zur Erzielung eines achromatischen Fernrohrs an, und 1757 konstruierte
Dollond das erste derartige
Instrument. Wesentlich vervollkommt
wurde das achromatische Fernrohr
[* 2] durch
Fraunhofer um 1820, welcher bald
Objektive und
Refraktoren in einer Vollendung und optischen
Kraft
[* 3] darstellte, wie sie bis dahin nie gesehen worden waren. Das dialytische Fernrohr erfand
SimonPlößl (1794-1868)
in
Wien.
[* 4]
Vgl.
Servus, Geschichte des Fernrohrs (Berl. 1885);
der Zustand, bei welchem der
Nahpunkt des deutlichen
Sehens weiter als etwa 25
cm vom
Auge
[* 6] hinweggerückt ist, so daß Gegenstände nur in einer größern
Entfernung deutlich gesehen
werden können. Die Fernsichtigkeit, eine Abschwächung des
Akkommodationsvermögens, ist meist ein
Attribut des beginnenden
oder des höhern
Alters und tritt bei solchen
Augen am häufigsten auf, welche früher normalsichtig waren. Vorzeitige Fernsichtigkeit kommt
vor in
Begleitung von vorzeitigem
Marasmus des ganzen
Körpers, nach erschöpfenden
Krankheiten, bei beginnender Starbildung
und beim sogen. grünen
Star
(Glaukom).
Das einzige optische Korrektionsmittel für die Fernsichtigkeit ist eine Konvexbrille, die jedoch stets mit Vorsicht
gewählt und vom Augenarzt in ihrer
Stärke
[* 7] vorgeschrieben werden muß. Sobald jemand bemerkt, daß er feinern
Druck nicht
mehr gut in der frühern
Entfernung lesen kann oder stärkere
Beleuchtung,
[* 8] die er unwillkürlich sucht,
nötig hat, so muß er sogleich eine Konvexbrille von passender Nummer wählen und darf ja niemals das
Auge zwingen, auch
ohne die
Brille
[* 9] zu sehen.
Feine Gegenstände dürfen nur mit
Hilfe eines Konvexglases betrachtet werden. Strengt man das
Auge
über
Gebühr an, so entsteht dadurch
Thränen, das
Auge rötet sich, es stellen sich Kopfweh,
Schwindel
etc. ein, und die Sehkraft kann leiden. Mit der Fernsichtigkeit darf nicht verwechselt
werden die sogen.
Übersichtigkeit oder
Hypermetropie (s. d.).
[* 1]
(Telephon),
Apparat, welcher gesprochene
Laute auf elektrischem
Weg in die
Ferne fortpflanzt. Der Amerikaner
Page wies 1837 nach, daß mittels einer vom
Strom durchflossenen Drahtspirale, welche frei zwischen den
Polen eines Hufeisenmagnets aufgehängt ist, der
Magnet beim Auftreten und Verschwinden des
Stroms in tönende
Schwingungen versetzt
werden kann. Nachdem in den folgenden
Jahren viele
Physiker sich mit der Aufgabe einer elektrischen Übermittelung von
Tönen
ohne besondern Erfolg beschäftigt hatten, gelang es
PhilippReis in
Friedrichsdorf bei
Homburg
[* 10]
vor derHöhe,
unter Zuhilfenahme der
Elektrizität
[* 11] musikalische
Töne und gesprochene
Laute von einem
Ort zum andern fortzupflanzen.
Bereits 1861 konstruierte
Reis einen elektrischen Tonübertrager, welcher 1863 wesentlich verbessert wurde und aus zwei Teilen,
einem Gebe- und einem Empfangsapparat, bestand. Der
Geber war ein würfelförmiger
Kasten aus dünnen Holzscheiben
und besaß in seiner obern
Fläche eine mit einer straff ausgespannten tierischen
Membran verschlossene Öffnung. In der
Mitte
dieser
Membran war ein kleines Platinplättchen befestigt, auf welchem ein an einem Messingwinkel angebrachtes Platinstiftchen
bei
Erschütterungen der
Membran vibrierte, wodurch eine
galvanische Batterie abwechselnd geschlossen und geöffnet wurde.
Melodien konnten mit diesem
Apparat deutlich wiedergegeben werden; die
Laute der menschlichen
Stimme hatten dagegen in dem Empfangsapparat
einen unangenehmen, näselnden
Klang, weil das Reissche
Telephon seiner
Konstruktion nach nur intermittierende Batterieströme
zu erzeugen und deshalb die
Klangfarbe der
Stimme nicht zu
Gehör
[* 12] zu bringen vermochte. Die Grundlage zur weitern
Entwickelung
des elektrischen Fernsprechwesens war aber in diesem
Apparat gegeben und damit spätern Forschern der Weg geebnet.
Unter diesen waren es besonders die Amerikaner ElishaGray und
GrahamBell, welche sich in erfolgreicher
Weise mit der elektrischen Tonübertragung befaßten. Während aberGray sich mehr der Übermittelung musikalischer
Töne zuwandte,
beschäftigte sich
Bell in eingehender
Weise mit dem
Studium der elektrischen
Fortpflanzung menschlicher Sprachlaute und konstruierte 1877 einen
Apparat, welcher eine genaue Wiedergabe des
Tons nach
Höhe,
Fülle und
Klangfarbe ermöglichte.
Der Bellsche Fernsprecher beruht auf der
Beobachtung, daß eine vor einem
Magnet schwingende dünne Eisenplatte in
dem
Magnet Veränderungen der Magnetstärke hervorruft, welche in einer den
Magnet umgebenden Drahtrolle Induktionsströme
erzeugen. Leitet man diese
Ströme durch die Drahtrolle eines zweiten
Apparats derselben
Konstruktion, so werden die Veränderungen
in der Magnetstärke des Empfangsapparats die Eisenmembran desselben in genau entsprechende
Schwingungen
versetzen und dadurch den ursprünglichen
Ton mit den die
Klangfarbe bedingenden
Obertönen wieder erzeugen.
[* 1]
Fig. 1 zeigt einen
Querschnitt des Bellschen Fernsprechers. A ist ein cylindrischer Stabmagnet, welcher an dem einen Polende
mit einem Fortsatz
a von weichem
Eisen
[* 13] versehen ist. Dieser Polansatz ist von einer Induktionsspule BB
umgeben, deren
Enden an starke, zu den Klemmschrauben DD führende Kupferdrähte gelegt sind. Das schraffiert gezeichnete
Gehäuse nimmt den
Magnet samt der
Spule auf und wird durch einen mit einer runden Öffnung J versehenen Deckel verschlossen,
welcher gleichzeitig dazu dient, die dünne Eisenblechplatte
pp dem Polende des
Magnets gegenüber festzuklemmen.
Verbindet man zwei derartige
Apparate durch eine Leitung und
spricht in die Schallöffnung des einen hinein, so gerät die Eisenmembran desselben in Schwingungen und erzeugt in der Drahtspule
BB Induktionsströme, welche sich durch die Leitung zu dem zweiten Fernsprecher fortpflanzen und dort durch ihre Einwirkung
auf den Magnet die Membran in übereinstimmende Schwingungen versetzen; infolgedessen entstehen hier die gleichen
Laute wieder, welche auf die Membran des ersten Apparats einwirkten.
Bald nach dem Bekanntwerden der Bellschen Erfindung tauchten veränderte Konstruktionen in großer Zahl auf, welche meistens
bezweckten, dem Fernsprecher durch Anwendung von Hufeisenmagneten anstatt der Stabmagnete eine größere Lautwirkung
zu verleihen. Unter den immerhin nur wenigen Verbesserungen der ursprünglichen Apparatform ist in erster
Linie der Siemenssche Fernsprecher zu nennen. Bei demselben
[* 14]
(Fig. 2) ist ee der Hufeisenmagnet,
dessen Pole die Ansätze dd tragen. Diese sind eingeschlossen in zwei Induktionsspulen cc und können durch eine Stellschraube
f der Eisenmembran gg beliebig genähert werden. b ist das Mundstück, a die abnehmbare Signalpfeife.
Mittels dieser Pfeife, deren Wirksamkeit durch einen auf der Membran aufliegenden u. mit dieser in Schwingungen geratenden Metallklöppel
noch verstärkt wird, läßt sich in dem Empfangsapparat ein weithin hörbarer Ton erzeugen, welcher jeden andern Anruf mittels
elektrischer Batterien oder Induktoren entbehrlich macht. Wegen seiner kräftigen Wirkung, welche ihn zur Verwendung
als gebender wie als empfangender Apparat gleich geeignet macht, hat der Fernsprecher ausgedehnte Benutzung gefunden und wird zur Zeit
in der deutschen Reichs-Telegraphenverwaltung ausschließlich angewendet.
Der Gowersche Fernsprecher (Fig. 3) ist in Uhrenform mit einem flachen, in Form eines Halbkreises gebogenen Hufeisenmagnet aa hergestellt.
Die Pole des Magnets sind mit Ansätzen von weichem Eisen versehen, auf
welchen sich je eine Induktionsspule
b befindet. Die ganze Vorrichtung wird von einem Gehäuse umschlossen, dessen Deckel die vibrierende Membran trägt, während
das Mundstück der bequemern Handhabung wegen in Schlauchform gegenüber der Membran angebracht ist. Als Signalvorrichtung
für den Anruf dient eine Zungenpfeife.
In dem Aderschen Fernsprecher (Fig. 4) dient der ringförmige Hufeisenmagnet aa gleichzeitig
als Handhabe, und nur die Polansätze bb mit den Induktionsspulen sind in dem Gehäuse cc eingeschlossen, welches mit der
Membran e bedeckt und durch das aufgeschraubte Mundstück dd verschlossen wird. Der weiche Eisenring x ist der Membran auf
der äußern Seite gegenübergestellt und soll die anziehende Kraft des Magnets verstärken. Da indessen
der letztere auch in dem weichen Eisenring Magnetismus
[* 15] induziert, so wird die stärkere Anziehung der Membran nach der einen
Seite durch die Gegenkraft auf der andern Seite aufgehoben. Dieser Umstand, welcher der Membran eine größere Beweglichkeit
verschafft, trägt wahrscheinlich viel zu der mit dem Aderschen Apparat erzielten großen Deutlichkeit
der Übermittelung bei.
Die beschriebenen Fernsprecher sind sowohl als Gebe- wie als Empfangsapparate verwendbar, doch sind die in ihnen erzeugten
magnetelektrischen Ströme nur schwach und zur Überwindung größerer Leitungswiderstände nicht geeignet; man bedient sich
deshalb vielfach besonderer, mit galvanischen Induktionsströmen betriebener Aufgabeapparate, welche
die Sprachlaute auch auf größere Entfernungen übermitteln, der sogen. Mikrophone. Diese beruhen auf der Erscheinung, daß
in einem Stromkreis vorhandene lose Kontaktstellen, wenn sie einem wechselnden Druck ausgesetzt werden, Veränderungen des
Leitungswiderstands und damit auch der Stromstärke hervorrufen. Sie bestehen über-
einstimmend aus einem oder mehreren Kohlenstückchen, welche unter sich oder mit einer metallischen Membran in Berührung
stehen. Durch die Schallwellen, welche auf die Berührungsstellen treffen, werden in einem über den Kontakt geleiteten elektrischen
StromSchwingungen hervorgerufen, welche in ihren Kurven genau den Schallschwingungen entsprechen. Diese elektrischen Schwingungen
wandeln sich in einem als Empfangsapparat dienenden Fernsprecher wieder in Tonschwingungen um
und gelangen als genaue Wiedergabe des in das Mikrophon Gesprochenen zu Gehör.
Als Erfinder des Mikrophons ist Hughes zu betrachten, bei dessen Apparat
[* 16]
(Fig. 5) zwei Resonanzbrettchen AB unter einem rechten
Winkel
[* 17] aneinander befestigt sind; an einem derselben befinden sich die Kohlenstückchen CC und der
in Vertiefungen derselben beweglich eingelagerte Kohlenstab d. Die Kohlenstücke sind in den Stromkreis einer Batterie eingeschaltet.
Spricht man gegen das Brettchen B, so ändern sich die Widerstände an den Kontaktstellen, und es entstehen elektrische Schwingungen,
welche sich durch die Leitung fortpflanzen und in einem eingeschalteten Fernsprecher die gesprochenen
Laute wiedergeben. Gewöhnlich schaltet man in den Stromkreis der Batterie die primäre Spule einer Induktionsrolle ein und bringt
die aus dünnerm Draht
[* 18] bestehende sekundäre Spule mit der Leitung in Verbindung.
Ungefähr gleichzeitig mit Hughes konstruierte Edison sein auf gleicher Grundlage beruhendes Kohlentelephon. Die Zahl der von
spätern Erfindern angegebenen Mikrophone ist sehr groß. In der deutschen Reichs-Telegraphenverwaltung
sind jedoch nur Mikrophone von Blake, Berliner
[* 19] und Ader in beschränkter Zahl im Gebrauch.
Das Mikrophon von Blake in Preston (Massachusetts) ist in
[* 16]
Fig. 6 im Querschnitt abgebildet. Bei allen vor Blake angegebenen Mikrophonen
war das eine der beiden in der Regel aus komprimierter Kohle bestehenden Kohlenstückchen unbeweglich,
während das andre innerhalb einer gewissen Grenze sich frei bewegte
und unter dem Einfluß der Schwingungen einer Membran etc.
mit größerer oder geringerer Kraft gegen das befestigte Kohlenstück gedrückt wurde. Bei den auf diese Weise konstruierten
Apparaten war es schwierig, die beiden Kontaktstücke genau in diejenige Lage zu einander zu bringen, welche
sie einnehmen müssen, um eine klare, biegsame und deutliche Tonübermittelung zu erzielen.
Ferner sind derartige Apparate, auch wenn sie richtig reguliert sind, gegen Erschütterungen und atmosphärische Einflüsse
überaus empfindlich, so daß sie immer wieder neuer Regulierung bedürfen. Diesem Übelstand hat Blake
durch sein Mikrophon abgeholfen. Dasselbe besteht aus einem Holzgehäuse A mit Schallöffnung E, welche auf eine Membran CC
führt. Die an das Holzgehäuse angeschraubten HalterB und B' dienen zur Aufnahme der gegeneinander federnden Kontaktstückchen.
Zunächst ist das Platinkontaktstück h durch die Feder g leicht an die Membran gedrückt. Das Kohlenstückchen
e ist mittels der Feder d gleichfalls so befestigt, daß es mit der Membran frei schwingt. Unter dem Druck der stärkern Feder
d leistet es aber den Schwingungen der Membran einen größern oder geringern Widerstand. Hierdurch ändert sich aber auch der
Druck, welchen die beiden Kontaktstücke aufeinander ausüben, und infolgedessen auch der Widerstand in
dem über S, w, g, h, e, d, F und G führenden Stromkreis. Durch den an der Feder i federnden Hebel
[* 20] F und die Stellschraube G läßt
sich der Apparat leicht einstellen und bedarf dann keiner weitern Regulierung.
Bei dem Berlinerschen Mikrophon, von welchem
[* 16]
Fig. 7 eine Durchschnittsansicht gibt, ist ein fester
Kohlenkontakt g in der Mitte einer mit einem Gummiring umgebenen Membran m aufgeschraubt, während ein zweites Kohlenstückchen
c an einem zwischen zwei Schraubenspitzen drehbaren Arm h pendelartig hängt und durch sein eignes Gewicht auf das Kohlenstück
g drückt. Die Membran wird nur an der obern Seite
gegen den Deckel D des Gehäuses festgeklemmt, während sie beim Schließen des Deckels in der Mitte durch eine mit Kautschuk
überzogene Feder f gedämpft wird. Zur Erzielung einer sicher leitenden Verbindung zwischen dem Arm a und dem im Scharnier aufgehängten
Kohlenkontakt ist an dem Arm einerseits und der Befestigungsschraube des Kohlenstückchens anderseits
eine leichte Drahtspirale eingeklemmt. Die Wirkungsweise des Apparats ist dieselbe wie bei dem Mikrophon von Blake.
Durch seine Einfachheit und kräftige Wirkung zeichnet sich das Mikrophon von Ader in Paris
[* 22] vorteilhaft aus, welches nahezu identisch
ist mit dem Hughesschen Mikrophon. Zwischen zwei querliegenden, mit entsprechenden Bohrungen versehenen Kohlenstücken
sind 4-5 Kohlenstäbchen lose eingelagert; auch befinden sich in der Regel zwei derartige Systeme vereinigt an einer Resonanzplatte.
Von großer Empfindlichkeit hat sich ferner das Mikrophon von de Locht-Labye in Lüttich,
[* 23] von dem Erfinder Pantelephon genannt,
erwiesen.
Dasselbe besteht der Hauptsache nach aus einer an einem Rahmen mit der obern Seite vertikal aufgehängten
dünnen Platte aus Aluminium, dünnem Eisenblech, Stahlblech, Glimmer oder Korkholz etc. von etwa 15 cm Seitenlänge, an deren
unterer, der Rahmenbefestigung gegenüber gelegener Seite eine kleine Kohlenplatte angenietet ist, welche mit einer Silber-
oder Platinplatte in losem Kontakt steht. Durch Federbefestigungen und Stellschrauben kann die Einstellung des
Kontakts leicht und sicher geschehen. Das Pantelephon spricht auf Schallwellen an, welche mehrere HundertMeter von ihm entfernt
entstehen, und vermag in einer Entfernung von 15 m von ihm gesprochene Worte nach mehreren Orten hin weiterzugeben.
Für den öffentlichen Verkehr wurde der Fernsprecher zuerst durch Stephan nutzbar gemacht. Derselbe errichtete noch 1877 Fernsprechanstalten
an solchen kleinern Orten, deren Hereinbeziehung in das Telegraphennetz bis dahin der Kosten wegen unterbleiben mußte. Diese
Verwendung des Fernsprechers als Ersatz für die kostspieligen Telegraphenapparate hat sich außerordentlich bewährt. Gegenwärtig
sind im Reichstelegraphengebiet gegen 3000 Postanstalten mit Fernsprechbetrieb ausgerüstet, zu denen sich noch seit 1883 einige
Hundert Telegraphenhilfsstellen an solchen Orten gesellt haben, deren verhältnismäßig geringer Verkehr
die Einrichtung von Postanstalten bisher nicht zuließ.
Während in Deutschland
[* 24] der in der erwähnten Weise zu einem wichtigen Verkehrsmittel sich herausbildete, begann man inNordamerika
[* 25] 1878 denselben
zur Vermittelung des Verkehrs zwischen den Bewohnern eines und desselben Ortes zu benutzen. Die Einrichtung
dieser Fernsprech-Vermittelungsanstalten (telephone exchanges) besteht im wesentlichen darin, daß von einer Zentralstelle
aus Leitungsdrähte nach den Wohnungen der Teilnehmer gezogen und hier mit Fernsprechapparaten in Verbindung gebracht werden,
während auf der Zentralstelle, dem sogen. Vermittelungsamt, Vorrichtungen zur Aufstellung gelangen, welche die beliebige
Verbindung der Leitungen untereinander gestatten. Auf diese Weise wird den Teilnehmern die Möglichkeit
gewährt, sowohl mit jedem andern Teilnehmer sich unmittelbar mittels des Fernsprechers zu unterhalten, als auch dem Vermittelungsamt
Nachrichten zur Weiterbeförderung zu übermitteln. Wie alle telegraphischen Einrichtungen in den Vereinigten Staaten,
[* 26] wurden
auch diese Stadt-Fernsprechanlagen durch Privatgesellschaften hergestellt und betrieben.
Ähnliche
Einrichtungen entstanden bald darauf auch in London
[* 27] und Paris;
1880 folgte die deutsche Reichs-Telegraphenverwaltung,
welche 1881 in Berlin
[* 28] und bald darauf in Mülhausen
[* 29] (Elsaß), Frankfurt
[* 30] a. M. und Hamburg
[* 31] den Betrieb von Fernsprechanlagen eröffnete;
im Januar 1885 waren bereits in 58 Städten des Reichspostgebiets allgemeine Fernsprechanlagen im Betrieb oder in der Ausführung
begriffen. 7311 Personen nahmen an den Einrichtungen teil;
In Deutschland, der Schweiz
[* 42] und Spanien
[* 43] ist der Fernsprechbetrieb vollständig in den Händen des Staats, in den andern Staaten
herrscht teilweise gemischter Betrieb, teilweise reiner Privatbetrieb; alle diese Staaten beabsichtigen
aber, den Fernsprechbetrieb gänzlich zu verstaatlichen.
Zur Ausrüstung der Sprechstellen in den Stadt-Fernsprecheinrichtungen der Reichs-Telegraphenverwaltung werden die bewährten
Siemensschen Fernsprecher benutzt. Jeder bei den Teilnehmern zur Aufstellung kommende Apparatsatz
[* 21]
(Fig. 8) enthält in einem Holzgehäuse
vereinigt zwei dieser Fernsprecher. FF, einen Wecker W, eine Vorrichtung zum Ein- und Ausschalten desselben
A und einen Blitzableiter S. Von den beiden Fernsprechern ist der eine horizontal mit dem Mundstück nach außen in dem Gehäuse
befestigt, während der andre im Zustand der Ruhe an dem Haken h der Schaltvorichtung ^[richtig: Schaltvorrichtung] hängt
und durch sein Gewicht den vordern Hebelarm derselben herunterzieht. In dieser Stellung sind die durch
eine Leitungsschnur untereinander verbundenen Fernsprecher aus dem Leitungskreis ausgeschaltet, dagegen steht der
Wecker mit der Leitung in Verbindung, so daß ein ankommender Strom die Glocke zum Ertönen bringt. Wird nun der lose Fernsprecher abgehängt,
so geht der Hebel der Schaltvorrichtung in seine Ruhelage und schaltet dadurch den Wecker aus, die Fernsprecher dagegen
ein, die nun zur Aufnahme des Gesprächs mit dem rufenden Teilnehmer Verwendung finden können. Das Entsenden des
¶
mehr
Batteriestroms in die Leitung geschieht durch einen Druck auf den Knopf a. Sind in derselben Anschlußleitung zwei Sprechstellen
eingeschaltet, so erhält die Zwischenstelle ein Sprechsystem mit einem Umschalter,
[* 45] welcher die Benutzung des Apparats nach
beiden Seiten wie das Durchsprechen von der Endstelle nach dem Vermittelungsamt gestattet.
Bei den Vermittelungsämtern sind Klappenschränke aufgestellt, die für jede eingeführte Leitung einen
Elektromagnet mit Fallklappe und einen Klinkenumschalter enthalten. Gewöhnlich werden Klappenschränke zu 50 Leitungen
von der in
[* 44]
Fig. 9 abgebildeten Einrichtung verwendet. Die Klappen erhalten fortlaufende Nummern. Jede derselben besteht aus
einem Elektromagnetsystem, wie es
[* 44]
Fig. 10 darstellt. Der einschenkelige Elektromagnet E wirkt auf den
mittels einer Blattfeder f an dem Messingwinkel n befestigten Anker
[* 46] a, der an seinem vordern Ende einen hakenförmigen Fortsatz
h trägt.
Der Haken ragt durch eine Öffnung der um die Achse c drehbaren Scheibe K und hält diese im Zustand der Ruhe fest. Wird hingegen
die Elektromagnetrolle von einem Strom durchflossen, so zieht der zum Magnet gewordene Eisenkern derselben
den Anker an und löst dadurch den Haken aus der Fallscheibe, die nun herunterklappt u. dadurch dem überwachenden Beamten
das Zeichen gibt, daß der betreffende Teilnehmer mit dem Vermittelungsamt in Verkehr zu treten wünsche. Unterhalb jeder
Klappe befindet sich eine Öffnung k, welche den Zugang zu der mit dem Klappenelektromagnet verbundenen
Klinke
[* 47] gewährt.
Die verlangte Verbindung zweier Leitungen wird unter Benutzung einer leitenden, an jedem Ende in einen Stöpsel endigenden
Schnur in der Weise hergestellt, daß man die Stöpsel l in die Löcher unterhalb der zu
den betreffenden Leitungen
gehörenden Klappen steckt. Die Beendigung eines Gesprächs wird dem Vermittelungsamt durch dreimaliges Drücken auf den Batterieknopf
angezeigt. Kleine Klappenschränke von ähnlicher Einrichtung kommen auch bei solchen Teilnehmern zur Aufstellung, welche mehr
als zwei Stellen innerhalb desselben Hauses an eine gemeinsame Sprechleitung anzuschließen wünschen.
Die Jahresvergütung für die Benutzung eines Fernsprechanschlusses, welche ursprünglich für jede bis
zu 200 km von der Vermittelungsanstalt entfernte Sprechstelle 200 Mk. betrug, ist seit dem auf 150 Mk.
für jede innerhalb des Ortsbestellbezirks belegene Sprechstelle herabgesetzt. Auch dem nicht angeschlossenen Publikum wird
die Benutzung der Fernsprechanlagen durch die Einrichtung der öffentlichen Fernsprechstellen ermöglicht,
welche jedermann gegen Entrichtung einer Gebühr von 50 Pfennig für 5 Minuten Sprechzeit zur Verfügung stehen.
Neben den Stadt-Fernsprecheinrichtungen und unabhängig von denselben bestehen in großer Zahl besondere Telegraphenanlagen
mit Fernsprechbetrieb, welche ohne Anschluß an ein Vermittelungsamt zum Austausch von Nachrichten zwischen verschiedenen
Wohnungen oder Geschäftsstellen der Inhaber dienen. Für derartige Anlagen wird eine Jahresgebühr von 50 Mk.
für jedes Kilometer Leitung und 50 Mk. für jede Sprechstelle erhoben. Die letztere Gebühr verdoppelt sich, wenn die verbundenen
Sprechstellen zwei verschiedenen Besitzern gehören.
Seit 1882 ist die Reichstelegraphenverwaltung bestrebt, auch auf größere Entfernungen hin die Fernsprechnetze solcher Städte,
welche in lebhaften Wechselbeziehungen stehen, untereinander zu verbinden. Gegenwärtig bestehen dergleichen
¶
Laufen nämlich mehrere Fernsprechleitungen nebeneinander her, so hört man unter anderm durch Induktionswirkung in der
einen Leitung, was in der andern gesprochen wird; ebenso machen sich die Ströme benachbarter Telegraphenleitungen durch Erzeugung
eines knackenden Geräusches in den Telephonen bemerkbar. Diesem Übelstand hat man auf verschiedene Weise abzuhelfen gesucht.
Man hat die Empfangsapparate unempfindlicher, die gebenden Apparate kräftiger gemacht, wodurch der Einfluß der störenden
Nebengeräusche abgeschwächt wird; man hat Vorrichtungen angebracht, welche die auftretenden Induktionsströme durch solche
von entgegengesetzter Richtung aufheben; man hat endlich die Störungsursachen, die plötzlichen Änderungen
im Wachsen und Abnehmen der Ströme in den benachbarten Leitungen durch Einschaltung von Kondensatoren oder elektromagnetischen
Widerständen zu beseitigen versucht. In letzterer Richtung ist besonders van Rysselberghe in Brüssel
[* 60] erfolgreich gewesen, dem 1884 die
gleichzeitige Benutzung einer und derselben Leitung zum Sprechen und zur Morse-Telegraphie gelang. Unter
Benutzung seines Verfahrens sind in Belgien
[* 61] mehrere Fernsprechnetze verschiedener Städte untereinander in Verbindung gebracht,
ohne daß es nötig gewesen wäre, besondere Leitungen für diesen Betrieb herzustellen. Auch die Reichs-Telegraphenverwaltung
steht im Begriff, ausgedehnte Versuche mit dem Rysselbergheschen Verfahren anzustellen.
Die Fernsprechleitungen werden innerhalb der Städte in der Regel über die Dächer geführt. Als Stützpunkte
dienen Stangen aus gewalzten schmiedeeisernen Röhren,
[* 62] die mit Querträgern aus Flacheisen versehen sind, auf denen 2-24 Isolatoren
befestigt werden; man rechnet dabei in der Regel auf je 4 nebeneinander stehende Isolatoren eine Stange. Die Leitungen bestehen
aus 2,2 mm starkem verzinkten Gußstahldraht. Da zur Befestigung der Rohrständer meist bewohnte Gebäude
benutzt werden müssen, so hat man außer dem in jedem Apparatgehäuse vorhandenen Blitzableiter auf freier Strecke zahlreiche
Blitzableitungsseile an den eisernen Stangen und metallische Verbindung der letztern untereinander durch besondere Blitzleitungen
angebracht.
Dem Übelstand des Tönens der Leitungen wird durch Dämpfervorrichtungen an den Befestigungspunkten
und passende Regulierung der Drahtspannung vorgebeugt. In der letzten Zeit sind vielfach Kabelleitungen für Fernsprechzwecke
zur Anwendung gelangt und teils an den Stützpunkten der oberirdischen Fernsprechlinien aufgehängt (Luftkabel), teils in
Röhren unter dem Straßenpflaster eingezogen oder unmittelbar in die Erde gelegt worden.
Vgl. Grawinkel, Lehrbuch der Telephone
und Mikrophonie (2. Aufl., Berl. 1884);
Wietlisbach, Technik des Fernsprechwesens (Wien 1886);
Aubl., Gattung aus der Familie der Rosaceen, mit der einzigen Art Ferolia guianensisAubl. einem
Baum in Guayana und auf den Antillen, mit 12-15 m hohem Stamm, sehr kurz gestielten, elliptisch zugespitzten, ganzrandigen, unten
weißlichen Blättern und rundlichen, grünlichen Früchten mit beinhartem, höckerigem, zweisamigemKern. Das harte, schwere,
gelb und rot gefleckte Holz
[* 66] (Atlasholz) macht einen bedeutenden Handelsartikel Guayanas aus und dient zu
Möbeln und Marketeriearbeiten.
Corr., Gattung aus der Familie der Rutaceen, mit der einzigen Art Feronia elephantumCorr. (Elefantenapfelbaum), einem
großen Baum in Indien, Ceylon,
[* 67] Birma, mit hartem, schwerem, aber nicht dauerhaftem Holz, gefiederten Blättern, schönen weißen
Blütentrauben und vielsamigen, apfelähnlichen Früchten mit harter, rauher, holziger Rinde und nußartigem
Fleisch. Die Blätter riechen anisartig, und das Fruchtfleisch ist genießbar; beide werden medizinisch angewandt. Aus dem verwundeten
Stamm fließt ein Gummi, welches in unregelmäßigen, großen Klumpen als Feroniagummi oder echtes ostindisches Gummi in den
Handel kommt. Es ist durchsichtig, topasfarbig, stark glänzend, bisweilen etwas trübe, gelb bis braun und
nur fettglänzend bis matt. Es löst sich leicht und vollständig in Wasser, klebt stark, wird wie arabisches Gummi, welches
viel teurer ist, benutzt und ist diesem für Wasserfarben vorzuziehen.
eine altitalische Göttin, angeblich sabinischen Ursprungs, dem Jupiter Anxur oder dem ApolloSoranus beigesellt,
daher auch Juno Feronia genannt. Da sie die Blumenliebende heißt und mit Proserpina zusammengestellt wird,
so hat man in ihr wohl eine Frühlings- und Erdgöttin zu sehen. An ihrem Fest zu Trebula Mutuesca im Sabinischen wurden ihr
Blumen und Erstlingsfrüchte dargebracht; dabei fand eine Messe statt, die zu den besuchtesten von ganz Italien
[* 68] gehörte. Andre
berühmte Heiligtümer der Göttin waren zu Terracina, am Fuß des BergsSoracte und in Präneste. Sie war
auch Schutzgöttin der Freigelassenen. Nach pränestinischer Sage hatte sie ihrem Sohn Herilus drei Seelen gegeben, so daß
er dreimal von Evander getötet werden mußte.