breitet; im zweiten
Stadium wandern dann in diesen Pilzthallus Algenfäden der
GattungChroolepus durch die Rindenschichten
ein, und dann erst ist die
Flechte zur Fruktifikation befähigt. Eine andre
Arthronia-Art(A. epipasta Körb.) ist sogar zeitlebens
gonidienlos und enthält keine
Spur von algenartigen
Elementen. Dieselbe bleibt also beständig ein echter saprophytischer
Pilz,
[* 2] während die vorher genannte Art zuerst saprophytischer
Pilz, dann auf einwandernden
Algen
[* 3] wachsender
Parasit ist. Die
meisten übrigen Flechten,
[* 4] die ohne
Algen sich nicht entwickeln können, sind zeitlebens
Parasiten.
Die
Fortpflanzungsorgane der Flechten
(Fruchtlager, Apothecien) enthalten in großer Anzahl die
Sporenschläuche (asci), in denen
die
Sporen erzeugt werden. Sie treten aber in zwei verschiedenen
Formen auf, und man unterscheidet danach
die in gymnokarpe und angiokarpe. Die Apothecien der gymnokarpen Flechten sind den Fruchtkörpern der
Diskomyceten unter den
Pilzen
(s. d.) gleichende, meist runde, schüssel-, bisweilen auch knopfförmige, gewöhnlich
eigentümlich gefärbte Gebilde, welche in der
Regel in großer Anzahl auf dem
Thallus vorkommen, bei den
strauchförmigen Flechten die Ränder oder
Spitzen
[* 1]
(Fig. 4b), bei den laub- und krustenförmigen die Oberseite des
Thallus einnehmen
[* 1]
(Fig. 2 u. 3). Die Apothecien der
Graphideen haben längliche bis strichförmige Gestalt, denen von
Hysterium unter den
Diskomyceten
analog
[* 1]
(Fig. 5 b). Die meist gefärbte, außen frei liegende
Scheibe des
Apotheciums wird gebildet von der
Hymeniumschicht
[* 1]
(Fig. 8
h); unter derselben befindet sich eine aus feinen
Hyphen bestehende
Schicht (Excipulum y); oft ist die
Scheibe von Thallusmasse (t t) rings umwallt (r
Rinde-, g
Gonidien-, m Markschicht).
Die Hymeniumschicht besteht aus den dicht gedrängt stehendenSporenschläuchen
[* 1]
(Fig. 9; 1 und 2
Sporenschläuche
mit beinahe reifen
Sporen) und den zwischen diesen vorkommenden fadenförmigen
Paraphysen, die mit ihren gefärbten
Spitzen
(p) etwas
über die
Sporenschläuche herausragen.
Letztere sind, wie bei den
Diskomyceten, schlauch- oder keulenförmige
Zellen,
in denen sich durch freie
Zellbildung meist je acht
Sporen erzeugen. Die Apothecien der an giokarpen Flechten sind
runde Behälter, welche dem
Thallus eingesenkt sind und nur mit dem an ihrem
Scheitel befindlichen Mündungskanal frei liegen.
Sie gleichen den
Perithecien der
Pyrenomyceten unter den
Pilzen (s. d.) auch darin, daß ihr schwarzes Gehäuse einen farblosen
Kern umschließt, welcher aus
Sporenschläuchen und
Paraphysen besteht, die aus der Innenwand des
Apotheciums
entspringen. Bei den meisten Flechten werden in jedem
Sporenschlauch je acht
Sporen gebildet, die nach erlangter
Reife herausgeschleudert
werden. - Bei zahlreichen Flechten hat man noch ein zweites Fruchtorgan, die sogen.
Spermogonien, den gleichnamigen
Organen bei den
Pilzen durchaus gleiche Gebilde, gefunden, die sehr kleine,
im
Thallus eingesenkte Behälter darstellen, deren Mündungskanal als punktförmige, dunkle
Papille oberflächlich sichtbar
ist. In demselben werden zahlreiche
Spermatien erzeugt, von denen ebensowenig wie bei den
Pilzen eine
Keimung und Weiterentwickelung
bekannt ist, in denen man aber neuerdings die befruchtenden männlichen
Elemente erkannt hat, durch welche gewisse weibliche
Zellen zur ersten
Anlage eines
Apotheciums angeregt werden. Nach
Beobachtungen von
Stahl an
Gallertflechten
(Collema) entsteht bei denselben
[* 1]
(Fig. 10) die erste
Anlage der Fruktifikationsorgane, das
Karpogon, als spiralig gekrümmter
Hyphenast
(Askogon), der sich in einen geraden cylindrischen Teil, die
Trichogyne, fortsetzt
[* 1]
(Fig. 10 B); letzterer wächst
gegen die Thallusoberfläche und ragt zuletzt mit klebriger
Spitze über dieselbe hervor
[* 1]
(Fig. 10 A bei
a). Die in den Spermogonien erzeugten männlichen
Zellen gelangen durch Vermittelung von
Wasser zu den Trichogynespitzen, haften
an denselben fest
[* 1]
(Fig. 10 C) und werden durch eine kurze
[* 1]
^[Abb.: Fig. 7 I. Längsschnitt durch den ungeschichteten
Thallus einer
Gallertflechte (Mallotium Hildenbrandii).
Fig. 7 II.
Stück desselben, welches die
Hyphen und
die nostocartigen
Gonidien a zeigt.
Kopulationsbrücke mit denselben verbunden. Durch diesen Befruchtungsakt treten bestimmte Veränderungen in der Trichogyne
und dem Askogon ein; letzteres wächst fortgesetzt weiter u. erzeugt schließlich als Zweige erster und höherer Ordnung die
Sporenschläuche
[* 5]
(Fig. 11), während die Paraphysen aus Hyphen hervorgehen, die schon vor derBefruchtung
[* 6] als dichte Fadenknäuel
die jungen Fruchtanlagen umsponnen hatten.
Bei den meisten heteromeren Flechten findet auch eine vegetative Vermehrung statt durch die sogen. Soredien (soredia, soreumata),
Häufchen krümeliger oder staubartiger Massen, welche an der Oberfläche des Thallus zum Vorschein kommen. Dieselben bestehen
aus Gonidien, welche einzeln oder gruppenweise von einem dichten Geflecht von Hyphen umsponnen sind; sie
entstehen in der Gonidienschicht aus den gewöhnlichen Gonidien und den diese begleitenden Hyphen und brechen infolge ihrer
Vermehrung aus dem Thallus hervor.
IhreVermehrung geschieht, indem aus ihren Gonidien durch Teilung neue entstehen und um dieselben neue Hyphenhüllen sich ausbilden.
Wenn Soredien auf eine geeignete Unterlage kommen, so entwickeln sie sich selbständig weiter zu einem
neuen Flechtenthallus, demjenigen gleich, aus welchem sie abstammen. An schattigen und geschützten Orten bilden sie sich
nur als solche fort; es entsteht ein staubartiger Thallus, der oft weite Strecken überzieht, aber in diesem Zustand keine Apothecien
erzeugt. Erst wenn die äußern Bedingungen hierfür günstig werden, entwickelt sich aus ihnen der normale
Thallus der Flechte.
Die Flechtengonidien gleichen gewissen Algen vollständig; sie bilden bei den meisten Flechten kugelförmige Zellen, welche sich
innerhalb
des Thallus durch wiederholte Teilung
[* 5]
(Fig. 12; g, g', g'' verschiedene Teilungsgrade) vermehren und nach allen Merkmalen
den einzelligen Algengattungen Cystococcus u. Pleurococcus entsprechen. Besonders häufig bei Laub-, Strauch-
und Krustenflechten tritt Cystococcushumicola Näg.
als Gonidien bildend auf. GewisseGattungen der Gallertflechten, zumal Collema, haben blaugrüne, runde Gonidien, welche zu gekrümmten,
perlschnurförmigen Reihen verbunden sind, in denen einzelne farblose, inhaltleere Zellen, die Grenzzellen, auftreten, welche
teilungsunfähig sind, während alle blaugrünen Zellen durch Querteilung sich vermehren und dadurch das
Wachstum der in die Gallerte ihrer aufgequollenen Zellmembranen eingebetteten Zellschnüre bedingen
[* 5]
(Fig. 7 II).
Hiernach sind diese Gonidien mit der Algengattung Nostoc genau identisch. Die ebenfalls blaugrünen Gonidien von Peltigera canina
erscheinen einzeln oder zu kurzen Reihen ohne Gliederzellen verbunden und mit Gallerthülle, entsprechend
denen der Algengattung Polycoccus. Ähnliche Gonidien, welche mit der Alge Gloeocapsa übereinstimmen, zeigt Omphalarla. Noch
frappanter sind die Beziehungen beiden meisten Graphideen, indem ihre Gonidien, ästige Zellreihen mit durch rotes Öl gefärbtem
Zellinhalt
[* 5]
(Fig. 13), sogar mit einer höhern Algengattung, Chroolepus, identisch sind, und die eigentümliche Flechtengattung
Ephebe ist eigentlich nichts weiter als eine Alge, Sirosiphon, deren verzweigte Zellreihen von Hyphen umwachsen
sind
[* 5]
(Fig. 14; gs ein aus Gonidien bestehender Faden,
[* 7] durch Teilung derGonidien [g] an der Spitze wachsend,
[* 5]
^[Abb.: Fig. 10. Befruchtungsorgane von Collema.]
bei a sich verzweigend; h die auf und durch den Algenfaden wachsenden Hyphen). Auch Gonidien, die mit Algengattungen aus der
Abteilung der Konfervaceen, Koleochäten, Rivularieen und Scytonemaceen übereinstimmen, sind nachgewiesen. Schon ältere Botaniker
hielten daher gewisse Algen, wie die an Baumrinden etc. häufig auftretenden Cystococcus, Pleurococcus, Chroolepus, desgleichen
Nostoc, für nichts weiter als frei gewordene und selbständig vegetierende Flechtengonidien.
Nachdem durch Famintzin, Baranetzky, Bornet u. a. der direkte Nachweis geliefert war, daß die grünen Gonidien mehrerer Flechten, wenn
sie aus dem Thallus befreit sind, auf feuchter Unterlage wie Algen fortleben und dabei sogar gleich diesen Schwärmsporen erzeugen,
trat Schwendener mit der jetzt allgemein angenommenen Theorie auf, nach welcher die Flechten keine selbständigen
Pflanzen, sondern Algen sind, auf denen Pilze
[* 9] schmarotzen. Diese Theorie wird durch zahlreiche Thatsachen und direkte Kulturversuche
bewiesen.
Die Hyphen des Flechtenthallus und die mit ihnen anatomisch und genetisch zusammenhängenden Apothecien und Spermogonien
sind ausschließlich nur bei Pilzen vorkommende Organe. Die Gonidien sind als die einzigen chlorophyllhaltigen
Zellen der Flechten wirklich die Ernährungsorgane für die Hyphen, Apothecien etc. Sie liegen auch meist frei, gleichsam als fremde
Bestandteile zwischen den Hyphen, und wo man sie mit solchen im Zusammenhang gefunden
[* 8]
(Fig. 12, h g), läßt sich nachweisen,
daß die Verwachsung nachträglich zu stande gekommen ist.
GrünePflanzen (hier Algen), wenn sie von parasitischen Pilzen befallen werden, erleiden ganz allgemein wesentliche Modifikationen
ihres Wachstums und ihrer Gestalt, so daß auch die so eigentümlichen Gestalten des Flechtenthallus sich erklären lassen.
Schlagend bewiesen wird die Doppelnatur der Flechten durch Kulturversuche.Rees sah nach Aussaat der Sporen einer
Collema, d. h. einer Flechte mit nostocartigen Gonidien, auf reinen Nostoc aus letzterm eine Collema sich entwickeln, indem die
aus den Sporen hervorgehenden Hyphen in dem Nostoc sich ausbreiteten, vermehrten und mit ihm als Flechte sich weiter entwickelten.
Stahl erzog fruktifizierende Exemplare von Endocarpon pusillum Hedw.
auf feuchten Lehmplatten, auf welche die Sporen nebst den Gonidien der Algengattung Pleurococcus ausgesäet
worden waren; nach 4-6 Wochen traten in den jungen Flechtenlagern die ersten Spermogonien, bald darauf die ersten Perithecienanlagen
auf, in welchen die Sporen aber erst nach 4-5 Monaten reiften. Demselben Forscher gelang es auch, auf denselben Gonidien
von Endocarpon die Sporen einer andern Flechtengattung, des Thelidium minutulum Körb.
zur Entwickelung zu bringen. Damit bewies er, daß die Gonidien und die sie umspinnenden Pilzfäden nicht in genetischem Zusammenhang
stehen. Hiernach müssen die Flechten als parasitische Pyreno- und Diskomyceten diesen Abteilungen der Pilzklasse unmittelbar angeschlossen
werden.
Man kennt etwa 1400 Arten Flechten, die in 70-80 Gattungen verteilt sind; Acharius erhob die Flechten zu
einer besondern Klasse und stellte das erste System derselben auf. Von den verschiedenen neuern Systemen, in denen bald die
Beschaffenheit des Thallus, bald der Bau der Apothecien als erstes Einteilungsmoment angenommen wird, ist das vonFries aufgestellte
am meisten berücksichtigt worden.
Das von den meisten Lichenologen benutzte System ist folgendes:
I. Flechten mit heteromerem, selten homöomerem, nicht gallertartigem Thallus (Heteromerici):
A. Gymnocarpi, mit offenen, scheibenförmigen Apothecien, deren Fruchtscheibe, wenigstens im ausgebildeten Zustand, ausgebreitet
ist, mit den Gruppen:
B. Angiocarpi, mit geschlossenen, an der Spitze mit einer Mündung versehenen, dem Thallus eingesenkte Behälter darstellenden
Apothecien, mit den Gruppen:
II. Flechten mit homöomerem, gallertartigem Thallus (Homoeomerici), die ebenfalls wieder in Angiocarpi und Gymnocarpi
zerfallen und nach dem strauchartigen, laub oder krustenförmigen Thallus in die Familien der Lichinaceae, Obryzeae, Porocypheae,
Psorotichieae, Omphalarieae, Collemaceae, Leptogieae und Leothecieae geteilt werden.
Die Flechten sind über die ganze Erde, vorzugsweise aber in den kalten und gemäßigten Zonen
verbreitet; sowohl gegen die Pole hin als in den höhern Gebirgsregionen bis zur Grenze des ewigen Schnees finden sich noch
zahlreiche Arten, die hier die letzten Spuren organischen Lebens darstellen. Sie lieben fast alle einen freien, dem Wetter
[* 11] und
den Stürmen ausgesetzten Standort und kommen an den dürrsten Stellen fort; denn während langer Trockenheit
erstarren sie vollständig, aber nach jedem Regen beleben sie sich von neuem.
Flechten - Fleck
* 13 Seite 6.355.
Manche wachsen auf nackter Erde, viele an der Rinde von Baumstämmen, an gezimmertem Holz,
[* 12] an Zäunen, auf Dächern, und eine
sehr große Anzahl überzieht nacktes Gestein. Einige Flechten wachsen auf jedem Substrat, wohin sie derZufall
führte; die meisten aber lassen sich nach ihrem Vorkommen als Stein-, Erd- und Baumflechten unterscheiden, und viele Steinflechten
sind sogar an bestimmte Gesteinsarten, wie an Urgebirge, Kalkgebirge etc., gebunden. Die an Baumstämmen lebenden sind nicht
eigentliche Schmarotzer, denn sie sitzen nur an den äußern abgestorbenen Rindenteilen und kommen auch
an andrer Unterlage vor; trotzdem schaden starke Flechtenüberzüge den Bäumen (s. Baumkrätze). Die steinbewohnenden Flechten bilden
den ersten Anflug an den nackten Gesteinsflächen und bereiten hier den
¶
mehr
Boden für die nachfolgende größere Vegetation, zunächst für Moose
[* 14] und kleinere Kräuter, vor. Dieser Lebensweise sind die
Flechten fähig, weil sie ihre Nahrung vorzugsweise aus der Luft beziehen, indem sie vermöge ihres Chlorophyllgehalts aus Kohlensäure
und Wasser sich ernähren können und aus der Unterlage nur die anorganischen Bestandteile aufzunehmen brauchen,
die sich in ihrer Asche vorfinden.
L. R. Tulasne, Mémoire pour servir à
l'histoire organographique et physiologique des Lichens (in den »Annales des sciences naturelles«, 3. Serie, Bd. 17);
(Tinea serpiginosa, Kopfgrind, Ansprung etc.), eine Entzündung der Kopfhaut, mit Jucken und Borkenbildung,
welche unter das bei Ekzem (s. d.) geschilderte Krankheitsbild fällt;
in den sogen. Farbstoffflechten enthaltene oder aus gewissen Bestandteilen derselben auf mehrfache
Weise hervorgehende Säuren, liefern bei Behandlung mit Alkalien sehr allgemein Orsellinsäure, die selbst
wieder in Kohlensäure und Orcin zerfällt.
zur Darstellung von Schnüren, Pfeifenschläuchen etc., beruht auf dem Prinzip, daß Spulen, von denen
Fäden sich abwickeln, mittels eines Leitkurvenapparats so um und nebeneinander vorbeigeführt werden,
daß die einzelnen Fäden die dem jedesmaligen Zweck entsprechende gekreuzte Lage erhalten. Der Apparat ist verschieden, je nachdem
runde, eckige oder flache Geflechte hergestellt werden sollen, und besteht aus dem Räderwerk, den Leitkurven, den hierin geführten
Klöppeln mit ihren Spulen und dem Mechanismus zum Abziehen des fertigen Geflechts.
Die Räder liegen dicht über der Grundplatte der Maschine;
[* 22] auf ihrer verlängerten Nabe sitzt eine Scheibe mit Flügeln, in deren
Zwischenräumen sich die Klöppel befinden, welche, durch die in der obern Platte eingeschnittenen Leitkurven geführt, durch
Drehung der
Scheiben von einer Scheibe auf die andre übergehen. Für schnurartige Geflechte geht die Leitkurve
um die ganze Platte herum; für bandartige ist sie an einzelnen Stellen unterbrochen und kehrt dort in sich selbst zurück,
so daß auf einer Maschine mehrere Bänder zugleich geflochten werden.
im Festungs-, Wasser- und Deichbau ein Bekleidungsmittel für Erdböschungen, bestehend aus Pfählen, die
nach Art der Zaun- und Korbflechtwerke mit Holzreisern durchflochten werden und so eine Wand bilden, durch
deren Zwischenräume Erde nicht durchfallen kann. - In der Baukunst
[* 23] heißen Flechtwerk die geflechtartigen Ornamente
[* 24] auf Säulenbasen
der griechischen, in Friesen der römischen, bei Kapitälern, Basen und Friesen normännischer und romanischer Bauten.
1) Konrad, deutscher Dichter zu Anfang des 13. Jahrh., stammte aus einem ritterlichen Geschlecht in Schwaben,
verfaßte nach dem französischen Gedicht des Ruprecht von Orbent die treffliche Dichtung »Flore und Blanscheflur« (hrsg. von
Sommer, Quedlinb. 1846),
außerdem ein verloren gegangenes Artusgedicht: »Clies«, welches wohl auf
der gleichnamigen Dichtung des Chrétien de Troyes beruhte. S. Flore und Blanscheflur.
3) Eduard, Jurist, geb. zu Pförten in der Niederlausitz, studierte zu Halle
[* 31] und Berlin, trat 1826 in
den Staatsdienst, ward nach Beförderung zum Oberlandesgerichtsassessor und Garnisonauditeur zu Magdeburg
[* 32] im J. 1831 Hilfsarbeiter
im
¶
mehr
Generalauditoriat zu Berlin, 1835 Mitglied desselben, seit 1851 Justitiarius beim Kriegsministerium, 1854 Mitglied des Staatsrats
und 1857 Generalauditeur der preußischen Armee. Fleck nahm regen Anteil an den Vorarbeiten zu sämtlichen seit 1843 ergangenen
preußischen Militärgesetzen und -Verordnungen und war während einer langen Reihe von JahrenLehrer des Militärrechts an der
Kriegsakademie zu Berlin. 1872 ward er in das preußische Herrenhaus berufen, feierte sein 50jähriges
Dienstjubiläum, bei welcher Gelegenheit ihm der Rang eines Generalleutnants verliehen wurde, und starb Fleck redigierte
die letzten Bände der 1835 unter seiner Mitwirkung begründeten und bis 1867 fortgesetzten preußischen Militärgesetzsammlung, 1873 und 1875 noch
zwei Nachträge dazu. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Erläuterungen zu den (ältern) preußischen Kriegsartikeln«
(1839, 1844, 1850);
»Strafverfahren der preußischen Militärgerichte« (1840, 1845);
die Burg, im 11. Jahrh. auf einem 42 m hohen, steil
aufragenden Felsen angelegt und im 15. u. 16. Jahrh. zu ihrer gegenwärtigen
Gestalt ausgebaut, war im Mittelalter Sitz einer schon seit dem 9. Jahrh. bestehenden Herrschaft.
S. Tafel »Burgen«,
[* 39] Fig. 1.
besonders Bleichpräparate, wie Eau de Javelle, welches
Obstflecke aus weißer Wäsche beseitigt, oder Benzin (Brönnersches Fleckwasser), eine Mischung von Benzin mit Alkohol
und Ammoniak (englisches Fleckwasser), eine Mischung von Äther, Alkohol und Salmiakgeist (Buchnersches Fleckwasser) zum Ausmachen von Fettflecken;
(ChiropterafrugivoraWagn.), Unterordnung der Handflügler
[* 40] (Chiroptera), Tiere von verhälnismäßig ^[richtig:
verhältnismäßig] bedeutender Körpergröße mit meist spitzer, gestreckter Schnauze, kurzem, rudimentärem
Schwanz, dreigliederigem, meist mit einer Kralle versehenem Zeigefinger und kleinem äußern Ohr.
[* 41] Sie bewohnen die Wälder der
heißen Gegenden Afrikas, Südasiens und Australiens, unternehmen in größern Scharen weite Wanderungen, nähren sich von süßen,
saftigen Früchten, zum Teil auch von Insekten
[* 42] und richten in Pflanzungen oft bedeutenden Schaden an. Sie
sind Nachttiere wie die Fledermäuse, fliegen rasch und lebhaft, nicht eben hoch, sind bei Tage sehr furchtsam und hängen
in großer Zahl, Kopf und Leib mit der Flughaut umhüllt, an Bäumen.
Sie klettern und laufen ziemlich geschickt, schreien viel und werden in der Gefangenschaft leicht zahm.
Das Weibchen wirft ein oder zwei Junge und trägt diese im Flug mit sich herum. Ihr Fleisch ist trotz eines unangenehmen Bisamgeruchs
wohlschmeckend, auch der Pelz soll verwertbar sein. Der fliegende Hund (Flatterhund, fliegender Fuchs, Kalong, Pteropus edulis
Geoffr., s. Tafel »Handflügler«) ist 40 cm lang, 1,5 m breit, mit hundeartiger Schnauze, nackten, langen,
zugespitzten Ohren, sehr entwickelter Flughaut, ohne Schwanz, schwarz, am Kopf und Hals rostgelbrot. Er lebt in Ostindien
[* 43] und dem
Archipel in unzähliger Menge, verwüstet die Obstgärten, hält sich gut in der Gefangenschaft und frißt dann auch Fleisch.
Die Flederhunde sind Gegenstand vieler Fabeleien; man erblickte in ihnen die entsetzlichen Vampire, obwohl sie
niemals Blut saugen. Die Hindu halten sie heilig.
(ChiropterainsectivoraWagn.), Unterordnung der Handflügler (Chiroptera), Tiere mit kurzer Schnauze, unvollständig
entwickeltem, krallenlosem Zeigefinger und großen, mit Klappendedeckten Ohren. Zur ersten Gruppe dieser Tiere, den Blattnasen
[* 44] (IstiophoraSpix.), gehören Fledermäuse, deren Nase
[* 45] mit einem mehr oder weniger entwickelten, die Nasenlöcher
umgebenden häutigen Besatz versehen ist. Ist derselbe vollständig, so besteht er aus einem hufeisenförmigen, nach der
Schnauzenspitze konvexen Stück, in dessen Konkavität sich ein zweites sattelförmiges, nach hinten häufig sich in einen
Fortsatz erhebendes Stück findet.
Überragt wird dies durch ein mit breiter Basis entspringendes, lanzettförmig zugespitztes Nasenblatt.
Die hierher gehörigen Fledermäuse finden sich in den heißen und gemäßigten Ländern aller Erdteile, nähren sich von Insekten, die
meisten von ihnen saugen aber Blut, und einige fressen Früchte. Sie zerfallen in fünf Familien, von denen die der Blattnasen
(PhyllostomataWagn.) die heißen Gegenden des neuen Kontinents und seine Inseln bewohnt. Man findet sie
meist in großen Wäldern, in hohlen Stämmen, zwischen Blättern, mehr einzeln als gesellig.
Fledermäuse - Fleet
* 48 Seite 6.357.
Die Blutsauger fallen Pferde,
[* 46] Esel, Maultiere, Kühe, Hühner,
[* 47] auch den Menschen an, erzeugen fast schmerzlos eine sehr kleine,
flache Wunde und saugen aus dieser Blut aus, dessen Menge aber zu unbedeutend ist, um die gebissenen Tiere
wesentlich zu benachteiligen. Nur wenn mehrere ein Tier in mehreren aufeinander folgenden Nächten angreifen, kann dasselbe
durch den Blutverlust leiden. Wie die Wunde erzeugt wird, ist noch nicht sicher festgestellt; daß die Fledermäuse dabei mit den Flughäuten
fächeln,
¶
in Brasilien
[* 49] und Guayana. Er wird 16 cm lang und 70 cm breit, hat einen dicken, langen Kopf mit sehr vorgezogener
Schnauze, große, länglichrunde Ohren, ein kleines, schmales, lanzettartiges Nasenplättchen auf breitem Stiel, zwei große,
nackte Warzen vorn auf der Unterlippe und eine glatte Oberlippe. Der Pelz ist oben dunkelbraun, unten gelblich graubraun, die
Flughaut braun. Er lebt hauptsächlich von Insekten und Früchten, gehört aber erweislich nicht zu den Blutsaugern.
Zur Familie der MegadermataWagn. gehören die indische Leiernase(Megaderma lyra Geoffr.), mit ungemein
stark entwickelter Hautwucherung an der Nase, und die ägyptische Klappnase (Rhinopoma microphyllum Geoffr.).
Diese ist etwa 5 cm lang, mit fast ebenso langem, dünnem Schwanz und 20 cm Flugbreite, langhaarig, lichtgrau. Sie findet sich
in so großen Scharen in Höhlen und Mauerlöchern, daß ihr Kot den Boden in starker Schicht bedeckt. Wahrscheinlich
stammt also von ihr wenigstens ein Teil des in den Handel kommenden Fledermausguanos. In Europa
[* 50] findet sich die Familie der Hufeisennasen(RhinolophinaWagn.), mit sehr stark entwickeltem Nasenaufsatz, ohne häutig entwickelten Ohrdeckel, mit breiten, verhältnismäßig
kurzen Flughäuten und sehr kurzem Schwanz.
Die kleine Hufeisennase (RhinolophushippocrepisBonap.), 6 cm lang, 22 cm breit, ist grauweißlich, oben etwas
dunkler, lebt in Höhlen, Mauerlöchern, unterirdischen Gewölben etc., oft zu Hunderten, von Südengland bis zum Kaukasus, hält
ziemlich lange Winterschlaf, fliegt erst bei eintretender Dunkelheit und sehr unsicher, lebt von Insekten, saugt aber auch
Blut, z. B. von andern Fledermäusen und Tauben,
[* 51] wirft gewöhnlich zwei Junge. Häufiger ist die große
Hufeisennase (R. ferrum equinum Keys. et Blas.),
welche 9 cm lang und über 30 cm breit wird, eine sehr große Nasenplatte und ein ziemlich großes Ohr hat; das Männchen ist
oben aschgrau, unten hellgrau, das Weibchen oben licht rötlichbraun, unten rötlichgrau. Sie findet sich in
Mitteleuropa bis Algerien
[* 52] und dem Libanon, geht im Sommer im Gebirge bis 2000 m, lebt gesellig, erscheint im ersten Frühjahr
abends spät und fliegt nicht sehr gewandt u. nicht hoch. - Die zur zweiten Gruppe der Fledermäuse, den Glattnasen (GymnorhinaWagn.),
gehörenden Tiere haben keinen blattartigen Anhang auf der Nase, aber stets einen Ohrdeckel; sie finden
sich überall, nur nicht in kalten Gegenden, am häufigsten in südlichen Ländern, leben meist an dunkeln, einsamen Orten,
bisweilen in Wäldern, zwischen dem Laub, auch in einzeln stehenden hohlen Bäumen, in Höhlen und Schluchten, Gewölben, Ruinen,
im Gebirge und in der Ebene, selbst an den Küsten.
Gewöhnlich leben sie gesellig, und besonders zum Winterschlaf scharen sie sich zusammen. Diesen beginnen sie früh im Herbst
und dehnen ihn ziemlich weit bis ins Frühjahr aus. Die meisten fliegen während der Dämmerung und in den ersten Nachtstunden,
ruhen von Mitternacht bis gegen Morgen und jagen dann abermals. Sie fliegen sehr gewandt und entgehen Raubvögeln
durch geschickte Wendungen. Sie klettern auch gut, laufen aber auf der Erde sehr ungeschickt. Die Nahrung besteht aus Insekten,
namentlich Nachtschmetterlingen, Eintagsfliegen, Käfern etc.; sie vertilgen deren eine große Zahl und werden dadurch sehr
nützlich.
Gesichts- und Geruchssinn sind wenig, Gehör
[* 53] und Gefühl aber auffallend stark entwickelt; die Stimme besteht
in einem starken, pfeifenden Zwitschern, bisweilen in durchdringendem Geschrei. Sie werfen 1-2
Junge, welche, an den Zitzen
hängend, von der Mutter im Flug herumgetragen werden. Sie lassen sich zähmen und werden oft sehr zutraulich. Von den drei
Familien ist die der VespertilioninaWagn. am wichtigsten. Zur GattungPlecotus Geoffr. gehört die gemeine
Ohrenfledermaus (P. auritus Keys. et Blas.,
s. Tafel »Handflügler«).
Sie ist 8,4 cm lang, 24 cm breit, mit 3,5 cm langen Ohren; der Pelz ist graubraun, unten etwas heller, das Gesicht
[* 54] bis an den Hinterrand
der Nasenlöcher lang behaart mit langen, weißen Barthaaren; Flughaut und Ohren sind licht graubraun.
Sie findet sich in Europa bis 60° nördl. Br., in Nordafrika, Westasien und Ostindien, ist bei uns eine der gemeinsten Arten,
lebt gern in der Nähe menschlicher Wohnungen, fliegt ziemlich spät nachts und ziemlich hoch, nicht sehr schnell, besonders
an lichten Stellen im Wald, in Baumgärten, Alleen, schläft bei Tag und im Winter in Gebäuden und hohlen
Bäumen und erscheint spät im Frühjahr.
Zur GattungVesperugo Keys. et Blas.
gehört die früh fliegende Fledermaus (V. noctula Keys. et Blas.,
s. Tafel »Handflügler«); sie wird 11 cm lang, 37,2 cm breit, ist rötlichbraun, an den Ohren und Flughäuten dunkel
schwarzbraun, findet sich in Europa bis Norddeutschland, fliegt hoch, erscheint abends zuerst, oft schon einige Stunden vor
Sonnenuntergang, lebt meist in Wäldern, in der Nähe menschlicher Wohnungen nur, wenn ausgedehnte Baumpflanzungen vorhanden
sind; sie ist äußerst gefräßig und hält langen, tiefen Winterschlaf.
Die Zwergfledermaus (V. pipistrellus Keys. et Blas.)
ist 6,7 cm lang, 17-18 cm breit, oberseits gelblich rostbraun, unterseits mehr gelblichbraun, an den dickhäutigen
Ohr- und Flughäuten dunkel braunschwarz. Sie findet sich in ganz Europa und Asien
[* 55] bis zum 60.° nördl. Br. und ist in Deutschland
[* 56] die gemeinste Art. Abends erscheint sie sehr pünktlich, aber je nach Jahreszeit und Witterung zu verschiedener
Stunde. Ihr Flug ist sehr gewandt. Sie lebt sehr gesellig und schart sich namentlich während des kurzen und ununterbrochenen
Winterschlafs zu Hunderten und Tausenden, welche große Klumpen bilden.
Die Mopsfledermaus (Synotus barbastellus Keys. et Blas.,
s. Tafel »Handflügler«),
9 cm lang, 26 cm breit, oberseits dunkel schwarzbraun, unterseits etwas heller graubraun,
lebt in England, Frankreich, Italien,
[* 57] Deutschland, Schweden
[* 58] und der Krim,
[* 59] besonders in waldreichen, gebirgigen Gegenden, auch hoch
in den Alpen,
[* 60] überwintert meist einsam und hält sehr kurzen und ununterbrochenen Winterschlaf. Sie fliegt sehr früh und
bei jeder Witterung, meist an Waldrändern und in Baumgärten, seltener zwischen den Häusern der Dörfer,
und nährt sich hauptsächlich von Schmetterlingen; sie ist verträglich, einigermaßen zähmbar und hält ziemlich gut in der
Gefangenschaft aus.
Vgl. Koch, Das Wesentliche der Chiropteren (Wiesbad. 1865).