wie ein
Fächer
[* 2] faltbar sind; die Weibchen sind flügel- und beinlos.
Letztere, von Gestalt einer
Made, ohne
Augen, wohnen im
Hinterleib von
Bienen und
Wespen und strecken nur ihren Vorderkörper aus dem Wirtstier hervor, so daß sie von dem sehr kurzlebigen
Männchen nur mittels besonderer Vorrichtungen begattet werden können. Die
Eier
[* 3] entwickeln sich im Mutterleib;
die jungen
Larven gelangen
ins Freie, bohren sich in
Wespen- oder Bienenmaden ein und machen nun zusammen mit ihrem Wirt, ohne
ihm wesentlich zu schaden, die
Verwandlungen zum vollkommenen
Insekt durch. Von manchen Entomologen werden die Fächerflügler zu den
Käfern
oder auch zu denNetzflüglern gerechnet. Die bisher bekannt gewordenen
Arten hat man auf etwa vier
Gattungen
verteilt. Die obige Abbildung zeigt das Männchen von
Pecks Immenbreme (Xenos Peckii) mit den verkümmerten Vorderflügeln
(a) und das Weibchen von
Rossis Immenbreme (X. Rossii, b) von der Bauchseite, beide stark vergrößert.
Schichtenstellung, ein namentlich bei altkristallinischen
Gesteinen
(Gneisen und
Schiefern, z. B. in den
Alpen
[* 4] und in
Skandinavien) vorkommender Schichtenbau, bei welchem sich an eine zentrale
Zone von senkrechten
Schichtensystemen nach rechts und links geneigte, der zentralen
Partie zufallende
Schichten anlehnen mit einem um so stärkern
Fallwinkel, je weiter sie von dem
Zentrum entfernt sind.
(Stakholz), gespaltene
Hölzer von etwa 30
cmLänge und 6-8
cmDicke und
Breite
[* 8] zum Ausstaken der Holzwände, wenn
letztere mit Strohlehm ausgefüllt werden sollen;
die Fachhölzer werden zu diesem Behuf vorher mittels der Fachgerten, gespaltener
Stäbe, nach Art gewöhnlicher
Körbe ausgeflochten.
gewerbliche, d. h. einzelne höhern Unterrichtsanstalten angehängte
Klassen, die unter Voraussetzung
eines gewissen
Grades allgemeiner
Bildung sich die unmittelbare Vorbildung ihrer
Schüler für das gewerbliche
Leben zum
Ziel
setzen.
In demPlane, nach dem 1879 das gewerbliche Unterrichtswesen in
Preußen
[* 11] umgestaltet ward, sind derartige an den Oberreal-
und höhern
Bürgerschulen (nach jetziger Bezeichnung) als mittlere
Stufe zwischen den im engern
Sinn sogen.
Fachschulen und
den technischen
Hochschulen gedacht.
Wie jene unmittelbar für die niedern
Stufen der
Praxis und diese für die höchsten technischen
Stellungen, so sollen die Fachklassen mittlere
technische Beamte, wie Betriebsaufseher, Fabrikleiter etc., vorbilden. Sie
setzen die
höhere Bürgerschule oder dem entsprechend die sechs untern Jahrgänge der
Oberrealschule, bis Untersekunda einschließlich,
als zurückgelegt, die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Heerdienst als erlangt voraus und führen
die Zöglinge durch zwei einjährige
Klassen ihrem
Ziel entgegen, dessen Erreichung durch eine Abgangsprüfung vor staatlicher
Kommission dargethan wird. Eine Prüfungsordnung ist für diese
Prüfungen im J. 1883 erlassen worden.
- Derartige Fachklassen, namentlich für Maschinentechniker, bestehen noch an einigen aus den frühern
Provinzial- und königlichen
Gewerbeschulen hervorgegangenen Oberreal- und
Realschulen. In
Breslau
[* 12] ist überdies eine zweite für Chemiker, in
Gleiwitz
[* 13] für
Hüttenleute eingerichtet. Im ganzen aber ist das Ergebnis (hauptsächlich wohl wegen der hohen
Forderung
bezüglich der allgemeinen
Bildung) hinter der Erwartung zurückgeblieben. Bei dem Übergang des niedern gewerblichen Unterrichtswesens
an das
Handelsministerium mit sind die Fachklassen mit den technischen
Hochschulen dem
Kultusministerium verblieben.
gewerbliche (technische Fachschulen), sind solche Anstalten, in denen ein bestimmtes
Handwerk förmlich gelehrt wird. Sie setzen meistens die
Volksschule als bereits zurückgelegt voraus, sind jedoch in einzelnen
Fällen auch mit der Oberstufe derselben so verbunden, daß der eigentliche Schulunterricht mit dem Fachunterricht nach
Stunden des
Tags oder
Tagen der
Woche abwechselt. Von den gewerblichen
Fortbildungsschulen (s. d.) unterscheiden sie sich dadurch,
daß sie die ganze gewerbliche Vorbildung übernehmen und nicht eine anderweit praktisch vermittelte Anleitung zum
Handwerk
nur nach gewissen
Richtungen hin theoretisch ergänzen; sie sind daher Tagesschulen, während die
Fortbildungsschulen für
Handwerker fast ausschließlich auf die Abendstunden beschränkt bleiben.
Von den mittlern und höhern technischen Lehranstalten unterscheiden sich die Fachschulen dadurch,
daß sie die allgemeine
Bildung ihrer Zöglinge nur so weit ins
Auge
[* 14] fassen, als dieselbe unmittelbar für die Ausübung des
Handwerks nötig ist, für welches jede einzelne
Schule vorbereitet, und daß sie namentlich höhere Schulbildung (fremde
Sprachen
etc.) weder voraussetzen, noch gewähren.
Immer bleibt aber der
Lehrgang der ein solcher, daß er über
das geringste
Maß der an einfache
Arbeiter zu stellenden
Forderungen hinausführt; sie bilden daher namentlich bei
Gewerken,
die einen fabrikmäßigen Betrieb verlangen, mehr Werkmeister als einfache
Arbeiter aus
(Werkmeisterschulen).
Über die gewöhnliche
Höhe erheben sich in dieser
Richtung namentlich die
Baugewerkschulen (s. d.) für Maurermeister und
Zimmermeister, deren Vorkenntnisse, namentlich in der
Mathematik, doch schon höhere sein müssen; überdies setzen sie einen
außerhalb der
Schule gemachten praktischen Anfang voraus. Die gegenwärtige
Bewegung zu gunsten der Fachschulen ging hauptsächlich
von
Frankreich aus, wo der
Fachbildung (enseignement spécial) namentlich seit dem
MinisteriumDuruy (1863-69) große
Aufmerksamkeit
gewidmet wird. Sie hat sich von da aus zuerst nach
Holland und nach
Belgien
[* 15] verbreitet, wo namentlich die
Webschulen in
Blüte
[* 16] stehen. Sorgfältige und für den Aufschwung namentlich der
Kunstgewerbe
(Kunsttischlerei, Schnitzerei,
Glasmacherei,
¶
mehr
Wirkerei,
[* 18] Spitzengewerbe etc.) sehr erfolgreiche Pflege hat das Fachschulwesen in Österreich
[* 19] gefunden. Im deutschen Reichsgebiet
sind namentlich Württemberg
[* 20] und KönigreichSachsen,
[* 21] auch Bayern
[* 22] auf diesem Gebiet thätig gewesen. In Preußen kam die Bewegung
verhältnismäßig spät, eigentlich erst seit 1879, in Gang
[* 23] und wird auch jetzt noch durch die Spärlichkeit der
verwendbaren staatlichen Mittel und wohl auch durch die Sorge gehemmt, daß durch Begründung von Fachschulen leicht Gewerbthätigkeiten
künstlich befördert werden können, deren Gedeihen von wechselnden Voraussetzungen abhängig ist.
Man beschränkt sich daher im wesentlichen darauf, solchen Gewerbszweigen durch Fachschulen zu Hilfe zu kommen, die sich bereits längere
Zeit in einer Gegend eingewurzelt und ihre Widerstandskraft auch gegen schwankende Lagen des großen Marktes
bewährt haben.
Vgl. »Das technische Unterrichtswesen in Preußen« (Berl. 1879, amtlich) und »Denkschriften über die Entwickelung
der gewerblichen Fachschulen« (das. 1881 und 1883, amtlich);
s. v. w. Absenker oder Ableger (s. d.), besonders Bezeichnung für die Absenker des Weinstocks, dessen Zweige,
auf den Boden niedergebeugt und mit fruchtbarer Erde bedeckt, sich leicht bewurzeln und dann abgetrennt werden können.
im Unterrichtswesen die Verteilung der Schüler in besondere Lehrklassen je nach ihren Fortschritten
und Leistungen in den einzelnen Lehrgegenständen, im Gegensatz zu dem Klassensystem, bei welchem die Schüler in Gemäßheit
ihres allgemeinen Bildungsstandes in Klassen eingeteilt werden. Das Fachsystem hat in Deutschland
[* 26] fast ganz dem Klassensystem weichen
müssen. An den preußischen Gymnasien wurde es 1816 durch die allgemeine Unterrichtsverfassung abgeschafft.
Zäher hält man an ihm in England sowie in den Privatinstituten der Schweiz
[* 27] fest. Dagegen herrscht in
Deutschland an allen höhern Schulen das Fachlehrersystem, nach dem jeder Lehrer die seinem Bildungsgang entsprechenden Fächer
in mehreren Klassen zu vertreten hat, weil es gegenüber dem Klassenlehrersystem bedeutend höhere Unterrichtserfolge ermöglicht.
Nur an Volksschulen und in den Unterklassen höherer Schulen ist meist Einem Lehrer der gesamte Unterricht
anvertraut. Um die Vorteile beider Systeme (kräftigere Förderung im Unterricht, planmäßiger und nachhaltiger erziehlicher
Einfluß) zu vereinigen, pflegt man in mittlern und obern Klassen einem Lehrer (Klassenlehrer, Ordinarius) mit einer bedeutendern
Stundenzahl auch eine gewisse leitende Stellung anzuweisen.
[* 28] (Fachwand, Riegelwand), im Gegensatz zu massiven Wänden eine aus einzelnen durch Rahmstücke, Riegel und Bänder
vereinigten Ständern bestehende Holzverbindung, deren Felder mit Ziegelsteinen oder Lehmsteinen ausgefüllt und von beiden
Seiten verputzt werden. Das Fachwerk eignet sich solchergestalt mehr für innere als für äußere Wände, da es hier weder einen
guten Anblick gewährt, noch von großer Dauer ist. In äußerlich unverputztem Zustand läßt sich zwar
ein besseres Aussehen erzielen, insbesondere wenn ein solcher Fachwerkbau auch im übrigen, z. B.
bei der Dachkonstruktion, künstlerisch ausgebildet wird; jedoch geben solche Außenwände wegen der zwischen dem Holz- und
Mauerwerk verbleibenden oder insbesondere bei Erschütterungen entstehenden Ritzen keine warmen Innenräume.
- Fachwerk im forsttechnischen Sinn, s. Forsteinrichtung.
(lat., »er machte«) steht
als Zusatz zu Künstlernamen bisweilen statt des gewöhnlichen fecit auf Gemälden, Kupferstichen, Holzschnitten, Bildwerken
etc. Man hat das Imperfektum statt des Perfektums als Ausdruck der Bescheidenheit gedeutet, womit der Künstler
angeblich sagen wollte, daß sein Werk der Vollendung ermangelte.
(lat., »Gesicht, Antlitz«) einer Gebirgsformation oder eines Formationsgliedes bezeichnet ein charakteristisches,
von andern Lokalitäten abweichendes petrographisches oder paläontologisches Verhalten derselben. In ersterer Hinsicht spricht
man z. B. von Sand-, Thon-, Kalkfacies, in letzterer von Korallen-, Schwamm-, Cephalopodenfacies u. dgl.
Man hat ferner aus beiden MomentenSchlüsse auf die Art und Weise der Entstehung geschichteter Gebirgsglieder gezogen und unterscheidet
danach eine Hochseefacies (pelagische, ozeanische Facies), wohin besonders die reinern Kalke gehören, und verschiedene Strandfacies,
welche sich in mergelig-kalkige, thonige und sandige teilen.
Sind Reste von Land- und Süßwassergeschöpfen in größerer Zahl vorhanden, so hat man Strandfacies
(Litoralfacies) im strengsten Sinn, die in brackische Bildungen übergehen. Man nennt diese auch Ästuarbildungen und bei etwas
größerer Flächenausdehnung limnische Facies. Fehlen organische Reste, welche auf marinen Ursprung deuten, ganz,
so gibt dies die Süßwasserfacies. Beispiel einer limnischen Facies ist die WealdenformationEnglands und Norddeutschlands,
während die mit ihm gleichzeitigen Übergänge von Jura zu Kreide
[* 30] in den Alpen pelagisch sind.
Auch die Strandbildungen des nord- und mitteldeutschen Lias und Keupers werden in den Alpen durch eine kalkige Hochseefacies
vertreten. Unter den Strandbildungen lassen sich noch solche unterscheiden, bei denen eine Senkung des
Landes und Meeresbodens, und solche, bei denen das Gegenteil stattfand. Erstere wirkten günstig für die Konservierung
organischer Reste und ermöglichten namentlich die Bildung von Kohlenflözen, z. B. im produktiven Steinkohlengebirge; letztere
begünstigten die Entstehung von Trümmergesteinen und führten öfters die Austrocknung von Meeresteilen und dadurch, besonders
bei periodischer Wiederholung derselben, den Absatz von Steinsalzlagern etc. herbei.
Fand nach längerer Entblößung einer Lokalität von Wasser, also nach längerer Pause in den Sedimentbildungen, eine erneute
Senkung unter das Meer statt, so wurden gröbere Stücke aus dem Boden oft in besondern Lagen zusammengeschwemmt (Konglomeratfacies).
Wenig Erfolg hat man bisher im allgemeinen, wenn auch einzelne bedeutsame Thatsachen vorliegen, hinsichtlich
der Feststellung klimatischer Facies auf Grund paläontologischer Verschiedenheiten innerhalb einer und derselben Schichtengruppe
gehabt.
(v. ital. fazzoletto), das im 16. Jahrh.
von Italien
[* 32] und Frankreich in Gebrauch und in die Mode gekommene Taschentuch, welches sehr bald zu einem Prunkstück wurde.
Besonders
wurde damit bei Brautgeschenken großer Luxus getrieben, den man gegen das Ende des 16. Jahrh. gesetzlich
zu beschränken suchte und 1595 in Dresden
[* 33] den untern Ständen sogar gänzlich verbot.
utdes oder Facio ut facias (lat.), »ich
thue (etwas), damit du (mir etwas) gebest«, oder »ich thue, damit du (mir etwas) verrichtest«,
eine Kontraktsform des römischen Rechts, zu den sogen. unbenannten Innominatkontrakten, d. h. zu denjenigen
gehörig, welche nicht, wie Kauf, Auftrag, Leihe, Darlehen etc., einen fest bestimmten Charakter und Namen haben, nicht ein für
allemal bestimmte rechtliche Verbindlichkeiten hervorbringen und in der Regel auch nur klagbar sind, wenn sie von seiten des
Klagenden bereits erfüllt werden. Da heutzutage alle Verträge klagbar sind, ist diese Form nicht mehr
von praktischer Bedeutung.
ein mit starker Flamme
[* 39] brennendes künstliches Licht,
[* 40] welches besonders im Freien benutzt wird. Oft dienen hierzu
mehrere zusammengebundene, besonders harzige Föhren- oder Fichtenspäne; gebräuchlicher aber sind Pechfackeln,
welche entweder aus einem gesponnenen, in geschmolzenes Pech wiederholt eingetauchten Docht oder aus einem mit Werg umwickelten
und dann mit Pech getränkten Stock von Fichtenholz bestehen, in neuerer Zeit auch pyrotechnische Gemische, deren Leuchtkraft
man durch Magnesiumpulver erhöht, oder elektrische Vorrichtungen.
Zum Aufstecken der Fackeln, besonders wenn sie so weit abgebrannt sind, daß man sie mit der Hand
[* 41] nicht
bequem halten kann, dient der Fackelschuh oder Fackelleuchter, ein in hinlänglich schwerem Fuß ruhender Holzstab, der oben
eine mit Blech beschlagene Vertiefung zum Aufnehmen der Fackel besitzt. Schon die Alten bedienten sich der Fackeln
bei feierlichen Gelegenheiten, auf Schiffen zu Signalen und im Krieg beim Beginn der Schlacht. Als Attribut der Eileithyia, Persephone,
[* 42] Demeter
[* 43] und Athene
[* 44] gab die Fackel einem dreitägigen Feste der Griechen den Namen Fackelfest. Zu Ehren der Feuergötter Hephästos,
[* 45] Prometheus etc. hielten die Athener
einen Fackellauf (Lampadodromia), in einem Wettrennen bestehend, bei
welchem die Wettläufer in an ihren Schilden angebrachten Fackelleuchtern brennende Fackeln trugen; der Sieger mußte sie unverlöscht
und zuerst zum Ziel bringen.
Oft waren damit Fackeltänze verbunden, welche auch an Konstantins d. Gr. Hof
[* 46] und an verschiedenen Höfen im Mittelalter üblich
waren und sich selbst bis auf die neueste Zeit an mehreren Höfen erhalten haben. Ein solcher Fackeltanz
ist ein polonäsenartiger Tanz, wobei die männlichen Tänzer eine Wachsfackel in der Hand tragen. Am Berliner
[* 47] Hof wird noch gegenwärtig
bei jeder Vermählung eines Gliedes der königlichen Familie ein Fackeltanz aufgeführt, dessen älteste Erwähnung bei Gelegenheit
der Vermählung der Tochter Joachims I. mit Albrecht vonMecklenburg
[* 48] gefunden worden ist, und der dann im 17. Jahrh.
zur festen Institution wurde.
Die Form desselben verläuft wie folgt: Unter Vortritt des Oberhofmarschalls und der dazu berufenen WirklichenGeheimenRäte
und Staatsminister, welche paarweise mit weißen Wachsfackeln und unter entsprechender Musik gehen, hält erst das
neuvermählte Paar einen Umgang im Saal, den dann auch die Braut mit dem König und den Prinzen nach der Reihe unter demselben
Vorgang und zuletzt der Bräutigam mit der Königin und mit den Prinzessinnen in gleicher Weise machen.
Endlich folgt die »Austeilung des Strumpfbandes« der Braut durch die Oberhofmeisterin, wobei elegante Kopien
als Andenken an die männlichen Gäste verteilt werden. Übrigens waren ähnliche Fackeltänze schon im 17. und 18. Jahrh.
auch an andern Höfen, z. B. am württembergischen, hannöverschen, englischen und dänischen Hof, gebräuchlich. Fackelzüge
kamen schon in der alten christlichen Kirche bei mehreren Gelegenheiten vor, so am Ostersonnabend als Zeichen,
daß selbst in der tiefsten Trauer das christliche Hoffnungslicht nicht völlig erloschen sei.
Auch jetzt noch wird in der römisch-katholischen Kirche das in Prozession herumgetragene Sanktissimum gewöhnlich mit brennenden
Fackeln begleitet, und Fackelzüge kommen außerdem bei feierlichen nächtlichen Leichenbegängnissen vor und sind als Ehrenbezeigung
namentlich unter den Studenten sehr in Aufnahme gekommen, wobei die Fackelstümpfe am Schluß des Umzugs
brennend in die Höhe geworfen werden. Elektrische
[* 49] Fackelzüge sind neuerdings in Amerika aufgekommen, und die Elektrizität
[* 50] wird
dabei von den inmitten des Zugs gefahrenen Akkumulatoren den Trägern durch Kabel zugeführt.
in See übliche Signalfeuer, welche 2 Minuten lang und auf 5 Seemeilen sichtbar mit weißem Licht brennen
und weder vom Sturm noch vom Regen ausgelöscht werden.
Der Leuchtsatz besteht aus 40 Schwefel, 13 Salpeter, 3 Mehlpulver, 1 Schwefelzinn
und wird mit Terpentinsprit angefeuchtet.
Fischerfahrzeuge ohne rote und grüne Schiffslaternen machen
sich durch eine Bluse, einen in Terpentin getauchten und entzündeten Ballen an langer Stange, bemerklich.
der Fackelhalter, mit denen bisweilen auch die Thürklopfer
[* 53] verbunden wurden, großer Fleiß verwendet. In den innern Räumen (Höfen,
Sälen etc.) wurden auch Kandelaber
[* 54] als Fackelhalter aufgestellt, in welche die in der Dunkelheit Ankommenden ihre Fackeln hineinsetzten.
moderatione (lat.), nach erfolgter Ermäßigung (der Kosten). ^[= Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, am Obrabruch, an der Obra und der Linie Breslau-Posen ...]
Factum naturae, natürliche, zufällige Begebenheit, Zufall. - Facta communia, Handlungen, die mit gegenseitiger
Einwilligung des Klägers und Beklagten vorgenommen werden;
[* 64] (engl. Fathom, franz. Brasse), Längenmaß, meist zu Tiefenmessungen und Garnmaß, Oberstufe des Fußes (meist à 6 Fuß).
Der englische Faden = 1,8288 m, der französische = 1,624 m, der holländische = 1,884 m, der spanische (braza) = 1,672 m, der
portugiesische (braça, Brasse) = 2,2 m, der preußische und dänische = 1,883 m, der schwedische (famm) = 1,781 m, der russische
(saschén) = 2,134 m. Für andre Zwecke, insbesondere als Brennholzmaß, wird dasselbe Maß gewöhnlich
Klafter (s. d.), als Bergwerksmaß Lachter (s. d.) genannt. Als Garnmaß ist der Faden die Länge eines Haspelumfanges und demnach
sehr verschieden. 100 englische Faden = 182,878 m bilden eine Kabellänge, welche in Deutschland und Österreich jetzt 185 m (0,1
Seemeile) beträgt. In andern Staaten rechnet man eine Kabellänge = 120 Faden, im britischen Reich1/8 Seemeile
= 126,7895 Faden = 231,871 m.
in der Heraldik ein schmaler, über den Wappenschild gezogener Schrägbalken, welcher, schrägrechts, vom rechten
Obereck nach dem linken Untereck gezogen, eine jüngere oder Nebenlinie, schräglinks einen unehelich Gebornen (Bastard,
daher Bastardfaden) aus dem Geschlecht bezeichnet (s. Figur).
zwei sehr feine Fäden (Spinnenfäden, sehr feine Metalldrähte, Seidenkokonfäden),
welche über einen Ring gespannt sind und sich in dessen Mittelpunkt kreuzen, werden in Fernrohren und Mikroskopen im Brennpunkt
des Okulars angebracht, um den Mittelpunkt und die Lage zweier senkrecht aufeinander stehender Durchmesser des Gesichtsfeldes
anzugeben und dadurch einen zu genauen Messungen erforderlichen Anhalt
[* 67] zu gewinnen. Nach Bedürfnis spannt
man auch mehrere Fäden in dem Ring aus, welche dann ein Fadennetz (Fadenmikrometer)
[* 68] bilden. Haltbarer sind dünne Glasplättchen
mit sehr feinen eingerissenen Linien. Bei nächtlichen Beobachtungen werden die Fadenkreuze durch eine seitliche Lampe
[* 69] beleuchtet.
Das Verdienst, das Fernrohr
[* 70] statt der frühern Diopter
[* 71] eingeführt und mit Fadenkreuz versehen zu haben, scheint
mehreren zu gebühren; man nennt insbesondere JeanBaptisteMorin (1634) und WilliamGascoigne (1640). Vgl. Fernrohr.
(Aeolis Cuv.), Gattung aus der Gruppe der Hinterkiemer (Opisthobranchia), im Meer lebende Nacktschnecken,
auf deren Rückenfläche sich zahlreiche Fortsätze erheben, an deren Spitze Säckchen mit Nesselkapseln liegen.
Aus letztern
kann ein nesselnder, als Verteidigungs- und Angriffswaffe dienender Faden herausgepreßt werden.
Die breitwarzige Fadenschnecke (A. papillosaCuv.), in der Nordsee, wird 15 cm lang, ist graubraun, kugelt sich, wenn sie auf den Rücken gelegt wird,
wie ein Igel zusammen und lebt hauptsächlich von Seeanemonen.
(spr. fehd), 1) John, engl. Maler, geb. 1820 zu Burley Mill inSchottland, kam 1841 auf die Akademie zu Edinburg
[* 74] und
begann schon im folgenden Jahr mit kleinen Genrebildern. Im J. 1850 machte er sich durch ein Bild: Shakespeare
und seine Zeitgenossen, und später durch zwei Reihen von Illustrationen: Sonntagsabend des Landmannes und die Heimkehr des
Soldaten, bekannt. Im J. 1864 siedelte er nach London
[* 75] über. Von seinen hier mit großer Sorgfalt, aber
ohne tiefere Empfindung ausgeführten Genrebildern sind zu nennen: das Schützenfest, der Steigbügeltrunk, des Försters Tochter,
Goldsmith in seinem Studierzimmer, die Mußestunde, der alte Korbflechter, der alte Krämer und Nach dem Sieg.
2)Thomas, engl. Maler, geb. 1826 zu Burley Mill, Bruder und Schüler des vorigen, lernte auch unter Allan
in Edinburg und wurde schon 1849 mit seinem Bild: Scott und seine Freunde Genosse der schottischen Akademie. 1852 ließ er sich
in London nieder, wo er 1855 mit seiner Waise einen großen Erfolg beim Publikum, weniger bei der Kritik hatte. Er malte besonders
Szenen aus dem Volksleben der schottischen Hochlande und der Arbeiterklassen, gewöhnlich mit empfindsamer
Auffassung, die ihren Reiz auf das englische Publikum nie verfehlt. Man fand in denselben die Charaktere trefflich gezeichnet,
aber zu zahm und gleichmäßig in der Empfindung; das Kolorit aber ward als unerträglich bezeichnet. Faed wurde 1864 Mitglied
der königlichen Akademie zu London u. 1875 Ehrenmitglied der WienerAkademie.
Kreishauptstadt in der ital. ProvinzRavenna, an der Via Ämilia, an der Eisenbahn von Bologna nach Ancona
[* 76] und
am Amone, in fruchtbarer Ebene, aus welcher der Kanal
[* 77] Zanelli zum Po di Primaro geht. Die Stadt hat einen großen, von Arkaden
umgebenen Marktplatz, in welchen die vier Hauptstraßen (darunter der breite Corso) einmünden, einen
imposanten Dom mit mächtiger Kuppel, ein Rathaus mit hohem Turm
[* 78] (die ehemalige 200jährige Residenz der Manfredi) und ein neues
Theater.
[* 79] Faënza zählt (1881) 13,998. Einw., welche Fabrikation
von Majolika und Steingut (ehemals sehr berühmt und nach dieser Stadt »Fayence«
[* 80] benannt), Seidenspinnerei und
Handel mit dem in der Umgebung gebauten Wein und Hanf betreiben. Die Stadt ist Sitz eines Bischofs, hat ein Lyceum, ein Gymnasium,
eine technische Schule, eine reichhaltige städtische Gemäldegalerie, eine städtische Bibliothek, ein allgemeines Krankenhaus
[* 81] und ist Geburtsort des Physikers Torricelli (1608). - Faënza ist das antike Faventia, eine Stadt der Bojer in
Gallia cisalpina, ward im Gotenkrieg völlig zerstört, gehörte in der Folge den Exarchen von Ravenna und stand noch später
in Abhängigkeit von Bologna, dessen Joch es endlich abschüttelte. Faënza war damals so stark befestigt, daß Friedrich II. es 1241 erst
nach achtmonatlicher Belagerung erobern konnte. 1376 wurde der Ort vom päpstlichen Heerführer Hawkwood
geplündert, wobei
4000 Personen umkamen.
Unter den sich bekämpfenden Adelsfamilien waren die Manfredi die bedeutendsten und erlangten zuletzt die Herrschaft. Denkwürdig
ist die heldenmütige Verteidigung des 17jährigen Astorre de Manfredi gegen CesareBorgia 1500, welcher ein Kapitulationsbruch
und die Erdrosselung des Jünglings in der Engelsburg zu Rom
[* 82] nachfolgten. Darauf wurde Faënza erst von den Venezianern,
sodann vom PapstJulius II. erobert und dauernd mit dem päpstlichen Gebiet vereinigt.
(Fofner), in der nordischen Mythologie Sohn des Zauberers Hreidmar, geriet mit diesem nach Otrs (s. d.) Tode
durch Odin über dessen Sühngeld in Streit und erschlug ihn; seinen Bruder und Mitschuldigen Regin aber, der einen Teil des
Goldes begehrte, zwang er zur Flucht, zog mit seinem Schatz zur Gnitaheide und bewachte ihn in Gestalt eines Drachen. Regin,
der in des Königs Hialfrek Palast den Wölsungen Sigurd in allerlei Künsten unterrichtete, schmiedete nun
diesem ein treffliches Schwert und forderte ihn auf, Fafnirs Gold
[* 83] zu suchen.
Sigurd ging mit Regin auf die Gnitaheide, verbarg sich dort in einer Grube und durchstach von derselben aus den Drachen, der
über ihn hinwegkroch, um im roten See seinen Durst zu löschen. Sterbend sagte ihm Fafnir den Fluch, der auf
dem beim Schatz befindlichen Ring des Zwergs Andwari (s. Andwaranaut) lastete, um ihn von der Erhebung des Horts abzuhalten; Sigurd
aber achtete nicht der Rede. Regin trank Fafnirs Blut und legte Sigurd auf, ihm das Herz des Drachen zu braten; dies that dieser,
verzehrte es aber selbst, worauf er die Sprache
[* 84] der Vögel
[* 85] verstand. Von dieser Begebenheit nennen die Dichter das Gold »Fafnirs
Lager«,
[* 86] Sigurd aber erhielt den Beinamen Fafnirstöter (Fafnirsbana). Abweichend ist die Erzählung im Heldenbuch. Vgl. Sigurd.
FerdinandJulius, schwed. Maler, geb. zu Stockholm,
[* 104] widmete sich anfangs in seiner
Vaterstadt der Schiffbaukunst,
[* 105] studierte zu Upsala
[* 106] und trat dann ins Militär. Nachdem er zunächst nur in seinen Mußestunden
die Kunst und insbesondere die Porträtmalerei getrieben hatte, entschloß er sich 1854, ganz zur Malerei überzugehen. Er
bezog deshalb die Akademie in Stockholm und bildete sich dann unter Karl Sohn in Düsseldorf
[* 107] und später
unter Couture in Paris weiter aus. In Düsseldorf, wo er seinen Wohnsitz nahm, widmete er sich infolge einer Reise nach Holland
vorzugsweise der Schilderung des dortigen Strand- und Schifferlebens und schuf Bilder von großer Lebenswahrheit, gelungener
Charakteristik und gesundem Humor. Dahin gehören z. B.: die angehenden Raucher und die Eifersucht (beide
im Nationalmuseum in Stockholm), die Liebeserklärung, der Heiratsantrag, die Krankenstube, der fein und scharf charakterisierte
verschmähte Freier.
(spr. fadschu-), Giambattista, ital. Dichter, geb. zu
Florenz,
[* 108] erhielt im Jesuitenkollegium seine gelehrte Bildung, ward zu Florenz unter anderm Mitglied der
Neun, eines administrativen Kollegiums für das Gebiet von Florenz, und starb Seine meist burlesken Gedichte erschienen
unter dem Titel: »Rime piacevoli« (Flor. 1729, 2 Bde., u. öfter;
auch Lucca
[* 109] 1733 fagiuoli, 6 Bde., wozu nach seinem Tod noch ein 7. Band
[* 110] kam, Vened. 1745). Seine »Commedie«
(Flor. 1734-36, 7 Bde.) enthalten 22 Lustspiele. Seine Darstellung derSitten ist natürlich, sein Dialog ungezwungen und seine
Sprache korrekt; aber seinen Stücken mangeln komische Kraft
[* 111] und dramatisches Leben.
(ital.
Fagotto, franz. Basson, engl. Bassoon), eins der dem heutigen Symphonieorchester
angehörigen Holzblasinstrumente und Nachkomme der im 16. Jahrh. üblichen Bomharte. Die unförmlichen Dimensionen der größern
Arten (Baßpommer und Doppelquintpommer), welche über 8 und 10 Fußlang waren, brachten den Kanonikus Afranio zu Ferrara
[* 112] 1539 auf
den Gedanken, das Rohr zu knicken und wie ein Bündel (fagotto) zusammenzulegen. Die Einrichtung der ersten
Fagotte war indes so unvollkommen, daß sich die Bomharte über ein Jahrhundert daneben hielten.
Wegen der viel sanftern Intonation wurde das Fagott lange Zeit Dolcian (Dulcian) genannt. Das Fagott gehört zu den Instrumenten mit
doppeltem Rohrblatt (wie Oboe und Englisch Horn), welches in den S-förmig gewundenen Hals des Instruments
eingeschoben und festgebunden wird; während aber bei den Schalmeien und Bomharten das Doppelblatt in einem kesselförmigen
Mundstück frei stand und vom Bläser nicht berührt wurde, fehlt bei den Oboen und Fagotten das Mundstück ganz, und der Bläser
nimmt das Doppelblatt direkt zwischen die Lippen, wodurch er denAusdruck des Tons ganz in die Gewalt bekommt.
Das Fagott ist also nicht einfach ein geknickter Bomhart mit verbessertem Tonlöcher- und Klappenmechanismus, sondern setzt zugleich
die Erfindung voraus, welche die Schalmei zur Oboe machte. Wesentliche Verbesserungen des Mechanismus des Fagotts haben in diesem
Jahrhundert Almenräder und Th. Böhm gemacht. Der Umfang des Fagotts ist vom Kontra-B bis zum zweigestrichenen
c (1B bis c''), auf den neuesten Instrumenten bis es''; Virtuosen bringen auch noch e'' und f'' heraus, doch ist die gewöhnliche
Grenze für den Orchestergebrauch as'. Ein weiches Blatt
[* 113] begünstigt die Ansprache der tiefern, ein hartes die der höhern Töne;
die Unterscheidung des ersten und zweiten Fagotts im Orchester ist daher vom Komponisten wohl zu berücksichtigen.
Das Kontrafagott steht noch eine volle Oktave, das veraltete Quartfagott eine Quarte tiefer als das Fagott, das ebenfalls veraltete
Quintfagott (Tenorfagott) dagegen eine Quinte höher (tiefster Ton F).
der geistliche Name des chines. Buddhapriesters Sehi, welcher
von 399 n. Chr. an in 14 Jahren 30 verschiedene Länder durchwandert und von dort große Schätze heiliger
Bücher zurückgebracht haben soll.
Sein Reisebericht »Fu-kuo-ki« wurde 1836 von AbelRémusat übersetzt;
er enthält zwar,
weil die technische Sprache der Buddhisten damals noch ungenügend gekannt war, viele Unrichtigkeiten, ist aber zur Kenntnis
des damaligen Standes der Buddhalehre in Indien von Wichtigkeit.
(Fallbänder), lokale Anhäufungen der in der übrigen Gesteinsmasse (meist Gneisen) nur als ganz zurücktretende
accessorische Bestandteile vorkommenden Mineralien,
[* 115] namentlich des Magneteisens, der Kupfer-, Zink-, Zinn- und Kobaltverbindungen.
Bei genügender Konzentration dieser Erzpartikeln werden die Fahlbänder bauwürdig, namentlich dann, wenn sich die
Erze innerhalb der Imprägnation gewisser Massen als höchster Grad derselben zu
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