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medizinischen) wurden von Fr. Hebbel (Wien [* 2] 1851-1853, 7 Bde.) herausgegeben.
medizinischen) wurden von Fr. Hebbel (Wien [* 2] 1851-1853, 7 Bde.) herausgegeben.
das männliche Glied [* 3] des Wildes. ^[= (schwammiges Fleisch, Caro luxurians), die schwammigen, dunkelroten, leicht blutenden Auswüchse, ...]
der Zustand eines Körpers, in welchem er eine tropfbare Flüssigkeit (gewöhnlich Wasser) absorbiert enthält. Der feste feuchte Körper erscheint mehr oder weniger trocken, verliert aber beim Liegen an trockner Luft, im abgeschlossenen Raum über hygroskopischen Körpern, im luftleeren Raum und beim Erwärmen einen Teil oder seine ganze Feuchtigkeit. Ist das Gewicht eines feuchten Körpers an der Luft konstant geworden, so heißt er lufttrocken; er kann dann aber immer noch, je nach der Natur des betreffenden Stoffes, einen hohen Grad von Feuchtigkeit besitzen.
Man erfährt denselben durch beharrliches Trocknen einer abgewogenen Menge, bis das Gewicht konstant bleibt. Der Gewichtsverlust ergibt die Feuchtigkeit. Bei Gasen unterscheidet man absolute und relative Feuchtigkeit. Erstere erfährt man durch Bestimmung der Gewichtsmenge Wasser, welche in einem abgemessenen Volumen der Luft enthalten ist. Das Verhältnis dieser Menge zu derjenigen, welche die Luft unter dem herrschenden Druck und der herrschenden Temperatur höchstens aufnehmen könnte, bezeichnet die relative Feuchtigkeit.
s. Hygrometer. ^[= (griech.), meteorolog. Instrument, mit welchem die atmosphärische Feuchtigkeit ...]
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Mittelfranken, 446 m ü.
d. M., an der Sulzach und der Linie Dombühl-Nördlingen der Bayrischen Staatsbahn, südwestlich von Ansbach, [* 4] hat eine große, altertümliche evang. Pfarrkirche, eine Lateinschule, ein Bezirksamt, ein Amtsgericht und (1880) 2711 meist evang. Einwohner.
s. v. w. Feigwarze. ^[= (Condyloma), warzenähnliche nässende, meist kleine Hautgeschwulst. Man muß streng zwei Formen ...]
das Lehnswesen betreffend, auf das Lehnswesen bezüglich;
dem mittelalterlichen Lehns- und Ständewesen zuneigend;
daher Feudale diejenigen, welche im modernen Staatswesen gewisse Standesvorrechte in Anspruch nehmen, die mit jenem im Widerspruch stehen.
Feudalpartei, reaktionäre Adelspartei;
Feudalsystem, das Lehnswesen, namentlich insofern es in eine ungerechtfertigte Bevorzugung des Herrenstandes gegenüber der Landbevölkerung ausartete;
Feudalstaat, Lehnsstaat, Feudalwesen, Lehnswesen (s. d.);
Feudalstände, Landstände, die, wie in Mecklenburg, [* 5] nicht die Gesamtheit der Staatsangehörigen, sondern nur die Standesinteressen der Großgrundbesitzer vertreten.
Feudalwesen, Feudalsystem;
die politische Richtung, welche der Geburtsaristokratie und insbesondere dem Grundadel eine möglichst bevorzugte Stellung eingeräumt wissen will.
(Feudist), Kenner und Bearbeiter des Lehnrechts;
auch Anhänger des Feudalismus.
(mittellat., entstanden aus Feodum), das Lehen und zwar sowohl das Lehnrecht als die Lehnssache (s. Lehnswesen).
Das Wort Feudum wird zumeist vom althochdeutschen feo (Vieh, väterliches Gut) abgeleitet, während andre es auf das lateinische fides (Treue) oder foedus (Bündnis) zurückführen wollen.
Auch hat man es von feo (Lohn), auch wohl vom gotischen faihu (Vermögen, Gut) ableiten wollen.
eine aus gleichzeitiger Licht- und Wärmeentwickelung gebildete Erscheinung. Tritt dieselbe an festen oder flüssigen Körpern auf, so nennt man sie Glut, bei Gasen Flamme. [* 6] Wo Licht [* 7] ohne nachweisbare Wärme [* 8] entwickelt wird, spricht man nicht von Feuer, wie z. B. beim Phosphoreszieren. Im Altertum hielt man das Feuer für etwas Materielles, und Aristoteles nennt es eins der vier Elemente.
Vgl. Lindner, Das Feuer, kulturhistorische Studie (Brunn 1881);
Heumann, Das Feuer (Basel [* 9] 1883).
Über die Umstände, unter denen Feuererscheinungen auftreten, vgl. Licht und Wärme. - Feuer heißen auch die bei der Darstellung und Verarbeitung von Schmiedeeisen benutzten Feuerstätten mit und ohne Gebläse, [* 10] welche, mit Holzkohlen, Koks oder Steinkohlen geheizt, bald zur Hervorbringung oxydierender Wirkung (Schmiede- oder Frischfeuer, Feineisenfeuer, Feuergrube), bald zur Reduktion (Rennfeuer), bald nur zum Erhitzen (Wärme-, Schweiß-, Gärbfeuer etc.) dienen.
im militärischen Sinn das Schießen [* 11] aus Feuerwaffen, daher Feuerwirkung die durch die verfeuerten Geschosse [* 12] erzielten Resultate; Feuergefecht, ein Kampf, in dem nur von den Schußwaffen Gebrauch gemacht wird, man also in gewissem Abstand vom Gegner bleibt. Feuerarten sind bei der Infanterie: a) Einzelfeuer in zerstreuter Ordnung, gesteigert bis zum Schnellfeuer; b) Einzelfeuer aus geschlossenen Abteilungen, Schnellfeuer genannt, wobei jeder Mann im Glied feuert, sobald er geladen und das Ziel erfaßt hat; c) gleichzeitiges Feuer auf Kommando, Salven größerer oder kleinerer Abteilungen, auch gliederweise (im Karree), viergliederig, wobei zwei dicht hintereinander stehende Abteilungen zugleich schießen, die vordern zwei Glieder [* 13] knieend, die hintern stehend, im vorigen Jahrhundert auch Pelotonfeuer zu drei Gliedern.
Salven wie Einzelfeuer werden im Liegen, Knieen, Stehen eingeübt. Bei der Artillerie unterscheidet man a) geschützweises Feuer, wobei die Geschütze [* 14] der Batterie mit kleinen Pausen nacheinander feuern, von einem Flügel anfangend, so daß man die Wirkung jedes Schusses beobachten kann, und b) Schnellfeuer mit Schrapnells oder Kartätschen, vorübergehend gegen direkten Angriff auf die Batterie gerichtet, wobei jedes Geschütz feuert, sobald es geladen und gerichtet ist. Feuerpausen sind kurze Unterbrechungen der Schießthätigkeit unter Beibehaltung der Feuerbereitschaft. Im Festungskrieg bestimmt die vom Kommandeur der Artillerie fast jeden Tag festgestellte Feuerordnung die Zahl der täglich oder stündlich abzugebenden Schüsse und die zu beschießenden Ziele.
flüssiges (Fenian fire, Liquid fire), eine im amerikanischen Krieg 1852-55 zu Kriegszwecken angewandte Lösung von Phosphor in Schwefelkohlenstoff, bewirkt, wo sie ausgegossen wird, eine Feuersbrunst, indem beim Verdampfen des Schwefelkohlenstoffs fein verteilter Phosphor zurückbleibt, welcher sich an der Luft entzündet. Diese Lösung ist zum Füllen von Brandgeschossen empfohlen worden und hat insofern erhöhte Bedeutung, als die Feuersgefahr auch nach vorläufigem Löschen keineswegs beseitigt ist.
Lothringisches Feuer, flüssiges (Feu lorrain) ist eine Mischung von Chlorschwefel mit phosphorhaltigem Schwefelkohlenstoff. Sie entzündet sich sofort, wenn Ammoniakflüssigkeit mit ihr in Berührung kommt. 2-3 ccm der Mischung genügen, um bei der anfänglichen Entzündung einen Flammenstrahl von 1 m Höhe zu erzeugen. Als neues griechisches Feuer (s. d.) wurde empfohlen, etwa 300 g Benzin mit 0,5 g Kalium auf Wasser zu werfen. Das Kalium zersetzt bekanntlich sehr energisch das Wasser und entwickelt dabei eine so hohe Temperatur, daß sich der frei werdende Wasserstoff entzündet. Von diesem pflanzt sich die Entzündung in der angegebenen Mischung auch auf das auf dem Wasser sich ausbreitende Benzin fort, und es entsteht sofort eine mächtige Flamme. Noch wirksamer soll eine Mischung aus 3 Teilen Benzin mit ¶
1 Teil phosphorhaltigem Schwefelkohlenstoff sein. Die letztern Mischungen eignen sich besonders zur Benutzung auf dem Wasser.
s. Feuerdienst. ^[= (Pyrolatrie), die Verehrung des Feuers als einer geheimnisvollen Macht (Urelement, Daseinsprinzip ...]
Körper zum Anzünden von Brennmaterialien. Man hat Hobelspäne mit Teer und Pech getränkt und zu kleinen Cylindern zusammengerollt, Holzstäbchen in Petroleum getaucht, zu Bündeln vereinigt und diese mit Harz überzogen etc. Vorteilhafter sind aus pulverartigen Substanzen, wie Sägespänen, Kohlenklein etc., durch starken Druck hergestellte Feueranzünder, welche zur Erhöhung ihrer Brennbarkeit Salpeter und ähnliche Substanzen enthalten. Auch hat man fetten Thon, mit Sägemehl und Koksstaub gemischt, zu eigroßen Kugeln geformt, diese wiederholt mit einem Draht [* 16] von der Stärke [* 17] eines Bleistifts durchbohrt und dann gebrannt. Die so erhaltenen äußerst porösen Kugeln werden in einer Blechbüchse, die etwas Asbest oder Schlackenwolle enthält, aufbewahrt und vor dem Gebrauch mit Petroleum getränkt, welches, entzündet, infolge der Durchlöcherung der Kugeln sehr intensiv verbrennt. Nach der Benutzung wird die Kugel in die Blechbüchse zurückgebracht und kann immer von neuem mit Petroleum getränkt werden.
Dorf im württemberg.
Neckarkreis, Oberamt Stuttgart, [* 18] an der Linie Bretten-Friedrichshafen der Württembergischen Staatsbahn, mit evang. Kirche, Fabrikation von Chininwaren und Firnis, Weinbau, Steinbrüchen und (1880) 4549 Einw.
1) Paul Johann Anselm, Ritter von, berühmter deutscher Kriminalist, geb. in dem Dorf Hainichen bei Jena, [* 19] zu Frankfurt [* 20] a. M., wo sein Vater Advokat war, erzogen, studierte seit 1792 in Jena Philosophie, dann die Rechte und habilitierte sich, nachdem er durch seine »Untersuchung über das Verbrechen des Hochverrats« (Erfurt [* 21] 1798) ehrenvoll in die Reihe der Kriminalisten getreten war, daselbst als Privatdozent. 1801 erhielt er in Jena eine außerordentliche Professur der Rechte, womit der Eintritt in den dortigen Schöppenstuhl verbunden war, und bald darauf die ordentliche Professur des Lehnrechts, folgte aber 1802 einem Ruf nach Kiel, [* 22] 1804 nach Landshut, [* 23] wo er den Auftrag bekam, den Entwurf zu einem bayrischen Strafgesetzbuch auszuarbeiten, infolgedessen er 1805 als Geheimer Referendar in das Ministerialjustiz- und Polizeidepartement nach München [* 24] versetzt, 1806 zum ordentlichen Mitglied jenes Departements und 1808 zum Wirklichen Geheimen Rat ernannt ward.
Bereits 1806 that Feuerbach durch seinen Entwurf zur Abschaffung der Folter den ersten Schritt zur Beseitigung der Mißbräuche in der bayrischen Kriminaljustiz. Die wesentlichste Verbesserung der Rechtspflege begründete das von ihm entworfene neue »Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern« [* 25] (Münch. 1813), das mit einigen Änderungen die königliche Genehmigung empfing, in Sachsen-Weimar, Württemberg [* 26] und andern Staaten bei der Bearbeitung neuer Landesgesetzbücher zu Grunde gelegt, in Oldenburg [* 27] als Gesetzbuch angenommen und auch ins Schwedische übersetzt wurde.
Gleichzeitig arbeitete er seit 1807 auf königlichen Befehl den Code Napoleon in ein bürgerliches Gesetzbuch für Bayern um, das 1808 und 1809 teilweise im Druck erschien, aber nicht in Wirksamkeit getreten ist. Die ihm 1812 zugewiesene Redaktion des Codex Maximilianeus besorgte er gemeinschaftlich mit dem Freiherrn v. Aretin und dem Staatsrat v. Gönner. Bei der Wiederherstellung der deutschen Unabhängigkeit bethätigte Feuerbach seinen Nationalsinn durch mehrere Schriften, unter andern durch die »Über deutsche Freiheit und Vertretung deutscher Völker durch Landstände« (Leipz. 1814). Im J. 1814 ward er zum zweiten Präsidenten des Appellationsgerichts in Bamberg, [* 28] 1817 zum ersten Präsidenten des Appellationsgerichts für den Rezatkreis in Ansbach, 1821 zum Wirklichen Staatsrat befördert, nachdem er bereits früher (1808) geadelt worden war.
Auf einer Reise nach dem Schwalbacher Bad [* 29] starb er in Frankfurt a. M. Feuerbachs erste schriftstellerische Versuche, philosophische Abhandlungen, sind in Meißners Zeitschrift »Apollo« und in Niethammers »Philosophischem Journal« von 1795 enthalten. Sein erstes selbständiges Werk: »Über die einzig möglichen Beweisgründe gegen das Dasein und die Gültigkeit der natürlichen Rechte« (Leipz. u. Gera [* 30] 1795),
war gegen Rehberg gerichtet. Noch größern Beifall fanden seine Werke: »Kritik des natürlichen Rechts« (Altona [* 31] 1796);
»Anti-Hobbes, oder über die Grenzen [* 32] der bürgerlichen Gewalt und das Zwangsrecht der Unterthanen gegen ihre Oberherren« (Gieß. 1798);
»Revision der Grundsätze und Grundbegriffe des positiven peinlichen Rechts« (Erfurt 1799 u. Chemn. 1800, 2 Tle.),
worin er, wie schon in der Schrift »Über die Strafe als Sicherungsmittel vor künftigen Beleidigungen des Verbrechers« (das. 1799) und in der von ihm mit Grolman und v. Almendingen herausgegebenen »Bibliothek für die peinliche Rechtswissenschaft und Gesetzkunde« (Götting. 1800 u. Gieß. 1803, Bd. 2 u. 3),
im Gegensatz zur Kantschen Theorie von der Strafe, als Zweck der Strafe die Abschreckung bezeichnete.
Die Abschreckungstheorie, auch seitdem Feuerbachsche Theorie genannt, führte er systematisch aus in dem »Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland [* 33] geltenden peinlichen Rechts« (Gieß. 1801; 14. Aufl. von Mittermaier, das. 1847). Seinen »Zivilistischen Versuchen« (Gieß. 1803, 1. Teil) folgte eine ausführliche »Kritik des Kleinschrodschen Entwurfs zu einem peinlichen Gesetzbuch für die kurpfalzbayrischen Staaten« (das. 1804, 3 Bde.). Durch seine Sammlung »Merkwürdige Kriminalrechtsfälle« (Gieß. 1808 u. 1811, 2 Bde.; 3. Aufl., das. 1839) wurde zuerst einer tiefern psychologischen Behandlung solcher Fälle Bahn gebrochen. Kleinere Schriften aus dieser Periode sind: »Über Philosophie und Empirie in ihrem Verhältnis zur positiven Rechtswissenschaft« (Landsh. 1804);
»Blick auf die deutsche Rechtswissenschaft« (Münch. 1810);
»Themis, oder Beiträge zur Gesetzgebung« (Landsh. 1812).
An seine »Betrachtungen über die Geschwornengerichte« (Landsh. 1813) schlossen sich die »Erklärung über meine angeblich geänderte Überzeugung in Ansehung der Geschwornengerichte« (Jena 1819) und »Über Öffentlichkeit und Mündlichkeit der gerichtlichen Verhandlungen« (Gieß. 1821) sowie als zweiter Band [* 34] hierzu die Schrift »Über die Gerichtsverfassung und das gerichtliche Verfahren Frankreichs« (das. 1825). Später lieferte er noch die »Aktenmäßige Darstellung merkwürdiger Verbrechen« (Gieß. 1828-1829, 2 Bde.; 3. Aufl., Frankf. a. M. 1849) und »Kleine Schriften vermischten Inhalts« (Nürnb. 1833, 2 Abtlgn.). Endlich ist von ihm zu erwähnen: »K. Hauser, Beispiel eines Verbrechens am Seelenleben des Menschen« (Ansb. 1832). In seinen Mußestunden beschäftigte er sich mit einer metrischen Übersetzung und einem Kommentar des indischen Gedichts »Gita Govinda«. Von hohem Interesse ist das von seinem Sohn Ludwig bearbeitete »Leben und Wirken A. v. Feuerbachs« (Leipz. 1852, 2 Bde.). Feuerbach hinterließ fünf Söhne, die sich sämtlich durch schriftstellerische Thätigkeit nach verschiedenen Richtungen hin ausgezeichnet haben. ¶
2) Anselm, Archäolog, ältester Sohn des vorigen, geb. gest. als Professor der Philologie in Freiburg, [* 36] hat sich besonders durch das Werk »Der vatikanische Apollo« (Nürnb. 1833; 2. Aufl., Stuttg. 1855) einen geachteten Namen erworben. Seine »Nachgelassenen Schriften« (Braunschw. 1853, 4 Bde.) enthalten im 1. Band: »Leben, Briefe und Gedichte« (hrsg. von Henriette Feuerbach),
im 2.-4. Band: »Geschichte der griechischen Plastik« und »Kunstgeschichtliche Abhandlungen« (hrsg. von Hettner).
3) Karl Wilhelm, Mathematiker, Bruder des vorigen, geb. zu Jena, gest. als Professor der Mathematik am Gymnasium in Erlangen. [* 37] Er schrieb: »Eigenschaften einiger merkwürdigen Punkte des geradlinigen Dreiecks« (Nürnb. 1822) und »Grundriß zu analytischen Untersuchungen der dreieckigen Pyramide« (das. 1827).
4) Eduard August, Rechtsgelehrter, Bruder des vorigen, geb. gest. als ordentlicher Professor der Rechte an der Universität in Erlangen, erwarb sich auf dem Gebiet des germanischen Rechts einen Namen durch seine Schrift »Die Lex salica und ihre verschiedenen Rezensionen« (Erlang. 1831).
5) Ludwig Andreas, berühmter Philosoph, Bruder des vorigen, geb. zu Landshut, studierte in Heidelberg [* 38] Theologie, ward durch Daubs Vorlesungen für die Philosophie Hegels gewonnen, ging, um letztern zu hören, 1824 nach Berlin, [* 39] habilitierte sich 1828 zu Erlangen als Privatdozent der Philosophie, machte jedoch als Dozent wenig Glück und wurde als Hegelianer angefeindet. Seine anonym erschienene Schrift »Gedanken über Tod und Unsterblichkeit« (Nürnb. 1830; 3. Aufl., Leipz. 1876), in welcher er eine Religion, die sich ein Jenseits als Ziel setze, für einen Rückschritt erklärte, wurde konfisziert, sein Gesuch um eine außerordentliche Professur wiederholt (zuletzt 1836) abgeschlagen, worauf er die akademische Laufbahn verließ, um sich nach Ansbach und (seit 1836) auf das drei Stunden von diesem entfernte Schloß Bruckberg in litterarische Einsamkeit zurückzuziehen. Hier, wo er 1837 mit seiner treuen Lebensgefährtin Bertha Loew eine glückliche Ehe schloß, sind in ländlicher Muße bis zum Jahr 1860, wo ihn Familienverhältnisse zur Übersiedelung auf den bei Nürnberg [* 40] gelegenen Rechenberg bewogen, fast alle seine Hauptwerke entstanden. Nachdem er bereits unter dem unpassenden Titel: »Abälard und Heloise« (Ansb. 1833; 3. Aufl., Leipz. 1877) in humoristisch-philosophischen Aphorismen eine Parallele [* 41] zwischen der realen und idealen Seite des Lebens veröffentlicht hatte, begann er mit seiner »Darstellung der Geschichte der neuern Philosophie« (Ansb. 1833-1837, 2 Bde.),
die sich, wie seine »Kritiken auf dem Gebiet der Philosophie« (das. 1835),
durch klassische Schärfe der Charakteristik auszeichnete, den Kampf der Vernunft gegen die Theologie, des Wissens gegen den Glauben, den er im dritten Band: »Pierre Bayle nach seinen für die Geschichte der Philosophie und der Menschheit interessantesten Momenten« (das. 1838) in pikanter Weise fortsetzte, und wobei dieser selbst wie die vorgenannten Denker seinen persönlichen Ansichten zur Folie dienten. Seit 1837 trat er in Verbindung mit Ruge und den »Halleschen Jahrbüchern«, später »Deutschen Jahrbüchern«, in welchen sich sein Bruch nicht nur mit der Theologie, sondern auch mit der Hegelschen Philosophie vollzog. Zwar nahm er diese noch in der Schrift »Über Philosophie und Christentum« (Ansb. 1839) gegen die »fanatischen Verketzerer aller Vernunftthätigkeit« in Schutz; aber noch in demselben Jahr sagte er sich durch die Schrift »Zur Kritik der Hegelschen Philosophie« von der dialektischen Methode und deren Meister los, dessen Philosophie er in Naturalismus umbildete. Feuerbach erklärte in dieser Schrift alle Spekulation, die über die Natur und den Menschen hinaus will, mit dürren Worten für »Eitelkeit«, den absoluten Geist für eine »Schöpfung des subjektiven Menschengeistes«; in der Rückkehr zur Natur fand er die einzige »Quelle [* 42] des Heils«.
Wie auf den Bruch mit der Theologie (besonders in der in den »Jahrbüchern« erschienenen Kritik des »positiven« Sengler) jener mit Hegel, so folgte auf diesen in Feuerbachs Hauptwerk: »Das Wesen des Christentums« (Leipz. 1841, 4. Aufl. 1883), der Zerfall mit der ganzen christlichen Philosophie. Der Satz, den auch Schleiermacher gelegentlich aufstellt, daß der angeblich nach Gottes Ebenbild geschaffene Mensch vielmehr umgekehrt das Göttliche nach seinem eignen Ebenbild schaffe, wird hier zum Ausgangspunkt der Naturgeschichte des Christentums. Feuerbach erklärt die Religion für einen Traum des Menschengeistes, Gott, Himmel, [* 43] Seligkeit für durch die Macht der Phantasie realisierte Herzenswünsche; was der Mensch Gott nenne, sei das Wesen des Menschen selbst; homo homini deus! Im Unterschied von den beiden gleichzeitigen Kritikern des christlichen Dogmas, D. Strauß [* 44] und B. Bauer, war es Feuerbach weder, wie Strauß, darum zu thun, den wissenschaftlichen Wert desselben zu bestimmen, noch, wie B. Bauer, Angriffe auf die Konstitution und die Urkunden des Christentums zu machen; sein Ziel war die Beantwortung der Frage: welchen Sinn, welche Bedeutung, welchen Zweck und Ursprung im Geiste des Menschen hat die Religion überhaupt und die christliche insbesondere? Zur Ergänzung derselben ließ er dem »Wesen des Christentums« die Schrift »Das Wesen der Religion« (Leipz. 1845),
mehrere Aufsätze in den »Deutschen Jahrbüchern«, in Wigands »Vierteljahrsschrift«, das Schriftchen »Das Wesen des Glaubens im Sinn Luthers« (Leipz. 1844, 2. Aufl. 1855),
die »Grundsätze der Philosophie der Zukunft« (das. 1843) und die »Vorlesungen über das Wesen der Religion« (zuerst im Druck erschienen 1851) folgen, welche sämtlich »die Aufgabe der neuern Zeit, die Verwandlung und Auflösung der Theologie in die Anthropologie« zu fördern bestimmt waren. Letztere wurden ursprünglich 1848 zu Heidelberg infolge einer an Feuerbach von seiten der dortigen Studentenschaft ergangenen Einladung gehalten und bezeichneten, wie das »tolle Jahr« selbst, einen Wendepunkt in Feuerbachs Leben.
Eine durchaus beschauliche Natur, fand er die handelnden Personen der Zeit »unter seinem Maß« und zog sich unter dem Eindruck der praktisch gewordenen Revolution ebenso wie unter jenem der brutalen Reaktion in sein philosophisches Asyl zurück. Während die Zeit unter den Nachwehen der mißlungenen Umwälzung sich von dem spekulativ-theologischen Gebiet ab- und dem naturwissenschaftlich-materialistischen zuwandte, vollendete Feuerbach sein letztes religionsphilosophisches Werk und schuf gleichzeitig seinen anthropologischen Naturalismus zum offenen Materialismus um. Jenes, unter dem Titel: »Theogonie oder von dem Ursprung der Götter nach den Quellen des klassischen, hebräischen und christlichen Altertums« (Leipz. 1857, 2. Aufl. 1866),
welches den Grundgedanken der Vorlesungen über das Wesen der Religion, daß die Götter »personifizierte Wünsche« seien, in erweiterter Form wiederholt, erregte nicht entfernt mehr das Aufsehen seiner litterarischen Vorläufer. Dieser hat in einer berühmt gewordenen Rezension von Moleschotts »Lehre [* 45] ¶
der Nahrungsmittel [* 47] für das Volk« (1850) der neuern deutschen Materialistenschule das Schlagwort formuliert: »der Mensch ist, was er ißt«. Diese letzte Gestalt seiner Philosophie enthält Feuerbachs letztes Werk, dessen Titel und Resultat jenem seines ersten verwandt, dessen philosophischer Standpunkt aber das gerade Gegenteil jenes des ersten ist, die Schrift »Gottheit, Freiheit und Unsterblichkeit vom Standpunkt der Anthropologie« (Leipz. 1866). Dasselbe sollte ursprünglich eine Grundlegung der Moral liefern, welch letztere Feuerbach als eine »empirische Wissenschaft« bezeichnete; da er jedoch im Verlauf von der Ethik abgekommen und auf sein Lieblingsthema, Kritik der spekulativen Philosophie durch Physiologie, geraten war, so schrieb er in seinen letzten Lebensjahren (1868 und 1869) ethische Betrachtungen nieder, die unvollendet geblieben und erst aus seinem Nachlaß herausgegeben worden sind.
Feuerbachs äußere Verhältnisse hatten sich seit dem Fehlschlagen der Revolution trübe gestaltet; 1860 verlor er durch unverschuldete Unglücksfälle seine liebgewordene Heimat auf dem Bruckberger Schloß sowie die bescheidene Rente, die bis dahin dem Philosophen ein beschränktes, aber unabhängiges Einkommen gesichert hatte. Die Existenz auf dem Rechenberg bei Nürnberg (1860-72), wo er sich nach seinem eignen Ausdruck »wie ein Fluß ohne Bett« [* 48] vorkam, wurde durch zahlreiche Beweise von Freundschaft, die ihm aus allen Ländern und aus allen Ständen (auch aus dem Bauernstand) zukamen, verschönert.
Ein Denkmal der für beide Teile charakteristischen Seelenfreundschaft, welche Feuerbach seit 1862 mit dem originellen oberösterreichischen Landmann und Schenkwirt Konrad Deubler in Goisern bei Ischl [* 49] verband, ist in seinem im Nachlaß unter dem Titel: »Philosophisches Idyll oder Ludwig und Konrad« herausgegebenen Briefwechsel mit diesem erhalten. Das Ende Feuerbachs, der eine von der gewöhnlichen deutscher Philosophen ganz verschiedene Lebensweise auf dem Land, in Flur und Wald, als Jäger und Fußwanderer, im Verkehr, statt mit Studierten, mit Leuten aus dem Volk zu führen gewohnt war, wurde durch wiederholte Schlaganfälle herbeigeführt, deren letztem er erlag.
Daß der als Materialist verrufene Philosoph des Humanismus als Mensch reiner Idealist, human im besten Sinn des Wortes war, dafür legen sein echt deutsches Familienleben, seine rührende Liebe zur Gattin und (einzigen) Tochter Eleonore und seine Wahrheits- und Menschenliebe atmende Korrespondenz Zeugnis ab. Feuerbachs sämtliche Werke sind (Leipz. 1846-66) in 10 Bänden erschienen, wobei die frühern Schriften mannigfache Zusätze, aber auch merkliche Modifikationen nach seinem spätern Standpunkt erfahren haben.
Vgl. Grün, Ludwig in seinem Briefwechsel und Nachlaß dargestellt (Leipz. 1874, 2 Bde.);
»Briefwechsel zwischen L. und Christian Kapp, 1832-48« (das. 1876);
Beyer, Leben und Geist L. Feuerbachs (das. 1872);
Starcke, Ludwig Feuerbach (Stuttg. 1885).
6) Friedrich, Bruder des vorigen, geb. zu Landshut, studierte Philologie, wandte sich aber später als Philosoph der Richtung seines Bruders Ludwig zu, um, nach seiner eignen Äußerung, »zu predigen, was dieser lehrte«. Von ihm erschien: »Theanthropos«, eine Reihe von Aphorismen (Zür. 1838);
»Die Religion der Zukunft« (1. Heft, Zür. u. Winterth. 1843; 2. Heft: »Die Bestimmung des Menschen«, Nürnb. 1844; 3. Heft: »Mensch oder Christ?«, das. 1845);
»Die Kirche der Zukunft« (Bern [* 50] 1847);
»Gedanken und Thatsachen« (Hamb. 1862) etc. Feuerbach starb in Nürnberg.
7) Anselm, Maler, Sohn von Feuerbach 2), geb. zu Speier, [* 51] begab sich, als sich während seiner Gymnasialstudien in Freiburg sein Künstlerberuf unzweideutig dargethan, 1845 für zwei Jahre nach Düsseldorf, [* 52] wo er sich anfangs an W. Schadow, dann an Rethel anschloß, dessen großartige Auffassung seinem Wesen mehr entgegenkam. Nach kurzem Aufenthalt in der Heimat (1848) ging Feuerbach nach München, wo ihn Rahl eine Zeitlang fesselte. Doch war sein Streben bereits damals auf eine größere Ausbildung im Kolorismus gerichtet, und er begab sich daher 1850 nach Antwerpen [* 53] und 1851 nach Paris, [* 54] wo er noch die modernen Meister studierte und in Coutures Atelier eintrat, dem er nach seinem Geständnis eine große Förderung seiner malerischen Technik verdankte.
Zwei seiner ersten Gemälde: Hafis in der Schenke und der Tod Pietro Aretinos, zeigen den Einfluß Coutures, weisen aber auch bereits auf das Vorbild der Venezianer hin, denen er sich später noch enger anschloß. Im J. 1854 nach Karlsruhe [* 55] zurückgekehrt, erhielt er 1855 die Mittel zu einer Studienreise nach Italien, [* 56] die ihn zunächst nach Venedig, [* 57] wo er Tizians Himmelfahrt kopierte, und von da nach Florenz [* 58] und Rom [* 59] führte, wo sich im Studium von Michelangelo und Raffael allmählich seine eigentümliche Richtung ausbildete. Er strebte danach, die Größe und Erhabenheit des historisch-monumentalen Stils mit dem Reichtum des venezianischen Kolorits zu verbinden, geriet aber bei diesem Streben insofern auf einen Abweg, als er die Leuchtkraft der Lokalfarben durch graue Zwischentöne abdämpfen zu müssen glaubte, wodurch er den Erfolg seiner bedeutendsten und genialsten Kompositionen beeinträchtigte.
Fast alle seine Schöpfungen waren daher bis zu seinem Tod heftigen Angriffen ausgesetzt, und es scheint, daß seine bittern Lebenserfahrungen sein ohnehin zu Melancholie geneigtes Gemüt derartig niederdrückten, daß er vor der Zeit aufgerieben wurde. Die glücklichste Zeit seines Lebens war die Periode seines römischen Aufenthalts von 1857 bis 1872, während welcher er im Grafen von Schack einen hochherzigen Beschützer fand, der den größten Teil seiner Werke ankaufte. In dieser Zeit entstanden: Dante und die edlen Frauen in Ravenna (1858), Francesca da Rimini und Paolo Malatesta, Laura und Petrarca, Hafis am Brunnen, [* 60] die Pietà (1863) und die Kinderbilder: Idyll aus Tivoli, belauschtes Kinderkonzert und Mutterglück.
War in diesen Gemälden neben der klassischen Formengebung noch ein romantischer Zug zu finden, so wandte sich Feuerbach von da ab fast ausschließlich der Darstellung antiker Gegenstände im Gewand des modernen, aber durch eine völlig plastische Formenbehandlung gedämpften und gebundenen Kolorismus zu. Diesem Ideal ist er am nächsten in der Iphigenia (1871, Galerie zu Stuttgart), welche man als die vollendetste Verschmelzung des klassischen und des romantischen Stils bezeichnen darf, und in dem Gastmahl des Plato (1873, Berliner [* 61] Nationalgalerie) gekommen.
Minder gelungen, namentlich weil die Komposition nicht einheitlich genug und der Ausdruck der Figuren zu übertrieben ist, sind die Amazonenschlacht, das Urteil des Paris und mehrere Bilder aus der Sage der Medea. Im J. 1873 wurde Feuerbach als Professor an die Akademie nach Wien berufen und erhielt dort den Auftrag, einen Saal im Gebäude der Akademie mit Plafondmalereien zu dekorieren. Es gelang ihm nur, das Hauptbild, den Sturz der Titanen, zu vollenden. Seine geniale Natur war für eine Lehrthätigkeit nicht geschaffen, und er schied bereits 1876 aus seiner Stellung aus. In den letzten Jahren seines ¶
Lebens führte er ein Gemälde für den Justizpalast in Nürnberg, Huldigung Ludwigs des Bayern, neben dem Titanensturz aus. Die scharfe Beurteilung des letztern auf der Münchener Ausstellung von 1879 scheint seinen Tod beschleunigt zu haben. Er starb in Venedig.
Vgl. »Ein Vermächtnis von Anselm Feuerbach« (2. Aufl., Wien 1885, autobiographische Aufzeichnungen etc. enthaltend);
Feuerwerkskörper, bestehen aus einem Beutel [* 63] von Zwilch, mit angefeuchtetem grauen Satz (s. Feuerwerkerei) gefüllt und mit einer Zündung (Satzröhrchen) versehen.
Der fertige Feuerballen wird zum Schutz mit Bindfaden bestrickt und in Pech getaucht. Feuerballen dienen im Festungskrieg zum Entzünden, Erleuchten, zur Verteidigung der Bresche sowie als Stankkugeln in Minengalerien.
s. Metrosideros ^[= Sm., Gattung aus der Familie der Myrtaceen, Bäume, Sträucher oder kletternde Gewächse mit ...] und Wacholder.
Volksaberglaube, nach welchem gewisse Menschen im Besitz der geheimen Kunst sind, eine Feuersbrunst durch vorgebliche Zaubersprüche und Zauberformeln (Feuersegen) zu bewältigen, welch letztere auf hölzerne Teller geschrieben wurden, deren Vorrätighalten noch ein sächsisches Edikt von 1742 vorschrieb, um sie ins Feuer zu werfen.
Raffaels bekanntes Gemälde: der Brand im Borgo (im Vatikan) [* 64] soll bekanntlich die Beschwichtigung des entfesselten Elements durch den Papst Leo IV. darstellen. S. Versprechen.
s. Totenbestattung. ^[= die mit religiösen Gebräuchen verbundene Übergabe menschlicher Leichname an die Elemente, ...]
s. Papaver. ^[= L. (Mohn), Gattung aus der Familie der Papaveraceen, ein- oder mehrjährige, kahle oder mehr ...]
(Feuerhund, Kaminständer), ein aus zwei durch eine Kette oder eine Querstange verbundenen Füßen oder Böcken bestehendes Gestell, welches vor dem Kamin zum Auflegen des Holzes dient. Es gibt italienische (besonders venezianische), französische und deutsche Feuerböcke aus der Renaissancezeit, welche künstlerisch mit Ornamenten und Figuren verziert sind.
eine Mauererhöhung hinter dem Roste der Dampfkessel- und andrer Feuerungen, erzeugt eine Verengerung in dem Feuerzug und veranlaßt dadurch eine höhere Geschwindigkeit der abziehenden Feuergase an dieser Stelle. Da aber unmittelbar hinter der Feuerbrücke der Zug sich wieder erweitert, so wird eine Durcheinanderwirbelung der vom Rost kommenden Gase [* 65] bewirkt, und falls sich unter diesen noch Sauerstoff und halb verbrannte Verbrennungsprodukte befinden, so werden sich letztere, wie man annimmt, infolge der Mischung von neuem entzünden und völlig verbrennend ihre volle Heizkraft entwickeln.
Die Feuerbrücke erschwert auch das Hineingelangen von Kohle und Schlacke in den Zug und zeichnet die Richtungsänderung der Flamme vor. Von ihrer Form hängt auch die Erhaltung der Kesseltafeln oder eines über sie gespannten Gewölbes (wie es bei Puddel- und Schweißöfen vorkommt) wesentlich ab; denn wenn sie eine sogen. Spitz- oder Stichflamme erzeugt, so leiden diese Teile sehr schnell. Sie selbst aber, von drei Seiten von Flammen umgeben, muß selbstverständlich aus feuerfestem Material hergestellt sein. Bei den Puddel- und Schweißöfen wird sie außerdem noch künstlich gekühlt, indem je ein Gußrohr in sie eingemauert ist, durch welches atmosphärische Luft oder selbst kaltes Wasser dauernd hindurchzieht und so ihrem Niederschmelzen vorbeugt.
(Feuerbox, Feuerkiste), der die Feuerung enthaltende Raum der Lokomotivkessel, s. Dampfkessel, [* 66] S. 450, und Lokomotive. [* 67]
s. Samendarre. ^[= (Samenklenganstalt), Vorrichtung, um die Fichten- und Kiefernzapfen zu entkörnen und die Samenkörn ...]
(Pyrolatrie), die Verehrung des Feuers als einer geheimnisvollen Macht (Urelement, Daseinsprinzip) an sich oder als Symbol und Erscheinungsform übersinnlicher Wesen. In niedrigster, an den Fetischdienst streifender Gestalt, bei welcher die Flamme als ein lebendiges, bald wohlthätiges, bald zerstörendes Wesen betrachtet wird, fand sich diese Verehrung bei den meisten Naturvölkern, die den Gebrauch des Feuers überhaupt besaßen. Man sucht das verzehrende Element zu versöhnen und bei guter Laune zu erhalten, damit es nicht die Wohnungen zerstöre, indem man ihm Fettstoffe etc. zur Nahrung bietet.
Eine etwas veredelte Form stellt der auf die meisten indogermanischen Völker übergegangene Feuerdienst der alten Inder dar: auch hier ist die Flamme der Gott Agni (Ignis) selbst, der, durch Reiben und Quirlen zweier Hölzer zur Erde herabgerufen, in der Hütte der Hirten erscheint, mit tiefer Verehrung empfangen wird und, nachdem er mit Butter erquickt, die Gebete der Frommen entgegennimmt, um sie als Mittler, als Freund der Götter emporzutragen. Immer noch an das Feuer direkt, aber in noch mehr vertiefter Form knüpft sich der griechisch-römische Kult des Feuers als des weltschöpferischen und kulturbringenden Elements an die Verehrung der Gottheit des häuslichen Herdes und des Erdfeuers (Hestia [* 68] oder Vesta), zu welcher sich die Verehrung des göttergleichen Prometheus gesellte, welcher das Feuer dem Menschen vom Himmel gebracht, d. h. das Feuererzeugen gelehrt, hatte.
Als weiteres, sekundäres Erzeugnis der menschlichen Phantasie treten uns dann die im Rate der übrigen Götter sitzenden Personifikationen des Feuers als allgemeinen Naturprinzips entgegen, wobei bald die eine Erscheinungsform, bald die andre in den Vordergrund tritt, so z. B. der Vulkanismus und das Schmiedegewerbe beim Hephästos [* 69] und Vulkan, die Sonnenglut im Dienste [* 70] des altmexikanischen und peruanischen Feuergottes, das Blitzfeuer etc. Hierher gehören der ägyptische Phtha, der Baal zu Tyros, der Moloch der Kanaaniter etc., die oft als die ältesten oder Hauptgötter bezeichnet wurden, wie denn bei den Aino der Feuergott es ist, zu dem man sich in allen Angelegenheiten zuerst wendet, der Feuer-Manitu der Delawaren über allen andern Manitus steht etc. Wenn daher auch dem Feuergott als dem furchtbarsten meist die wertvollsten Opfer dargebracht wurden (dem Moloch Menschenopfer) und er bei der Reformation der meisten ältern Kulte in einen feindseligen, aus dem Himmel geworfenen und darum hinkenden, in der Erde angeschmiedeten Dämon verwandelt wurde, wie Ahriman der Perser, Ahi der Inder, Loki der Skandinavier, Luzifer der Christen: so läßt sich nicht leugnen, daß in den Religionen, die sich zum mehr oder weniger reinen Monotheismus aufgeschwungen haben, auch dem höchsten Gott fast stets einige Züge des Feuergottes anhafteten. So erscheint Ormuzd als Feuer und spricht aus der Flamme wie Jehovah, als er die zehn Gebote gab; Jupiter erscheint auf Bitten der Semele als verzehrendes Feuer etc. Die ewigen Feuer der Perser, Ägypter, Chaldäer, Phöniker, Juden etc. in den Tempeln ihrer höchsten Götter erklären sich hiernach von selbst. Auch im Parsismus (s. d.) wird die Flamme ausdrücklich nur als Symbol des Ormuzd angesehen und nur als solches von den Feueranbetern verehrt. Ihr Leuchten, Nach-oben-streben, ihre reinigende Kraft [* 71] machten sie vor allen andern Dingen geeignet, als Symbol der Gottheit zu dienen. In allen Teilen der Erde, in Mexiko [* 72] wie in Peru, [* 73] in Indien wie in Deutschland und Gallien, in Griechenland [* 74] und Rom, überall ging ¶
der in gleichen, für seinen Ursprung tief bedeutsamen Formen vor sich; überall nämlich durfte das heilige Feuer des Altars nicht von anderm Feuer genommen werden, sondern wurde durch Quirlen trockner Hölzer, in Griechenland und Rom auch mit Hilfe der Brenngläser, als »jungfräuliches Urfeuer« erzeugt, und diese Flamme mußte dann mit keuschen Händen gepflegt werden, damit sie nicht erlösche bis zum nächsten Jahresfest, wo unter denselben Zeremonien die Erneuerung vorgenommen wurde.
Die Parsen benutzen brennbare Gase und Erdöldünste, die dem Boden entsteigen, als vorzugsweise heiliges Material für solche ewige Feuer und haben an Stätten, wo derartiger Brennstoff dem Boden entquillt, Tempel [* 76] errichtet, wie z. B. zu Baku auf der Halbinsel Apscheron, wo die ewigen Feuer, weithin leuchtend, aus den Kuppeln der Gebäude hervorbrechen. Mit der größten Sorgfalt wird dieses Feuer vor Verunreinigung gehütet; es darf z. B. nicht mit dem Mund angeblasen werden, und der Priester nähert sich ihm nur mit einem Tuch vor dem Mund. Es ist bekannt, daß bei den Römern das Verlöschenlassen des Vestafeuers, welches angeblich die Unkeuschheit ihrer Hüterin bezeugte, durch Lebend-begraben-werden bestraft wurde, während anderseits die treue Hüterin ein fast königliches Ansehen genoß und unter andern Vorrechten das sonst der Majestät vorbehaltene Begnadigungsrecht ausübte für alle Delinquenten, denen sie auf ihrem Weg begegnete. In Deutschland haben sich Spuren der jährlichen Erneuerung des Opferfeuers in dem durch Reibung [* 77] von Hölzern entzündeten Oster- und Johannisfeuer sowie dem sogen. heilenden Notfeuer (s. d.), einer an den uralten Feuerdienst der Inder erinnernden Zeremonie, bis in unser Jahrhundert erhalten.
Vgl. Kuhn, Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks bei den Indogermanen (2. Aufl., Berl. 1886).
Vgl. auch Schlangendienst.
s. Cotoneaster. ^[= Med. (Quittenmispel), Gattung aus der Familie der Rosaceen, dornenlose Sträucher mit oft immergrün ...]
Luntenhalter der alten Büchsenmeister, aus zwei langhalsigen Vogelköpfen auf einem 2-3 m langen Stock bestehend;
durch die offenen Schnäbel ist die Lunte gezogen.
Bezeichnung derjenigen Stoffe, welche hohen Temperaturen widerstehen und in denselben wenigstens keine solchen Veränderungen erleiden, daß sie für einen bestimmten Zweck untauglich werden. Je nach diesen Zwecken versteht man unter feuerfest nicht flüchtig (feuerbeständig), nicht schmelzbar, nicht verbrennlich. Für Feuerungsanlagen [* 78] benutzt man feuerfeste Steine aus gewissen Thonarten, auch Schamottesteine; dieselben Materialien, auch Graphit, Platin, Kalk, Magnesia etc. dienen zu feuerfesten Tiegeln.
Feuerfeste [* 79] Anstriche können nur die leichte Entzündlichkeit, nicht aber andre Veränderungen der angestrichenen Körper, wie Schmelzung, Verkohlung etc., verhindern. Feuerfeste Schränke sollen die darin aufbewahrten Gegenstände vor Hitzegraden schützen, wie sie bei Feuersbrünsten vorkommen; sie sind doppelwandig und enthalten zwischen den Wänden eine Füllung mit schlechten Wärmeleitern, wie Asche, Alaun [* 80] etc. Vgl. die einzelnen Artikel.
s. Webervögel. ^[= (Ploceïdae Sund.), Familie aus der Ordnung der Sperlingsvögel, schlank gebaute Vögel mit ...]
mit Pulver gefüllte und mit Luntenzündung versehene Flaschen, früher im Seegefecht gebräuchlich derart, daß sie mittels langen Strickes auf feindliche Schiffe [* 81] geschleudert wurden.
(Pyrophorus Ill.), Käfergattung aus der Gruppe der Pentameren und der Familie der Schnellkäfer (Elateridae), große oder mittelgroße, meist düster braune und dicht graugelb befilzte Käfer [* 82] mit abgestutzter oder abgerundeter Stirn, sehr großen Augen und am Thorax jederseits am Rand vor den Hinterwinkeln mit einer wachsgelben, blasenartigen Auftreibung, welche im Leben hell leuchtet. Sie bewohnen die heißern Zonen Amerikas und fliegen des Nachts leuchtend umher.
Ein Exemplar reicht hin, um an einer Taschenuhr die Zeit zu erkennen, und mehrere zusammen, lebend in ein Glas [* 83] gesperrt, geben ein so helles Licht, daß man dabei lesen kann. Der Cucujo (P. noctilucus L., s. Tafel »Käfer«),
2,6 bis 3,4 cm lang, ist sehr gemein auf Cuba, wo seine Larve den Zuckerplantagen verderblich wird, da sie im Mark des Rohrs lebt. Der gefangene Käfer bildet einen Handelsartikel; die Damen füttern ihn mit Scheibchen von Zuckerrohr und pflegen ihn sorgfältig, um ihn abends in Säckchen von feinem Tüll als Schmuck im Haar [* 84] oder an den Kleidern zu tragen.
s. Rochen. ^[= (Batoidei Gthr.), Unterordnung der Fische aus der Ordnung der Quermäuler, Fische mit plattem ...]
s. Elementargeister. ^[= nach dem mittelalterlichen Volksglauben die Geister, welche den "vier Elementen" vorstande ...]
[* 85] (Hydrant), die in die Rohrleitungen der Wasserwerke größerer Städte eingeschaltete Vorrichtung, an die bei eingetretener Feuersgefahr Schläuche angeschraubt werden können, welche vermöge des in dem Wasserröhrennetz vorhandenen hydrostatischen Druckes gleich einer Feuerspritze Wasserstrahlen in die Flamme werfen können. Da die Rohrleitung, um vor dem Einfrieren geschützt zu sein, 1,5-1,75 m unter die Oberfläche der Straßen zu legen ist, so müssen die Hydranten auf diese Tiefe hinabreichen.
Sie dürfen nicht viel über etwa 80 m voneinander entfernt sein und müssen innerhalb der Bankettkanten oder zwischen den Banketten und den Fahrbahnen der Straßen liegen. Eine Marke an den Häusern gibt die genaue Lage des Feuerhahns an. Der Feuerhahn besteht aus einem lotrecht stehenden gußeisernen Gehäuse mit Deckel und der zur Aufnahme einer bronzenen Spindel dienenden Stopfbüchse. [* 86] Diese Spindel verschließt mittels einer Mutter ein Ventil [* 87] und läßt nach Öffnung desselben das Wasser in dem Steigrohr aufsteigen.
Auf dieses Steigrohr wird ein Standrohr derart aufgesetzt, daß die an dem untern Ring des Standrohrs befindlichen Lappen unten die am Kopf des Steigrohrs befindlichen Knaggen fassen, worauf das Standrohr durch Drehung mittels besonderer Handhaben fest auf das Steigrohr gepreßt und durch eine zwischen beide eingeschaltete Lederscheibe gedichtet wird. Der Kopf des Standrohrs ist durch die Stopfbüchsenverbindung oberhalb der Handhaben drehbar, um den Schläuchen, welche an die auf entgegengesetzten Seiten befindlichen Gewinde angeschraubt werden, jede beliebige Richtung geben zu können.
Das nach Benutzung des Feuerhahns in dem Steigrohr zurückbleibende Wasser wird, um vor Einfrieren geschützt zu sein, dadurch entfernt, daß die Spindel in der Richtung ihrer Achse durchbohrt wird, und daß diese Bohrung an ihrem obern und untern Endpunkt eine Seitenöffnung besitzt, von denen die oberste über der Stopfbüchse mündet, die unterste bei geschlossenem Ventil dicht über der Mutter zwischen den Schraubengängen der Spindel angebracht ist. Sobald also das Ventil geschlossen ist, wird dem im Steigrohr befindlichen Wasser durch die unten frei gewordene Öffnung, durch die Bohrung in der Spindel sowie durch die obere Öffnung über der Stopfbüchse der Weg frei, und das Steigrohr entleert sich bis zur Höhe der obern Öffnung über der Stopfbüchse, also tief genug, um ein Einfrieren des in dem Gehäuse befindlichen Wassers zu verhindern. Sobald das Ventil geöffnet wird, schließt die steigende Mutter die untere Öffnung, selbst beim höchsten Stande des Ventils. ¶