selbst die des
Fleisches je nach Wohnort und Geschlechtsverhältnissen von intensivem Rosenrot bis zur Farblosigkeit. Sie
findet sich in ganz
Europa
[* 2] und
Kleinasien in klarem, fließendem, luftreichem
Wasser, auch in Alpenseen bis 2000 m ü. M. und
gedeiht auch in quellenreichen
Teichen. Sie wandert nicht wie die andern
Arten, laicht von Mitte
Oktober
bis
Dezember, und während dieser Zeit entstehen bei beiden Geschlechtern eigentümliche Hautwucherungen. Zum
Ablegen der
Eier
[* 3] macht sie seichte Vertiefungen, und nach der
Befruchtung
[* 4] bedeckt sie dieselben leicht.
Auch von ihr sind sterile
Formen bekannt. Sie schwimmt höchst gewandt und schnell, ist sehr scheu und vorsichtig und lebt
von
Insekten,
[* 5]
Würmern,
Egeln,
Schnecken
[* 6] und
Fischen. Ihr
Fleisch ist ungemein zart und seit
Ausonius hoch geschätzt.
Bei uns gilt die Bachforelle als feinster Tafelfisch, das
Fleisch ist am schmackhaftesten von April bis
September, und am besten
wird der
Fisch blau gekocht mit frischer
Butter und etwas
Zitrone oder gebacken. Am geeignetsten für die
Tafel sind
Fische
[* 7] von 0,25-0,5 kg; kleinere zu verspeisen, ist eine arge
Unsitte.
chinesisches und japan.
Porzellan, von den Sammlern porcelaine truitée genannt, dessen Oberfläche
seine, künstlich hervorgebrachte
Sprünge zeigt (craquelé).
Das japanische Forellenporzellan ist meist rehbraun.
Das alte chinesische Forellenporzellan stammt
aus der Zeit von 960 bis
ca. 1280.
Forense, ein
Fremder, insbesondere ein Ausmärker, d. h.
Besitzer von
Grundstücken in der
Gemarkung einer Ortschaft, der er
nicht als Gemeindemitglied angehört.
(spr. -reh), ehemalige franz.
Provinz, welche den nördlichen Teil des
DepartementsLoire bildet, wird von der
Loire durchflossen und zum großen Teil von
dem
Forezgebirge (s. d.) bedeckt. Forez hatte im
Mittelalter eigne
Grafen und ward 1527 mit der
Krone vereinigt.
Zur Zeit der
Römer
[* 20] wohnten hier die Segusiaver, deren Hauptstadt
Forum Segusiavorum (jetzt
Feurs) war.
(spr. -reh-),Gebirge in Hochfrankreich, das sich zwischen den
FlüssenLoire und
Allier an der
Grenze der
DepartementsLoire und
Puy de Dôme hinzieht und eine steile
Kette mit teils kahlen, teils reich bewaldeten Gipfeln bildet. Das
Forezgebirge besteht aus Urgebirgsmassen; der Hauptkamm ist granitisch. Der höchste
Punkt der
Kette ist die
Pierre
sur
Haute, 1640 m, nordwestlich von
Montbrison. In der nördlichen Fortsetzung des Forezgebirges erhebt sich der
Puy de Montoncel, 1292 m;
noch weiter zieht sich das Madeleinegebirge (bis 1165 m) hin, welches von der Eisenbahnlinie
St.-Germain des
Fossés-Roanne
mittels des
Tunnels von
St.-Martin d'Estréaux durchschnitten wird. Über das eigentliche Forezgebirge führen die
EisenbahnClermont-St.-Etienne sowie die
Straßen von
Clermont nach
Roanne und nach
Lyon.
[* 21]
Fast in seiner ganzen
Länge bietet das
Gebirge herrliche
Thäler mit bebauten Bergabhängen, wohlerhaltenen Wäldern und reichen
Weiden und malerische
Landschaften
dar.
altertümliche Hauptstadt der nach ihm benannten schott.
Grafschaft, liegt im
Strathmore, hat Grafschaftshaus,
Rathaus,
Krankenhaus
[* 23] und Freibibliothek, Fabrikation von
Linnen und Hochlandschuhen (brogues) und (1881) 12,817 Einw. 7 km
südwestlich davon das Dorf Glamis (345 Einw.) mit prächtigem
Schloß der
Grafen von
Strathmore.
(Angus),
Grafschaft in Mittelschottland, grenzt im O. an die
Nordsee und umfaßt einen Flächenraum von 2279 qkm
(39,6 QM.) mit (1881) 266,360 Einw.
Die
Grafschaft zerfällt in vier Landstriche: die
Braes von
Angus, im N., ein unfruchtbares, mit
Heide undMoor
bedecktes Bergland, von malerischen, fruchtbaren
Thälern durchschnitten und im
Glas
[* 24] Miel eine
Höhe von 1067 m erreichend;
das wellenförmige, gut bewässerte, aber nicht sehr fruchtbare
Strathmore;
die
Region der aus
Sandstein bestehenden Sidlawhügel
(Kinpirnie 346
m) und einen ebenen und fruchtbaren Küstenstrich.
Unter den zahlreichen
Flüssen sind der
North- und
South-Esk,
Isla und
DeanWater bemerkenswert. Außerdem gibt es einige unbedeutende
Seen und auch
Mineralquellen. Von der Oberfläche
bestanden 1885: 40 Proz. aus Ackerland, 5 Proz. waren Weideland, 6 Proz.
¶
(Forgács), altes ungar., noch blühendes Adelsgeschlecht, das seinen Ursprung
von den unter König Stephan I. eingewanderten deutschen RitternHunt und Páznán traditionell herleitet. Andreas Forgách war ein
treuer Begleiter König Belas IV. auf der Flucht aus der Mongolenschlacht am Sajó (1241), in welcher sein
BruderThomas gefallen, und erhielt zum Dank die Burgherrschaft Ghymes, fortan das Stammschloß, von welchem sich auch die
Forgách schrieben. Er erscheint auch 1247 als königlicher Schatzmeister oder Tavernikus. Es bildeten sich fortan zwei Hauptlinien
der Forgách: a) von Ghymes (NeutraerKomitat) und Gomba, und b) von Gács (ebenda), welch letztere in zwei Zweige:
Gács und Szécseny, zerfiel. Die Namhaftesten dieses in der Staats- und KriegsgeschichteUngarns wichtigen, nachmals in den
Grafenstand erhobenen Geschlechts sind:
1) Blasius, welcher im Auftrag des PalatinsNikolaus Gara 1386 den Usurpator der ungarischen Krone, Karl den
Kurzen von Neapel,
[* 30] anfiel und tödlich verwundete, bald jedoch mit Gara als Begleiter der Königinnen Elisabeth und Maria von der
Horváthschen Gegenpartei niedergemacht wurde.
7) Adam II., königl. General, von Rákóczy II. für seine Sache gewonnen, Insurgentenführer, dann aber
im Zerwürfnis mit Bercsényi des Verrats bezichtigt und gefangen gesetzt (starb 1710).
9) Anton, Graf, ungar. Staatsmann, geb. trat 1838 in den Staatsdienst, in welchem er umfassende richterliche und
administrative Kenntnisse sammelte, und wurde 1849 unter sehr schwierigen Verhältnissen Distriktskommissar in Preßburg.
[* 38] 1851 Distriktsobergespan
von Kaschau, hatte er gegenüber den noch immer entfesselten politischen Leidenschaften einen harten Stand. 1853 ward
er als Vizepräsident der Statthalterschaft nach Prag
[* 39] und 1860 als Abteilungschef in das Ministerium berufen.
Allein noch in demselben Jahr ging er als Statthalter nach Mähren
[* 40] und ersetzte seit 27. Nov. den zum Minister ernannten Freiherrn
von Mecséry als Statthalter von Böhmen. 1861 kam in seine Heimat zurück und wurde nach dem Rücktritt
Vays ungarischer Hofkanzler. Beinahe drei Jahre, bis zum April 1864, wo er sich in das Privatleben zurückzog, bekleidete
Forgách diese bedeutende Stellung und ließ es, ein Anhänger der altkonservativen Partei, sein Bestreben sein, ebensowohl für
die berechtigten Forderungen der AutonomieUngarns einzustehen, wie die überflutenden Bestrebungen zurückzuhalten.
Im Herbst 1865 nahm er sodann wieder an dem öffentlichen Leben seines Vaterlandes teil, indem ihn der Kaiser zum Obergespan
des NeográderKomitats, in welchem er ansehnliche Güter besitzt, ernannte. Einige Jahre später legte er diese Stelle nieder
und war seit 1869 Reichtagsabgeordneter. Er starb
Flecken auf der Westseite der ital. InselIschia,
[* 45] mit mehreren Kirchen, einem kleinen Hafen und (1881) 3157 Einw.,
die Wein-, Obst- und Olivenbau betreiben und als kühne Seeleute in Ruf stehen.
¶
mehr
Der Ort gewährt eine prachtvolle Aussicht auf das Meer.
JohannNikolaus, Musikgelehrter, geb. zu Meeder bei Koburg,
[* 48] wurde im 13. Jahr beim Chor in der
Hauptkirche zu Lüneburg
[* 49] angestellt, kam im 17. Jahr als Chorpräfekt nach Schwerin,
[* 50] ging 1769 nach Göttingen,
[* 51] um die Rechte
zu studieren, wandte sich jedoch bald ausschließlich der Musik zu und wurde zuerst Organist an der Universitätskirche zu
Göttingen, 1778 aber Universitätsmusikdirektor daselbst, welche Stellung er bis zu seinem Tod bekleidete.
Seine Kompositionen sind meist Manuskript geblieben und von geringer Bedeutung. Dagegen hat er sich durch zahlreiche theoretische
Werke und namentlich als Geschichtsforscher auf musikalischem Gebiet hochverdient gemacht. Als seine Hauptwerke sind zu nennen:
»Musikalisch-kritische Bibliothek« (Gotha
[* 52] 1779, 3 Bde.),
(auch Furlane, ital.), heiterer, lebhafter venezian.
Tanz im 6/8-Takt, besonders von Gondelieren getanzt und nach den Forlanern, den Bewohnern von Friaul, benannt.
Forlì ist das Forum Livii der Römer, vom KonsulLivius Salinator 207 v. Chr. nach seinem Sieg über Hasdrubal
am Metaurus gegründet. Nach dem Untergang des römischen Reichs bildete der Ort eine Republik, die von KaiserFriedrich II. ihre
Unabhängigkeit erkaufte. Während der Parteikämpfe der Guelfen und Ghibellinen wechselte Forlì oft seine Herren.
Nachdem bis 1315 die Guelfen die Oberhand gehabt hatten, bemächtigte sich die ghibellinische Familie der Ordelaffi von Faenza
der Herrschaft in der Stadt. 1512 unterwarf sich dieselbe dem PapstJulius II. und blieb dann mit dem Kirchenstaat vereinigt.
Stadt in der ital. ProvinzForli, an der EisenbahnBologna-Ancona und der Via Aemilia
gelegen, hat (1881) 2266 Einw., welche Weinbau und Handel treiben, und ein Gymnasium. Forlimpopoli ist das antike Forum Popilii, eine
Stadt der Lingoner im cispadanischen Gallien, die 700 von den Langobarden zerstört ward.
im Gegensatz zur Materie (Stoff) die Art und Weise (das Wie), wie die
Teile eines Ganzen (dessen Was) zu diesem verbunden sind. Eine solche kann es daher nur bei einem aus Teilen (Einheiten) Bestehenden
(Zusammengesetzten), aber bei jedem solchen, sei es ein bloß äußerlich (kollektiv) oder innerlich (organisch) verbundenes
Ganze, muß es eine Form geben. Nur das gänzlich Einfache, Teillose (der mathematische Punkt im Raum, der
Augenblick in der Zeit, das teillose Atom in der Körperwelt, die einfache Sinnesempfindung im Bewußtsein) besitzt keine Form. Dagegen
lassen sich sowohl in der mathematischen Welt an jeder (Raum-, Zeit- oder Zahlen-) Größe als in der realen
Körperwelt an jedem (seinen letzten Elementen nach aus einfachen Atomen bestehenden) unorganischen wie organischen Körper,
in der Bewußtseinswelt an jedem (seinen letzten Bestandteilen nach schließlich auf einfache Vorstellungen zurückführbaren)
Phänomen des Vorstellens (Anschauens, Begreifens, Urteilens und Schließens), Fühlens und Strebens (Begehrens und Wollens)
Materie und Form (die Bestandteile und deren Verknüpfung), wenn auch nicht in Wirklichkeit voneinander trennen
(da die Verbindung zwischen den Teilen unauflöslich sein kann), aber doch in Gedanken (in der Abstraktion) voneinander sondern.
In gleichem Sinn hat Kant an der gesamten sinnlichen Erfahrung des MenschenMaterie (die unverbundenen einfachen Sinnesempfindungen)
und Form (deren Neben- und Nacheinandersein im Bewußtsein) unterschieden. Wissenschaften, welche die Form im
obigen Sinn zum Gegenstand haben, heißen Formwissenschaften. Eine solche ist demnach nicht nur die Mathematik, wenn sie die
Größen-, sondern auch die Naturwissenschaft, wenn sie die in Erfahrung gegebenen unorganischen und organischen Körperformen,
die Psychologie und Logik, wenn jene überhaupt die Bewußtseins-, diese insbesondere die Denkformen behandelt.
Auch die Ästhetik und praktische Philosophie¶
mehr
(Ethik) sind Formwissenschaften, indem sowohl das Schöne als das Gute in der Form, nicht im Stoff des Gefallenden (des Kunstwerks
wie des tugendhaften Wollens) gelegen ist. Beide sowie die gleichfalls von Formen (nur nicht des Denkens überhaupt, sondern
des richtigen und gültigen Denkens, d. h. des Erkennens) handelnde Erkenntnislehre (Noetik) unterscheiden
sich jedoch von den früher genannten darin, daß sie Normalformen (formelle Musterbilder, Ideen, die Ästhetik für das künstlerische
Schaffen, die Ethik für das sittliche Wollen, die Erkenntnislehre für das Erkenntnis suchende Denken) aufstellen, nach denen
die in der Erfahrung gegebenen, wenn sie befriedigen sollen, umzugestalten, die aber nicht selbst aus
der Erfahrung zu entlehnen sind. Bei Aristoteles bedeutet Form (eidos) im Gegensatz zur Materie (hyle) das begriffliche Wesen des
Gegenstandes, z. B. dasjenige, was die (stofflich angesehen: steinerne oder hölzerne) Kugel eben zur Kugel macht. - In der
Grammatik bezeichnet Form die Gesamtheit der äußern Unterscheidungsmerkmale an den Wörtern, besonders insofern
sie durch Flexion und Ableitung bedingt sind, sowie an den Sätzen in Bezug auf ihre äußere (syntaktische) Beschaffenheit (vgl.
Wort und Satz); in der Mathematik das Gesetz, nach welchem sich eine Größe aus andern gegebenen Größen ableiten, entwickeln
läßt (s. Formel).
im technischen Sinn ein Mittel, um einem Körper dadurch eine bestimmte Gestalt zu geben, daß
man das Material, aus dem der Körper gebildet werden soll, an Flächen, welche die Form ausmachen, andrückt. Daher ist in der
Gießerei
[* 63] (s. d.) ein Hohlkörper zur Aufnahme des flüssigen Metalls. In der Färberei ist ein zum Drucken der Zeuge bestimmter
Holzschnitt, worauf die Figuren erhaben geschnitten sind (Druckform). Über Form (Eßeisen) zur Windeinführung
in Öfen
[* 64] s. Gebläse.
[* 65] - In der Buchdruckerei versteht man unter Form die nach Beschaffenheit des Formats in 2, 4, 8, 12, 16 oder
mehr Seiten (Kolumnen) geteilten, in einem Rahmen eingeschlossenen Typen oder Stereotypplatten, mit welchen die
ganze Seite eines Bogens auf einmal bedruckt wird.
(Formalitäten, lat.), Förmlichkeiten, d. h. äußere Umstände,
womit man gewisse Handlungen zu begleiten hat, um letztern zufolge gesetzlicher Bestimmung die nötige Rechtsgültigkeit zu
geben, z. B. bei der Errichtung eines Testaments.
Gewöhnlich spricht man auch von Formalien, um an und für sich unwesentliche Handlungen
und Erklärungen zu bezeichnen, die aber gleichwohl nach Herkommen oder Gesetz zur Rechtsgültigkeit eines
Aktes erforderlich sind.
(lat.),
in der Wissenschaft und im Leben ein Verfahren, welches sich überhaupt nach einer bestimmten Form
richtet;
im schlimmen Sinn ein solches, welches über der (oft unwesentlichen) Form den Gehalt eines Objekts
übersieht oder (aus Vorliebe) eine gewisse Form dem in Rede stehenden Gegenstand, mag sie ihm noch so fremd sein, aufzudringen
sucht, z. B. philosophische Probleme nach einem fertigen Schematismus (Kants Kategorientafel oder HegelsDialektik) behandelt.
(lat.), eine Klosterfrau, welche um ihres reinen Wandels willen andern als geistliche Helferin zugeordnet
wurde, zugleich auch das Amt hatte, der Unterredung einer Schwester mit weltlichen Personen als Zeugin beizuwohnen.
Ein ähnliches
Amt hatte bei den Mönchen der Formarius.
(lat.), die Größe des Papierbogens. Gegenüber den bisherigen unzählbaren und ganz willkürlichen
Bogengrößen bemüht man sich, 12 Normalformate einzuführen, von denen Nr. 1, das offizielle
Reichsformat, 33×42 cm mißt. Unter Format versteht man auch die Größe des gebrochenen Bogens und unterscheidet namentlich: Folio
mit 4, Quart
[* 66] mit 8, Oktav mit 16, Duodez mit 24, Sedez mit 32 Seiten pro Bogen.
Vgl. Papier. In den Buchdruckereien
nennt man Format die Ausfüllstege, welche auf dem bedruckten Bogen die weißen Räume bilden.
(lat.), Bildung, Gestaltung. Im militärischen Sinn versteht man unter Formation
1) das organische Gefüge einer
Truppe oder eines Truppenteils und unterscheidet hierin die Kriegs- und Friedensformation, z. B. einer
Feldbatterie, eines Armeekorps;
Neuformationen werden erst bei planmäßiger Mobilmachung aufgestellt;
2) die taktische Gestaltung, z. B. die Marsch-, Rendez-vous-, Gefechtsformation;
(lat. formula), für besondere Fälle entweder ausdrücklich vorgeschriebene oder durch
den Gebrauch eingeführte Worte, Redensarten oder Wendungen, z. B. Gebets-, Rechtsformeln. In der Mathematik versteht man darunter
jede Verbindung algebraischer Zeichen. Eigentliche Formeln datieren demzufolge erst seit der Anwendung von Buchstaben zur Bezeichnung
von Zahlen.
Die Elemente verbinden sich bekanntlich in mehreren Verhältnissen, und um dies anzudeuten, bedient man sich kleiner Zahlen,
welche man rechts unten an das Atomsymbol schreibt. SO3 bezeichnet also 1 Molekül einer Verbindung, die entstanden
ist aus der Vereinigung von 1 AtomSchwefel mit 3 AtomenSauerstoff. Nun ist das Atomgewicht des Schwefels 32,
das des Sauerstoffs 16, und mithin ist das Molekulargewicht der Verbindung SO3 = 3×16 = 48 + 32 = 80. Die Formel bezeichnet
also 80 Gewichtsteile jener Verbindung.
Die empirische Formel des Essigäthers ist C4H8O2 . Aus gewissen Zersetzungen, welche der Essigäther
erleidet, weiß man, daß in demselben nicht alle 4 AtomeKohlenstoff (C), alle 8 AtomeWasserstoff (H) und die 2 AtomeSauerstoff
(O) in gleicher Weise miteinander verbunden sind, sondern vielmehr zwei Gruppen bilden, nämlich C2H3O2
und C2H5 . Der empirischen Formel C4H8O2 steht mithin
die rationelle Formel C2H3O2.C2H5 ^[C2H3O2.
C2H5] gegenüber, welche einen Einblick in die Konstitution des Körpers gewährt und ihn von einem andern, dem gleichfalls
die empirische F. ^[C4H8O2] zukommt, unterscheiden läßt. Ammoniak NH3 besteht aus 1 AtomStickstoff und 3 AtomenWasserstoff. Durch gewisse Prozesse kann man im Ammoniak 1 AtomWasserstoff durch die Atomgruppe C2H5
ersetzen und erhält dann den Körper NH2.C2H5 ^[NH2. C2H5].
Wird ein zweites AtomWasserstoff durch C2H5 ersetzt, so entsteht NH(C2H5)2 ^[NH(C2H5)2],
endlich N(C2H5)3 ^[N(C2H5)3]. Diese Formeln sagen ohne weiteres, daß es sich um einen
ammoniakähnlichen Körper handelt, in welchem 1, 2 oder 3 AtomeWasserstoff durch Äthyl C2H5 vertreten
sind. Um nun einen chemischen Prozeß auszudrücken, werden die Formeln zu Gleichungen verbunden. Bringt man Schwefelquecksilber
mit Eisen in Berührung, so wird das Schwefelquecksilber zersetzt, es entstehen Schwefeleisen und metallisches
Quecksilber. Mit Hinzufügung der Atomgewichte ergibt dies folgende Gleichung:
Man sieht hieraus, daß zur Zerlegung von 232 Teilen Schwefelquecksilber 56 Teile Eisen erforderlich sind und dabei 200 Teile
Quecksilber erhalten werden.
Über diese Rechnungen vgl. Stöchiometrie.
Mustersammlungen für Urkunden und Briefe, im Anschluß an vorhandene Vorbilder verfaßt und daher eine
wichtige Quelle
[* 70] der Rechtsgeschichte wie der Geschichte überhaupt. Die frühsten Spuren wissenschaftlicher Thätigkeit auf
dem Rechtsgebiet, entstanden sie zuerst in den romanischen Staaten, bei den Franken und Westgoten, seit dem 8. Jahrh. auch
im südlichen Deutschland, in Bayern
[* 71] und Alemannien. Die Formeln dieser ältern Zeit sind gesammelt von
Eugène de Rozière: »Recueil général des formules« (Par. 1859-71, 3 Bde.).
Eine neue Ausgabe ist begonnen von K. Zeumer in den »Monumenta Germaniae historica« (LegumSectio V, 1, Hannov. 1882) auf Grund
von Vorstudien »Über die ältern fränkischen Formelsammlungen«
und »Über die alamannischen Formelsammlungen« (im »NeuenArchiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde«, Bd. 6 u.
8, 1881-83). Unter den ältern Formelbüchern ist die Sammlung des MönchsMarculf in zwei Büchern (um 660) die umfassendste
und verbreitetste.
Andre sind verzeichnet bei Österley, »Wegweiser durch die Litteratur der Urkundensammlungen«
(Teil 1, Berl. 1885). Im 16. Jahrh. fanden die in den deutsch geschriebenen
Rhetoriken, Titular- und Kanzleibüchern ihren Abschluß.
oder derjenige Teil der erstern, welcher die Wörter ihrer Form nach, sofern dieselbe durch Flexion und Ableitung bedingt wird,
betrachtet; in der Mathematik die Lehre
[* 75] von den Grundformen der Flächenfiguren und Körper. Während die ältere Mathematik
die Kenntnis dieser Grundformen voraussetzte oder durch die jedem Abschnitt vorangestellten Definitionen zu geben
unternahm, verlangt die neuere Pädagogik einen dem eigentlichen mathematischen Unterricht vorausgehenden Kursus geometrischer
Anschauungen, dessen erste Stufen bei einer verständigen, planvollen Erziehung freilich schon der ersten mütterlichen Anweisung
im vorschulpflichtigen Alter zufallen.
Während in höhern Schulen auf dieser Grundlage sich der planimetrische und stereometrische Unterricht mit seinen wissenschaftlichen
Beweisen aufbaut, behält in Volksschulen auch für die höhern Altersstufen der Unterricht die Form des
Anschauungsunterrichts bei und begnügt sich mit der praktischen Nachweisung der wichtigsten Lehrsätze (Kongruenz, Flächen-,
Körperberechnung etc.) durch den Augenschein. Wie jene erste Einführung in die mathematische Formenlehre für die gesamte Verstandesbildung,
so ist diese volkstümliche Raumlehre für die praktische Ausbildung des Handwerkers etc. von hoher Bedeutung.
Eingeführt in die Didaktik ist dieser Unterrichtszweig von Pestalozzi (»ABC der Anschauung oder Anschauungslehre der Maßverhältnisse«,
Basel
[* 76] 1803) und Herbart (»PestalozzisIdee eines ABC der Anschauung«, Götting. 1802, 2. Aufl. 1804); ihre praktische Ausbildung verdankt
sie vorzüglich Diesterweg.
Vgl. Schurig, Geschichte der Methode der Raumlehre (in Kehrs »Geschichte der
Methodik«, 1. Bd., Gotha 1877).
1) KarlJohann, Opernsänger (Baß), geb. zu Mülheim
[* 77] a. Rh., fungierte als Küster
an der katholischen Kirche daselbst und war bereits Familienvater, als er 1841 beschloß, sich der Kunst zu widmen, und unter
Leitung des Liederkomponisten Gumbert, damaligen Baritonisten des Kölner
[* 78] Stadttheaters, seine Gesangsstudien begann. Noch in
demselben Jahr konnte er daselbst mit Erfolg als Sarastro debütieren. Zwei Jahre danach wurde er in Mannheim
[* 79] angestellt und 1845 an das Hofoperntheater in Wien berufen, wo er sich als ebenso genialer Sänger wie Darsteller in der Gunst
des Publikums behauptete, bis er wegen der politischen Rolle, die er 1848 während der Revolution spielte, flüchten mußte.
Er gastierte nun in allen größern StädtenDeutschlands
[* 80] und gehörte 1852-57 der ItalienischenOper in
London
[* 81] an. Auch in Nordamerika,
[* 82] wohin er sich noch 1857 begab, erregten seine Leistungen das größte Aufsehen. 1864 war er in
Havana,
[* 83] wo er infolge politischer Vorgänge, die sich bis auf die Bühne verpflanzten, 14 Tage im Gefängnis sitzen mußte und
es nur dem bereits erworbenen englischen Bürgerrecht zu verdanken hatte, daß seine Freilassung so bald
erfolgte. Später gastierte er bald in Amerika,
[* 84] bald in Europa, überall, namentlich 1874 in Berlin,
[* 85] durch seine unverwüstliche
Stimme Bewunderung erregend. Von seinen Glanzpartien sind einige eigens für ihn geschrieben, wie z. B.
Plumkett in »Martha« und Falstaff in den »Lustigen Weibern von Windsor«.
geb. zu Mülheim a. Rh., erhielt seine Ausbildung
in Wien, debütierte 1846 als Edgardo in der »Lucia«
zu Ofen, nahm sodann ein Engagement am Kärntnerthor-Theater in Wien, 1848 ein
solches in Mannheim an und wirkte von 1851 als erster Heldentenor 15 Jahre am Berliner
[* 86] Opernhaus. Später
ging er mit seinem Bruder nach Amerika, wo er indessen kein Glück hatte. Nach seiner Rückkehr verlor er die Stimme fast gänzlich.
Zwar gelangte er zeitweilig wieder in den Besitz derselben, so daß er nach einem sensationellen Gastspiel an der
Krollschen Oper in Berlin wieder als erster Tenor am Opernhaus engagiert wurde; noch im Lauf des ersten Jahrs zeigten sich indessen
Symptome von Geistesstörung, die endlich seine Überführung nach Endenich bei Bonn
[* 87] nötig machten, wo er starb.
Taubert schrieb für ihn den Macduff in »Macbeth« und den Joggeli in der gleichnamigen Oper, Dorn den Volker
in seinen »Nibelungen«.
3) Ernst, Komiker, Sohn von Formes 1), geb. zu Mülheim a. Rh., verlebte seine Kindheit in Wien, gesellte sich von Karlsruhe
[* 88] aus, wo er das Polytechnikum besuchen sollte, 1858 gegen den Willen der Eltern zu einer Schauspielertruppe
und führte ein Wanderleben, bis er in Stettin,
[* 89] dann in Wiesbaden
[* 90] festes Engagement bekam. Von 1861 bis 1862 Mitglied des Stadttheaters
zu Breslau,
[* 91] spielte er von 1863 bis 1865 unter Direktor Treumann in Wien, 1865-67 am Hoftheater zu Wiesbaden und wurde 1868 in
Berlin am Krollschen, später am Wallner-Theater engagiert, wo er sofort die allgemeine Gunst des Publikums
gewann. Nach vorübergehendem Engagement am Dresdener Hoftheater ging Formes 1878 an das Hamburger Thaliatheater, dem er noch heute
angehört. SeinFeld ist die Posse; die Gestalten, welche ihm am besten gelingen, sind Gecken und Bonvivants; aber auch ernste
und gemütvolle Volkscharaktere finden in ihm einen vorzüglichen Darsteller.
dann seit 1750 die »Nouvelle bibliothèque germanique« (25 Bde.) u. a.
heraus. Bei seinen vielfachen Bekanntschaften hat er über 23,000 Briefe hinterlassen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben:
»Mémoires pour servir à l'histoire et au droit public de Pologne« (Haag
[* 94] 1741);
»La belle Wolfienne« (das. 1741-53, 6 Bde.;
kein Roman, sondern ein Abriß der Wolfschen Philosophie);
Es ist das alte Formiä, welches schon 338 v. Chr. das römische Bürgerrecht erhielt, guten (von Horaz gerühmten) Wein baute
und zahlreiche Villen vornehmer Römer besaß. Unter letztern ist das Formianum des Cicero bekannt, wovon sich noch
¶