Sendung nach Basel.
[* 2] Nach
Napoleons abermaligem
Fall begab er sich nach
London,
[* 3] kehrte später zurück, wurde nach der
Julirevolution
Deputierter; starb Er schrieb:
»Mémoires pour servir à l'histoire du retour et du règne de
Napoléon en 1815«
(Lond. 1820, Hamb. 1820; deutsch, Leipz.
1820).
Lacus, im
AltertumName des
Zuidersees (s. d.), der damals viel kleiner und ein Binnensee war, aus welchem
das Flevum ostium (vielleicht dem heutigen Vlie-Stroom entsprechend) in die
Nordsee führte.
Die
Sturmfluten der Jahre 1219 und 1282 führten
die Vereinigung des
Sees mit dem
Meer herbei.
(lat.),
»Beugung,
[* 9] Biegung«, besonders im grammatischen
Sinn die Veränderung eines
Wortes zur Bezeichnung seines
Verhältnisses zu den übrigen Satzgliedern.
In den meisten
Sprachen gibt es zwei Hauptarten der Flexion, die
Deklination, d. h. die
Beugung der Substantiva durch Anfügung von Kasusendungen (s.
Kasus), und die
Konjugation, d. h. die
Beugung
der Verba durch Anfügung von Personalendungen und andern Zusätzen (s.
Verbum). Je nachdem die sinnbegrenzenden
Silben vorn,
am Ende oder in der Mitte des Wortstammes beigefügt werden, nennt man sie Präfixe,
Suffixe oder
Infixe.
Die Präfixbildung herrscht in den malaiisch-polynesischen
Sprachen und in den Bantusprachen Südafrikas vor; so heißt im
Zulukafferischen »der Mann erscheint«: umu-ntu omu-khle, wobei die zwei
ersten
Silben die grammatische
Kongruenz zwischen
Subjekt und
Objekt ausdrücken. Dagegen wenden die uralaltaischen
Sprachen, die drawidischen und überhaupt die meisten
Sprachen ausschließlich oder vorherrschend
Suffixe an, und die Suffixbildung
ist auch in den indogermanischen (z. B.
Haus-es, lieb-te) und semitischen
Sprachen die
Regel.
Infixe finden
sich überall nur
vereinzelt; so zeigt das lateinische
Verbum jungo (»ich verbinde«) ein
Infix, n, während das
Substantiv
jugum (»das
Joch«),
das von derselben
Wurzel
[* 10] herkommt, desselben enträt. Die Beifügung besonderer
Silben oder einzelner
Laute
ist jedoch nicht das einzige
Mittel, um die grammatische Beziehung eines
Wortes auszudrücken; sondern es genügt hierzu auch
eine bloße Veränderung des Wortstammes, die allerdings häufig auch von dem Hinzutritt einer Formsilbe
begleitet ist. Besonders entwickelt ist dieses
System in den semitischen
Sprachen; so heißt im
Arabischen katala »er hat getötet«,
kutila »er wurde getötet«, maktûlun »getötet«;
im
Hebräischen kâtal »er hat getötet«, hiktil »er
ließ töten«.
Auch die indogermanischen
Sprachen können grammatische Verhältnisse auf diesem Weg zum
Ausdruck bringen; hierher gehört
der sogen.
Ablaut im
Deutschen (z. B. helfen, half, geholfen,
Hilfe). Diese grammatische Veränderung des Wurzelvokals wird
jetzt oft als Flexion im engern
Sinn bezeichnet und als unterscheidendes Merkmal der beiden höchst entwickelten Sprachstämme,
[* 11] des semitischen und indogermanischen, angesehen (s.
Sprache
[* 12] u. Sprachwissenschaft); jedenfalls kommt die in diesem engern
Sinn in andern Sprachstämmen nur vereinzelt vor.
(v. engl. freebooters,
Freibeuter, franz. korrumpiert filbustiers, nach andern von flyboat,
holländ. vlieboot, franz. flibot, den leichten
Schiffen, deren sich die Flibustier anfangs bedienten), kühne Seeräuber zu Ende
des 17. und zu Anfang des 18. Jahrh., welche aus den
Bukaniern hervorgingen und sich selbst
Küstenbrüder
(Frères de la côte)
nannten.
Ihre schwarzeFlagge mit
Totenkopf und
Stundenglas hieß der »lustige
Roger«. Vgl.
Bukanier. In neurer
Zeit hat man Flibustier auch andre auf Seeraub und Küstenplünderung ausgehende Abenteurer genannt, z. B.
die Walkerschen
Freischaren, welche sich 1856
Nicaraguas bemächtigten, sowie die nordamerikanischen
Freiwilligen, welche die
Aufstände in
Cuba unterstützten.
Nachdem er 1836 den Rheinisch-Westfälischen Diakonissenverein begründet, eröffnete er am 13. Okt. d. J.
die erste protestantische Diakonissenanstalt zuKaiserswerth, verband damit später ein
Krankenhaus,
[* 17] ein
Seminar für
Lehrerinnen (1841), ein Waisenstift für Mädchen aus den mittlern
Ständen (1842) und eine Heilanstalt für weibliche
Gemütskranke (1852). Das Kapitalvermögen
(Immobilien) der von ihm zu
Kaiserswerth gegründeten Anstalten betrug 1865 schon
¶
mehr
580,000 Thlr. Weiteres hierüber s. Diakonissinnen. Fliedner starb Fliedners Schriften sind vorwiegend erbaulichen und
pädagogischen Inhalts; zu erwähnen ist »Das Buch der Märtyrer« (Kaisersw. 1853-60, 3 Bde.). - Sein Sohn Friedrich, geb. 1845,
ist seit 1870 evangelischer Prediger in Madrid,
[* 19] wo er die »Revista christiana« herausgibt.
kleines Sternbild des südlichen Himmels zwischen Kreuz
[* 20] und Paradiesvogel, enthält 75 Sterne, von denen nur
wenige dritter Größe, alle übrigen schwächer sind.
[* 21] die Ortsbewegung
[* 22] von Tieren in der Luft. Das Fliegen ist an eine besondere Organisation des Tierkörpers geknüpft
und kommt hauptsächlich den Insekten
[* 23] und Vögeln zu; doch auch einige Säugetiere sowie der fliegende Fisch
vermögen sich in der Luft zu bewegen, und der Mensch hat sich unzählige Male mit der Aufgabe beschäftigt, mittels künstlicher
Flügel die Luft zu durchschiffen. Die eben erwähnte besondere Organisation des Tierkörpers ist ganz allgemein so
beschaffen, daß ausgedehnte Oberflächen in Gestalt von Flügeln die durch geringe Dichtigkeit, große Beweglichkeit und verhältnismäßig
geringe Schwere ausgezeichnete atmosphärische Luft mit Schnelligkeit und Kraft
[* 24] zusammendrücken, und daß der Widerstand, der
sich bei dieser Arbeit den Flügeln entgegenstellt, als Stützpunkt für die Bewegung dient.
Hierbei wirken diese Oberflächen ganz allgemein als einarmige Hebel,
[* 25] und dieser Umstand ist deshalb von
hervorragender Bedeutung, weil schon eine geringe Bewegung an dem am Tierkörper befestigten einen Ende des Hebels (Grund des
Flügels) einen sehr bedeutenden Ausschlag des andern Endes (Flügelspitze) bewirkt. Bei den Insekten ist das Flugvermögen am
großartigsten entwickelt. Die Muskeln
[* 26] dieser Tiere besitzen eine Leistungsfähigkeit, welche in der ganzen
Tierwelt unerreichbar dasteht; in einer einzigen Sekunde vermögen sie sich viele hundert Male zu kontrahieren.
Durch diese außerordentliche Muskelthätigkeit wird es bewirkt, daß der im übrigen mit einer bedeutenden spezifischen
Schwere begabte Insektenkörper mit unglaublicher Geschwindigkeit dahinschießen kann. Jeder Reiter weiß, daß Fliegen
das schnellfüßigste Pferd
[* 27] überholen; während der Eisenbahnfahrt kann man beobachten, wie Insekten den in vollster Bewegung
befindlichen Zug
verfolgen und in die Eisenbahnwagen fliegen. Durch die schnelle Flügelbewegung der Insekten wird vielfach ein
deutlich wahrnehmbarer Ton erzeugt, der um so höher liegt, je größer die Zahl der Flügelschläge ist.
Aus der Höhe des Tons läßt sich daher die Zahl der Flügelschwingungen berechnen, und man hat auf diesem
Weg ermittelt, daß die Brummfliege 350, die Biene
[* 28] aber 440 Flügelschläge in einer einzigen Sekunde auszuführen vermag.
Nach Marey vermag man auch auf graphischem Weg die Zahl der Flügelschläge direkt zu bestimmen. Eine
mit einem berußten Papiermantel versehene kleine Metalltrommel dreht sich mit gleichmäßiger und genau bekannter Geschwindigkeit
um ihre Achse.
Das Insekt, welches auf die Zahl seiner Flügelschläge untersucht werden soll, wird derartig gehalten, daß die Flügelspitzen
bei ihrer Bewegung das berußte Papier ganz leicht streifen. Jeder Flügelschlag erzeugt so einen hellen
Punkt auf dunklem Grund, und aus der Zahl dieser Punkte läßt sich dann sehr leicht die Zahl der Flügelschläge bestimmen.
Marey fand auf diesem Weg, daß die Fliege 240-321 Flügelschläge in der Sekunde ausführt, je nachdem die Flügelspitze
das
Papier stärker oder schwächer berührt und er glaubt, daß die letztgenannte Zahl annähernd der
in der Freiheit ausgeführten Bewegung entspricht. Für andre Insekten wurden folgende Werte ermittelt: Hummel 240, Biene 190,
Wespe 110, Libelle 28, Kohlweißling 9 Flügelschläge in der Sekunde.
Bei den Vögeln wird das Fliegen durch den Bau des Knochengerüstes und die außerordentliche Entwickelung der Brustmuskeln ungemein
begünstigt. Hinsichtlich des erstern Punktes sei darauf hingewiesen, daß die Schulter nicht allein durch
die sehr stark entwickelten Schlüsselbeine, sondern auch durch die Gabelbeine eine feste Verbindung mit dem Rumpf erhält.
Früher hat man auch den Lufträumen in den Knochen
[* 29] der Vögel
[* 30] einen bedeutenden Einfluß auf das Fliegen zugeschrieben, und man
hat sich gedacht, die mit den Lungen in Verbindung stehende wärmere Luft dieser Räume wirke nach Art der
Montgolfieren.
Thatsächlich ist indessen der Inhalt der Lufträume so gering und der durch die Erwärmung der Luft bedingte Gewichtsunterschied
so winzig, daß von einer derartigen Einwirkung gar nicht ernstlich geredet werden kann. Marey ist es
gelungen, mit Hilfe eines photographischen Revolverapparats ähnlich demjenigen, welchen Muybridge zum Studium der Gangarten des Pferdes
benutzte, fliegende Vögel zu photographieren. ExakteAufnahmen dieser Art werden eine Analyse der Flugbewegungen ermöglichen,
wie sie bisher mit Hilfe von andern Methoden nicht zu erzielen war.
Unter den Säugetieren besitzen die Fledermäuse eine ziemlich vollkommene Einrichtung zum Flug. AndreTiere,
z. B. das fliegende Eichhörnchen, sind zwar mit Flughäuten ausgestattet, vermögen diese aber nur nach Art eines Fallschirms
zu benutzen. Der fliegende Fisch (s. d.) ist befähigt, sich mit Hilfe seiner stark entwickelten Brustflossen, welche hierbei
schräg zum Horizont
[* 31] gestellte Ebenen, die nach Art des Papierdrachen wirken, darstellen, einige Zeit über
dem Wasser zu halten, nachdem der Körper zunächst mit großer Kraft aus dem Wasser emporgeschnellt worden ist.
[* 21] Insektenordnung, s. v. w. Zweiflügler,
[* 35] dann die arten- und formreichste Familie dieser Ordnung Muscariae),
überwiegend nützliche Tiere mit dreigliederigen Fühlern, deren Endglied meist zusammengedrückt ist,
meist mit fleischigen Endlippen versehenem Rüssel, verkümmertem Unterkiefer, in der Regel hervortretenden eingliederigen Tastern
und häufig stark entwickelten, die Schwinger überdachenden Flügelschuppen. Die Larven, welche teils parasitisch im Körper
andrer Insekten, besonders der Schmetterlingsraupen, teils in faulenden tierischen und pflanzlichen Stoffen leben und diese
schnell beseitigen, sind walzig, die Puppen tonnen- oder eiförmig. Die Larven mancher Gruppe entwickeln
sich äußerst schnell und werden zum Teil schon als solche geboren. Daher sind viele Arten in sehr großer Individuenzahl
und vom ersten Frühjahr bis spät in den Herbst anzutreffen. Man teilt die Familie in acht Gruppen: Bies- oder Dasselfliegen,
Bremen
[* 36] (Oestridae);
die blaue Schmeißfliege (Brechfliege, Brummer, Aas-, Fleischfliege, M. vomitoriaL., s. Tafel »Zweiflügler«),
bis 13 mm
lang, mit graustriemigem Rückenschild, schwarzen, rothaarigen Backen und lebhaft stahlblauem Hinterleib;
die Goldfliege (M.CaesarL.), glänzend smaragdgrün, mit schwarzen Beinen und silberweißem Gesicht.
Besonders die beiden
ersten Arten sind ungemein fruchtbar. Die Stubenfliege legt die fast walzenförmigen Eier
[* 39] in Klümpchen von 60-70 Stück an Mist,
verdorbenes Brot,
[* 40] auch an Fleisch, tote Tiere etc. Die Schmeißfliege legt ihre etwas gebogenen Eier, gleichfalls
in Häufchen von 20-100 Stück, besonders an Fleisch, auch an alten Käse und Aas. Nach 24 Stunden kriechen die weißen, kegelförmigen,
hinten gestutzten, augenlosen Larven aus, arbeiten sich schnell in die von ihnen bewohnten Gegenstände hinein und durchwühlen
dieselben, wobei der von ihnen ausgesonderte flüssige Unrat die Fäulnis zu befördern scheint.
Vögel und Spinnen
[* 43] sind ihre Hauptfeinde. In denZimmern schützt man sich gegen Fliegen durch Vorsetzfenster
von Gaze, mit klebrigen Stoffen überzogene Stöcke, Abkochung von Quassienholz (Fliegenholz), welche, mit etwas Zucker
[* 44] vermischt,
die in Menge herbeilockt, aber nur betäubt, und durch Fliegenpapier (s. d.). Die Fliegen verlassen Räume, welche mit Lorbeeröl
gestrichen sind, oder in denen trockne Kürbisblätter auf glühende Kohlen geworfen wurden. Man hängt
auch einen Büschel von Beifußstengeln an der Zimmerdecke auf und zieht abends, wenn die Fliegen sich darin gesammelt haben,
einen Sack von unten über den Büschel.
Hitze, bei reizbaren, vollblütigen Personen schnell entstehendes und vergehendes Gefühl
von Hitze, meist mit augenblicklicher Gesichtsröte verbunden, beruht auf schnell vorübergehender Blutüberfüllung gewisser
Gefäßprovinzen, namentlich des Gesichts, welche ihrerseits wieder von einem vorübergehenden lähmungsartigen Zustand der
Gefäßnerven bedingt ist.
Fisch (FliegenderHering, Flugfisch, ExocoetusL.), Fischgattung aus der Ordnung der Pharyngognathi und
der Familie der Hornhechte (Scomberesocides), dem Hering ähnliche, aber gedrungener gebaute Fische
[* 46] mit außerordentlich entwickelten,
zugespitzten, ziemlich
frei beweglichen Brustflossen, unterhalb derselben eingelenkten Bauchflossen, übereinander stehenden,
breiten Rücken- und Afterflossen, tief gegabelter Schwanzflosse, sehr kleinen Zähnen, sehr großen Augen, ansehnlichen Kiemendeckeln,
leicht abfallenden Schuppen und sehr großer Schwimmblase.
Die etwa 50 Arten leben in großer Zahl in den wärmern Meeren, erheben sich gewöhnlich nur wenig über
die Oberfläche des Wassers und fallen bald wieder ein; nur zuweilen erreichen sie eine Höhe von ca. 5 m und schnellen 90-125
m weit fort. Während des Flugs haben sie Brust- und Bauchflossen ausgespannt, schlagen damit aber nicht
die Luft, wie es der Vogel thut. Vielmehr ist ihr Flug als eine Wurfbewegung
[* 47] aufzufassen, die sie ihrem Körper mittels sehr stark
ausgebildeter Seitenrumpfmuskeln erteilen, ebenso wie auch andre Fische im Wasser sich stark vorwärts schnellen.
Sie werfen sich oder springen mit großer Geschwindigkeit aus dem Wasser, weil die Luft geringern Widerstand
bietet als letzteres, und fallen nach einiger Zeit zurück, wobei die Flossen als Fallschirm dienen. Am weitesten fliegen sie
gerade gegen den Wind und werden von der stark strömenden Luft, die an Schiffsseiten oder Wellen
[* 48] in die Höhe steigt, so weit
gehoben, daß sie über den Wellenberg oder über das Schiff
[* 49] hinwegfliegen. Nur wenn die Schwanzflosse
in das Wasser taucht, beschreiben sie in der horizontalen Ebene ihrer Bahn einen Bogen
[* 50] nach der rechten oder linken Seite hin.
Sie werden wohl von größern Raubfischen und Seevögeln stark verfolgt, aber ihr Flug kann nicht ausschließlich als
eine Flucht vor jenen betrachtet werden. An den KüstenSüd- und Mittelamerikas werden sie gegessen; in Brasilien
[* 51] dienen sie
als Köder beim Angeln. Die bekannteste Art ist der Hochflieger (gemeiner fliegender Fisch, E. volitansL., s. Tafel »Fische II«),
[* 52]
50 cm
lang, oben azurblau, unten silberweiß, mit durchscheinend blauen Brustflossen, findet sich in europäischen
Meeren.
Holländer, nach einer weitverbreiteten Schiffersage ein holländischer Kapitän, van Straaten, der zur Strafe
für sein gottloses Leben dazu verdammt ist, ruhelos auf dem Meer umherzusteuern, ohne je das Ufer zu erreichen.
Blatt,
[* 54] Name der zahlreichen mit einem oder mehreren Gedichten bedruckten Flugblätter
(meist in Klein-Oktav), die seit dem Ende des 15. Jahrh. auf Jahrmärkten etc. verkauft wurden und weite Verbreitung fanden.
Lazarett, s. v. w. Ambulanz^[= (franz. Ambulance), von den Franzosen zu Anfang des 18. Jahrh. eingeführtes und in der Folge ...] oder Sanitätsdetachement.
(Muscicapa L.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel
[* 61] und der Familie der Fliegenfänger (Muscicapidae), Vögel
mit gestrecktem Körper, kurzem Hals, einigermaßen breitem Kopf, starkem, kurzem, an der Wurzel breitem,
von unten nach oben und nach der Spitze zu seitlich zusammengedrücktem, an der Spitze herabgebogenem und vor ihr eingekerbtem
Schnabel, ziemlich spitzen Flügeln, in welchen die dritte und vierte Schwinge am längsten sind, mittellangem, gerade abgestutztem
oder seicht ausgeschnittenem Schwanz und kurzen, schwachen Füßen.
Der Fliegenfänger (Fliegenschnäpper, MuscicapagrisolaL.) ist 14 cm lang, 25 cm breit, oben tiefgrau, auf dem Scheitel schwarzgrau,
leicht gefleckt, unten schmutzig weiß, an den Seiten der Brust rostgelblich überflogen, an den Kehlseiten und längs der
Brust mit tiefgrauen Längsflecken, mit zwei undeutlichen Flügelbinden, braunem Auge,
[* 62] schwarzem Schnabel und
Fuß, findet sich in fast ganz Europa,
[* 63] in Asien
[* 64] bis zum Altai, weilt bei uns vom Mai bis September und geht im Winter bis Innerafrika.
Er lebt paarweise auf Bäumen und im Gebüsch, auch in Dörfern, kommt nicht auf den Boden herab, nährt sich von Insekten,
in der Not von Beeren, singt unbedeutend, nistet auf niedrigen Bäumen, unter Dächern, in weiten Baum- und
Mauerlöchern und legt im Juni 4-5 blaugrünliche, hell rostfarbig gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 60]
Fig. 49), welche beide
Eltern in 14 Tagen ausbrüten.
Der kleine (M. parvaL.), 12 cm lang, 20 cm breit, oberseits rötlich braungrau, auf den großen Oberflügeldeckfedern lichter
gekantet, an Kinn, Hals und Oberbrust roströtlich, unterseits weißlich, mit dunkelbraunem Auge, schwarzem Schnabel und Fuß,
findet sich selten in Deutschland, häufiger im Osten, in ganz Mittelasien und lebt vorzugsweise in dichten
Wäldern. Er nistet spät im Frühjahr in Baumhöhlen oder auf Gabelästen und legt 4-5 blaugrünlichweiße, rostfarbig gezeichnete
Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* 60]
Fig. 51), welche beide Eltern ausbrüten. Der kleine Fliegenfänger kommt
spät und verläßt uns schon früh.
zur Vergiftung der Stubenfliegen, mit arsenigsaurem ^[richtig: arseniksaurem] Alkali getränktes Löschpapier,
welches man befeuchtet und mit Zucker bestreut auf Teller legt.
[* 68] meist quadratische oder mehreckige, seltener runde Belegplatten für Fußböden und Mauerwerk von Stein (Marmor,
Thonschiefer), gebranntem, glasiertem oder nicht glasiertem Thon, von Porzellan oder Glas,
[* 69] einfarbig oder bunt, welche zu mehr
oder minder einfachen Mustern zusammengestellt und in Mörtel gelegt verwendet werden. Die Sitte, Wände und Fußböden mit Marmorplatten
zu bekleiden, tauchte schon im 6. Jahrh. n. Chr. in Rom auf und erhielt sich das ganze Mittelalter hindurch.
Die Platten wurden später mit figürlichen und ornamentalen Darstellungen, mit Wappen
[* 70] u. dgl. dekoriert, die anfangs schwarz
auf weiß durch Gravierung, dann farbig durch Einlagen bunten Marmors hergestellt wurden. Ein glänzendes Beispiel
dieses Plattenbelags findet sich im Dom zu Siena. Seit dem 13. Jahrh. kamen auch Platten aus gebranntem Thon auf, deren Muster
teils aufgemalt, teils in eingepreßtem Relief dargestellt waren. Die Platten wurden auch emailliert und vergoldet. Am meisten
verbreitet war diese Plattenbekleidung unter den Mauren in Spanien,
[* 71] von wo sie auch nach Holland kam, und
in Italien während des 16. Jahrh. (Eine italienische Fliese s.
Tafel »Ornamente
[* 72] III«,
[* 73] Fig. 10.) In Holland wurden Fayencefliesen mit blauer oder brauner Malerei hergestellt.
Vgl. Amé,
Les carrelages émaillés du moyen-âge et de la renaissance (Par. 1859);
Rotellini und Brenci, Raccolta di ornamenti tratti
da terre cotte dipinte in Siena nel secolo XV e XVI (Siena 1873);
Meurer, Italienische Majolikafliesen aus
dem Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts (Berl. 1881);
Brenci und Lessing, Majolikafliesen aus Siena 1500-1550 (das.
1884).
Die schwedischen Fliesen bestehen aus grobem Marmor, dem sogen. Fliesenstein. Die besten Fliesen sind gegenwärtig die Mettlacher, welche
auf einer nicht ganz homogenen Grundmasse eine starke Schicht farbigen Thons besitzen und zum Teil sehr
reiche Muster zeigen. Soviel bekannt, werden sie unter sehr starkem hydraulischen Druck geformt und dann gebrannt.
(Wimpern, Cilien, Flimmerhärchen), äußerst zarte, mikroskopisch kleine Fortsätze, welche aus dem Innern
einer Zelle
[* 78] hervorragen und eine regelmäßig hin- und herschwingende Bewegung vollführen. Sie finden sich sowohl bei manchen
niedersten einzelligen Organismen (und dienen alsdann teils zu deren Fortbewegung, teils zur Erregung
eines Strudels im Wasser behufs Herbeischaffung von Nahrung) als auch bei höhern Organismen an den verschiedensten Stellen ihres
Körpers vor. In manchen Fällen ziehen sie sich zeitweilig in das Innere der Zelle zurück und verschmelzen mit dem Protoplasma,
meist jedoch erlischt ihre Bewegung erst mit dem Tode der Zelle. Im allgemeinen sind sie bei Wirbellosen
sehr viel häufiger vertreten als bei den Wirbeltieren, doch fehlen sie bei sämtlichen Gliederfüßlern (Arthropoden). BeimMenschen überkleidet eine zusammenhängende Schicht solcher mit Flimmern versehener Zellen (Flimmerepithelium,
[* 77]
Fig. 1) die
Schleimhaut der Nase
[* 79] und ihrer Nebenhöhlen, des Kehlkopfes, der Luftröhre und ihrer Verzweigungen in der
Lunge,
[* 80] ferner die innere Fläche der Hirnhöhlen und des Zentralkanals im Rückenmark, die Schleimhaut der Gebärmutter
[* 81] und der
Eileiter sowie manche andre Stellen.
Durch die Bewegung der Wimpern können sehr kleine Körper nach einer bestimmten Richtung hin langsam fortgeschoben werden. So
dient die Flimmerbewegung auf der Uterusschleimhaut zur Fortbewegung des Samens, die auf der Schleimhaut
der Eileiter zum Transport des Eies nach der Gebärmutterhöhle hin, die in den Luftwegen zur Entfernung von Staub und ähnlichen
Dingen aus den feinsten Lufträumen der Lunge etc. Mäßige Erhöhung der Temperatur oder elektrische Stromschwankungen wirken
beschleunigend, sehr niedere und hohe Temperaturen dagegen sowie die Anwesenheit von Säuren bewirken Stillstand
der Bewegung, während durch Zusatz von alkalischen Lösungen die erloschene Flimmerbewegung wieder herbeigeführt, die träge
Bewegung lebhafter gemacht werden kann. Den Flimmerzellen sehr ähnlich sind die Geißelzellen
[* 77]
(Fig. 2), bei denen die Cilien
durch eine oder zwei große und lange Geißeln ersetzt sind, welche zur Fortbewegung dienen. Hierher gehören
auch die Samenfäden, welche mit Hilfe ihrer Geißel (des sogen. Schwanzes) sich dem Ei
[* 82] nähern und in dasselbe eindringen. Eine
besondere Gruppe sehr niederer Organismen, die Flagellaten, hat von dem Besitz der Geißel (flagellum) ihren Namen (s. Protozoen).
(rätorom. Flem), Luftkurort des schweizer. Kantons Graubünden,
eine Gemeinde des Bezirks Im Boden, mit (1880) 851 Einw. meist rätoromanischer
Zunge und protestantischer Konfession, gelegen auf den Vorstufen des südlichen Abhanges der Glarner Alpen, 1102 m ü. M. Die
Kuranstalt Waldhaus, ein neuer, großartiger Aktienbau von villenartiger Eleganz, innerlich musterhaft
eingerichtet, steht frei auf aussichtsreicher Kuppe, von schattigen Nadelwäldern umgeben, in reizender, windgeschützter
Lage, ebenso erfrischendem wie mildem Klima,
[* 84] mit 14° C. mittlerer Sommerwärme. In der Nähe liegt der grüne Caumasee, in
geschützter Einsenkung, mit
konfortabler Badeanstalt.
[* 85]
Schon mit 22 Jahren leistete er hierin Treffliches, wie das Bildnis eines jungen Mannes in der Eremitage
von Petersburg beweist. Auf der vollen Höhe der Meisterschaft zeigt er sich im Regentenstück von 1642 (im Rathaus zu Amsterdam);
vortrefflich ist auch das große Schützenstück im Rijksmuseum daselbst, von 1648. GleichRembrandt war Flinck auch ein leidenschaftlicher
Sammler von Gipsabgüssen nach antiken Bildwerken, Gemälden, Handzeichnungen und Kupferstichen, wofür
nach seinem Tod gegen 12,000 Gulden gelöst wurden. Auch sein SohnNic. Ant. Flinck besaß eine reiche Kollektion, die nach seinem
Tod an den Herzog von Devonshire überging.
Die Resultate seiner Reise waren überaus glänzend. Im Dezember 1801 begann er die Untersuchung der Südküste Australiens bei
Kap Leeuwin, unweit dessen eine Bai seinen Namen trägt, ging dann im Juli 1802 gegen N., erforschte die Ostküste von PortStephens
an bis KapPalmerston und das angrenzende Barrierriff, durchfuhr die Torresstraße, deren einzig sichere Durchfahrt nördlich
der Prince of Wales-Inseln er dabei entdeckte, und nahm die Küsten des Carpentariagolfs auf, bis ihn der schlechte Zustand
seines Schiffs zur Rückkehr nach Sydney
[* 93] und Europa zwang. Unterwegs litt er auf dem Wreckriff Schiffbruch,
wurde aber
¶
mehr
gerettet und gelangte nach Ile de France, wo ihn die Franzosen gefangen nahmen und längere Zeit festhielten. Er starb in
London. Über seine Reise berichtete er in dem Werk »Voyage to Terra Australia« (Lond. 1814, 2 Bde.).
SeinMonogramm ist P. V. N. Diese für die Geschichte und Technik der Goldschmiedekunst
[* 100] wichtigen Blätter sind außerordentlich
selten. Die vollständigste Sammlung derselben besitzt das Kunstgewerbemuseum zu Dresden.
[* 101] Flindt wird von vielen Seiten als Erfinder
der gebunzten Manier bezeichnet, jedoch mit Unrecht; denn es gibt, abgesehen von italienischen Arbeiten,
auch deutsche Blätter in dieser Manier aus dem 15. Jahrh. Ausgeführte Silberarbeiten von Flindt sind nicht bekannt.
Ferdinand Traugott, Kaufmann und Industrieller, geb. zu Blankenberg a. d. Saale als Sohn eines kleinen
Papiermüllers, ward für den Kaufmannsstand bestimmt und gründete 1819 in Leipzig
[* 108] ein Papiergeschäft, welches zum erstenmal
in Deutschland ein bedeutendes, gut assortiertes Lager
[* 109] von Druck- und Schreibpapieren unterhielt und dadurch
der damals noch wenig entwickelten deutschen Papierindustrie erheblichen Vorschub leistete. Das Geschäft nahm einen schnellen
Aufschwung; Flinsch errichtete in
Annaberg,
[* 110] Hof, Baireuth
[* 111] und Straßburg kleinere und dann 1827 in Offenbach
[* 112] ein zweites großes Papierlager.
das zu Ende des 17. Jahrh. eingeführte und nach dem Feuerstein (Flint) benannte Steinschloßgewehr, bei dem
gleichzeitig das Bajonett zur Anwendung kam.
Die Flinte war gegen die ältern Gewehre bedeutend erleichtert und schoß Kugeln von 30 g;
Grafschaft in Nordwales, am Ästuar des Dee und von Denbighshire und Cheshire umgeben,
mit einem abgetrennten StreifenLandes im SW., dem sogen. Maelor Saesneg oder Sachsenland, hat ein Areal von 655 qkm (11,8 QM.)
und (1881) 80,587 Einw. Der Strich längs des Dee, das Sealand, ist ebener und fruchtbarer Alluvialboden; im W.
aber erheben sich Gebirge, die im Moel Fammau eine Höhe¶