neuen
Orden;
[* 2] unter anderm stiftete er 1544 das Jesuitenkollegium zu
Köln,
[* 3] später die Ordenshäuser zu
Valladolid und
Coimbra;
er starb in
Rom.
[* 4]
SeinLebenbeschriebNic. Orlandini in der
»Historia societatis Jesu«
(Rom 1615; besonders gedruckt,
Lyon
[* 5] 1617).
3) Jules, franz. Staatsmann, geb. zu
Lyon, studierte in
Paris die
Rechte, nahm an der
Julirevolution eifrigen
Anteil und forderte in einer Zuschrift an den
»National« Abschaffung des
Königtums und
Berufung einer konstituierenden Versammlung. Er kehrte darauf nach
Lyon zurück, ließ
sich alsAdvokat nieder und that sich durch republikanische
Gesinnung und
Verteidigung politischer Angeklagten
hervor. 1835 verteidigte er die Aprilangeklagten vor dem Pairshof und nahm von 1836 an seinen bleibenden Aufenthalt in
Paris.
Dessen
Staatsstreich machte seiner politischen Laufbahn für längere Zeit ein Ende. Als Verteidiger
Orsinis ward
er von neuem bekannt. Als Deputierter imGesetzgebendenKörper, in welchen er 1858 gewählt wurde, war
Favre das
Haupt der
Opposition gegen das Kaiserreich, der sogen. Unversöhnlichen, die anfangs nur aus fünf
Männern bestand, aber mit jeder neuen allgemeinen
Wahl wuchs, und seine wirksamen
Reden fanden in der
Nation einen immer lautern
Widerhall.
Als ehrlicher politischer
Charakter und als edler
Mensch hochgeschätzt, genoß er eine große
Popularität. 1860 wurde
er zum
Batonnier (Stabträger) der
PariserAdvokaten und 1867 zum Mitglied der
Akademie erwählt. Seine
Opposition gegen die mexikanische
Expedition und gegen die italienische
Politik der
Regierung fand bei der Mehrheit des
Volkes allgemeinen Beifall, wenn er auch
den
Radikalen zu idealistisch, andern zu doktrinär erschien. In der denkwürdigen
Sitzung vom gehörte
Favre zu den wenigen, welche den Kriegsfall durch den
Verzicht des
Prinzen von
Hohenzollern
[* 8] auf den spanischen
Thron
[* 9] für beseitigt
erklärten und den von
Ollivier geforderten
Kredit nicht genehmigten.
Die
Niederlage von
Sedan
[* 10] brachte ihn in eine einflußreiche
Stellung von bedeutender Verantwortlichkeit.
Nachdem er durch seinen
Antrag auf Absetzung der
NapoleonischenDynastie den Anstoß zur
Revolution vom 4. Sept. gegeben, wurde er
Mitglied der
Regierung der nationalen
Verteidigung und übernahm das
Ministerium des
Auswärtigen. Aber er bewies einen geringen
Einblick in die Verhältnisse und eine wenig staatsmännische Nachgiebigkeit
gegen die phrasenhafte
Eitelkeit
des
Volkes. In seinen zwei Rundschreiben vom 6. und 17. Sept. erklärte er, die neue französische
Regierung wolle den
Frieden und
sei zu einer Kriegsentschädigung bereit, wenn der König von
Preußen
[* 11] sofort mit seinem
Heer das französische Gebiet verlasse;
wo nicht, so falle die ganze Verantwortung des
Kriegs auf ihn, und er werde einem fürchterlichen
Widerstand
des ganzen
Volkes begegnen; nicht einen Fußbreit
Landes, nicht einen
Stein seiner
Festungen werde
Frankreich abtreten.
Frankreich und bildete sich hier als Eisenbahningenieur aus. Durch die Lösung eines schwierigen praktischen Problems legte
er in Lyon den Grundstein für seine weitere Laufbahn, und bald beteiligte er sich als selbständiger Unternehmer an den großen
Eisenbahnbauten der damaligen Zeit. Hierbei sammelte er wichtige Erfahrungen und erreichte durch sein eminentes
praktisches Geschick, sein Organisationstalent und seine Energie hervorragende Erfolge. 1872 siegte er bei der Konkurrenz um
die Erbauung des Gotthardbahntunnels und übernahm die Verpflichtung, den Tunnel
[* 19] in acht Jahren zu vollenden.
Der Gotthardbahngesellschaft leistete er eine Kaution von 10 Mill. Frank, welche er mit Hilfe eines Konsortiums von Genfer Fachmännern
aufbrachte, und begann dann in Göschenen und Airolo die nötigen Vorarbeiten. Anfangs blieb er hinter seinem Arbeitsprogramm
zurück; aber seit 1876 wurden erhebliche Überschüsse erzielt und damit auch die finanziellen Schwierigkeiten beseitigt,
welche dem Unternehmen und speziell der Vollendung desselben durch Favre verhängnisvoll zu werden drohten. Er überwand
glücklich zahlreiche Widerstände aller Art, und schon erwartete er zu Ende 1879 die Vollendung des Werkes,
als er 19. Juli d. J. im Tunnel selbst starb.
(Tinea favosa, Erbgrind, Rasiergrind, Wabenkopfgrind), ansteckende Hautkrankheit, welche Tiere und Menschen befällt
und bei letztern ihren Hauptsitz auf der Kopfhaut hat. Schönlein hat nachgewiesen, daß die Entstehung
und Ausbreitung des Erbgrindes auf dem Wachstum eines Fadenpilzes beruht, welcher sich in den Haarbälgen ansiedelt und die
Entzündung derselben unterhält. Der Pilz
[* 20] ist später rein dargestellt worden und erweist sich nach Form und Fruchtbildung
als ein Stammesgenosse des Milchschimmels (Achorion Schoenleini); ja, Impfungen mit letzterm brachten dieselben Krankheitserscheinungen
hervor, welche auch bei der Übertragung des Favuspilzes entstehen, d. h. herpesähnliche Bläschen, welche aber auf gut gepflegter
Haut
[* 21] bald vertrocknen.
BeimAusbruch des Erbgrindes entstehen auf der Kopfhaut gelbe, flache Klümpchen, welche mit sogen. KrebssteinenÄhnlichkeit
[* 22] haben, die anfangs feucht sind, später aber zu einer mehlartigen Masse zerbröckeln, welche Haarreste,
Eiterkörperchen, Epidermiszellen und massenhafte Pilzelemente enthält. Der Favus ist äußerst hartnäckig, zumal
bei mangelhafter Pflege des Kopfes, und führt gewöhnlich zum Haarschwund. Bei sorgsamer Hautpflegeist er überaus selten, so
daß das eigentliche Mutterland für diese Schmutzkrankheit das Proletariat in Polen und Galizien ist, wohin die Kultur sie
im Lauf der Zeit zurückgedrängt hat. Die Behandlung besteht im fleißigen Erweichen der Borken mit reinem
Öl, möglichst sorgfältigem und lange fortzusetzendem Ausziehen der erkrankten Haarschäfte (Epilation) mit einer Pinzette
und in Waschungen mit Sublimatlösungen (0,5:1000) oder verdünntem Spiritus.
[* 23]
Seit 1865 Mitglied des Parlaments, bekämpfte er wiederholt und besonders
in der orientalischen Frage die Politik des konservativen
Ministeriums und wurde 1879 im MinisteriumGladstone zum Generalpostmeister ernannt, als welcher er mehrere wichtige Verbesserungen
im englischen Postwesen durchgeführt hat. Er starb in Cambridge. Außer zahlreichen Abhandlungen
in Zeitschriften schrieb er: »Manual of political economy« (1863, 6. Aufl. 1883);
»The economic position of the British labourer«
(1865);
»Pauperism, its causes and remedies« (1871);
»Speeches on some current political questions« (1873);
»State socialism and the nationalisation of the land« (1883). - Seine
Gattin Millicent, geborne Garret, hat sich gleichfalls als sozialwissenschaftliche Schriftstellerin, namentlich in Bezug
auf die Frauenfrage (»Essays and lectures«, 1872; »Political economy for beginners«, 5. Aufl.
1885), hervorgethan.
2) Edgar, amerikan. Dichter, geb. zu New York, studierte am Columbia College
[* 24] daselbst, widmete sich dann der litterarischen
Thätigkeit und erzielte namentlich mit seinen Novellen: »Purple and fine linen« (1875) und »EllenStory« (1876),
in denen er
die Hohlheit der amerikanischen Gesellschaft geißelte, großen Erfolg. Außerdem veröffentlichte er
ein Schauspiel: »The false friend«, eine Sammlung von Kinderliedern: »Short poems for short people« (1871),
einen Band
[* 25] gedankenreicher
Gedichte: »Fantasy and passion« (1878), u. a.
Auf die Denunziation eines Mitwissenden wurde Fawkes mit der brennenden Lunte in der Hand
[* 26] verhaftet. Obwohl gefoltert, verriet er
seine Genossen nicht und ward hingerichtet. Zur Erinnerung daran wird in den meisten englischen
Städten, besonders in London,
[* 27] jeden 5. Nov. ein als Offizier angeputzter Strohmann unter dem Ruf »No popery« durch die Straßen getragen
und sodann den Flammen übergeben. Durch die Papal aggression 1850 erhielt dieses Volksfest wieder eine politisch-religiöse
Bedeutung, indem man statt des Guy Fawkes den KardinalWiseman verbrannte. Wegen des grotesken Anputzes nennt
man inEngland einen phantastisch aufgeputzten Menschen einen Guy Fawkes.
großartiger Auffassung wie technischer Befähigung. Von seinen übrigen Gemälden historischen oder romantischen Inhalts
sind noch hervorzuheben: eine lauschende Thisbe, Romeo und Julie, Gretchen im Gefängnis u. a. Später wandte er sich ausschließlich
der Genremalerei zu. Er behandelte Szenen aus dem Leben und Treiben des italienischen Volkes, das er bei wiederholtem Aufenthalt
in Italien
[* 32] eingehend studiert hatte. Einen besondern Reiz gewinnen seine Bilder auch durch die landschaftliche Umgebung, die
einen wesentlichen Bestandteil derselben ausmacht. Glückliche Auffassungsgabe, leuchtendes Kolorit und gewandte Pinselführung
zeichnen dieselben aus. Er starb in Düsseldorf.
[* 33]
(spr. fäh), 1) TheodoreSedgwick, amerikan. Schriftsteller und Diplomat, geb. zu
New York, ward 1828 Advokat, übernahm dann die Redaktion des »NewYork Mirror« und ließ 1832 eine erste Sammlung seiner Beiträge
zu diesem Blatt
[* 34] unter dem Titel: »Dreams and reveries of a quiet man« erscheinen. Nach einem
längern Aufenthalt in Europa
[* 35] publizierte er 1835 seinen ersten Roman: »NormanLeslie« (zuletzt 1869). Im
J. 1837 ward er Gesandtschaftssekretär in Berlin,
[* 36] 1848 Geschäftsträger beim deutschen Parlament in Frankfurt a. M. und 1853 Ministerresident
in Bern,
[* 37] in welcher Stellung er 1856 die Vermittelung zwischen Preußen und der Schweiz
[* 38] übernahm und bis 1861 verblieb. Seitdem lebte
er meist in Berlin oder zu Muskau in der Lausitz und beschäftigte sich unter anderm mit der Bearbeitung
von geographischen Handbüchern. Sonst veröffentlichte er noch Novellen: »The countess Ida« (1840; deutsch, Berl. 1841),
(spr. faj),Andreas, ungar. Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Kohány im ZemplinerKomitat, machte seine Studien am reformierten Kollegium zu. Sáros-Patak, ward dann Advokat und Stuhlrichter
in Pest, war bis zu Kossuths Auftreten (1840) im PesterKomitat einer der Wortführer der Opposition und wirkte auch später vielfach
für den geistigen und
materiellen Aufschwung seines Volkes, z. B. als Mitbegründer des ungarischen Theaters inOfen, als Schöpfer der Sparkasse in Pest, als Mitglied des Industrievereins, des Kunstvereins, der Akademie, der Kisfaludy-Gesellschaft
etc. Er starb in Pest. Begründete er durch seinen »Fris bokréta« (»Neuer Strauß«,
[* 42] Pest 1818) seinen Dichterruhm,
so fanden die vielfach ausgezeichneten »Mesék« (»Fabeln«, Wien
[* 43] 1820, 2. Aufl. 1824; deutsch von Petz,
das. 1821) noch größern Beifall.
der humoristische Roman »Béltekihaz« (»Das
Haus Bélteki«, das. 1832), seine Erzählungen und Lustspiele zeichnen sich durch elegante und korrekte Sprache
[* 44] und
frischen Humor aus. Zugleich war Fay der erste belletristische Vertreter der sozialen Reformideen. Seine gesammelten Werke
erschienen zu Pest 1843-44 in 8 Bänden, seine »Sämtlichen Novellen« in neuester Ausgabe daselbst 1883 in 3 Bänden.
[* 49] (Faiénce, franz., spr. fajangs), allgemeine Bezeichnung für
feinere, oft verzierte Thonwaren
[* 50] mit porösem, an der Zunge klebendem Scherben und einer Glasur aus durchsichtigem
oder undurchsichtigem Bleiglas, unterscheidet sich vom ordinären Geschirr nur durch feineres Material und sorgfältigere Bearbeitung.
Der Name wird von der italienischen Stadt Faenza hergeleitet, wo man im 15. und 16. Jahrh. weiße, glänzende, wie poliert
erscheinende Geräte aus porösem Thon fabrizierte. Als diese Fabrikation im 16. Jahrh. zu Nevers in Frankreich
eingeführt wurde, soll der Namen Fayence entstanden sein. Näheres s. Thonwaren.
patriotiques (franz., spr. fajangs patriotihk,
patriotische Fayencen), Schüssel, Teller und Trinkgeschirre von ziemlich roher und grober Arbeit, welche in der Zeit von 1789 bis 1795 in
Frankreich angefertigt wurden und wegen ihrer auf die Zeitgeschichte bezüglichen Bilder und Devisen von den Sammlern
sehr gesucht werden. Die Devisen, Symbole und Darstellungen treten je nach der politischen Stellung der Fabrikanten und Abnehmer
für das Königtum oder für die Revolution und ihre Helden ein. So wurde z. B. der Bastillensturm häufig dargestellt, und
besonders zahlreich sind auch die Teller zur Erinnerung an den TodMirabeaus mit der Inschrift: »Aux mânes
de Mirabeau la patrie reconnaissante 1791«.
¶
Oase im nördlichen Mittelägypten, westlich vom Nil, ringsum eingeschlossen
von wüsten Höhenzügen der libyschen Gebirgskette und nur durch eine schmale Pforte im O. mit dem Nilthal
verbunden. Durch diese enge Thalschlucht, El Lahun, tritt der vom Nil abgeleitete Josephskanal (BahrJussuf) in die Oase, die
er in 16 Armen durchzieht und bewässert, um endlich sein überschüssiges Wasser in zwei Armen, einem nördlichen und einem
südlichen, dem großen, 54 km langen, 10-11 km breiten, schwach salzigen Birket el Kurn (»See der Hörner«)
zuzuführen.
Man hielt diesen See früher für den Mörissee, bis Linant de Bellefonds nach sorgfältigen Messungen unwiderleglich bewies,
daß derselbe infolge seiner Lage (18 m tiefer als der Nil bei Beni Suef) dem Zweck der Wasseraufnahme aus dem Nil zur Zeit der
Flut behufs Wiederabgabe nach dem Fallen
[* 55] des Flusses niemals dienen konnte (s. Mörissee). Die Mudirieh Fayûm, deren
nutzbares und vermessenes Areal 1277 qkm beträgt, zeichnet sich wie im Altertum, so noch heute durch sehr große Fruchtbarkeit
aus.
Die Hauptstadt Fayûm hat 25,799 Einw. (291 Fremde), von denen die schöne Wolle der Schafe
[* 59] der Provinz sowie Baumwolle und Flachs
zu vorzüglichen Geweben, zum großen Teil für Kairo, verarbeitet werden. Im N. der Stadt liegen die bedeutenden Trümmer
von Arsinoe (s. d.), heute Kom Faris, das in neuester Zeit
wieder durch große Funde von Papyrus- und Pergamenthandschriften bekannt geworden ist, am Ostrand der Oase bei dem Dorf Hawara
die Ruinen des berühmten Labyrinths (s. d.).
(Fassokl, Fazuglo), waldige Berglandschaft im obern Nubien, südlich von Senaar, am BlauenNil (Bahr el Azrak) und
dessen Nebenfluß Tumat. In dem durch die Vereinigung beider Ströme gebildeten Winkel
[* 61] erhebt sich gleich
einem Vorgebirge über seine ebene Umgebung der merkwürdige isolierte, 840 m hohe Fazoglberg. Erzeugnisse des Landes sind:
Gummi, vorzüglicher Honig, Gold,
[* 62] Sennesblätter, Tamarinden, Elfenbein. Die Bewohner sind Fundsch. Hauptort ist das befestigte
Dorf Famakâ, am rechten Ufer des BlauenNils, unter 10° 14' nördl. Br., während der Ort Fazogl,
am Fuß des
gleichnamigen Bergs, früher Residenz eines selbständigen Herrschers, jetzt ein elendes Dorf ist. Der Bezirk (Dâr) Fazogl ward
im Anfang der 40er Jahre von den Ägyptern militärisch besetzt, 1862 von ihnen aufgegeben, aber schon im folgenden Jahr
wieder in Besitz genommen und gehörte dann mit dem Bertagebiet zur MudiriehSenaar. S. Karte »Ägypten
[* 63] etc.«.
(spr. -si),James, schweizer. Staatsmann und Publizist, geb. zu Genf,
erhielt seine Erziehung in Frankreich,
ließ sich in Paris nieder und nahm als Journalist thätigen Anteil am Kampf der liberalen Opposition gegen die Restaurationsregungen,
unterzeichnete den Protest der französischen Journalisten gegen die Juliordonnanzen, bekämpfte
die Kandidatur des Herzogs von Orléans
[* 64] und kehrte, nachdem er mehrere Verfolgungen wegen Preßvergehen erlitten, 1833 in seine
Vaterstadt zurück, wo er schon 1826 das »Journal de Genève« gegründet hatte.
Hier redigierte er die »Revue de Genève«, organisierte die radikale Bewegung vom und, als dieselbe
nicht zum Ziel führte, den Aufstand vom 5. bis trat an die Spitze der provisorischen und hernach der neukonstituierten
Regierung und verfocht als Gesandter Genfs an der Tagsatzung 1847/48 mit Erfolg die Einführung des amerikanischen Zweikammersystems
in die neue schweizerische Bundesverfassung. Von 1846 an, nur mit Unterbrechung der Wahlperiode von 1853 bis
1855, das Haupt der GenferRegierung, hat er mächtig dazu beigetragen, durch Schleifung der Festungswerke, Aufführung großartiger
öffentlicher Bauten etc. das altcalvinische Genf in eine moderne kosmopolitische Stadt umzuwandeln; aber sein keineswegs
makelloses Privatleben sowie sein diktatorisches Walten erregten Mißvergnügen, so daß er 1861 und 1863 nicht
mehr in den Staatsrat gewählt wurde.
Nachdem im August 1864 seine erneuerte Kandidatur zu blutigen Wirren und einer vorübergehenden eidgenössischen Besetzung
Genfs geführt hatte, war sein Einfluß gebrochen. Er starb Außer seinen Zeitungen und zahlreichen politischen
und nationalökonomischen Broschüren schrieb er: »La mort de Lévrier« (Genf
1826),
Carlo Domenico Francesco Ignazio, ital. Gelehrter und Kunstkenner, geb. zu
Pigna bei Nizza,
[* 65] studierte in Nizza und Rom und erhielt daselbst die Priesterweihe und den Doktorgrad. Im J. 1798 in die Politik
verwickelt, mußte er beim Einrücken der Franzosen nach Florenz
[* 66] entweichen, ward bei seiner Rückkehr (1799) von den Neapolitanern,
die damals Rom besetzt hielten, als Jakobiner verhaftet, bald aber wieder in Freiheit gesetzt und hierauf
zum Commissario delle antichità sowie zum Bibliothekar des FürstenChigi ernannt. In dieser Stellung leitete er archäologische
Nachgrabungen und veröffentlichte deren Resultate in zahlreichen, sehr gelehrten Abhandlungen. Er starb in Rom.
Außer
¶
mehr
seinen juristischen und politischen Schriften erwähnen wir: die »Miscellanea filologica, critica e antiquaria« (Rom 1790;
der 2. Bd., von Antonio Fea hrsg., erschien das. 1836);
»L'integrità del Panteone di MarcoAgrippa« (das. 1801);
»Conclusioni
per l'integrità del Panteone di M. Agrippa« (das. 1807, 2. Aufl. 1820);
»Frammenti di fasti consolari«
(das. 1820);
»Descrizione di Roma e
[* 68] dei contorni con vedute« (das. 1822, 3 Bde.; 2. Aufl.,
Mail. 1823);
Mehrere seiner besten Landschaften stammen aus jener Zeit, z. B. die Ansicht der Marumelf, der Justedalsgletscher, eine Entenjagd
auf dem Königssee etc. Im J. 1832 begab sich Fearnley nach Rom, wandte sich 1835 nach der Schweiz, wo er sich
hauptsächlich in der Darstellung derGletscher versuchte, und ging dann nach Paris, um von hier aus über die Niederlande
[* 76] und
London nach seiner Heimat zurückzukehren. Hier wurde vorzüglich Romsdalen mit seiner eigentümlichen Natur
Gegenstand seiner Studien. Zu seinen größern Werken gehören: das Romsdalhorn, der Babrofall bei Kongsberg, der Grindelwaldgletscher,
eine Partie aus Vindhellen, Gudvangen und Sorrento. Er starb, nachdem er nochmals England, die Schweiz und Holland bereist hatte, in
München.
(lat.), »Fieber«, auch Personifikation desselben, in welcher man jedoch nicht die Krankheit selbst, sondern die
Göttin, welche sie abwenden sollte, verehrte. Sie hatte zu Rom drei Heiligtümer, darunter eins am Palatinischen
Berg. Heilmittel, welche man bei den Kranken gebraucht hatte, brachte man in diese Tempel
[* 77] und weihte auch Amulette daselbst. -
Pseudonym von Joh. Nikolaus vonHontheim (s. d.). ^[= Johann Nikolaus von, namhafter Verfechter der Kirchenfreiheit, geb. 1701 aus einem alten Patrizierge ...]
jährliches Reinigungs- und Sühnungsfest der
alten Römer,
[* 78] welches sie im Februar (dem nach dem frühern Kalender
letzten Monat im Jahr) dem Februus (d. h. Dis pater) feierten, um sich dadurch für das kommende Jahr vor
den Einwirkungen böser Geister sicherzustellen (s. Feralien).
der zweite Monat des Jahrs, der nach dem julianischen Kalender in der Regel 28, im Schaltjahr 29 Tage zahlt. Der
Name bedeutet Reinigungsmonat, weil in ihn die Februa (s. d.), das große Reinigungs- und Sühnungsfest
der Römer, fielen. In dem altrömischen Jahr von zehn Monaten fehlte der Februar gänzlich, und als seit Numa Pompilius die Einteilung
des Jahrs in zwölf Monate erfolgte, wurde er anfangs als der letzte gezählt, daher auch in ihm die Einfügung des Schalttags
erfolgte.
Der alte deutsche, noch jetzt mundartlich vorkommende Name des Februars ist Hornung, was als »kleiner Horn«
gedeutet wird (im Gegensatz zum »großen Horn«, dem Januar), keinenfalls aber von hor (Kot) abzuleiten ist. Die Sonne tritt im
F. in das Zeichen der Fische.
[* 79] Die mittlere Veränderlichkeit der Temperatur, d. h. der Mittelwert von allen in einem möglichst
großen Zeitraum für den Monat vorgekommenen Abweichungen von der ihm zukommenden Mitteltemperatur, ist
im F. geringer als im Januar, aber größer als im März. Sie beträgt für das nordöstliche Europa 2,8, für die baltischen
Länder 2,1, für Deutschland 2,3, für Westeuropa 1,8, für England 1,3, für Italien 1,2° C.
(spr. -käng), Seestadt im franz. DepartementNiederseine, ArrondissementHavre,
[* 80] an der Mündung des gleichnamigen
Flusses in den Kanal
[* 81] und an der Westbahn, ist ein langer, schmaler Ort, der sich fast 4 km lang in einem
von kahlen Hügeln eingeschlossenen Thal
[* 82] hinzieht, hat eine schöne gotische Kirche (Notre Dame, aus dem 13. Jahrh.), die ursprünglich
zur Abtei Ste.-Trinité gehörte; von letzterer sind nur noch der Kapitelsaal und ein Teil des Schlafsaals
vorhanden.
Fécamp (lat. Fiscamnum) war ehedem bedeutender als jetzt. Namentlich erlangte die 662 gegründete
Abtei Ste.-Trinité, die Richard II. von der Normandie 1006 den Benediktinern übergab, bedeutende Vorrechte und Reichtümer.
In der Nähe¶
mehr
wurden auf einer gallo-römischen Begräbnisstätte 97 Gräber aufgefunden, welche an 300 irdene und gläserne Gefäße (aus
dem 2. und 3. Jahrh.) enthielten.
Vgl. Fallue, Histoire de la ville et de l'abbaye de Fécamp (Fécamp 1840);
Gourdon de Genouilhac,
Histoire de l'abbaye de Fécamp (das. 1872).
»Revision der Hauptpunkte der Psychophysik«
(das. 1882), in welcher Schrift er die gegen seine Psychophysik gemachten Einwürfe zu widerlegen und die Lehren
[* 90] derselben fester
zu begründen suchte.
Die Resultate seiner galvanischen Untersuchungen finden sich in den »Maßbestimmungen
über die galvanischeKette« (Leipz. 1831) und in dem von ihm allein bearbeiteten fünften
Band seiner Übersetzung von Biots »Lehrbuch der Experimentalphysik« (2. Aufl.,
das. 1828-29, 5 Bde.). Er übersetzte
auch Thénards »Lehrbuch der Chemie« (Leipz. 1825-28, 6 Bde.)
und gab heraus: »Resultate der bisherigen Pflanzenanalysen« (das. 1829);
Eine Sammlung der unter dem NamenDr. Mises verfaßten ältern kleinen
Schriften erschien 1875. Seine ebenfalls unter diesem Pseudonym erschienenen »Gedichte« (Leipz.
1842) sowie das »Rätselbüchlein« (4. Aufl.,
das. 1874) enthalten viele wahrhaft poetische und sinnige Stücke. Noch schrieb er drei Untersuchungen
über die Holbeinsche Madonna (Leipz. 1866 u. 1871);
Nebenfluß der Ill im Oberelsaß, entspringt auf dem Wifsort in den Vogesen, durchfließt in nordöstlicher Richtung
das schöne Münsterthal, tritt bei Türkheim in die Ebene, wo aus ihr der Logelbach nach Kolmar
[* 95] führt, und mündet nach einem
Laufe von 49 km bei Illhäusern östlich von Gemar.
[* 96] (Fechtweise), die einem Heer, einer Truppengattung oder einem Volk eigentümliche Art zu kämpfen, sowohl in
Bezug auf die Gliederung des Heersin sich als auf die Zusammenordnung der einzelnen Streiter zu einander wie endlich im Gebrauch
der Waffen
[* 97] selbst. Jede Waffe hat ihre eigne Fechtart, welche mit der Vervollkommnung der Waffe sich ändert,
und überdies ist auch der Kulturzustand wie der Charakter eines Volkes bestimmend für seine Fechtart. Die Fechtart bildet einen wesentlichen
Teil der Taktik, in welche auch die Bewegung der Truppen auf dem Gefechtsfeld inbegriffen ist.
Die Begriffe und Taktik decken sich also um so mehr, je mehr die Gefechtsbewegungen zurücktreten. Die
Truppenbewegungen auf dem Gefechtsfeld sind aber zunächst bedingt durch die Wirkung der Fernwaffen; je weiter sie reichen,
um so früher beginnt der eigentliche Kampf als Feuergefecht, und je weitere Wege sind zurückzulegen, um mit dem Bajonett
an den Feind zukommen. Je größer die Treffsicherheit und Schußweite der Feuerwaffen sind, um so mehr
wird man sich gegen ihre Wirkung zu schützen suchen, sowohl durch Benutzen von Deckungen als durch Auflockern der Kämpferlinien
und Aufstellen derselben in mehr oder weniger weiten Abständen hintereinander, in zerstreuter Fechtart. Nichts ist gefährlicher,
als in geschlossener Ordnung in den Schußbereich der Artillerie zu kommen. Je tiefer die Glieder
[* 98] hintereinander
und je näher die Rotten nebeneinander stehen, um so verheerender wird die Wirkung einschlagender Granaten
[* 99] sein. Die zerstreute
Fechtart zwang wiederum die Artillerie zu ausgedehnterer Anwendung des Schrapnells.
letztere eröffneten zerstreut, unsern Schützenlinien vergleichbar, das Gefecht;
ihnen folgte die schwer
bewaffnete Hoplitenphalanx, deren Stoßkraft bei der Geschlossenheit der großen Massen eine gewaltige
war.
Die Reiterei, im griechischen Gebirgsland schwer verwendbar, blieb für den Kampf von untergeordneter Bedeutung, bis sie
Alexander d. Gr. zu glänzender Entwickelung führte. Obgleich die griechischen Heere in ihrer wohlgeordneten Gliederung den
unbeholfenen persischen Heerhaufen taktisch überlegen waren, fehlte ihnen doch für ein besseres Ausnutzen günstiger Gefechtsmomente
die nötige Beweglichkeit, in welcher RichtungEpameinondas in der Schlacht bei Leuktra 331 v. Chr. mit seiner
schiefen Schlachtordnung den ersten entscheidenden Schritt that. Er teilte sein Heer in einen
¶