einer
Wissenschaftslehre, d. h. einer
Anweisung, wie ein durchaus und streng wissenschaftliches
Wissen zu stande zu bringen
sei. Daß unter dem
Subjekt oder, wie er es nannte, dem
Ich sein eignes persönliches (das
Ich des
Individuums Fichte)
[* 2] gemeint sein
sollte, als mache, spiegele er selbst sich die
Welt nur vor und sei eigentlich mit seiner
Phantasmagorie
allein im Weltraum vorhanden, erklärte Fichte selbst für einen »unsinnigen
und bodenlosen
Idealismus und
Egoismus«, den ihm »beleidigte Höflinge und ärgerliche
Philosophen« angedichtet hätten.
Dasselbe wird von ihm (wie das
Erkenntnisvermögen von
Kant) nicht im individuellen, sondern im allgemeinen
Sinn gefaßt, um
begreiflich zu machen, wie in einem solchen und durch ein solches ein
Wissen überhaupt zu stande komme.
Da der
Schluß von der
Wirkung im
Subjekt auf eine
Ursache außer dem
Subjekt keine Geltung mehr hat, so kann auch der
Schluß,
daß
Vorstellungen, die das
Subjektin sich antrifft, ohne sich bewußt zu sein, sie selbst hervorgebracht
zu haben, von einem andern (dem
Ding an sich) in ihm erzeugt seien, keine Geltung mehr beanspruchen.
Vielmehr müssen die
Vorstellungen, von deren Erzeugung das
Ich nichts weiß, ebensogut durch dasselbe selbst hervorgebracht
sein wie diejenigen, bei welchen es sich seines Hervorbringens bewußt ist. Es findet daher zwar nach
wie vor ein Unterschied zwischen im
Bewußtsein angetroffenen (dem Anschein nach nicht vom
Subjekt herrührenden) und mit
Bewußtsein
hervorgebrachten (vom
Subjekt selbst erzeugten)
Vorstellungen statt; aber der Ursprung derselben fällt gänzlich innerhalb,
nicht bezüglich der erstern außerhalb des
Subjekts, d. h. die scheinbar nicht vom
Ich herrührenden
Vorstellungen rühren
von diesem ebensogut her wie die von ihm selbst als von ihm herrührend gewußten.
Was überhaupt im
Subjekt vorhanden ist, ist durch dieses gesetzt; dasjenige, bei welchem das
Subjekt (das
Ich) dieser Setzung
sich nicht bewußt ist, betrachtet es zwar als durch ein andres (ein Nicht-Subjekt, Nicht-Ich) gesetzt, aber nur,
um es schließlich als seine Setzung (durch das
Subjekt gesetzt) wieder zurückzunehmen. Die drei
Stufen dieses
Prozesses, die
Fichte als
Thesis, Antithesis und
Synthesis bezeichnet, bilden das
Instrument, durch welches Fichte die ganze
(Kant zufolge wenigstens
dem materiellen
Bestandteil, den
Empfindungen, nach von außen gegebene) Erfahrungswelt in Thaten desIchs
und die sogen. Transcendentalphilosophie, als
Wissen von dem Zustandekommen der
Erfahrung, in
Selbstbewußtsein des
Ichs, als
Wissen von diesen Thaten als den seinigen, auflöst.
Nicht nur die räumlichen und zeitlichen
Formen der
Empfindungen, die ja nach
Kant selbst schon dem
Subjekt angehörten, sondern
diese selbst müssen als Thaten desIchs aufgezeigt werden. Fichte bezeichnete es als die eigentümliche Aufgabe
der
Wissenschaftslehre, zu zeigen, wie die unwillkürlichen
Vorstellungen, das
Sehen,
[* 3]
Hören etc., aus eigner, zwar nicht gesetzloser,
aber durch nichts andres als durch die
Natur des thätigen
Subjekts selbst gebundener Thätigkeit hervorgehen.
Diese, die handelnde
Intelligenz, findet sich bei ihrerProduktion zwar in »unbegreifliche
Schranken« eingeschlossen;
dieselben sind aber nichts weiter als die
Folgen ihres eignen
Wesens,
Gesetze der
Intelligenz, und indem diese die
Nötigung,
von der ihre bestimmten
Vorstellungen begleitet sind, fühlt, empfindet sie nicht einen
Eindruck von außen, sondern ihr eignes
Gesetz. Inwiefern der
Idealismus diese »einzige vernunftmäßige, bestimmte
und wirklich erklärende« Voraussetzung von notwendigen
Gesetzen der
Intelligenz macht, wird er von Fichte als der »kritische oder
transcendentale«, dagegen ein solcher, welcher bestimmte
Vorstellungen aus einem »gesetzlosen«
Handeln ableitet, als »transcendenter
und bodenloser« bezeichnet. Feststehend nach Fichte sind daher nur die
Gesetze der nach seinem
Willen nicht einmal als
»Thätiges«, sondern als bloßes
»Thun« anzusehenden
Intelligenz; alles vermeintlich ruhende
Sein (die sogen. objektive, für
den idealistischen Standpunkt nur als
Vorstellung im
Ich vorhandene
Welt) ist, ans
Licht
[* 4] des
Bewußtseins gezogen, Gewordenes.
Durch diese
Gesetze ist die Gestalt dieser
Welt als das notwendige
Produkt des in »unbegreifliche
Schranken« ihresWesens
eingeschlossenen
Handelns der
Intelligenz begründet, d. h. die
Welt unsrer
Vorstellungen kann keine andre sein, als die
Natur
der
Intelligenz, als ihrer ausschließlichen Erzeugerin, es gestattet. Keineswegs aber sind dadurch jene
Schranken selbst und
das in ihnen sich bewegende
Handeln der
Intelligenz begreiflich gemacht.
Soll dasselbe kein zweckloses und die durch
dasselbe produzierte Vorstellungswelt (die »Scheinwelt der sinnlichen
Dinge«) kein unbegreifliches, nichtiges und ebendeshalb
trügerisches Gaukelspiel sein, so muß demselben und dadurch auch der sinnlichen Erscheinungswelt, ihrem
Produkt, irgend
ein
Zweck, eine vernünftige Absicht, allerdings nicht außerhalb des
Subjekts, da außer dem
Ich nichts existiert, sondern
innerhalb desselben, zu
Grunde liegen.
Dieser
Zweck, dessen Erweis in der
Sittenlehre versucht, liegt darin, daß das
Ich Selbstzweck und die
Erscheinung einer
Welt
das einzige
Mittel, d. h. die
Bedingung zur Erreichung desselben, ist.
Handeln, das
Wesen des
Ichs, ist zugleich dessen absolute
Bestimmung, und da es ohne
Erscheinung einer bestimmten
Welt zu einem bestimmten
Handeln nicht kommen könnte,
so liegt die
Produktion der Erscheinungswelt auf dem Weg zwischen dem
Ich, wie es (potentialiter, der Möglichkeit nach)
an sich
und (actualiter, der Wirklichkeit nach) infolge seiner eignen Selbstverwirklichung für sich ist.
Kann Wirksamkeit überhaupt, also auch jene des
Ichs, gar nicht gedacht werden ohne den
Gegensatz von
Innen
und Außen,
Subjekt und
Objekt, von etwas, wovon sie aus-, und etwas, auf was sie hingehen muß: so bildet der absolut durch
das
Ich selbst gesetzte
Zweck das eine, der rohe
Stoff der
Welt das andre Ende;
die Setzung und Bewältigung des letztern zur
Realisierung und Bewährung des erstern macht die Bestimmung des
Ichs aus.
Die aus der ursprünglichen Einrichtung unsrer (subjektiven)
Natur ausgeborne (idealistische)
Welt ist daher zwar nur das Spiegelbild
dieser, die
Offenbarung unsrer selbst; das Ganze aber ist eine durchaus moralische
Anordnung und dient
moralischen
Zwecken. »Diese lebendige moralische
Ordnung ist Gott«; eines andern bedürfen wir nicht und können keinen andern
fassen, denn der
Schluß, daß, wo
Ordnung sich kundgebe, ein Ordner vorauszusetzen sei, »wird durch den
Verstand gemacht und
gilt nur auf dem Gebiet der sinnlichen
Erfahrung«. Ihm
Bewußtsein zuschreiben hieße ihn in
Schranken einschließen, d. h.
vermenschlichen; ein
¶
mehr
Bewußtsein ohne Schranken wäre ein »für uns ganz unbegreifliches Wissen«; »jeder Begriff von der Gottheit würde ein Abgott«.
Das einzige wahrhaft Absolute, das erste und einzige Ansich, das dem Menschen gegeben ist, ist »das Postulat einer übersinnlichen
Weltordnung«. Dieser berufene »Atheismus« Fichtes, der nach dem vorigen nicht nur die Herabsetzung der
sogen. wirklichen zu einer bloßen Erscheinungswelt, sondern zugleich die Abstreifung jeglicher,
auch der Bewußtseinsschranken, auf welchen das Dasein der Erscheinungswelt beruht, vom Göttlichen (also wie die Gotteslehre
Spinozas vielmehr Akosmismus) ist, bildet nun die Vermittelung zwischen Fichtes sogen. erster und zweiter
Philosophie, zwischen welcher Nachfolger und Zeitgenossen (wie Hegel und Schelling) eine weite Kluft (der
letztere, anfänglich Fichtes begeisterter Bewunderer, sogar eine Aneignung ihm eigner Ideen) zu finden glaubten.
Wahr ist, daß in jener, welcher die Schriften bis zum Jahr 1800 angehören, das Postulat der übersinnlichen Weltordnung den
End-, in den Schriften der zweiten Periode (1800-1814), namentlich in der Schrift von der Bestimmung des
Menschen, den Ausgangspunkt bildet. Wird jene, »das einzige wahre Absolute«, »Gott«, von den unbegreiflichen Schranken, in welchen
das menschliche Ich als handelnde Intelligenz sich »gefangen« findet, aufsteigend nur erreicht, wenn
die Schranke von diesem schlechthin weggedacht, die endliche Intelligenz zur unendlichen (ebendarum »für uns unbegreiflichen«)
erweitert wird, so kann umgekehrt, vom Absoluten ausgehend, zum Menschlichen nur herabgestiegen werden, wenn das an sich Schrankenlose
in die Schranken des menschlichen Bewußtseins gefaßt, das unendliche Ich zum endlichen (ebendarum »begriffenen«) verengert
wird.
Damit ist zugleich ausgesprochen, daß das unendliche Ich nicht in einem, sondern nur in einer unendlichen
Menge endlicher Ichs (wie Spinozas unendliche Substanz nur in einer unendlichen Menge von Modifikationen) seine Verwirklichung
finden kann, deren jedes für sich ebensosehr ein (in sich beschlossenes) Ich wie im Verhältnis zu den übrigen ein (für diese
abgeschlossenes) Nicht-Ich darstellt und durch Erfüllung seiner besondern den auf dasselbe entfallenden Teil
der allgemeinen Bestimmung, der Selbstverwirklichung des Absoluten (der moralischen Ordnung, Gottes), realisiert und dadurch
(auf seinem Standpunkt) die »übersinnliche Welt«, das »einzige Absolute«, mit verwirklicht.
Wie auf dem Standpunkt der Sittenlehre zwischen dem Ich als Selbstzweck und dessen Verwirklichung die sinnliche Scheinwelt
als Mittel und Bedingung zu dieser, so liegt zwischen dem Absoluten (der zu realisierenden moralischen Ordnung)
und dessen Verwirklichung die Welt der endlichen Ichs, d. h. die in einer Vielheit leiblich getrennter Vernunftwesen vollzogene
Versinnlichung des Übersinnlichen als Mittel und Bedingung seiner Selbstrealisierung. Die Phasen, welche die letztere nacheinander
durchläuft, gaben Fichte den Anhaltspunkt zu einer ebenso großartigen wie tief ethischen Philosophie der
Geschichte, deren Grundlage die Einheit des Menschengeschlechts in Gott, deren Endziel die Wiedervereinigung desselben in
diesem ist.
In der »Anweisung zum seligen Leben« (vom Jahr 1806) werden von ihm drei Perioden unterschieden: in der ersten steht der Mensch
(das endliche Ich) auf dem egoistischen Standpunkt sinnlicher Glückseligkeit, ist sein Wille nicht eins
mit dem göttlichen, sondern im Gegensatz zu diesem;
in der zweiten steht derselbe auf dem Punkte der Wahl zwischen dem eignen
und dem göttlichen Willen (Standpunkt des Gesetzes);
in der dritten
eignet er sich das Gesetz freiwillig an, womit aller Gegensatz
zwischen dem Menschen und Gott aufhört, die reine und freie Moralität, der Zustand der Seligkeit beginnt,
»der Mensch in Gott versinkt« und »Gott alles in allem ist«.
Daß diese seine spätere Philosophie, die Hegel höhnisch eine
»für Kotzebue« nannte, von seiner anfänglichen nicht dem Wesen, sondern höchstens dem Ausdruck nach verschieden sei, hat
Fichte ausdrücklich (gegen Schelling) behauptet. Neuere Darsteller (insbesondere Fichtes Sohn, Löwe, Rob. Zimmermann u. a.) haben
dargethan, daß die vermeintliche Kluft sich ebne, wenn man von rückwärts am Faden
[* 6] des Spinozismus sich zu Fichtes Anfängen
zurückfindet. Eine eigentliche Schule hat Fichte nicht gebildet, sondern es haben nur einzelne, namentlich Schad, Mehmel,
Cramer, Schmidt, Michaelis u. a., seine Lehre
[* 7] adoptiert.
Gleichwohl ist Fichtes Einfluß auf die folgende Entwickelung der deutschen Philosophie so bedeutend, daß in ihm allein der
Schlüssel zu allem Verständnis der Neuern liegt, in dem nicht nur Schelling und Hegel auf der von ihm zuerst eingeschlagenen
Bahn der Spekulation weiterschritten, sondern selbst deren AntipodeHerbart durch das im Fichteschen »Ich«
liegende Problem auf die Grundaufgabe seiner Metaphysik hingeleitet worden zu sein selbst bekennt, Schopenhauer aber in der
ersten Hälfte seiner Weltanschauung, in der »Welt als Vorstellung«, ganz mit Fichte übereinstimmt.
Fichtes »Sämtliche Werke« wurden von seinem einzigen Sohn, I. H. ^[ImmanuelHermann] Fichte, herausgegeben
(Berl. 1845-46, 8 Bde.),
der auch »J. G. ^[JohannGottlieb] Fichtes Leben und litterarischen Briefwechsel« (2. Aufl., Leipz.
1862, 2 Bde.) veröffentlichte und in seiner »Charakteristik der neuern Philosophie« (2. Aufl., Sulzb. 1841) Fichtes System
am klarsten darstellte.
Vgl. außerdem Busse, und seine Beziehungen zur Gegenwart des deutschen Volkes
(Halle
[* 8] 1848-49, 2 Bde.);
Auch gab er heraus die Werke seines Vaters und »J. G.
Fichtes Leben und litterarischer Briefwechsel« (Sulzb. 1830-31, 2 Bde.; 2. Aufl.,
Leipz. 1862).
In der Philosophie nimmt Fichte eine Vermittlerstellung zwischen entgegengesetzten Richtungen ein, daher auch der
Vorschlag regelmäßig wiederkehrender Philosophenversammlungen zum Zweck gegenseitiger Verständigung von ihm ausgegangen
und die erste 1847 in Gotha
[* 17] auch wirklich zu stande gebracht und mit einem Vortrag: »Über die Zukunft der Philosophie« (Stuttg.
1847), begrüßt worden ist. Er betrachtet als solche die Extreme der streng monistischen, welche nur ein Seiendes, und
der streng individualistischen Metaphysik, welche nur viele Seiende kennt, und als deren Repräsentanten ihm unter den Neuern
Hegel und Herbart, Pantheismus und Deismus, erscheinen, denen er ebendarum Leibniz' Theismus als Repräsentanten der Einheit in der
Vielheit und der Vielheit in der Einheit (Urmonas und Monaden) entgegenstellt, sich mit Krauses das gleiche
Ziel verfolgendem Panentheismus einverstanden erklärend.
Während er in seinen frühern hauptsächlich im Kampf gegen die pantheistische Richtung abgefaßten, vorzugsweise theologischen
Schriften das Hauptproblem dieses seines vermittelnden Standpunktes, die Erhaltung des Endlichen dem Unendlichen und dieses jenem
gegenüber, auf spekulativem Weg zu lösen suchte, versuchte er es in seinen spätern, im Kampf gegen
die individualistische Schule verfaßten, vorzugsweise psychologischen Schriften auf empirischem Weg.
Die Existenz des Göttlichen, das für den Pantheismus nur immanent, im Menschengeist, für den Deismus nur transcendent, außerhalb
desselben, vorhanden ist, soll als demselben immanent und transcendent (in ihm und über ihm seiend) erwiesen werden durch
die »Thatsache« eines »Überempirischen im Empirischen«, einer
»höhern«, geistigen Individualität im Menschen neben dessen niederer, irdischer, die von ihm als »Genius« bezeichnet und als
das unmittelbare Bindeglied zwischen Gott und dem Menschen betrachtet wird.
Das metaphysische Problem, wie die Gesamtheit dieser »Genien« als Individuen höherer Art (Geister) sich zu Gott als
der Urpersönlichkeit verhalte, wird damit in die höhere übersinnliche Welt, in das Geisterreich, verlegt, die Existenz des
Genius im sinnlichen Menschen aber durch »Thatsachen« einer höhern als der gemeinen Erfahrung, durch die Erscheinungen des Hellsehens,
der Erleuchtung, sowie durch die Thaten selbstverleugnender Aufopferung erwiesen, in welchen wie in den erstgenannten
ein höheres als das gemeine Wissen, so ein höheres als das gemeine Wollen als göttlicher Kern der irdischen Hülle zum Durchbruch
komme.
Diese Berufung auf Thatsachen, die keineswegs für jedermann als solche gelten, hat Fichtes Philosophie, besonders seit dem
Erscheinen seiner Anthropologie und Psychologie, in den Ruf derMystik und der (übrigens von ihm selbst
zugestandenen) Theosophie, seine Vermittlerrolle, wie dies zu geschehen pflegt, bei den Anhängern beider Parteien in den der
Halbheit und des Eklektizismus gebracht; die selbstverleugnende Wahrheitsliebe und
die makellose Reinheit seines Charakters,
wodurch er an seinen Vater erinnert, sind auch von seinen Gegnern anerkannt worden.
[* 21] Gläser, meist weiße, mit Schmelzfarben dekorierte, humpenartige Trinkgläser, welche besonders im 17. Jahrh.
in Bischofsgrün und andern Orten des Fichtelgebirges fabriziert wurden. Da dieselben anderwärts nachgemacht
wurden, stellten die Fichtelberger Glasmacher auf ihren Erzeugnissen gewissermaßen als Fabrikmarke den zweithöchsten Berg
ihres Gebirges, den Ochsenkopf, dar.
Ebenso wichtig ist das Fichtelgebirge als Gebirgsknoten des hercynischen Systems, weniger durch seine Höhe als durch seine Stellung zwischen
dem Böhmerwald im SO., dem Franken und Thüringer Wald im NW., dem Erzgebirge im NO. und dem DeutschenJura
im SO. Die nordöstliche Richtung der gestaltenden Kräfte, wie sie im Erzgebirge herrscht, ist aber so überwiegend, daß die
Haupthöhenzüge und viele Thäler derselben folgen und von SW. nach NO. verlaufen, während nur der südwestliche Außenrand
durch die Hebung
[* 26] jüngerer Sedimentbildungen bestimmt ist und parallel mit Thüringer Wald und Böhmerwald
von SO. nach NW. streicht.
Die Grenzen
[* 27] des Fichtelgebirges werden sehr verschieden gezogen; wir beschränken uns hier auf das ausgedehnte Urgebirgsland,
welches sich in Gestalt eines Vierecks zwischen Waldeck
[* 28] bei Kemnath im S., Berneck im W., Rehau im N. und Eger im O. ausbreitet,
und lassen das nordwestlich daran sich anschließende Hochplateau des Frankenwaldes (s. d.), welches das
Fichtelgebirge mit dem Thüringer Wald verbindet, ebenso das Plateau nördlich von Hof
[* 29] als vogtländisches Hochland (s. Vogtland) und im NO.
das Elstergebirge als Übergang zum Erzgebirge unberücksichtigt. In dieser beschränkten Ausdehnung
[* 30] mißt das Gebirge von SW.
nach NO. und von SO. nach NW. 38 km; die Grundfläche beträgt gegen 990 qkm (18 QM.). Nach SW. ist die Begrenzung
scharf, dort fällt das Gebirge rasch, an den steilen Gehängen mit Busch- und Nadelwald bedeckt, zu saftigen Wiesgründen
ab, die von Berneck bis Kemnath den Gebirgsfuß von dem reich angebauten Hügelland im S. trennen, jenseit
dessen sich das fränkische Juraplateau erhebt. Im SO. bildet die Nab-Wondreb-Ebene (zwischen Tirschenreuth und Mitterteich),
durch welche die Wondreb nach N. zur Eger, die Waldnab in entgegengesetzter Richtung¶
mehr
abfließt, die Grenze gegen den nördlichen Teil des Böhmerwaldes, den sogen. OberpfälzerWald. Um das Fichtelgebirge herum liegen im Flußniveau
die OrteBaireuth
[* 32] 341, Neuenmarkt 350, Münchberg 537, Rehau 520, Eger 412, Mitterteich 520 und Kemnath 473 m ü. M. Des Ölsnitzthal,
streckenweise auch das Saalthal verlaufen längs einer merkwürdigen Naturgrenze, welche das eigentliche
Fichtelgebirge von dem nordwestlichen niedrigen Gneisplateau von Münchberg trennt. Dieses, oft noch zum Fichtelgebirge gerechnet, aber äußerlich
mehr mit dem Frankenwald zusammenhängend, ist ein wellenförmiges Hochland von nur 550 m mittlerer Höhe und mit wenigen Kuppen
über 700 m (Weißenstein über Stambach 712 m). Wie einst die Leipzig-NürnbergerStraße über diese kalte
Hochebene führte, so nimmt gegenwärtig die Eisenbahn ihren Weg hinüber, indem sie aus dem Saalthal von Hof nach Neuenmarkt
im Maingebiet führt.
Letztere bildet die Nordwestseite eines Gebirgsvierecks, welches das Quellgebiet der Eger im Innern umschließt. Schneeberg
und Ochsenkopf gehören der Südwestbegrenzung dieses innern Kessels an; die tiefe Schlucht der Seelohe,
welche beide Hochgipfel voneinander scheidet, enthält den Fichtelsee (779 m), ein Torfmoor, dessen schwankende Decke
[* 34] bei trockner
Zeit ohne Gefahr zu überschreiten ist, und aus dem Main und FichtelnabWasser empfangen. An der südwestlichen Innenseite jenes
Kessels setzt der Zug
des Schneebergs in einer Reihe steil ins Nabthal abfallender granitischer, auf ihren Höhen
klippen- und trümmerreicher Waldberge, des Nußhardt (972 m), der Farnleite (970 m), des Plattenbergs (820 m) und der HohenMatze (831 m), fort; durch einen flachen Bergsattel mit der HohenMatze verbunden, springt die Kössein (942 m) in das
Innere vor, die mit der Luchs- oder Luisenburg (789 m) zu Alexandersbad bei Wunsiedel abfällt, während der Rudolfstein (880
m) im N. als kurzer Vorsprung gegen Weißenstadt abstürzt.
Nach außen aber, vom Ochsenkopfgipfel westwärts, stufen sich die Waldhöhen rasch zum Fuß ab. An der Ostseite der Schlucht,
durch welche die Fichtelnab aus dem Gebirge tritt, erhebt sich als südlicher Eckpfeiler der Steinwald,
der noch bis zu 969 m ansteigt. In weiterer Fortsetzung nach NO. bilden die niedern Höhenzüge des Reichsforstes und Kohlwaldes
(nur noch 700 m hoch) den Südostrand. Mit dem LiebensteinerWald zum Egerland abfallend, folgt nördlich von dem
felsigen Egerdurchbruch bei Hohenberg der Hengstberg (668 m), das Südostende des SelberWaldes, der nach NO. hin den Schluß
des innern Kessellandes vollendet, dessen höchste Höhen beinahe 700 m erreichen, während sein mittleres Niveau fast 600 m
beträgt (Weißenstadt liegt 630 m, Wunsiedel 531 m hoch).
das andre erstreckt sich von Asch über Selb bis zur
Eger und nach Weißenstadt, wo in demselben eine große Granitwarenfabrikation sich befindet, und auf die südwestliche Kette,
die, vom Schneeberg bis zur Kössein, ebenso wie der benachbarte Ochsenkopf dem Granit angehört.
In der nordwestlichen Kette
ist der Granit im Waldstein und Kornberg vertreten. Weit ausgebreitet sind die Trümmerhaufen im Gebiet
des Granits, die nicht allein die Gehänge bedecken, sondern auch die Höhen überlagern und am großartigsten auf der Luchs-
oder Luisenburg bei Alexandersbad erscheinen, hier durch Promenadenwege aufgeschlossen. Der Gneis ist nicht stark entwickelt.
Er begrenzt in schmalen Zonen das Granitgebirge an der Eger u. füllt innerhalb des Granits das Becken von
Wunsiedel bis Weißenstadt aus.
Außerhalb des eigentlichen Fichtelgebirges liegt an der Nordseite das schon erwähnte Gneisgebiet von Münchberg, das sich
nördlich bis zur Steinach und nordöstlich beinahe bis Hof hinzieht. Ebenso ist der Glimmerschiefer nur wenig verbreitet, wogegen
das Gebiet des Urthonschiefers von besonderer Ausdehnung ist. An der Wondreb, unterhalb der Nab-Wondreb-Ebene,
tritt es vom Bärnauer Gebirge des Böhmerwaldes in das Gebiet des Fichtelgebirges über; bei Eger ist es auf beiden Seiten
der Eger von Tertiärschichten (Oligocän) bedeckt.
Von hier reicht es einerseits nördlich in das Erzgebirge in Sachsen, anderseits nach W. in das innere Becken des Fichtelgebirges
hinein, wo es den Raum zwischen den beiden Granitzonen ausfüllt und sich durch die Lücke zwischen Steinwald und Kössein zur
Fichtelnab zieht, worauf es dann nach NW. den Ochsenkopf umgeht und mit der nordwestlichen Kette, deren Hauptpunkte aber, wie
schon gezeigt, Granit enthalten, sich an das gleichartige Gestein des Erzgebirges anschließt.
Die hohe Lage des Fichtelgebirges bringt ein rauhes Gebirgsklima mit sich; in den höhern Teilen stellen sich schon Ende August
die ersten Reife ein, und oft fällt schon Ende SeptemberSchnee.
[* 37] Selten schmilzt dieser vor Anfang Mai von den Feldern
weg, und im Wald und zwischen den Felsklippen halten sich wohl bis Ende Juni noch Schneewehen. Noch um Johannis stellen sich
zuweilen Nachtfröste ein; nur August und September bringen schöne, warme Tage. Bei dem
¶
Die leicht verwitternden Schiefer und besonders der zu Gneis zerfallende grobkörnige Granit liefern guten Waldboden, wenn auch
der thonige Untergrund anderseits Ursache weitverbreiteter Moorbildung ist. Ausgedehnt, allerdings oft versumpft sind die
Wiesen, während das Klima
[* 39] den Feldbau fast nur auf Sommerfrüchte, Kartoffeln, Flachs, Futterkräuter etc. beschränkt; in den
höchsten Lagen gedeihen nur Hafer
[* 40] und Kartoffeln. Im Innern ist das Röslauthal der am meisten begünstigte Teil, dort gedeihen
selbst Weizen und Obst. Reich ist der Wald an Heidel-, Preißel- und Wacholderbeeren, welche Gegenstände
des Exports sind, wie das isländische Moos auf den Höhen des moos- und flechtenreichen Gebirges. Von Interesse ist die Verbreitung
der deutschen Perlenmuschel im Quellgebiet des WeißenMains, besonders in der Ölsnitz und in mehreren Seitenbächen der Saale,
so in der Schwesnitz östlich von Rehau, Lamitz etc.
Gegenwärtig ist die ganze Bevölkerung
[* 41] des Fichtelgebirges germanisiert; zahlreiche Orts-, Fluß-, Flur-
und Bergnamen beweisen aber die frühere weite Verbreitung wendischer Stämme und Sprache
[* 42] im F. (Redwitz, Ölsnitz, Lamitz, Selbitz
u. a.). Der größere Teil der Bevölkerung, die Bewohner des alten obergebirgischen FürstentumsBaireuth und die des österreichischen
Asch, ist protestantisch; was dagegen zu Bamberg
[* 43] im SW., zur Oberpfalz im S. und SO., zu Eger im O. gehört,
ist katholisch.
Der gegenwärtigen politischen Einteilung nach gehört der größte Teil zum bayrischen Regierungsbezirk Oberfranken, ein kleinerer
zum Regierungsbezirk Oberpfalz, der äußerste Osten zu Böhmen. Die Bevölkerung ist dicht; man rechnet über 80 Menschen auf 1 qkm.
Wenn auch vielfach eine rege industrielle Thätigkeit herrscht, Spinnerei und Weberei,
[* 44] Verarbeitung des Eisens, auch Glasfabrikation,
[* 45] Glasbäserei ^[richtig: Glasbläserei], Spiegelglasschleiferei und Knopffabrikation, so ist das Fichtelgebirge doch
nicht in dem Maß Fabrikland wie das benachbarte Erzgebirge.
Viele Menschen ernährt die Arbeit im Wald (Holzhauen, Kohlenbrennen), die Ausbeutung der Marmor- und Kalklager,
im Granitgebiet der Kaolingruben und die Bearbeitung des Serpentins (Markt Leugast). Am meisten trittBerg- und Hüttenbau gegen
früher zurück und beschränkt sich fast nur auf Eisen.
[* 46] Rings um das Gebirge herum führen Eisenbahnen; doch führt auch eine
Linie (Nürnberg-Eger) durch dasselbe, die sich bei Redwitz nach Hof verzweigt. Dieser Umstand trägt wesentlich
dazu bei, daß das Fichtelgebirge seit neuerer Zeit einem regen Touristenverkehr geöffnet worden ist.
Alle diese Bäume liefern Terpentin, welcher teils in der Rinde, teils im jungen Holz
[* 55] entsteht und, wenn er sich zu größern
Massen ansammelt, über die Rinde sich ergießt (Kiefer, Fichte, Schwarzföhre) oder in Harzbeulen der Rinde (Weißtanne, kanadische
Balsamtanne) oder in Hohlräumen des Holzkörpers (Lärchen Südtirols) sich sammelt. Die Gewinnung des Terpentins, resp.
des Harzes ist nach der Baumart und nach Ortsgebrauch verschieden, aber meist sehr unvollkommen.
Von der Fichte wird meist nur gesammelt, was freiwillig ausfließt; in Baden
[* 56] werden die Fichten gewöhnlich an vier Stellen angerissen,
die Ritzungen laufen der Stammrichtung parallel, sind etwa zollbreit und gehen ca. 8-16 Jahresringe ins
Holz hinein. Der ausfließende Terpentin wird in Körben gesammelt. Die Strandkiefer wird nach der französischen Methode im
Alter von 20-40 Jahren 20-40 Jahre hindurch, auch wohl noch länger, geharzt. Man macht an einer Seite des Baums,
einige Zentimeter über dem Boden, einen der Lange nach gehenden, einige Zentimeter breiten Ausschnitt (Carre), welcher bis ins
junge Holz hineinragt.
Nach einigen Tagen wird diese Carre nach obenhin verlängert und dies so lange wiederholt, bis die Wunde 0,5-0,8 m lang ist.
Im nächsten Jahr harzt man ebenso auf der gegenüberliegenden Seite des Stammes, dann zwischen beiden
u. s. f., wobei durch die Vernarbung der ersten Wunden wieder Raum geschafft wird für neue Risse. Zum Auffangen des Terpentins
bringt man an der Stelle des jedesmaligen Ausflusses innerhalb der Wunde Thongeschirre an und bedeckt diese mit Brettchen.
In Niederösterreich beginnt man die »Schälung« der
Schwarzföhre 10-20 Jahre vor dem beabsichtigten Abtrieb, wenn die Bäume 50-100 Jahre alt sind.
Man stemmt etwa 30 cm über dem Boden eine Höhlung (Grandel) aus, welche 0,5-0,66 der Stammbreite
einnimmt und zur Ansammlung des Terpentins dient. Über der Höhlung nimmt man Rinde und Splint nach und nach, im
ersten Jahr bis zu einer Höhe von 45-47 cm, ab und verlängert die Wunde im nächsten Jahr wieder um 45 cm nach oben. Die Lärche
wird in Tirol
[* 57] im Frühjahr etwa 30 cm über dem Boden bis ins Zentrum des Holzkörpers angebohrt und das 3 cm weite Bohrloch verschlossen;
im Herbst wird dann der Terpentin herausgenommen.
Bei der Weißtanne öffnet man die Harzbeulen und läßt den Terpentin in Gefäße ablaufen. Aus dem Terpentin entsteht das Harz
durch Verdunsten und Verharzen des Terpentinöls. Das natürliche Fichtenharz oder Föhrenharz bildet halbweiche oder harte, gelbliche
oder bräunliche, selten rötliche Massen, riecht eigentümlich terpentinartig, schmeckt bitter. In Galizien
sammelt man das aus freiwillig ausfließendem Terpentin entstandene Harz (Weißföhrenharz), in Böhmen die schwefelgelben Harzplatten,
welche sich
¶
mehr
zwischen Holz und Rinde dicker Wurzeläste der Fichte ansammeln (Wurzelpech). Hierher gehört auch der Waldweihrauch, der von
jungen Fichten- und Kieferzweigen herabtropft, vom Boden aufgelesen wird und mit angenehmem Geruch verbrennt. Die bei weitem
größte Menge von Fichtenharz wird aber durch künstliche Harzung gewonnen, indem ein bedeutender Teil des Terpentins
am Stamm erstarrt (deutsches Rohharz, französisches Galipot oder Barras, österreichisches Scharrharz).
Aus Terpentin und Rohharz erhält man ferner mannigfache Handelsprodukte. Destilliert man den Terpentin mit Wasser zur Gewinnung
von Terpentinöl, so erhält man den gekochten Terpentin, durchscheinende, spröde, mattgelbe Massen, fast geruch- und geschmacklos,
oft in Form gedrehter Stangen vorkommend, die einen mattgelben Kern, eine dicke, glänzende, durchscheinende,
braune Rinde und eine äußere blaßgelbe Schicht besitzen. Wird der gekochte Terpentin bis zum Klarwerden geschmolzen, so erhält
man Kolophonium (s. d.), durch Kochen von Rohharz mit Wasser und andauerndes Umrühren das Weißpech (Wasserharz, Burgunderharz
oder Burgunderpech).
Dies ist weiß oder blaßgelb, porös, opak und bedeckt sich bei längerm Liegen mit einer dünnen, durchsichtigern,
dunkeln Hülle. Bei Anwendung stärkerer Hitze entsteht daraus das gelbe Harz, welches eine zerbrechliche Masse bildet. Das Fichtenharz ist
ein wechselndes Gemenge von kristallisierbarer, gewöhnlich aber amorpher Harzsäure mit Terpentinöl und Wasser. Es dient zur
Bereitung von Lacken, Firnissen, Kitten, Pflastern, zum Verpichen von Fässern und Flaschen, zum Leimen des
Papiers, zum Appretieren, zu Harzseife und Maschinenschmiere, zu Leuchtgas
[* 59] und Leuchtölen etc.
(Kiefernadelöl, Waldwollöl), ätherisches Öl, wird als Nebenprodukt bei der Darstellung des zu Bädern
dienenden Fichtennadelextrakts gewonnen. Es ist farblos, seltener gelbgrünlich, dünnflüssig, riecht
balsamisch, spez. Gew. 0,88, besitzt die Zusammensetzung des Terpentinöls und wird medizinisch benutzt.
Ihr Wert ist außerordentlich verschieden, Lage und Standort, auch das Alter üben den größten Einfluß auf die
Güte des Produkts. StarkeBorke mindert den Wert, doch enthält sie oft fast ebensoviel Gerbstoff wie das Fleisch der Rinde, und
nur der reichlich vertretene rotbraune Farbstoff ist schädlich. Der durchschnittliche Gerbstoffgehalt beträgt 8 Proz., und
die Rinde eignet sich daher nur zum Schwellen, nicht zum Ausgerben der Häute. Sie ist deshalb auch sehr
billig, und in vielen Gegenden rentieren sich
nicht einmal die Kosten der Schälung. Da die Rinde keinen weiten Transport verträgt,
so ist die Benutzung in der Regel nur eine sofortige und lokale.
Die beste Rinde erhält man, wo in höhern Lagen die Stämme zur Saftzeit gefällt und sofort geschält
werden. In Wert, Beschaffenheit und Bau steht der Fichtenrinde die der nordamerikanischen Picea alba Mill. (White spruce) sehr nahe. Lärchenrinde
von LarixeuropaeaL. eignet sich sehr gut zum Gerben, wird aber wegen der relativen Seltenheit der Lärche wenig verwendet.
Tannenrinde von AbiespectinataDec. ist mit Zusatz von Dividivi, Myrobalanen etc. ein vortreffliches Gerbmaterial
und wird in Steiermark,
[* 69] Oberösterreich, in der Schweiz,
[* 70] in Savoyen und Rußland verwendet.
Seit 1841 war er auch als Regisseur thätig. Er starb in Gastein. Fichtner beherrschte das ernste
Drama wie das Lustspiel nach verschiedenen Seiten hin. Er spielte vorzugsweise zuerst jugendliche, später gesetzte Liebhaber
und Lebemänner. Ungeschminkte, aber veredelte Natur, Liebenswürdigkeit und eine ewige Jugend waren die Eigenschaften, welche
seinen Rollen, vorzugsweise in der zweiten Hälfte seines 40jährigen Wirkens am Burgtheater, die allgemeine Bewunderung sicherten.
(franz., spr. -schüh), dreieckig gelegtes Hals- oder Busentuch für Damen, das am Ende des 18. Jahrh. in ziemlich
umfangreicher Form getragen und auf dem Rücken zu einer Schleife gebunden wurde, deren Enden frei herabfielen.