des
Schiffs der
KircheSt.-Vincent de
Paul mit Fresken in Gestalt eines
Frieses und ward darauf Mitglied des
Instituts. Bei Ausmalung
der neuen
Basilika
[* 2]
St.-Paul zu
Nîmes näherte er sich den alten
Florentinern und Sienesen, bei den Apsidenmalereien der romanischen
Abteikirche von Ainay bei
Lyon
[* 3] dem
Stil der ravennatischenMosaiken, ohne jedoch seine klassische Formgebung,
wie er sie aus
Ingres'
Schule gewonnen hatte, preiszugeben. Als seine vorzüglichsten Gemälde sind noch zu nennen: Christus
läßt die
Kinder zu sich kommen;
(franz.), glattes oder geköpertes, wenig gewalktes, auf der rechten Seite
einmal gerauhtes, nicht oder nur einmal geschornes wollenes
Gewebe.
[* 7] Der
Einschuß ist stets
Wolle, die
Kette meist
Kammgarn, bisweilen
auch
Baumwoll und Leinengarn. Futterflanell ist tuchartig gewebt aus
Kamm- und Streichgarn; Gesundheitsflanell
zu Unterhemden etc., die beste Flanellsorte, ist geköpert, mehr tuchartig, gewalkt und gerauht.
Beim frisierten Flanell sind die langen
Haare
[* 8] in
Knötchen zusammengedreht.
Bunt gestreifter Flanell mit
Baumwoll- oder Leinengarnkette hat quer über das
Stück gehende
Streifen und wird auf dem Land
zu Unterröcken benutzt.
Boy ist ein grober, lockerer, tuchartiger Flanell, selten etwas gewalkt, dann gerauht, gespannt und heiß
gepreßt, glatt und frisiert, weiß, schwarz und bunt. Bisweilen kommt auch feinerer, weicherer Flanell unter dem
NamenBoy vor.
Moll,
Molton gehören ebenfalls zu dieser
Klasse von
Geweben. Bei uns wird Flanell besonders in
Sachsen,
[* 9] Böhmen,
[* 10]
Mähren,
Thüringen,
Westfalen,
[* 11]
Preußen,
[* 12]
Hannover,
[* 13]
Hessen
[* 14] fabriziert.
(franz. Flanc), die »Seite«
irgend eines Gegenstandes, in der
Taktik die Seite einer Truppenaufstellung im
Gegensatz zu
Fronte und
Rücken; sie
ist der gefährdetste
Punkt einer
Stellung, weil eine
Truppe nach der Flanke hin erst durch eine Wendung,
Schwenkung u. dgl. zur
Gefechtsthätigkeit übergehen, der Gegner ihr also, da sie während der
Bewegung verteidigungsunfähig ist, durch Flankenfeuer
große Verluste beibringen, durch überraschenden Flankenangriff sie schlagen und ihre Rückzugslinie bedrohen kann, bevor
sie Zeit hat, ihm gleiche
Kräfte entgegenzustellen.
Daher erfordert die
Deckung der Flanke große
Aufmerksamkeit; wo sich nicht eine Flankenanlehnung findet, die der Gegner schwer
überschreiten und nicht überschießen kann, führt sie zur
Gliederung nach der Tiefe. Flankenstellung, eine
Aufstellung seitwärts
der Vormarschrichtung des Gegners, so daß dieser, um solche
Stellung anzugreifen, die eigentlich beabsichtigte
Operation aufgeben und eine neue
Richtung einschlagen muß. Flankenmarsch, Abmarsch nach einer Seite,
vor derFronte des Gegners
vorbei, dem man bewußt die
Flanke bietet, und auf dessen
Angriff man gefaßt ist.
Ein solcher Flankenmarsch war z. B. 1859 der
Marsch der
Franzosen aus der Gegend von
Alessandria,
vor derFronte der österreichischen
Armee vorbei bis fast an den
Fuß der
Alpen,
[* 15] von wo sie auf
Magenta vorrückten. In der Befestigungskunst
heißen Flanken bei
Bastionen und
Lünetten die von den
Facen nach rückwärts geführten kurzen
Linien (s.
Festung,
[* 16] bes. S. 182),
Flankenbatterien die dort vorbereiteten offenen oder kasemattierten Geschützaufstellungen. - Bei
Tieren,
besonders
Wild, heißt Flanke die nicht von
Knochen
[* 17] bedeckte Gegend des
Unterleibs. Flankenbruch ist beim
Pferd
[* 18] ein Austreten des
Netzes oder der Gedärme durch eine in den Flanken infolge eines
Stoßes entstandene Trennung der innern Bauchwandung, die
sich zu einem Bruchsack erweitert, Flankenspannung die widernatürliche Austreibung der Bauchmuskeln.
(franz. Flanqueurs), einzelne
Reiter, die von geschlossenen Abteilungen vorgeschickt werden, um die
Bewegungen
des Feindes zu beobachten und die eignen zu verdecken. Um sich hierbei dem feindlichen
Feuer zu entziehen, führen sie bogenförmige
Bewegungen aus, z. B. in Form einer 8, die man
Flankieren nennt.
eine
Stellung gewinnen, aus der man gegen die
Flanke des Feindes wirken
kann, ist namentlich für die
Reiterei von Bedeutung, da sie bei ihren schnellen
Bewegungen den
Angriff ausführen kann, bevor
der Feind zur Gegenwehr bereit ist.
Bei der
Artillerie heißt in der
Flanke, auch Festungslinien der
Länge
nach beschießen (rikoschettieren, s. d.). Vgl.
Flankeure.
werden meist aus farbigem oder farblosem
Glas
[* 26] und zur
Aufbewahrung von
Substanzen, die sich
am
Licht
[* 27] zersetzen, aus gelbem oder schwarzem
Glas angefertigt (s.
Glas).
Irdene Flaschen (Steinkrüge, Kruken) werden zum Aufbewahren
von
Bier,
Mineralwässern,
Säuren,
Laugen etc. benutzt. In eisernen Flaschen versendet man
Quecksilber. Für die Benutzung der Flaschen sind
in großer Zahl mechanische Vorrichtungen konstruiert worden, welche namentlich in
Kellereien, Mineralwasseranstalten, bei
der Champagnerfabrikation, in
Brauereien etc. Anwendung finden.
Dahin gehören
Flaschenfüllmaschinen,
[* 28] welche das Abziehen von
Flüssigkeiten in Glasflaschen in der Art erleichtern, daß
man nur die leeren Flaschen anzustecken und die gefüllten abzunehmen braucht. Bei der
Flaschenfüllmaschine in
[* 1]
Fig. 1 verbindet
das obere seitliche
Rohr des mittlern
Gefäßes letzteres mit dem
Faß,
[* 29] und durch das untere horizontale
Rohr werden die vier Füllapparate gespeist, an deren drehbaren
Heber
[* 30] die leeren Flaschen nur angesteckt zu werden brauchen. Bei
dem Flaschenfüller für
Mineralwässer von Kropff
[* 1]
(Fig. 2) wird die
Flasche mit
Hilfe eines passenden
Mechanismus an die Gummischeibe
e gedrückt, welche sich infolgedessen etwas durchbiegt und durch das
¶
mehr
Rohr d die Kugel a hebt, so daß nun das Wasser in die Flasche eintreten kann. Die in letzterer vorhandene atmosphärische Luft
steigt zentral durch das Rohr d auf und entweicht bei zeitweisem Öffnen des Ventils b. Wird die gefüllte Flasche weggenommen,
so fällt die Kugel auf ihren Sitz zurück und sperrt dadurch das Ausfließen des Wassers ab. Die Korke
werden vor dem Gebrauch gebrüht oder besser etwa eine Stunde mit Wasser gekocht, welches 4 pro MilleSalzsäure enthält, dann
gespült, 20 Minuten in Wasser gekocht, welches für jedes Liter der vorher angewandten Salzsäure 6 g Kleie enthält, wieder
gespült und mit überhitztem Dampf
[* 32] getrocknet.
Letzteres geschieht in einem hölzernen Gefäß,
[* 33] in dessen Boden ein Dampfrohr mündet, welches vor dem Eintritt durch Gasflammen
oder Kohlenfeuer so stark erhitzt wird, daß der Dampf eine Temperatur von 120-130° erhält. Zum Weichmachen der Korke dient
eine Zange
[* 34] mit kannelierten Kurvenflächen oder eine eigne Korkpresse. Man kann auch jeden einzelnen Kork
[* 35] in ein Stück reines Papier wickeln und ihn auf dem Boden einigemal mit dem Fuß hin- und herrollen. Sehr erleichtert wird das
Verkorken durch Anwendung eines starken hölzernen Cylinders mit zentraler konischer Durchbohrung. Am engern Ende der letztern
besitzt der Cylinder eine Aushöhlung, mit welcher er auf die Flaschenmündung gesetzt wird, so daß der
Kork, der sich in den obern weitern Teil der Durchbohrung leicht einschieben läßt, durch den Druck eines Stempels in den Flaschenhals
getrieben wird.
Bei den Flaschenverkorkungsmaschinen wird dieser Stempel durch einen Hebel
[* 36] oder eine Kurbel
[* 37] bewegt, und für Mineralwässer
ist die Korkmaschine mit der Füllmaschine verbunden, so daß die gefüllte Flasche, ohne vom Fleck bewegt zu werden, durch
einen einfachen Druck sogleich verschlossen wird. SollenFlüssigkeiten in Flaschen längere Zeit aufbewahrt werden, so schneidet
man stets den hervorstehenden Teil des Korks ab, weil derselbe die Lockerung des Verschlusses begünstigen
würde.
In den meisten Fällen ist es vorteilhaft, die Flaschen zu legen, damit der Kork stets feucht bleibe und nicht durch Austrocken zusammenschrumpfe.
Sehr gut schließen Kautschukpfropfen,
die auch für Flüssigkeiten, welche Kork angreifen, sehr empfehlenswert sind; doch
kann man in solchen Fällen den Kork auch durch eine Tränkung mit geschmolzenem Paraffin
[* 38] schützen. Zur
Sicherung des Verschlusses taucht man die verkorkte und guttrockne Flasche in geschmolzenen Flaschenlack, der durch Zusammenschmelzen
von weißem Pech, Fichtenharz, gelbem Wachs und Terpentin erhalten, mit rotem Ocker, Beinschwarz oder einer Mischung von Berliner Blau
[* 39] und Zinkgelb gefärbt und beim Gebrauch häufig umgerührt wird.
Man darf vom Flaschenlack nicht zu viel erwarten; den guten Verschluß bewirkt lediglich der Kork, und
selbst Mineralwasser- und Champagnerflaschen, in denen ein sehr starker Druck herrscht, werden jetzt nur mit Kork verschlossen,
den man durch Draht
[* 40] befestigt. Stanniol und Metallkapseln dienen nur zum Schmuck. Die mechanischen Flaschenverschlüsse bestehen
in der Regel aus einem Kautschukring in Verbindung mit einem Porzellankörper. Beide werden durch einen
eigentümlich gebogenen starken Draht gegen den Flaschenhals gedrückt und bewirken einen sehr festen Verschluß, der ebenso
schnell hergestellt wie beseitigt werden kann.
Auch benutzt man bei Mineralwässern Flaschen mit Glaskugeln, welche durch den in der Flasche herrschenden Druck
gegen einen nahe der Mündung befestigten Gummiring gepreßt und beim Ausschenken mit kurzem Ruck niedergestoßen werden.
Gebrauchte Flaschen reinigt man durch Spülen mit zerstoßenen Eierschalen oder Schrot. Bei letzterm ist Vorsicht nötig, daß sich
nicht einzelne Körnchen in der Flasche einklemmen, weil saure Flüssigkeiten daraus Blei
[* 41] und Arsenik aufnehmen. Um
dieser Gefahr zu begegnen, benutzt man Eisenschrot (zerschnittenen Eisendraht), Zinnschrot oder grob- und rundkörnigen Flußsand.
Stark verunreinigte Flaschen füllt man mit konzentrierter warmer Sodalösung (vorteilhaft unter Zusatz von etwas
gebranntem Kalk) oder Ätzlauge, läßt sie einen Tag stehen und reinigt sie dann mechanisch. Bleiben noch Rückstände, so
ist konzentrierte Salzsäure anzuwenden, welche namentlich auch die Ringe aus in denen hartes Wasser lange
gestanden hat, schnell fortnimmt. Vortrefflich wirken Flaschenreinigungsmaschinen, bei denen vertikal gestellte Flaschenbürsten
in schnelle Rotation versetzt werden. Stülpt man über diese Bürsten eine Flasche, so öffnet deren Druck ein Rohr, durch welches
ein lebhafter Wasserstrahl in die Flasche gespritzt wird.
Kapseln
[* 45] aus dünnem Blech, welche statt des Flaschenlacks zum Verschluß der Flaschen benutzt werden
und vor jenem den Vorzug des eleganten Aussehens besitzen, während die Sicherheit des Verschlusses lediglich von der Güte
der Pfropfen
[* 46] abhängt. Die Flaschenkapseln kamen vor etwa 50 Jahren zuerst in England auf, fanden schnell auch in Frankreich,
selbst bei den Schaumweinen, Anwendung und werden seit 1838 auch in Nürnberg,
[* 47] Münden, Eppstein, Wiesbaden
[* 48] etc. verfertigt. Das
Material ist mit Zinn plattierte Bleifolie, welche man auf ein Druckwerk bringt, das dieselbe mittels einer ringförmigen Vorrichtung
am Rand erfaßt und durch einen Stempel eindrückt, etwa so, wie man ein über einem Ring ausgespanntes
geschmeidiges Leder mit einem Finger zu einem Säckchen ausweiten könnte. Die Flaschenkapseln werden oft mit Firma versehen, lackiert etc.
Man befestigt sie auf der Flasche durch die Reibung
[* 49] der Schlinge eines ledernen Bandes.
die Beförderung von Nachrichten in luftdicht verschlossenen und mit etwas Sand beschwerten Flaschen,
welche von Bord aus dem Ozean anvertraut und durch Meeresströmungen
[* 50] fortgeführt werden. Derartige Flaschen benutzte man zuerst 1802 zur
Erforschung des Golfstroms, und Berghaus stellte eine Tafel von 16 an den nordatlantischen Küsten aufgefundenen
Flaschen zusammen. Belcher veröffentlichte 1843 die erste aus 119 Funden aufgebaute Flaschenkarte. Gegenwärtig ist die Flaschenpost, welche
häufig auch zur Mitteilung von Unglücksfällen benutzt wird, völkerrechtlich geschützt, die aufgefundenen Flaschen werden
an die Ortsbehörde abgeliefert und von dieser dem Konsul der betreffenden Nation übergeben. Das Schema für die
in die Flaschen einzuschließenden Zettel ist folgendes:
Die Flasche war mit Sand etc. beschwert. Wer diesen Zettel findet, wird ersucht, denselben an die (Adresse) zu senden, nachdem
die umstehend verlangten Daten eingetragen sind.
Der Finder der Flasche oder die Behörde, an die er die Flasche abliefert, füllt folgendes Schema auf der Rückseite des Flaschenzettels
aus:
Mit Hilfe der Flaschenpost hat man nicht nur die Richtung der Strömungen nachgewiesen und bestätigt, sondern auch ihre Geschwindigkeit
ermittelt. (Eine von der BriggMarco Polo auf 48° 36' nördl. Br. und 6° 56' westl. L. über Bord geworfene
Flasche wurde in Holland unter 53° 3' nördl. Br. und 4° 11' östl. L. angeschwemmt und hatte täglich 8,3
Seemeilen zurückgelegt.) Ebenso ergab sich, daß der Einfluß der Strömungen sich auf 0,75
m Tiefe erstreckt. In den arktischen Regionen hat man die Flaschenpost mit Erfolg zur Beförderung von Nachrichten
über Polarexpeditionen benutzt. So fand die Pandora 1876 zwei Flaschen mit wertvollen Nachrichten über die Expedition von
Nares auf Littleton Island
[* 52] im Smithkanal. Einige wichtigere Beispiele von merkwürdigen Reisen von Flaschenposten s. unter anderm
in Froriep, »Fortschritte« 1846, Bd.
1, S. 469; »Nautical Magazine« 1857, Oktober; »Petermanns Mitteilungen« 1860, S. 242, 1868, S. 99, und aus der neuesten Zeit
die Reise einer Flasche von der Expedition des PrinzenNapoleon in die Nordpolarmeere vom bis in der »Ostsee-Zeitung«
1875, Nr. 33.
[* 42] (Rollenzug), Vorrichtung zum Heben von Lasten mittels Rollen und Seile oder Ketten. Der einfachste Flaschenzug besteht
in der Vereinigung einer festen und einer losen Rolle (s. d.). Der Kloben der festen Rolle a
[* 42]
(Fig. 1) ist mit einem Haken an
einem festen Gegenstand aufgehängt, derjenige der losen Rolle b trägt die Last Q. Das Seil ist an dem
untern Haken des Klobens von a befestigt, geht nach unten, umschlingt b, geht dann nach oben und um a herum wieder abwärts.
Die Last hängt hier an den beiden Seilstrecken c und d, so daß jede derselben die Hälfte zu tragen
hat.
Man kann daher durch eine an dem Seilende e ziehende Kraft
[* 53] P von einer der halben Last gleichen Intensität die ganze Last im
Gleichgewicht
[* 54] halten. Das ist das Prinzip der Flaschenzüge. Zu berücksichtigen ist jedoch dabei, daß durch die Reibung der
Rollen auf ihren Zapfen
[* 55] und durch Seilbiegungswiderstände nicht unbeträchtliche Kraftverluste stattfinden,
so daß die Kraft zum Heben der Last mehr als die Hälfte der Last betragen muß. Was man nun aber an Kraft erspart, das muß
man an Weg mehr aufwenden. Um nämlich die Last um 1 m zu heben, müssen beide Seilstrecken d und c um 1 m
verkürzt, folglich das Seilende e um 2 m herausgezogen werden. Es wird also beim an mechanischer Arbeit nichts gewonnen.
Gewöhnlich verwendet man beim Flaschenzug mehrere feste und eine gleiche Anzahl loser Rollen, welche in je einem Gehäuse (Flasche)
vereinigt sind. Das Seil geht dabei, von dem Haken der obern Flasche beginnend, abwechselnd um eine lose
und eine feste Rolle, wobei durch jedes hinzukommende Rollenpaar die zur Hebung
[* 56] einer bestimmten Last nötige Kraft verringert
oder umgekehrt bei einer konstanten Zugkraft die zu hebende Last vergrößert werden kann, und es braucht, von den Nebenwiderständen
abgesehen, bei zwei Rollenpaaren die Zugkraft nur den vierten, bei drei den sechsten, bei vier den achten Teil der Last zu
betragen. Derart hätte man
prinzipiell die Möglichkeit, beliebige Lasten zu bewältigen; allein bei der mit der Rollenzahl rasch zunehmenden Reibung
und den Biegungswiderständen des Seils ist es nicht vorteilhaft, mehr als drei Rollen in jede Flasche zu legen. Auch muß
selbstverständlich für jedes Meter Hubhöhe, um welches die Last gehoben wird, jede der Seilstrecken
um dieses eine Meter verkürzt worden sein, also das Angriffsende um so viel Meter, als tragende Strecken vorhanden sind. Daher
braucht man beim Flaschenzug bedeutend längere Seile oder Ketten als bei den Winden,
[* 58] bei welchen das einfache Lastseil von einer Trommel
angeholt wird. -
Diese Flaschenzüge werden auch zuweilen in umgekehrter Weise benutzt (umgekehrter Flaschenzug), indem man die
Kraft bei b, die Last bei e angreifen läßt. Das geschieht bei hydraulischen Kränen und Aufzügen, bei welchen die Last einen
großen Weg durchlaufen muß. Wollte man sie da direkt durch den hydraulischen Kolben heben, so müßte der Cylinder die Länge
des Lastwegs bekommen. Da dies jedoch konstruktiv nicht möglich oder wenigstens schwer ausführbar ist,
so schaltet man eben einen den Hub vergrößernden umgekehrten ein.
Durch eine andre Rollenanordnung erhält man den Potenzflaschenzug
[* 57]
(Fig. 2). Hier geht zunächst,
wie beim einfachen ein Seilc d e von einem festen Punkt aus um eine lose Rolle b, dann aufwärts um eine
feste Rolle a und endigt in dem Stück e. An der Rolle b hängt aber nicht direkt die Last, sondern vermittelst der Seilschleife
f g die Rolle h, deren Haken die Last Q trägt. Hier wird von der Seilstrecke g und f je die Hälfte der
Last Q getragen, ebenso wird von den Strecken c und d je die Hälfte des in f herrschenden Zugs, also ein Viertel der Last, übertragen,
so daß die zu hebende Last Q 2×2 = 4mal so stark sein kann als die Hebekraft P. Wäre noch eine dritte
lose Rolle an h angeschlossen und an diese die Last gehängt, so würde letztere 2.2.2 = 8mal, bei einer vierten Rolle = 2.2.2.2 =
16mal so groß sein können als P u. s. f. Diese Art Flaschenzüge nimmt aber eine zu beträchtliche
Höhe ein, um praktisch verwertbar zu sein.
Von den beiden auf einer gemeinschaftlichen Welle befestigten Scheiben k und g hat nun die eine, k, einen kleinern Durchmesser
als die andre, g. Die Kette ist über beide Rollen so gelegt, daß sie unterhalb zwei Schleifena b und c d
bildet, an deren einer, a b, eine lose Rolle l
mit der zu hebenden Last Q hängt. Zieht man nun an dem Kettenstrang d, so werden
sich beide Rollen in der Richtung des Pfeils drehen, wobei sich das Kettentrum a auf g aufwickelt, b dagegen
von k abwickelt.
Jedoch ist die Größe der auf- und abgewickelten Strecken wegen der Größendifferenz der Räder verschieden, und zwar wickelt
sich auf g mehr auf, als von k herabgeht; daher wird die Schleifea b, d. h. die Summe von a und b, sich
um die halbe Differenz der Auf- und Abwickelung verkürzen und die Last um diese Größe gehoben werden. Um die Last zu senken,
hat man an dem Kettentrum c zu ziehen, wobei dann die Verhältnisse sich umkehren. Die Hauptvorzüge des Differentialflaschenzugs,
seine große Einfachheit, bedeutende Leistungsfähigkeit und der Umstand, daß die Last durch die Reibung
der Kette von den Rädern in jeder Stellung selbstthätig festgehalten wird, haben ihm eine außerordentlich ausgedehnte Verwendung
verschafft. Um die Wirkung dieses Flaschenzugs zu erhöhen, werden oft die beiden obern Rollen auf dem Bolzen festgekeilt und
dieser mit einer großen Schnurrolle versehen, über deren Rinne ein eignes Seil oder eine dünne Kette
niederhängt.
Der Arbeiter wirkt dann nicht an der Haupt-, sondern an jener Nebenkette, wodurch der Krafthebelarm vergrößert wird (Getriebsflaschenzug).
Als nächste Kombination erscheint dann Wilsons Flaschenzug, bei welchem sich nur eine einzige gekerbte Rolle, jedoch mit
einem an der Außenfläche angegossenen Zahnrad, in der obern Flasche befindet. Die Nebenrolle ist dann auf einer kurzen Welle
im obern Bügel gelagert, welche innenseits ein kleines, in die Rollenverzahnung greifendes Getriebe
[* 60] trägt und so gleichsam
ein einfaches Windwerk mit der Rolle kuppelt.
Die kalibrierte Kette wird nun direkt angezogen und braucht keine untere Flasche, sondern endet mit dem
Lasthaken. Zur weitern Erhöhung der Hubkraft versuchte man Differentialgetriebe
[* 61] zwischen Schnur- und Lastrolle einzuschalten,
und so entstanden die Easy-Pickerina-Mortonschen und andre Flaschenzüge (Epicykloidalflaschenzüge). Hier geht aber die
Einfachheit wieder verloren, und die Reibungen der im engen Raum der obern Flasche untergebrachten Getriebe
sind weit ungünstiger als bei normalen Windwerken.
flaserig nennt man ein im ganzen in parallelen Lagen angeordnetes
Gestein, wenn die Spaltflächen in gewundene Faserbündel aufgelöst sind, z. B. beim
Gneis.
(spr. -ssang),Gaetan de Raxis de, franz. Diplomat und Geschichtschreiber, geb. 1770 zu Bedouin in der GrafschaftVenaissin, ging früh nach Rom, wo er eine Laienpfründe erhielt, kehrte aber 1787 nach
¶
mehr
Paris
[* 65] zurück und trat in die Kriegsschule. Nach dem Ausbruch der Revolution (1791) begab er sich nach Koblenz
[* 66] zum Condéschen
Korps, ging nach dessen Auflösung nach Florenz, später nach Venedig
[* 67] und kehrte erst nach dem Sturz der Schreckensherrschaft
nach Paris zurück, wo er Chef der ersten Abteilung im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten wurde.
Doch nahm er bald seine Entlassung. Des Einverständnisses mit den Ausgewanderten verdächtig, entging er mit Mühe der Haft
und lebte eine Zeitlang verborgen in Marseille.
[* 68]
Nach dem 18. Brumaire ward er Professor der Geschichte an der Kriegsschule zu St.-Germain. Er schrieb: »Histoire générale de
la diplomatie française depuis la fondation de la monarchie jusqu'au 10 août 1792« (Par.
1808, 6 Bde.; 2. Aufl. 1811, 7 Bde.).
Da die Regierung unangenehme Enthüllungen fürchtete, verlieh sie Flassan dafür, daß er das Werk nicht bis zum ersten
PariserFrieden fortsetzte, eine Pension von 12,000 Frank. 1814 begleitete er die französische Gesandtschaft
zum Wiener Kongreß, und die Frucht seiner Anwesenheit in Wien
[* 69] war die »Histoire du congrès de Vienne« (Par. 1829, 3 Bde.),
ein ziemlich oberflächliches Werk von geringem geschichtlichen Wert. Flassan starb in Paris.
HeinrichTheodor, Historiker, geb. zu Tanneberg bei Nossen, besuchte 1840-1845 die Fürstenschule in
Meißen,
[* 70] studierte in Leipzig
[* 71] Philologie und namentlich unter Wachsmuths Leitung Geschichte, ward 1850 als
Gymnasiallehrer in Plauen
[* 72] i. V. angestellt und wirkt seit 1866 als Professor an der Fürstenschule zu Meißen. Sein Hauptwerk
ist die Umarbeitung und Fortsetzung (bis 1866) von K. W. Böttigers »Geschichte des Kurstaats und KönigreichsSachsen« (neue
Aufl., Gotha
[* 73] 1867-1873, 3 Bde.). Das
Werk ist durch die Bearbeitung Flathes zum großen Teil ein neues geworden, das den Stoff nicht vom partikularistischen,
sondern vom allgemein deutschen Standpunkt aus auffaßt und auf Grund sorgfältiger Quellenforschung ein treues Bild der politischen
Ereignisse und Zustände Sachsens gibt. Er schrieb ferner: »Allgemeine Weltgeschichte« (2. Aufl., Leipz. 1883),
»Das Zeitalter der Restauration und Revolution
1815-1851« (in Onckens »Allgemeiner Geschichte in Einzeldarstellungen«, Berl.
1883) u. bearbeitet in der von der Groteschen Verlagshandlung herausgegebenen »Allgemeinen
Geschichte« die Neuzeit.
(spr. flätt-hedds,»Flachköpfe«,
Selish), nordamerikan. Indianerstamm, westlich von den Rocky Mountains am obern Oregon und dessen Nebenflüssen
wohnhaft, östlich von den Pend d'Oreilles. Sie werden als friedliebend und fleißig geschildert. Zu Bitter Root Valley in
Montana, südlich vom FlatheadLake, haben sie eine Reservation mit einer von katholischen Missionären geleiteten Schule. Ihre
Zahl betrug 1883 nur noch 1400. Eine Grammatik ihrer Sprache schrieb der Jesuit G. Mengarini.
Vgl. Hale,
Ethnography and philology of the United States exploring expedition (Philad. 1846).
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder,
[* 74] zwischen drei Seen an der Glumia und an der LinieSchneidemühl-Konitz-Dirschau der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, ein Schloß mit Park und Tiergarten, eine evangelische
und eine kath. Kirche sowie eine kath. St. Rochuskapelle, eine Synagoge, eine Maschinenfabrik, Bierbrauerei,
[* 75] ansehnliche Tischlerei
und (1885) 3883 Einw. (darunter 1400 Katholiken und 530 Juden). Flatow bildet eine zum preußischen Kronfideikommiß gehörige
Herrschaft mit großen Waldungen, deren Nießbrauch immer dem nach dem Kronprinzen der Krone am nächsten
stehenden Prinzen zusteht.
einer der obersten Innzuflüsse rechterseits, entsteht aus der Vereinigung des Berninawassers
mit Gletscherbächen der Berninagruppe.
Der Berninabach entsteht in dem kleinen LagoNero auf der Höhe des Berninapasses, nimmt
den Abfluß des Morteratschgletschers auf, durchbraust in der PuntOta (Pontresina) eine Felsenspalte, vereinigt sich gleich
nachher mit dem Rosegbach und nimmt alsdann für die kurze Strecke seines Unterlaufs den Namen an. Er mündet
bei Samaden, 1724 m ü. M.
(spr. flobähr),Gustave, franz. Romanschriftsteller, geb. zu Rouen
[* 81] als der Sohn eines angesehenen
und vermögenden Arztes, studierte anfangs ebenfalls Medizin, ging dann aber, seiner Neigung folgend, zur
Litteratur über und verlegte sich mit Eifer auf poetische Arbeiten, wobei ihm besonders VictorHugo und Byron zum Vorbild dienten.
Dieser romantischen Richtung später entsagend, wandte er sich der entgegengesetzten Seite zu, indem er nun das wirkliche
Leben auf das sorgfältigste darzustellen suchte.
Ein Ergebnis dieser Bestrebungen war der Roman »Madame Bovary« (1847; deutsch, Stuttg. 1858),
der ungemeines
Aufsehen machte und in der That als bahnbrechend für die ganze spätere naturalistische Schule der Goncourt, Zola etc. bezeichnet
werden muß. Es ist die lamentable Geschichte einer »Unverstandenen« der
Provinz, welche der Dichter mit unerbittlicher Naturtreue und einer so überlegenen Kälte und Ironie erzählt,
daß dadurch die tragikomische, sentimental-
¶
mehr
bitterliche Wirkung noch erhöht wird. Ein besonders effektvolles, etwas gewagtes Kapitel des Romans gab Anlaß zu einer strafgerichtlichen
Verfolgung, aus welcher der Dichter indessen siegreich hervorging. Bald darauf machte Flaubert eine Reise nach Tunis, wo er die Anregung
und den Stoff zu dem historisch-archäologischen Roman »Salammbô« (1862; deutsch, Frankf. a. M.
1863) empfing, der im großen Publikum wenig Anklang fand, die Kritik dagegen vielfach beschäftigte.
Gegenstand desselben ist der Aufstand der Mietstruppen gegen Karthago
[* 83] zur Zeit Hamilkars, des Vaters von Hannibal, und das Ganze
eine Schilderung des innern und äußern Wesens der alten Punierstadt, mit glänzender Pracht entworfen, aber doch ohne wirkliches
Leben. Späterhin erschienen: »L'éducation sentimentale. Histoire d'un jeune homme« (1869),
ein noch trostloserer Roman als
»Madame Bovary«, der auf das Publikum einen geradezu unheimlichen Eindruck machte;
Ein politisches
Schauspiel von Flaubert: »Le
[* 84] Candidat«, war auf dem Vaudevilletheater 1874 ohne
allen Erfolg vorübergegangen. Durch diese wiederholten Enttäuschungen verbittert, auch vom Gang
[* 85] der politischen Dinge niedergedrückt,
zog sich in die Einsamkeit auf seine Besitzung Croisset, unfern Rouen, zurück und schrieb noch den menschenfeindlichen
und unerquicklichen satirischen Roman »Bouvard et Pécuchet« (1880), nach
dessen Vollendung er starb. Flaubert war bei allen Absonderlichkeiten eine hochbegabte und vornehme Dichternatur,
dabei von edlem Charakter und seltener Originalität; sein Stil ist durchaus gefeilt und oft klassisch-musterhaft. Eine Gesamtausgabe
seiner Werke erschien 1885 in 8 Bänden.
Vortragsbezeichnung beim Violinspiel, bedeutet, daß die Saite mehr in der Mitte ihrer ganzen Länge als wie gewöhnlich nahe
am Steg angespielt werden soll.
Durch diese Spielweise werden eine Anzahl sonst harter Obertöne
[* 87] (der 2., 4. etc.)
beseitigt, der Ton nimmt daher eine weichere, an den Klang angeblasener Flaschen erinnernde Farbe an.
Auch versteht man unter
Flautando das Flageolett (s. d.).
1) Gnäus Flavius, Sohn des Ancus, war Schreiber des Zensors AppiusClaudius Cäcus zu Rom und veröffentlichte als solcher ein Verzeichnis
der sogen. Legis Actiones, unter dem NamenJus Flavianum öfters erwähnt, sowie der sämtlichen Dies fasti und nefasti, wovon
bis dahin zum Nachteil der Plebejer die Patrizier allein genauere Kenntnis besessen hatten. Das Volk erhob ihn dafür 304 v. Chr.
zum kurulischen Ädilen.
Als aber Sulla 84 nach Asien übersetzte und mit MithridatesFrieden schloß, suchte er vergebens mit Sulla zu unterhandeln, vergebens
auch sich seines Gegners durch Meuchelmord zu entledigen. SeinHeer verließ ihn, er mußte nach Pergamon
[* 93] fliehen und fiel hier im Tempel
[* 94] des Äskulap durch die Hand
[* 95] eines Sklaven, nachdem er sich selbst schon eine Wunde beigebracht
hatte. Seine Truppen, die Fimbrianer, mußten zur Strafe für die Meuterei bis zum Ende des dritten Mithridatischen
Kriegs in Asien dienen.
Bruder des Cheruskerfürsten Arminius, diente im römischen Heer unter Tiberius und Germanicus und hatte, als Germanicus
im J. 16 n. Chr. bis an die Weser vorgedrungen war, an diesem Fluß eine Unterredung mit seinem Bruder, welcher
ihn, jedoch vergeblich, für die Sache des Vaterlandes zu gewinnen suchte.
(spr. fläxmän),John, engl. Bildhauer, geb. zu York, widmete sich auf der königlichen Akademie,
die er aber wegen vermeintlicher Zurücksetzung bald wieder verließ, dann unter der Anleitung vonBanks,
G. Cumberland, Sharp, Blake und besonders Stothart der Bildhauerkunst.
[* 96] Im J. 1782 heiratete er Anna Denman, die auf seine Studien
einen günstigen Einfluß äußerte, und mit welcher er 1787 nach Italien ging, wo er sieben Jahre verweilte. Nach seiner
Rückkehr wurde er 1800 Mitglied und 1810 Professor der Bildhauerkunst an der Akademie zu London
[* 97] und starb Flaxman war
einer der ersten Künstler, welche, Winckelmann nacheifernd, den Geist der antiken Kunst erfaßten; seine Kompositionen sind oft
von überraschender Größe, sein Stil ist stets edel und rein; allen seinen Gestalten verlieh er das Gepräge
eines streng sittlichen und erhabenen Charakters. Besonders haben ihm seine skizzierten Zeichnungen, worin sich der Reichtum
seiner Phantasie am vollkommensten entfaltete, großen Ruf erworben. Am berühmtesten sind die Umrisse zu Homers »Odyssee« (Rom
1793; nachgestochen von Riepenhausen [Götting. 1803; neuer Abdruck, Berl. 1865], Schnorr u. a.) und »Ilias« (Lond. 1795); ferner
die Zeichnungen zu
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