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Waffenhandwerk erteilten und ihren Schülern förmliche Lehrbriefe ausstellten.
Waffenhandwerk erteilten und ihren Schülern förmliche Lehrbriefe ausstellten.
Härtegrad des Stahls, bei welchem er die größte Elastizität besitzt und sich daher besonders zu Federn eignet.
s. v. w. Kautschuk. ^[= (Gummi elasticum, Resina elastica), ein im Pflanzenreich weitverbreiteter Stoff, welcher aus ...]
(spr. -tschi), Camillo, eigentlich Giov. Battista Viassolo, nach andern Ogeri, einer der namhaftesten ital. Lustspieldichter, der Begründer einer neuen dramatischen Schule, geb. zu Poggiolo di Garessio in der Provinz Mondovi, studierte zu Turin [* 2] die Rechte und wurde 1784 Richter zu Moncalieri bei Turin, ging aber aus Liebe zu einer Schauspielerin, Camilla Ricci, zum Theater [* 3] über und nannte sich nun Federici, zusammengezogen aus fedele alla Ricci. Er starb in Turin. Von seinen Lustspielen nennen wir: »L'avviso ai mariti«, »Lo scultore e il cieco«, »Enrico IV al passo della Marna« und »La bugia vive poco« (auch in Deutschland [* 4] u. d. T.: »Gleiches mit Gleichem« aufgeführt). Seine »Opere teatrali« erschienen zu Florenz [* 5] 1794-1797, 10 Bde.; Venedig [* 6] 1797, 10 Bde., und Turin 1808, 5 Bde.
s. Elastizität. ^[= (neulat., v. griech. elaunein, "antreiben, in Bewegung setzen", abzuleiten; Schnellkraft, ...]
s. Pappus. ^[= # (lat., Samenkrone, Haarkrone), der aus Haaren, Borsten oder Blättchen bestehende ...]
s. Jagdzeug. ^[= das zur Jagd erforderliche Gerät, im engern Sinn die zur Herrichtung von eingestellten Jagen ...]
weidmännischer Ausdruck für den Schwanz des Schwarzwildes. ^[= s. v. w. Wildschwein.]
s. Pelzfresser. ^[= (Mallophaga Nitzsch), Insektenfamilie aus der Ordnung der Geradflügler, durch parasitierende ...]
Kraftmaschine, welche die Elastizität einer aufgezogenen Feder als Triebkraft benutzt, soll hauptsächlich zum Betrieb von Nähmaschinen [* 7] dienen, um den Arbeiterinnen das zwar wenig Kraftanstrengung erfordernde, aber den Körper durch die gleichmäßig wiederholte Bewegung der Füße stark angreifende Treten abzunehmen. Bis jetzt hat man aber noch keinen Federmotor, der im stande wäre, eine Nähmaschine [* 8] nur eine Stunde lang in Gang [* 9] zu setzen. Die Schwierigkeit liegt hier in der Auffindung eines zweckmäßigen Federmaterials, denn der bisher verwendete Stahl kann, wenn er nicht überangestrengt werden soll, selbst in der günstigsten Form als Uhrfeder für 1 kg Eigengewicht nicht mehr als 20 Meterkilogramm mechanische Arbeit aufnehmen, so daß eine Feder für den einstündigen Betrieb einer Nähmaschine, welche ungefähr 1 Meterkilogramm pro Sekunde an Arbeit verbraucht, bei der Annahme eines Wirkungsgrades von 0,5 das enorme Gewicht von (60 . 60) / (20 . 0,5) = 360 kg erhalten müßte.
Auch fehlt es bis jetzt an einer zweckmäßigen Vorrichtung zum Aufziehen der Feder, denn die gebräuchliche Handkurbel erfordert eine zu große und andauernde körperliche Anstrengung; man müßte z. B. für einstündigen Betrieb einer Nähmaschine an der Kurbel [* 10] zwölf Minuten lang eine Arbeit von 10 Meterkilogramm pro Stunde leisten (d. h. dieselbe Quantität von Arbeit verrichten, als wenn man zwölf Minuten lang jede Sekunde ein Gewicht von 10 kg 1 m hochhebt).
die Hautbedeckung der Vögel, [* 11] entsprechen den Haaren der Säugetiere und entstehen am jungen Vogel im Ei [* 12] aus einer Verdickung der Oberhaut (Epidermis) [* 13] in Gestalt einer höckerförmigen Erhebung, in welche von innen her eine Zotte (Papille) der Lederhaut (Cutis) mit Gefäßen und Nerven [* 14] eindringt. Später senkt sich diese Anlage der Feder in die Haut [* 15] ein und bildet den sogen. Federbalg (Follikel). Im Grunde desselben geschieht das Wachstum und zugleich die Verhornung der Oberhaut, doch bleibt letztere nicht einheitlich, sondern fasert sich beim allmählichen Heraustritt aus dem Balg in eine große Anzahl sogen. Strahlen, die zusammen einer Feder entsprechen.
Diese stellen alsdann das erste oder Embryonalgefieder (Jugendkleid) dar, mit dem die Vögel aus dem Ei kommen, und das noch mehr oder weniger gleichförmig den ganzen Körper bedeckt. Doch wird es rasch durch das definitive Gefieder ersetzt. Nämlich unter jedem Balg für die Strahlen bildet sich ein andrer, und die in ihm aufwachsende Feder hebt den obern Balg samt den Strahlen aus der Haut heraus. Sonach entsteht die definitive Feder schon aus einem Balg, nicht erst aus einem Höcker, und entspricht auch hierin völlig dem Haar [* 16] der Säugetiere; der Hauptunterschied zwischen ihr und der embryonalen besteht jedoch darin, daß ihre Strahlen nicht isoliert bleiben, sondern sich seitlich an den sogen. Schaft, d. h. an einen besonders stark wachsenden Strahl, anlehnen.
Die neue Feder wächst also einheitlich aus dem Balg heraus und trägt am Schafte die zum Bart (oder zur Fahne) vereinigten Strahlen. Von diesen ist bei allen Vögeln mit Ausnahme der Strauße (s. d.) jeder noch mit kleinen Häkchen versehen, die ineinander greifen und den Zusammenschluß derselben zu einer festen Fläche bewirken. Hat das Wachstum der Feder einige Zeit bestanden, so unterbleibt die Bildung der Strahlen, und der Schaft rundet sich zu einem Rohr, der Spule, um; zuletzt vertrocknet die Papille in Absätzen, und die von ihr abgeschiedenen Häute bilden die sogen. Seele der Feder.
Meist ist übrigens neben dem Hauptschaft noch ein Nebenschaft (»Afterschaft«) vorhanden, der aber gewöhnlich klein bleibt, beim Emu jedoch und dem Moa die Größe des erstgenannten erreicht. Die fertige Feder besteht aus Rinde und Mark und ist mit Luft erfüllt; nur der in der Haut steckende Teil der Spule ist weich und saftig. Die weiße Farbe der Federn wird durch die Anwesenheit der Luft bedingt, nicht durch einen besondern Farbstoff; dagegen ist im Mark ein braunes Pigment vorhanden, das nach dem Grad seiner Stärke [* 17] gelb bis schwarz erscheint und durch Chlor oder schweflige Säure gebleicht wird. Die chemische Zusammensetzung der Federn ist ziemlich dieselbe wie die der Haare, [* 18] doch ist der Reichtum an Kieselsäure besonders groß. - Am Körper der Vögel unterscheidet man zweierlei Federn, nämlich die kleinen, zarten Daunen (sogen. Flaum) und die größern Konturfedern; letztere bedingen die Färbung des Gefieders und sind entweder Schwung- oder Steuerfedern. Über ihre Anordnung auf dem Körper der Vögel s. Vögel. - Jährlich werden durch einen dem Haarwechsel der Säugetiere gleichen Prozeß in der sogen. Mauser die Federn erneuert. Hierbei ändert sich häufig die Färbung zur Bildung des sogen. meist prächtigen Hochzeitskleides; doch ist dabei neben der chemischen Umwandlung des Pigments auch das Abstoßen der Federspitzen, wodurch die tiefern Lagen des Gefieders mit andern Farben zum Vorschein kommen, eine wichtige Ursache.
Die Federn finden im allgemeinen eine dreifache technische Anwendung: zum Ausstopfen der Betten (Bettfedern), zum Schmuck (Schmuckfedern) und zum Schreiben (Schreibfedern).
Die vorzüglichsten Bettfedern sind Eiderdunen oder -Daunen (s. Eiderente) und die Daunen von Brust und Bauch [* 19] des Schwans. Am häufigsten sind aber Gänsefedern im Handel, welche aus Norddeutschland, Rußland, Polen, Böhmen, [* 20] Galizien, Ungarn [* 21] in den Handel kommen, gewaschen, geschlissen und sortiert werden. Die besten Federn liefern lebende Gänse kurz vor Beginn der Mauser. Man nimmt wiederholt die nur noch lose sitzenden ab und ¶
erhält so eine vollkommen reife, sehr elastische und haltbare Ware (lebendiges oder Sommergut zum Unterschied von dem toten oder Wintergut, welches die geschlachteten Gänse liefern). Die mit Gewalt ausgerupften Federn enthalten, weil sie noch unreif sind, Fett und werden daher von Milben angegriffen. Stall- und Mastgänse haben weniger gute Federn als die auf der Weide [* 23] erzogenen Tiere; am schlechtesten sind Federn von krepierten Vögeln. Die Federn der wilden Gänse sind reiner und elastischer als die der zahmen.
Entenfedern dienen nur zum Polstern oder zu schweren Betten. Viel besser sind die Federn der Möwen und Meerschwalben, und gut sortierte Hühnerfedern können ebenfalls mit Vorteil verwendet werden. Rebhuhnfedern kommen aus der Hudsonbai nach England; Truthahnfedern werden in Amerika, [* 24] Ungarn und Slawonien benutzt. Die Federn von fleischfressenden Vögeln riechen widrig und werden deshalb nicht benutzt. Man erhält im Durchschnitt von 8 Gänsen 1 kg Deckfedern (die obere Bedeckung des Vogels, die von den Kielen befreit werden müssen: geschlissene und von 32 Gänsen 1 kg Flaumfedern.
Die von den gereinigten Gänsen entnommenen Federn schüttet man am besten in einen Korb, rührt sie locker auf, setzt sie der Zugluft aus und schüttet sie endlich in Säcke, um sie an der Sonne [* 25] unter wiederholtem Schütteln und Klopfen so lange hängen zu lassen, bis sie weder Staub noch Geruch mehr verbreiten. In diesen Säcken können die Federn vorteilhaft aufbewahrt werden, wenn man sie in einer trocknen Kammer an der Decke [* 26] aufhängt. Zum Schutz gegen Motten kann man etwas Naphthalin hinzuthun.
Zur Benutzung sollen die Federn wenigstens ein Jahr alt sein, die von toten oder gemästeten Gänsen stammenden dürfen nicht mit den von lebendigen Gänsen entnommenen Federn vermischt werden; ebensowenig darf man Gänsefedern mit Entenfedern mischen, weil sie sich sonst leicht in Klumpen setzen. Der Abgang von Kielen und Unrat beim Reißen der Federn beträgt bei guter Ware 50 g, bei groben und schlechten Federn 240-330 g vom Kilogramm. Alte Federn erkennt man leicht an ihrer geringen Weiße und namentlich an den abgenutzten Spitzen.
Beimengungen von Thon, Gips, [* 27] Kreide, [* 28] welche das Gewicht der Federn vermehren sollen, erkennt man leicht, wenn man eine Handvoll Federn auf schwarzem Papier stark schüttelt. Um alte Federn zu reinigen, rühre man sie zunächst in einem Sieb mit der Hand [* 29] langsam um, schütte sie dann in einen Korb, der etwa 60 cm weit und 30 cm tief ist, und rühre nun mit einem stumpf abgehauenen Besen ruhig spiralförmig darin herum, ohne den Boden des Gefäßes zu berühren. Die guten Federn fliegen heraus und zwar die Daunen am weitesten, die schlechten und der Unrat bleiben im Korb zurück. Zu gründlicherer Reinigung kocht man die in einem leinenen Beutel [* 30] mit Seifenwasser unter öfterm Drücken und Drehen, schüttet sie dann in Körbe, übergießt sie mit warmem und dann mit kaltem Wasser und trocknet sie schließlich auf einem Boden.
Sind die in Betten klumpig geworden, so genügt einfaches Erwärmen und häufiges Klopfen. Bettfedernreinigungsmaschinen bestehen aus einem geschlossenen Kasten, in welchem sich eine mit Stöcken besetzte Welle dreht, durch welche die Federn aufgelockert werden. Unter dem Kasten befindet sich ein Windflügel, welcher heiße Luft durch ein grobes Drahtgeflecht hindurch zwischen die Federn hineinbläst. Die Abführung des Staubes geschieht durch ein senkrechtes Rohr, welches mit einem Drahtgeflecht verschlossen ist, damit keine Federn fortgeblasen werden können. Enten- und Hühnerfedern macht man elastischer, besser riechend und weniger geneigt, zusammenzuballen, wenn man in einem Kessel voll kochenden Wassers ein wenig Kalk löscht, in dieser schwachen Lauge die ein paarmal aufwallen läßt, sie dann herausnimmt, nach dem Abtrocknen mit reinem Wasser gut auswäscht und zuletzt unter öfterm Aufrühren auf dem Ofen trocknet.
Die vorzüglichsten Schmuckfedern sind die Straußfedern, welche aus den Flügeln und dem Schwanz des afrikanischen Straußes (Struthio Camelus) stammen. Die besten Straußfedern kommen aus Oberägypten, Dar Fur [* 31] etc. über Aleppo nach Livorno [* 32] und Marseille. [* 33] Dann folgen die marokkanischen, und die geringsten stammen aus der Sahara und dem Sudân. Auch das Kap liefert viele Straußfedern. Der südamerikanische Strauß [* 34] liefert graue und braune, den Marabufedern ähnliche Schmuckfedern.
Unechte Straußfedern sind zugerichtete Hahnenfedern, welche aus Italien, [* 35] namentlich aus Venedig, in den Handel kommen. Reiherfedern, vom Hinterkopf der Männchen verschiedener Reiherarten, wurden im Mittelalter auf Helmen getragen; später verloren sie allmählich an Wert, und jetzt sind sie nur noch im Orient beliebt. Die schönsten Reiherfedern sind tief schwarz und gleichen einem Band, [* 36] welches oben zugespitzt und an den Rändern zart gefasert ist. Diese Federn kommen aus Sibirien, Indien, vom Senegal, aus Guayana etc. Graue und bläuliche Reiherfedern kommen aus Ungarn, Dalmatien und Preußen. [* 37]
Die sogen. Aigrettes, weiße Federn mit sehr dünnem Schaft, von welchem in kleinen Zwischenräumen feine, paarweise gestellte Fäserchen von seidenartigem Glanz und silberweißer Farbe auslaufen, stammen vom Silberreiher (Ardea Garzetta), die Espadonfedern von dem in Südamerika [* 38] heimischen roten Löffelreiher (Platalea Ajaja); diese Federn sind sehr selten. Marabufedern (Marabouts) sind die Steißfedern verschiedener Storcharten (Ciconia Marabu [* 39] in Indien, C. Argala in Innerafrika, C. Mycteria in Brasilien). [* 40]
Diese sehr kostbaren Federn sind kurz, blendend weiß oder grau, fein zerschlissen, flaumartig weich und zart. Unechte Marabouts stammen vom ostindischen Storch und werden auch aus den Schwanzfedern des Storchs, Pfauhahns und Truthahns nachgemacht. Vom Paradiesvogel in Neuguinea kommt das ganze Gefieder in den Handel zu turbanartigem Kopfputz, zum Schmücken von Hüten etc. Geierfedern (Vulturfedern), aus dem Federkragen am Hals des Geiers, werden roh und gefärbt benutzt. Außerdem dienen zu billigem Federschmuck Hahnen- und Kapaunfedern, ferner Raben-, Fasan-, Kranich-, Schwan-, Gans-, Tauben-, Truthahn- und Pfauenfedern. Aus Papageifedern werden Federblumen dargestellt.
Die Federschmückerei beschäftigt sich mit der Herrichtung der Federn zu Schmuckgegenständen. Man reinigt sie durch ein Seifenbad, legt sie mehrere Stunden in eine lauwarme Lösung von rotem chromsauren Kali mit Salpetersäure, spült und behandelt sie mit schwefliger Säure, bis sie hinreichend gebleicht sind. Die Federn, welche weiß bleiben sollen, werden mit Indigkarmin schwach gebläut. Um die Federn zu trocknen, behandelt man sie mit einer Mischung von kaltem Wasser mit Stärke oder fein geschlämmter Kreide, nimmt sie sodann heraus und schlägt mit der Hand, mit welcher man die Federn hält, auf den Vorderarm der andern Hand. Hierbei werden die Fransen der Bärte voneinander getrennt, indem die Kreide- oder Stärketeilchen mit Gewalt aus den Zwischenräumen herausgetrieben werden. Zum Färben der Federn dienen jetzt ¶
allgemein Anilinfarben, nur Schwarz muß man mit Eisenbeize und Farbhölzern herstellen. Um die Federn zu kräuseln oder zu frisieren, zieht man sie an allen Stellen mehrmals zwischen dem Daumen und einem glatten Horn oder einer stumpfen Messerklinge durch. Vielfach dienen Federn gefärbt und ungefärbt in der Blumenmacherei. Federmosaik besteht in Zeichnungen, meist Abbildungen von Vögeln, die man durch auf Papier geklebte Federn hervorbringt. Federstickerei wird in Salzburg, [* 42] Tirol [* 43] etc. als Verzierung auf ledernen Gürteln getragen.
Man bedient sich dazu des harten, weißen Rückens der Schäfte der Pfauenfedern und näht damit wie mit einem Faden [* 44] beliebige Zeichnungen in das Leder. Als Federpelzwerk dient der Balg einiger Wasservögel, welcher wie das Pelzwerk [* 45] der Säugetiere benutzt wird. Man läßt den Balg unverändert oder entfernt die Deckfedern und läßt nur das flaumige Unterkleid stehen. Besonders schön ist das Fell des auf einigen Seen Hollands, dem Bodensee, Genfer See, Neuenburger See lebenden Steißvogels, Haubentauchers oder Grebers, Podiceps cristatus (Grebenfelle). Unter demselben Namen kommt auch das Fell eines andern Steißvogels vor, welches größer, aber weniger schön und glanzlos ist. Ein zartes, flaumig weiches Pelzwerk gewinnt man in Holland vom Schwan, bisweilen auch von der Gans und vom grauen Geier. Früher wurde auch auf dem Webstuhl [* 46] Federpelzwerk dargestellt.
Schreibfedern stammen größtenteils von der Gans, und man verwendet als Posen [* 47] die fünf äußersten Schwungfedern jedes Flügels, von denen die zweite und dritte (Schlachtposen) die besten sind. Die im Mai und Juni von selbst ausgefallenen sind viel wertvoller als die gerupften. Zum Verkauf werden sie durch Erwärmung erweicht, wiederholt unter einer stumpfen Messerklinge durchgezogen, dann wieder rund gedrückt, getrocknet und durch Abreiben mit wollenen Lappen geglättet. Durch Erweichen in heißem Alaunwasser werden die Posen durchsichtig hell (Glasspulen). Früher ganz allgemein im Gebrauch, sind sie jetzt von den Stahlfedern (s. d.) fast gänzlich verdrängt.
in der Jägersprache die dornartigen Erhöhungen an der Rückenwirbelsäule der Hirscharten;
federn (als Verbum), das Verletzen derselben oder des Rückgrats durch einen Schuß;
s. Birschzeichen.
s. Dianthus. ^[= L. (Nelke), Gattung aus der Familie der Karyophyllaceen, meist ausdauernde, oft halbstrauchige ...]
s. Platinlegierungen. ^[= Mischungen und Verbindungen des Platins mit andern Metallen. Platin schmilzt mit Blei, Zinn, ...]
s. Brachypodium. ^[= Beauv. (Zwenke), Gattung aus der Familie der Gramineen, ein- und mehrjährige ...] [* 48]
See im württemberg. Donaukreis, 575 m ü. M., nördlich von Buchau, hat etwa 8 km im Umfang und einen Flächenraum von 256 Hektar, war aber vorzeiten viel bedeutender, so daß er einen großen Teil der oberschwäbischen Ebene bedeckte. Noch 1787 lag die Stadt Buchau auf einer Insel des Sees, und zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts betrug das Areal desselben noch 1094 Hektar. Nach und nach wurde er trocken gelegt, doch ist das gewonnene Land sumpfig und nicht fruchtbar. Die größte Tiefe des Sees beträgt jetzt 5 m. Er ist sehr reich an Seegras, das fleißig gesammelt wird; dagegen ist die Fischerei [* 49] im F. unbedeutend. Das Federseeried, die Ebene um den Federsee, erstreckt sich bis gegen Waldsee hinauf, besteht aber meist aus sumpfigem Moor- und Torfboden.
mittelalterlicher Ausdruck für die Falkenjagd;
auch ein zur Beize abgerichteter oder sonst dabei verwendeter Vogel;
s. Falken, S. 11.
-Teppiche, Gewebe, [* 50] in welche von Natur bunte oder künstlich gefärbte Vogelfedern eingewebt sind.
Ursprünglich wurde diese Technik von den Indianern Südamerikas geübt, welche Vogelfedern zu Bildern oder Mustern zusammensetzten (Federmosaik).
Später übertrug sich dieselbe auf die eingewanderten Europäer, welche sie noch jetzt betreiben.
das der Federn, Eier, [* 51] des Fleisches sowie auch des Vergnügens wegen in Wirtschaften gehaltene zahme Geflügel, als Hühner, [* 52] Gänse, Tauben [* 53] etc.
s. v. w. Asbest; ^[= (v. griech. asbéstos, "unverbrennlich"), Mineralien, welche dick oder feinfaserige, ...]
auch Talk.
s. Wein. ^[= # alkoholisches Getränk, welches durch Gärung zuckerhaltiger Obstsäfte gewonnen wird, im engern ...]
s. v. w. Pinzette. ^[= (franz. Pincette, spr. pängssette), kleine, innen glatte oder mit Querriefen versehene Zange ...]
s. Handzeichnungen. ^[= alle Zeichnungen, die mit Bleistift, Kreide oder Rotstift oder mit der Feder ausgeführt sind. ...]
s. Brachypodium. ^[= Beauv. (Federschwingel, Zwenke), Gattung aus der Familie der Gramineen, ein- und mehrjährige ...]
Pio, ital. Bildhauer, geb. 1815 zu Viterbo, lernte bis zum 16. Jahr bei einem Goldschmied in Florenz, dann 1838 in Wien [* 54] an der Akademie die Kupferstecherkunst. Nach Florenz zurückgekehrt, gab er dieselbe mit Rücksicht auf seine Augen auf und wandte sich der Skulptur zu. Er besuchte die dortige Akademie und erwarb sich bald ein Stipendium zum Besuch Roms. 1846 nach Florenz zurückgekehrt, erhielt er von Leopold II. den Auftrag, die Standbilder des Nic. Pisano und des A. Cisalpina für die Loggien der Uffizien auszuführen. Im folgenden Jahr fertigte Fedi für denselben Fürsten eine halblebensgroße Gruppe der Pia dei Tolomei und des Nello della Pietra, 1852 für den russischen General Swoff die lebensgroße Gruppe: der Schutzengel, der die Seele der verstorbenen Tochter des Generals gen Himmel [* 55] führt.
In das Jahr 1856 fällt das Kolossaldenkmal des Marchese P. Torrigiano, im Garten [* 56] der Familie. Zur Feier des Anschlusses von Toscana an Piemont (1859-60) entstand die Kultur Toscanas, überlebensgroße Frau in antiker Tracht;
dann die Hoffnung, die Liebe nährend, geschmacklos in der Erfindung (1861);
die Liebe, die Seele aufrichtend;
Amor als Beherrscher Jupiters und der Erde;
heilige Poesie, eine Frau mit begeistert zum Himmel gewandtem Antlitz von hoher Schönheit, das antike Gewand von edlem Faltenwurf, im Museo municipale von Verona. [* 57]
Das Werk, wodurch Fedi sich seinen Ruhm begründet, ist die Kolossalgruppe des Raubes der Polyxena (s. Tafel »Bildhauerkunst [* 58] IX.«, [* 59] Fig. 8), welche einen Ehrenplatz in der Loggia dei Lanzi zu Florenz einnimmt und sich neben den Werken der Antike und Renaissance zur Geltung zu bringen vermag. Es wurde von 1860 bis 1865 in Marmor ausgeführt. Pyrrhos, des Achilleus Sohn, tritt, wild einherschreitend, auf den Altar [* 60] und hält im linken Arm die Polyxena, während er die Rechte mit gezücktem Schwert gegen Hekabe erhebt, die sich ihm flehend zu Füßen geworfen. Vor ihr und zwischen den Füßen des Pyrrhos liegt der im Kampf gefallene Bruder Polyxenas. Fedi lebt in Florenz.
(spr. -witsch), Joseph Horodencnk, kleinruss. Dichter, geb. 1834 in der Bukowina aus einer wohlhabenden Bauernfamilie, diente 1852-63 im österreichischen Heer (seit 1859 als Offizier) und war 1867-72 Kreisschulinspektor in seiner Heimat, wo er seitdem als Privatmann lebt. Seine ersten Dichtungen schrieb er in deutscher Sprache, [* 61] seine »Poezii« (Lemberg [* 62] u. Kolomea 1864-77, 3 Tle.) und »Povisti«, eine Sammlung Erzählungen (Kiew [* 63] 1876, mit Autobiographie), aber im russinischen oder ruthenischen Dialekt, der Sprache seines Geburtslandes. Gedichte wie Erzählungen sind unmittelbar dem Volksleben entnommen und durch lebendige Darstellung und unverkünstelten Stil ausgezeichnet.
Alexei Pawlowitsch, russ. Naturforscher und Reisender, geb. zu Irkutsk, ¶
bezog 1861 die Universität zu Moskau, [* 65] wo er sich vorwiegend der Zoologie und Geologie [* 66] widmete. Nachdem er mehrere Jahre als Lehrer an verschiedenen Instituten gewirkt hatte, trat er 1868 zu naturhistorischen Forschungen eine Reise nach Russisch-Turkistan an, die drei Jahre in Anspruch nahm, und durch die er mehr als andre unsre Kenntnis der Bergketten im Gebiet des Bolor Tagh sowie der Gewächse und Tiere Innerasiens gefördert hat. Seine erste Exkursion galt der Erforschung des obern Serafschanthals, seine übrige Thätigkeit der Anlage großartiger zoologischer Sammlungen, deren Bearbeitung ihn im Winter 1869-70 beschäftigte. 1870 schloß er sich der Iskander-Expedition unter General Abramow an, verfolgte den Serafschan bis zu seiner Quelle, [* 67] sammelte Alpenpflanzen noch in Höhen von 3748 m und begab sich dann nach Samarkand.
Der Bearbeitung der gesammelten Fische [* 68] wurde dort der Winter 1870 bis 1871 gewidmet. In das Frühjahr 1871 fällt die Bereisung der Sandwüste Kisilkum, und im Sommer 1871 trat Fedtschenko sodann seine große, außerordentlich erfolgreiche Reise nach Chokand an. Er erreichte als der erste Europäer den Westfuß des Terekpasses und war 21. Juli bis zu seinem südlichsten Punkt Kurgan in 2479 m Höhe vorgedrungen. Auf dem Weg dahin eröffnete sich ihm die Aussicht auf ein riesiges, von ihm Trans-Alai genanntes Schneegebirge, das mit seiner Fortsetzung, dem Kaschgarund Terektyntau, von SO. nach NW. verläuft, somit der Richtung des Thianschan folgt.
Die Unsicherheit der Gegend nötigte Fedtschenko endlich zur Rückkehr; er siedelte später nach Leipzig [* 69] über, fand aber schon seinen Tod bei einer Besteigung des Montblanc infolge der Nachlässigkeit seiner Führer. Fedtschenkos Sammlungen werden im Auftrag der Regierung von einem Verein von Gelehrten beschrieben und ihre Arbeiten in einem umfassenden Sammelwerk, zu welchem Fedtschenko selbst noch den Plan entworfen hatte, in russischer Sprache seit 1874 herausgegeben.
nach romanischer und kelt. Volkssage geisterhafte, aus feinern Stoffen gebildete und mit höhern Kräften begabte weibliche Wesen, deren Begriff und Name (ital. Fata, span. Hada, franz. Fée) sich aus den römischen Schicksalsgöttinnen, den Fata (s. v. w. Parzen), entwickelt hat, wie sie sich auch in der mittelalterlichen Poesie der Deutschen, wo sie unter dem Namen Feien oder Feinen vorkommen, mit den sogen. weisen Frauen und den Nornen (s. d.) berühren.
Wie diese Schicksalsgöttinnen, treten die Feen zunächst meist in der Dreizahl (vereinzelt in der Sieben- und Zwölfzahl) auf; sie haben die Gabe, sich unsichtbar zu machen, wohnen in Felsschluchten, wo sie hinabsteigende Kinder mit ihren Gaben beglücken, erscheinen bei Neugebornen, deren Schicksal sie bestimmen; man bittet sie auch zu Paten, bereitet ihnen den Ehrensitz bei Tisch etc. Anderseits erscheinen die Feen (namentlich in der keltischen Volkssage) auch als nahe Verwandte der Elfen (die, wie die Feen selbst, in England fairies heißen), d. h. als weibliche Elementargeister, die in Wäldern, in Felsengrotten, an Quellen und Gewässern leben, mit Vorliebe den Tanz pflegen, dessen Spur die sogen. Feenringe (cercles des fées) verraten, und nicht selten von den Sterblichen, ihr Linnen waschend, gesehen werden.
Noch jetzt erinnern in den ehemaligen und heutigen Wohnsitzen der Kelten zahlreiche Sagen und Benennungen von Lokalitäten an die Feen. Nachdem die Kreuzzüge das Abendland mit den im Orient bei Persern und Arabern herrschenden Ideen von Peris und Dschinnen bekannt gemacht hatten, entwickelte sich dann, vorzugsweise in Verbindung mit den keltischen Vorstellungen, eine litterarisch-dichterische Auffassung vom Feenreich, welche im Lauf der Zeit bis ins einzelnste ausgebildet ward.
Besonders wichtig für die Kenntnis dieser Feenwelt, die schon in der Sage von Lancelot vom See ihre poetische Beglaubigung erhalten hatte, ist der französische Roman »Huon de Bordeaux«, [* 70] dessen Fabel Wieland zu seinem »Oberon« benutzte. Hinfort gehörten die Feen zur Maschinerie der romantischen Poesie des christlichen Rittertums, und Tasso in seinem »Befreiten Jerusalem« [* 71] machte sogar den Versuch, diese geistigen Mittelwesen des Christentums und des Heidentums in eine poetische Harmonie zu bringen.
Nach den von den Dichtern ausgemalten Szenerien gab es besonders drei Feenbereiche: Avalon, die sagenhafte Insel im Ozean, wo Morgana wohnte;
ein Reich im Innern der Erde mit prachtvollen Palästen, das am deutlichsten in dem englischen Roman »Orfeo and Heurodis« beschrieben ist, und eins in Wildnissen und Wäldern, namentlich in dem großen, sagenberühmten Wald Brezilian in der Bretagne.
Auch zahlreiche alte Schlösser werden als Lieblingsorte der Feen genannt. Spenser verherrlichte in seinem Gedicht »Fairy queen« in der Feenkönigin zugleich allegorisch den Ruhm Elisabeths. Spensers Feen sind im ganzen noch die der alten Romantik, später aber tritt eine Scheidung derselben in Bezug auf ihren Charakter hervor. Während die guten Feen, als welche namentlich Esterelle, Maliure und Melusine genannt werden, ewig schön und jung, aller weiblichen Künste Meister, gut und edel waren und ihre Zauberkräfte immer zum Guten anwendeten, zeigten die bösen, zu denen besonders Karabossa und Fanferlüsch gehörten, von allem das Gegenteil, und ihre Macht war nicht selten größer.
Indes konnte keine Fee das geradezu aufheben, was eine andre gewirkt hatte, sondern ihm nur entgegenwirken. Dieser Kampf zwischen guten und bösen Feen bildet in der Regel den Inhalt der Feenmärchen, die, meist orientalischen Ursprungs, im letzten Viertel des 17. Jahrh. in Europa [* 72] an die Tagesordnung kamen und namentlich in Frankreich seit 1681 beliebt wurden. Perraults »Contes de ma mère l'Oye« (1697) und Mad. Aulnoys »Contes des fées« (1698) fanden so vielen Beifall, daß Galland auf den Gedanken kam, die orientalischen Muster der Gattung (»Tausendundeine Nacht«) in das Französische zu übersetzen, und eine Menge Nachahmer sich in dieser Dichtungsart versuchten.
Die vorzüglichsten der Feenmärchen findet man gesammelt in dem »Cabinet des fées« (Par. 1785-89, 41 Bde.). Boileau und seine Schüler eiferten zwar sehr gegen diese Märchen; doch ward die Geschmacksrichtung keine andre, bis die Übersättigung Ekel erregte und Graf Ant. von Hamilton in seinen vortrefflich geschriebenen »Contes« die ganze Dichtgattung geistreich persiflierte. In unsrer Zeit treten die Feen nur noch in Kindererzählungen auf.
Vgl. Keightley, Mythologie der und Elfen (deutsch von Wolfs, Weim. 1828, 2 Bde.);
Walckenaer, Lettres sur les contes des fées (Par. 1826);
Schreiber, Die in Europa (Freiburg [* 73] 1842);
Maury, Les fées du moyen-âge (Par. 1843);
Halliwell, Illustrations of fairy mythology (Lond. 1845).
s. Hexenring. ^[= (Elfentanzplätzee, engl. Fairy-rings, franz. Cercles de fées), kreisförmige Stellen ...]
Karl, schweizer. Staatsmann und Nationalökonom, wurde zu Rixheim im Elsaß geboren und schlug, dem Wunsch seines Vaters nachgebend, in Aarau [* 74] die industrielle Laufbahn ein, was ihn jedoch nicht hinderte, im öffentlichen Leben eine an Früchten reiche Wirksamkeit zu entfalten. ¶
Unter den zahlreichen Missionen, welche ihm anvertraut wurden, ist hervorzuheben die Organisation der schweizerischen Abteilung auf der Pariser Weltausstellung von 1867, welche er als Generalkommissar leitete, insbesondere aber seine Thätigkeit als Vertreter der Schweiz [* 76] bei den seit 1865 fast in jedem Jahr zusammentretenden Konferenzen der Staaten des lateinischen Münzbundes, in welchem er für den Übergang zur Goldwährung eintrat. Von seinen Schriften über Münzwesen [* 77] sind hervorzuheben: »L'unification monétaire internationale, ses conditions et ses perspectives« (1869);
»La France et ses alliés monétaires en présence de l'unification unoverselle des monnaoes« (1870);
»Gold [* 78] und Silber« (1873).
Seit 1852 war er ununterbrochen Mitglied des Großen Rats, 16 Jahre Präsident der Staatsrechnungskommission und zweimal Präsident des Großen Rats selbst. Er starb
(franz., spr. fērih), ein Bühnenstück, worin Dekorationen und zauberhafte Verwandlungen durch Maschinerie die Hauptsache bilden.
in der Jägersprache das Abreiben des Bastes von den ausgebildeten (vereckten) Geweihen der Hirscharten an Bäumen und Sträuchern (s. Geweih), wozu sich die einzelnen Stücke einen ihrer Stärke entsprechenden Stamm vom schwachen Reitel bis zur armstarken Stange wählen, so daß man an der Stärke der Stange und an der Höhe, bis zu welcher der Hirsch [* 79] gereicht hat, ungefähr die Stärke desselben anzusprechen vermag. Die durch das Fegen abgelöste Rinde bleibt in kleinen Fetzen an den Stämmen hängen, während die Rindenentblößungen, welche vom Schälen (s. d.) herrühren, an den erkennbaren Zahnspuren zu unterscheiden sind. Die Rehböcke wählen zum Fegen nur ganz schwache, niedrige Stämmchen und scharren dabei den Bodenüberzug auf (plötzen), was bei Hirschen nur ganz ausnahmsweise der Fall ist. Alle Wildarten wählen sich zum Fegen selten im Revier vorkommende Holzarten, namentlich Lärchenstämme, deren Harz ihnen besonders angenehm zu sein scheint.
(Reinigungsfeuer, lat. Ignis purgatorius, Purgatorium), nach der römisch-katholischen Kirchenlehre ein Zwischenort, nach der gewöhnlichen Vorstellung im Innern der Erde, bei Dante auf der jenseitigen Erdhälfte gelegen, wo nach dem Tode die von Erlaßsünden noch nicht ganz gereinigten Gläubigen nachholen müssen, was sie auf Erden an Büßungen und Genugthuungen versäumten, um schließlich in den Himmel aufzusteigen. Die Vorstellung selbst ist altparsisch und wurde zuerst von dem alexandrinischen Kirchenlehrer Origenes in den Kreis [* 80] der christlichen Eschatologie (s. d.) hereingezogen.
Aber erst Augustin hat die Lehre [* 81] von einem sinnlich peinigengen ^[richtig: peinigenden] Fegfeuer vorgetragen und mit 1. Kor. 3, 15. zu begründen gesucht. Die Beziehung auf das Meßopfer endlich hat Gregor d. Gr. nachgetragen, welcher überhaupt bereits alle Grundzüge der kirchlichen Lehre vertritt. Wer mit Todsünden belastet stirbt, geht in die Hölle, wogegen erläßliche Sünden, wie Schwatzhaftigkeit, Lachsucht, schlechte Haushaltung etc., im F. abgebüßt werden.
Hauptsache aber ist schon bei ihm, daß in dieses Fegfeuer Einwirkungen der heilsmittlerischen Kirche aus dem Diesseits durch Fürbitten, gute Werke, sonderlich aber durch das Meßopfer, hineinreichen. Die Kirche kann den im F. Leidenden also zu Hilfe kommen, welcher Gedanke dem Allerseelenfest zu Grunde liegt. Auf dem Konzil zu Florenz 1439 wurde die Lehre vom Fegfeuer zu einem förmlichen Glaubensartikel erhoben. Die hier erlangte Zustimmung der griechischen Kirche aber war nur eine scheinbare.
Dieselbe hat die Vorstellung vom Fegfeuer abgelehnt, nicht weil sich eine fürbittende Thätigkeit der Kirche für die Verstorbenen daran knüpfte, was vielmehr gutgeheißen wird, sondern weil sie reinigende Büßungen und Leistungen der Seelen auf das Jenseits überträgt, während der Zeitraum werkthätiger Besserung mit diesem Leben abschließt. Die Reformatoren ihrerseits verwarfen die Lehre schon um ihres Zusammenhanges mit den Lehren [* 82] von der Messe, dem Ablaß und der Verdienstlichkeit guter Werke willen.
(Fehe), s. v. w. Grauwerk. ^[= (Veh), graue Winterfelle der Eichhörnchen, kommen besonders aus Rußland und Sibirien ...]
im Mittelalter der Privatkrieg im Gegensatz zum Volkskrieg. Bei den alten Germanen war es Grundsatz, daß Recht und Friede zunächst von dem Einzelnen, von der Familie und deren Angehörigen und nur im Notfall von Staats wegen, d. h. von dem ganzen Volk oder dessen Leitern und Vertretern, zu schützen seien. Dem Verletzten stand es zu, selbst Rache zu nehmen und auf eigne Hand Fehde (faida) zu beginnen, um dadurch den Verletzenden zur Sühnung seines Vergehens zu zwingen, und so erscheint die Fehde im Mittelalter geradezu als ein Rechtsinstitut. Da jedoch durch ein derartiges Fehderecht die Sicherheit des Schwachen dem Starken gegenüber in Frage gestellt ward, so pflegten die Volksgenossen zu gunsten des Verletzten einzuschreiten, wenn dieser von seinem Fehderecht keinen Gebrauch machen wollte oder konnte.
Der Verletzer wurde vor Gericht gezogen und gezwungen, dem Verletzten Genugthuung zu geben. War die Satisfaktion, welche in der Zahlung einer gewissen Geldsumme an den Verletzten (Wergeld) bestand, geleistet, so traten beide Teile in ihren vorigen Friedensstand zurück. Einen solchen von dem Volksgericht garantierten Frieden (compositio, Beilegung) pflegte man durch feierliche Sühnungsformeln zu bekräftigen. Übrigens mußte der Verletzende auch noch dem Volk, später dem König und Richter wegen des von ihm gebrochenen Friedens ein Friedensgeld (fredus oder fredum) bezahlen.
Schon in früher Zeit unterlag die Ausübung des Fehderechts gewissen Beschränkungen. So sollte gegen den, welcher sich beim König befand oder zu ihm ging oder von ihm kam, die Fehde ruhen (Königsfriede); auch konnte der König einem Einzelnen besondern Königsfrieden erteilen. Auf gleiche Weise sollte Frieden haben, wer in der Kirche oder an der Gerichtsstelle war, oder dahin ging, oder von dorther kam (Kirchen-, Gerichtsfriede). Eine gänzliche Beseitigung der Fehde war den deutschen Kaisern noch im 13. und 14. Jahrh. nicht möglich.
Sie mußten daher den Weg einschlagen, sogen. Landfrieden zu errichten und auf eine gewisse Reihe von Jahren, gewöhnlich auch nur für bestimmte Teile des Reichs, verkündigen zu lassen. Auch wurde die Ausübung des Fehderechts an bestimmte Formen gebunden. Der Fehde mußte eine bestimmte Ankündigung (Absage, diffidatio) vorhergehen; auch mußten gewisse Personen und Sachen geschont werden, namentlich Geistliche, Kindbetterinnen, schwere Kranke, Pilger, Kaufleute und Fuhrleute mit ihrer Habe, Ackerleute und Weingärtner außer ihrer Behausung und während ihrer Arbeit, endlich Kirchen und Kirchhöfe. Eine andre Beschränkung führte der Klerus ein, den Gottesfrieden (treuga Domini, trevia pax Dei), wonach vier Tage in jeder Woche, von Mittwoch abends bis Montag früh, alle Fehde ruhen sollte. Allein auch hierdurch wurden der Willkür der Mächtigen und der Roheit des Faustrechts keine festen Schranken gesetzt, und es war daher ein hohes Verdienst Kaiser Maximilians I., daß derselbe aus dem Reichstag zu Worms [* 83] 1495 die Reichsstände zum ¶
Verzicht auf den fernern Gebrauch der Waffen [* 85] zur Entscheidung ihrer Streitigkeiten und zur Errichtung eines ewigen Landfriedens für ganz Deutschland vermochte, durch welchen jede Fehde, auch die bisher erlaubte, beseitigt und der fernere Gebrauch des Fehde- und Faustrechts für Landfriedensbruch erklärt wurde. Unter den letzten Fehden nach Errichtung des ewigen Landfriedens sind die berüchtigtsten die des Herzogs Ulrich von Württemberg [* 86] mit der Stadt Reutlingen [* 87] wegen Ermordung eines Fußknechts, infolge deren Ulrich in die Acht erklärt und auf längere Zeit aus seinem Land vertrieben wurde, sowie die Fehde Franz von Sickingens mit dem Erzbischof von Trier, [* 88] welche die Ächtung Sickingens und die Belagerung seines Schlosses Landstuhl zur Folge hatte. Als letzter Bruch des Landfriedens endlich sind die sogen. Grumbachschen Händel (s. Grumbach) bemerkenswert.
Vgl. Dahn, Fehdegang und Rechtsgang der Germanen (Berl. 1877).
(Absagebrief), Schreiben, worin man jemand den Frieden auf- und die Fehde (s. d.) ankündigte.
Solche Fehdebriefe waren meist ganz kurz, z. B.: »Wisse, daß ich (N. N.) dein (N. N.s) Feind sein will«;
zuweilen enthielten sie aber auch die Ursache der Befehdung, oder es wurde auch, wenn der Absagende nur als Bundesgenosse eines andern auftrat, der Hauptgegner genannt.
der Handschuh, welchen man nach Rittersitte demjenigen hinzuwerfen pflegte, den man zum Zweikampf oder zur Fehde herausfordern wollte.
Das Aufnehmen des Fehdehandschuhs war das Zeichen der Annahme der Herausforderung.
(Fähe), das Dachsweibchen.
im Eichungswesen die gesetzlich zulässige Abweichung der Maße und Gewichte von den Eichungsnormalien, welche von den Eichungsstellen bei der Eichung innezuhalten ist (s. Eichen).
im weitern Sinn (fausse couche) findet statt, wenn die Frucht vor erlangter Reife, beim Menschen vor der 38. Schwangerschaftswoche, geboren wird. Man unterscheidet im allgemeinen dreierlei Arten:
1) den Mißfall (abortus), wenn die Frucht schon vor der 16. Woche der Schwangerschaft geboren wird, wobei die Frucht nicht selten mit unzerrissenen Häuten abgeht;
2) die unzeitige Geburt (partus immaturus), zwischen der 17. und 28. Schwangerschaftswoche, wobei gewöhnlich die Eihäute erst zerreißen, ehe die Frucht abgeht;
3) die Frühgeburt (partus praematuras), zwischen der 29. und 37. Schwangerschaftswoche, wobei das Kind, wenigstens aus dem siebenten und den spätern Monaten, lebensfähig ist und nicht selten erhalten wird. In den ersten drei Monaten der Schwangerschaft erfolgen die Fehlgeburten am häufigsten. Später werden sie seltener, sind aber dann um die 28. Schwangerschaftswoche wieder häufiger. Die Ursachen der Fehlgeburt sind sehr mannigfaltig. Teils sind sie in dem mütterlichen Organismus, teils und zwar häufiger, als man ehedem glaubte, in der Frucht selbst begründet.
Alle schweren Krankheiten der Mutter, zumal wenn sie mit heftigen fieberhaften Zuständen verbunden sind, wie Typhus, Scharlach, Lungenentzündung, Ruhr, Cholera etc., wie auch schleichende Krankheitsprozesse, z. B. Syphilis, rufen leicht Abortus hervor; ebenso geben krankhafte Zustände der Gebärmutter [* 89] selbst, wie chronische Entzündungen derselben, Krebs, [* 90] Polypen etc., Veranlassung zu demselben. Auch Lageveränderungen und andre fehlerhafte Bildungen der Gebärmutter veranlassen nicht selten Abortus.
Mechanische Einwirkungen, wie Fall, Stoß, Schlag auf den Leib der Schwangern, heftiges Erbrechen, Husten, ferner übermäßige Körperbewegungen beim Tanzen, psychische Alterationen leiten gewöhnlich die ein. In den frühern Monaten geschieht die Fehlgeburt oft ganz ohne Vorboten. Es entsteht plötzlich ein starker Blutabgang, der einige Tage andauert und nur mit der Ausstoßung des Eies und der dazu gehörigen Gebilde endigt. In spätern Monaten bezeichnet das Absterben der Frucht zuweilen ein plötzlich eintretender Frostanfall, Aufhören der Kindesbewegungen, eine Senkung des Leibes mit dem Gefühl der Schwere und Kälte in demselben, allgemeines Übelbefinden, Appetitmangel, Schlaffheit der Brüste, übelriechender Ausfluß [* 91] aus den Geburtsteilen; dann treten Wehen ein, und die Geburt nimmt ihren Anfang.
Der Blutfluß ist hier, wie in den frühern Monaten, immer ein sehr wichtiges Moment. Die Vorhersage ist verschieden je nach dem Allgemeinbefinden überhaupt, nach der Stärke der Blutung, nach der Zeit des Eintritts der Fehlgeburt, nach ihren Ursachen und andern zufälligen äußern Umständen. Für die Mutter sind die übeln Folgen einer in den ersten zwei Monaten in der Regel geringer als später, wo überhaupt die Blutungen viel heftiger sind und daher viel leichter ein hoher Grad von Schwäche entsteht.
Die Behandlung betrifft:
1) das diätetische Verhalten, welches bei solchen Frauen, die an habitueller Anlage zur Fehlgeburt leiden, von besonderer Bedeutung ist, 2) das Verfahren bei drohender und 3) die Behandlung der bereits eingeleiteten. Fehlgeburt. Was das diätetische Verhalten der Frauen anbetrifft, so ist zwar mäßige Körperbewegung zu empfehlen, aber angestrengte Arbeit und übertriebene Bewegung (Tanzen) sowie jede Erschütterung des Körpers, das Fahren auf holperigen Wegen und in schlecht federnden Wagen, zu vermeiden.
Nicht minder wichtig ist die Sorge für die Gemütsruhe der Frauen und Vermeidung heftiger Affekte. Sobald sich eine Störung des Allgemeinbefindens einstellt, muß dieses sogleich entsprechend verbessert werden. Tritt der Zeitpunkt ein, wo früher schon Fehlgeburt erfolgte, so muß die Schwangere längere Zeit eine horizontale Lage einnehmen. Der drohende Abortus verlangt ebenfalls vor allen Dingen eine ruhige, horizontale Lage, mag derselbe von einer Ursache herrühren, von welcher er wolle.
Bei jeder Fehlgeburt soll der Arzt gerufen werden, welcher dieselbe nach den Regeln der Kunst zu leiten hat. Hauptsache bleibt immer die Stillung der Blutung, welche mit jeder Fehlgeburt verbunden und oft eine ganz exzessive, das Leben bedrohende ist. Hier ist horizontale Lagerung, kalte Umschläge auf den Unterleib, vorsichtige Einspritzungen von eiskaltem oder heißem (40° R.) Wasser in die Scheide oder, wenn dies nicht hilft, in den Uterus sehr wirksam. Nach Vollendung der Fehlgeburt hat die Frau mindestens acht Tage das Bett [* 92] zu hüten und sich überhaupt so zu verhalten, als ob sie regelmäßig geboren hätte. Vgl. Frühgeburt.
Hermann, Chemiker, geb. zu Lübeck, [* 93] arbeitete in der Offizin und dem Laboratorium [* 94] des Apothekers Kindt und faßte hier solche Neigung zur Chemie, daß er sich dieser Wissenschaft ganz zu widmen beschloß. Er begab sich noch für einige Jahre zu dem Bruder des genannten Kindt, der Apotheker in Bremen [* 95] und nicht nur in der Chemie, sondern auch in andern Naturwissenschaften, besonders in der Mikroskopie, sehr bewandert war, und beteiligte sich hier an manchen wichtigen Untersuchungen. 1835-37 studierte in Heidelberg, [* 96] arbeitete dann zu Gießen [* 97] in Liebigs Laboratorium, wurde auch dessen Assistent und begab sich später nach Paris, [* 98] wo er bei Dumas, dann im Laboratorium der Münze arbeitete. ¶