
u. d. T.: »Grandeur de la vie privée«, Par. 1838, 2 Bde.)
sucht er zu beweisen, daß der soziale Fortschritt zunächst vom Familienleben
¶
mehr
ausgehen müsse. Außerdem hat man von ihm ein Werk: »De l'art en Allemagne« (1841, 2 Bde.),
einen Text zu Holbeis ^[richtig:
Holbeins] Totentanz (1842) und »Études d'archéologie et d'histoire« (1854).
die Entstehung neuer Organismen aus alten. Sie ist stets an die Existenz älterer Organismen geknüpft;
kein Fall des Hervorgehens von Organismen aus unorganischem Material (Urzeugung, s. d.) ist sicher konstatiert.
Entweder zerfällt bei der Fortpflanzung der alte Organismus in zwei oder mehrere gleichwertige Teile (die später auswachsen), geht
also hierbei zu Grunde (Fortpflanzung durch Teilung), oder er bleibt fortbestehen und bildet nur einzelne Stücke seines Körpers so aus,
daß sie sich durch weiteres Wachstum zu neuen Organismen gestalten können (Fortpflanzung durch
Sprossung und Keimbildung).
Die Teilung findet sich vorzugsweise bei niedern Tieren und Pflanzen vor, hat aber auch bei den höhern Organismen eine große
Bedeutung, insofern das Wachstum derselben auf Teilung der sie zusammensetzenden Zellen beruht. Gewöhnlich teilt sich das
alte Individuum in zwei Teile, welche selbständig weiterleben können; ist die Trennung nicht vollkommen, so können sich
durch weitere TeilungenKolonien (Stöcke) bilden, bei welchen die Individuen, wie an einem Baum die Äste, in Zusammenhang stehen.
Auch bei der Sprossung oder Knospung kann das Stück des alten Organismus, welches den neuen bilden wird
(Knospe, s. d.), mit diesem im Zusammenhang bleiben. Dagegen werden bei Fortpflanzung durch
Keimbildung die Keime, d. h. einzelne Zellen im Innern des alten Organismus, immer selbständig, wandern aus und bilden neue
Individuen. Hierbei kann sowohl der gesamte alte Organismus als auch nur ein bestimmter Teil desselben, der sogen.
Fortpflanzungskörper (Pseudo-Ovarium), in Keime zerfallen.
Bei den bisher genannten Fortpflanzungsarten geht zuweilen der Vermehrung eine Einkapselung (Encystierung) des alten Organismus
in eine von ihm selbst nach außen abgeschiedene feste Hülle (Kapsel, Cyste) vorher, oder es verschmelzen auch zunächst zwei
Individuen zu einem einzigen größern (sogen. Konjugation), und darauf erst teilt sich das neugebildete
ein oder mehrere Male, bis die Teilstücke auch trotz weitern Wachstums so klein werden, daß je zwei von ihnen zu einer neuen
Konjugation schreiten müssen (vgl. Infusorien).
Der Keimbildung schließt sich die geschlechtliche an. Bei ihr werden der Regel nach zweierlei verschiedene Keime gebildet,
deren gegenseitige Einwirkung zur Bildung des neuen Organismus erforderlich ist, nämlich Eizellen (Eier)
[* 40] mit Bildungsmaterial zur Erzeugung des neuen Individuums und Samenzellen, welche bei Vermischung mit dem Inhalt der Eier den
Anstoß zur Entwickelung derselben geben.
Bei den Tieren entstehen im einfachsten Fall beiderlei Zeugungsstoffe an bestimmten Stellen der Leibeswandung, meist jedoch
sind besondere Organe (Eierstöcke, resp. Hoden) vorhanden, die entweder direkt oder durch Ausführungsgänge ihren Inhalt entleeren.
Auch treten manchmal Drüsen mit ihnen in Verbindung und liefern Material zur Bildung einer Eischale oder zur Einhüllung des
Samens etc. -
Auf der niedrigsten Stufe der geschlechtlichen Fortpflanzung werden Eier und Samen
[* 41] in einem und demselben Individuum
(Hermaphrodit, Zwitter) produziert; doch findet selbst hier meist die Befruchtung der
[* 42] Eier eines Zwitters mit dem Samen eines
andern und umgekehrt statt. Auch kommt es vor, daß ein Tier zu einer gewissen Periode seines Lebens bloß Eier liefert, also
dann ein Weibchen ist, und
zu einer andern Samen erzeugt, demnach ein Männchen darstellt. Gewöhnlich
aber, und bei höhern Tieren fast ausnahmslos, sind die Geschlechter getrennt (Gonochorismus), nur machen sich dann manchmal
noch in der JugendAnzeichen von Hermaphroditismus bemerkbar. In einzelnen Fällen vermögen sich auch bei den Tieren, welche
auf geschlechtliche Fortpflanzung angewiesen sind, die Eier ohne Befruchtung durch den Samen zu entwickeln. Diese Erscheinung,
Parthenogenesis, findet sich z. B. bei Bienen, Blattläusen und andern Insekten
[* 43] und ist nicht mit der oben besprochenen ungeschlechtlichen
Fortpflanzung durch Keime zu verwechseln, sondern im Gegensatz zur gewöhnlichen geschlechtlichen Fortpflanzung, welche man auch zweigeschlechtliche
nennen könnte, als eingeschlechtliche Fortpflanzung zu bezeichnen; daher sind auch die Tiere, bei denen sie vorkommt,
echte Weibchen (s. Parthenogenesis). - Während bei den niedern Arten der also bei der Teilung, Knospung und Keimbildung, der
entstehende Organismus vielfach schon von Anfang an dem alten ähnlich ist und nur zu wachsen braucht, um ihm gleich zu werden,
hat bei der geschlechtlichen Fortpflanzung das Ei
[* 44] eine große Reihe von Veränderungen zu durchlaufen, welche aus
ihm den neuen Organismus entwickeln.
Diese finden zum Teil innerhalb der Eihülle statt und führen zur Bildung des Embryos, welcher nach dem Ausschlüpfen entweder
dem alten Organismus ähnlich (z. B. beim Huhn) oder unähnlich ist (z. B. beim Schmetterling)
[* 45] und im letztern
Fall als Larve (s. d.) noch eine Reihe von Gestaltveränderungen (Metamorphosen, s. d.) durchzumachen hat, um dem Erzeuger gleichzukommen.
Bei den Tieren ohne Metamorphose braucht der Embryo eine im Verhältnis zur Größe des ausgewachsenen Tiers bedeutendere MengeBildungs- und Nahrungsmaterial; das Ei muß also mit Nahrungsdotter reichlich ausgestattet sein (z. B.
bei den Vögeln) oder besondere Ernährungsquellen für den sich entwickelnden Embryo besitzen (z. B. bei den Säugetieren).
Dagegen entstehen die auf dem Weg der Metamorphose sich entwickelnden Tiere durchweg in relativ kleinen Eiern und erwerben nach
der frühzeitigen Geburt selbständig das für ihre Fortentwickelung notwendige Material. In eigentümlicher
Weise abweichend gestaltet sich die in den Fällen, welche sich durch den gesetzmäßigen Wechsel verschiedenartiger fortpflanzungsfähiger
Generationen auszeichnen (Generationswechsel, s. d.).
Auch bei den niedersten Pflanzen (Schizomyceten, vielen Algen)
[* 46] erfolgt die Fortpflanzung durch Teilung der das Individuum konstituierenden
einzelnen Zelle;
[* 47] aber schon auf der nächst höhern Stufe nehmen bestimmte Teile der Pflanze eine lediglich
für die Zwecke der Fortpflanzung dienende Organisation an (Fortpflanzungs-, Fruktifikations-, Reproduktionsorgane), und in diesen Organen
erscheint das neue Individuum stets zunächst als einfache Zelle, die sich entweder schon als solche vom mütterlichen Organismus
trennt, um ein selbständiges Leben zu führen, oder zunächst noch in demselben ihre weitere Ausbildung
empfängt.
Von dieser eigentlichen Fortpflanzung, Fruktifikation oder Reproduktion begrifflich ausgeschlossen bleibt eine durch das ganze Pflanzenreich
verbreitete Art der Erneuerung des Individuums, bei welcher sogen. Brutzellen oder Brutorgane von der Pflanze sich ablösen,
um zu neuen Individuen sich zu entwickeln. Hierbei werden nicht besondere Fruktifikationsorgane gebildet,
und die sich ablösenden Teile sind vor ihrer Abtrennung gewöhnlich mehr oder minder ausgebildete
¶
mehr
Glieder
[* 49] des Pflanzenkörpers (Propagation). Bei den Kryptogamen trennen sich stets die meist in großer Zahl entwickelten Fortpflanzungszellen
(Keimkörner, Sporen) sogleich von der Mutterpflanze; ihre Bildung aber erfolgt, namentlich bei Pilzen, Flechten,
[* 50] Algen, auf sehr
verschiedene Weise. Im einfachsten Fall wandelt sich irgend eine den übrigen bis dahin gleiche Zelle in
eine Spore um, trennt sich vom Thallus und keimt nach einer Ruheperiode. Gewöhnlich werden aber besondere Zellenbildungsprozesse
behufs der Erzeugung von Sporen nötig, und zwar erzeugt die Mutterzelle im Innern ihres Protoplasmas die Sporen, oder sie entstehen
durch Abschnürung.
Die Sporenmutterzelle stellt sich entweder nur als eine veränderte vegetative Zelle des Thallus dar, oder
sie wird erst von einem besondern Organ (Fruchtträger, Frucht) erzeugt. Auf oder in diesen Fruchtträgern finden sich die Mutterzellen
gewöhnlich in großer Anzahl beisammen. Die Fortpflanzungsorgane der bisher berücksichtigten Thallophyten entstehen entweder
geschlechtslos oder durch geschlechtliche Zeugung. Im letzten Fall findet sich auch bei den Pflanzen eine
Fortpflanzung durch Konjugation oder Kopulation,
[* 51] wo zwei gleiche Zellen sich zu einer Zygospore vereinigen oder zwei gleiche oder wenig
verschiedene Schwärmsporen (Gameten) sich zu einer keimfähigen Spore paaren.
Gewöhnlich aber tritt eine ausgeprägte Differenz eines männlichen und eines weiblichen Apparats hervor; der letztere ist
die Mutterzelle (Oogonium), welche die weibliche Zelle (Ei- oder Befruchtungskugel) erzeugt, und diese wird
durch den Inhalt der männlichen Zelle (Antheridien) befruchtet und gestaltet sich dann zu einer keimfähigen Spore (Oospore).
In andern Fällen entsteht durch den Geschlechtsakt erst ein Fruchtkörper. Sehr häufig finden sich bei denselben Thallophyten,
welche sexuelle Sporen oder Früchte entwickeln, außerdem noch geschlechtslose Reproduktionsorgane, und
die geschlechtslos erzeugten Sporen geben bei der Keimung ebenso ein dem mütterlichen Organismus gleiches Gebilde wie die geschlechtlich
erzeugten. Bei manchen Thallophyten entsteht aber durch diese Mehrfachheit der Fortpflanzungsorgane ein Generationswechsel (Rostpilze),
indem die zweite Sporenart ein andres Produkt liefert als die erste und dies von dem mütterlichen Organismus
abweichende Gebilde abermals andre Fruktifikation besitzt, aus deren Sporen dann die anfängliche Generation hervorgeht. -
Weniger mannigfaltig sind die Verhältnisse bei den stammbildenden Kryptogamen, indem sich hier der Vorgang in einer bestimmten
Richtung vervollkommt, um endlich der Fortpflanzung der Phanerogamen ähnlich zu werden.
Von diesen Verhältnissen ist nur ein kleiner Schritt zur Fortpflanzung der Phanerogamen, bei welchen wir im Embryosack
[* 57] im Innern der Samenknospe die weibliche Makrospore wiedererkennen, die aber hier sich nicht von der Pflanze trennt, sondern
im Zusammenhang mit letzterer ihre Eizellen erzeugt, befruchten läßt und zum Embryo ausbildet, der, die neue Generation in
den Hauptgliedern schon vorgebildet darstellend, in der zum Samen ausgebildeten Samenknospe eingeschlossen
sich von der Pflanze trennt, um nun erst sein Leben selbständig fortzusetzen.
Die Samenknospe oder das Eichen steht bei den Gymnospermen nackt auf einer Achse oder auf Fruchtblättern, bei
den Angiospermen im Fruchtknoten. An den Eichen unterscheidet man den stielartigen Knospenträger oder Nabelstrang, der sich
an dem Knospengrund oder der Chalaza des Eikerns befestigt. Meist ist der Eikern noch mit einer oder zwei Hüllen umgeben,
welche ihn nur an der der Chalaza gegenüberliegenden Stelle freilassen und hier die Mikropyle bilden. Unter
dieser vergrößert sich eine der innern Zellen des Eikerns zum Embryosack, in dessen vorderm Ende eine Eizelle nebst zwei Gehilfinnen
(Synergiden) entsteht.
deutsche, nannte sich die Gruppe entschieden liberaler Mitglieder des preußischen Abgeordnetenhauses,
welche sich 1861 von der großen altliberalen (Vinckeschen) Fraktion loslöste und sich mit der FraktionJung-Litauen sowie
mit der seit WaldecksWahl (Dezember 1860) wieder auf dem politischen Kampfplatz erscheinenden demokratischen Partei verband.
Auf einer Versammlung zu Berlin stellte sie ihr Programm fest. In der deutschen Frage stimmte letzteres mit dem des
Nationalvereins (s. d.) überein (Forderung einer starken Zentralgewalt in der Hand
[* 63] Preußens
[* 64] und einer gemeinsamen
Volksvertretung).
Für Preußen verlangte das Programm der Fortschrittspartei zahlreiche weitgehende Reformen und erklärte sich namentlich gegen die von der
Regierung durchgeführte Armeereorganisation. Die gegen die Wünsche des Volkes entschieden ablehnende Haltung der Regierung trieb
der Fortschrittspartei alle liberalen Elemente zu, so daß sie bei den Neuwahlen die Mehrheit im Abgeordnetenhaus
erhielt. Diese behauptete sie in allen Sessionen bis 1866 und verharrte in unbedingter Opposition gegen das MinisteriumBismarck,
auch gegen dessen auswärtige Politik; die Führer der Partei waren Mitglieder des Sechsunddreißiger-Ausschusses.
Die Krisis von 1866 brachte jedoch den schon seit 1864 vorhandenen Zwiespalt in der Partei zum Ausbruch.
Ein großer Teil der Fortschrittspartei trennte sich und begründete die nationalliberale Partei. Der andre, unter Führung von Hoverbeck, Virchow,
Waldeck,
[* 65] behielt den Namen Fortschrittspartei. Die neue Fortschrittspartei billigte zwar die Annexionen, erklärte sich aber gegen die Indemnität. Im konstituierenden
Reichstag des Norddeutschen Bundes lehnte die Mehrheit der Fortschrittspartei die vorgelegte Verfassung ab
und beantragte auch im preußischen Landtag die Ablehnung derselben.
Gegen die Annahme der deutschen Reichsverfassung 1871 opponierte sie aber nicht mehr; auch das Kompromiß in der Militärfrage 1874 billigten
mehrere einflußreiche Mitglieder der Partei, welche deshalb ausschieden. Im preußischen Landtag stimmte die
Mehrheit der Fortschrittspartei für die Kirchengesetze vom Mai 1873 sowie auch meistens für die Reformen der Verwaltung. Gleichwohl kam eine
Wiedervereinigung mit den Nationalliberalen nicht zu stande, zumeist aus persönlichen Gründen.
Unter dem Rückschlag gegen die liberale Richtung der Gesetzgebung seit 1871 hatte die Fortschrittspartei besonders zu leiden, indem die
Zahl ihrer Mitglieder 1878 im Reichstag auf 25, im Landtag 1879 auf 38 sank; sie verlor namentlich Ostpreußen
[* 66] fast gänzlich.
Die 1879 eingeführte neue Zollpolitik, welche
den Zerfall der nationalliberalen Partei zur Folge hatte, die immer neu auftauchenden
Steuerprojekte des Reichskanzlers, besonders das Tabaksmonopol, endlich die staatssozialistischen Pläne desselben gaben
der dagegen opponierenden Partei einen neuen Aufschwung, so daß sie bei den Reichstagswahlen von 1881: 60 Mandate erlangte,
während sie sich bei den Landtagswahlen 1882 in ihrem Besitz behauptete. Um ihrem Widerstand gegen die Bismarcksche Politik
mehr Nachdruck zu geben, verschmolz sich die Fortschrittspartei im Reichstag und Abgeordnetenhaus mit den ehemals
nationalliberalen Sezessionisten zu der neuen Deutschen Freisinnigen Partei (s. d.), welche im wesentlichen die Grundsätze und
Haltung der Fortschrittspartei annahm. Da in Bayern
[* 67] und Hessen
[* 68] inzwischen die Fortschrittspartei den nationalliberalen Namen angenommen hatte, so existiert in
Deutschland der Name Fortschrittspartei offiziell nicht mehr. In andern Ländern kommt der Name Fortschrittspartei oder Progressisten für
die entschieden liberale Partei auch vor.
(auch mit Fors zusammengestellt: Fors Fortuna), die Glücks- und Schicksalsgöttin der Römer,
[* 70] entsprechend der Tyche
[* 71] (s. d.) der Griechen. Ihr Dienst wurde zurückgeführt auf Ancus Marcius oder auf ihren Liebling Servius Tullius, der ihr, weil er
als Sohn einer Sklavin durch ihre Gunst auf den Königsthron gekommen war, zwei Tempel
[* 72] in Rom gewidmet haben
soll. Infolge des glücklichen Wachstums der Stadt spielte Fortuna später in der Religion der Römer eine Hauptrolle und hatte
sehr viele Tempel.
Plutarch schrieb über sie eine besondere noch erhaltene Schrift. Sie ist bald eine gute (Fortuna bona oder blanda), bald eine
böse Göttin (Fortuna mala), ferner eine zweifelhafte (Fortuna dubia oder ambigua), verlockende (viscata), unstete
(brevis), beständige (manens), gnädige (obsequens und respiciens) Göttin und äußert ihre Macht in Familien- (Fortuna privata)
wie in Staatsangelegenheiten (Fortuna publica oder Fortuna populi romani). Als erstere begleitet sie ihren
Liebling von der Geburt an und verhilft dem Knaben oder Jüngling zum Bart und zur Männlichkeit (Fortuna mascula
oder barbata), der Jungfrau zum Eintritt in den Stand der Hausfrau (Fortuna virgo oder virginalis, der die jungen Ehefrauen ihr Gewand
weihten), der Hausfrau zum Verbleiben in dem geschaffenen Ehebund ohne Verwitwung und abermalige Verheiratung (Fortuna muliebris,
mit Tempel an der Via latina) sowie zur Gewinnung und Erhaltung derLiebe des Mannes (Fortuna virilis, mit dem
Attribut des Arbeitskorbs, verehrt in einem auch der Venus geweihten Tempel am Tiber), den Eheleuten endlich zum Besitz von Kindern
(Fortuna liberorum). Als öffentliche Göttin erscheint Fortuna zunächst in besonderer Beziehung zu den einzelnen
Ständen. Wir finden eine patrizische, eine ritterschaftliche und plebejische Fortuna (Fortuna patricia,
equestris und plebeja), die letzte mit einem Fest¶
mehr
24. Juni, wo die Plebejer aus der Stadt und vom Land zu Fuß und auf bekränzten Kähnen zu einem Tempel der Göttin am Tiber kamen
und den Tag inFreud einbrachten; ferner eine Fortuna praetoria, libera (der freien Leute) etc.,
zur Zeit der Kaiser auch eine Fortuna Augusta. Berühmte Kultusstätten der Fortuna außerhalb Roms waren Präneste
mit einem Tempel der Fortuna primigenia (der Erstgebornen, Mutter des Jupiter und der Juno) und Antium, wo sie auch Orakel (sortes Praenestinae
oder Antiates) erteilte.
Andre Benennungen, unter welchen die Göttin noch speziell verehrt wurde, sind: Fortuna victrix (die Siegbringende), mit einem vom
Konsul Carvilius 293 v. Chr. nach Überwindung der Samniter erbauten Tempel;
die Fortuna hujusce diei (Göttin
des günstigen Augenblicks), ebenfalls mit besonderm Tempel;
die Fortuna dux (Begleiterin der Reisenden) und Fortuna redux (Göttin der
glücklichen Heimkehr), letztere seit Augustus mit zahlreichen Altären und einem von Domitian errichteten Tempel.
Titel eines deutschen Volksbuches aus dem Anfang des 16. Jahrh., das nach einem fremden,
wahrscheinlich spanischen Original von einem unbekannten Verfasser bearbeitet ist und die namentlich in Cypern,
[* 75] England und
Flandern spielende Geschichte von Fortunatus mit seinem Wünschhütlein und seinem immer vollen Geldsäckel behandelt.
Der älteste bekannte Druck ist der von Augsburg
[* 76] 1509. Dramatisiert wurde der Stoff zuerst von HansSachs
(1553), nachher von dem EngländerThomasDecker in »The pleasant comedie of old Fortunato« (Lond.
1600; deutsch vonSchmidt: und seine Söhne«, Berl. 1819). Eine freie dichterische Bearbeitung des Stoffes lieferte Tieck im
»Phantasus« (Bd. 3); einen Teil
desselben behandelte auch Uhland in achtzeiligen Stanzen.
Diese Reise schilderte er dann in »Two visits to the tea-countries
of China« (Lond. 1852, 3 Bde.; 3. Aufl.
1853; deutsch mit dem ersten
Reisewerk zusammen, Leipz. 1854). Als Direktor des botanischen Gartens in Chelsea führte er im
Auftrag der OstindischenKompanie 1853-56 eine neue Reise aus und beschrieb dieselbe in »Residence among the Chinese: Inland,
on the coast and at sea« (Lond. 1857). Im Auftrag der nordamerikanischen
Regierung ging er 1857 abermals nach China, um Samen der Theestaude und andrer Pflanzen zu sammeln. 1860-63 bereiste er Japan
und schrieb: »Jedo and Peking«
[* 80] (Lond. 1863). Er starb im April 1880 in Schottland. Man verdankt Fortune die Einführung zahlreicher
ostasiatischer Pflanzen.
Mariano, span. Maler, geb. zu Rëus in Katalonien, studierte auf der Akademie zu Barcelona
[* 81] unter Claudio
Lorenzalez, einem SchülerOverbecks. Einige Lithographien von Gavarni brachten ihn auf den Weg, der seiner geistigen Richtung
entsprach: er warf sich auf das unmittelbare Naturstudium und gewann bald in einer Schulkonkurrenz den
Preis und ein Reisestipendium nach Rom, wo er 1856 ankam. Er begleitete dann den GeneralPrim in dem Kriege gegen Marokko
[* 82] 1859-1860
und fand hier Gelegenheit, ein neues Stück eigenartiger Natur und ein farbenreiches, wild bewegtes Leben zu studieren.
Bevor er nach Rom zurückkehrte, besuchte er Paris, wo er zu Meissonier und Gérôme in nähere Beziehung
trat, ferner Madrid,
[* 83] wo er vorzugsweise Goya studierte. Als er 1866 wieder in Rom angelangt war, brachte er eine ReiheBestellungen
des Pariser Kunsthändlers Goupil mit. Er lieferte dieselben 1869 ab, und durch die Ausstellung derselben wurde sein Ruf begründet.
Das berühmteste dieser Gemälde ist die Hochzeit in der Vicaria zu Madrid, dann der marokkanische Schlangenbändiger;
zu seinen letzten Werken gehören die Arkadier und die Akademiker.
Fortunys Kunstanschauung war eine durchaus realistische. Es war ihm nur um frappante Wirkung zu thun, weshalb er denHauptton
auf das blendende und verwirrende Kolorit legte und darüber die Zeichnung und die Formengebung vernachlässigte. Daher reizte
ihn besonders das Exotische, weil er in der Behandlung orientalischer Motive seinem Temperament und seiner
koloristischen Laune freien Lauf lassen konnte. Er hat auf die moderne französische und spanische Schule einen großen, aber
nicht heilsamen Einfluß geübt, da nur seine skizzenhafte Mache und der Chic seiner Zeichnung nachgeahmt werden konnten.
Vgl.
Davillier, Fortuny, sa vie, etc. (Par. 1875);