Hans, namhafter
Meistersänger, aus
Worms
[* 8] gebürtig, lebte als
Barbier zu
Nürnberg,
[* 9] wo er in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrh. dichtete. Am bekanntesten
ist er durch seine
Fastnachtsspiele, die, mit denen seines unmittelbaren Vorgängers
H.
Rosenplüt verglichen, durch ihre etwas geschlossenere Form einen Fortschritt bekunden. An dichterischer
Begabung steht er hinter
Rosenplüt, während er ihn an Roheit und Lascivität übertrifft. Doch waren seine
Fastnachtsspiele
sowie seine derben
Schwänke und Spruchgedichte bei den Zeitgenossen sehr beliebt. Seine Werke sind aufs neue teils vollständig
(die
Fastnachtsspiele), teils in
Auszügen herausgegeben in
Kellers
»Fastnachtsspielen aus dem 15.
Jahrhundert«
(Stuttg., Litterar.
Verein, 1853-58, 4 Bde.) und
»Erzählungen aus altdeutschen
Handschriften« (das. 1854).
deiTedeschi (spr. tedéski), seit dem 13. Jahrh.
das »Kaufhaus der
Deutschen« in
Venedig,
[* 10] an der Rialtobrücke, von
Giorgione und
Tizian nach einem Neubau 1507 mit
Fresken geschmückt.
Stadt in der ital.
ProvinzCaserta,
Kreis
[* 12]
Gaeta, in fruchtbarer, aber ungesunder Gegend, nordöstlich vom fischreichen
Küstensee
Lago di Fondi, von der alten
Via Appia durchschnitten und mit Resten der alten Stadtmauer umgeben, hat eine gotische
Kathedrale, eine alte
Burg, ein ehemaliges Dominikanerkloster mit der
Zelle
[* 13] des St.Thomas von Aquino und
(1881) 6773 Einw. -
(franz., spr. fóng),Grund und
Boden (Fonds de terre); dann eine Geldanlage, Geldbestand,
Grundkapital u. dgl., daher
Amortisationsfonds,
Reservefonds etc. In
England bezeichnete man früher mit Fonds.
(Funds) insbesondere solche
Staatseinnahmen,
welche zur Verzinsung und Tilgung von
Anleihen bestimmt waren. Ursprünglich war jede einzelne
Anleihe
auf eine besondere
Einnahme fundiert.
Später vereinigte man die zusammengehörigen Fonds zu großen
Gruppen, an deren
Stelle dann 1786 der
allgemeine Amortisationsfonds trat. In
Frankreich verstand man unter Fonds publics (holl. Fundsen) von jeher die Staatsschuldverschreibungen
überhaupt. In
Deutschland
[* 15] bezeichnet man als Fonds oft
Wertpapiere, welche zu Vermögensanlagen benutzt werden,
im
Gegensatz zu den
Wechseln; im engern
Sinn versteht man neuerdings an der
Börse unter Fonds nur gewisse als verhältnismäßig
sicher geltende, fest verzinsliche Effektengattungen, namentlich Staatsobligationen und
Pfandbriefe landschaftlicher
Korporationen.
Fondsbörse, die
Börse, an welcher hauptsächlich Fonds gehandelt, d. h. Fondsgeschäfte
gemacht, werden. Diese
Geschäfte sind meist nur Bargeschäfte, keine
Differenzgeschäfte und werden vielfach nur von amtlich
bestellten
Maklern vermittelt. Fondsmakler, der
Makler in Fonds;
à f. perdu heißt auf
Leibrenten angelegtes, »eisernes
Kapital«
sowie unentgeltliche Beiträge für nicht hinreichend rentable
Unternehmungen. Im übertragenen
Sinn ist Fonds auch
s. v. w. Geistesvorrat, geistige Befähigung, Wissensschatz, innerer sittlicher
Gehalt etc.
(auch Fontus), Sohn des Janus
[* 18] und der Juturna, ward bei den Römern als der Gott der fließenden
Gewässer verehrt, namentlich an den Fontinalien (13. Okt.), dem allgemeinen Brunnenfest, an welchem man die Brunnen
[* 19] bekränzte
und Blumen in die Quellen warf. SeinAltar
[* 20] befand sich auf dem Janikulum. In der Nähe war wohl auch das Quellenthor
(Fontinalis porta).
(spr. fongtän'bloh), Arrondissementshauptstadt im franz.
DepartementSeine-et-Marne, 60 km von Paris,
[* 25] 79 m ü. M., unweit des linken Seineufers, an der EisenbahnParis-Lyon, mitten in
dem gleichnamigen Wald, hat (1881) 12,770 Einw., eine Porzellanfabrik, Sandsteinbrüche,
bedeutenden Obst- und Weinbau, eine öffentliche Bibliothek und einen Gerichtshof. SeinenGlanz und Ruhm verdankt jedoch Fontainebleau nur
dem prachtvollen Lustschloß nebst Park und Wald, welches, wie es heute ein Lieblingsziel der Ausflüge
der Pariser ist, so früher stets der Lieblingsaufenthalt der französischen Herrscher war. Es vereinigt den Baustil sehr verschiedener
Zeitalter und besteht aus fünf Hauptgebäuden, die durch Höfe getrennt werden und prächtige Galerien und Säle enthalten,
deren Ausschmückung für Franz I. Mitte des 16. Jahrh. die MalerPrimaticcio und Niccolò dell' Abbate leiteten.
An das Schloß schließen sich Park und Garten.
[* 26] Der Wald von Fontainebleau, das berühmte Jagdrevier der Könige, umgibt die Stadt von allen
Seiten in einem Umkreis von 80 km, hat einen Flächengehalt von 16,900 Hektar (wovon 4000 auf Felsen kommen,
die lange, 140 m über die Seine aufsteigende Hügelketten bilden), Straßen und Wege in einer Länge von 20,000 km und ist
reich an pittoresken Szenerien. -
Man hält Fontainebleau für das alte AquaeSegestae. Robert der Fromme erbaute hier 998 zuerst ein Jagdschloß, welches
Ludwig VII. 1169 erneuerte, weshalb er für den Gründer von Fontainebleau (lat. Fons Bleaudi) gilt. Seine Nachfolger hielten sich gern
in dem Schloß von Fontainebleau auf und verschönerten es, namentlich Franz I., Heinrich IV. und Napoleon I. Unter Ludwig XIV. war Fontainebleau der
Aufenthaltsort der Montespan und unter Ludwig XV. der Dubarry. Auch die KöniginChristine von Schweden
[* 27]
bewohnte
das Schloß eine Zeitlang und ließ hier in der Galerie des Cerfs ihren Stallmeister Monaldeschi hinrichten.
Pius VII. bewohnte dasselbe als Gefangener von 1812 bis 1814; hier abdizierte Napoleon I. 1814 und nahm Abschied von seinen
Garden.
Vgl. Castellan, Fontainebleau, études pittoresques et historiques (Par. 1840);
Laube, Französische Lustschlösser,
Bd. 1 (Mannh. 1840), und für das
Architektonische das Prachtwerk: Pfnor, Monographie de Fontainebleau (mit Text von Champollion-Figeac, Par. 1873, 150 Tafeln), die Renaissancebauwerke
betreffend, und Pfnors neueres Werk über die Innenarchitektur (1885, 80 Tafeln).
fredda, Ortschaft in der ital. ProvinzUdine, DistriktPordenone, mit (1881) 3076 Einw., einst Landsitz der Langobardenkönige,
auch merkwürdig durch die Schlacht zwischen den Österreichern unter ErzherzogJohann und
den Franzosen und Italienern unter EugenBeauharnais, in der letztere unterlagen und sich hinter die Piave zurückzogen.
Theodor, Dichter und Essayist, geb. zu Neuruppin,
[* 38] war ursprünglich Apotheker, widmete sich später
der Litteratur, lebte als Schriftsteller bald in Berlin,
[* 39] bald in seiner Vaterstadt und war an der Redaktion
der »Neuen Preußischen Zeitung« und an andern Zeitungen als vortrefflicher Feuilletonist beteiligt. Im J. 1874 zum ständigen
Sekretär
[* 40] der Akademie der Künste ernannt, gab er diese Stellung schon 1875 wieder auf, um sich aufs neue ganz der Litteratur
zu widmen. Er ist zur Zeit bei der Redaktion der »Vossischen
Zeitung« beschäftigt. Fontane trat zuerst mit kleinern epischen Dichtungen im Balladenton hervor, wie: »Männer und Helden, acht
Preußenlieder« (Berl. 1850),
(neulat., auch das Fontanell), die nicht von Knochen,
[* 46] sondern nur von einer festen Haut
[* 47] verschlossenen Stellen
am Schädel des neugebornen Kindes. Oben auf dem Scheitel liegt die große Fontanelle, weiter nach hinten die kleine,
an jeder Seite des Kopfes ein Paar seitlicher. - In der praktischen Heilkunde ist ein veraltetes Mittel, ähnlich dem Haarseil,
welches in dem Anlegen einer Hautwunde besteht, die durch eine Erbse in dauerndem Reizzustand erhalten wird. Das Verfahren
stand noch im Anfang dieses Jahrhunderts als »Ableitungsmittel« in hohem Ansehen, ist aber gänzlich
verlassen worden.
(spr. fongtán),Louis, Marquis de, franz. Dichter und Staatsmann, geb. zu
Niort, ging nach vollendeten Studien nach Paris, wo er sich den Encyklopädisten anschloß und sich bald einen geachteten Dichternamen
erwarb. BeimAusbruch der Revolution redigierte er mehrere Journale, z. B. den »Mercure français«
und den »Modérateur«, in denen er die Anarchie zu bekämpfen suchte. Nach Lyon
[* 48] übergesiedelt, verfaßte er die dem
Konvent überreichte Adresse zu gunsten dieser Stadt, ward aber deshalb proskribiert und entging dem Tod nur durch die Flucht.
Seiner an Charakterlosigkeit streifenden Gewandtheit gelang es, sich bei der Restauration zu behaupten; er verfaßte 1814 die
Absetzungsurkunde Napoleons und ward dafür von Ludwig XVIII. zum Pair, Marquis und Mitglied des Staatsrats ernannt. Fontanes starb Seine
Hauptstärke beruht in seinen Reden, seinen politischen und kritischen Journalartikeln. Mit Pracht und
Fülle des Ausdrucks verband er Eleganz und Korrektheit der Form, Klarheit und Schärfe des Urteils, Eigenschaften, die seine Aufsätze
über die Erstlingswerke der Frau v. Staël und Chateaubriands äußerst interessant machen.
Die glänzendste Rede hielt er 1814 als Großmeister der Universität bei der allgemeinen Preisbewerbung.
Seine Poesien, welche seiner Zeit wegen ihrer Formvollendung viel gerühmt wurden, sind fast in Vergessenheit geraten. Den
größten Beifall fanden seine beschreibenden Gedichte: »La Forêt de Navarre«, »Le
Verger« etc. Außerdem nennen wir: »Poëme sur l'édit en faveur des noncatholiques« (1789);
eine Übersetzung des »Essai
sur l'homme« von Pope (1783) u. »La Grèce sauvée« (unvollendet).
hält für seine besten Gedichte: »La chartreuse de Paris«, »Le tour des morts«, die Stanzen an eine junge
Engländerin, die »Odeà une jeune beauté«, u. die »Ode au buste de Vénus«.
[* 36] (franz., spr. fongtāngsch,
fälschlich Fantange), haubenartiger Aufsatz der Damen, bestehend aus einem in mehreren Absätzen sich erhebenden, fast meterhohen
Gestell aus Eisendraht, mit gekräuselten
Streifen aus Musselin, Bändern, Blumen oder Federn (s. Abbildung und Tafel »Kostüme
[* 50] III«,
[* 51] Fig. 9). Name und Sache rühren von der
Herzogin von Fontanges (s. d.) her, die, als ihr um 1680 auf der Jagd der Kopfputz vom Wind aufgelöst worden war, denselben
durch Bänder wieder befestigte, deren Schleifen ihr auf die Stirn herabfielen, was dann bis etwa ums Jahr 1720 Mode
war. Fontange heißt auch altväterischer Frauenkopfputz überhaupt.
(spr. fongtāngsch),Marie Angélique de Scoraille, Herzogin von, Mätresse Ludwigs XIV., geb. 1661 aus einer
alten, aber herabgekommenen Familie von Rouergue, wurde in ihrem 17. Jahr Ehrendame der Herzogin von Orléans.
[* 52] Von beschränktem Geist, aber schön, bezauberte sie Ludwig XIV., verdrängte bei ihm die Frau v. Montespan und genoß kurze
Zeit die ausschließliche Gunst des Monarchen, die sie durch Hochmut und unglaubliche Verschwendung mißbrauchte. Infolge einer
Entbindung ihrer Schönheit beraubt, wurde sie bald vom König vernachlässigt und zog sich in die AbteiPort-Royal zurück, wo sie starb. Nach ihr wurde ein von ihr in Mode gebrachter Kopfputz benannt (s. den vorhergehenden
Artikel).
Avellāna,Kongregation von, ging aus dem 1001 von Ludolf, nachherigem Bischof von Eugubio, gegründeten Stammkloster
in der Einöde Fonte Avellana bei Faenza hervor und kam vorübergehend durch den AbtPeterDamiani (s. d.)
zu Bedeutung. Aber die von ihm eingeführte, fast wahnsinnige Schärfung der ohnehin schon sehr strengen Askese gab nicht
bloß Anlaß zur Umkehr zu mildern Ordensregeln, sondern allmählich auch zu völliger Zuchtlosigkeit, weshalb die Kongregation 1570 der
zu den Kamaldulensern gehörigen des Michael von Murano einverleibt wurde. Vgl. Flagellanten.
auxRoses (spr. fongt'näh o rohs'), Dorf im franz. Departement Seine, ArrondissementSceaux, 4 km südlich von der
Enceinte von Paris, an der Orléansbahn, so benannt von der früher hier ausschließlich getriebenen Rosenzucht, jetzt überwiegend
mit Erdbeer- und Veilchenkultur beschäftigt, hat zahlreiche Landhäuser der Pariser und (1876) 2804 Einw.
(spr. fongt'näl),Bernard le Bovier de, franz. Schriftsteller, geb. zu
Rouen,
[* 55] Neffe des großen Corneille, studierte anfangs die Rechte, wandte sich dann aber der Litteratur zu, ward 1691 Mitglied
der Académie française, 1697 immerwährender Sekretär der Académie des sciences und starb
fast 100 Jahre alt. Weder mit poetischem Gemüt oder schöpferischer Phantasie noch mit hervorragendem Verstand begabt, schrieb
er doch eine Menge poetischer, historischer, oratorischer, philosophischer und wissenschaftlicher Werke, die wegen ihres klaren,
eleganten Stils einst allgemein bewundert wurden, jetzt freilich
meist der Vergessenheit anheimgefallen
sind.
Die bekanntesten seiner prosaischen Schriften sind: »Dialogues des morts«, in Lukians Manier (1683);
»Entretiens sur la pluralité
des mondes« (1686 u. öfter, neue Ausg. 1864; deutsch von
Gottsched, Leipz. 1727),
»Histoire de l'Académie des sciences« und die »Éloges des académiciens«
(1708; neue Ausg. von Bouillier, 1883).
Durch letzteres Werk wurde Fontenelle der Schöpfer der akademischen Lobreden, für welches
Genre er Muster blieb. Außerdem schrieb er Opern, mehrere Tragödien, Lustspiele, Fabeln, Epigramme und Schäfergedichte. Seine
»Œuvres complètes« erschienen Paris 1758, 11 Bde.; mit Lalandes Anmerkungen 1790, 8 Bde., und 1825, 5 Bde.;
eine Auswahl gab Thénard heraus (1883, 2 Bde.).
(spr. fongtöwroh), Stadt im franz. DepartementMaine-et-Loire, ArrondissementSaumur, von Wald umgeben, hat
(1876) 2651 Einw. und eine große Korrektionsanstalt (durchschnittlich von 1700 Korrigenden). Diese Anstalt
wurde 1804 in der einst berühmten, während der ersten Revolution aufgehobenen Abtei Fontevrault (mittellat. Fons Ebraldi) eingerichtet,
welche 1109 durch Robert von Arbrissel als Stammsitz eines Klosterordens gegründet wurde und sowohl Mönche als Nonnen unter
der Autorität einer Äbtissin vereinigte. Der Orden
[* 56] zählte im Mittelalter 18 Konvente, war sehr reich und
angesehen, die Äbtissinnen gehörten nicht selten der königlichen Familie an. Sehenswert ist die schöne einschiffige Kuppelkirche
aus dem 12. Jahrh., welche die wertvollen frühgotischen Grabdenkmäler englischer Herrscher
(Heinrich II., Richard Löwenherz, Eleonore von Guienne) enthält.
Vgl. Edouard, Fontevrault et ses monuments (Mars.
[* 57] 1874).
L. (Quellenmoos, Brunnenmoos), Laubmoosgattung der pleurokarpen Moose,
[* 58] perennierende, unter Wasser wachsende,
diözische Moose mit stielloser Büchse und kegelförmigem Deckel, ohne Ring. Fontinalis antipyreticaL. mit bis 2,5 m langem, ästigem,
flutendem Stengel
[* 59] mit dreireihigen, fast dreiseitigen, rippenlosen Blättern, in Bächen und Flüssen besonders an Pfählen und
Steinen wuchernd, dient zum Verstopfen der Wände.
(spr. fongwjäll), Wilfrid de, Schriftsteller, geb. 1828 zu
Paris, war Lehrer der Mathematik, machte sich bekannt durch zahlreiche Arbeiten für Journale und widmete sich dann vollständig
der Popularisierung der Wissenschaften. In den letzten Jahren stieg er zu wissenschaftlichen Zwecken wiederholt
mit dem Luftballon auf und leistete dabei Bemerkenswertes; 1858 blieb er zwei Tage im Ballon,
[* 60] 1869
¶
mehr
legte er mit Tissandier 90 km in 35 Minuten zurück. Während der Belagerung von Paris entkam er mit einem Ballon aus der Stadt
und wandte sich dann nach London, wo er für die republikanische Staatsform Propaganda zu machen suchte. Von seinen zahlreichen
Schriften nennen wir: »Le souverain« (1853);
»L'entrevue à Varsovie« (1860);
»L'homme fossile« (1865);
»Éclairs et tonnerre« (4. Aufl. 1885);
»Les merveilles du monde invisible« (5. Aufl.
1880);
»Nédorosl« (»Der Minderjährige«)
etc., sowie durch seine von aufgeklärtem Beobachtungssinn zeugenden Reisebriefe und einige
Gedichte. Katharina II. war ihm für seine Lustspiele sehr gewogen, bis eins seiner Gedichte, in welchem er auf konstitutionelle
Prinzipien anspielte, ihn um ihre Gnade brachte, was ihm die besten Jahre seines Lebens sehr verbitterte.
Seine Werke zeichnen sich durch realistische Treue, gewandte Behandlung der Sprache
[* 65] und ernste Lebensauffassung aus. Die letzte
und beste russische Ausgabe seiner Schriften erschien in Petersburg 1867.
(spr. fut),Samuel, engl. Schauspieler und Lustspieldichter, geb. 1721 zu Truro in Cornwall, studierte zu Oxford
[* 66] und London, ging aber, nachdem er sein Vermögen vergeudet, zum Theater über und betrat 1744 als Othello zum erstenmal die Bühne,
doch ohne Erfolg, worauf er 1747 das KleineTheater in Haymarket gründete und hier eine ganz neue Art
von Unterhaltung einführte, indem er, als einzige auftretende Person, die drolligsten Porträte
[* 67] von Charakteren gab, den Zuschauern
bald einen Engländer in Paris, bald eine Morgenunterhaltung oder eine Bilderauktion vorführte, nicht ohne manchmal bekannte
Persönlichkeiten zu kopieren und zu karikieren.
Von 1762 bis 1777 ließ er während der Sommermonate auf seinem TheaterVorstellungen geben; er selbst
mußte 1766 infolge eines Beinbruchs der Bühne entsagen, doch fuhr er fort, launige Stücke zu dichten. Er starb in
Dover.
[* 68] Seine 22 Stücke, meist Lustspiele und Possen, weder durch Erfindung noch elegante Ausführung ausgezeichnet,
sprühen von Witz und Lebhaftigkeit. »The minor« (1760),
ein Angriff auf die Methodisten, und »The mayor of Garrat« (1764) fanden
den meisten Beifall und haben sich lange erhalten. Eine Sammlung seiner »Dramatic
works« erschien zu London 1778, 4 Bde., und öfter (deutsch, Berl.
1796-98, 4 Bde.).
Vgl. W. Cooke, Memoirs
of Sam. Foote (Lond. 1805).
[* 70] Kreisstadt und bedeutender Industrieort im deutschen BezirkLothringen, liegt in einem
von bewaldeten Höhen umgebenen Thal an einem Zufluß der Rossel, am Fuß des Schloßbergs u. an der Eisenbahnlinie Saarbrücken-Metz,
hat eine Kreisdirektion, ein Amtsgericht, eine evangelische und eine schöne gotische kath. Kirche (von 1868), eine Synagoge,
ein Realprogymnasium, bedeutende Fabrikation von Kartonnagen ^[richtig: Kartonagen], von Glaswaren und
Leder, Ziegeleien und (1880) 6842 Einw. (darunter 886 Evangelische und 222 Juden). Zu F. gehören Schönecken, mit Pfarrkirche
und Steinkohlengruben, und St. Karl. Auf dem Schloßberg liegen die Trümmer eines alten Schlosses; 2 km entfernt befindet
sich die Kreuzkapelle, ein berühmter Wallfahrtsort. - Forbach ward während des Treffens von Spichern
von der 13. preußischen Division unter General v. Glümer umgangen und Frossard in der linken Flanke und im Rücken bedroht, so
daß er zum Rückzug nach St.-Avold gezwungen und Forbach von der 13. Division besetzt ward.
und Professor der Naturgeschichte in Edinburg, wo er starb. Er benutzte zuerst das Schleppnetz (Dredge), veranlaßte
umfassende Arbeiten mit demselben und kam dadurch zur Erkennung der faunischen Zonen der Meerestiefe. Auch nahm er lebhaften
Anteil an der geologischen AufnahmeEnglands und veröffentlichte in den »Memoirs« seine Beobachtungen über
die Flora und FaunaGroßbritanniens. Durch diese und ähnliche, über weitere Gebiete sich erstreckende Arbeiten begründete
er eine neue Disziplin, die Zoogeologie. Er schrieb: »Malacologia Monensis« (Lond. 1838);
»History of British starfishes«
(1841);
»Report on the Mollusca and Radiata of the Aegean Sea« (1843);
»Description of fossil invertebrate from
SouthIndia« (1846);
»Travels in Lycia, Mylias and the Cibyratis« (mit Spratt, 1847, 2 Bde.);
3) David, engl. Reisender, geb. 1827, war von
Haus aus Ingenieur, lebte längere Zeit in Peru
[* 75] und Bolivia,
[* 76] deren geologische Beschaffenheit er erforschte, und beschäftigte
sich auch mit der Sprache und den Sitten der Bevölkerung
[* 77] dieser Länder, besonders der Aymara-Indianer. Seine bedeutendsten,
teils in norwegischer, teils in englischer Sprache erschienenen Werke sind: »On the relations of the silurian
and metamorphic rocks of the South of Norway« (1855);
»On the causes producing foliation of rocks etc.
in Norway and Scotland« (1855);
»On the geology of Bolivia and Southern Peru« (1861);
Die Winterpause in den afghanischen Kriegsoperationen benutzte Forbes zu einer Reise nach Birma und wagte es sogar, bei dem wegen
seiner Mordlust berüchtigten König Thibau eine Audienz zu nehmen. Nach Beendigung des Kriegs begab er
sich nach Südafrika,
[* 83] dem Schauplatz des Zulukriegs, den er bis zu Ende mitmachte. Er schrieb noch: »Drawn from life« (1870);
»My experiences of the war between France and Germany« (1871);
»Soldiering and scribbling, a series of sketches« (1872);
»The war correspondence of the Daily News in the Russo-Turkish war« (1878, 2 Bde.)
und »Glimpses through the cannon-smoke« (1880);
»ChineseGordon, a succinct record of his life« (1884);
5) Edwin, amerikan. Maler, geb. 1839 zu New York, begann mit seinem 19. Jahr sich der Kunst zu widmen und zwar zunächst der
Tiermalerei, worin er Schüler des 1850 nach Nordamerika
[* 84] übergesiedelten englischen Tiermalers ArthurTait
wurde. BeimAusbruch des Bürgerkriegs ging er zur Potomacarmee, blieb dann während der Jahre 1862-64 im Süden als Spezialartist
für den Buchhändler FrankLeslie und schuf eine Menge von Schlachtenszenen und Bildern von historischem Interesse. Nach New York
zurückgekehrt, stellte er in der dortigen Akademie ein Bild aus den Schlachten
[* 85] in der Wildnis (5.-7. Mai
1864) aus, das viel Beifall fand. Auch später malte er noch hin und wieder Kriegsbilder, widmete sich aber nach Beendigung
des Kriegs mehr der Landschaft und der Darstellung derHaustiere.
6) Henry O., engl. Naturforscher und Reisender, geb. zu
Drumblade in der schottischen GrafschaftAberdeen, machte seine Studien in Aberdeen und Edinburg unter Huxley, unternahm 1878 eine
Reise in die Tropen, von der er 1883 zurückkehrte. Die namentlich für die Kenntnis der Pflanzenwelt Guineas und Timors reichhaltigen
Ergebnisse seiner Forschungen veröffentlichte er in den Werken: »A
naturalist's wanderings in the Eastern Archipelago« (Lond. 1885; deutsch, Jena
[* 86] 1885, 2 Bde.) und »NewGuinea« (1886).
Albert, Philolog, geb. zu Leipzig,
[* 87] wo sein Vater Gottl. Samuel Forbiger Rektor der Nikolaischule war, studierte
1815-19 daselbst Theologie und Philosophie, ward 1824 Lehrer an der Nikolaischule, 1835 Konrektor und ließ
sich, nachdem er 1863 in den Ruhestand getreten, in Dresden
[* 88] nieder, wo er starb. Seine schriftstellerischen Arbeiten,
in denen sich im allgemeinen mehr Sammelfleiß als Schärfe des Urteils zeigt, erstreckten sich, von Schulbüchern, wie »Aufgaben
zur Bildung des lateinischen Stils« (6. Aufl., Leipz. 1868) und »Deutsch-lateinisches
Handwörterbuch« (1826; neue Bearbeitung, Stuttg. 1856),
abgesehen, vorzugsweise auf römische Dichter und alte Geographie.
Hierher gehören: die Ausgaben des Lucretius (Leipz. 1828) und des Vergilius (4. Aufl., das. 1872-74, 3 Bde.);
das »Handbuch der alten Geographie« (das. 1842-1848, 3 Bde.),
wovon der dritte Band
[* 89] verkürzt und verbessert als »Handbuch der alten
Geographie von Europa«
[* 90] (Hamb. 1877) erschien, und die Übersetzung des Strabon mit Anmerkungen (Stuttg. 1856-62).