feucht gewordener
Luft aus Trocken- und Kühlräumen, der
Gase
[* 2] und
Dämpfe aus den
Retorten der Leuchtgasanstalten etc. Zu diesen
Zwecken lassen sich zwar alle unter
»Gebläse«
[* 3] beschriebenen
Apparate verwenden, doch sind folgende von ihnen namentlich dazu
geeignet. Die größte Verbreitung haben die nach dem
Prinzip der
Zentrifugalventilatoren und
Kapselräder
[* 4] erbauten
Exhaustoren. In kolossalen
Dimensionen ausgeführt (von mehr als 10 m
Durchmesser), werden sie zur Grubenventilation als Wetterruder
verwendet. Vielfach werden jetzt Dampfstrahlapparate, sogen. Dampfstrahlexhaustoren oder
Ejektoren, bei welchen die
Luft von
einem mit großer
Geschwindigkeit in ein
Rohr ausströmenden Dampfstrahl mit fortgerissen wird, zum Luftansaugen verwendet
(s.
Strahlapparate).
[* 5] Vereinzelt sind auch Exhaustoren nach Art der
Cylinder- und Glockengebläse im
Gebrauch.
(lat.), in der Rechtssprache das Vorlegen, Vorzeigen
oder Zugänglichmachen einer
Sache, welches von jemand aus einem rechtlichen
Interesse verlangt werden kann. Aus allgemeinen
Billigkeitsrücksichten gibt nämlich das
römische Recht demjenigen, für welchen es von rechtlichem
Interesse ist, daß ihm
eine
Sache vorgelegt oder sonst zugänglich gemacht werde, eine
Klage auf Exhibition derselben (actio ad exhibendum). Er
kann damit nicht die Heraus- oder Zurückgabe der betreffenden
Sache, sondern lediglich deren Vorlegung (das
Exhibieren) fordern.
Die Exhibitionsklage hat daher einen wesentlich vorbereitenden
Charakter; namentlich dient dieselbe auch dazu, um die Loslösung
einer an und für sich beweglichen
Sache, welche aber mit einer unbeweglichen in
Verbindung gebracht und zur
Zeit deren
Zubehör ist, von der unbeweglichen
Sache zu erwirken, um die exhibierte, nun wieder bewegliche
Sache alsdann mittels
einer weitern
Klage vindizieren zu können. Der
Hauptfall der Verbindlichkeit zur Exhibition (Exhibitionspflicht) ist aber der, daß
der Beklagte eine
Urkunde besitze, an deren Vorlegung der Kläger ein rechtliches
Interesse hat. In diesem
Fall heißt die Exhibition
Edition (s. d.), welch letztere entweder in einem besondern
Rechtsstreit oder aber in einer bereits rechtshängigen
Prozeßsache als Inzidentstreitpunkt vorkommen kann.
(engl., spr. -bischn), bei den Engländern Bezeichnung
der modernen
Industrieausstellungen (s.
Ausstellungen), die von den
FranzosenExpositions genannt werden,
während Exhibition (spr. -bißjóng) bei ihnen nur den einzelnen Beitrag zur
Exposition, dann insbesondere auch Tierschau bedeutet.
Alkibiades wurde zuerst wegen
Verstümmelung der
Hermen, dann wegen Unglücks im
Krieg aus
Athen verbannt,
Thukydides,
weil er 423
v. Chr.
Amphipolis nicht hatte retten können. Auch war dem kriminell Angeklagten gestattet, sich nach der ersten gerichtlichen
Verhandlung ins Exil zu begeben, sobald der
Staat nicht unmittelbar beteiligt war. Der Landesflüchtige verlor
seine sämtlichen bürgerlichen
Rechte und sein
Vermögen, und oft wurde selbst seine zurückgelassene
Familie nicht mehr als
zu ihm gehörig angesehen.
Eine gesetzliche Rückkehr konnte nur infolge eines Volksbeschlusses erfolgen, indem entweder die
Gründe der
Verbannung wegfielen,
oder
Verdienste die frühere
Schuld gutmachten. Zugleich erfolgte dann dieWiedereinsetzung in alle frühern
Rechte und in das
Vermögen. Eine eigne Art des Exils bestand in
Athen noch in dem
Scherbengericht oder Ostracismus (s. d.),
wodurch man das Exil für
Männer dekretierte, deren Anwesenheit dem
Staat gefährlich werden zu können schien.
Bei den
Römern ist das Exil in der ältern Zeit durchaus nicht als
Strafe anzusehen, erst gegen das Ende
der
Republik und unter den
Kaisern finden wir es als
Deportation (s. d.) und
Relegation wieder. Exil war ursprünglich nicht
Landesverweisung,
sondern bloß
Verzicht auf das einheimische
Bürgerrecht mit Übersiedelung in eine andre Stadt. So konnte der
Römer
[* 8] dadurch,
daß er
Bürgerrecht und Aufenthalt in
Rom
[* 9] aufgab und sich in einem verbündeten
Staat niederließ, dem
Strafurteil seiner bisherigen Obrigkeit entgehen. Um aber zu verhindern, daß der Landesflüchtige (exul) als
Bürger einer
andern Stadt hätte zurückkehren können, ward er unter den
Bann gestellt, d. h. es wurde ihm die
Gemeinschaft desWassers
und
Feuers untersagt (aquae et ignis interdictio); kehrte er dennoch zurück, so war es jedem gestattet,
ihn zu töten.
Die Aufhebung dieses
Bannes durch Volksbeschluß war die Form, um einen Verbannten zurückzurufen. Erst gegen das Ende der
Republik wird das Exil als
Strafe genannt. Sie erfolgte für denjenigen auf zehn Jahre, welcher sich des
Ambitus schuldig gemacht hatte, zuweilen auch für den, welcher den
Staat gröblich verletzt zu haben schien. In einem jeden
Gericht war dem schuldigen Angeklagten, solange das
Urteil noch nicht gefällt war, gestattet, sich ungehindert zu entfernen;
nur bei eigentlichem offenkundigen
Hochverrat bemächtigte man sich der
Person des Schuldigen und bestrafte
ihn. Die nächste
Folge des Exils war Verlust des
Bürgerrechts und
Vermögens. Der römischen
Aquae et ignis interdictio entsprach
die altdeutsche
Friedlosigkeit (s. d.). Die heutige
Ausweisung (s. d.) kann nicht als Exil aufgefaßt werden, wenn auch
der
Ausdruck Exil zuweilen auf unsre modernen Lebensverhältnisse
übertragen wird.
(lat.), von einer Verbindlichkeit ausnehmen, befreien;
daher auch kreiseximiert in
Preußen
[* 10] von
Städten, welche nicht unter dem Landratsamt des betreffenden
Kreises, sondern unmittelbar
unter der
Regierung stehen;
im grammatikalischen Sinn ein Satz, der kein oder ein völlig unbestimmtes Subjekt hat, z. B.
es regnet, es blitzt, also nichts andres besagt, als daß die (an sich mögliche) Erscheinung des Regnens, Blitzens etc. in
diesem Augenblick sich verwirkliche.
nennt man diejenige Summe, welche als zur Erhaltung des Lebens (durchschnittlicher
eigner Unterhalt wie auch derjenige einer Familie in Zeiten der Arbeitsfähigkeit sowie auch in denen der Krankheit und Invalidität)
unbedingt nötig erachtet wird. Der Begriff Existenzminimum ist ein relativer, indem das, was als notwendig und unentbehrlich angesehen
wird, je nach der Standesangehörigkeit u. der Kulturhöhe sehr verschieden
sein kann. So kann der Arbeitslohn mit steigender Kultur sich erhöhen, ohne über das Existenzminimum hinauszugehen, weil mit zunehmendem
Lohn weitergehende Ansprüche an das Leben (Wohnung, Nahrung, geistige Genüsse etc.) gestellt werden. In diesem Sinn faßte auch
Lassalle das sogen. eherne Lohngesetz auf. Eine praktische Anerkennung findet das Existenzminimum vielfach bei der Besteuerung,
indem man Einkommen, welche einen bestimmten Betrag nicht erreichen, von Personalsteuern freiläßt. (In Preußen z. B. werden
Einkommen von 420 Mk. und weniger nicht zur allgemeinen Einkommensteuer herangezogen.) Vgl. Einkommensteuer und Steuern.
Der Ausleger trägt den für die Baggerarbeit bestimmten großen eisernen Kübel a mittels des Flaschenzugs (s. d.) d. Durch
Anziehen des letztern wird der Kübel im Bogen
[* 16] durch das Erdreich gezogen, indem er zugleich durch den Stiel
b die erforderliche Stützung erhält. Nach Füllung und Hebung
[* 17] des Kübels findet die Drehung des Auslegers durch eine um die
Kettenscheibe c gelegte Kette so weit statt, daß der Kübel über ein zur Entfernung des ausgehobenen Erdreichs bestimmtes
Fahrzeug gelangt; durch das Öffnen der Bodenklappe wird dann der Kübelinhalt in diesen gestürzt. Je nach der Bodenbeschaffenheit
und Stellung des ganzen Apparats wird die Länge des Stiels b bemessen, welcher dem entsprechend verstellbar eingerichtet ist.
Zum Betrieb dieses ganzen Apparats dient eine auf dem hintern (in der
[* 11]
Figur weggelassenen) Teil des Wagens
f aufgestellte Dampfmaschine.
[* 18] Von ähnlicher Konstruktion sind die Exkavatoren von Ottis, Osgood u. Komp. etc.
Eine zweite Art von Exkavatoren arbeitet mit zwei gekrümmten Grabschaufeln, die nach Art einer Beißzange gegeneinander
wirken. Der hierher gehörige Bothsche Exkavator
[* 11]
(Fig. 2) hängt mit der Kette c an einem fahrbaren Drehkran
und sinkt unter Gewichtsbelastung beim Herablassen mit seinen Grabschaufeln a in den Boden ein. Hierauf wird die Kette d, welche
um die Trommel e gewickelt ist, angezogen, wobei durch ein Rädervorgelege die (in der
[* 11]
Figur punktiert
angegebene) kleine Trommel h gedreht wird und die Kette g verkürzt. Dadurch wird das obere Scharnier der
Stangenf in einem Schlitz des Rahmens b herabgezogen, so daß durch die untern Enden derselben Stangen die Schaufeln a einander
genähert wer-
[* 11]
^[Abb.: Fig. 1. Exkavator von Ruston, Proctor u. Komp.]
¶
mehr
den, indem sie eine QuantitätErde zwischen sich fassen. Nun wird der ganze Apparat an der Kette c emporgezogen, mit dem Kran
seitwärts bewegt und durch Öffnen der Schaufeln über einem Transportwagen entleert. Trockenbagger ähnlicher Konstruktion
(von Morris u. Cumming, von Curtis, Fibes u. Komp., Symouds, Holroyd u. a.) weichen
nur in der Art der Schaufelbewegung von den Bothschen ab. Die Exkavatoren von Frey, Fils u. Sayn, von Trevethik,
Couvreux sind nach dem Prinzip der Eimerkettenbagger (s. Bagger)
[* 20] konstruiert.
Leistung und Anwendbarkeit der Exkavatoren werden wesentlich durch die Art des zu lösenden Erdreichs beeinflußt.
Loser Felsboden und stark mit großen Steinen durchsetzte Gerölle sind für sie die ungünstigsten Bodenarten,
während alle weichen Erdarten durch diese Maschinen besser als durch Handarbeit bewältigt werden. Bei hartem Boden arbeitet
man den Exkavatoren häufig mit andern Maschinen durch Auflockerung vor. Es sind das entweder Kratzer (d. h. mit hakenartig konstruierten
Armen besetzte und durch Maschinen bewegte Wellen)
[* 21] oder kräftig gebaute Pflüge,
[* 22] die entweder von Pferden
oder bei sehr schlüpfrigem Boden besser von maschinell bewegten Seilen gezogen werden.
Die Nivellier- und Planierungsmaschinen finden hauptsächlich bei solchen Erdarbeiten Anwendung, bei denen es darauf ankommt,
Flächen möglichst gleichmäßig abzuebnen. Sie bestehen aus kübelartigen, an zweiräderigen Karren
[* 23] befestigten Gefäßen,
welche, von Menschen oder Pferden fortbewegt, die zu beseitigenden Erhöhungen fortnehmen und vorwärts
bewegen, den gewonnenen Boden bis zur geeigneten Ablagerungsstätte transportieren und hier durch Umkippen entleert werden.
Vgl. Henz, Anleitung zum Erdbau (3. Aufl. von Streckert, Berl. 1873).
(lat., »Auswurfstoffe«,
Faeces), diejenigen Stoffe, welche der lebende Körper durch den After entfernt, und welche der Hauptmasse
nach aus den unverdauten, mehr oder weniger veränderten Resten der Nahrung bestehen. Außerdem sind ihnen Schleim, Reste der
Galle und zerfallene Epithelzellen beigemengt. Vom wesentlichsten Einfluß auf die Beschaffenheit der Exkremente ist die Menge und Art
der Nahrung. Bei Pflanzenkost trifft man verholzte Pflanzenzellen ziemlich unverändert an, der Gehalt an
Cellulose ist um so bedeutender, je mehr leichtverdauliche Nahrung nebenbei aufgenommen wurde.
Chlorophyll und die übrigen Farbstoffe aus dem Pflanzenreich scheinen in ihrer ganzen Menge unverändert im Kot angetroffen zu
werden. Dasselbe gilt für harz- und wachsartige Substanzen. Unverändertes Stärkemehl wird für gewöhnlich
nicht angetroffen, doch gehen gummiartige Kohlehydrate zum Teil unverändert über. Von eiweißartigen Stoffen trifft man Nuclein
häufig in nicht unbedeutender Menge an, besonders bei reichlicher Brotnahrung. Bei Fleischkost bildet sich verhältnismäßig
sehr wenig Kot; derselbe enthält sehnige Bindegewebsmassen, der Verdauung entgangene elastische Fasern, Nuclein, Mucin und Lecithin.
Nach Fettgenuß stößt man auf kleine Mengen von Calciumverbindungen der Fettsäuren. Nach der Aufnahme
von Knochen
[* 24] wird der Kothart und trocken; er stellt eine hellgraue, krümelige Masse dar, die fast ausschließlich aus Kalksalzen
besteht. Sowohl bei Pflanzen- als bei Fleischkost trifft man außerdem in den Exkrementen Fäulnisprodukte und Beimengungen
aus dem Verdauungsapparat an. Zu den Fäulnisprodukten gehören Essigsäure, Buttersäure, Kapronsäure
und andre fette Säuren, außerdem Phenol, Indol und Skatol.
Die letzten beiden Körper erteilen hauptsächlich den Exkrementen ihren widerlichen Geruch, der bei Fleischkost viel intensiver
ist als bei Pflanzenkost. Von Gallenbestandteilen stößt man in den Exkrementen auf Hydrobilirubin (Stercobilin), Gallensäuren
sowie Abkömmlinge derselben und Cholesterin. Das Stercobilin bedingt neben dem Chlorophyll hauptsächlich die Färbung der
Exkremente. Von den Gallensäuren wird nur Glykocholsäure unzersetzt angetroffen, während die Taurocholsäure schon im Dünndarm in
Taurin und Cholalsäure zerfällt. Das Cholesterin stammt nicht ausschließlich aus der Galle, denn dieser Körper ist ein ziemlich
verbreiteter Bestandteil der tierischen und pflanzlichen Nahrungsmittel.
[* 25] Der Kot enthält eine bedeutende
MengeWasser, welche ziemlichem Wechsel unterworfen ist. In Krankheiten erleiden die Exkremente vielfache Veränderungen.
Trotzdem die Exkremente durch die peristaltische Thätigkeit unaufhörlich nach unten geführt werden, findet nur
in größern Zwischenräumen eine Defäkation statt. Durch die Wirkung des am Endstück des Mastdarms¶
mehr
gelegenen Schließmuskels (Sphincter ani) wird nämlich der Darmkanal geschlossen und sein Inhalt zurückgehalten, bis infolge
häufigern Andrängens der Exkremente gegen diesen Schließmuskel ein Reiz zur Defäkation erfolgt. Dieser Muskel erschlafft infolgedessen,
der Mastdarm gerät in kräftige peristaltische Bewegung, und unter mehr oder weniger starker Mitwirkung der Bauchpresse erfolgt
das Absetzen der Exkremente.
Die frischen Exkremente unterliegen sehr schnell einer Zersetzung, indem Fäulnis- und Verwesungsprozesse je nach den obwaltenden Verhältnissen
eintreten. Dabei findet besonders eine erhebliche Verminderung des Stickstoffgehalts statt, welche sich auch schon durch
die starke Entwickelung von Ammoniak zu erkennen gibt. Außerdem entweichen Kohlensäure und Schwefelwasserstoff;
die organische Substanz wird oxydiert, und es vermehrt sich also der relative Gehalt an mineralischen Bestandteilen.
Diese Prozesse vermindern den Wert der Exkremente als Dünger, und der Landwirt hat deshalb auf die Behandlung des Mistes (s. d.) besondere
Sorgfalt zu verwenden. Bei den menschlichen Exkrementen kommt namentlich in den Städten in Betracht,
daß die faulenden Massen durch die exhalierten Gase die Luft verderben, daß aus Gruben mit Fäulnisprodukten beladene Flüssigkeit
in das umgebende Erdreich sickert und letzteres wie auch das Brunnenwasser verunreinigt, und daß endlich die sich zersetzenden
den Boden für eine üppige Entwickelung von Ansteckungsstoffen abgeben können.
Die menschlichen Exkremente betragen im Jahr etwa 0,513 cbm, wovon 0,43 cbm auf den Harn und 0,083 cbm auf den Kot kommen. Das Gewicht
eines Kubikmeters gemischter Exkremente beträgt 958,8 kg.
Grubeninhalt von durchschnittlicher Beschaffenheit enthält etwa
Die zweckmäßige Verwertung der menschlichen Exkremente ist von höchster Wichtigkeit, da die Exkremente Pflanzennahrungsstoffe
enthalten, welche dem Boden entzogen werden und durch teure Dungstoffe zu ersetzen sind, von denen Deutschland
[* 27] allein jährlich für viele MillionenMark einführt, während
die Exkremente, deren Wert auf mehr als 400 Mill. Mk. veranschlagt
werden muß, zum großen Teil unbenutzt bleiben. Die Schwierigkeiten, welche hier zu überwinden sind, beruhen auf der Verschiedenheit
der Interessen der Land- und Stadtwirtschaft.
Die Städte streben in erster Linie danach, die Exkremente möglichst schnell und billig los zu werden, um allen
Nachteilen für die öffentliche Gesundheit, welche aus der Vernachlässigung der Exkremente entstehen, zu entgehen. Die Landwirtschaft
dagegen ist wenig geneigt, die städtischen Abfallstoffe ohne jegliche Garantie für den Gehalt derselben und in ungeeigneter
Form zu kaufen und zu verwenden. In kleinen Städten lassen sich nun recht wohl Einrichtungen treffen,
durch welche der Landwirtschaft die Exkremente mit Vorteil zugänglich gemacht werden können; in großen Städten aber erwachsen ganz
erhebliche Schwierigkeiten aus der Mannhaftigkeit der zu bewältigenden Stoffe, und bis jetzt fehlt noch viel an einer Verständigung
über das zweckmäßigste System.
Die älteste Art der Ansammlung der Exkremente in den Städten ist die der Versitzgruben (Schling- oder Schwindgruben) ohne Mauerwerk,
in welchen die Exkremente monate-, selbst jahrelang lagern, sich zersetzen und stinkende Gase entwickeln, die oft in die Wohnungen
gelangen. Aus den Gruben dringen lösliche oder durch die Fäulnis löslich gewordene Bestandteile der Exkremente in
das benachbarte Erdreich, verunreinigen die Brunnen
[* 28] und entwickeln bei weiterer Zersetzung im BodenGase, welche an die Oberfläche
entweichen und zum Teil ebenfalls in die Häuser dringen.
Die ausgemauerten Gruben sind nur wenig besser, da sie auch bei sorgfältigster Herstellung mit Zement oder Asphalt bald undicht
werden und dann ebenfalls eine Verunreinigung des Untergrundes herbeiführen, im übrigen aber alle Mängel der Versitzgruben
teilen. Eine Auskleidung der Gruben mit Eisenblech wird bald durch Rost zerstört. In Antwerpen
[* 29] isoliert man die gemauerte Grube
durch eine Luftschicht von dem umgebenden Erdreich. Bei den Versitzgruben rechnete man auf die allmähliche
Absorption der Exkremente durch den Boden, und wenn derselbe endlich durch die Infiltrationen undurchlässig geworden war, verschloß
man die alte Grube und legte neben derselben eine neue an. Die gemauerten Gruben werden dagegen regelmäßig entleert (Abfuhrsystem).
Dies geschah ursprünglich durch Ausschöpfen, viel zweckmäßiger sind aber Pumpen,
[* 30] welche den breiigen Inhalt
durch Gummischläuche aufsaugen und in Fässer drücken. Die aus letztern entweichende, mit übelriechenden Gasen beladene
Luft läßt man durch ein Becken mit glühenden Kohlen strömen, welche alle riechenden Stoffe verbrennen. Man benutzt auch nach
Le
[* 31] Sage eiserne Kessel, welche durch Einleiten von Wasserdampf aus einem Dampfkessel
[* 32] luftleer gemacht, dann vor
das Haus gefahren und durch einen Schlauch mit dem Grubeninhalt in Verbindung gebracht werden. Sobald man nun einen Hahn
[* 33] an dem
Kessel öffnet, treibt der Luftdruck den Grubeninhalt ohne jegliche Belästigung der Bewohner in den Kessel (pneumatische Grubenentleerung).
Einen Fortschritt gegen das Grubensystem bezeichnet das Tonnensystem. Die offenen Tonnen, Kisten oder Kübel,
welche ohne jede andre Vorkehrung zur Aufnahme der Exkremente in den Aborten aufgestellt und nach der Füllung entleert werden, sind
freilich verwerflich; dagegen hat das Tonnensystem durch Mittermaier in Heidelberg
[* 34] eine Gestalt erhalten, in der es ganz vortreffliche
Dienste
[* 35] leistet. Der unter dem Sitz befindliche Trichter geht in einen Siphon (schwanenhalsartig gebogenes
Rohr) über, welcher sich stets mit Exkrementen oder Wasser gefüllt erhält und dadurch das Aufsteigen von Gasen aus der Tonne
verhindert. Das Abfallrohr (aus Holz,
[* 36] Eisen
[* 37] oder Schamotte) mündet frei in die Tonne oder ist mehr oder minder
¶
mehr
sorgfältig an dieselbe angeschlossen. An jeder Tonne ist für den Fall des Überlaufens ein Röhrchen angebracht, unter dem
sich ein Blecheimer befindet. Zur Entfernung der Tonnengase dient ein Dunstrohr, welches die Verlängerung
[* 39] des Abfallrohrs
bis über das Dach
[* 40] hinaus bildet oder in einem besondern, neben dem Küchenkamin angebrachten Ventilationsschacht besteht,
der durch ein Seitenrohr mit dem Abfallrohr in Verbindung gesetzt ist. Die Tonnen bestehen aus Holz, verzinntem oder angestrichenem
Eisenblech und müssen für den Transport leicht und vollkommen verschließbar sein. Diese Einrichtung kommt vielfach modifiziert
zur Anwendung; der Siphon ist jedoch in kältern Gegenden nicht anwendbar. Oft findet man auch die Einrichtung
des Wasserklosetts, und bei manchen Konstruktionen ist schon im Trichter für Trennung der festen und flüssigen Exkremente gesorgt.
Boden, Wohnräume, Flüsse
[* 41] etc. werden beim Tonnensystem nicht verunreinigt, die Exkremente gewinnt man im frischen Zustand (Tonnenwechsel
nach 2, 3, 4 oder 5 Tagen) und kann sie bei Epidemien leicht desinfizieren und schnell beseitigen. Nach
vollendeter Einrichtung gewährt das Tonnensystem Verzinsung und Amortisation des Anlagekapitals; nur bei großen Städten kann
eine Ausnahme eintreten. Dagegen ist freilich die Erreichung dieser Vorteile teilweise abhängig von dem guten Willen der
Bewohner, resp. von der Durchführung der erforderlichen polizeilichen Vorschriften.
Ferner dürfen durch die Tonnen nur die menschlichen Exkremente aus Wohnung und Stadt entfernt werden, so daß für
Beseitigung aller übrigen Abfälle noch anderweitige Einrichtungen erforderlich sind, einfache Kanäle für die flüssigen
Abfälle und besonderes Abfuhrsystem für Asche, Küchenabfälle, Straßenkehricht, die übrigens mit den Exkrementen vorzüglichen
Kompost liefern. Große Bedenken erregt beim Tonnensystem das Abfallrohr, welches stets verunreinigt wird
und sich zu einem Herde der Verpestung für das ganze Haus gestalten kann. Der direkte Absatz der Exkremente an die Landwirtschaft erleidet
periodisch Stockungen, und man ist daher zur Magazinierung gezwungen. Bei Stuttgart
[* 42] und Dresden
[* 43] sind zu dem Zweck große, überwölbte
Reservoirs gebaut worden, an andern Orten werden die Exkremente außerhalb der Stadt mit Haus-, Straßenkehricht,
Asche, Torfabfällen kompostiert, und bei guter Beschaffenheit der Exkremente können sie auf Poudrette verarbeitet werden.
Um die Fäulnis der Exkremente in den Gruben oder Tonnen zu verhindern oder zu vermindern, hat Moule das Aufstreuen trockner Erde empfohlen
(Erdklosett). Nach Versuchen, die im Berliner
[* 44] Arbeitshaus angestellt wurden, sind 3,5 kg Erde pro Stuhlgang
erforderlich, und selbstverständlich hat die so erhaltene Masse nur geringen Dungwert. Für große Städte ist das Verfahren
wegen der bedeutenden Massen von Erde, die transportiert werden müssen, ganz unanwendbar; auf dem Land kann es in Ermangelung
von etwas Besserm als einigermaßen zweckentsprechend bezeichnet werden. An andern Orten, namentlich in
Rochdale, benutzt man in ähnlicher Weise gesiebte Steinkohlenasche, wobei so viel halbverbrannte Kohlen- und Koksstückchen
gewonnen werden, daß die Arbeit sich bezahlt macht.
Auch die hohe wasserbindende Kraft
[* 45] des Torfs hat man in ähnlicher Weise verwertet, und bei Anwendung einer
besonders geeigneten Sorte sollen 100 g desselben bei jedesmaligem Gebrauch genügen, so daß man eine bei weitem wertvollere
Masse erhält als bei Anwendung von Erde. Die Torfpoudrette bereitet bei der Abfuhr nicht die mindesten Unannehmlichkeiten.
Mehrfach sind Klosette
mit Mechanismus zu automatischem Aufstreuen von Torfpulver oder Desinfektionsmischungen konstruiert
worden, von denen aber manche nur bei sehr sorgfältiger Bedienung befriedigend funktionieren.
Wesentliche Vorzüge vor dem Tonnensystem besitzt das pneumatische oder Differenziersystem von Liernur, welches die Exkremente getrennt
von den sonstigen häuslichen Abfällen vermittelst Luftdrucks abführen will. Es sind hier also zwei Rohrsysteme erforderlich.
Das eine, für Haus-, Regenwasser etc., besteht aus glasierten Thonrohren und führt
auf kürzestem Weg in den Fluß. Das Wasser wird durch ein ganz seines Drahtnetz aus Messing filtriert, und eine eigenartige
Vorrichtung verhindert die Verstopfung desselben; für das klare Wasser aber genügen engere Rohre, während Einsteigeschächte,
Spülthüren, Stauvorrichtungen etc., wie sie bei der Kanalisation notwendig sind, überflüssig werden.
Das zweite Rohrsystem, aus eisernen Rohren, verbindet sämtliche Aborte und Pissoirs der Stadt mit Kesseln, welche von einer
Zentralstation aus luftleer gepumpt werden. Von einem solchen, 2 und mehr Kubikmeter fassenden Kessel laufen den Straßen des
betreffenden Stadtviertels entlang sogen. Hauptrohre, welche rechts und links nach den
Häusern hin mit Abzweigungen versehen sind, in welche die Fallrohre der Aborte einmünden. Sobald man nun den Hahn des Hauptrohrs
öffnet, wird durch den äußern Luftdruck der Abortinhalt in den Kessel gedrückt und gelangt von hier schließlich nach der
Zentralstation.
Dort sammelt man die Exkremente in Gruben, um sie in reinem Zustand an die Landwirte zu verkaufen, oder man verdampft
ihren Wassergehalt im luftverdünnten Raum, bis ein dicker Brei entsteht, den man durch langsam rotierende Bürsten auf mit
Dampf
[* 46] geheizte kupferne Walzen in dünnen Lagen aufträgt. Während die Walzen sich langsam umdrehen, trocknet die Masse und wird
durch eine andre kleine, mit Spitzen besetzte Walze, welche neben der großen Trockenwalze liegt, von dieser
abgelöst und in seines Pulver verwandelt.
Die auf diese Weise erhaltene Poudrette kann wie Guano in den Handel gebracht werden. Das Liernursche System ist in Amsterdam,
[* 47] Leiden
[* 48] und Dordrecht
[* 49] zur Ausführung gekommen. Es hat sich an dasselbe eine sehr lebhafte Agitation geknüpft,
und während es von der einen Seite als »das vollkommenste System der Städtereinigung« bezeichnet wird, urteilen andre sehr
viel weniger günstig. Vor dem Tonnensystem hat das Liernursche System den Vorzug, daß die Stoffe ohne Belästigung der Hausbewohner
und des Straßenverkehrs entfernt werden. Es teilt mit ihm die Luftverunreinigung, wenn es nicht mit
Wasserspülung versehen wird, und wenigstens in größern Städten die Notwendigkeit der Poudrettefabrikation; es steht ihm
nach in der Kostspieligkeit der Anlage und der Betriebsstörungen.
Der Betrieb soll sich für große Städte etwas billiger stellen als der des Tonnensystems, die Verwertung der erhaltenen Exkremente wird
aber wohl immer schwieriger sein als bei Tonnenabfuhr, da sich bei letzterer, wie die Erfahrung zeigt, ein übermäßiger
Wasserzusatz leichter vermeiden läßt. Das von dem Thonrohrsystem gelieferte Wasser enthält stark fäulnisfähige Küchenabfälle
und stets auch Harn, so daß ein prinzipieller Unterschied zwischen demselben und dem des Schwemmsystems nicht besteht.
Man wird es also auch wie letzteres behandeln müssen, wenn nicht ein großer Fluß auf kürzestem Weg erreichbar ist, welcher
das Wasser ohne Schaden aufnehmen kann. Liernur will dies Wasser zur Berieselung benutzen, die ganz
¶
mehr
nach Art der bekannten und viel geübten Bachwasserrieselung einzurichten ist. Wo der Boden sich hierzu nicht eignet und große
Wasserläufe nicht vorhanden sind, wendet Liernur Koksfilter an, die ähnlich den Filterbecken der Wasserwerke angelegt werden.
Das verunreinigte Filtermaterial wird zur Heizung
[* 51] der Kessel auf der Pumpstation benutzt.
Einen wesentlichen Fortschritt scheint das von Berlier in Paris
[* 52] durchgeführte System zu bezeichnen. Berlier
läßt die unterirdische Kanalisation der städtischen Straßen für Regen- und Hauswasser nach erprobter Art bestehen und beschränkt
sein System ausschließlich auf die Abtrittsstoffe. Das Rohrnetz besteht aus Rohren von 10-40 cmDurchmesser. An die Straßenrohre
schließen sich die Zweigrohre nach den Häusern nach Art der Gas- und Wasserleitungen an. Jedes Zweigrohr
endigt im Keller des Hauses in demjenigen kleinen Raum, welcher die Stelle der Abtrittsgrube vertritt.
Hier stehen zwei gußeiserne Gefäße, ein würfelförmiges (der Aufnehmer) unter dem Fallrohr der Aborte und ein cylindrisches
(der Entleerer), an dessen zugespitztem Boden das Zweigrohr des pneumatischen Rohrnetzes befestigt ist.
Beide Gefäße sind am Boden durch ein Rohr verbunden. Der Aufnehmer soll alle fremden Körper zurückhalten, welche zufällig
oder absichtlich den Weg in den Abortstrichter genommen haben, und enthält zu dem Zweck einen Drahtkorb mit geringer Maschenweite,
welcher nur die Flüssigkeiten und die Exkremente hindurchläßt.
Diese verteilen sich alsbald in den auf gleicher Höhe stehenden Entleerer, der für gewöhnlich in seinem untern konischen
Ende durch eine Kautschukkugel gegen das Ableitungsrohr verschlossen ist. Die Kautschukkugel ist mittels eines Eisenstifts
an einem ballonartigen, den größten Teil des Entleerers einnehmenden Schwimmer befestigt, dessen Bewegung durch eine
senkrechte Achse geleitet wird. Hat nun die flüssige Masse in dem Entleerer einen gewissen Stand erreicht, so hebt sie denSchwimmer
und mit ihm das Kugelventil, welches das luftverdünnte Abführungsrohr öffnet. In demselben Augenblick stürzt die Flüssigkeit
unter dem Überdruck der äußern Luft in das Rohr und zieht die in dem Drahtkorb noch haftenden Papiere
etc. mit sich hinab.
Der Schwimmer fällt dann sofort zurück, um die Öffnung wieder zu verschließen, während sich die Fäkalmassen in dem
Rohrnetz nach der Pumpstation fortbewegen. Diese Entleerung wiederholt sich selbstthätig so oft, wie die Abfallstoffe die
Schwimmlinie des Apparats erreichen, und bei zahlreichen Abschlüssen ist daher die Expedition in dem Rohrnetz
eine beständige. Irgend eine Stellung von Hähnen oder sonstige menschliche Nachhilfe findet nicht statt, nur der Drahtkorb
muß ab und zu revidiert werden, um fremde Körper, welche er zurückhält, zu beseitigen.
Auch ist ratsam, ihn wöchentlich einige Male in Umdrehung zu versetzen, zu welchem Zweck auf die bewegliche
senkrechte Achse desselben ein kleines konisches Getriebe,
[* 53] dessen Welle mittels Stopfbüchse
[* 54] durch die Gefäßwandung tritt,
mit Handkurbel aufgesetzt ist. Berlier empfiehlt noch, ein enges Aspirationsrohr vom pneumatischen Rohrnetz bis ins Innere
des Abtrittstrichters zu führen, um die bei der Sitzung sich entwickelnden Gase abzusaugen. Außerdem
erscheinen Klappen- und Wasserverschlüsse erforderlich, um Ausdünstungen aus dem Aufnehmer von den Wohnungen fern zu halten.
Wie an das Liernursche System und zum großen Teil in direktem Gegensatz zu demselben, hat sich auch an das Schwemmkanalsystem
eine lebhafte Streitführung geknüpft; auch hier
gibt es zwei Parteien, von denen die eine die Kanalisation
weit über alle übrigen Systeme stellt, während die andre so viele Mängel an derselben entdeckt, daß sie die Durchführung
dieser allerdings sehr kostspieligen Anlage als eine großartige Verirrung bezeichnet. Erst langjährige Erfahrungen werden
endgültig über den Wert der verschiedenen Systeme entscheiden.
Über die Einrichtung der Kanalisation s. d. Der Inhalt der Kanäle wird bei der Kanalisation verschieden
behandelt. Bisweilen gelangt er direkt in die Flüsse, und diese Methode bietet jedenfalls die bedeutendsten Angriffspunkte
dar, weil sie eine große Vergeudung von Dungstoffen und eine verderbliche Verunreinigung der Wasserläufe herbeiführt.
Man hat daher auch versucht, die Kanalwasser in irgend einer Weise zu verwerten, und zu diesem Zweck Filtriervorrichtungen
und Chemikalien vorgeschlagen.
Erstere sollten die Kanalwasser reinigen, die unlöslichen Stoffe zurückhalten, die gelösten oxydieren, und durch Chemikalien
(Kalk-, Eisen-, Thonerdeverbindungen etc.) wollte man die wertvollen Bestandteile der Kanalwasser fällen und letztere zugleich
so weit reinigen, daß sie nunmehr ohne Gefahr in die Flüsse geleitet werden könnten. Alle diese Versuche
müssen als mißlangen betrachtet werden. Die Fällungsmethoden gewinnen höchstens die Phosphorsäure, aber nur einen kleinen
Teil des landwirtschaftlich wertvollen Stickstoffs und Kalis; sie werden daher auch nirgends die Kosten decken können; die
durch diese Fällungen erzielte Reinigung des Kanalwassers ist durchaus ungenügend.
Ein befriedigendes Resultat in Bezug auf Reinigung des Kanalwassers wird erreicht, wenn man dasselbe in absteigender Richtung
durch Sand filtriert und in kurzen Zwischenräumen aufgibt, so daß die atmosphärische Luft in die Poren des Filtriermaterials
eindringen und die organischen Substanzen oxydieren kann. Hierbei kann aber 1 cbm Filtermaterial nur 33 Lit.
Flüssigkeit in 24 Stunden reinigen, der gesamte Düngerwert geht verloren, und wahrscheinlich wird die als Filter benutzte
Bodenfläche, da sie keine Vegetation zu tragen im stande ist, unagenehme Gerüche entwickeln.
Viel bedeutsamer ist dagegen die Benutzung der Kanalwasser zur Berieselung von Feldern, auf welchen Gemüse, Futter- u. Handelspflanzen,
Gras etc. gebaut werden (vgl. Kanalisation und Rieselfelder). Auch diese Methode bietet manche Schwierigkeiten
dar, und es werden noch reichliche Erfahrungen gesammelt werden müssen, bis sie unter allen Verhältnissen befriedigende
Resultate gibt. Sie sichert aber eine gute Ausnutzung der Exkremente zu landwirtschaftlichen Zwecken und genügt auch in Verbindung
mit den übrigen Einrichtungen der Kanalisation den Anforderungen der Gesundheitspflege, indem sie die
sämtlichen menschlichen Abfallstoffe in kürzester Zeit beseitigt und unschädlich macht. Können die durch Abfuhr aus Gruben
oder Tonnen aus der Stadt entfernten Exkremente nicht direkt von der Landwirtschaft verwertet werden, so verarbeitet man sie, um sie
transportfähiger zu machen, auf Poudrette (s. d.).
Mehrfach hat man versucht, die Exkremente auf Leuchtgas
[* 55] zu verarbeiten. Es werden dabei kleine Retorten angewandt, in welche man alle
15-20 Minuten 2-3 kg Exkremente bringt. Die Ausbeute beträgt 7,8-9 cbmLeuchtgas aus 100 kg Exkrementen bei einem Aufwand von 50 kg
Kohle. Die Verhältnisse gestalten sich sehr ungünstig, weil große MengenWasser zu verdampfen sind, die
wieder in riesigen Kühlapparaten kondensiert werden müssen. Das Gas ist schlechter und teurer als Steinkohlengas und bei großem
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